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Putz(t)raum

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03.04.2016
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Putz(t)raum

(Die Wandtür)

Gedankenversunken rieb sie sich ihre rechte Hand. Schon seit Stunden schrubbte sie Fenster, Böden und Türen. Sie ärgerte sich, dass sie beim Streichen der Wände darauf verzichtet hatte, alles abzudecken. Mit einem Holzspieß rückte sie den getrockneten Farbspritzern auf dem unebenen Furnier des Türblattes zu Leibe, als ein stechender Schmerz in der Ferse sie aus den Gedanken riss. Reflexartig schlug sie - ins Leere. Die Bewegung riss sie herum und noch ehe sie begriffen hatte, dass ihr Kater nach seiner Attacke längst in Deckung gegangen war, stolperte sie über den Putzeimer. Sie griff nach der Türklinke, um den Sturz noch abzuwenden. Doch die Tür schwang mit einem Ruck in ihre Richtung, was sie vollends von den Füßen riss.

Mit einem wütenden: “Karl-Friedrich!“, prallte sie zunächst hart auf die angrenzende Wand und landete dann auf dem Hinterteil. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt sie sich die Schulter, mit der sie aufgeschlagen war und sah sich nach dem Malheur um. Sie befand sich inmitten einer Pfütze Putzwasser, zwei grüne Augen blitzten unter dem Sofa hervor.

„Du altes Mistvieh, hoffentlich hast du dich genauso erschreckt!“
Schwerfällig raffte sie sich auf, um einen Aufnehmer zu holen. Als sie zurückkam und die Tür schloss, die noch von ihrem Sturz offenstand, hielt sie verdutzt inne. Der Blick war nun frei auf die Zimmerecke. Auf der linken Seite befand sich die Tür, auf der rechten eine bis vor wenigen Minuten unversehrte Wand. Allerdings war dort nun ein dunkler Strich zu sehen. Verärgert ging sie auf die Wand zu, den Lappen achtlos in die Pfütze werfend und untersuchte die Stelle.

Sie war sich sicher, dass sie zwar hart auf die Wand aufgeschlagen war, aber eigentlich hätte sich dort höchstens ein dunkler Schatten von ihrem schwarzen Shirt befinden dürfen. Aber dort war eine Art Riss zu sehen. Genauer betrachtet kam es einem sehr niedrigen Türspalt verdächtig nahe. Die dunkle Linie umrahmte ein Rechteck, etwa einen Meter hoch und fünfzig Zentimeter breit. Sie tastete den Spalt ab und drückte vorsichtig auf die leicht vertiefte Fläche, woraufhin sich die Wandtür langsam einen Spalt öffnete. Sie kniete sich hin, um vorsichtig in die entstandene Öffnung zu blicken und konnte kaum glauben, was sie sah.

Es war ein zusätzliches Zimmer. Mit keinem Wort hatte der Vermieter einen weiteren Raum erwähnt und auch auf den Grundrissen war nichts verzeichnet. Genau genommen hatte sie sogar die Wohnung vollständig vermessen. Es gab keinen Zweifel: Hier durfte nichts außer einer Wand sein. Tatsächlich war dies sogar eine Außenwand, was sie sich, vollends verwirrt, mit einem Blick auf das nahegelegene Fenster in eben dieser Wand selbst bestätigte. Wenn man durch das Fenster blickte, konnte man den kleinen Gemeinschaftsgarten und die umliegenden Häuser sehen; das Gebäude hatte einen einfachen, rechteckigen Grundriss und es gab keinerlei Anbauten. Ausgeschlossen, dass sie sich irrte. Wenn jemand ein Loch in diese Wand geschlagen hätte, er wäre ganz sicher Gefahr gelaufen, vier Stockwerke in die Tiefe zu stürzen.

‚Vielleicht solltest du dich doch eiliger in psychologische Hilfe begeben, als du immer dachtest‘, zweifelte sie an ihrem Verstand. ‚Das kann einfach nicht sein, du spinnst einfach‘, und mit diesem Gedanken griff sie wie benebelt nach dem Aufnehmer und wischte das Wasser vom Boden, zum Schluss holte sie einen weiteren trockenen Lappen. Als sie zurückkam, hatte sich Karl-Friedrich schon wieder aus seinem Versteck hervorgetraut und spazierte nun neugierig auf die Wandöffnung zu.

‚Hm, er sieht sie also auch, verlieren wir jetzt parallel den Verstand?‘ Nachdenklich hockte sie sich neben den Kater. Er zögerte nur kurz und war schon im Türspalt verschwunden, ehe sie ihn zurückhalten konnte. Eilig folgte sie ihm und fand sich in einem großen Raum wieder, beinahe so groß wie ihre gesamte Wohnung. Direkt gegenüber der Tür stand ein einladendes Sofa, davor ein kleiner Tisch. Auf der rechten Seite befand sich ein großer Schreibtisch, wie sie ihn sich immer gewünscht hatte, ein hochwertiger dunkelbrauner Ledersessel direkt davor. Wirklich in den Bann zogen sie allerdings die Wände, die vollständig aus Bücherregalen zu bestehen schienen.

Erst jetzt fiel ihr auch auf, wie weit sich der Raum nach rechts erstreckte. Sicherlich drei oder vier Meter. ‚Müsste dort nicht das Fenster sein?‘ Sie zog den Kopf wieder zurück, blickte an der Wand des Wohnzimmers entlang und auf dieser Seite war das Fenster keine zwei Meter von der Wandtür entfernt. In der Bibliothek hingegen gab es kein einziges Fenster. Sie schüttelte den Kopf, rieb sich die Augen und wandte sich wieder dem geheimnisvollen Raum zu.

Als sie den Kater endlich erreichte – er hatte an Tempo zugelegt, als er bemerkte, dass sie ihm folgte – griff sie unter seinen Bauch, hob ihn hoch und drückte ihn an ihre Brust. Den Kater streichelnd, wohl mehr um sich selbst, als den Kater, zu beruhigen, sah sie sich nun weiter um.

Zunächst noch etwas unsicher, ließ sie sich dann doch schwer atmend auf das Sofa fallen. Auch an der Wand, die sie bisher nicht hatte sehen können, türmten sich die Bücher in den Regalen. Wie lange hatte sie sich eine solch reich bestückte Bibliothek gewünscht. All ihre Träume schienen hier in Erfüllung zu gehen. Nie im Leben hätte sie sich ein solches Hobbyzimmer mit ihrem mickrigen Gehalt leisten können.

Der Kater hatte inzwischen ebenfalls begonnen, den Raum genauer zu inspizieren. Gleich neben dem Schreibtisch hatte er mit traumwandlerischer Sicherheit einen Fressnapf entdeckt, gefüllt mit seinem Lieblingsfutter.

Was mochte das hier bloß für ein eigenartiger Raum sein, fragte sie sich. Wer hatte ihn angelegt, wie konnte es ihn überhaupt geben, warum hatten sie die Wandtür nicht bei der Renovierung längst entdeckt und warum hatte der Erbauer exakt die gleichen Vorlieben wie sie. Vom Sofa aus konnte sie einige Buchtitel erkennen und es schien, als wären hier all ihre Lieblingsbücher und dazu noch unzählige weitere versammelt, die sie immer vorgehabt hatte zu lesen und doch nie die Zeit gefunden hatte. Ihr war immer noch etwas unheimlich zumute, ihr Puls raste, ihre Hände schwitzten, doch langsam löste sich die Anspannung. Noch immer war sie sich nicht sicher, ob sie nicht träumte. Vielleicht hatte sie sich den Kopf und nicht die Schulter an der Wand angeschlagen und lag ohnmächtig im Putzwasser.

Noch eine ganze Weile inspizierte sie den Raum bis in den kleinsten Winkel. Schließlich machte sie es sich mit einem Stapel Bücher auf der Couch gemütlich. Sie blätterte begeistert in den Büchern, den Kater, der es sich mittlerweile neben ihr auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte, kraulend.

Mittlerweile mussten Stunden vergangen sein. Erschrocken bemerkte sie, dass ihr Freund bald von der Arbeit heimkommen musste. Es gab weit und breit keine Uhr und so raffte sie sich widerwillig auf, um in ihre winzige Wohnung zu gehen und dort nachzuschauen. Im Gehen überlegte sie, wie begeistert ihr Freund sein würde, wenn sie ihm von diesem Raum erzählte. Sie malte sich sein verdutztes Gesicht aus, wenn sie ihm die Tür zeigte und seinen Blick, wenn er erst die riesige Bibliothek betrat. Zwar interessierten ihn Bücher nicht besonders, aber diese Entdeckung musste ihn trotzdem begeistern.

Im Wohnzimmer angekommen stockte sie erneut. Elf Uhr. Eigenartig, sie war sich vollkommen sicher, dass sie gegen halb elf begonnen hatte, die Tür zu schrubben. Nun war sie seit Stunden in diesem Zimmer und es waren kaum mehr als ein paar Minuten vergangen. Sie rieb sich die Augen, doch es blieb dabei. Schwankend ging sie ins Badezimmer, das sie nach den vielen Stunden dringend aufsuchen musste. Zurück im Wohnzimmer stellte sie mit einem kurzen Blick auf die Uhr fest, dass sie nur wenige Minuten fort gewesen war. Die eigenartige Lücke in der Zeit schien also nur in der Bibliothek zu existieren.

Mittlerweile war sie sich nicht mehr sicher, ob sie ihrem Freund von dem Raum erzählen wollte. Lieber wäre es ihr, sie könnte das Geheimnis für sich behalten. Also wandte sie sich wieder der neuen Tür zu, die sie in ihr Traumreich zurückbringen sollte.

Doch die Tür war verschwunden. Die Wand vor ihr war unversehrt, wie sie es vor dem kleinen Unfall gewesen war. Panisch begann sie die Wand abzutasten und zu drücken. Zum Schluss kratzte sie verzweifelt mit den Fingernägeln auf der Tapete. Doch es blieb dabei, dort war keine Tür. Plötzlich fiel ihr der Kater ein, der in der Bibliothek geblieben war.

Panisch rief sie: „Karl-Friedrich! Karl-Friedrich, bist du da drin?“
Da fühlte sie etwas Warmes und Weiches. Karl-Friedrich strich ihr wieder einmal um die Beine und sah sie neugierig an. Sie strich ihm über den Rücken, hob ihn hoch und drückte ihn an ihre Brust.

Noch eine Weile stand sie so da, betrachtete die Wand, genoss die Wärme des Katers und fühlte seinen Herzschlag, bis sie sein Zappeln nicht mehr ignorieren konnte. Sie setzte ihn ab und hielt gebückt inne. Direkt vor ihr, bis eben vom Tisch verdeckt, lag das Buch, das sie soeben in dem geheimnisvollen Zimmer gelesen hatte.

 
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Hallo liebe Rotmeise!
Jetzt habe ich gerade meinen Senf zu deiner ersten Geschichte abgegeben und nach mehr verlangt und schon stoße ich auf deine nächste. :)
Ich finde, dass dir diese Kurzgeschichte wirklich gut gelungen ist. Sie ist natürlich wesentlich umfangreicher, was sich (positiv) bemerkbar macht. Du beschreibst Situationen und Gedankengänge recht ausführlich, sodass ich mir als Leser ein gutes Bild machen kann. Es lässt sich außerdem flüssig lesen und ist spannend geschrieben. Man möchte wissen, was es denn nun mit dem Raum auf sich hat. Und genau da ist für mich der Knackpunkt...
Ich mag offene Enden, aber deines lässt mich doch etwas enttäuscht zurück. Ich vermisse einen kleinen "Twist", der das Ganze nicht unbedingt aufklärt, aber mich zumindest irgendwie anheizt. Zum Beispiel hätte sie

einen Gegenstand aus dem Raum, wie dem Feuerzeug, wiederfinden können oder irgendetwas, was mir als Leser einen anderen Schluss angeboten hätte, als die Feststellung "Ok, sie ist offensichtlich wirklich einfach verrückt, was weder an dem Sturz noch an den scharfen Putzmitteln liegt."
Das lässt das Ganze natürlich etwas undurchdacht wirken. Oder bin ich einfach nur schon etwas müde und mir ist was entgangen??
An sich gefällt mir deine Geschichte aber wie gesagt gut und man merkt eine deutliche Steigerung zum vorherigen Text. Mich würde daher nur mal so am Rande interessieren, in welchem zeitlichen Abstand sie entstanden sind und/oder ob "Fantasy" eher deiner Leidenschaft entspricht. :)

So, zu guter Letzt kommt noch die Krümelkackerei:

Ein warmes weiches Gefühl an ihrem Bein unterbrach ihre Gedanken.
-> ohne Komma

Nachdem sie ihn ein weiteres Mal verscheucht hatte,...
-> statt "weiteres Male"

...die Augen des Katers blitzten unter dem Sofa zu ihr herüber.

Nachdenklich hockte sie sich neben den Kater auf den Boden vor den Spalt. Die schwarz-weiß gefleckte Katze war sich nun wohl doch nicht mehr so sicher, dass sie einfach in den Raum hinter dem Spalt marschieren wollte. Etwas schien den Kater abzuhalten und auch sie wäre am liebsten wieder gegangen.
-> Das ist für meinen Geschmack einfach ein bisschen zu viel Katze und Kater und dann auch noch beides gleichzetig. :)

„Was meinst du, Karl-Friedrich, können wir uns trauen nachzuschauen, was auf der anderen Seite ist?“, fragte ich den Kater.
-> Das ist der nächste Satz und beinhaltet schon wieder Kater UND er ist plötzlich in der Ich-Form.

Er blickte sie kurz an und sah dann wieder in Richtung der Wandtür.
-> war im Präsens und der Ich-Form

An der rechten Wand befand sich ein großer Schreibtisch, wie sie ihn sich schon immer gewünscht hatte, mit einem teuer aussehenden dunkel braunen Ledersessel davor.

Sie schüttelte den Kopf, rieb sich die Augen und wandte sich wieder dem Raum zu und sah gerade noch wie der Kater in der Tür verschwand.
-> hier ist nicht das Wenden im Sinne von umkehren oder umdrehen gemeint

Erstaunlicherweise schien es auch überhaupt nicht stickig zu werden. Der Qualm zog ab, als hätte jemand eine Abzugsanlage eingebaut.
-> "als wenn" gibt es so nicht

Es standen alle Zutaten bereit: Geschirr und Besteck,..

Als sie im Wohnzimmer stand und auf die Uhr sah, stockte sie erneut. Elf Uhr. Eigenartig, sie war sich vollkommen sicher, dass sie kurz bevor sie die Tür begonnen hatte zu schrubben, auf die Uhr gesehen hatte und es halb elf war.
-> Vielleicht lässt sich auch hier das Wort Uhr noch ersetzen?

Schwankend ging sie ins Badezimmer, das sie nach den vielen Stunden dringend aufsuchen musste.

Sie nahm noch eine Dusche, nachdem sie bemerkte, dass sie noch immer ihre verdreckten Putzsachen trug.

Die Zeit war ganz normal vergangen, als sie sich frisch gemacht hatte.

Also wandte sie sich wieder der Ecke mit der Tür zu,...

Zum Schluss kratzte sie verzweifelt mit den Fingernägeln auf der Tapete.

Plötzlich fiel ihr der Kater ein, der in der Bibliothek geblieben war. Panisch rief sie nach der Katze. „Karl-Friedrich! Karl-Friedrich, bist du da drin?“ Da fühlte sie etwas Warmes und Weiches an ihrem Bein. Karl-Friedrich strich ihr um die Beine und sah sie neugierig an. Sie streichelte den Kater, hob ihn hoch und drückte ihn an ihre Brust.
„Ach, Karl-Friedrich“,...
-> Auch wieder ein bisschen viele Wiederholungen (auch in den folgenden Sätzen).

Sorry für so viel Text. Ich hoffe, das hilft dir weiter!

Ganz herzliche Grüße
Vulgarisatrice ❤

 

Hallo Rotmeise,

also mir gefällt der Text ziemlich gut. Schön geschildert, was sie da eigentlich tut - und wie langweilig und mühselig das ist. Dieser ganze beschissene Alltag mitsamt des nervenden Katers. Tja - und dann dieses Moment in der Wand. Hach, ich dachte wirklich, das Ganze wird zur wochenlangen Story und sie wird in dem Räumchen zur Literatin oder sonstwas. Insofern lässt mich das Ende schon etwas beklommen zurück. Aber nur etwas. Denn es ist eben eine KG und kein Auftakt zu 'ner langen Fantasystory mit Ausschweifungen und Trallala.

Ich bin schon gespannt auf weitere Geschichten von Dir! :)

LG
Die Schleife (ich schreib das jetzt immer drunter, damit mich ja keiner mehr mit "der" betitelt!)

 
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Liebe Rotmeise,

von der Grundidee gefällt mir dein Text gut: Eine Frau mit Putzfimmel findet einen Raum, in dem sie sich wiederfindet mit all den Dingen, die ihrem Leben früher einen Sinn gaben. Das hast du schon sehr gut überlegt. Mit der Ausführung habe ich ein paar Probleme. Ich gehe mal der Reihe nach:

Zeichensetzung:
Du solltest dir da unbedingt noch mal anschauen, wann man ein Komma vor dem Infinitiv mit zu setzt. Ein Beispiel:

aber es fiel ihr schwerK anders zu handeln.
Schau mal hier:
http://www.canoo.net/services/Germa...PartAdjInf.html#Anchor-Infinitivgruppen-49575
Dort findest du auch die Kommaregeln bei der Trennung von Haupt- und Nebensatz.
Du hast einen sehr langen Text geschrieben und dementsprechend gibt es einige dieser Kommafehler. Es lohnt sich, da noch einmal nachzuschauen – auch für deine anderen Texte.

Daneben haben mich ein paar sprachliche Sachen gestört. Manches mag dir ein wenig pedantisch vorkommen. Aber es ist einiges dabei, was dir u.U. bei deinen nächsten Texten helfen kann. Lass es dir mal durch den Kopf gehen.

Alles musste schnell gehen. Und nachdem sie tagelang die Wohnung zum Einzug gestrichen (hatten) und jeden Winkel vom Dreck der Vorbewohner bereinigt hatten …
Einmal hatten reicht.

als sie ein erschrockenes, herzzerreißend gequältes „Mau“, begleitet von einem Poltern und davonpreschenden Katzenpfoten aus den Gedanken riss.
Also, ich habe ja selber eine Katze. Und wenn die ‚herzzerreißende, gequälte Töne von sich gibt, so höre ich nicht nur ein ‚Mau’.
Und auch den Ausdruck ‚davonpreschen’ finde ich hier nicht wirklich passend. Du benennst hier Geräusche. Das Davonpreschen ist für sich genommen kein Geräusch. Das Poltern wird nicht von ihm begleitet. Überleg mal, was du genau sagen möchtest.

Als sie wieder zurückkam und die Tür wieder schloss, die noch von ihrem Sturz offenstand,
Ich finde, dass hier beide ‚wieder’ überflüssig sind, sie stecken ja schon im ‚zurückkam’.

In der Ecke, an deren einer Seite sich die Tür, die sie gerade geputzt hatte, befand, war auf der anderen Wand ein dunkler Strich zu sehen.
Ein sehr unglücklicher Satz, mach zwei draus und vereinfache ihn.
Schließlich dürfte ihr ausgewaschenes Putz-Shirt nicht mehr die Spur Farbe abgeben.
’die Spur Farbe’ ist sehr umgangssprachlich. Warum schreibst du nicht einfach ‚keine Farbe’?

Etwa einen Meter zwanzig hoch und vielleicht fünfzig Zentimeter breit war dort eine dunkle Linie zu erkennen, daneben ein Schatten, wie ein Knick.
‚wie ein Knick’ ist nichts, was ich mir vorstellen kann. Ein Knick bezieht sich immer auf etwas: z.B. kann Papier geknickt sein.

Es sah wirklich wie eine Art Tür aus.
‚Art’ finde ich hier auch überflüssig.

woraufhin sich die Wandtür langsam nach innen schwingend einen Spalt öffnete.
Auch dieses ‚nach innen schwingend’ löst bei mir die Vorstellung von etwas Schnellem aus und steht damit im Gegensatz zu ‚langsam’. Ich würde es weglassen.

Dort war definitiv ein zusätzliches Zimmer.
‚definitiv’ ist sehr umgangssprachlich. Weg damit.

Es gab keinen Zweifel: hier (Hier) dürfte (durfte) nichts außer einer Wand sein.
Nach dem Doppelpunkt folgt ein ganzer Satz.
‚dürfte’ ist Konjunktiv, aber du meinst doch, dass da nichts sein darf.

Hier dürfte nichts weiter sein(,) als eine Außenwand; Tapete, dahinter ein paar Zentimeter Stein, vermutlich eine Luftschicht und dann eine Schicht Klinker. Keine Chance, dass sie sich irrte. Es gab auch definitiv keinen Versprung in der Außenwand.
Hier müsstest du noch einmal genau deine Beschreibung überprüfen. Es durfte keine Außenwand sein, aber die Tapete usw. gab es doch.
definitiv s.o.
‚Versprung’ – Meinst du 'Vorsprung'?

Der Raum wirkte gemütlich, aber dabei hell ausgeleuchtet.
Warum ‚aber’?

dunkelbraun

Das Beste waren allerdings die Wände, die komplett mit Bücherregalen bedeckt waren.
‚bedecken’ hat etwas mit ‚Decke’ zu tun. ‚zugestellt’ würde mir hier besser gefallen.

so dass man auch die höheren Fächer bequem erreichen konnte und alle Fächer waren prall mit Büchern gefüllt.
Dieses ‚und’ würde ich weglassen. Lieber ein Komma oder einen Punkt setzen.

und ja, tatsächlich, das Fenster war keine zwei Meter von der Wandtür entfernt.
Später schreibst du:
dass es im gesamten Raum kein einziges Fenster gab
Was denn jetzt?

„Karl-Friedrich“, flüsterte sie, „komm zurück!“(,) Und(und) fragte sich gleichzeitig, warum sie eigentlich flüsterte,
Nie im Leben hätte sie sich ein solches Hobbyzimmer mit ihrem mickrigen Gehalt jemals leisten können.
Eins reicht: entweder ‚nie im Leben’ oder ‚jemals’.


als wären hier all ihre Lieblingsbücher und dazu noch unzählige weitere versammelt (zu sein),
'zu sein' weg.

Ja, es war alles beim Alten, nur dass diese eigenartige Tür in mein (ihr) Traumzimmer noch immer dort war.
Du wechselst in deinem Text an ein oder zwei Stellen von der ‚sie-Form’ in die ‚Ich-Form’. Kann es sein, dass du deinen Text zuerst in der ‚Ich-Form’ geschrieben hattest? Geh ihn noch mal darauf durch.

wenn sie ihm die Tür zeigte und seinen B(l)ick,
aber diese Entdeckung musste ihn trotzdem aus den Socken hauen.
Das ist nicht deine Sprachebene.

sie war sich vollkommen sicher, dass sieK kurz bevor sie die Tür begonnen hatte zu schrubben,
zu schrubben begonnen hatte,…

So, das war jetzt sehr ausführlich. Vielleicht kannst du das eine oder andere davon gebrauchen.

Und noch etwas: Ich würde an manchen Stellen verknappen. Überlege noch einmal, was du in den Mittelpunkt deines Textes stellen möchtest. Du verbindest hier ja den Putzzwang deiner Protagonistin mit der Konfrontation all dessen, was sie in ihrem realen Leben vermisst, was ihr früher einmal wichtig war. Unklar bleibt (mir), ob ihr Putzzwang das Resultat dieses Verzichtes ist. So stehen letztendlich das Putzen und das Zimmer nebeneinander.

Trotz der vielen Anmerkungen ist dir mMn eine gute Geschichte gelungen, die es wert wäre, noch einmal genauer überdacht und überarbeitet zu werden.

Liebe Rotmeise, ich begrüße dich bei den Wortkriegern.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo Rotmeise,

gerne habe ich deine Geschichte gelesen. Den Putzteil am Anfang fand ich für meinen Geschmack etwas zu langatmig. Wie Barnhelm fehlt mir die Verbindung zwischen Putzzwang in der ersten KG-Hälfte und den erstrebenswerten Hobbies aus der Vergangenheit der Frau in der zweiten. Wie Vulgarisatrice fände ich es gut, wenn es ein offenes Ende gäben könnte, in Form eines kleinen Details, dass einen grübeln lässt, ob der Raum nicht vielleicht doch echt sein könnte; ja man wünscht es sich geradezu, der Raum möge echt sein. Dieses Zimmer erinnert mich an Harry Potter, wo es auch so einen ähnlichen Raum gibt, und irgendwie wünschen wir uns alle glaube ich so einen zauberhaft tollen Ort, um vom müdemachenden Alltag zu entfliehen. Und da ich es irgendwo schon mal so ähnlich gehört habe, wünsche ich mir, dass du noch mehr aus dem Raum machst. Zum Beispiel könnte er einige Geheimnisse beinhalten oder einen geheimen Bewohner oder so. Aber das würde den Rahmen für eine KG vielleicht schon wieder sprengen. So weit meine Gedankengänge. Achja, ein paar Rechtschreibfehler sind mir aufgefallen wie der "Laptop" noch recht am Anfang und ein paar Kommafehler, abgesehen von einem, wie ich finde, schönen Sprachstil.

Liebe Grüße,

Chico

 
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Hallo Vulgarisatrice,
schön, dass du auch diese KG entdeckt hast und ich deine Erwartungen erfreulicherweise nicht völlig enttäuscht habe.
Die Fehler, die du entdeckt hast, werde ich natürlich korrigieren.

Zum Schluss meiner KG:
Dass dir das Ende zu offen war, ist schade, aber verständlich. Es liegt vermutlich daran, dass ich mir bis zum Schuss selbst nicht ganz sicher war, wie es denn nun enden soll. Zunächst war geplant, dass sie den Raum häufiger besucht und da hatte ich auch schon die ein oder andere Idee, wie es weitergehen könnte. Allerdings habe ich erst beim Schreiben bemerkt, dass meine KG schon recht umfangreich wurde und habe mich dann zugunsten des offenen Endes anders entschieden, was mir persönlich auch sehr gut gefiel. Die Ideen sind aber noch da, und vielleicht nutze ich sie zu einem späteren Zeitpunkt um die Geschichte noch weiter auszubauen.

Zwischen den beiden KG, die ich hier bisher eingestellt habe, liegen übrigens 2-3 Wochen. Das Fieber hat mich gerade ziemlich gepackt, daher „trainiere“ ich ziemlich viel ;-) Es freut mich sehr, dass du bereits eine Steigerung feststellen konntest. Die Geschichten sind aber auch einfach sehr unterschiedlich – ich bin wohl noch im Probiermodus.


Hallo Alltagsschleife,
schön, dass auch dir die Geschichte gefallen hat.
Auch du bemängelst das Ende, das habe ich bereits in meiner Antwort an Vulgarisatrice erklärt. Wie du ja auch schon festgestellt hast: es wäre einfach zu viel Stoff für eine KG – da würde ich mir keine Hoffnungen mehr machen, dass jemand hier im Forum dranbleibt (vor allem bei einem blutigen Anfänger wie mir). Vielleicht krame ich diese KG aber mit etwas mehr Erfahrung noch einmal hervor und mache mich dann an eine ausführlichere Ausarbeitung.


Hallo barnhelm,
danke erstmal für deinen sehr ausführlichen Kommentar.
Dass ich tatsächlich so viele Fehler und Wiederholungen eingebaut habe – das ist mir richtig unangenehm, weil ich auf solche Dinge eigentlich Wert lege. Daher werde ich mich auch, sobald ich die Zeit finde (leider bin ich gerade etwas eingespannt), an die Überarbeitung machen. Übrigens finde ich deine Hinweise keinesfalls pedantisch. Da ich noch ganz am Anfang stehe, bin ich neugierig und offen für jede Kritik und jeden Tipp – immer her damit!


Hallo Chico1989,
es wiederholt sich ein wenig, daher kürze ich mal ein wenig ab. Den Zusammenhang werde ich, wie ich barnhelm schon antwortete, besser hervorheben. Da gebe ich euch beiden Recht, das kommt nicht so gut raus.
Zum Ende habe ich mich ja ebenfalls bereits mehrfach geäußert.
Danke aber auch dir für dein Feedback und es freut mich, dass dir mein Schreibstil gefällt. An den Fehlern werde ich arbeiten! ;-)

Gruß,
Rotmeise

 
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Nachtrag: die Fehler haben mir keine Ruhe gelassen, daher habe ich den Text nun korrigiert und noch etwas überarbeitet. Ein paar Anmerkungen haben sich noch ergeben, aber dazu später mehr.

Gruß,
Rotmeise

 

Hej Rotmeise,

den Titel deiner Geschichte habe ich tagelang "verscrollt", weil ich ihn einfach nicht ansprechend finde, schon gar nicht mit der Klammer.

Es wäre schade gewesen, wenn ich ich sie daraufhin nicht gelesen hätte, tat es dann aus Neugierde doch noch. Denn die Idee ist sehr schön. Ich erfahre im Laufe der Geschichte so dies und das über die Protagonistin, vor allem über ihre Vorlieben, ihre Träume, die Dinge, die man liebt und vernachlässigt. Ich kann mich mit ihr identifizieren, was ja nicht schaden kann. ;)

Bedauerlich ist es, dass nichts daraus folgt, dass die Protagonistin ihren Traum nicht nutzt, so plätschert dieses nett beschriebene Wunschdenken dahin und am Ende ärgere ich mich als Leserin auch noch über den dämlichen Freund, der nicht willens ist, die ihn störenden Kratzspuren selbst zu entfernen, sondern nörgelt :schiel: und die kleine Träumerin nicht nur die gemeinsame Wohnung putzt. Wehe, er übernimmt das nicht auch. :lol:

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Kanji,

schade, dass dir der Titel so wenig gefällt. Da bin ich aber froh, dass du doch noch rein gelesen hast. Den Titel gab es erst ohne Klammern, ich habe sie erst später hinzufügen lassen. Wie würde für dich denn ein ansprechenderer Titel lauten?

Ansonsten sprichst du mit dem Ende wieder etwas an, was schon mehrfach angemeckert wurde. Wie gesagt, wäre mir eine ausführliche Beschreibung einfach zu lang geworden und da dachte ich mir: Wenn schon offenes Ende, dann aber auch richtig! Das mag ich persönlich nämlich sehr gerne. Vielleicht ändere ich den Schluss noch. ;)

Das mit der ungleichen Aufgabenverteilung ist mir gar nicht so aufgefallen. Vielleicht macht er ja dafür die Wäsche :lol: Ich wollte damit eigentlich nur betonen, dass sie die Spuren von sich aus nicht entfernt hätte. So bleibt wenigstens noch diese winzige Erinnerung. Aber vielleicht sollte wirklich der Mann im Haus das übernehmen :D

Gruß,
Rotmeise

 

Hej nochmal,

deine Geschichte ist schon recht emotional mit den unerfüllten Träumen und so würde mir halt ein Titel mehr dahingehend gefallen. Dieser jetzt klingt so abgeklärt, "technisch", weisst' ?

Sicher ist der Kerl sonst ein ganz ein Feiner :lol:, aber wenn du betonen willst, dass sie sich mit den Kratzern die Erinnerung behalten möchte, dann könntest du das ja auch noch einmal deutlicher darstellen. So im "Nebensatz" :D .

Kanji

 

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