Hallo @C. Gerald Gerdsen ,
oopsy, ich war bislang überzeugt, das wäre eine nette Umschreibung für Erotik / Alternative Porn.
Ähem ... jetzt hab ich mich mal schlau gemacht. *gn*
Könnte man nicht Kitsch Porn sagen - analog zu Torture Porn, wo es ja auch nicht oder ggfs. nur ganz am Rande um Sexuelles geht, sondern eben rein oder zumindest maßgeblich um Splatter & Gore.
Und wie geht ihr damit um, sowohl in eigenen Texten als auch in den Kommentaren?
In eigenen Texten hoffe ich mal sehr, dass das nicht vorkommt.
Zumindest lese ich es nicht gern bei Fremdtexten. Aber man weiß ja nie, was man so anstellt ...
In Komms: in deinen eigenen oder wie du mit den purple-Komms anderer umgehst? Bei dir selbst: vielleicht gucken, dass du nicht die dramatischen Stimmen deiner Erzähler auf deine Haltung / Stimme als Schreibender abfärben lässt. Halte ich für einen vermeidbaren Tick. Also dafür sorgen, dass man immer eine kritische Distanz zu seinen Erzählern, Protas / Figuren behält.
Mittel dagegen könnten sein:
- Elektronischer Füllsel-Check, eben um die Betriebsblindheit auszutricksen. Das hier (runterscrollen) finde ich sehr gut, besser als den bekannteren BlablaMeter oder Bullshit-Indikator. Am besten so einstellen, dass die überflüssigen Worte nicht rausgelöscht, sondern durch xxx ersetzt werden. Dann sieht man auch, wo man Häufungen hat und was man in diesen Passagen eigentlich gern sagen wollte, es aber mit all den Füllseln nur umschrieben hatte.
- So zu tun, als hätte man ein Zeichenlimit um eine gewisse Zeichenzahl überschritten und müsste kürzen (am besten anwenden, nachdem man bereits lustig gekürzt hat - also als abschließender nach mehreren Durchgängen).
Die ideale Zahl hängt von der Länge deines Textes ab. Ich sag mal Pi mal Daumen: 10% der Zeichen incl. Leerzeichen streichen. Dabei journalistisch kürzen: Nicht ganze Passagen raushauen, sondern Satz für Satz und dann einzelnes Wort für Wort.
Zum Spaß kannst du dir - nachdem du sicher warst, kein einziges Wort mehr kürzen zu können - zwei Wochen lang vornehmen, jeden Tag noch ein Wort zu kicken. Man findet meist immer noch Kram. (Letzteres mache ich nicht immer, das war mal bei einer Zweiseiten-KG, die ich aus sportlichem Ehrgeiz über 40x editiert hatte). Aber den Trick mit den 10% fiktivem Limit-Übertitt wende ich tatsächlich bei jedem Text an, egal, ob Fiktion oder Sachtext.
- Font ändern. Das ist ein genereller Kniff, nicht nur für Kitschsuche. Aber da könntest du eben einen romantisch-geschwungenen Font wählen, sodass Kitsch vllt. besser hervortreten würde.
- Erzähler / Figur mit etwas Selbstironie oder besser Abstand zu sich selbst, selbstkritisch, sollte auch helfen. Schauen, dass man keine Mary Sue hinlegt (sowas macht für mich allein schon Kitsch aus, selbst wenn die Geschichte selbst vllt. gar nicht romantisch ist).
Adjektive an sich finde ich nicht so schlimm - die lesen sich meist nur blöd, wenn sie keine Zusatzinfo zum Substantiv geben, sondern nur etwas doppeln, was das Substantiv eigentlich schon allein aussagt. Oder wenn man zu faul war, das passende Substantiv zu suchen, dafür dann ein Adjektiv + aussageloses, blasses, phrasenhaftes Substantiv bzw. Adverb + blasses Verb nimmt, z. B.: er ging leise anstatt er schlich.
Und wie du sagst: Rückmeldungen, fremde Augen. Das halte ich so wie du für absolut unerlässlich. Betriebsblind ist man ja immer, egal, welche Tricks man alle theoretisch kennt.
Herzlichst,
Katla