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Psychotikus

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29.08.2013
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Psychotikus

"Ich glaube schon, dass Drogen irgendwo auf Probleme hinweisen.", sagt Tobi, während er sich nach vorne lehnt und ein kleines Plastikröllchen an seine Nasenspitze hält. Vor ihm auf einem umgedrehten Teller liegt ein strahlend weißes Häufchen, samt kleiner Linie daneben. Letztere zieht er sich mit leisem Schniefen in den Kopf, um sich anschließend aufzurichten und immer wieder vorsichtig die Nase hochzuziehen.

Dabei hält er sich mit einer Hand beide Nasenflügel zu, um sie dann schlagartig loszulassen, während er vorsichtig durch die Nase einatmet. Er will nichts verschwenden, indem er es an der Nasenschleimhaut vorbeizieht, den Effekt steigern.

"Guck mal, ich habe letztens zum Beispiel eine Psychologin getroffen – war auch ganz witzig - die ist über 40, hat Kinder, geht aber immer noch regelmäßig feiern. Auch auf Festivals. Hab´ sie aufm Circus kennengelernt." Tobi ist zwanzig Jahre alt, ca. 1,90m groß und von schmaler Statur. Er hat längere ins Gesicht gekämmte Haare, braun, hinter denen ein bleiches, kantiges Gesicht mit kleinen Augen hervorlugt.

"Wir hatten uns halt ein bisschen unterhalten und man ... Junge, die interpretieren schon teilweise Sachen in dich rein ...", er lacht, "... aber auch so, dass es scheinbar Sinn hat!" Tobi redet mit weit aufgerissenen Augen und hält beinahe ununterbrochenen Blickkontakt zu seinem Gesprächspartner. Er wirkt ruckartig und hektisch, aber dennoch geistesgegenwärtig. Trotz seiner ausgelaugten Erscheinung erweckt er keinesfalls einen schwächlichen Eindruck. Er lächelt freundlich und spricht leise, aber mit Nachdruck.

"Sie meinte zum Beispiel auch, dass mein Bruder ein Aggressionsproblem hätte." Er legt das Röllchen, durch das er eben gezogen hatte auf den Tisch: ein Metallgestell, auf dem drei runde Glasscheiben in unterschiedlichen Höhen platziert sind. Auf einer der Scheiben steht ein Laptop, auf dem eine Sitcom läuft. Tobi wendet sich dem Gerät zu und wechselt den Kanal. "Sie glaubt er hat die Scheidung meiner Eltern nicht verkraftet und es deshalb überkompensiert. Klar hab ich ihn damals oft provoziert, das passiert halt bei Brüdern, aber er hatte es schon echt übertrieben."

Neben dem Glastisch samt Laptop beinhaltet Tobis Zimmer ein Ecksofa, ein Bett und einen breiten Kleiderschrank aus Birkenholz. Vor Kurzem ging das Bett kaputt. Tobi hatte es mit einigen Bekannten zusammen repariert, indem sie mehrere große Nägel von innen durch den Lattenrost samt Bettwand schlugen. Später wurden die hinausstehenden Nagelenden abgebogen und mit Papierresten, sowie Kippenschachteln, überdeckt, damit sich keine Besucher daran verletzen. Während des gesamten Vorhabens kam niemand auf die Idee, die Nägel von außen, also zuerst durch die Bettwand und dann in den Lattenrost zu hämmern, um somit nicht zuletzt auch Tobi eine Menge Schmerzen zu ersparen.

"Teilweise musste mein Fadder dazwischengehen und ihn ins Bad sperren." Er zieht die Augenbrauen hoch und muss grinsen. "Einmal hat er echt die Tür eingetreten, obwohl mein Vater noch drangelehnt war – hat ihn einfach mit umgehauen. Und dann schnell zu mir und ... ich hab kassiert." Tobi zieht den Ärmel seines T-Shirts hoch – es zeigt das Abbild eines grünen Pilzes mit breitem Grinsen, darunter steht "1 up" – und bringt eine lang gezogene, unförmige Narbe auf seiner Schulter hervor. In ihrer Mitte ist sie rundlich verlaufen, man kann erkennen, wie die Haut sich Schicht um Schicht absenkt, bis zu einer glitzernd, ledrigen Fläche von der Größe einer Münze. Der Rest der Schulter erinnert an eine zerknüllte Plastiktüte, die Spuren einer Verbrühung.

"Er hat mich damals gegen die Heizung gestoßen, gegen das Rohr davon ..." Tobi hat einen heiteren Ausdruck im Gesicht, als wäre es ihm egal, lediglich eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden, ein Hingucker, als wäre es schon seit Langem vergeben und vergessen. Trotzdem fügt er überbetont und mit längeren Abständen "Junge es tat so weh!" hinzu. Es erscheint ihm witzig und außerdem ist es die Wahrheit. "Damals war er immer so. Tu was ich sage, sonst kassierst du. Und ich hab immer alleine aus Prinzip genervt oder versucht ihn zu ignorieren."

Das Zimmer ist Teil eines Altbaus mit sehr hoher, weißfleckiger Decke. Die Wände sind mit Postern, Armbändern, Flyern und hier und da auch Seltenheiten wie dem mannsgroßen Abbild eines Speiseeises übersehen. Der Laminat-Boden ist größtenteils freigeräumt, während sich auf scheinbar allen anderen Oberflächen zusammengeknüllte Essensverpackungen und getragene Kleidung tummeln. Ein einzelnes, großes Fenster, mit diversen Handtüchern verhangen, taucht das gesamte Zimmer in schummriges Halbdunkel, welches nur von einer kleinen gelblich aufleuchtenden Tischlampe durchbrochen wird. Sie steht auf dem Boden neben Tobi und zielt auf den Teller, wo immer noch das weiße Häufchen liegt.

"War dein Bruder auch bei anderen so oder nur bei dir?" - hört er es aus dem Ether tönen.

"Ne, ne ...", sagt er gewohnt heiter. "Nur bei mir." Dann verschwindet das Grinsen aus seinem Gesicht und er wird nachdenklich. "Nur bei mir ..." Er lehnt sich zurück und fixiert den Laptop.

"Schlimm, schlimm! Aber gleich wird es an deine Scheibe klopfen, und dann kommt jemand richtiges vorbei."

Plötzlich ist das Zimmer leer und vollkommen still. Nur Tobis Atmung und die stumpfsinnig gröhlende Lache des Sitcompublikums.

Ein sogenannter Hirnfurz ... wie er im Buche stehen sollte.

 
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Hallo, herzlich Willkommen hier.

Ich hasse unbeantwortete Geschichten. Ging mir selbst mal so, dass ich ewig auf Feedback warten musste. Und deshalb ist man ja eigentlich hier.

Vorweg eine Sache zur Rechtschreibung.
Wörtliche Rede am Ende nicht mit Punkt abschließen, wenn danach noch eine Redeformel kommt.
Bei Fragezeichen und Ausrufezeichen ist das anders, die setzt man.

Ich glaube schon, dass Drogen irgendwo auf Probleme hinweisen(.)", sagt Tobi, während er sich nach vorne lehnt und ein kleines Plastikröllchen an seine Nasenspitze hält.
Den Punkt da mein ich.

Ansonsten schreib ich zu Kommas und Rechtschreibung nix, hast zwar paar Fehler, die haben mich jetzt aber auch nicht groß gestört.

Du schreibst eigentlich vom Stil her flüssig. Da ruckelts nicht, man kann in aller Ruhe lesen. Und trotzdem: Ich habe/hatte große Schwierigkeiten, mit deinem Text klarzukommen. Überhaupt reinzukommen in deinen Text.

Das lag an drei Sachen.

1. Distanzformulierungen
2. Die Perspektive.
3. Die Personencharakterisierungen
4. Das Ende.

Ganz schön viel, ich weiß, aber vielleicht ist das ja für dich eine ganz gute Rückmeldung, wenn du einen ratlosen Leser vor dir hast.

Ich fang mal mit dem Inhalt, so, wie ich ihn wenigstens versteh, an.
Ein drogensüchtiger junger Mann ist irgendwo eingesperrt, wo er zwar einen Laptop hat, sich aber seinen Drogenkosum die sonstige Einrichtung des Zimmers einbildet. Denn am Ende verschwindet diese. Er führt Selbstgespräche über die Bez. zu seinem Bruder, aus denen man mögliche Gründe seiner Drogensucht erfährt. Am Ende verspricht jemand aus dem Off, zu ihm zu kommen. Könnte Bewachung sein oder Personal, er könnte beim Entzug sein, sogar im Knast oder in der Psychiatrie. Näheres erfährt man nicht.
Du endest mit dem Satz, dass alles ein Hirnfurz gewesen sei.
Unklar blieb mir auch, ob sein Gesprächspartner eingebildet war oder im Laptop oder woher auch immer. Und unklar blieb mir auch das Sitcom-Gegröle. Das war im Laptop oder? Woher kommt dann aber die Stimme.
Ach ja.
Und erzähl mir bitte nicht, das hättest du dir nur ausgedacht, um mich zum Nachdenken zu bringen. Wehe. (Bin von manchen Antworten hier leider etwas leidgeprüft). Das sind leider Logikfürze, um etwas mit deinem Schlusssatz zu kokettieren, und keine geistigen Anregungen.

Das alles beschreibst du jetzt nicht aus der Perspektive dieses jungen Mannes, denn dann hätte ich als Leserin noch einen Kontakt zu Tobi herstellen und mit ihm mitfühlen können. Sondern du schwebst wie mit einer Kamera, die das gesamte Zimmer ausleuchtet, über dem Geschehen, das ist fast, als würdest du alles dokumentarisch aufzeichnen wollen, wie diese Überwachungskameras das tun. Das mag ja eine gute Idee sein, sowas auszuprobieren und dann mit der Verletzlichkeit der Hauptfigur zu kontrastieren, so dass die noch stärker betont wird. Aber ich weiß ja noch nicht mal, ob du das so meinst. Es ist jedenfalls ein sehr leserabweisender Effekt, den du hier setzt. Man könnte was draus machen, wenn das Ende nicht wäre. Das relativiert die Wirkung, die manche Sätze durchaus haben.
Der hier zum Beispiel.

"Teilweise musste mein Fadder dazwischengehen und ihn ins Bad sperren." Er zieht die Augenbrauen hoch und muss grinsen. "Einmal hat er echt die Tür eingetreten, obwohl mein Vater noch drangelehnt war – hat ihn einfach mit umgehauen. Und dann schnell zu mir und ... ich hab kassiert." Tobi zieht den Ärmel seines T-Shirts hoch – es zeigt das Abbild eines grünen Pilzes mit breitem Grinsen, darunter steht "1 up" – und bringt eine lang gezogene, unförmige Narbe auf seiner Schulter hervor. In ihrer Mitte ist sie rundlich verlaufen, man kann erkennen, wie die Haut sich Schicht um Schicht absenkt, bis zu einer glitzernd, ledrigen Fläche von der Größe einer Münze. Der Rest der Schulter erinnert an eine zerknüllte Plastiktüte, die Spuren einer Verbrühung.
Ich mochte diese Stelle, weil der Junge da mit einer Selbstverständlichkeit einen Gewaltexzess erzählt und dabei grinst, als wäre nichts dabei. Das find ich gut gemacht.
Die schwarz hervorgehobenen Stellen ruckeln entweder ein bisschen oder sie sind Beispiele für eine Ausdrucksweise bei dir, die ich Distanzformulierungen nenne.
- bringt eine Narbe hervor find ich umständlich formuliert, das ist son komisches Amtsdeutsch.
- man kann erkennen / puuh, das ist so eine Distanzformulierung. Warum schreibst du nicht, die Haut senkt sich ab? Durch man kann erkennen packst du einen dicken milchigen Filter zwischen dich und den Leser. Als würde man statt die Haut eine Glasscheibe anfassen. Und der Effekt ist hier echt nicht gut. Der ist nie gut. Und du hast eh schon so einen Verfremdungseffekt durch die Perspektive drin.
Und dabei find ich es klasse, wie du hier die Haut beschreibst. Gerade diese sehr anschauliche Beschreibung, die ist es ja, im Kontrast zu seinem Grinsen, die diese Stelle heftig macht.
Oder hier der Satz, da ist das ähnlich.
"Ne, ne ...", sagt er gewohnt heiter. "Nur bei mir." Dann verschwindet das Grinsen aus seinem Gesicht und er wird nachdenklich. "Nur bei mir ..." Er lehnt sich zurück und fixiert den Laptop.
Gut find ich den, weil dieser Junge noch nicht mal so richtig merkt, wie kaputt er ist. Er begenet allem mit diesem fast gezwungenen Lächeln. Und zieht sich dabei die Lines rein, um das, was ihm zugestoßen ist, abfedern zu können.
Aber weißt du, wenn du dann so mit diesem Hirnfurzsatz aufhörst, dann komm ich mir als Leser komisch vor, was bringt diese Info, ich weiß ja schon aus dem Satz vorher, dass er Halluzinationen hat. Der Hirnfurzsatz wirkt auf mich sogar so, als würdest du dich über deine Hauptperson lustig machen. Wie ein billiger Effekt. Und das find ich total schade.

Zum Schluss noch die Charakterisierung.

Tobi ist zwanzig Jahre alt, ca. 1,90m groß und von schmaler Statur. Er hat längere ins Gesicht gekämmte Haare, braun, hinter denen ein bleiches, kantiges Gesicht mit kleinen Augen hervorlugt.
Sorry, das klingt wie aus einer Doku. Alles runtergeschreiben, als solltest du für die Schule eine Personenbeschreibung anfertigen.
Wenn du mal guckst, wie andere Autoren das machen, die verstecken die Beschreibung viel mehr, die rücken auch nicht mit allem raus, was sie sich über eine Person denken. Ich merk doch z. B. schon an seiner Sprache, dass er nicht sechzig ist. Wozu ist denn seine Größe wichtig oder seine Statur? Dann beschreib doch lieber Dinge, die er tut, wie er seine Beine übereinanderlegt oder immer mit dem Fuß wippt, was weiß ich, da erfahr ich so nebenbei genauso was über ihn und es ist in den Text integriert und nicht einfach angeklatscht.
Aber nimm Dinge, die für deine Geschichte, deine Ziele wichtig sind, Dinge, die du unbedingt über diese Person erzählen willst, die du brauchst, um diese Person einzigartig und ganz besonders zu machen. Also nicht so einen Steckbriefkram, der hat ja auch eh eine ganz andere Funktion.

Vor allem, und damit schließ ich auch, würde ich unheimlich gern wissen, was du eigentlich wolltst mit diesem Text. Was deine erzählerische Anbsicht war. Ich hab mir was zusammengereimt, und auch von daher argumentiert, aber - phhh, ich weiß es ja gar nicht, denn dein letzter Satz passt eigentlich nicht dazu.

Bis denn und viel Spaß noch hier

 

Hallo Novak,

und vielen dank für dein Feedback.

Erst jetzt merke ich, wie lückenhaft die Szene wirken muss und wie viel Arbeit es erfordern wird, sie für alle verständlich zu machen ... und außerdem bin ich wohl doch ziemlich weit von einer fertigen Geschichte entfernt. Als würde man vom Deutschen ins Deutsche übersetzen und dabei die Hälfte vergessen.

Womöglich ist das unerwünscht, aber hinter dieser Geschichte steht keine geplante Aussage. Dafür habe ich leider keine allzu teilenswerten Weisheiten parat. Aber ich kann ja kurz sagen, was ich damit schätzungsweise zeigen wollte:

Ich schätze es geht darum wie schwer es manchmal ist Dinge außerhalb der Norm anzusprechen, und dass es trotzdem notwendig ist. Tobi redet, wie du gesagt hattest, im heiteren Ton über ein sehr schmerzhaftes Erlebnis. Er kann sich nicht aus der "Brüder-sind-nun-mal-so-Schiene" lösen, obwohl die Narbe allein beweist, dass die Geschwisterrivalitäten eindeutig zu weit gegangen sind.

Zu diesem Zweck kommt jetzt der irritierende, weil dummerweise nicht erklärte, Hirnfurz ins Spiel :)

Mit einem Hirnfurz ist eigentlich ein kurzer geistiger Aussetzer gemeint - womöglich vom zu vielen feiern und zu wenig schlafen – man redet kurz Stuss oder, in Tobis fall, führt man ein Selbstgespräch. Ich dachte das wird an dem letzten Satz "aus dem Ether", also von Tobis imaginärem Gesprächspartner klar. Er sagt "jemand Richtiges" kommt bald vorbei. Man könnte vielleicht etwas wie: "Aber wie du weißt, wird es bald an deine (Fenster) Scheibe klopfen, und dann kommt jemand Richtiges vorbei", hinzufügen, damit man sich zusätzlich fragt, wozu ein Besucher denn den Hausherren an etwas erinnert, was er eh weiss.

Eigentlich sitzt Tobi bei sich zu Hause und bildet sich lediglich das Gespräch ein. Der Laptop und die Einrichtung des Zimmers sind real. Nur das Selbstgespräch wird von Tobi herbeifantasiert um sich selbst die Frage "War dein Bruder auch bei anderen so oder nur bei dir?" zu stellen. Das sollte eigentlich zeigen, dass Tobis Bruder nicht nur gewalttätig war, sondern dass er es darüber hinaus nur an Tobi ausgelassen hatte. Damit zwingt er sich zu der Erkenntnis, dass es nichts Normales, nichts Beiläufiges war, sondern womöglich sogar ein Trauma, etwas persönliches, über das man mit echten Menschen reden muss (gleich kommt jemand Richtiges vorbei).

Gerade das sollte ich wohl mehr ins Ende einarbeiten. Vielleicht könnte man zeigen wie Tobi ins Grübeln gerät, dann jedoch wieder das altbekannte Grinsen aufsetzt, sobald der echte Besucher da ist.

Das leere Zimmer am Ende und die Lache des Publikums sollte nur noch mal zeigen, dass der erste, eingebildete Besucher nicht echt war, weil er plötzlich weg ist, sobald er seinen Zweck erfüllt hat.

Die Distanzformulierungen erscheinen mir jetzt auch ziemlich überflüssig, jedoch möchte ich mich nicht von der Perspektive lösen. Der Erzähler sollte, glaub ich, möglichst sachlich wirken, damit man eine eigene Meinung zu Tobi entwickelt, außerdem wirken Gedanken in wörtlicher rede immer so "overakted" auf mich. Nur hab ich anscheinend grade dadurch ziemlich gelitten, weil keine Spannung aufkommt.

Vielleicht hätte ja jemand ein paar Tipps, wie man geschickt als "allwissender Erzähler" Empfindungen einbauen kann? Oder wie man den ungewollten Kameraeffekt loswird, der dich zu der Annahme verleitet hat, Tobi währe eingesperrt? Übrigens finde ich deine Gedanken dazu ziemlich interessant. Die Wahl einer Psychiatrie oder des Gefängnisses würde die Szene zum Beispiel noch viel abgef***ter wirken lassen :D

Ich werde die Tage versuchen es ein wenig zu verändern, damit es hoffentlich zugänglicher wird und auf eine Art Aussage hinausläuft (Dinge, die man nicht ausspricht, fressen einen auf?). Kann doch nicht sein, dass meine Geschichte einer noch längeren Erklärung bedarf, damit man überhaupt mitkriegt, was da eigentlich passieren soll...

Zumindest habe ich jetzt das Gefühl, einen halbwegs brauchbaren Plan zu haben, nur haperts an der Umsetzung ... hätte wohl mehr in Deutsch aufpassen sollen ... und Bücher ... lesen ... und so ...

Vielen dank für deine Meinung – ich würde mich natürlich auch über andere freuen oder wenn du in ein paar Tagen noch mal drüber lesen könntest.

MfG
Gammler

 

hey gammelman,

Vielen dank für deine Meinung – ich würde mich natürlich auch über andere freuen

ich gebe dir einfach mal meine meinung, die ich von der story habe.
also grundsätzlich stimme ich mit novak eigentlich in allen (kritik-)punkten überein. als erstes würde ich dir empfehlen, die zeichensetzung und die rechtschreibung zu korrigieren und dir auch irgendwie anzueignen. ich finde das schon sehr wichtig, besonders bei solchen stellen

"Ich glaube schon, dass Drogen irgendwo auf Probleme hinweisen.", sagt Tobi,

die ja gleich am anfang sind, vergeht vielen lesern die lust am weiterlesen, weil sie das irgendwie als unseriös dahingeschmiert empfinden; so geht's mir zumindest.

ansonsten kann ich dir noch mit auf den weg geben, dass du dich in der geschichte darauf fokussieren solltest, was du eigentlich sagen willst; gut, du hattest nicht so einen direkten plan für eine aussage, aber solche stellen wie

Neben dem Glastisch samt Laptop beinhaltet Tobis Zimmer ein Ecksofa, ein Bett und einen breiten Kleiderschrank aus Birkenholz. Vor Kurzem ging das Bett kaputt. Tobi hatte es mit einigen Bekannten zusammen repariert, indem sie mehrere große Nägel von innen durch den Lattenrost samt Bettwand schlugen. Später wurden die hinausstehenden Nagelenden abgebogen und mit Papierresten, sowie Kippenschachteln, überdeckt, damit sich keine Besucher daran verletzen. Während des gesamten Vorhabens kam niemand auf die Idee, die Nägel von außen, also zuerst durch die Bettwand und dann in den Lattenrost zu hämmern, um somit nicht zuletzt auch Tobi eine Menge Schmerzen zu ersparen.

die stehen einfach im weg, finde ich. die nehmen die ganze dynamik aus dem text, das ist einfach für den leser uninteressant, wie das bett repariert wurde- was tut's zur geschichte? selbst wenn du von einem typ erzählen willst, der über seinen bruder redet und auf droge ist, solltest du als autor darauf achten, dass diese szene glatt runter geht, und nicht durch unwichtiges gehemmt und langweilig gemacht wird. das wäre so mein tipp.

ich muss sagen, bis kurz vor ende des textes dachte ich mir, ja, ist halt der erste text, da hat man so eine situation vor augen, und versucht die dann runterzuschreiben, warum nicht? so fängt ja jeder irgendwie an, aber dieser satz

Ein sogenannter Hirnfurz ... wie er im Buche stehen sollte.

der hat vieles kaputt gemacht. zuvor war deine story ernst, irgendwie auch traurig, dieser kaputte typ - aber dann kommt dieser satz, der alles irgendwie ins lächerliche zieht, der auf - sorry - billigstes sitcom-niveau alles nach unten zieht ... ich würde den auf jeden fall rausstreichen, wirklich. das wirkt so pipi-kaka-humor, drogen sind wiiiitziiig, ... verstehst du was ich meine? ;)


Vielleicht hätte ja jemand ein paar Tipps, wie man geschickt als "allwissender Erzähler" Empfindungen einbauen kann? Oder wie man den ungewollten Kameraeffekt loswird, der dich zu der Annahme verleitet hat, Tobi währe eingesperrt?

ich bin ja jetzt auch kein alter hase in der schreiberei, oder so, aber empfindungen würde ich in szenen einbauen. das problem an deiner story ist auch, dass sie nur eine szene beinhaltet. echte szenen, in denen ein protagonist mit einem anderen reagiert, in denen wörtliche rede stattfindet, und irgendetwas passiert, die strahlen immer eine gewisse empfindung aus. du könntest auch den erzähler etwas über vergangenheit oder hintergründen des protserzählen lassen, das erzeugt auch gefühle beim leser.
jo, zum ende hin wird klar, dass der tobi entweder im drogenwahn selbstgespräche führt, oder einfach nur träumt ... ether? ich würde mal sagen, ich bin in berauschenden substanzen nicht ganz unbewandert, aber was ist denn ether?

mhm, mein gesamteindruck war halt: einsteigertext. der erzählt eine kleine geschichte, stilistisch ist noch viel rauszuholen, aber da hat dir novak schon viel geschrieben ... mein tipp: weiterschreiben. lass den text so liegen und überlege dir eine neue geschichte, vllt auch länger, mit mehr szenen, mit einer echten handlung, interaktionen zwischen figuren, so in die richtung. viel lesen, auch hier auf kg.de, die kommentare unter den geschichten, so bekommt man echt ziemlich viel mit, was eine gute story ausmacht ...

wie auch immer,
grüße
zigga

 

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