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Psycho Route 66

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07.07.2001
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Psycho Route 66

Ganz ruhig und gemütlich fuhr der Kombi, ein '91er Oldsmobile Custom Cruiser, die Route 66 entlang.
Von seiner Heimatstadt Columbia in Missouri aus war der 28 Jahre alte Ron Kessler aufgebrochen und nun auf der Mother Road durch Oklahoma unterwegs. Bis Texas wollte er noch kommen und dann wieder umkehren. In wenigen Tagen schon musste er nämlich wieder in seiner Software-Firma in Columbia sein und seinem Job als Informatiker nachgehen.
Die wenigen Urlaubstage wollte er mal wieder nutzen, um seinen heimlichen Passionen nachzugehen...
Ron Kessler war eigentlich ein unscheinbarer Typ. Dunkler Dreitagebart. Grauer Wollkragenpulli und Brille. Mittellanges, etwas zerzaustes Haar. Ganz normale Statur, rund 1,75 m groß.
Er zückte ein Feuerzeug und zündete die Lucky Strike zwischen seinen Lippen an. Dabei schielte er zum Beifahrersitz hinüber, auf dem die attraktive Tramperin saß. Rund 25 Jahre musste sie alt sein. Gestern Nachmittag hatte er sie am Straßenrand aufgelesen. Sie waren sich gegenseitig sofort sympathisch, und sie hatte sich ganz selbstverständlich neben ihn in den Wagen gesetzt. Von da an hatte er noch nicht geschlafen, war die Nacht durchgefahren und die Anhalterin saß reglos neben ihm. Die Sonnenbrille auf der Nase.
Es war nun 7:30 h Morgens. Die Sonne brannte bereits wieder vom Himmel und der Oldsmobile wirbelte Staub auf, während er Meile für Meile des Highways zu schlucken schien. Allmählich spürte Kessler die Müdigkeit.
„Das nächste Motel nehmen wir...“ murmelte er, als er ein Straßenschild passierte, das in fünf Meilen eine Absteige ankündigte. Die Beifahrerin blieb ihm eine Antwort schuldig.
Kessler kannte das Motel. Einmal im Jahr fuhr er immer die Route 66 entlang, nun zum zwölften Male.
Amerikas Mainstreet faszinierte ihn einfach.
Es war wie Abenteuer für ihn, einfach nur geradeaus zu fahren und die Nächte in kleinen Motels in der Gegend zu verbringen. Die Anhalterin hatte sich bereitwillig in sein Auto gesetzt und sich nett mit ihm unterhalten. Wirklich sehr nett. Und nun hatte er mehr mit ihr im Sinn. Wenn sie beide erst einmal in einem gemütlichen Zimmer im nahe gelegenen Motel waren.
Sie würde sich bestimmt nicht gegen ihn sträuben...
Ein Lächeln huschte dabei über sein Gesicht. Die Zigarette hing lässig in seinem Mundwinkel.

Endlich hatten sie das Motel erreicht und Kessler lenkte den Oldsmobile auf den kleinen Parkplatz.
„Du kannst sitzen bleiben...“ sagte er zu seiner Beifahrerin und ohne eine Antwort abzuwarten, stieg er schon aus.
Den Typen an der Rezeption kannte er schon von den Jahren zuvor. Es handelte sich um einen bereits über 60 Jahre alten Mann mit aschgrauem Vollbart und einer großen Brille auf der Nase. Sie grüßten sich knapp.
Routiniert wurde Kessler ein Zimmer zugewiesen.
Als er zurück beim Auto war, öffnete er die Beifahrertür.
„Du bist wirklich sehr müde, glaube ich. Kannst ruhig weiter schlafen. Ich bringe dich ins Zimmer.“ sagte er ruhig zu seiner Mitfahrerin, die immer noch mit der Sonnenbrille im Gesicht da saß.
Er hob sie aus dem Wagen wie eine Braut, die man über die Schwelle trägt, und stieß mit dem Fuß die Autotür zu. Er sprach ihr ruhige, besänftigende Worte zu, während er sie in den Innenhof des Motels trug und mit ihr eine Treppe ins erste Stockwerk ging. Niemand konnte ihn sehen, denn der Hof war leer. Ungefähr zwei Leute glotzten ihn durch ihre Fenster an, aber sie maßen ihm keine Bedeutung bei. Die Frau auf seinem Arm schlief halt, dachten sie achselzuckend.

Er legte die Frau rücklings auf das Ehebett des Raumes.
„Wie schön du doch bist. Schlaf ruhig weiter, lass dich von mir nicht stören.“ sagte er ruhig und mit einer monotonen Stimme, während er seine Zigarette in einem Aschenbecher auf dem Nachttisch ausdrückte.
Ron nahm einen alten Lehnstuhl, der vor dem großen runden Spiegel stand, der am Fuße des Bettes an der Wand hing, und deshalb genau alles widerspiegelte, was sich im Zimmer abspielte.
Er stellte den Stuhl neben das Bett.
„Sieh', jetzt kannst du dich ein wenig hinsetzen. Wir können uns dann ein wenig unterhalten. Ich bin noch ein wenig zu aufgeregt, um mich sofort schlafen zu legen.“
Er schob seine Unterarme unter ihren Körper und hob sie wieder vom Bett hoch. Vorsichtig, so als sei sie aus Porzellan, setzte er sie auf den Stuhl. Ihr Gesicht war dem Bett zugewandt.
Leblos, in sich zusammen gesunken, saß sie nun einen halben Meter vor ihm, als er sich auf die Bettkante setzte und sie ein paar Sekunden lang bewundernd ansah. Er nahm ihr die Sonnenbrille ab und streichelte ihr sanft über die Wange. Die Augen waren seltsam verdreht. Leer. Alles Leben war schon vor Stunden aus ihrem Körper gewichen.
Ron klappte die Sonnenbrille sorgfältig zusammen und legte sie auf den Nachttisch neben sich. Seelenruhig legte er seine Hände in seinen Schoß und blickte ihr genau in die toten Augen.
„Du sagst so wenig. Bist du denn wach, oder schläfst du noch?“
Ihr starrer Gesichtsausdruck passte ihm nicht, und er versuchte innerlich, sich zu konzentrieren. Wo blieb es nur, dieses Gefühl? Diese angenehme Vorstellung?
Die Vorstellung davon, dass sie ihm mit einer ebenso freundlichen Stimme antwortete?
Mal hörte er die tote Frau vor sich sofort mit ihm reden, mal dauerte es ein paar Minuten. Es war immer verschieden.
„Hörst du mich nicht? Bitte antworte mir doch.“
Warum ließ sie sich so viel Zeit?
„Magst du mich denn nicht mehr? Hab' ich einen Fehler gemacht?“
„Nein, lieber Ron. Alles ist in Ordnung. Mach' dir keine Sorgen. Ich war nur noch müde.“
Es klappte! Endlich redete sie mit ihm!
Rons angespannte Gesichtszüge lockerten sich wieder und er strahlte wie ein verliebter Junge. Er bildete sich jetzt sogar ein, dass sie ihre Lippen bewegte. Und dass ihre Augen genau so vor Freude strahlten wie seine.
Darauf hatte er gewartet!
Seine Stimme klang nun auch nicht mehr so monoton, sondern erfreuter, als er weiter mit ihr sprach: „Da bin ich aber sehr froh. Du redest mit mir.“
Und sie schien weiter zu antworten: „Wie könnte ich dich mit Nichtbeachtung strafen? Du bist doch so fürsorglich zu mir.“
„Ja, das bin ich. Es tut mir so gut, mit dir zu reden.“
„Das fehlt dir sehr, Ron?“
„Ja... Ja klar. Nicht viele Frauen sind so gut zu mir wie du jetzt gerade. Weißt du, die meisten Frauen beachten mich einfach nicht. Sie mögen mich nicht.“
„Bildest du dir das auch nicht nur ein?“
„Glaub' mir, da bin ich sicher. Sie nehmen keine Notiz von mir. Früher in der High School haben sie mich nur ausgelacht. Oder nicht als Mann mit echten Gefühlen wahr genommen.“
„Klingt furchtbar, Ron.“
„Weil ich immer zurück gezogen war. Nicht so draufgängerisch wie diese ganzen Kerle an der Schule, die sich mit Sprüchen und teurer Mode wichtig gemacht haben. Und den Mädchen damit imponierten. Denn nur darauf sind sie abgegangen.“
„Du hattest nie viel Glück mit ihnen, wie ich sehe.“
„Ich habe mich nie getraut, eine von ihnen anzusprechen. Nur mein Computer zu hause, der war mein Spielzeug. Mein einziger Freund.“


Er erzählte der toten Frau die traurigsten Erlebnisse seiner unglücklichen Schulzeit. So vergingen die nächsten Minuten wie im Fluge.
„Mir tut es immer wieder so gut, mich bei einer Frau auszusprechen. Ich habe ja so wenige Gelegenheiten dazu. Wirklich nur dann, wenn ich meine Reisen wie diese hier mache.“
Er bildete sich mit diesem bizarren Rollenspiel ein, das Mädchen würde sich mit ihm unterhalten und ihn trösten.
Irgendwann war es wieder so weit: Stück für Stück fand er in die Realität zurück. Wurde klar im Kopf. Registrierte, was eigentlich die letzten 24 Stunden vorgegangen war. Er ließ den Gedanken daran zu, dass er die Frau vor sich getötet hatte.
Die unbedarfte Tramperin war zu ihm in den Oldsmobile gestiegen.
Nachdem sie auf seinem Beifahrersitz Platz genommen und ihren Rucksack auf den Rücksitz geschmissen hatte, hatten sie ein paar flüchtige Worte gewechselt.
Doch anstatt weiter zu fahren, hatte er seine beiden Hände um ihren Hals gelegt und gnadenlos zugedrückt.
So lange, bis ihr kläglicher Widerstand erlahmte und sie ihr Leben aushauchte.
Er wollte sie nicht durch den Mord verunstalten, denn ihre Schönheit sollte doch erhalten bleiben. Und beim Erwürgen entstanden ja nur ein paar Würgemale am Hals, über die man hinweg sehen konnte. Notfalls einen Schal darum binden.
Es war nunmehr die achtzehnte Frau, die in den letzten 12 Jahren durch seine Hand ums Leben gekommen war. Immer, wenn er auf der Route 66 unterwegs war... Ein oder zwei Opfer hatte er dabei eigentlich immer gefunden. Mindestens. Zwei Opfer hatte er gefunden, weil diese mit ihren Autos Pannen gehabt hatten. Der Rest seiner Opfer waren Anhalterinnen.
Und allein in diesem Motel hatte er sich schon an schätzungsweise fünf Frauen vergangen.
Jetzt hatte er einmal mehr genug gespielt. Er musste die Leiche loswerden. Ohne eine Spur zu hinterlassen. Die gleiche Methode wie immer!
Seit einem Jahr hatte er sich dazu entschlossen, die Leichen der Frauen nicht nur irgendwo in der Wildnis zu verstecken, sondern sie richtig spurlos zu beseitigen.
Er glaubte, verschollene Frauen würden die Behörden nicht mehr so leicht mit ihm, dem Route 66-Killer, in Verbindung bringen wie die gefundenen. Er hatte den Entschluss gefasst, dass dies wohl besser sei...
Im Kofferraum des Oldsmobile lag die Folie, die er nun brauchte. Und die Kanister.
Im Dunkel der Nacht schlich er hinaus zum Wagen und besorgte sich, was er brauchte.
Es war ja die reine Routine!
Vor der Badewanne im Motelzimmer breitete er die Folie aus, damit nichts auf dem Boden zurück blieb. Er öffnete den ersten Kanister und die dampfende, zischende Säure floss in die Wanne.
Kessler trug die Schutzmaske im Gesicht, um nichts von den ätzenden Dämpfen ein zu atmen.
Damit keine Spuren zurück blieben auf seiner Kleidung, hatte er sich splitternackt ausgezogen.
Er entkleidete nun auch die Leiche restlos und legte sie neben der Badewanne auf die Folie. Nun konnte der Entsorgungsakt beginnen!
Er musste sie in handliche kleine Einzelteile zerlegen, damit sie verschwinden konnte.
Er warf noch einen kurzen Blick auf das in seiner rechten Hand blitzende Fleischermesser. Er griff nach dem rechten Arm der Toten und setzte mit dem Messer am Handgelenk des Opfers an.
Es knackte, als sich die rechte Hand der toten Frau vom Arm löste. Er warf die Hand in die Wanne. Zischend versank sie in der Säure, das Fleisch wurde zersetzt und der Knochen zerfressen. Der Unterarm folgte. Blut quoll in Strömen über die Plane und Kessler trat der Schweiß auf die Stirn.
An der Schulter der Leiche setzte er an und entfernte den Oberarm.
Dann der andere Arm, ebenfalls Stück für Stück... Das strengte an. Doch da musste der Serientäter durch!
Die Beine waren schon weitaus schwieriger zu verstümmeln. Um die Beine von den Hüften zu trennen, musste er jeweils mehrere Male hart zuschlagen, zerren, reißen.
Der Kopf der Tramperin saß bald auf einem säuberlich von allen Extremitäten befreiten Torso und starrte Kessler aus glasigen Totenaugen an. Nach wenigen Minuten wurde auch der Schädel ein Raub der Säure...
Ron lauschte dem Zischen und beobachtete die Dämpfe, die aus der Badewanne stiegen. Er war zufrieden. Alles war glatt gegangen. Wie zuvor schon immer.
Die Klamotten der Frau verstaute er in Papiertüten. Später verließ er das Motel noch einmal heimlich, um die Tüten mitsamt der Kleidungsstücke draußen in der Wüste zu verbuddeln.
Als er alle Spuren des neuen Mordes beseitigt hatte, gönnte er sich ein paar Stunden Schlaf im Motelzimmer. Ganz routiniert, wie immer. Wie Dutzende Male vorher auch schon.

Ron fuhr den nächsten Tag weiter ins Landesinnere hinein.
In wenigen Stunden konnte er die Grenze zu Texas erreichen.
Routiniert fuhr er die Route 66 entlang, Meile für Meile...
Und dann sah er sie!
Durch die Windschutzscheibe seines Oldsmobile fiel sein Blick auf eine Frau, die knapp 50 Meter vor ihm mit einem Wagen am Straßenrand stand und sich gerade wieder hinunter beugte, um an den Motor unter der geöffneten Haube zu gelangen.
Ron verlangsamte das Tempo und kam wenige Meter hinter dem Rücken der Frau zum Stehen.
Was für eine verdammte Schönheit! Ron wurde ganz heiß zumute, als die Frau sich aufrichtete und ihre Blicke sich kurz trafen. Ron konnte sich nicht erinnern, jemals auf so eine betörende Frau, ein neues potentielles Opfer, zu stoßen. Diese hier stellte alles in den Schatten, was ihm bisher zwischen die Finger gelangt war.
Mitte 20. Blutrote Lippen und lange getuschte Wimpern, die etwas nervös klimperten. Gelockte schwarze Haarmähne, die in einer kurz aufkommenden Brise leicht verwehte. Glänzender schwarzer Mini-Rock und Top, unter dem der Bauchnabel zu sehen war. Dunkelgraue High Heels.
Sie zeigte zunächst wenig Interesse an ihm, sondern drehte ihm wieder den Rücken zu und beugte sich zum Motor runter.
Der dunkelbraune Plymouth Caravelle war ganz offensichtlich hoffnungslos zum Erliegen gekommen.
Ron beobachtete ein paar Sekunden, wie der schlanke Körper dieser verführerischen Frau sich am Kühler räkelte und ihr Arsch wackelte. Nachdem er seine Brille zusammen geklappt und auf die Hutablage gelegt hatte, nahm er allen Mut zusammen und verließ seinen Oldsmobile.
Wie immer musste er seine krankhafte Schüchternheit überwinden, um sich der Frau überhaupt zu nähren. Er überlegte fieberhaft, wie er sie am Besten kalt machen könnte, damit er mit ihr machen konnte, was er wollte. Lebendige Frauen, und dann auch noch so herrlich anzusehende, faszinierten ihn einerseits, machten ihm aber auch Angst. Die musste er runter schlucken, um mit ihr in Kontakt zu treten und im richtigen Moment zupacken zu können.
Er räusperte sich kurz, damit sie sich ihm eventuell ihm zu wandte. Doch keine Reaktion! Sie hatte nur Augen für den augenscheinlich kaputten Motor.
Auch auf ein leises Husten reagierte sie nicht. Der vorgebeugte Rücken blieb Ron zugewandt.
Also musste er sprechen: „Äh... Verzeihung... Miss... Brauchen Sie Hilfe?“
Wie immer kam ihm die Worte nur gepresst über die Lippen. Sein Herz raste vor Aufregung und es kribbelte ihm durch und durch. Als ob er wieder mit keiner Reaktion gerechnet hatte, zuckte er kurz erschrocken zusammen, als die Frau hoch schnellte und sich zu ihm drehte, ihre Blicke sich wieder trafen.
Er konnte ihrem Blick nicht stand halten, schaute lieber an ihr vorbei zum Plymouth rüber und spürte, wie die Haut in seinem Gesicht brannte und sein Kopf offenbar mal wieder rot wurde, als er den weiteren Satz nach schob: „Sie... Sie haben wirklich Probleme mit Ihrem... Ihrem Wagen, richtig? Will er nicht mehr?“
Ihre Stimme klang ein wenig erschöpft, aber wunderschön weich und zart: „Sie scheinen mir ja ein Hellseher zu sein. Wie kommen Sie bloß darauf?“
Er überhörte glatt ihre Ironie: „Ist offensichtlich. Sie brauchen... äh... Hilfe?“
Innerlich ärgerte Ron sich über seine eigene unbeholfene Art. Ihm war klar, dass er hier gerade ein recht witziges Bild abgab mit seinem roten Kopf und belegter Stimme. Aber so war es schon immer, wenn eine Frau vor ihm stand, die ihn erregte.
Höchste Zeit, dass sie ihm tot zu Füßen liegen würde und er sein geliebtes Rollenspiel wiederholen konnte. Das war ja der Sinn seiner Reise. Wie immer...
Ihre Stimme riss ihn aus seinen Gedanken: „Kleiner, du redest zu lange um den heißen Brei. Wenn du dich mit Motoren auskennst, hilf mir, ansonsten spar dir das Gestammel.“
Ruhig gesprochen, aber tougher Ton.
Nervös zitternd ging Ron an ihr vorbei auf den Plymouth zu, während er vor Aufregung schwitzte und stotterte: „Mach ich... Miss... Missis... Ein wenig... Äh... kenn ich mich aus. Ich gucke...“
Er drehte ihr den Rücken zu und beugte sich über den Motorblock. Leider war der Wagen kein PC. Und nur mit Computern kannte er sich wirklich aus. Aber er musste die Mieze irgendwie bei Laune halten, wenn er sie kalt machen wollte. Im richtigen Augenblick zupacken! Seine Hände um ihren Hals legen und fest zudrücken! Dann war er wieder Herr der Lage.
Er musste den günstigen Überraschungsmoment abwarten. Wenn sie hinter ihm unvorsichtig ist... Dann...
Er hörte, dass sie nun näher heran trat.
Jetzt!
Auf dem Absatz drehte er sich um, wollte beide Hände in Richtung ihres Halses heben, beide Augenpaare trafen sich wieder- Dann traf ihn mit einem Male ein Schlag!
Die schöne Frau hatte ihn ausgeführt. Mit dem Wagenheber.
Verdutzt starrte Ron sie an. Durch einen dichten Tränenschleier, den der pochende Schmerz hinter seiner Stirn, wo er getroffen worden war, über seine Augen legte.
Blut rann über sein Gesicht und er klappte zusammen. Als er zu ihren Füßen lag, lächelte die verführerische Frau zufrieden und ließ den Wagenheber sinken. Sie pustete eine Strähne ihrer üppigen Mähne weg, die über ihr erotisches Gesicht hing.

Sein Schädel dröhnte. Hinter seiner Stirn pochte es. Ron fand allmählich wieder ins Bewusstsein zurück. Er blinzelte, und Blitze tanzten vor seinen Augen. Nach und nach registrierte er, dass er auf der Matratze eines Bettes lag. Splitternackt. Hände und Füße mit Handschellen oben und unten am Bettgestell befestigt und ein breiter Klebestreifen über seinem zusammen gepressten Mund. Irgendwo in einem Schlafzimmer. Möglicherweise ein Motel?
Ihm fiel ein, dass diese sexy Frau ihn nieder geschlagen hatte. Was zum Teufel sollte das? Er hatte doch vorgehabt, sie zur Strecke zu bringen. Hatte sie etwa gemerkt, was er vorhatte? Aber wohin hatte sie ihn gebracht?
Er war nur zu leisem Wimmern fähig mit den zugeklebten Lippen.
So gut es ging, blickte er sich im Zimmer um. Sein Kopf schmerzte, als er ihn nach allen Seiten drehte. Er war allein.
Er kannte Zimmer dieser Art. Es musste in einem billigen Stundenhotel sein.
Der Ventilator an der Decke war nicht in Betrieb und es war warm und stickig. Die Fenster waren allesamt verschlossen. Nur das Gesumme von Fliegen war zu hören.
Merkwürdigerweise hatte die Frau ihm jedoch seine Brille wieder aufgesetzt. Aus welchem Grund das denn? Was hatte sie davon, wenn er, ohne Brille extrem kurzsichtig, alles um sich herum scharf sehen konnte?
An seinem Fußende stand ein Stuhl, über deren Lehne eine aufgeklappte Zeitung lag. Mithilfe der Brille konnte er auf die zwei Meter Distanz genau die Schlagzeile entziffern.
Verwirrt las er, dass vorgestern eine gefährliche Killerin aus der Psychiatrie von Oklahoma City entflohen war. Die 24 Jahre alte Sharon Palmer!
Diesen Namen kannte er doch von irgendwo her! Sicher, das war doch diese Männermordende Psychopathin, die vor zwei Jahren geschnappt worden war. Nachdem sie Monatelang an der Route 66 Jagd auf Männer gemacht hatte. Und zwar, seit ihre Schwester tot in der Nähe der Mother Road mit Würgemalen am Hals aufgefunden worden war. Laut Sharons abgegebener Beschreibungen damals war diese junge Frau eine von Rons Opfern vor fast drei Jahren gewesen. Also eines der Opfer, die er noch nicht in Säure aufgelöst hatte, sondern nahe der Straße entsorgt.
Als Ron damals mit bekommen hatte, dass es wohl noch einen Serientäter im Umkreis der Route 66 gab, hatte er ihn für einen Trittbrettfahrer gehalten, der es jedoch ausschließlich auf Männer abgesehen hatte.
Auch Ron hatte sich damals über diese Tatsache gewundert, dass das, was er mit Frauen machte, ein anderer Killer mit Männern tat. Als dann Sharon Palmer gefasst worden war, ging durch die Presse, dass sie mit ihren Taten Jagd auf den Mörder ihrer jüngeren Schwester machen wollte. Systematisch so viele Männer wie möglich umbringen, die ihr an der Route 66 zwischen die Finger gerieten. Ihrer Denkweise nach musste der echte Frauenmörder, der seit Jahren dort sein Unwesen trieb, ihr früher oder später ja über den Weg laufen. Das rechtfertigte dann die blutrünstigen Morde an allen Männern, die in dieses ungefähre Schema fielen. Nämlich an der Route 66 unterwegs waren.
Ron war damals erleichtert, dass diese Mörderin aus dem Verkehr gezogen war und ihm nicht mehr gefährlich werden konnte.
Woher hätte er denn auch wissen sollen, dass sie jetzt plötzlich ausgebrochen war und ihr Spiel einfach weiter trieb? Und jetzt ausgerechnet er wahrscheinlich ihr neues Opfer werden würde?
Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er sich mit einer seiner Taten vor über zwei Jahren nun quasi sein eigenes Grab geschaufelt hatte, denn er hatte damit den Männerhass und die Mordgier der Schwester des Opfers doch erst ausgelöst. Und nun war er der Jägerin, die nicht minder gnadenlos war als er, voll in die Falle getappt!
Kein Zweifel, die Frau am Straßenrand, das war die Serienmörderin, die damals in Fernsehen und Zeitung regelrecht zur Schau gestellt wurde... Wunderschön und eiskalt, so wurde sie überall treffend beschrieben. Ein gemeingefährlicher Vamp, der unvorsichtige Männer in tödliche Fallen lockte. Sechs Kerle zwischen 25 und 40 Jahren hatte sie auf dem Gewissen, als sie in die Klappsmühle eingeliefert wurde.
Sie hatte also rein verhältnismäßig in einem wesentlich kürzeren Zeitraum mehr Opfer gefunden als Ron. Und sie war bei den Tötungen stets blutiger zur Sache gegangen. Einfach nur kurz erwürgen reichte ihr nicht. Die ausgelieferten Männer aufschlitzen und langsam ausbluten lassen, ihre Hände in warme Gedärme tauchen. Das war ihre Spezialität. Mit diversen Schnittwaffen.
Bei ihrer ersten Mordserie hatte sie die Kerle, die sie am Highway betäubt hatte, in ihr abgelegenes Farmhaus geschleppt. Das Haus, das sie und ihre Schwester von den tödlich verunglückten Eltern geerbt hatten und in dem sie von den Cops dann auch gestellt wurde. Das konnte sie sich nun nicht mehr erlauben, da sie gesucht wurde. Blieb ihr also nur ein abgelegenes Stundenhotel.
Während Ron so diese ganzen Gedanken durch den schmerzenden Kopf schossen, öffnete sich plötzlich die Tür, die Schlaf- und Badezimmer trennte.
Die aufregende Frau, Sharon Palmer zweifelsfrei, kam langsam herein und kam auf das Bett zu, auf dem der bewegungsunfähige nackte Ron lag. Sie trug noch immer die gleiche Fashion wie am Straßenrand.
Sie begann mit ihm zu sprechen, als sie vor ihm stand und von oben herab anblickte: „Na kleiner Mann, wie fühlst du dich? Ich nehme an, du weißt auch schon, mit wem du es zu tun hast.“
Sie deutete auf die Zeitung und amüsierte sich über Rons klägliches Gemurmel unter dem festen Klebeband.
„Ich bin wirklich eine Berühmtheit. Und du? Falls du der Hurensohn bist, der meine arme kleine Schwester auf dem Gewissen hat, bist du ja auch berühmt. Nur kennt keiner dein Gesicht...“
Ron murmelte lauter un zerrte wild an den Handschellen.
„Nein? Bist du es nicht? Wirklich nicht? Jeder von euch Kerlen bestreitet, sie umgebracht zu haben! Ist ja auch egal. Wenn unter 100 Kerlen, die über die Klinge springen, der eine ist, der meiner Schwester das damals angetan hat, habe ich mein Ziel erreicht.“
Ihr Augen funkelten wie Diamanten in dem Engelsgleichen Gesicht.
Ron starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an.
„Dir gefällt meine tolle Kleidung, habe ich Recht? Mein kleiner nächtlicher Einbruch in die Boutique hat sich also gelohnt. Wäre bestimmt nicht so klug gewesen, sich in Anstaltskluft auf die Lauer zu legen. Die Bullen klappern hier die ganze Zeit den Highway nach mir ab. Ich gehe durchaus ein hohes Risiko ein mit meinen Beutezügen. Aber das ist es mir wert. Ich musste gestern erst mal einen Kerl abmurksen, um mir seinen Wagen unter den Nagel zu reißen. Dann legte ich mich auf die Lauer, bis du gekommen bist. Du hast also leider nicht die Ehre, das erste Opfer meines neuen Rachefeldzuges zu sein. Dafür aber endlich wieder eines, für das ich mir ordentlich Zeit nehme... Bei dem Manne gestern musste ich mich mit einem Messerstich ins Herz begnügen...“
Sharon ging nun zu einem anderen Stuhl in der Nähe des Bettes, auf dem ein großer Beutel lag. Seelenruhig öffnete sie ihn und holte eine lange Machete heraus.
Sie hielt dem verängstigten Ron stolz die blitzende Klinge hin.
„Ein prächtiges Stück, nicht wahr? Gut, dass die Cops das geheime Waffenlager nicht gefunden haben, ganz in der Nähe meiner alten Farm. Ach ja, meine Farm ist auch nicht weit von hier. Konnte sie bequem zu Fuß erreichen und mich aus meinem geheimen Arsenal bedienen.“
Sie holte noch ein Klappmesser heraus und trat nun wieder an Ron heran, bückte sich über ihn. Er erhaschte einen kurzen Blick in ihren Ausschnitt.
„Meine Titten gefallen dir, hab ich Recht? Jeder Kerl wird schwach davon. Ich denke aber, du hast dich genug an ihrem Anblick geweidet.“
Sofort griff sie mit der linken Hand nach Rons Kopf und hielt ihn fest. In der rechten Hand hielt sie das aufgeklappte Messer eisern fest. Sie stieß es in sein linkes Auge. Rons Schreie kamen nur gepresst, denn er bekam die Lippen nicht auseinander. Sharon versenkte das Messer ein paar Zentimeter in dem blutenden Auge und drehte die Klinge ein paar Male. Das Geräusch beim Herausziehen glich glatt einem Sektkorken. Sie riss das Auge mitsamt Augapfel aus der Blut überströmten Höhle.
Ihr Opfer schrie weiterhin gedämpft und wand sich unter unbeschreiblichen Schmerzen.
Sharon betrachtete das aufgespießte Auge zufrieden nickend. Sie streifte es seelenruhig ab und beugte sich wieder über Rons Gesicht, das unter einem Schwall von Blut getaucht war.
Er schüttelte den Kopf, bis Sharon ihn wieder mit der linken Hand richtig zu fassen bekam und fixierte. Das Schauspiel wiederholte sich mit dem rechten Auge. Knackend löste es sich aus dem Schädel, am Augapfel baumelnd.
Zufrieden erhob Sharon sich und holte die Machete. Ron konnte nichts mehr sehen, die Schmerzen raubten ihm den Verstand.
Er verlor immer mehr Blut und fühlte, wie sich eine Besinnungslosigkeit ankündigte. Eine Bewusstlosigkeit als Vorstufe zu seinem Tode...
Er registrierte noch die stechenden Schmerzen, als Sharon mit der Machete seine Bauchdecke zerschlug und dampfende Innereien zutage führte.
Dann hauchte der Killer in den Händen der Killerin sein elendes Leben aus.

p/c Dezember 2010

 

Hi Marc,
also ich finde deine Geschichte gelungen.
Das ist meine erste Kritik, also mit Vorsicht zu genießen.

Vom Stil her kann ich leider nichts sagen, da ich da selbst meine Probleme habe.
Das Ende ist gut überlegt, auch wenn ich es etwas übertrieben finde, noch einen Serienmörder einzuführen. Das es die Schwester eines Opfers ist, finde ich logisch, aber das sie mehrere Männer umbringt nur um den richtigen zu finden?

Ich habe 4 Probleme mit deiner Geschichte, sie sind eher logischer Natur.

1. Warum nennst du deine Figur eigentlich Kessler? Deine Geschichte spielt in den USA, der Name erinnert aber eher an eine deutsche Herkunft.
2. Woher bekommt er die Salzsäure?
Sie ist ja recht hoch konzentriert, wenn sie selbst Knochen auflösen soll.
Ich habe keine Ahnung von Salzsäure, aber so unbedacht in einem Kanister im Auto mitnehmen, ist doch selbst für den Mörder gefährlich, oder?
Wenn er im Labor arbeiten würde, dann ergebe es Sinn, aber als Informatiker?
3. Fleischermesser klingt sehr harmlos. Wenn man eine Leiche zerlegen will, sollte man doch lieber ein Beil nehmen, also zumindest würde ich sowas nutzen.
4. Auf mich mach deine Mörderin einen sehr gesunden Eindruck, darum würde ich eher denken, dass sie aus einem Gefängnis ausgebrochen ist. Wenn du sie etwas überdrehter darstellst ist es logischer.
Außerdem werden ja Mörder zum Tode verurteilt, zumindest im Großteil der USA. Also da habe ich etwas Bauchschmerzen. In den USA sind psychiatrische Anstalten etwas härter als bei uns. Dort werden die Leute mit Medikamenten vollgepumpt und ruhig gestellt. Bitte sag nicht, das sie nur so getan hat, so einfach ist das nicht. Ich habe mit psychisch kranken Menschen zusammen gearbeitet, man kann nicht einfach so tun als ob.

Ansonsten finde ich die Geschichte sehr gut. Es sind nur die 4 Punkte die mich stören.

 

Hi Riccardo!

Thx!!

Wegen des Namens: Bekannterweise sind in den Staaten alle Nationen vertreten. Warum also nicht auch jemand mit dt. östterreichischen oder sontwie Wurzeln, woher ein so klingender Name stammen könnte?

Stimmt wohl, das mit der Salzsäure ist wohl net ganz zuende gedacht. Aber vielleicht von nem Buddy wiederum, wär ne Möglichkeit.

Das Schlimme an manchen Psychos ist ja, wenn sie im ersten Moment als ganz normal auftreten und dann plötzlich von einer Sekunde zur anderen die Maske fallen lassen, ihr Opfer attackieren. Wenn sie von Anfang an schon durchgedreht auftreten, ist ja der ganze Überraschungseffekt dahin. So war das dann eigentlich auch gedacht.

CYA

 

Hi Marc,
Die Geschichte ist zwar etwas unterhaltend, doch fehlt es irgendwie an Dingen die nicht typisch sind. Da is der schüchterne Serienmörder ohne irgendwelche tragischen Eigenschaften, der Tramp als sein Opfer gibt auch nicht mehr her als eine Schablone und dann natürlich eine nette Idee, dass ihn eine irre Killerinn kriegt, aber die Ausführung fand ich ohne irgendwelche überraschungen. Um die Geschichte besser zu machen, dürfte viel weniger so geradelinig laufen. Was, wenn sich die beiden verliebten? Es gäbe so viele ungewöhnliche Enden dieser GEschichte, doch das von dir gewählte finde ich am vorhersehbarsten.
Positiv fand ich, dass die Geschichte spannend zu lesen war, trotz einiger Stilistischen Holprigkeiten. An denen musst du noch arbeiten, aber ich denke mit der Zeit wird dein Stil sicher flüssiger werden.

Ron Kessler war eigentlich ein unscheinbarer Typ.
kannst du streichen
Sie waren sich gegenseitig sofort sympathisch, und sie hatte sich ganz selbstverständlich neben ihn in den Wagen gesetzt.
kannst du auch streichen; außerdem würde ich meinen: sympathisch gewesen...
sie hatte sich ganz selbstverständlich neben ihn in den Wagen gesetzt.
warum betonst du da. Als Tramperin wollte sie ja wohl mitgenommen werden.
on klappte die Sonnenbrille sorgfältig zusammen und legte sie auf den Nachttisch neben sich. Seelenruhig legte er seine Hände in seinen Schoß und blickte ihr genau in die toten Augen.
Wortwiederholung
Weil ich immer zurück gezogen war
schreibt man zusammen
Nur mein Computer zu hause, der war mein Spielzeug. Mein einziger Freund.“
zu Hause
Er bildete sich mit diesem bizarren Rollenspiel ein, das Mädchen würde sich mit ihm unterhalten und ihn trösten.
dieser Satz ist nicht nur unnötig, er stört sogar enorm, weil das ohnehin offensichtlich ist. Mit solchen Sätzen fällt die ganze Erzählung in einen allwiesenden (Auktoriellen) Stil, was aber sagen wir es mal so, zu einem Märchen passen würde, sicher aber nicht zu einer Horrorgeschichte.
Das war ja der Sinn seiner Reise. Wie immer...
hier ist es ähnlich. Der satz ist überflüssig.
Ein oder zwei Opfer hatte er dabei eigentlich immer gefunden. Mindestens. Zwei Opfer hatte er gefunden, weil diese mit ihren Autos Pannen gehabt hatten. Der Rest seiner Opfer waren Anhalterinnen.
Damit keine Spuren zurück blieben auf seiner Kleidung,
... keine Spure auf seiner Kleidung ... finde ich besser
Der dunkelbraune Plymouth Caravelle war ganz offensichtlich hoffnungslos zum Erliegen gekommen.
wie kann er das feststellen ohne nicht zumindest einmal in den Motorraum hineinzusehen?
. Nämlich an der Route 66 unterwegs waren.
... unterwegs zu sein
... Bei dem Manne gestern musste ich mich mit einem Messerstich ins Herz begnügen...“
find ich unglaubwürdig, dass sie es ihm erstens erzählt und zweitens so wie in diesem Satz

Lg
Bernhard

 

Hallo Marc!

Also einem, der schon mindestens zehn Jahre lang schreibt (also so einer wie du), muss ich wirklich sagen: Fang doch endlich mal an, literarisch zu werden!

(Übrigens, du solltest dringend dein Profil anpassen, du Seit-Ewigkeiten-kein-Schüler-mehr.)

Okay, ran an den Speck, also deinen Text.

Erster Hinweise: In literarischen Texten benutzt man keine Abkürzungen, dazu gehören auch Zahlen (außer zum Beispiel in Eigennamen wie der Route 66). Die drei Auslassungspünkten ... werden durch ein Leerzeichen vom (vollständigen) Wort getrennt. An solchen Stellen. "bleiben..." sagte er zu" muss immer ein Komma hinter die wörtliche Rede und ein Punkt: "dich ins Zimmer." sagte er ruhig" gehört auf keine Fall ans Ende der wörtlichen Rede, wenn es mit der Redebegleitung weitergeht.
=> Das waren nun rechtschreibliche Grundlagen. Fehler, die ein Leser einem Schreiber, der schon seit mindestens zehn Jahren schreibt, ganz und gar nicht verzeiht. Also, bessere das aus und mach die Fehler in deinen nächsten Texten nicht mehr.

Dann: Textlänge bezogen auf Inhalt. Unbedingt kürzen. In den Text sollte bloß, was wichtig für die Geschichte ist. Die Hälfte bis zwei Drittel deines Textes ist bloß Wortmüll, den man streichen kann, ohne das die Geschichte etwas verliert. Wortmüll will kein Mensch lesen.

Okay, jetzt ins Detail:

Erster Satz: "Ganz ruhig und gemütlich fuhr der Kombi, ein '91er Oldsmobile Custom Cruiser, die Route 66 entlang." => Da sollte man Spannung erzeugen oder zumindest den Protagonisten vorstellen. Ein Auto ist langweilig, besonders, da man sich unter "'91er Oldsmobile Custom Cruiser" überhaupt nichts vorstellen kann, ohne in einen Autokatalog zu gucken oder das Modell zu googeln.

"auf der Mother Road durch" => Woher sollte ein deutschsprachiger Leser wissen, was eine "Mother Road" ist?

"Software-Firma in Columbia sein und seinem Job als Informatiker nachgehen." => Alles Blabla, unwichtig, weg damit.

"um seinen heimlichen Passionen nachzugehen..." => Solche mysteriösen An- bzw. Vorausdeutungen sind schlicht und einfach schlechter Stil. Schreib, was du zu sagen hast und erzeuge damit Spannung.

"Ron Kessler war eigentlich ein unscheinbarer Typ. Dunkler Dreitagebart. Grauer Wollkragenpulli und Brille. Mittellanges, etwas zerzaustes Haar. Ganz normale Statur, rund 1,75 m groß." => Um deiner Vorliebe fürs Englische nachzukommen: Who cares? Unwichtig, uninteressant, weg damit.
=> Und was soll ein Wollkragen sein? Der Pulli ist aus Synthetik, aber der Kragen aus Wolle, oder wie?

"Sie waren sich gegenseitig sofort sympathisch," => Mit dem Tempus musst du dich auch beschäftigen. Vorvergangenheit.

"und sie hatte sich ganz selbstverständlich neben ihn in den Wagen gesetzt." => Was erwartest du von einer Tramperin? Dass sie erst bei dem hundertsten einsteigt, der anhält?

"Es war nun 7:30 h Morgens." => Es war bestimmt nicht "Sieben dreißig Stunde morgens". Schlimmer, als Abkürzungen zu benutzen, ist, Abkürzungen zu benutzen, die (in der deutschen Sprache) total falsch sind.

"Ein Lächeln huschte dabei über sein Gesicht. Die Zigarette hing lässig in seinem Mundwinkel." => Das waren jetzt 350 Worte und nichts ist passiert. Nur Wortmüll.

„Du bist wirklich sehr müde, glaube ich. Kannst ruhig weiter schlafen. Ich bringe dich ins Zimmer." sagte er ruhig zu seiner Mitfahrerin, die immer noch mit der Sonnenbrille im Gesicht da saß.
Er hob sie aus dem Wagen wie eine Braut,
=> Absolut unrealistische Situation, beinahe surreal. Soll ich über die Unfähigkeit eines Schreiberlings lachen, oder willst du mir eine Horrorgeschichte erzählen? (Wie oft habe ich hier schon schlechte Storys gelesen, in denen die Frau nichts sagt? Und immer ist die Frau tot. Hier fragt man sich bloß, warum und wie sie so einfach gestorben ist und damit bin ich wieder beim Unrealistischen/Unglaubwürdigen.)

"Niemand konnte ihn sehen, denn der Hof war leer. Ungefähr zwei Leute glotzten ihn durch ihre Fenster an," => Niemand konnte ihn sehen, aber zwei Leute glotzen ihn an. Und das hältst du für keinen Widerspruch?
=> Außerdem: Ungefähr Zwei? Wieviele sollen das denn sein? Eindreiviertel oder Zweieindrittel?

"aber sie maßen ihm keine Bedeutung bei. Die Frau auf seinem Arm schlief halt, dachten sie achselzuckend." => Zudem wechselst du hier noch ungeschickterweise die Perspektive.

"alten Lehnstuhl, der vor dem großen runden Spiegel stand, der am Fuße des Bettes an der Wand hing, und deshalb genau alles widerspiegelte, was sich im Zimmer abspielte." => der vor, der am, deshalb. Satzbau! So was Verqueres will doch kein Mensch lesen!

"Ich bin noch ein wenig zu aufgeregt," => Dein Protagonist ist 'ne totale Niete, echt! Ist so aufgeregt vom stundenlangen Geradeausfahren!

"Alles Leben war schon vor Stunden aus ihrem Körper gewichen." => Der Leser weiß schon seit Ewigkeiten, dass sie tot ist, hier erzählt der Erzähler das auch noch, bloß Ron sollen wir jetzt noch weiter dabei zugucken, wie er von nichts 'ne Ahnung hat? Strohdoofe Protagonisten sind schlechte, langweilige Protagonisten (es sei denn, man schreibt/liest/sieht eine Komödie).

"Mal hörte er die tote Frau vor sich sofort mit ihm reden, mal dauerte es ein paar Minuten. Es war immer verschieden." => Was soll denn das jetzt? Warum behauptet der Erzähler jetzt so was? Wenn es tatsächlich so wäre, müsste es der Autor es doch in seiner Geschichte niedergeschrieben haben. Schon mal was von show don't tell gehört?
=> Gleich kommt es, aber ich muss mich fragen, ob du dir überhaupt Gedanken zum Textaufbau gemacht hast. Sieht nicht so aus.

Der folgende Dialog ist inhaltlich total unwichtig. Streichen, streichen, streichen. Den geschaffenen Platz mit interessantem Text füllen, mit etwas für die Geschichte Relevantem.

"Er erzählte der toten Frau die traurigsten Erlebnisse seiner unglücklichen Schulzeit. So vergingen die nächsten Minuten wie im Fluge." => Und warum erzählst du dem Leser nicht, was angeblich so traurig und unglücklich war? Dann könnte der Leser sich selbst ein Bild machen (Oder den Protagonisten und/oder den Autor auslachen.)

"Er ließ den Gedanken daran zu, dass er die Frau vor sich getötet hatte." => Rückblicke sind immer Mist, es sei denn, es passt zu einem geschickten Plotaufbau. Der ist hier, wie schon erwähnt, aber leider überhaupt nicht vorhanden. Nein, hier haben wir Langeweile, in der etwas Entscheidendes verschwiegen wird, bzw. dem Leser die ganze Zeit eine Lügengeschichte erzählt wird, und dieses Entscheidende wird dann einfach so in einem Rückblick hingeworfen. Das ist nervig, nicht spannend!

"Doch anstatt weiter zu fahren, hatte er seine beiden Hände um ihren Hals gelegt und gnadenlos zugedrückt." => Und weil sie ja so ein dummes, wehrloses Frauchen ist, hat sie ihn einfach so machen lassen, ja? Jemanden von der Seite, im Sitzen, bei eingeschränkter Bewegungsfreiheit, mit bloßen Händen zu erwürgen ist gar nicht so einfach. Und es dauert.

"Und beim Erwürgen entstanden ja nur ein paar Würgemale am Hals" => Nee, beim Erstickungstod entstehen z.B. auch Punktblutungen, am ganzen Körper. Das Gesicht wird blau und dunst auf. Abwehrverletzungen kann man auch erwähnen, denn ist wirklich nicht glaubhaft, dass die Frau sich einfach so erwürgen lässt. Und zudem macht sich das Opfer in die Hose. Außerdem bilden sich nach dem Tod Totenflecken. Und an die Leichenstarre sollte man auch denken, wenn die Frau schon seit Stunden tot ist.
=> Wie wäre es mit ein wenig Recherche? Sehr interessant, solche Dinge.

"Es war nunmehr die achtzehnte Frau, die in den letzten 12 Jahren durch seine Hand ums Leben gekommen war. Immer, wenn er auf der Route 66 unterwegs war..." => Ja, und das FBI ist auch dämlicher als dämlich, nicht wahr? Und die Medien werden auch nicht aufmerksam, wenn Jahr für Jahr die Anhalterinnen an ein und derselben Straße verschwinden. Und alle achtzehn lassen sich problemlos umbringen und beseitigen. Unglaubwürdig!

Dann die Entsorgungsmethode. Auch nicht glaubwürdiger. Erstmal: Woher bekommt er so viel Säure, ohne dass es auffällt? (Besonders, wenn er auf einer Tour mehr als eine Frau umbringt.) Und wieso fällt in den Motels der Geruch nicht auf? Und die Hick-Hack-Geräusche hört niemand? Und glaubst du wirklich, das dauert nur ein paar Minuten, bis sich der ganze Mensch, samt sämtlicher Knochen auflöst? Und glaubst du nicht, dass die Säure die Abwasserleitungen der Motels belastet, dass da irgendwann was dran kaputt geht und jemand nachguckt und nachforscht?

Okay, das sind nun drei Seiten Kommentar, das war sehr zeitaufwendig, daher mache ich nun Schluss.

Zusammenfassung: Gute Geschichten erfordern Denkarbeit. Mach was draus! Oder hast du kein Interesse daran, bessere Texte zu verfassen?

Grüße
Chris

 

Hey Chris,

Das mit dem WollkragenPulli war Flüchtigkeit. Rollkragen soll es eigentlich heißen. Diese Bezeichnung für dieses Klamottenstück ist ja das Geläufige, kennt ja wohl jeder.

Selbstverständlich geht niemand mit dem Vorhaben an die Sache heran, eine schlechte Story zu schreiben.
War wohl eher eine rein provokativ gemeinte Frage am Ende, hm? Regt da schon etwas zum Schmunzeln an.

Greethings back...

 

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