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Pseudoparanoide Passivphilanthropische Psychopathenposse II
Ich kann nicht schlafen. Sämtliche Versuche meiner konstanten Schlaflosigkeit ein Ende zu setzen schlugen fehl, ohne auch nur im Geringsten Anlass zur Hoffnung gewährt zu haben.
Ich werde das trübe Gefühl nicht los, dass alles ein wenig aus dem Ruder läuft, für mich unerwartete Formen annimmt, geradezu als widersetze sich alles und jeder immerzu gegen stets geltende Gesetze der simplen Logik.
Insbesondere mein Verstand.
Der Grund und die Ursache dafür, sofern überhaupt etwas Derartiges existiert, bleibt in der logischen Konsequenz durchweg ebenso unlogisch, paradox und nebulös wie dem zur Folge einfach alles und jeder.
Dennoch geht alles irgendwie voran, lebt, blüht, ersäuft mich in seiner öden Eintönigkeit.
Mein letzter Arztbesuch liegt nun etwa dreihundertdreiunddreißigtausenddreihundertdreiunddreißig Sekunden zurück.
Ich habe mich in der Zwischenzeit aufgrund einer lebensgefährlichen Darmkrankheit beinahe zu Tode geschissen, sah in jedem unschuldigen, mir begegnenden Individuum ein potentielles Mordopfer meiner möglicherweise geringfügig unterentwickelten Nächstenliebe, aß einmal zusammengerollte Kellerasseln, die sich in einer dunklen Ecke meines Badezimmers verkrochen hatten, nachdem ich sie mit meinen Straßenschuhen zertreten und in aromatischem Kräuteröl durchgebraten hatte, weiß aber bis heute nicht, warum, sah noch mehr fern, hasste noch mehr, übergab mich regelmäßig in meine verstopfte, nach und nach leicht überflutete Badewanne, dachte mir ganz unvermittelt, das nun vielleicht der richtige Zeitpunkt wäre erneut in aller Ruhe entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten, also gehe ich gleich früh morgens in den Sachen, die ich bereits seit vier Tagen und fünf Nächten trage zu meinem Arzt, verzichte darauf ihm meine Pisse in die Hand zu reiben wie ich es einst tat, umarme ihn stattdessen herzlich und versuche ihn zu quetschen bis jeder einzelne Knochen in seinem widerlichen Leib berstet, tausend winzige Splitter sich ihm in seine stinkenden Eingeweide graben und er endlich aufhört wie eine arschgefickte Drogenleiche zu grinsen. Leider bin ich zu schwach.
Ich brauche endlich wieder Schlaf. Nur ein paar Stunden. Bitte.
Das glaubst du doch selbst nicht, du mickriger Wurm.
Nein, das glaube ich nicht.
Er sagt: „Wie jetzt? Schon wieder nichts? Nichts gebracht?“
„Hm. Schon wieder nichts. Nichts gebracht.“
„Okay, aber ich habe da noch ein Ass im Ärmel.“
Ich räuspere mich, spiele vorübergehend mit dem Gedanken ihn zu fragen, worum es sich bei seinem obskuren Ass, welches wohl als optimismuserzeugende Metapher zügellose Euphorie meinerseits auslösen soll, handelt, frage dann aber doch lieber nur: „Hm?“
„Sie sollten es mit Akupunktur versuchen. Ich kenne Menschen, bei denen hat es Wunder bewirkt. Es ist zwar durchaus eine kontroverse Form der Behandlung, aber ich kann ihnen gerne die entsprechenden Adressen aushändigen, wenn sie mögen.“
Ich hasse ihn, ich hasse sein Grinsen, ich hasse seine Stimme, ich hasse sein Geschwätz.
Ich hasse es ihn sehen zu müssen.
Ich will ihn sterben sehen.
„Hm.“
Er grinst.
Ich grinse nicht.
Ich stelle mich auf seinen pompösen Schreibtisch, versuche erfolglos Polka zu tanzen und stimme ein bis zwei Weihnachtslieder an, als mir auffällt wie spät es schon ist und ich kopfüber von dannen schwebe, ihn lachend auf seine schrumpligen Hoden boxend.
Eigentlich sage ich nur danke und tschüs und gehe, aber das hört sich nicht so gut an.
Ich setze mich am Nachmittag in den Bus und fahre Richtung Innenstadt.
Der Bus ist fast leer. Lediglich drei alte Damen, eine Schülerin, eine heruntergekommene Sozialhilfeempfängerin und ihre lausige Töle begleiten mich auf meiner petite voyage.
Das monotone Geräusch des umweltverpestenden Motors brennt sich aggressiv in die schleimigen Windungen meines maroden Gehirnes. Meine Ohren werden heiß, sie glühen. Die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht, projiziert mein menschenunwürdig malträtiertes, marodes Cerebrum auf die Umwelt, raubt mir den letzten Verstand. Ich schwitze und glaube verdursten zu müssen, sollte ich nicht sofort meine Achselhöhlen auslecken. Ich lasse es drauf ankommen.
Die freundliche aber neutrale Stimme einer Frau erklingt aus dem Nichts und versucht die nächste Haltestelle anzusagen.
Sie stottert.
N...Nä...nä...nächst...nächster...nä-nächster Ha...Hal...Ha...Halt...
Was will sie mir bloß damit sagen?
Wahrscheinlich redet sie normal und nur ich höre es unnormal, weil ich ja schließlich auch genau das bin: Unnormal. Unwürdig. Unbeachtet.
Ich versuche der mechanisch klingenden Stimme aus Langeweile eine reelle Person zuzuordnen. Sie ist etwa neununddreißig, verheiratet, hat eine Tochter, einen Kleinwagen, eine süße kleine Katze und einen fetten Arsch.
Das ist die Frau aus dem Lautsprecher.
Wahrscheinlich hat sie früher bei irgendeiner Erotiktelefonhotline gearbeitet, hat dann dieses Tape für die Fahrgemeinschaft aufgenommen, mit den falschen Leuten gefickt und sitzt jetzt irgendwo in einem Callcenter auf ihrem fetten Arsch und beantwortet die hirnrissigsten Fragen von unzufriedenen oder neugierigen Kunden, die bereitwillig ein Vermögen dafür bezahlen, mit einer unfähigen Falschfickerin zu funken.
Vielleicht bin ich ja doch nicht so unnormal. Im Vergleich zu...
Keine Ahnung.
Dir?
Wie würde die Frau mit der Lautsprecherstimme wohl schmecken?
Hähnchen?
Pute?
Schwein?
Thunfischpizza?
Egal.
Ein paar Minuten später stottert sie meine Haltestelle dahin und lacht.
Ich sehe mich um. Niemand lacht.
Ich höre noch einmal genau hin.
Die Lautsprecherstimme lacht. Definitiv.
Die neununddreißig Jahre alte Frau mit dem fetten Arsch, die nach werweißwas schmeckt und sowohl eine kleine Tochter als auch eine kleine Pussi hat, lacht mich aus. Sie macht sich über mich lustig. Sie verhöhnt mich. Sie zeigt mit ihrem unsichtbarem Zeigefinger auf meine Nase und lacht, schreit ein hysterisches Lachen, so widerlich penetrant, dass niemand es hört.
Ich werde wütend.
Ich schreie sie an, verfluche sie, schlage mit der flachen Hand gegen den Lautsprecher und beschimpfe sie. Ich drohe ihr, sie zu töten, sie zu zerstückeln, ihr alle Eingeweide herauszureißen, ihr in den Mund zu kacken.
Sie lacht nur.
Die drei alten Damen, die Schülerin, die heruntergekommene Sozialhilfeempfängerin und ihr lausiger Köter mustern mich skeptisch mit gerunzelter Stirn und aufmerksamen Blicken. Ja, sogar die übel riechende Promenadenmischung von Dreckstöle runzelt die Stirn und sagt: „Also wirklich. Das muss ja wohl nicht sein.“
Ich schreie sie alle an, gebe ihnen allen recht merkwürdige Namen, bestehend aus Obszönitäten, Fäkalsprache, ausgefallenen Beschimpfungen und allerhand sinnloser und zusammenhangsloser Wörter und verlasse dann glücklich und zufrieden den verfluchten Bus mit erhobenem Haupt, nachdem ich mich noch ziemlichst für alles entschuldigt habe.
Sie sehen mir nach.
Der Hund kläfft.
Die Stimme lacht.
Ich würde sie gerne töten, die Stimme, wenn ich nur die Möglichkeit hätte sie aufzuspüren.
Der Fahrer schließt die Tür, lacht und fährt schnell weiter.
Er hat auch einen passenden Namen von mir bekommen.
Ich weiß nicht was vorgeht. Alles ist synthetisch, zu gequält, als dass von meinem menschenunwürdig malträtierten, maroden, auf die Umwelt projizierten Cerebrum als real erkannt werden könnte. Und doch bin ich mir absolut und unzweifelhaft sicher, dass nichts hier, nichts irgendwo synthetisch und zu gequält ist. Alles ist super.
Ich bin eben müde.
Dann gehe ich in das mir empfohlene Haus und sehe mich um.
Es sieht ganz genauso aus, wie schon bei meinem verhassten Diplompsychiater, der mir auch nicht unbedingt gewichtig weiterhelfen konnte.
Die Praxis ist im dritten Stock und es gibt einen funktionierenden, sicheren Aufzug.
Ich nehme die Treppe.
Oben angekommen öffne ich die Tür und trete mit hängenden Schultern ein.
Der Zahnarztpraxisgeruch erfüllt meine Nase und ich frage mich was das hier mit dem Zahnarzt zu tun hat.
Gar nichts.
Trotzdem stinkt es. Nach dem warmen Urin kleiner Kinder, denen versehentlich der Kieferknochen durchbohrt wurde und die es sich trotz der augenblicklich folgenden Entschuldigung nicht nehmen lassen wollten loszuheulen und loszupissen und loszukreischen.
Kinder sind eine grausame Erfindung. Dafür hat Gott ein spezielles Händchen.
Apropos: Eine dicke, unattraktive, verpickelte, junge Frau beugt sich hinter einem Tresen hervor und blickt mich auffordernd an.
Ich sehe sie kurz an, wende dann meinen Blick aber wieder von ihr ab und betrachte die Anhäufung von meisterlichen Gemälden, die kreuz und quer an der Wand hängen.
Nachmachungen und Fälschungen von Kandinsky, Van Gogh, Raffaello Santi, Parmigianino, Da Vinci, Michelangelo Buonarotti, Rembrandt, Ghirlandaio und Picasso, die die Patienten der Klinik ungemein beeindrucken sollen.
Für Spermenbänke, Bordelle und Museen sind diese Billigimitate durchaus annehmbar, für eine Akupunkturklinik nur, falls diese teilzeitlich auch als Sadomasochismusschuppen fungiert.
„Haben sie einen Termin?“, klingt die krächzende, abstoßende Stimme, der gerade aus der Pubertät gekommenen, kleinen Göre zu mir herüber und ihre ausgereiften Eiterpickel leuchten strahlendgelb wie die liebe Sonne.
Ich hätte große Lust ihr sofort die Kehle aufzuschlitzen und ihre Eingeweide beliebig über den Flur zu verteilen.
Sie glotzt mich weiter an.
Ihr speckiges Doppelkinn unterstreicht ganz ungezwungen ihre bereits einfallenden Mundwinkel, um die herum dicke, braune Haarbüschel ranken, in denen noch matte Eiweißreste hängen, die ihrem mächtigen Schlund noch einmal bis zum nächsten Spiegelblick entkommen waren.
Sie sieht aus wie eine fette, eiterverpickelte Oma und ihr schwulstiger, hündischer Schweißgeruch hat sich bereits im ganzen Raum ausgebreitet, auch wenn sie zu versuchen scheint, das ganz nebenbei mit einem aufdringlichen, aggressiven Vanilleduft wieder wettzumachen.
Es funktioniert nicht.
Ich verspüre einen Drang, direkt in ihr Gesicht zu kotzen.
Hätte ich was gegessen, würde ich nicht so lange zögern.
Ich möchte sie packen, ihr das Maul aufreißen, meine Faust hineinrammen, ihre schwammige Zunge herausreißen, sie damit auspeitschen und sie an ihrem eigenen Blut langsam ersticken lassen.
Vielleicht sollte ich ihr einen Namen geben, wie den Leuten im Bus.
Sie sagt wieder etwas.
Ich höre ihr nicht zu.
Sie redet weiter.
Ich betrachte ein schlechtes Rembrandtimitat.
Ihre Stimme verursacht bei mir starke Kopfschmerzen. Ihre Stimme ist Kopfschmerz.
Ich werde ihr jetzt das Maul stopfen müssen.
Ich drehe mich um, sehe sie kurz mit gesenktem Blick an und gehe dann schnell auf sie zu. Ich werde ihr zeigen, wie man sich mir gegenüber zu verhalten hat.
Eine Frau im weißen Kittel tritt aus einer Tür heraus.
Ich stoppe schnell ab und zügele meinen Zorn, in sofern mir das überhaupt möglich ist.
Sie sieht mich auf dem Weg zum Tresen etwas hochnäsig an. Am Tresen wechselt sie einige Worte mit der fetten, stinkenden Frau und beobachtet mich äußerst auffällig.
Dann beenden sie ihre belanglose Konversation, lächeln sich an und stinken.
Die Frau mit dem Kittel kommt auf mich zu, grinst und stinkt jenseits jeglicher Abscheulichkeit.
„Ich denke wir erwarten Sie bereits,“ tönt ihre zittrige, nervösmachende Stimme durch den puffgerechten Flur der Praxis, die des Nachts als höllenverehrender Sadomasochismusschuppen fungiert.
Ich sage nichts und versuche erneut einen Kotzreiz zu unterdrücken.
„Es ist schon alles vorbereitet. Blablablablablablabla. Okay?“
Ich sehe sie an.
Sie grinst mich an.
Ihre Zähne sind ein abscheulicher Albtraum.
Ich gehe durch die offenstehende Tür, auf die sie grinsend mit ihren angeknabberten Fingernägeln verweist, und setze mich auf einen bequemen Stuhl in der Mitte des Zimmers. Meine Jacke lege ich über die Lehne.
Sie schließt die Tür und grinst mich an.
Sie geht durch den Raum und grinst mich an.
Sie nimmt ihre Unterlagen und grinst mich an.
Sie setzt sich vor mir auf einen Drehstuhl und grinst mich an.
Sie beginnt zu reden und will einfach nicht aufhören mich anzugrinsen.
Sie sagt: „Willkommen. Möchten Sie erst einmal einige Informationen haben über das, was Sie erwartet? Ganz bestimmt wollen Sie das. Da bin ich sicher. Viele Menschen wissen gar nicht so genau, was Akupunktur überhaupt ist. Das ist ja auch keine Schande. Sie denken es ist lediglich das schmerzhafte durchbohren der menschlichen Haut mit kleinen Nadeln, aber das ist absolut falsch. Die Behandlung ist nahezu schmerzfrei. Sie merken so gut wie gar nichts. Weniger als bei einem kleinen Spritzchen. Bei der Akupunktur handelt es sich lediglich um eine Behandlung spezieller Nervenzentren, die man mit Hilfe von Gold- oder Silbernadel aktiviert beziehungsweise deaktiviert – trivial gesprochen. Eigentlich eine ganz einfache Sache. Außerdem kann man jederzeit mit der Behandlung aufhören, sollten sie aus irgendwelchen Gründen nicht bereit sein, die Behandlung fortzusetzen. Das kommt zwar nur sehr selten vor, wäre aber gar überhaupt kein Problem. Das steht außer Frage. Es ist natürlich kein Zwang, diese Behandlung in Anspruch zu nehmen, aber das wissen Sie ja. Die Erfolgsquote ist übrigens überdurchschnittlich im Vergleich mit anderen Behandlungsmethoden bei ungewöhnlichen Erkrankungen oder physischen beziehungsweise psychischen Beeinträchtigungen jeglicher Art. Unser Erfolg spricht für uns. Wir sind die Besten, die sie kriegen können. Ich habe so einen bekackten Kohldampf, dass ich ein ganzes Hähnchen mit Pommes Frites und Ketchup und Salat und Kaffee und Kuchen und Gott segne die westliche Welt. Hip Hip Hurra! Ich will fressen!“
Sie grinst selbstverliebt und erwartet vermutlich, dass ich augenblicklich applaudiere.
Ich tue es.
Ihre grünbraunen Augen blicken mich durch einen halben Zentner Wimperntusche hindurch an. Ihre spröden, von unglaublichen Mengen an Haarspray verklebten Haare liegen wie Beton auf ihrer speckigen Rübe. Ihre kratertiefen Poren öffnen und schließen sich kontinuierlich wie kleine, verdreckte, gefräßige Münder, die allesamt Verunreinigungen zerkauen und nebenbei Kasachstans melodische Nationalhymne gröhlen. Der Lippenstift auf ihren krummen, braunen Zähnen ist noch vergleichsweise harmlos gegenüber ihrem behaarten Décolleté, aus dem heraus mir viele kleine Spinnentiere, Zecken und Maden, zuwinken, sich schützend verkriechend. Die Haare in ihrer klobigen Nase bewegen sich synchron zu ihrem fauligen Atem, der mir ungebremst wie Leichengestank in gleichmäßigen Strömen ins Gesicht weht. Dann rülpst sie und schmiert sich pures Fett über die Stirn, über ihren Mund, über ihre geschlossenen Augen, verwischt sich ihre undosierte Wimperntusche, lutscht sich gierig die wurstigen Finger ab, schlingt über sie hinweg und beginnt an ihrer zerfetzten Nagelhaut zu fressen.
Ich kann nicht mehr. Ich muss sie töten.
Sie grinst, sie labert, sie grinst, sie labert.
Sie ist der Leibhaftige.
Sie muss direkt aus der Hölle kommen.
Diese Praxis ist die Hölle.
Erst sie, dann die hinter dem Tresen. Nein, andersrum. Nein, doch so.
Ich will mit ihren meterlangen, lilarosafarbenen, müffelnden Gedärmen die ganze Praxis schmücken und mit ihrem ausgehülltem Gerippe in einem See aus zähem Blut Kanu fahren.
Ich weiß, diesmal bin ich wach.
Oder doch nicht?
Ich weiß nicht was ich bin.
Ich weiß nicht wo ich bin oder wer ich bin.
Ich kenne meine Identität nicht mehr.
Ich weiß nicht mehr wo ich wohne
Ich weiß nicht mehr ob ich lebe.
Ich muss raus aus dieser Hölle. Raus aus meinem Leben.
Ich brauche ein neues Leben.
Ich stürme aus der Praxis heraus um niemanden umzubringen.
Das kann ich mir jetzt nicht leisten.
Auf der Straße ist alles totenstill.
Es fahren jede Menge Autos, Menschen unterhalten sich, kleine Kinder spielen mit ihren Spielzeugpistolen und feuern etliche Rollen von Platzpatronen durch, ein junger Mann brüllt quer über die Straße zu seinem Freund, der genau neben mir steht. Der Freund brüllt zurück.
Ich höre nichts.
Ein Skateboarder rempelt mich an und fällt fast hin.
Seine Verfluchungen und Beschimpfungen höre ich nicht.
Ich höre gar nichts.
Vorsichtshalber schreie ich ein paar Beleidigungen zurück.
Vielleicht kann er mich ja wenigstens hören.
Sein wütender Blick verrät mir, dass er das tatsächlich kann.
Ich höre trotzdem nichts.
Ich gehe irgendwohin, tue irgendetwas und muss mir eingestehen, einmal mehr erkannt zu haben, dass alles, einfach alles keinen tieferen geschweige denn irgendeinen Sinn in sich birgt. Mein Leben, dein Leben – alles ein Hut.
Naja, Hauptsache gesund.