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Propeller

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08.11.2001
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Propeller

Als sie damit begonnen haben, konnte niemand wissen, wohin es führen würde. Jetzt aber leben wir mit dem, was geschah. Beten wir, dass sie Erfolg haben werden.

Die kontinuierliche Erwärmung der Erdoberfläche ist auf eine Vergrößerung des Ozonlochs zurückzuführen, was wiederum zusammenhängt, mit der offensichtlich eintretenden Verschiebung der Rotationsachse der Erdkugel und mit zahlreichen, immer noch unbekannten Faktoren. Die Forschung konzentriert sich derzeit darauf, die Ursachen für die Achs- und Positionsverschiebungen zu eruieren. Man hofft, auf diese Weise Einfluss auf die aktuellen Entwicklungen nehmen zu können.
Folge der Verschiebung ist einerseits die bereits spürbare Erwärmung. Dadurch breiten sich die afrikanischen und asiatischen Wüsten aus und Jahrtausende alte Gletscher, sowie die Polkappen schmelzen messbar ab. Durch diese Vorgänge wiederum steigen die Meeresspiegel an und treten große Flächen besiedelten Landes unter Wasser. Anderseits führen die klimatischen Veränderungen auch zu unzähligen Naturkatastrophen. Beispielhaft seien hier das Phänomen "el niño" oder die stark erhöhten Regenfälle in Mittel- und Nord-Europa genannt.

Ich weiß, dass Sie all das bereits aus den Nachrichten kennen. Dass sie über Klima-Gipfel und Konferenzen, über Abkommen und Ratifizierungen bestens informiert sind. Das ist auch nicht das, worüber ich Sie aufklären will. Das sind nur die Auswirkungen. Ich weiß, dass es nicht für die breite Öffentlichkeit bestimmt ist. Dass man es nicht einfach so herausposaunen sollte. Aber wissen Sie, ich bin ganz persönlich der Meinung, dass man die Gelegenheit haben sollte, sich darauf einzustellen. Deshalb möchte ich Ihnen anvertrauen, was mit uns geschieht.

Es fing schon vor Jahren an. Vor einigen Jahren. Sie haben beschlossen, dass es jetzt an der Zeit ist. Vermutlich war es höchste Zeit. Die Entscheidung selbst muss schon um einiges älter sein. Aber ihre Realisierung ließ auf sich warten. Ihre Realisierbarkeit. Die kläglichen Versuche beinahe seit Anbeginn der Zeit haben sich als untauglich erwiesen. Mit Anlagen aus Stein und Holz und Tuch. Jetzt aber hat der technische Fortschritt uns eine neue Dimension eröffnet. Sie zu nutzen ist die Aufgabe, der wir uns verschrieben haben.

Zuerst gab es Überlegungen, das Projekt unter Geheimhaltung auszuführen. Zur Vermeidung von Panik, aber auch aus Angst vor Sabotage. Aber dann kam man zum dem Schluss, dass es früher oder später ohnehin bemerkt werden würde. Das Konzept, auf das man sich letztlich einigte, ist um einiges raffinierter. Wenn man die nötigen Anlagen nicht verstecken konnte, musste man sie in aller Öffentlichkeit aufbauen. Ihr Zweck dagegen sollte geheim bleiben.

Mittlerweile finden Sie sie überall. Ihre Wirkung lässt noch zu wünschen übrig, aber möglicherweise gelingt es uns noch rechtzeitig, die entsprechenden Kapazitäten zu aktivieren. Das Aufreißen des Ozonloches hat die Lage entscheidend verschärft. Es ist Eile geboten.
Die Anlagen sind mittlerweile weit verteilt. Ihre Steuerung ist beinahe ausgereift und der augenblickliche Stand ist, dass wir unsere Position weitgehend halten können. Die Drift wurde gemindert. Zumindest das. Die Forschung hat ergeben, dass auf der Nordhalbkugel, vorwiegend in Europa, die Standorte bestimmt werden mussten, an denen die Anlagen zu installieren waren. Auch auf anderen Kontinenten wurden zahlreiche Anlagen errichtet. Diese sind für die Feinsteuerung verantwortlich.
Die hohen Betonmasten werden tief im Erdreich verankert, um den enormen Kräften standhalten zu können. Laufen alle Propeller auf voller Kraft, so gelingt es beinahe vollständig, die Drift zu unterbinden. Das Kippen des Globus kann damit für einige Stunden aufgehalten werden. Aber noch ist es nicht möglich, die fehlerhafte Neigung zu korrigieren. Auch nicht, die volle Leistung für einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. Folge einer langfristigen Einwirkung der Motoren ist bislang eine Serie von Erschütterungen. Diese treten nur in den seltensten Fällen in unmittelbarer Nähe der Propeller auf. Meist finden die Beben und Eruptionen auf der exakt entgegengesetzten Seite des Erdballs statt. Dort sind die Verwüstungen immens, wie Sie wissen.
Wir versuchen also unser Bestes, um die Ballance zu halten. Ich will Ihnen allerdings nichts vormachen. Der Punkt, an dem der Globus das Gleichgewicht verlieren wird, an dem die Unwucht ihn ins Trudeln bringt, ist beinahe erreicht. Von diesem Punkt an, kann nicht einmal unser Projekt diesen Untergang aufhalten, dessen Ursachen bis heute unbekannt sind. Ich bitte Sie daher, sich darauf einzustellen, dass wir für nichts garantieren können. Sich darauf vorzubereiten, dass wir verlieren könnten.
Eigentlich, das ist wahr, ist dieser Tag der offenen Tür, hier im sogenannten "Windgenerator" dazu bestimmt, Ihnen die offizielle Version seiner Funktion nahezubringen. Umweltgerechte Stromerzeugung aus regenerativen Energien, heißt das im Fachjargon. Verzeihen Sie mir, dass ich Sie nun mit dem konfrontiert habe, was uns in Wirklichkeit erwartet. Nach all den Jahren des Lügens und der Heimlichkeit war ich nicht mehr im Stande, Sie im Unklaren zu lassen, und obwohl es nicht meiner Aufgabe in diesem Betrieb entspricht, geschweige denn meiner Position in der Organisation, musste ich sprechen.
Trotz alledem wünsche ich Ihnen und Ihren Familien noch einen angenehmen Tag. Helfen Sie uns zu hoffen, dass es gelingen wird, das Kippmoment abzuwenden. Wir tun unser Möglichstes, um Sie und uns alle zu retten. Falls aber nicht, sind die Folgen unabschätzbar. Es wird sich nicht um Tage oder Wochen handeln, nicht einmal um Monate, soweit wir wissen. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden uns nach dem Tage X noch ein oder zwei Jahre erwarten. Sicher ist dann aber eines: Es wird zuende gehen. Dies ist erst der Vorbote des Anfangs.

 

Hallo arc,

dass die Geschichte gut geschrieben ist, braucht man, glaube ich, nicht zu betonen. Dass sie eine gute Idee beinhaltet auch nicht. Ich werde sicherlich in Zukunft beim Betrachten von Windrädern an die Erdachse denken müssen...

Frage es ja ungern: wo ist das Surreale? Utopisch ist sie, okay. Das, was dort geschieht, liegt im Bereich "noch nicht" vollständig erklärbarer physikalischer Anomalien, aber der Kern ist vorstellbar. Erinnert mich ein wenig an "Schweigen", technisch, Weltuntergangsstimmung,.. Aber da sehe ich noch das Surreale, weil fliegende Handys und Fernseher, etc. auch in 1.000 Jahren nicht in der Form existieren werden.

Ad hoc Idee zum Umwandeln in Surrealität: Die Erde spricht, sie fühlt sich vom Menschen missbraucht, will daher Selbstmord machen und versucht sich durch stärkere Achsneigung aus der Umlaufbahn zu bringen. Ich glaube, dann wäre es surrealistisch.

Gruß vom querkopp

 

hi!
lieben Dnak für die promte Kritik!
ich war mir selbst nicht so sicher, ob das Surreale, das ich ausdrücken wollte, ausreicht. Du meinst also, es müßte mehr sein, ja? na gut, ich werde darüber nachdenken, was drin ist ... äh, was rein muß.
Schön, daß sie Dir ansonsten gefällt. und solltest Du wirklich auch in 3 Tagen noch bei einem Windrad die Rettung der Welt vor dem Untergang denken, dann wäre ich echt stolz auf mich ;)

Ich passe es dem Challenge-Thema dann wohl noch ein wenig mehr an... will ja nicht gleich außer Konkurrenz starten ;)

lieben Dank,

Frauke

 

Moin!

Mir gefällt der Text sehr gut. Sachlich beschrieben, wie eine "normale" Kurzgeschichte verfasst. Hier ist es der Gedanke, der hinter dem Text steht. Wenn man bedenkt, daß Gaja zig Milliarden Tonnen wiegt, dann ist es um so absurder, mit von Menschenhand erschaffenen Windrädern einer nahenden Katastrophe entgegenzuwirken. Praktisch unmöglich! Und daher ist das surreale/absurde Moment die Einführung der Technik, die das möglich machen soll. Klar, Fiction kann so gut wie alles möglich machen, aber das nur am Rande...

Nun, ich hätte mir noch eine Pointe gewünscht ganz zum Schluß. So nach dem Motto:

"...ist dann aber eines: Es wird zuende gehen. Dies ist erst der Vorbote des Anfangs. Wer hätte denn auch damals ahnen können, daß uns die Außerirdischen eigentlich nur verarschen wollten. Tja, Pech gehabt! (Schon gut, ich weiß...)

Also das hier hebt sich erfreulich von dem Rest ab, weil normal und verständlich geschrieben. (Jaja, ich mags halt einfach... ;) ) Die Idee ist sowas von unrealistisch, daß sie schon wieder irgendwie cool kommt.

Hat Spaß gemacht!

Gruß,

Poncher

 

hi Ponch!
Dein Lob freut mich sehr! ich hab jetzt auf Veranlassung des querkopps noch ein bizarreres Ende geschrieben.. ich stelle es mal rein. Mal sehen, was Ihr so davon haltet.
Ich hatte eigentlich den Eindruck, daß es "surreal genug" wäre, einfach nur so eine bescheuerte Idee umzusetzen ... und eigentlich, querkopp, was ist denn weniger real? daß ein Handy fliegt, oder, daß wir die Welt verrücken? :D

trotz allem: ein neues, erweitertes Ende...

Also bis jetzt endete die Geschichte mit:

Sicher ist dann aber eines: Es wird zuende gehen. Dies ist erst der Vorbote des Anfangs.

Lieben Gruß, frauke

@Poncher: Gruß an Jürgen, ja?

 

Naja. Da mußte aber nochmal n bischen gucken, dat Dingens mit dem Ende, ne? ;)

Wer ist eigentlich Jürgen? Ach so... :D

 

gefällt Dir mein Ende nicht? war es vorher besser? hab leider selbst viele Zweifel... bin auch müde... war ja so viel unterwegs am WE... so viel zum Thema Jürgen :D ( Freitag ) Zufall, aber warum nicht...Man kennt ja immer Leute, die Leute kennen, die ...

also, was meinst Du zu dem Ende? nötig? gut? eine Verbesserung? oder der Flopp schlechthin?

 

Ich finds ehrlich gesagt Scheiße! Sorry. Gefällt mir überhaupt nicht. Das nimmt der drohenden Wirkung, die der Protagonist dem Leser zukommen lassen will das "Salz aus der Suppe". Meiner Meinung nach verliert der Text dadurch.

Wie gesagt:

...oder der Flopp schlechthin?
Jepp!

Hehe! Hier sind wir gnadenlos und ehrlich! ;)

 

hey Ponch!
lieben Dank für die Ehrlichkeit. Nach dem viel zu frühen Aufwachen hab ich auch beschlossen, daß ich es so nicht mochte. Deine letzte Kritik hat dann den Ausschlag gegeben.... Das verkehrte Ende ist wieder weg!

Hab ganz und gar nichts gegen Ehrlichkeit. Dann werde ich nämlich besser, damit keiner mehr meckern kann :D

Lieben Gruß,

Frauke

 

Hi Frauke!

Deine Geschichte liest sich für mich nicht surreal. Fast hätte ich gesagt, mehr wie Science Fiction, aber dafür ist sie wieder zu wenig bzw. gar nicht Science...

Hm, jetzt bekomm ich ein richtig schlechtes Gewissen, weil ich doch die letzte Geschichte, die ich von Dir gelesen hab, auch so negativ kritisiert hab. Diese hier gefällt mir auch weit besser, stilistisch ist sie gut und somit gut zu lesen, nur eben, daß ich sie nicht surreal sehen kann.

Für mich ist es noch nicht surreal, wenn die Handlung unlogisch ist. Das ist sie jedenfalls.
Windräder bewegen sich nicht von sich aus, bewegen keine Luft, sondern werden von der Luft bewegt. Daher ist Deine "Theorie" einfach falsch, aber nicht surreal.
Selbst, wenn ganz Europa von Norden bis Süden kilometerbreit mit Windrädern bedeckt wäre, die sich von selbst drehen würden, könnte man damit die Erde kein Stück bewegen.

Natürlich kannst Du jetzt sagen, ich soll nicht so real denken. Aber das ist es ja gerade, daß Deine Geschichte es nicht geschafft hat, mich von da wegzuholen...

Wenn Du mir das als Surreal verkaufen willst, dann mußt Du auch beim Surrealen bleiben und nicht jede Hoffnung zerstören, indem die Zeit der Rettung begrenzt wird usw. - Dann laß die Erde davonschweben und irgendwo...irgendwas..., das mich das Ganze als Traum sehen lassen und die technischen Unmöglichkeiten vergessen lassen kann. ;)

Alles liebe
Susi

 

hi Susi!
lieben Dank für Dein Lob. Ich hoffe, dass die Jury mir ein wenig Surreales zubiligen kann ;) wo genau ist da die Grenze? ich hatte erst überlegt, die erde wegfliegen zu lassen.. aber dann war das für mich nicht surrealer, als dieses Szenarion...

Nicht böse sein, wenn ich bis zur Deadline nicht mehr auf die nächsten Kritiken eingehen kann. Aber in 7 Minuten fahre ich in Urlaub! ;)

lieben Gruß,
Frauke

 

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