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Prolog

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07.01.2008
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Prolog

Ende

Stellen sie sich vor, sie hätten nur noch eine Stunde zu Leben.
Gewiss ist das schwer, denn wer von uns verdrängt nicht unaufhörlich die Tatsache,
das irgendwann das Ende kommt? Aber trotzdem. Auch wenn der eigene Verstand diese Frage
als lächerlich abtun will; Was tun sie mit dieser Stunde?
Und damit das Beantworten nicht allzu einfach wird, füge ich erschwerend hinzu,
das ALLE Menschen um sie herum ebenfalls nur noch eine Stunde zu leben haben.
Sie wissen es nicht? Seien sie beruhigt; ich wußte es bis neulich auch nicht.
Und mir stellte sich diese Frage auch nicht, seinerzeit, als ich über lange Zeit wirklich schlechte
Laune hatte. Nein, vielmehr war mir danach, mein Leben recht flott zu beenden. Am liebsten schon
in der nächsten Sekunde. Ohne Abschiedsbrief. Ohne vorher aufzuräumen. Ohne mich vorher schick
zu machen. Ohne all den tränenreichen Rotz, den andere im Vorfeld so ellenlang praktizieren, so das
man am Ende froh war, wenn besagte Heulsuse endlich sprang. Nein, sowas wollte ich nicht.
Mir ging es beschissen und ich wollte Feierabend machen. Endgültig und schnell. Meine Freundin
würde schon einen Anderen finden und meine Eltern weinten sowieso gern. Es gab nicht eine Sendung
im Fernsehen, wo sie sich nicht gegenseitig das Kleenex reichten. Beim Red-Nose-Day von Pro 7
heulten sie geschätzte 12 Stunden durch, nur weil irgendein chilenischer Bauerntrampel endlich eine
Unterarmprothese bekam. Als ihr Wellensittich starb ( Der Hansi hieß, wie die sechs anderen
Wellensittiche zuvor ) wurde er drei Tage aufgebahrt. Auf dem Wohnzimmertisch. Mutter bastelte dem
kleinen Leichnam ein Gesteck aus Gänseblümchen und Vater sinnierte gedankenverloren darüber,
ob man ihm nicht eine Hirsestange mit ins Grab legen sollte, damit er was zu essen hat.
Dann wurde wieder geweint. Und ich weinte auch, weil ich mich stetig fragte, ob das wirklich alles
sei, was man vom Leben zu erwarten hat. Mein Alltag unterschied sich nicht im geringsten von all den
anderen Alltagen dieser Welt. Ich war 39 Jahre alt, hatte eine Arbeit in einer stinkenden Fabrik
und eine Mitbewohnerin die nicht Kochen konnte. Keine Haustiere und keine nennenswerten
Krankheiten, vom Raucherhusten abgesehen. Hobbies hatte ich ebenfalls keine. Womit ich mich eindeutig
von meinen Nachbarn unterschied. Ein Rentnerehepaar, welches sich in einer art Altersbosheit
hin zum Denunziantentum entwickelte und diese fragwürdige Eigenschaft in einen Lebensinhalt
umfunktionierte.
Abwechselnd lagen sie mit verschränkten Armen im Fenster um mögliche Falschparker dingfest
zu machen. Der Behindertenparkplatz gegenüber war ein beliebtes Ziel von Schnellparkern, die
mal eben in den anliegenden Kiosk wollten, um sich mit Zeitungen und muffigen, niemals frischen
Brötchen zu versorgen. Nur leider war dieser eigentlich nie benutzte Behindertenparkplatz
auch genau im Sichtfeld meiner Nachbarn. Das Problem bei falschparkenden Schnellparkern ist,
das diese ( wie der Name schon sagt ) auch schnell wieder weg sind. Und in diesem Falle,
schneller weg, als ein Polizeiauto brauchen würde um am Tatort zu erscheinen. Sehr zum Ärger
meiner betagten Nachbarn. Also expandierten sie ihre Bosheit und versperrten dem falschparkenden
Schnellparker den Weg, in dem sich einer hinter das Auto stellte, während der oder die Andere,
abhängig davon, wer grad gut zu Fuß war, die Polizei informierte. Meist war das folgende Geschrei so
laut, das ich das Fenster im Wohnzimmer verschliessen mußte, weil ich den Sprecher im Fernsehen
nicht mehr verstand. Was allerdings auch nichts ungewöhnliches war, da meine mitbewohnende
Freundin, den lieben, langen Tag mit Reden verbrachte. Meist nur blödsinniger Frauenkram, den sie
von ihrer Arbeit mitbrachte. Ihre fettärschige Zimmerkollegin Sabrina hat dies gemacht, hat das gemacht,
und überhaupt ist sie so fett, das sie in keinen Stuhl mehr passt. Womit sie allerdings recht hatte.
Sabrina war die einzige mir bekannte Frau, die es schaffte, ein Loch in ein Sofa zu sitzen,
welches man nicht mehr auswuchten konnte. Unser Sofa ist ein stummer Zeuge dieser Urgewalt.
Geziert durch eine riesige Delle. So als wäre etwas aus den Tiefen des Alls in unserem
Wohnzimmer eingeschlagen. Durch die Decke; auf das Sofa; ein Komet namens Arsch.
Bumm.
Was wohl Sabrina in ihrer letzten Stunde machen würde? Essen, würde ich meinen, doch
wer weiß das schon? Vielleicht würde sie sich auch in einen Park setzen und Enten vergiften.
So wie die Tauben, denen ähnliches geschah. So wie die Tauben, die es wagten, auf den neuen
Clio zu scheißen, den sie sich nach jahrelangem Sparen gönnte. Sie hatte da wirkliches Pech
mit ihrem Parkplatz. Direkt unter einer großen Buche; direkt unter hunderten von Taubenärschen,
die das metallic-schwarz des Clio mit einem Dixi Klo für Tauben verwechselten.
Das Leben war schon ungerecht. Und darum war es Zeit, es zu beenden.

Doch wie?

Schmerzlos sollte es sein. Und bloß keine Pillen. Wie oft las man davon,
das Pillenfresser in letzter Sekunde gefunden wurden. Halb im Delirium in das
Krankenhaus zum Magen auspumpen, um dann vollkommen verblödet aufzuwachen.
Obwohl, verblödet wäre vielleicht garnicht so schlecht, kriegt man wenigstens nichts mehr mit.
Aber das war zu unsicher. Zuviele unbekannte und vor allem unberrechenbare Faktoren
die mir Sorge bereiteten. Wäre aber die schönste Methode wenn es denn klappen sollte.
Einfach einzuschlafen auf dem Sofa. In die Delle rutschend um dann als letztes das Gezeter
auf der Strasse zu hören, weil ein falschparkender Schnellparker nicht auf die Polizei warten will.
Klasse.
Die Pillen lassen wir also weg.

Aufhängen war mir zu blöd. Ich konnte nie begreifen, wie sich das ein Mensch freiwillig
antun konnte. In Westernfilmen hatte das ja noch einen gewissen Charme. Aber heutzutage,
in der Realität ? Und überhaupt, wo sollte ich mich hinhängen? Der Dachboden fiel schon mal aus,
weil die Mietparteien über uns ihre Wäsche auf dem Dachboden trockneten. Und in der Wohnung
kriegte man keinen Dübel in die Decke, so das wir seit Jahren mit improvisierten,
festgeklebten Lampenschirmen über den nackten Glühbirnen lebten. Mit einem Gürtel an der Türklinke habe ich
mal gesehen. Aus Spass probierte ich diese Variante aus; allerdings ohne Gürtel.
Ich schien zu groß zu sein für diese Praktik. Mußte mich unter der Türklinke abducken
um mir nicht den Kopf zu stoßen. Selten blöd.
Als Pygmäe sicher eine Alternative, doch für mich nicht von Belang.
Aufzuhängen war also gestorben.

Eine Schusswaffe besass ich nicht. Vom Luftgewehr mal abgesehen. Welches mir allerdings
nicht wirklich tauglich schien, meinem Leben ein Ende zu setzen. Wieviele Federbolzen ich
mir durch das Auge schießen müßte um einen Hirntod auszulösen; ich will es garnicht
wissen. Und schmerzlos wäre das ganz gewiss nicht. Sponn diesen Gedanken aber doch ein wenig
weiter, da ich ein paar Albaner kannte, die einem wirklich alles besorgen konnten.
Allerdings hatte ich nicht das nötige Geld um mir eine großkalibrige Waffe zu besorgen.
Es war mitte des Monats und da war ich immer recht knapp beieinander. An das Haushaltsgeld
meiner Freundin zu gehen war mir zu kriminell. Von ihrem Geld eine Waffe zu kaufen
die mir das Hirn an die Wand schießt, nein, das hatte sie nicht verdient.
Dieser Umstand allein hätte meine Eltern zum Dauerweinen veranlasst. Bis in alle Zeit
und drei Leben danach. Die Schusswaffe fiel also weg. Leider.

In einer Frauenzeitschrift las ich mal einen Bericht über eine Frau, die sich über ein
Dutzend mal die Pulsadern aufgeschnitten hat. Immer in ihrer Wanne. Und immer wurde sie
gerettet durch einen dummen Zufall. Mal kam ihr Mann zu früh nach Hause und dann wieder
eines ihrer Kinder, wovon sie fünf hatte. Ich mußte damals Schmunzeln beim Lesen der Zeilen, weil
ich mir vorstellte, wie eines der Kinder durch die Badezimmertür ging und mal wieder die Mama
da liegen sah, in der Wanne. Diese widerrum verdrehte die Augen und sabbelte schwach:
"Nicht schon wieder!" Wahrscheinlich schmiss sie dann noch entnervt ( und mit letzter Kraft )
ein Handtuch nach dem Kind. Somit konnte ich mich nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit mit dieser
Sterbevariante befassen und verwarf auch sie.

In dieser Zeit der Sterbefindung rauchte ich wie ein Schlot. Vermied es mich mit meiner Freundin
zu unterhalten und zog mich zurück in meinen Bereich, den ich von nun an zum Sperrgebiet erklärte.
Stellte das Radio an und drehte dann und wann die Musik etwas Lauter, wenn mal wieder ein
Falschparker geschnappt wurde. "Euch beide nehme ich mit!" dachte ich und ersann weitere
Möglichkeiten, meinen Plan der Selbsttötung umzusetzen.

Auspuffgase fielen mir ein. Doch woher nehmen ? Schließlich fuhr ich seit Monaten mit dem Bus
zur Arbeit.

 
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Der Beginn einer Geschichte. Und wie bei allem Selbstgeschaffenem bin ich mir nicht sicher, ob es nun ein schönes oder hässliches Kind ist, welches ich hier vor mir auf dem monitor sehe. Darum bin ich hier.
Fremde Augen sehen besser.
Fremde Augen sehen mehr.

Danke sehr ;)

Solche Vorbemerkungen bitte immer in ein Extraposting unter die Geschichte.

Hallo Fremdwort,

unfertige Geschichten sind hier nicht erlaubt. Nach kurzer Beratung mit laktia sehe ich das hier aber entgegen deiner Einleitung als eine fertige Geschichte an. Deshalb kann sie hier stehen bleiben. Wenn du darauf bestehst, dass sie unfertig ist, muss ich sie leider löschen, du kannst sie dann nach Fertigstellung erneut posten.

Bruder Tserk

 

Aloha, bruder tserk.

Einigen wir uns auf ein offenes ende. Mir wurde diese seite empfohlen, ob der vielen lesenswerten beiträge. Ein erster überblick scheint mir dort recht zu geben. Und so proste ich mal höflich mit meiner pepsi in die runde und (ver)wünsche uns allen eine feine gemeinsame zeit..

;)

 

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