Projektionen
Projektionen!
Ein kurzer Moment, ein tiefer Blick und es war passiert.
Sie sah in die Augen des Mannes, in dem sie glaubte alles gefunden zu haben, nach dem sie immer gesucht hatte.
Reine Liebe von den Zehen bis zum Scheitel.
Er war es einfach, innerhalb von Zehntelsekunden war diese Feststellung in ihr Herz geschrieben.
Sie hatte diesen Mann, namens Manuel erwählt sie zu lieben und sie glücklich zu machen.
Sabine, so ihr Name, 22 Jahre jung, eine Nachtschwärmerin getrieben von dem Wunsch endlich von ihrer Einsamkeit befreit zu werden.
Sie wünschte sich so sehr geliebt zu werden, konnte diese Liebe dann aber gar nicht ertragen.
Die Nähe, hielt sie nicht aus, sie fühlte sich erdrückt.
Kaum war er aber nicht da, hielt sie es auch nicht aus.
Ein teuflischer Kreislauf begann.
Beide gezeichnet von den Wunden ihrer Kindheit, konnten sie nicht zueinander finden.
Aus der einstigen Liebe wurde ein Mischung aus Hass und Abhängigkeit.
Monate des Liebens und des Leidens vergingen und trotzdem war da immer das Gefühl einer tiefen Verbundenheit.
Sie hatten beide im Laufe ihrer Kindheit erfahren, dass man für Liebe Opfer bringen muss.
Brav sein wurde belohnt, Ungehorsam durch Liebesentzug bestraft.
Beide führten ein in sich gekehrtes Leben und schafften es nicht, eine reale Verbindung zueinander aufzubauen.
Sie wusste nicht was Liebe war. Zu Hause bekam sie nur den Streit ihrer Eltern zu spüren, aber nicht deren Liebe füreinander.
Sie zog sich in eine Traumwelt zurück, träumte von der Liebe, konnte sie aber nicht umsetzen.
Die Männer die vor ihm kamen, führten sie überall hin, in jede Ecke des Schmerzes, aber nicht zu bedingungsloser Liebe.
Er wollte mehr von ihr, als sie nur um sich zu haben, er wollte ihre Seele, aber die war fest umschlossen von einem Panzer der Angst.
Das Ego hatte den zarten Kern ihrer Seele verdeckt.
Jedes Mal, wenn sie sich als Kind zu öffnen versuchte , fuhr sie damit ein, sie konnte es nicht mehr.
Mit Verstand war da nichts zu machen.
Ihm war es zu wenig, die Fassade reichte ihm nicht, er wollte mehr.
Oft rannte sie ohne Ziel im Kreis, wusste nicht wohin und schon gar nicht warum.
Es kam der Tag der kommen musste, Manuel ertrug dieses Hin und Her einfach nicht mehr, sein Bild von der Liebe hatte sich wieder bestätigt, aus!
Er wollte wieder alleine sein, so wie er es die meiste Zeit in seinem Leben war.
Er gab sie auf, er konnte nicht mehr mit ihr, er wusste sie könnte ihn zerbrechen, aber das wollte er nicht mehr.
Ein Leben ohne ihren Retter aus der Einsamkeit konnte sich Sabine nicht vorstellen.
Sie wollte es nicht wahr haben, setzte alles daran ihn wieder "rum" zu kriegen, siel liebte ihn doch so sehr, doch da war nichts mehr zu machen.
Sie wollte doch nur seine liebe, halt nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig.
Sabine wollte nicht mehr leben, sie hatte keine Kraft mehr.
Warum wusste sie wie man streitet, aber nicht wie man liebt?
Warum hatte sie das nie jemand gelehrt
Sie wurde fast wahnsinnig, der Druck wurde immer größer. Manuel konnte sie doch nicht einfach sich selbst überlassen, er muss sie doch glücklich machen, das war seine Aufgabe.
Der Schmerz war so groß das sie keine einzige Träne mehr weinen konnte.
Sie wusste, dass sie für sich selber eine Entscheidung treffen musste, weiter zu "leben", oder lieber zu sterben..
So wie es war, konnte es nicht mehr bleiben, die Schmerzen waren zu groß.
Die Seele von zu viel Selbsthass überdeckt.
Nach Wochen der Trauer und der Selbstverurteilung für ihre Unfähigkeit, entschloss sie sich, ihr Leben nicht weg zu werfen, die Herausforderung, das Leben anzunehmen.
Zu ihrem Erstaunen stellte sie nach einiger Zeit fest, dass sie gar nicht alleine war.
Dass sie es schaffen könnte sich selbst glücklich zu machen, niemand anderen diese unmögliche Aufgabe zu überlassen.
Dass sie diesen Manuel lieben könnte, ohne den Wunsch ihn besitzen zu müssen.
Ohne ihn, für ihr eigenes Glück verantwortlich machen zu müssen, dafür ganz alleine zuständig zu sein.
Er war ja da, tief in ihrem Herzen und dort konnte ihn ihr auch keiner weg nehmen.
Diese Vorstellung machte sie total glücklich und zufrieden.
Sie arbeitet seither jeden Tag hart an sich, erleidet oft Rückschläge, aber das wichtigste ist dass sie sich trotzdem nicht mehr aufhalten lässt, denn sie lässt ihre Kindheit langsam, aber Schritt für Schritt hinter sich und erfärht sich vollkommen neu!