Productplacement in Büchern
Hi!
Neulich nötigte ich meinen Bruder, in die ersten Seiten von Murakamis "Kafka am Strand" reinzulesen, um ihn mal wieder für ein gutes Buch anzufixen. Er legte es umgehend weg, mit der Begründung, es würde ihn nerven, wenn in Büchern zu auffällige Schleichwerbung praktiziert würde, weil er dann ständig den hämisch grinsenden Autor vor Augen hätte, der sich während seiner Schreiberei über die zusätzlichen fetten Einnahmen aus den Marketingabteilungen der einzelnen Unternehmen freut. Unsere folgende, nicht gerade geschwisterliche Diskussion über die edlen Motive der schreibenden Zunft erspare ich euch in diesem Zusammenhang.
Allerdings frage ich mich seitdem, ob es nicht doch vielleicht Absprachen zwischen Autoren/Verlagen und Konsumgüterherstellern in beiderseitigem Interesse geben könnte. Oder lacht sich der Hersteller einer bestimmten Ware bei deren positiver Erwähnung ins Fäustchen und freut sich über die kostenlose Werbung in womöglich gar nicht so geringer Auflage?
Ein paar Beispiele: Gerade bei Murakami fällt auf, dass er fleißig Markennamen benutzt. Bisher erschien mir das immer nur als Stilmittel, um Beschreibungen plastisch zu machen. Da trägt jemand eine Armani-Krawatte, eine Casio-Uhr, hat einen Sony-CD-Player bei sich. Bei "Tanz mit dem Schafsmann" fühlen sich gleich mehrere Leute in einem Subaru (oder wars ein Nissan?) ungeheuer wohl und ein ebenfalls markennamentlich genannter Sportwagen schneidet im Vergleich viel schlechter ab. Natürlich wird das alles fein mit der Handlung verknüpft, aber ein brillianter Autor kann ja solche Dinge auch besonders elegant einbauen.
Anderes Beispiel wäre "Mustererkennung" von William Gibson: Hier trägt die Protagonistin wärend des ganzen Buches eine Buzz Rickson-Jacke, die dauernd an- und ausgezogen, benutzt, verschmort, repariert, ersetzt und wieder zerrissen wird. Hätte man alles durchaus auch mit einer No-Name-Jacke machen können. Tatsache ist aber, dass ich nach dem Lesen des Buches so neugierig auf diese besondere Jacke war, dass ich sie erst mal im Internet recherchiert habe - und siehe da, der Verkäufer schreibt sogar unter die Artikelnummer "Pattern Recognition" drunter. Er macht sich also die Erwähnung durchaus zunutze.
Ich will jetzt hier keine schicke neue Verschwörungstheorie kreieren, sondern nur mal eure Meinung hören: Werden wir Bücherleser ebenfalls einer subtilen Form der Werbung ausgesetzt und fließt da durchaus das eine oder andre Zubrot in die Tasche eines etablierten Autors? Oder begründen sich markennamentliche Erwähnungen rein im Bedürfnis, eine Sache möglichst griffig zu beschreiben? Wo sind euch solche "Methoden" bereits aufgefallen und wie empfindet ihr sie?