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Prinzessin Jennifer und die berühmten drei Worte

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25.09.2019
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Prinzessin Jennifer und die berühmten drei Worte

1.
Für die meisten Menschen ist der sprichwörtliche Unglückstag ein Freitag, der 13. Früher sah ich das genauso, aber heute legte sich das Schicksal richtig ins Zeug um mir den Donnerstag als Alternative schmackhaft zu machen. Begonnen hatte es heute Morgen um 5:30 Uhr als der Wecker im iPhone sich munter mit Highway to Hell meldete und von mir einen genauso munteren Start in den Arbeitstag erwartete. Schade nur, dass ich ab heute Urlaub habe und gemütlich ausschlafen wollte.

Gut, wach ist wach. Nach den deshalb dringend nötigen unanständigen Flüchen beschloss ich dann doch aufzustehen. Eine Runde ins Bad und mir war klar, der Wasserboiler hatte es nicht in den Tag geschafft. Die letzten Tage hatte sich der Ausfall angekündigt, aber mein Vermieter lebte in der Hoffnung, was von allein kommt, geht auch von allein. Klappt aber nicht immer, heute z. B.

Die Krönung der morgendlichen Bremsen war dann mein Blick in den Kühlschrank. Mist, wenn man das Einkaufen vergessen hat. Kaffee schwarz war auch keine Option, die letzten Kaffeebohnen hatte ich bereits vorgestern gemahlen und gut geraten, keine neuen gekauft. Da Tee keine Lösung sondern ein Problem ist, habe ich im Internet die Nachrichten gelesen und mich dann mit meiner Schutzkleidung aufgerüstet. Wenn der Tag so beginnt, fuck it und fahr in die Hauptstadt. Eine Exfreundin von mir betreibt in der Altstadt ein richtig altmodisches Café und bot von Dienstag bis Samstag immer ein Brunch-Buffet. Obwohl donnerstags Herren eigentlich keinen Zutritt hatten, durfte ich trotzdem jedes Mal rein und im Hintergrund frühstücken. Eine der Nischen war vom Gastraum kaum einzusehen, da ging es.

An der Garage angekommen, stolperte ich erst über den Bordstein und rutschte dann auf einer Bananenschale aus, kurz meine Pechsträhne ging in die Verlängerung. Als ich mit der Maschine durch unsere Kleinstadt nahe der Metropole rollte und dann auf die Reichsstraße auffuhr, ging meine Laune aber glücklicherweise mit jedem zurückgelegten Kilometer wieder nach oben. Die Damen und Herren des örtlichen Trachtenvereins mit ihren laut- und lichtstarken grellen Pkws belästigten mich freundlicherweise nicht, warum auch. An solchen Tagen fuhr ich sehr defensiv und entspannt.

Eine knappe halbe Stunde später stand mein Motorrad vor dem Hof-Café und ich bei Svenja. Sie kannte mich immer noch sehr gut, sah mein Gesicht und drückte mir direkt ihren eigenen Kaffeebecher in die Hand. Eine für sie als oberkorrekte Caféchefin eigentlich völlig unnormale Reaktion, aber wir kannten uns schon von Kindesbeinen an. Svenja war die beste Freundin meiner einzigen Cousine und zu dritt waren wir aufgewachsen.

Unsere Eltern lebten im gleichen Städtchen, in der gleichen Straße und in drei benachbarten Häusern. Unsere Mütter waren schon immer die besten Freundinnen und der Vater meiner Cousine war der Zwillingsbruder von meinem Vater. Svenjas Vater hatte unsere Väter bei der Armee kennengelernt und bei der Verlobungsfeier der Beiden die beste Freundin ihrer Verlobten erobert.

In der besten Tradition unserer Eltern war unsere Freundschaft trotzdem ungewöhnlich, denn wir blieben trotz unterschiedlicher Geschlechter und der damit verbundenen Probleme durch verschiedene Entwicklungsschübe unerschütterlich bestehen. Wir absolvierten gemeinsam Kindergarten, Grundschule, Orientierungsstufe sowie Gymnasium. Erfolgreich durch gegenseitige Unterstützung sowie seelischen Beistand und, für die Mädels in der Pubertät besonders angenehm, gelegentlich auch mittels der männlichen Körperkräfte. Ob nun beim Reparieren der diversen Fahrräder, später Mofas und Roller bzw. Motorräder oder mal dem Muskelspielenlassen um unerwünschte bis aufdringliche Verehrer meiner Freundinnen in die Schranken zu weisen.

Svenja und ich hatten meine Cousine getröstet, als ihr erster Freund sich als Arschloch erwies und sie direkt nach dem berühmten ersten Mal am nächsten Tag sitzen ließ. Vorher hatte er sie fast ein Jahr angebaggert und ihr den Himmel versprochen. In einem schwachen Moment eroberte er ihr Herz und nutzte das schamlos aus. Wir kitteten ihr Selbstbewusstsein und retteten einem unbekannten Lokführer den Tag indem wir Kusinchen im letzten Augenblick von den Gleisen zogen.

Einige Zeit danach war Svenja von einem One-Night-Stand schwanger und es war an mir sie zu den entsprechenden Untersuchungen sowie zum Geburtsvorbereitungskurs zu begleiten. In dieser Phase war entweder meine Cousine oder ich an der Seite von Svenja und das 24 Stunden pro Tag. Da der Samenspender als Vater und Partner komplett ausfiel, weil Svenja sich an ihn dank übermäßigem Alkoholgenuss nicht erinnerte, wuchs ich langsam aber zwangsläufig als Ersatz in diese Rolle.

Ich begleitete Svenja auch im Kreißsaal und wurde sogar als Vater unserer Tochter in deren Geburtsurkunde eingetragen. Selbstverständlich mit meinem Einverständnis, wir hatten es vorher zu dritt besprochen. Svenja sollte nicht allein dastehen, den Ärger der Kleinstadtbewohner ertragen und das Würmchen würde ihr Leben lang ohne Vater leiden müssen. Meine Cousine als Vater ging aus Gründen der allgemein in unserer Umgebung bekannten geschlechtlichen Präferenzen sowie der biologischen Gesetzmäßigkeiten nicht und ich liebte sowie so beide, unerwidert bis jetzt natürlich.

Andere Beziehungen hatte ich nie gehabt, einerseits mangels Gelegenheit, welches Mädchen lässt sich schon auf einen Knaben ein der immer mit zwei anderen Perlen auftaucht. Andererseits war mir nie nach einer festen Beziehung, ich war da einfach unromantisch und eiskalt. Wozu die Kuh kaufen, wenn man nur sehr selten Kuhmilch trank? Ich lebte quasi mit zwei Topfrauen zusammen und wir waren nicht nur keusch. Eigentlich war es eher verwunderlich, warum Svenja und ich nicht schon viel früher zusammengekommen waren, selbst eine intime Partnerschaft mit meiner Cousine war überraschenderweise nie zu einer konventionellen Beziehung geworden.

Geheiratet haben wir dann nicht, das wollten wir drei dann aber doch nicht. Würmchen ist heute noch meine Tochter des Herzens, während Svenja und ich uns relativ schnell trennten. Der Alltag als Paar war nicht unser Ding und bevor das unsere Dreibande sprengte, lösten wir die fixe Zweibeziehung und waren wieder nur gute Freunde. Bis heute hatte ich keine Meinung zum Heiraten. Ich habe meine Ausbildung gemacht, das Studium abgeschlossen und mich beruflich mit eigener Firma erfolgreich selbstständig gemacht. Mein Leben läuft und mehr wollte ich nicht.

Svenja kannte mich und wusste auch ohne Wort was mit mir los war. Nach dem Becher Kaffee schickte sie mich an ihren Tisch neben der Theke und dem Buffet. Hier war ich in einer Nische ungestört und konnte in Ruhe ungestört mein Verhältnis mit dem heutigen Tag in Ordnung bringen. Kaffee, Orangensaft und englisches Breakfast brachte mir das Personal und auch die Tageszeitung.


2.
Schon wieder knallte eine Tür im königlichen Palast. Das war seit einigen Jahren bedauerlicherweise normal und die Palastdiener hatten sich zwischenzeitlich daran gewöhnt. Begonnen hatte es als die Prinzessin vom Kind zum Teenager wurde. Ihr Temperament hatte sie sicherlich nicht von ihrem Vater, König Eberhardt dem Genauen, geerbt.

Der König verkörperte zu einhundertfünfzig Prozent das Idealbild des korrekten preußischen Beamten und war so zu seinem Namenszusatz gekommen. Da er dank einer glücklichen Fügung des Schicksals zudem sehr viel Humor besaß sowie über sich selbst lachen konnte, nahm er dem ursprünglichen Spott seinen Stachel indem er ihn als offiziellen Namenszusatz akzeptierte. Diese und ähnlich unkomplizierte Entscheidungen als regierendes Staatsoberhaupt brachten ihm viel Sympathie bei seinen Untertanen ein, die in ihrer Mehrheit glühende Anhänger der Monarchie waren.

Obwohl er seine Gattin aufgrund einer Absprache seiner Eltern mit den Schwiegereltern geehelicht hatte, gelang es ihm mit der Königin Yasmin glücklich zu werden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wie bei jeder neuen intimen Partnerschaft, verliebten sie sich ineinander und krönten ihre Beziehung mit ihrem Nachwuchs, den Zwillingen. Erstgeborene war die Prinzessin, wenige Augenblicke später kam ihr Bruder zur Welt.

Der Prinz Heinrich war als Zweigeborener bereits als Kind ein echter Gentleman und Charme prägte sein Wesen, konnte aber wegen der gleichberechtigten Erbfolge im Reich nicht seinem Vater als König nachfolgen. Nicht nur die Palastdiener wünschten sich jedoch genau das.

Die Prinzessin war eine schlanke Schönheit mit Rundungen an den richtigen Stellen sowie einer erstklassigen Erziehung. Sie konnte sich in jeder Gesellschaft bewegen, ohne negative Pannen oder andere unangenehme Handlungen. Dank ihrer abgeschlossenen Studiengänge verfügte sie über eine sehr umfangreiche Allgemeinbildung und in Verbindung mit ihrem Spitzen-IQ war sie in jeder Situation souverän. Während eines Studienpraktikums in der Produktion eines internationalen Autokonzerns hatte sie zudem tiefgreifende Kenntnisse der sogenannten Gossensprache erworben.

Die Prinzessin hatte zusätzlich aber auch das südländische Temperament ihrer mütterlichen Vorfahren geerbt. Mit Beginn der Pubertät prägte sich dieser Charakter immer stärker aus. Eine gewisse sexuelle Frustration, die sich aus der rollenmäßigen Zurückhaltung als zukünftige Königin zwangsweise ergab und für einen lebhaften Teenager in der heutigen Zeit nur schwer zu ertragen war. Auf dem Sterbebett seiner Frau hatte der König seiner Gattin versprochen, dass ihre Kinder sich selbst die Ehepartner suchen dürfen. Prinz Heinrich war schon fast zehn Jahre mit einer angemessenen Prinzessin aus Europa verlobt, konnte aber erst heiraten, wenn seine ältere Schwester es schon war. Mit fast siebenundzwanzig Jahren wollte er nun nicht länger warten und daher die heutige Explosion beim Familienfrühstück.

König Eberhardt konnte seinen Sohn gut verstehen. Prinz Heinrich würde mit seiner Frau dem Schwiegervater auf den Thron folgen. Im europäischen Königsreich konnte gemäß dessen Regelungen nur der Sohn oder Schwiegersohn des Königs neuer König werden. Bei Kinderlosen Königen wurde es dann ggf. ein naher Verwandter bzw., bei Mädchen, deren Gatte. Prinz Heinrichs zukünftiger Schwiegervater wollte bzw. musste nun gesundheitsbedingt kürzertreten und benötigte ihn als Nachfolger. Seine Schwester Jennifer jedoch war Single. Erst gezwungenermaßen, später bewusst. Es gab einfach keinen Kerl, der sie zum Träumen brachte.

Nach über einer Stunde Beschuss von Vater und Bruder, dem sie sein Glück durchaus gönnte, kapitulierte die Prinzessin wutentbrannt und versprach ihrem Vater, den Mann zu heiraten, der ihr heute Nachmittag im Hof-Café zuerst begegnen würde. Sprach es und ließ Vater nebst Bruder türenknallend beim Brunch zurück. Kaum aus dem Raum raus, vergaß sie ihr leichtfertig gegebenes Versprechen schon wieder. Es wäre insbesondere Heute wertlos, den im Hof-Café war jeden Donnerstag Damenkränzchen und somit kein Mann anwesend. Allerdings dürften weder der König noch der Prinz sich darüber im Klaren sein und deshalb drohte ihrer Freiheit keine Gefahr.


3.
Ich war gerade beim zweiten Becher Kaffee, diesmal im eigenen Keramikgefäß, als ich mehrere Muskelpakete in schwarzen Anzügen mit Sonnenbrillen an meinem Bike herumlungern sah. Verdammt, was war denn da draußen los? Wer mein Bike anfasst, bringt mein Blut zum Kochen, mich auf die sprichwörtliche Palme und sein Leben ernsthaft in Gefahr. Aber was sitze ich noch hier? Bevor die Typen meinem heiligen Blech zu nahe kamen musste ich eingreifen. Auf in den Kampf!

Kurz noch Svenja „Bin gleich zurück.“ zugerufen und schon stürme ich zur Tür. Naja, in Richtung Tür wollte ich laufen, aber wer zur Seite schaut und nach vorn rennt, erlebt manchmal sein blaues Wunder. In diesem Fall traf es mich und es war weich, wohlriechend sowie weiblich. Zusätzlich schmeckte ihr Mund fantastisch nach Erdbeeren. Hä? Was war denn jetzt passiert? Panne? Echt?

Lange nachdenken war nicht, direkt nach dem Zusammenstoß gingen sowohl die unbekannte junge Frau als auch meine Wenigkeit zu Boden. Ich kam unter ihr zu liegen, ersparte ihr damit die andernfalls sicherlich schmerzhaften blauen Flecken. Gleichzeitig mit unserer Landung auf dem Parkett des Hof-Cafés wurde die junge Lady aber schon wieder von mir fort gehoben und zwei Muskelmänner fixierten mich brutal mit dem Gesicht auf dem Bodenbelag während sie mir gleichzeitig die Arme ganz fies auf den Rücken drehten.

Meine Rettung war dann Svenja, die das ganze Geschehen beobachtet hatte und mit der Behandlung ihres Lieblingsgastes durch die Mafiatypen nicht einverstanden war. Unverzüglich ergriff sie die Sodawasserflasche und duschte unsere kleine Gruppe eiskalt ab. Da es eine Gastronomieflasche mit einer Kohlensäurepatrone und mehreren Litern Inhalt war, erzielte sie mit der Eiswasserflut ihren gewünschten Erfolg. Die beiden Schlägertypen ließen von mir ab und wollten sich auf ihren neuen Angreifer stürzen, was aber Prinzessin Jennifer mit einem lautstarken „Finger weg von Svenja!“ unterband. Wie zwei wohlerzogene Schäferhunde stoppten die Anzuggangster und erwarteten weitere Anweisungen von ihrer jungen Chefin.

Wenige Sekunden verstrichen, Jennifer schaute mich an und fragte dann „Bist du verheiratet?“.

Gut, keine Ahnung was die Lady von mir wollte, aber der Herr hatte so viele unterschiedlich ausgestattete Schäfchen in seiner Herde, bei manchen fehlte es an Körperkräften oder Geistesfähigkeiten. Bei diesem Schäfchen vermutlich eher an einer guten Kinderstube, wer weiß, in welchen komplizierten Familienverhältnissen diese Schnalle aufgewachsen war. Besser, bei den Gorillas um sie herum, freundlich bleiben und ehrlich antworten. Kostet ja kein Geld und tut niemand weh.

„Holde Maid, seit Geburt ledig und Single. Soweit zu ihrer Zufriedenheit? Ähm, könnten sie vielleicht die außerordentliche Freundlichkeit haben und ihre Begleiter instruieren, meine Hände wieder freizugeben?“

„Erwin und Max, gebt seine Hände frei. Ich werde ihn heiraten und dann ist er genug gebunden.“

Hallo!? Bin ich gerade im falschen Film oder kommen gleich die Herren in den weißen Anzügen mit den besonderen Jacken um ihre entlaufene Schönheit wieder einzufangen? Warum redet niemand mit mir? Heiraten ist doch so ein Ding mit zwei Beteiligten, das entscheidet doch nicht eine Frau alleine für beide. Hilfesuchend schaute ich zu Svenja, aber die nickte der anderen Frau nur zu.

„Prinzessin, eine gute Wahl. Mein guter Freund ist drei Jahre älter als sie und Chef seiner eigenen Firma. Er hat ausgezeichnete Manieren und ist ein echter Hit. Obwohl meine Tochter nicht von ihm stammt, hat die Vaterschaft übernommen und ist mehr Vater als es die meisten leiblichen Väter sind.“ Schwärmte Svenja der jungen Dame, einer Prinzessin, vor. Verdammt, in welcher Folge von versteckte Kamera, verstehen sie Spaß oder so ähnlich bin ich geraten?

„Danke Svenja. Möchtest du mich vielleicht noch mit den physikalischen Daten, dem Kontostand oder der Familiengeschichte derer zu Allenstein anpreisen?“ Irgendwie war ich gerade richtig sauer. Wenn ein Tag schon wie gebraucht anfängt, was soll dann noch aus ihm werden?

„Männer, bringt meinen Bräutigam ins Schloss zu seinem Schwager und Schwiegervater, kümmert euch um ihn und ich komme gleich nach.“

„Wird erledigt Prinzessin.“

Verdammt, ich wollte doch nur mein Motorrad vor diesen Mafianasen schützen und nun schleppen die mich ins Schloss? Offensichtlich drehte mein Schutzengel gerade eine Runde in der Südsee oder wo auch immer, aber halt nicht in meiner Nähe. Ich habe der sogenannten Prinzessin kein Haar gekrümmt und nun soll ich meine Freiheit verlieren? Geht´s noch?

4.
„Was soll ich denn bitte im Schloss und wer bitte ist mein Schwager bzw. Schwiegervater?“

Pro Fragezeichen einen Euro und das Familienvermögen derer zu Allenstein wäre auch ohne Arbeit wiederhergestellt. Die zu Allensteins waren in den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg einst das reichste Adelsgeschlecht Europas, leider verspielte der damalige Reichsgraf in Baden-Baden im Casino sehr stattliche Summen. Als er sich mit einem goldenen Colt erschoss waren nur noch geringe Reste übrig und das Geschlecht versank in der Masse der verarmten Adeligen. Heute kannten uns im Prinzip nur noch Hardcorefans des Hochadels sowie Historiker, für die Masse der Bevölkerung war der Name zu Allenstein genauso vergessen wie die Städtenamen ehemaliger deutscher Städte in Schlesien und Ostpreußen. Osterode lag im Harz, Insterburg war der Nachname eines Komikers und Sängers, Lyck könnten vermutlich von tausend Deutschen höchstens zwei korrekt schreiben. Trotz der Wiedereinführung der Monarchie nach dem Untergang des dritten Reiches unter dem bei einer Volksabstimmung mit sehr hoher Zustimmung bestätigten Prinzen Johannes als König Hans der Glückliche, war der Adel in der Bevölkerung kaum ein Thema. Popsternchen, Sportkaiser und spacige Künstler sowie die erfolgreichen Wirtschaftslenker standen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Im Alltag führte niemand mehr die alten Adelstitel oder sprach sich gar damit an. Die Familie des Königs war vielleicht die berühmte Ausnahme, aber sonst waren die vielfältigen Titel nahezu unbekannt geworden. Wieso sprach diese junge Frau wie selbstverständlich mit ihren Schlägertypen und benutzte dabei diese veralteten Begriffe. War sie eine Ausländerin?

Während ich so vor mich hin grübelte, sprechen oder gar antworten taten die Gangster mir ja eh nicht, achtete ich nicht auf den Weg. Plötzlich stoppten meine Abschlepper und schoben mich auf einen Stuhl, der in einer Art Bibliothek stand. An den Wänden gab es hunderte von Büchern, meist ganz alte Exemplare in Ledereinbänden. Vermutlich war diese Exemplare Erstausgaben und wertvoll.

„Guten Tag. Ich bin Prinz Heinrich und sie sind?“

„Guten Tag eure Hoheit. Mein Name ist Reichsgraf Jan Maria Ernst Otto Hermann zu Allenstein.“

„Wau, ein echter Angehöriger des uralten Geschlechts derer zu Allenstein. Selten geworden in der heutigen Zeit. Ich habe sie als Reichsgraf aber noch nie bei Hofe gesehen, ist der Titel echt oder nur durch Adoption oder Heirat in den Ausweis gekommen?“

„Eure Hoheit! Der Titel Reichsgraf kann nur an den ältesten Sohn vom bisherigen Träger vererbt werden und würde aussterben, falls es keinen Sohn gäbe. Durch Adoption oder Eheschließung ist es komplett unmöglich ihn zu tragen. Aber sie haben recht, wir Allensteins treten als Adelsgeschlecht nicht mehr auf und daher können sie mich nicht auf einem Ball des Königshauses kennengelernt haben. Wir pflegen zwar unsere Tradition, leben aber komplett bürgerlich.“

„Und wie sind sie dann hier ins Schloss gekommen? Immerhin ist das hier der Privatbereich des Königs und niemand außerhalb der Familie hat hier Zutritt.“

„Das kann ich Ihnen leider nicht erklären. Eben saß ich noch im Hof-Café beim Frühstück und dann sah ich die seltsamen Typen an meinem Motorrad rumlungern. Als ich rauslief um sie zu vertreiben, stieß ich mit einer jungen Dame zusammen und wir fielen hin. Die Kerle stürzten sich auf mich und ihre Chefin schickte sie mit mir hierher. Seltsamerweise sagte sie was von heiraten, aber bin mir nicht sicher ob ich sie da richtig verstanden habe oder ob sie das ernst meinte.“

„Herzlichen Glückwunsch! Das hat alles seine Richtigkeit und du hast vermutlich meiner Schwester gerade das Leben gerettet sowie ruiniert. Danke. Das du meins dafür gigantisch verbessert hast. Ich muss das unbedingt Papa erzählen, der wird sich totlachen. Willst du mitkommen?“

„Ähm und zu wem?“

„Na zu meinem Vater, unserem König Eberhardt dem Genauen. Der wird Augen machen! Eben hatten wir noch Angst das meine Schwester uns mal wieder ausgetrickst hätte, aber deine Anwesenheit rettet uns den Tag.“

Okay, vielleicht hatten meine Lehrer doch recht und ich bin nicht wirklich so schlau wie meine Cousine oder Svenja, aber gerade verstehe ich nur Bahnhof. Aber einfach mitspielen.

„Klar komme ich mit, eure Hoheit, den König wollte ich immer schon mal kennenlernen.“

Mein neuer Freund öffnete eine prächtig verzierte Tür und wir gingen in ein geräumiges Arbeitszimmer. Die Wände und Decken waren mit vergoldetem Stuck und Malereien geschmückt, aber die Einrichtung war eher einem modernen Großraumbüro entsprechend. Diverse Frauen und Männer saßen an ihren Schreibtischen vor Computern, telefonierten oder bearbeiteten ihre Tastaturen. Niemand sah zu uns auf, niemand sprach uns an. Wir gingen zielgerichtet zu einer weiteren Tür und kamen erneut in eine prächtige Bibliothek. Dort stand nur ein mächtiger Schreibtisch verloren vor einem Erker und auf dem Bürosessel saß der König.

„Hallo Vater. Darf ich dir meinen Lebensretter und deinen zukünftigen Schwiegersohn vorstellen?“

Okay, es gibt verschiedene Arten Aufmerksamkeit zu erregen, aber das war in dieser Situation quasi wie Spiritus in einen brennenden Holzkohlegrill zu kippen. Der König sprang schlagartig auf und starrte uns bzw. mich wortlos an.

„Bleib ruhig sitzen, Prinzessin Jennifer hat heute ein Eigentor geschossen. Eigentlich hätte ihr nichts passieren können bei ihrem Versprechen bzgl. der Heirat. Im Hof-Café ist heute Damentag und so hätte ihr kein Mann über den Weg laufen dürfen. Glücklicherweise war aber dieses Prachtexemplar trotzdem dort und das rettet mir nun meinen Thron.“

„Langsam mein Sohn. Ist er denn überhaupt würdig für die Hand deiner Schwester? Du weißt, nicht jeder kommt als Ehemann für meine Tochter in Frage!“

„Alles easy, Chef. Darf ich vorstellen? König Eberhardt dem Genauen zu meiner linken und rechts von mir steht Reichsgraf Jan Maria Ernst Otto Hermann zu Allenstein. Na, zufrieden?“

Der König schluckte einmal und fing dann an herzlich zu lachen.

„Da hat deine Schwester aber so was von keine Chance aus der Nummer rauszukommen, ich bin begeistert. Hat sie schon was dazu gesagt? Wo ist sie überhaupt?“

„Eure Majestät, ihre Tochter hat mich vorgeschickt und wollte gleich aus dem Café nachkommen.“

Noch während ich sprach, stürmte Jennifer ins Zimmer. Atemlos starrte sie uns drei Männer an und wandte sich dann an mich.
„Was hattest du ausgerechnet heute im Hof-Café zu suchen? Heute ist Damentag, kein Kerl darf dann dort rein!“

„Entschuldigung eure Hoheit, aber ich bin ein enger Freund von Svenja und zudem auf den Papieren der Vater ihrer Tochter. Niemand verbietet mir dort zu sein. Normalerweise sitze ich in der Nische hinten am Kachelofen und niemand sieht oder bemerkt mich. Das Personal versorgt mich mit Speis und Trank, zudem schleust mich Svenja auch üblicherweise durch den Hintereingang raus. Hätten diese Gangstertypen nicht mein Motorrad umkreist wie die Mitspieler der Reise nach Jerusalem die freien Stühle, hätten sie mich niemals zu Gesicht bekommen. Aber wenn meinem Maschinchen Gefahr droht, muss ich schnell handeln. Was ist jetzt überhaupt mit dem Motorrad passiert? Haben die Typen es geklaut?“

„Nein, alles gut. Svenja hat es in den Innenhof gebracht. Aber die Typen waren meine Personenschützer und hätten der Karre sowieso nichts getan.“

„Prinzessin Jennifer! Das Motorrad eines Mannes ist ihm heilig, niemand beleidigt es, hast du verstanden, Töchterlein?“

„Ja, Papa. Ich kenne dein Hobby sowie die Hunderte von uralten Motorräder deiner Sammlung. Aber das ist doch nur eine Serienmaschine wie es Tausende gibt.“

„Töchterchen, das Motorrad gehört Reichsgraf Jan Maria Ernst Otto Hermann zu Allenstein und ihm ist es wichtig, also respektier es.“

„Wer ist Reichsgraf Jan Maria Ernst Otto Hermann zu Allenstein, dem das Motorrad gehört? Ich habe ihn noch nie getroffen, gesehen oder auch nur von ihm gehört. Oder meinst du den Typen, der sich in den fünfziger Jahren erst die Roulettekugel ausgiebig, aber erfolglos gegönnt hat und später mit dem goldenen Colt Selbstmord beging?“

„Reichsgraf Jan Maria Ernst Otto Hermann zu Allenstein lebt und steht dir gegenüber. Außerdem, erinnere ich dich an dein Versprechen von heute früh, wird er dein Ehemann.“

„Du bist Reichsgraf Jan Maria Ernst Otto Hermann zu Allenstein? Wau, wenn ich mich in die Scheiße reite, dann aber richtig!“

„Prinzessin Jennifer, dein Ton passt nicht zu deiner Stellung!“

Der König schien nicht begeistert von der Situation, aber besonders seine Tochter erregte gerade sein Missfallen. Vermutlich auch meine Wenigkeit, aber dazu sagte er noch nichts.

„Reichsgraf Jan, sind sie also der Vater von der Tochter unserer Hof-Café-Betreiberin Svenja?“

„Nein eure Majestät. Würmchen ist von einem unbekannten Mann, der Svenja unter Vorspiegelungen falscher Tatsachen verführt hatte und dann untergetaucht ist. Als ihr bester Freund habe ich ihr beigestanden und mit meinem Namen für Würmchen die Vaterrolle übernommen. Ich liebe die Kleine wie eine leibliche Tochter und da ich nie heiraten will oder eigene Kinder haben werde, ist das für mich kein Problem. Wobei Kinder nie ein Problem, sondern immer ein Glück für die Beteiligten sind.“

„Tja, dank meiner Tochter hat sich ihr Lebensplan gerade um 180 Grad gedreht.“

„Den Punkt verstehe ich immer noch nicht. Wieso will mich ihre Tochter heiraten? Sie kennt mich nicht und lieben kann sie mich deshalb ja wohl kaum.“

„Diesen Punkt musst du selbst mit deinem zukünftigen Gatten klären Prinzessin. Dein Bruder und ich erwarten euch heute Abend zum Dinner. Hat mich gefreut, Reichsgraf Jan.“

Der König und sein Sohn verließen den Raum und Jennifer seufzte schwer. Dann zog sie mich in den Flur und weiter in den Thronsaal. Fragend schaute ich sie an und erneut stöhnte sie gequält auf.

„Ich muss dir wohl ziemlich viel erklären, darf ich übrigens beim du bleiben?“

„Klar Prinzessin Jennifer!“

„Jennifer und du natürlich auch für dich Jan. Lass uns in mein Zimmer gehen und alles bequatschen. Wird vermutlich etwas länger dauern und da können wir uns hinsetzen. Getränke und Snacks gibt es auch. Komm.“

Mit gemäßigtem Schritttempo ging es nun gefühlt kreuz und quer durch das Schloss, bis wir nach einer Ewigkeit in ihrem Flügel ankamen. Dort gab es wieder ein Großraumbüro voller emsiger Angestellter und dahinter ihr Arbeitszimmer mit großzügiger Besprechungsecke in Form von mehreren Ledersofas an einem Glastisch vor einem Kamin. Ohne einen Mitarbeiter anzufordern kümmerte sich Jennifer selbst um unsere Getränke und stellte zu den Flaschen mit Mineralwässern noch einige Säfte und Biobrausen sowie verschiedene Naschereien.

„Jan, erstmal möchte ich mich bei dir entschuldigen. Wir und besonders ich haben dich überrollt wie Dampfwalzen. Bitte nimm mir das nicht übel, aber heute lief mir alles schief, was nur schieflaufen konnte und da habe ich eine etwas unbedachte Äußerung gemacht. Am Damentag trifft man nie einen Mann im Hof-Café an und um dem Streit mit meinem Bruder ein Ende zu machen habe ich mein Wort gegeben, den ersten Mann zu heiraten, den ich dort heute treffe. War aus meiner Sicht ja kein Risiko, bekanntlich sind dort ja keine Männer als Gäste am Donnerstag anzutreffen. Tja, ein Satz mit X, angeschissene rechts raus und schämen. Hilft aber nicht weiter, jetzt heißt es Wort halten. Mein Bruder möchte endlich seine Verlobte heiraten und zusammen mit ihr dann das Königreich Europa regieren. Leider erlauben unsere Gesetze seine Eheschließung erst, wenn ich als Thronfolgerin meines Vaters bereits verheiratet bin. Voila, da kommst du ins Spiel. Durch mein Versprechen, voreilig und gedankenlos gegeben und unser folgendes Zusammentreffen haben wir jetzt ein Problem. Ich bin quasi ein halbes Brautpaar und die andere Hälfte kann ich nicht einschätzen. Findest du es richtig, wenn ich zu meinem Wort stehe und kannst dir vorstellen mich zur Frau zu nehmen oder lässt du mich bildlich im Regen stehen? Als Reichsgraf sind dir unsere strengen Verhaltensregeln im Hochadel vertraut und du kennst die Konsequenzen deiner Entscheidung. Einerseits für dich, aber eben auch für mich. Vor einigen Generationen hätte es durchaus passieren können, dass unsere Eltern eine Ehe für uns arrangiert hätten. Viele Angehörige des Adels wurden früher mit sogenannten strategischen Vermählungen in ein gemeinsames Leben geschickt und in der Regel ging es gut. Aber ich quatsche gerade zu viel, weil ich total nervös bin. Was meinst du denn?“

„Buh. Eine echte Zwickmühle, in die du uns gebracht hast. Scheint aber in meinem Leben normal zu sein, schließlich habe ich ein Kind, ohne dessen Vater zu sein. Habe eine Firma, ohne jemals Chef werden zu wollen. Nun also dazu noch eine Ehe, ohne dass ich jemals heiraten wollte. Du bietest mir an flüchten zu können. Hm, verlockend, aber zu welchem Preis? Klar, ich wäre weiter ungebunden. Meine private und berufliche Existenz wäre aber unwiderruflich dahin. Ich hätte dir einen Korb gegeben und dich damit vor aller Welt gedemütigt. Du könntest nicht mehr Königin werden, deine Familie würde mich hassen, weil du zukünftig als Nonne in einem Kloster leben würdest. Falls du dich vor Scham nicht sogar umbringen würdest, was mich dann endgültig zum meistgehassten Mann der Stadt, des Reiches, wenn nicht sogar der ganzen Welt machen würde. Jahrhunderte nach meinem Tode würden die Menschen noch der Geschichte von meiner Rücksichtslosigkeit lauschen und mir die Pest an den Hals wünschen. Dichter würden unsere Geschichte ausschmücken und als die Tragödie des Lebens bezeichnen. Wir wären quasi das Böse im Vergleich der berühmtersten Liebespaare, das absolute Gegenteil von Romeo und Julia. Und für ewig wäre ich der teuflische Verführer, der dich zu Fall gebracht hätte.“

„Du spinnst. Niemand würde von dieser Geschichte was erfahren.“

„Eure Hoheit, täuschen sie sich nicht. Bestimmt schreibt schon ein investigativer Reporter der führenden Boulevard-Presse Foto seine reißerische Seite-1-Story für die morgige Hauptausgabe. Durch die Vorabveröffentlichung heute Nacht werden wir spätestens ab 23:00 Uhr Mittelpunkt jeder Nachrichtensendung, jedes Sozialmedia-Accounts sein. Familien werden sich am Frühstückstisch die Mäuler über mich zerreißen. Arbeitskollegen in den Frühstückspausen, Bildschirmerholungszeiten sowie mittags in der Kantine tratschen und stets werde ich der Buhmann sein. Egal, welche Entscheidungsfreiheiten sie mir jetzt einräumen, ich habe dank ihrer Ankündigung keine Chance frei zu bleiben. Das ich zudem als Reichsgraf zumindest theoretisch dem Hochadel angehöre, macht alles nicht einfacher. Wenn ich ihnen einen Korb gebe, egal was sie dann tun, das Königshaus wird meiner Familie sämtliche Titel absprechen und uns vermutlich sogar des Landes verweisen.“

„Bitte glaube mir, dass alles habe ich nicht bedacht. Mein Versprechen sollte einfach nur meinen Vater sowie Bruder beruhigen. Ich ging doch davon aus, dass kein erwachsenes männliches Wesen heute Zutritt im Hof-Café hätte. Diese Folgen wollte ich nicht und ich werde mit meinem Vater reden, dass dir und deiner Familie nichts passiert. Mein Wort drauf, alles wird gut! Hast du denn spezielle Wünsche an mich oder deine zukünftige Rolle als mein Ehemann, die dir die Entscheidung erleichtern würden? Also, wenn du dir doch eine Ehe mit mir vorstellen könntest.“

„Was heißt vorstellen könntest? Wir werden, dank deiner Aussage, heiraten. Wünsche und Hoffnungen oder Erwartungen? Puh, als Angehöriger derer zu Allenstein ist mir schon klar, dass ich als König nur Titelträger unter dir sein werde. Keine Entscheidungen treffe, meine Firma verkaufen muss. Svenja und unsere gemeinsame Tochter nur noch selten sehen werde, nur, wenn in deinem Terminplan eine kleine Lücke dafür zu finden ist. Motorradfahren ist zu gefährlich, von meinen anderen Hobbys ganz zu schweigen. Dafür lebe ich dann in einem goldenen Käfig, gehe stets drei Schritte hinter dir, spreche nur, wenn man mir ein Zeichen gibt und dann vorformulierte Texte, bessere Sprechblasen. Andere Frauen sind dann komplett Tabu und Gefühle nicht vorgesehen.“

„Du bist aber schon ein echter Pessimist, oder?“

„Man sagt, Pessimisten sind Optimisten mit dem Blick für die Realität. Ich wäre keine individuelle Person mehr. Mein Leben wäre eine Funktion, eine Ergänzung deiner Position. Bei öffentlichen Auftritten stünde ich in der ersten Reihe im Hintergrund, wäre ein viel fotografierter Schatten ohne Konturen. Im Gegensatz zum Schicksal von Frauen, die einen Thronfolger ehelichen, könnte ich noch nicht einmal mit den Thema Schwangerschaft, Kinder und deren Erziehung punkten. Welch ein glückliches, erfülltes Leben nach dem Diktat des höfischen Protokolls. Selbst unser Sex wäre staatstragend und zielgerichtet auf Nachwuchs angelegt. Vermutlich bereiten die zuständigen Ärzte bereits eine genaue Anleitung bezüglich Ablaufs, Terminen und Stellungen vor. Spontanität nach Stundenplan bzw. deinem Zyklus. Von solch einem Leben träumt vermutlich jeder Mann ab seinem ersten Samenerguss in der Pubertät.“

„Okay, ich bin also absolut und um jeden Preis eine erstrebenswerte Partnerin für die Männer dieser Welt. Aber sieh doch mal die vielen positiven Punkte: Reisen im Privatjet oder Schiff in alle möglichen Länder, tolle Automobile der Spitzenklasse, einer der reichsten Männer der Welt, ist das alles nichts?“

„Prinzipiell der Himmel auf Erden für über sechsundneunzig Prozent der Männer. Die restlichen Kerle sind eher an Kerlen interessiert und dann ist da noch meine Person. Wenn du heute das Gefühl hast, dieser Tag ist nicht der Höhepunkt der Woche, gratuliere. Mein Tag fing gebraucht an und wurde immer beschissener. Aber bereits mein Großonkel Werner Baron zu Bodenstein sagte stets `man sollte aufhören, wenn es am schlimmsten ist und auf Gottes Gnade für den nächsten Tag hoffen´. In diesem Sinne, Prinzessin, jetzt stecken wir beide drin und sie haben unsere Köpfe in der Schlinge. Lasst uns das Beste daraus machen.“

„Das heißt jetzt genau was?“

„Heiraten. Die Würfel sind gefallen und wir können sie nur noch sortieren. Wenn es dir recht ist, würde ich gern mit dir meine zukünftige Rolle etwas modernisieren und mir ein paar Freiräume erhalten.“

„Absolut. Mein Vater ist ein großer Motorradfan und ich bastele ebenfalls gern an Motoren rum, da wirst du dein Hobby nicht aufgeben müssen. Vielleicht können wir es sogar zu unserer gemeinsamen Leidenschaft machen?“

„Gern, lass uns sehen. Aber ich möchte noch ein paar andere Punkte besprechen. Ich möchte meine Firma in der Zeit bis zur Hochzeit ganz in Ruhe neu ausrichten und dafür sorgen, dass der Betrieb, auch ohne mich, weiterlaufen kann. Niemand soll wegen unserer Hochzeit arbeitslos werden. Ich möchte gern weiterhin meine Familie finanziell unterstützen. Natürlich auch Svenja und das Würmchen. Also unterstützen sowie Kontakt haben und als ihr Vater gelten. Schön stelle ich es mir auch vor, für einen Bereich Verantwortung übernehmen zu dürfen und nicht nur als Frühstückdirektor oder Grüß-August. Also auf einen Punkt gebracht: dein Gatte möchte mit dir zusammen regieren und leben. Ich bin definitiv kein Hengst, der die hochwohlgeborene Stute zu Zuchtzwecken besteigt!“

„Wau, gut gebrüllt Löwe! Aber in den Punkten stimme ich dir zu. Wir müssen unseren Weg gemeinsam gestalten und leben, sonst geht es uns wie damals Charles mit seiner Diana. Die offiziellen Termine sind kein Eheleben und nur aus Pflichtveranstaltungen kann keine Ehe bestehen.“

„Okay, das ist eine Ansicht mit der wir arbeiten können. Ist dir bekannt, das es bei den Allensteins aber keine Scheidungen gibt?“

„Niemand bei euch hat sich schon mal scheiden lassen? Einmal geheiratet und dann für immer glücklich?“

„Ja bzw. nein. Ja es wurde noch keine Ehe aufgelöst. Nein, auch bei uns gibt es Zeiten von Unglück, Streit, Verärgerung und auch Frust, aber dann lautet in unserer Familie die Parole an die Eheleute: Setzt euch zusammen und regelt die Schwierigkeiten untereinander. Nie ist nur eine oder einer Schuld. Und es hilft nicht wirklich, im entscheidenden Moment sich auf die eigene Position als Reichsgraf oder Königin zu berufen. Echte Kompromisse müssen erarbeitet und dann gemeinsam gelebt werden. Das ist nicht einfach und dein Temperament musst du dann im Griff haben!“

Prinzessin Jennifer schaute mich nachdenklich an. Vermutlich wurde ihr gerade klar, dass eine Hochzeit das kleinere Thema in der Zukunft war. Eine gute Ehe machte Mühe und erforderte viel Zeit bzw. Liebe. Unser Manko war jedoch einerseits der Zeitdruck und dann unsere gegensätzlichen Persönlichkeiten.

„Schaffen wir das gemeinsam?“

„Gemeinsam geht sowas und falls dann noch echte Liebe dazukommt, wird es beneidenswert. Allerdings müssen wir es auch schaffen, falls es eine reine Vernunftehe bleibt.“

„Okay. Wir schaffen das!“

Keine Ahnung wie Jennifer auf diese Worte kam, aber sie traf damit den Zeitgeist. Wir einigten uns, traten gemeinsam am Tag darauf mit ihrem Vater und Bruder vor die Reichspressekonferenz und gaben unsere Zukunftspläne bekannt. Vor den internationalen Journalisten antwortete sie auf die Frage eines europäischen Pressevertreters, ob den zwei Hochzeiten innerhalb von einer Woche innerhalb eines Königshauses sinnvoll machbar wären, mit den gleichen Worten `Wir schaffen das! ´. Damit brachte sie einen Spruch in die Welt, der bis heute gern zitiert wird.

Und wir bestätigen ihre Worte noch heute …

 

Hallo @jerose!

Willkommen bei den Wortkriegern.

Dein Einstandstext ist recht lang. (Möglicherweise hat das mit dazu beigetragen, dass du noch keinen Kommentar erhalten hast.)
Ich werde jetzt auch nicht den gesamten Text kommentieren, nur ein paar Anmerkungen dazu machen, was mir so aufgefallen ist.

Dein Stil erinnert an Kolummnentexte aus Zeitschriften. Da plaudert jemand locker flockig. Das kann man mögen oder nicht.
Ich persönlich mag es nicht so, besonders an Stellen wie diesen:

Gut, wach ist wach. Nach den deshalb dringend nötigen unanständigen Flüchen beschloss ich dann doch aufzustehen.
=> weil es den Leser total auf Distanz hält. Was wäre denn für den Erzähler unanständig? Wenn der Leser das nicht weiß, kann er die Persönlichkeit des Erzählers, der Hauptperson der Geschichte auch nicht richtig einschätzen. Flucht er da "Fuck, scheiß, kacke" oder eher Flanders-mäßig? Das macht einen erheblichen Unterschied. Aber leider kann der Leser hier nur rätseln.
(Beim Geschichtenschreiben wird oft geraten: Show, don't tell. Schlag mal nach, bzw. google, was das bedeutet, wenn du es nicht kennst.)

(Übrigens, Erzähler: Vom Stil her lese ich da total eine Frau heraus.)

Deine Kommasetzung lässt leider noch zu wünschen übrig, das macht deinen Text schwerer lesbar als nötig.
Außerdem verwendest du einige Worte (Füllworte) massenhaft, zum Beispiel: aber, dann, doch, denn und wieder. Das liest sich nicht so schön.

Inhaltlich finde ich nicht in den Text hinein. Das liegt nicht daran, dass du nichts erzählst, sondern dass du so viel erzählst. Aber du erzählst Dinge, die mich nicht fesseln. Mann kommt aus dem Bett, fährt zu einem Café, erzählt erstmal Familienzusammenhänge:

Svenjas Vater hatte unsere Väter bei der Armee kennengelernt und bei der Verlobungsfeier der Beiden die beste Freundin ihrer Verlobten erobert.
... Das interessiert mich wenig, bringt mich zum Gähnen.

Na ja, ich klicke dann zu einem Text, der mir mehr verspricht, sorry.

Grüße,
Chris

 

Hi auch.
Vieles hat @Chris Stone schon gesagt, glaub ihr. Die Kommata korrigiere ich nicht, da wäre ich erst morgen fertig.

Früher sah ich das genauso, aber heute l
Worte wie "aber" immer vermeiden.

tig ins Zeug um mir den Donnersta
Das "um" besser weglassen und durch ein Komma ersetzen

n. Begonnen hatte es heute
Was hatte begonnen?

hr als der Wecker im iPhone
besser: als das IPhone, denn da ist kein Wecker drin, das tut nur so, glaub mir

Urlaub habe und
Tempusfehler. Hatte.

Nach den deshalb dringend nötigen unanständigen Flüchen
Bezugfehler. Weswegen waren die Flüche notwendig?

beschloss ich dann doch aufzustehen
"dann" ist ein Füllwort. Der Satz wird besser, wenn du es löschst, versuch es doch mal und lies den Satz mit und ohne das Wort. Was liest sich besser?

Die Krönung der morgendlichen Bremsen
Du irrst. Es waren Wespen. Im ernst - das liest sich furchtbar.

war dann mein Blick
Jeder Autor hat ein Lieblings-Furchtbar-Wort, ne?

wenn man das Einkaufen vergessen hat
Substantiviertes Verb mit blassem Prädikat. Besser: vergessen hat einzukaufen. Noch besser: vergaß einzukaufen.

war auch keine Option
Der Satz auch nicht. Das Wort "auch" gehört in die Familie der Unworte.

ich bereits vorgestern gemahlen und gut geraten,
Du hast also vorgestern gemahlen und gut geraten. Was hast du denn geraten? Dass Sätze ohne Kommasetzung oft völlig sinnentstellt beim Leser ankommen?

Da Tee keine Lösung sondern ein Problem ist, habe ich im Internet die Nachrichten gelesen
Du liest, diese Botschaft vermittelt dieser Satz, im Internet, WEIL Tee keine Lösung ist? Brrrr - vielleicht wolltest du sagen: Bevor ich einen grässlichen Tod sterbe oder, noch schlimmer, Tee trinke, sehe ich lieber im Internet nach einer Lösung.

Eine Exfreundin von mir betreibt
Tempusfehler. Betrieb.

bot von Dienstag bis Samstag immer ein
Immer? Also auch während sie ihr Tampon wechselt? Worte wie immer sollten in keinem Buch vorkommen.

Herren eigentlich keinen Zutritt hatten
eigentlich sollte man eigentlich immer auch meiden. Schöner Satz, oder?

Mal rein und im Hintergrund frühstücken
Im Hintergrund? Hä? Im Hintergrund kann man bleiben, mit ihm Verschmelzen, und bei der Verteidigung der Doktorarbeit sollte man einen haben. Frühstücken kann man im Nebenraum

einzusehen, da ging es.
Da ging was?

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Das waren jetzt Kommentare für schlappe drei Absätze. Im Folgenden würde ich mich nur wiederholen.
Mit was verfasst du deine Texte? Oder besser ausgedrückt: Womit verfasst du deine Texte?
Ich empfehle Autorensoftware wie z.B. PatchWork. Abgesehen von sehr vielen Features, auf die kein Autor verzichten sollte, bietet es die Stilprüfung. Schlechten Text haut dir die Software um die Ohren, für Kommafehler tötet sie dich. Kaum einer der vielen stilistischen Fehler, die ich angemeckert habe, würde sie dir durchgehen lassen. z.B. würde sie mir anmeckern, würde ich das Wort würde zu oft hintereinander verwenden, außerdem bekäme es einen dicken roten Strich, weil man es einfach besser weglässt, wie auch die Worte "einfach" und "besser".
Gönne sie dir, oder Papyrus, es gibt Alternativen. Es lohnt sich. Siehst du? "es" zweimal verwendet, bevor ich es bemerkt habe.

Alles andere hat dir @Chris Stone schon erzählt.
Ich dachte nur, es kommt plastischer bei dir an, wenn ich ein paar Beispiele ergänze. Sie hat recht, die Geschichte kommt sehr oberflächlich an, wenig Spannung, weil die sie von außen erzählt wird.
Außen: Der Killer drückte ab. Die Kugel durchschlug seine Hand, bevor er sich in Sicherheit bringen konnte.
Innen: Hilflos starrte er auf den Finger des Killers. Die Glock bellte auf, dann schloss sich der Fahrstuhl und fuhr an. Zitternd rutschte er mit dem Rücken an der Wand zu Boden. Blut! Alles war voller Blut .... usw.
Nicht das Gelbe vom Ei, es soll dir nur verdeutlichen, was gemeint ist.

 

hallo und danke für die ausführlichen Kommentare. Bin nach, etwas vorzeitiger, Erweiterung der Familien heute aus dem Krankenhaus zurück und kann deshalb a) erst jetzt antworten und werde b) in nächster Zeit, dank Neuverteilung der Prioritäten in meinem Alltag, seltener hier aufschlagen. Die Anregungen bzgl. einer Autorensoftware sind angekommen und werden umgesetzt. In den kommenden Nächten werde ich die Pausen zwischen den Einsätzen bei der frischen Hausherrin zum testen der Demoversionen nutzen. Eine Überarbeitung von dieser Geschichte ist dann für später angedacht. Vielleicht direkt in einem der Programme um diese daran zu testen. Es gibt ja glücklicherweise mehrere kluge Sätze von Politikern wie `Wir schaffen das´, nicht wahr? Yes, we can!

 

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