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Polizei - da werden Sie geholfen

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14.09.2001
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Polizei - da werden Sie geholfen

Die Arbeit der Polizei unterliegt einem Wandel: weg von der strafenden mehr zur schützenden Hand. Das geflügelte Wort vom „Freund und Helfer“ gewinnt wieder an Bedeutung. Wir werden „bürgerfreundlich”, und das nicht nur auf dem Papier sondern so langsam auch in unseren Köpfen. Obwohl der Bürger ein untrügliches Gespür für den falschen Augenblick zu haben scheint, sind wir doch bemüht, uns seiner Sorgen und Nöte anzunehmen, auch wenn es nicht so aussieht, wie damals bei Herrn Meier und mir.
An einem Montagnachmittag saß ich am Wachpult unseres kleinen Kommissariats und freute mich über die Sonne, die mir durch das Fenster hindurch meinen Nacken wärmte, während ich mit der wichtigsten Arbeit im Leben eines Beamten beschäftigt war: dem Ausfüllen eines Urlaubsantrages.
Plötzlich klingelte es an der Tür. Davor stand ein Mann mittleren Alters, etwa 180 cm groß, blond, aufrecht, mit leichten Rändern unter den Augen. Etwas mißgestimmt über diese Störung, ließ ich den Mann ein. Nach einem freundlichen "Guten Tag" sagte er mir, daß er Meier heiße und ein kleines Problem habe, bei dem ich ihm vielleicht helfen könne.
Bevor er jedoch zur Sache kommen konnte, klingelte das Telefon. Mit einer lockeren Handbewegung brachte ich Herrn Meier zum Schweigen und nahm den Hörer ab. Ich hatte mich kaum mit meinem Namen gemeldet, als auch schon der zweite Apparat auf dem Wachpult klingelte. Den ersten Anrufer blockte ich mit einem "Moment!" ab und wandte mich dem zweiten zu. Auch hier konnte ich nur meinen Namen nennen, dann unterbrach mich das dritte Telefon auf der Wache. Bevor

ich diesen Hörer abnehmen konnte, plärrte das Funkgerät los: Die Streife meldete sich zurück.
Schulterzuckend lächelte ich Herrn Meier zu und sagte ihm noch: "Sie sehen ja, was hier los ist" und schickte die Kollegen in den nächsten Einsatz. Herr Meier betrachtete still das hektische Geschehen und ging dann mit den Worten "Ich komme morgen wieder!" zur Tür.
Und er kam wieder, frühmorgens, genau zur Frühstückszeit, mit deutlich sichtbaren Augenrändern. Ich bat ihn freundlich, doch einen Moment zu warten, und begab mich in die hinteren Räume, um mein Frühstück zu beenden. Bevor ich jedoch Herrn Meier dem Spätdienst übergeben konnte, hatte er sich aus der Wache geschlichen. Genau weiß ich es nicht, aber das muß so gegen 11:30 Uhr gewesen sein. Weshalb er einfach gegangen war, konnte ich nicht nachvollziehen, schließlich war ich doch sehr bemüht, daß ihm geholfen wird.
Am Mittwoch begann ich dann wie üblich um 21:00 Uhr meinen Nachtdienst. Etwa zwei Stunden später klingelte es. Was soll ich sagen? Draußen stand Herr Meier. Dienstbeflissen wie ich nun einmal bin, öffnete ich ihm die Tür, ohne dabei auf die höllischen Kopfschmerzen, verursacht durch einen müdigkeitsbedingten Aufprall meiner Stirn auf dem Wachpult, zu achten.
Herr Meier schleppte sich müde in die Wache, nutzte die Gelegenheit und schilderte mir sein Problem: Sein Nachbar, der Herr Müller, besäße einen Schäferhund, der anscheinend den lieben langen Tag nichts weiter zu tun habe, als bellen. Dies setze sich auch die halbe Nacht über fort, so daß er, Herr Meier, nur noch mittels eines starken Medikaments einschlafen könne.

Mit messerscharfem Verstand analysierte ich den Sachverhalt und brachte es gegenüber Herrn Meier sofort auf den Punkt: "Tut mir leid! Aber dafür sind wir nicht zuständig. Die Haltung von Hunden und die daraus resultierenden Probleme fallen eindeutig in die Zuständigkeit des Ordnungsamtes. Am besten gehen Sie gleich morgen einmal dort vorbei und schildern Ihr Anliegen. Wir können da wirklich nicht weiterhelfen."
Das zwischen schmalen Lippen hervorgepreßte "Danke schön!" des Herrn Meier ließ eine warme Woge tief empfundener Zufriedenheit in mir aufkommen. Bürgernähe ist schon was tolles!

 

Hurra! Endlich habe ich etwas von meinen Steuergeldern. Mehr davon, lieber Herr. Schreiben Sie, schreiben Sie ... aber bitte im Dienst.

Ihr Zensor :)

 

Und DAS aus dem Mund eines Polizei-Beamten?! :D

Du verstehst es, Deinen Berufsstand aufs Korn zu nehmen! ;)
Da kann ich auch nur sagen: Bitte mehr davon!

Susi :)

 

@Zensor

Schreiben Sie, schreiben Sie ... aber bitte im Dienst.

Wann denn sonst? :D

@Häferl

Und DAS aus dem Mund eines Polizei-Beamten?!

Nach der ersten Veröffentlichung dieser Geschichte, bin ich im Kollegenkreis als "Nestbeschmutzer" verschrien.
Aber mal ehrlich: Als Bürger erlebt man höchstens eine dieser Begegnungen des Herrn Meier.
Man muss schon Polizeibeamter sein, um das alles mitmachen zu können.

Und leider, leider sind die Erlebnisse des Herrn Meier gar nicht so abwegig. Es soll Menschen geben, denen eine dieser Begegnungen widerfahren ist.

Aber nicht bei mir! (Heuchel, Hüst)

Gruß, Mike

 

@Mike, Zitat: "Man muss schon Polizeibeamter sein, um das alles mitmachen zu können."

Ich habe wirklich vollstes Mitgefühl mit Dir und Deinen KollegInnen!

Aus einer Erzählung weiß ich auch um Euer Leid bescheid:

Eine alte Frau rief immer wieder die Polizei, weil über ihr in der Wohnung die Stricknadeln so laut klapperten.... In der Wohnung oberhalb wohnte übrigens die Mutter eines Beamten des zuständigen Kommissariats. :D Aber was hilft es, der Gesetzgeber schreibt vor, daß sie hinfahren müssen, also tun sie es, obwohl sie schon wissen, daß niemand außer der alten Frau die Stricknadeln klappern hört..... ;)

Liebe Grüße
Susi

 

Hallo Susi,

dein Mitgefühl lässt mein Herz hüpfen.

Zu deiner Erzählung:

Eine alte Frau rief immer wieder die Polizei

Leider sind es nicht immer nur die alten Frauen, die ständig bei uns anrufen. Meist sind es Menschen in der Blüte ihres Lebens, die ohne die Hilfe der Polizei nicht mehr lebensfähig sind (kein Scherz).

Aber wo du gerade von alten Frauen schreibst:
Da gibt es eine Geschichte von einer alten Dame, deren Nachbar im Winter 1987/88 "ihre Heizung mit Erdstrahlen verzauberte." Sie musste fast eine Woche bei -6 Grad Innentemperatur in ihrem Haus aushalten, bis die Polizei endlich Gehör für sie fand.
Das Ding habe ich selbst erlebt. Irgendwann werde ich es auch in ansprechender Form zu Papier bringen.

Gruß, Mike

 

Hallo Mike!

Wir können uns ja solange unterhalten bis wieder jemand kommt und die Geschichte liest....

Zu der Geschichte mit der alten Frau und den Erdstrahlen hab ich auch noch was ähnliches, da ich einmal mit Heimhilfen zu tun hatte:
Da wurde eine ältere Heimhilfe krank und eine Patientin mußte versorgt werden. Die alte Frau ließ jedoch niemand anderen als diese eine Heimhilfe hinein, alle anderen Menschen waren vom Bösen durchtrieben oder vom Teufel besessen. - Der Verein hatte ja die Pflicht, sie zu versorgen, also schickten sie eine Heimhilfe nach der anderen hin und alle wurden abgewiesen.
Bis sich eine junge als Tochter der anderen ausgab. Das glaubte die Patientin und konnte endlich gewaschen werden..... ;)

Liebe Grüße
Susi

 

Hallo Susi,

so sind die Alten manchmal.

Und dann war da noch der 96-jährige Mann, der von einem 20-jährigen angefahren worden war.
Als die Sanitäter ihn endlich im Krankenwagen hatten, bat ich ihn höflich, mir seine Personalien zu geben, damit ich eine Unfallanzeige schreiben konnte.
Daraufhin sprang der Alte von der Trage, griff nach seinem Stock und mich an: Was mir überhaupt einfiele. Ich sollte doch erstmal diesen Rowdy verhaften. Und überhaupt: Haben sie gedient, junger Mann? <img src="graemlins/eek2.gif" border="0" alt="[eek2]" />

Ich bin dann geflüchtet und habe mir die Personalien des Alten vom behandelnden Arzt geholt.

Gruß, Mike

PS.: Den Rowdy habe ich nicht verhaftet.

 

Ich betrachte dich als echten Zugewinn hier in der Gemeinde der Schreiberlinge.
Wie deine andere Geschichte, habe ich auch diese mit Hochgenuß gelesen.
Nur bitte möchte ich auch hier anmerken, dass eine Satire erst dann eine solche ist, wenn sie nicht nur ausschließlich die Realität wiedergibt, so satirisch einem manchmal die Wirklichkeit auch vorkommen mag.
Aber ich bin sicher, bei dem Fundus von Ideen, über die du verfügst, immerhin hast du ja die genügende Zeit als Vollblutbeamter dafür, wird es dir mit der Zeit gelingen, die Realität in die Form einer feinen den Leser umhauenden Satire zu packen.

Wissen wir beide doch, dass dir dazu die gesamte Arbeitszeit zur Verfügung steht, aber übertreibs nicht und mache gar noch Überstunden.
Weißt du ich habe immer so ein Bild vor Augen, das mich jedesmal , ich kann mich nicht dran gewöhnen, so erstaunt, dass ich denke, da muß irgendwo eine versteckte Kamera sein, die mich beobachtet: gegen 15.50 Uhr begeben sich Behördenangestellte mitsamt ihrer Stempelkarte vor die Stempeluhr und warten dort fein säuberlich in einer Schlange, bis es 16.00 Uhr ist, um dann endlich stempeln und nach Hause gehen zu können. :susp: :aua:

 

Hallo lakita,

okay, hier hast du recht. Alle 3 Erlebnisse des Herrn Meier mit der Polizei sind aus dem Leben.
Die einzige Übertreibung liegt darin, dass sie einer Person innerhalb von 3 Tagen passieren.

Ich betrachte dich als echten Zugewinn hier in der Gemeinde der Schreiberlinge.

Ich werd' gleich rot!
Danke!

gegen 15.50 Uhr begeben sich Behördenangestellte mitsamt ihrer Stempelkarte vor die Stempeluhr und warten dort fein säuberlich in einer Schlange, bis es 16.00 Uhr ist, um dann endlich stempeln und nach Hause gehen zu können.

Wie kommst du darauf, dass die öffentlich Bediensteten pünktlich Feierabend machen? Das hat es doch noch nie gegeben. :D

Versuch mal um 15.30 Uhr noch jemanden ans Telefon zu kriegen.

Gruß, Mike

 

:D Wo du Recht hast, haste Recht!
Also ich hab da nur die Creme de la Creme gesichtet gehabt, die andern waren schon gegen frühen Mittag wech....dunkel erinnere ich mich daran, dass ich alle meine Behördentelefonate immer bis high noon zu erledigen pflege. :rolleyes:

 

Kottan kenne ich aus Zeiten, da war ich noch nicht bei der Polizei. Ich habe immer geglaubt, so einen Schwachsinn kann es nicht geben.

Jetzt arbeite ich auf einem kleinen Landrevier nördlich von Hannover, dem Bangladesh des Nordens. Wir nennen dieses Kommissariat liebevoll das "Panoptikum".

Das sagt alles! :eek:

Gruß, Mike

 

@Mike, wenn Du Kottan kennst, sagt Dir sicher auch "Kein Kaffee für den Präsidenten" etwas. - Das gab es im Zuge der Euro-Umstellung wirklich, zwar nicht am Polizeipräsidium, sondern am Landesgericht, aber ist doch.....

Die hatten, um die gesetzlich vorgeschriebene Möglichkeit zu verwirklichen, daß man bis 28.2. sowohl mit Schilling als auch mit Euro zahlen können sollte, beim Kaffeeautomaten den Münzeinwurf so umgestellt, daß man - ich glaub es waren - vier verschiedene Euro-Münzen einwerfen konnte, oder alternativ dazu Fünf- oder Zehn-Schilling-Stücke.
Sie bekamen tagelang keinen Kaffee, weil der Kaufpreis mit den Münzen, die zur Auswahl standen, nicht bezahlbar war - und es mußte genau eingeworfen werden....

Was mir an der Serie auch gut gefiel, waren die Fernseh-Einlagen, wie etwa: "Auf vielfachen Wunsch wiederholen wir jetzt den Bildausfall vom 23. März, der im Bereich der Sender Jauerling und Patscherkofel nicht empfangen werden konnte." Und dann starrten Kottan und seine Frau auf den Fernseher, das Telefon läutete und läutete, er: "Ich geh nicht hin, ich will fernsehen.", sie: "Psst!" - Ich liebe diese Serie.

u.v.m. (ich müßte die Hälfe der Dialoge zitieren)

Liebe Grüße
Susi

[Beitrag editiert von: Häferl am 07.03.2002 um 14:41]

 

Noch lebhaft in Erinnerung ist mir die Szene mit der ausgefallenen Bremse im VW-Käfer (ich weiß auch nicht warum, könnte die Realitätsnähe sein):

"Und jetzt: Pumpen, Pumpen, Pumpen!"
Krach!
Nächstes Bild!
Der Käfer parkt mit der Windschutzscheibe direkt an einer Laterne, die die Fahrzeugfront mittig durchstoßen hat.

Und wie war das noch mit der als Krücke getarnten Maschinenpistole?

Die Serie war echt stark. Wird Zeit, dass sie wieder gesendet wird.

Gruß, Mike

 

Hallo Susi,

nette Sache das. Ist schon toll, was sich die Ösi-Polizei alles erlaubt. Tsts! :D

Gruß, Míke

 

hehe... hab mir den Link auch grad mal angeschaut. Richtig so, dass sie blechen mußten...

Gruß,Pan

 

@Susi:

Du siehst mich völlig ratlos. :eek:

Ein Wasserstoffgewehr scheint hochmoderne Technik zu sein und kommt daher für die Polizei in Niedersachsen nicht in Frage.
Es mag sein, dass unser Kampfmittelbeseitigungsdienst so etwas kennt, aber das normale Streifenhörnchen ist in dieser Beziehung absolut überfragt. :D
Ne, ehrlich: hab ich keinen Blassen von.


@sich_9296:

Danke!


Gruß, Mike

 

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