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Planungsfehler

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13.03.2008
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Planungsfehler

Der Kellner kommt in der noch immer gut gefüllten Pizzeria zielstrebig auf ihren Tisch zu, räumt die leeren Teller ab und fragt freundlich:

"Darf's noch etwas sein? Ein Espresso, vielleicht?"

"Magst noch was, mein Hase?", wendet sich Markus mit einem Blick an seine Frau Julia, der eher sagen soll: "Lass uns doch lieber gleich nach Hause gehen".

Sie kennt ihren Mann genau, schaut ihn nach so vielen Jahren immer noch verliebt an und meint: "Es ist ja schon spät. Bald Mitternacht. Lass uns lieber gehen".

"Nein danke, nur noch die Rechnung, bitte". Markus ist erleichtert. Immerhin sitzen sie seit fast zwei Stunden hier.

Ein lauer Wind umschmeichelt sie, als sie das Restaurant verlassen. Julia schmiegt sich eng an Markus, er legt den Arm um sie. Langsam schlendern sie Richtung U-Bahnstation.

"Sollen wir durch den Park nach Hause laufen? Das sind doch höchstens dreißig Minuten". Julia schaut ihn dabei mit einem Blick an, dem er noch nie widerstehen konnte. Er weiß genau, durch den Park braucht man mehr als eine Stunde. Aber er weiß auch genau, wie unwohl sich Julia in der U-Bahn fühlt. Und das Geld für ein Taxi ist einfach nicht drin. Die Nacht ist ja auch wirklich schön. Der Mond scheint hell am Himmel. Die Wege sind durch Laternen, die ein angenehmes, gelbes Licht abgeben, gut ausgeleuchtet. Zu dunkel wird es nicht werden.
"Na gut", denkt er, "Und womöglich ergibt sich ja die Gelegenheit...". Grinsend schiebt er den Gedanken bei Seite. Wir sind ja jetzt nun wirklich keine Teenager mehr.

"Ich seh’ dir genau an, woran du wieder denkst. Vergiss es!"

Nach einem leichten Knuff in die Seite hakt sie sich wieder bei ihm ein. Wie zwei jungverliebte schlendern sie engumschlungen Richtung Park. Sie plappert in Einem fort, springt von einem Thema zum nächsten, ohne dass er eine Chance hat, ihr wirklich zu folgen. Ab und zu gibt er einsilbige Antworten, die mehr einem Brummen oder Grunzen gleichen als realen Wörtern oder gar Sätzen. Aber das ist schon eine Art Ritual für sie beide. Sie kommen seit Jahren gut damit zurecht.

Endlich findet sie mal eine Pause und beide gehen schweigend ein paar Minuten nebeneinander her. Er genießt die Stille.

"Wie still es im Park um diese Zeit ist“, flüstert Julia. „Gibt es denn hier keine nachtaktiven Tiere?“ Er will antworten, wird aber von einem ungewöhnlichen Geräusch unterbrochen. Ungewöhnlich für diese Uhrzeit. Es ist gerade mal kurz nach Mitternacht. Und die Vögel zwitschern. Nur wenige. Aber in dieser Stille ist das ein nahezu durchdringendes Geräusch. Immer mehr Vögel fallen in das Konzert mit ein. Sie schauen sich etwas verwundert an.

„Haben wir die geweckt?“, flüstert Julia und blickt fragend zu ihrem Mann. Markus schaut auf seine Uhr „Es ist 00:30, da lassen sich Vögel nicht so einfach von zwei Spaziergängern wecken. Die sind an das Stadtleben schon lange gewöhnt. Lass uns weiter laufen, es ist schon spät“. Julia hakt sich wieder bei Markus ein. Sie schlendern den Weg weiter. Noch gut die Hälfte der Strecke haben sie vor sich. Langsam überkommt beide ein mulmiges Gefühl. Immer mehr Vögel stimmen in das Konzert ein.

Ohne sich verabredet zu haben, beschleunigen sie fast synchron ihre Schritte.

„Irgendwas stimmt doch mit dem Licht nicht. Es wird immer heller!“. Julias Stimme klingt schon ein wenig schrill.

Tatsächlich. Es ist unmerklich immer heller geworden. Der gelbe Schein der Laternen ist kaum noch auszumachen. Den Mond kann man noch gut erkennen, allerdings trägt er nicht mehr wesentlich zur Beleuchtung bei.

„Das kann doch nicht sein!“, Markus schaut auf seine Uhr, „bei mir ist Zwanzig vor Eins, wie spät hast du?“.

„Genau wie bei Dir, gleich Viertel vor Eins“.

Markus fischt sein Handy aus der Jacke in der Hoffnung, dass dessen digitale Uhr etwas anderes anzeigt. Aber diese Hoffnung erfüllt sich nicht.

„Markus“, flüstert Julia entsetzt und zeigt mit dem Finger in Richtung Osten.

Er dreht sich um und schaut geblendet in das rötliche Leuchten der Sonne, die in diesem Moment am Horizont erscheint.

Ungläubig staunend wendet er sich wieder zu Julia um. Aber da ist keine Julia mehr. Auch kein Weg. Keine Bäume. Es ist wieder still. Und dunkel. Die Bäume verschwinden ebenso wie der Mond. Auch Markus gibt es nicht mehr. Es ist schwarz. Nichts existiert mehr.

Die Tür wird beinahe aus den Angeln gerissen, als Gott in den Raum stürmt. „Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen?“, schreit er die zwei Techniker an, die schuldbewusst vor ihren Konsolen sitzen. „Wer hat die Tagessimulation im Ablaufplan geändert? Die ist vier Stunden zu früh gestartet! Habt ihr überhaupt eine Ahnung, was ihr damit angestellt habt? Wir mussten die Simulation komplett neu booten! Das bekommen wir nie wieder so hin, wie es sich aufgebaut hat, Jahre von Arbeit sind einfach durch den Kamin gegangen!“.

 

Ich war mir nicht ganz sicher, ob mit diesem Schluss diese kleine Geschichte in dieser Rubrik richtig aufgehoben ist.
Hier der "andere" Schluss:
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Die Tür wird beinahe aus den Angeln gerissen, als Herr Magert, der technische Direktor der Anlage, in den Raum stürmt. „Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen?“, schreit er die zwei Techniker an, die schuldbewusst vor ihren Konsolen sitzen. „Wer hat die Tagessimulation im Ablaufplan geändert? Die ist vier Stunden zu früh gestartet! Habt ihr überhaupt eine Ahnung, was ihr damit angestellt habt? Wir mussten die Simulation komplett neu booten! Das bekommen wir nie wieder so hin, wie es sich aufgebaut hat, Jahre von Arbeit sind einfach durch den Kamin gegangen!“.
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Es ist nur eine Kleinigkeit, aber die Geschichte wirkt dadurch ganz anders, oder?

Zwei Dinge wollte ich mal probieren:
1. ein verliebtes Paar im Alltag beschreiben
2. einen abrupten Szenenwechsel einbauen.

 

Hallo Hape42

Zwei Dinge wollte ich mal probieren:
1. ein verliebtes Paar im Alltag beschreiben
2. einen abrupten Szenenwechsel einbauen.

Der erste Punkt ist dir imho nicht ganz so gelungen, es ist nach einer Weile ziemlich ermüdend, da die zwei Typen irgendwie stereotypisch wirken (Ab und zu gibt er einsilbige Antworten, die mehr einem Brummen oder Grunzen gleichen als realen Wörtern oder gar Sätzen. Aber das ist schon eine Art Ritual für sie beide. Sie kommen seit Jahren gut damit zurecht.). Die Figuren wirken zu flach und haben keine wirkliche Tiefe und ich hab mich, je näher ich dem Ende kam, immer mehr gefragt, was das jetzt eigentlich soll. Die Pointe am Schluss und das ist Punkt 2. ist dir aber dann vollkommen gelungen, damit hätte ich nicht gerechnet und das muss man deiner Geschichte wieder anrechnen. Während mich das alternative Ende eher etwas an die Trumanshow erinnert hätte, trifft das gewählte Ende ins Schwarze. Jedenfalls hat mir der Schluss gefallen, auch wenn ich die Geschichte vielleicht noch etwas spannender gestalten würde, etwas die Atmosphäre ausbauen würde, denn abgesehen vom Ende war es nicht ganz so toll.

"Wie still es im Park um diese Zeit ist“, flüstert Julia. „Gibt es denn hier keine nachtaktiven Tiere?“ Er will antworten, wird aber von einem ungewöhnlichen Geräusch unterbrochen.

Ein bisschen klischeehaft, genau in dem Moment in dem sich das Gespräch um das Thema dreht, versuch es anders zu lösen.

 

Ich mach's mal kurz ;)
Die ersten zwei Drittel sind, sorry, belangloses Geplapper.
Dann kommt der beabsichtigte abrupte Szenenwechsel, aber der Schluss ist nur eine ziemlich billige Pointe, die ich schon (gefühlte) hundert Mal gelesen habe.
Tut mir Leid, das war gar nichts.

Uwe
:cool:

 

Ich mach's mal kurz ;)
Die ersten zwei Drittel sind, sorry, belangloses Geplapper.
Dann kommt der beabsichtigte abrupte Szenenwechsel, aber der Schluss ist nur eine ziemlich billige Pointe, die ich schon (gefühlte) hundert Mal gelesen habe.
Tut mir Leid, das war gar nichts.

Uwe
:cool:


Danke für die offenen Worte (hab ich am liebsten)

Es ist nicht einfach, die Kritiken richtig einzuordnen.
Man sollte sich sehr genau bewußt sein, welche Ziele man hat.

Will ich genau DIE Story schreiben, die komplette neu Sichten in der SF öffnet, Ideen beinhaltet, die noch nie gedacht wurden, in einem Stil geschrieben, den Kritiker vor Ehrfurcht erbleichen lassen?

Mit diesem Ziel würde ich nichts, aber auch rein gar nichts veröffentlichen.

Ich stehe am Anfang. Wirklich am Anfang. Ich schreib seit ein paar Monaten. In der Zeit, die mir mein Beruf und Familie lassen. Dann muss man noch Glück haben, dass Zeit und Muse sich überdecken.

Also stecke ich meine Ziele erheblich kleiner. So habe ich immerhin schon die dritte Geschichte geschrieben. Ganz einfach mit dem einzigen Ziel, etwas auf das Papier zu bringen, dass man lesen kann. Und womöglich Menschen, die nicht (wie Uwe und auch ich) schon unglaublich viel gelesen haben, etwas Kurzweil beim Lesen bringen.

Nebenbei schreib ich grad Notizbücher voll mit Ideen und groben Storylines.
Um im nächsten Urlaub einiges davon umzusetzen.

Womöglich bin ich zu mutig, mich hier mit meinem Geschreibsel unter Profis rumzutreiben. Aber da muss ich durch ;-)

Bitte nicht als Gejammer missverstehen. Ich will die offene Kritik. Wie viele andere träume ich schliesslich davon, mehr Zeit zu haben und mehr zu schreiben. Dann wird mir das alles hier sehr viel nützen :)

 

Hallo Hape,

ich begrüße gerade im Bereich der Science Fiction die erste Herausforderung, die du dir gestellt hast (verliebtes Paar) sehr! Das ist etwas, was mir oft fehlt, in den Geschichten/Büchern, die ich lese: Romantik/Erotik/Sexualität. Ich meine, das ist doch ein essentieller Teil des menschlichen Lebens, warum sollte das in der Zukunft/in einem Raumschiff/auf einem fernen Planeten/in einem sonstigen Science-Fiction-Setting nicht mehr so sein?
Wie schon erwähnt wurde, hat es aber gerade damit nicht so ganz geklappt. Es prickelt einfach nicht, wenn man diesem Paar so zuliest, alles ein bisschen zu sehr Schema F; die Sprache nicht lebendig bzw. authentisch genug. Schade.
Was mich an der Geschichte noch ein wenig gestört hat, waren die ausufernden Zeitangaben. Ich war ständig versucht, nachzurechnen, ob das jetzt plausibel ist und kam nicht ganz damit zu rande. Das reißt dann den Leser natürlich aus der Geschichte heraus.
Zu deiner Pointe: natürlich ist es schon schwer, etwas noch nie Dagewesenes zu schreiben, den Anspruch stelle ich auch nicht (weder als Autor noch als Leser), aber gut gemacht sollte es sein. Ich denke, dass Ende mit Gott war in Ordnung, auf jeden Fall für mich überraschend an dieser Stelle. Obwohl es Erinnerungen an ein Buch weckte, das ich vor langer Zeit mal gelesen hatte, und das ich mal wieder hervorholen könnte: "Im Himmel ist die Hölle los" von Tom Holt. (Aber wie gesagt, es war ja wahrscheinlich fast alles schon einmal da.)
Wenn ich allerdings anfange, über die innere Logik dieses "Gottesbildes" nachzudenken, tun sich viele Fragen auf, die recht unbeantwortet bleiben und eigentlich auch nur im Rahmen eines umfassenderen Werkes geklärt werden können. Daher wäre mir die Projektleiter-Variante eigentlich noch lieber gewesen, zumindest schlüssiger. (Auch wenn sie wie erwähnt natürlich noch stärkere an ein Vorbild erinnert hätte.)

Viele Grüße,
Teetrinker.

 

Freut mich, Hape, wie Du die Kritik aufnimmst. Um es mal positiv auszudrücken: Du hast schon eine recht saubere Schreibe. Auch ohne thematische Geniestreiche kannst Du auf jeden Fall lesbare Geschichten schreiben. Bloß hapert es im vorliegenden Fall am Spannungsaufbau. So eine Szene mit einem Paar kann durchaus auch in der SF funktionieren, selbst als Einstieg in eine Story - aber dann muss das alles pointierter, ungewöhnlicher, dramatischer rüberkommen. Du willst die Leser ja in die Geschichte ziehen. Dafür musst Du was tun.

Bin gespannt auf Deinen nächsten Text.

 

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