- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 4
Plan C
Zweiundzwanzig Welpen rollten erschrocken den Berg hinab. Man sah nur eine dunkle, männliche Gestalt, die mehrere grau farbige Kartons aus einem Lieferwagen hob & mit einem lieblosen Tritt in die Tiefe stieß.
Er zündete sich eine Zigarette an & stieg zurück in seinen Wagen, ohne sich auch nur einmal umzublicken.
Ein lauter Knall ertönte beim Zuziehen der Tür an dem sonst so stillen, fast vakuumartigen Wintermorgen. Es schien so, als ob der Schall keinen Raum hätte, sich auszubreiten. Schnell verschluckte der Schnee den Lärm.
Er nahm den schmalen Waldweg, anscheinend war er von diesem schon her gekommen, was die tiefen, frischen Reifenspuren im Schneematsch verrieten.
Leicht zitternd schaltete er das Radio an, der Schweiß lief Ihm von den Schläfen herab.
Er schien verzweifelt & enttäuscht von sich selbst, wobei eine kalte, herzlose Art mitschwang.
Er hielt den Wagen an und seufzte laut. Zeitgleich griff er ins Handschuhfach & zog eine Packung Batterien hervor, die er aufriss und eine Batterie nach der anderen in den Mund schob. Es waren vier.
Die Mittelgroßen, die man früher für den Walkman nutzte. Er wartete einen Moment & biss dann entschieden zu. Die Säure trat blitzartig aus & verteilte sich im Mundraum. Ein Gefühl von Ekel kam hoch.
...Durch ein lautes Weckergeräusch war der Ekel kurz verschwunden, Mark hatte zum Glück nur geträumt - wobei es einer dieser Träume war, die sich so extrem realistisch anfühlten.
Er stand übereilt auf und wusch sich kalt durch das Gesicht um seine Erinnerungsfetzen vom Traum wegzuspülen.
Als er in den Spiegel blickte, konnte er seinen Augen kaum trauen. Er war komplett ergraut & hatte eine mindestens 3 Meter hohe Linksdrehung im Haaransatz. Die Haarlängen fielen einfach uninteressiert zur Seite hinab. Er klatschte wie wild in die Hände - als ob das den Zustand verbessern würde. Ziellos verließ er schreiend das Haus, lief von einer unbekannten Zornheit begleitet durch unzählige Vorgärten & riss alles, was in seinem Weg stand mit sich, bis er seine Füße verlor & kraftlos am Straßenrand liegen blieb.
Seine Beine sahen aus wie große Bierflaschen.
Erneut riss Ihn ein schriller Ton seines Weckers aus diesem ungünstigen Zustand. Diesmal blieb er lieber liegen.
Er schaute sich misstrauisch in seinem Schlafzimmer um & tastete seinen Körper ab.
Es schien alles wie immer. Er atmete mehrmals tief durch um letztendlich gegen seine innere Stimme doch aufzustehen, er konnte ja schlecht die nächsten Wochen einfach liegen bleiben.
Verbraucht & mitgenommen brühte er sich erstmal einen frischen Kaffee auf, zündete sich eine Zigarette an & setzte sich wortlos an seinen Küchentisch.
Er schlug sich leicht ins Gesicht, um zu überprüfen, ob er wirklich hier war. Wie ertappt schaute er sich um, ob Ihn jemand beobachtet hatte - wobei das ziemlich unwahrscheinlich war, denn er lebte allein.
Er nahm einen großen Schluck Kaffee & zog nachdenklich an seiner Zigarette.
Ein Traum im Traum, musste das jetzt wirklich noch hinzukommen? Die letzten Monate waren schon schlimm genug gewesen.
Stumpfe Erinnerungen an Übermut & Leichtigkeit wurden vermummt vom tristen Dasein.
So weitermachen ging nicht - aufhören auch nicht.
Zum Glück besaß er das Talent, immer einen Plan C parat zu haben.
Darum ging er an diesem Morgen wie verabredet nicht zur Arbeit, sondern zu seinem Nachbarn, um Plan C in Angriff zu nehmen.