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Phuong

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23.09.2002
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Phuong

Ein neuer Morgen in der Stadt ohne Namen. Durch die Kellerfenster unter der betonierten Decke stürzen Strahlen aus Gold in die staubige Luft der Näherei und landen auf dunkelblauem Baumwollimitat. Wanda genießt die Stille, die einsetzt, als die Nähmaschinen kurz still stehen, und die blassen Gesichter der Näherinnen Richtung Sonne blicken. Diese kurze Pause bei Sonnenaufgang war schon Tradition, als Wanda vor zwei Jahren hier zu arbeiten begonnen hatte, und so muss sie sich auch keine Sorgen machen, dass sich die Tür des Büros öffnen und die Aufseherin in ihrem chromglänzenden elektrischen Rollstuhl die Arbeiterinnen zur Eile anhalten wird.

In solchen Momenten denkt Wanda ab und zu zurück an die Zeit in der Marie Curie Boarding School for Girls, einem lichtdurchfluteten, ja beinahe freundlichen Gebäude, und für gewöhnlich beschließt sie, dass es ihr jetzt besser geht als früher. Richtig bereut hat sie ihre Entscheidung abzuhauen eigentlich nie, auch wenn die Arbeit hier in der Näherei (dem Sweatshop, wie ein paar der älteren Näherinnen dazu sagen) härter ist, als sie es sich anfangs vorgestellt hatte.

Zeit für ihr Antihistaminpräparat – Wanda nimmt die weiße Atemmaske mit dem antiallergischen Filterschaum ab, und schluckt die kleine grüne Tablette. Noch ein paar ruhige Atemzüge, dann beginnt weiter vorne schon wieder das leise Surren der Nähmaschinen.

Der Sweatshop befindet sich, verteilt auf zwei Kelleretagen, irgendwo im Industrieviertel des achten Sektors zwischen illegalen Warenumschlagplätzen und den Drogenlabors der Familie. Wanda glaubt, dass auch sie irgendwie für die Familie arbeitet, denn die Dolce & Gabbana-Logos, die sie auf Schlaghosen aus synthetischer Baumwolle näht, sind keinesfalls echt.

Inzwischen wurden die Quecksilberdampflampen von der Automatik ausgeschaltet, und die Aufseherin fährt auf ihrem gespenstisch leisen Rollstuhl durch die Reihen der Näherinnen, um mit metallischer Stimme Zurechtweisungen zu schnarren. Zurechtweisungen, die nicht aus ihrem unbewegten Mund, sondern direkt aus dem Rollstuhl zu kommen scheinen. Es müssen Beziehungen gewesen sein, die dieser Frau ihren Posten verschafft haben, da es genügend gesunde Frauen gibt, die qualifiziert wären und nach Arbeit suchen – aber Wanda ist nicht unzufrieden: das Regiment der Aufseherin ist hart, aber nie unfair.

Etwas verdunkelt die Sonne. Wanda blickt nach oben durch eines der verstaubten Fenster, und sieht ein Luftschiff der Stadtverwaltung über einem Gebäude in der Nähe stehen. Nicht in dreihundertfünfzig Metern Mindestflughöhe, sondern knapp über dem mit Monofaserseilen verspannten Flachdach, so unbeweglich als wäre es an den Himmel genagelt. Die unzähligen Antennen-Arrays, die aus dem Bauch des Luftschiffs ragen, sind senkrecht nach unten gerichtet, gleich den Lanzen einer zornigen himmlischen Heerschar.

Geh' mir aus der Sonne... “ denkt Wanda noch mit einem Lächeln auf den Lippen, als...

***

Es regnet. Sturzbäche aus grauer Seide treffen auf den aufgeweichten Lehmboden des Dorfplatzes und zerspringen zu einem Nebel aus mikroskopisch feinen Wassertröpfchen auf Knöchelhöhe. Eine motorisierte Rikscha knattert in einiger Entfernung durch das allgegenwärtige Rauschen des Regens. Vor ihr steht eine fremde Frau mit asiatischen Gesichtszügen in einem Regenschutz aus transparenter Kunststofffolie – ihre Mutter. Die fremde Frau, die ihre Mutter ist, geht in die Hocke und breitet lachend ihre Arme aus.

„Komm schon, Phuong! Ich trag' dich!“ in einer unbekannten Sprache.

Wanda hört sich quietschen vor Vergnügen, und fühlt, wie sie auf viel zu kurzen Beinen durch den Regen auf die Fremde (Mama) zuläuft. Sie erinnert sich, dass sie gerade vier Jahre alt geworden ist. In ihr Gesicht hängt die Kapuze eines roten Regenmantels – ein Geburtstagsgeschenk von Mama. Und schon hat sie die Fremde erreicht, wird lachend in die Arme genommen, hochgehoben und herumgewirbelt, schneller und schneller...

***

Vier Wochen versteckt im Bauch eines Superfrachters der Bui Thi Thanh Offshore Trading Corp, zusammengepfercht mit vielleicht hundert weiteren Flüchtlingen. Es riecht nach Rost, Schweiß und Ozean. Wanda ergreift Partei bei einem Handgemenge zwischen zwei Männern aus ihrer Gruppe. Sie ist inzwischen größer geworden, und stärker, hat den Körper eines Mannes. Eine Kette von Fauststößen in das rußgeschwärzte Gesicht des Aggressors, ein Tritt zwischen seine Beine.

„Danke für deine Hilfe! Wie heißt du?“ fragt ein junger Mann, der sich Blut von der aufgeplatzten Lippe leckt. Wieder diese fremde Sprache.

„Phuong“, hört Wanda sich antworten, mit tiefer, ungewöhnlich vertrauter Stimme.

Der junge Mann erzählt vom Ziel des Frachters. Die Stadt ohne Namen. Erzählt von Türmen, die in den Himmel reichen. Gibt Wanda eine Adresse, an die sie sich wenden soll. Erzählt ihr von der Familie...

***

Ein Gerichtssaal. Der Geruch von Möbelpolitur auf synthetischem Holz, weinrotes Kunstleder auf den Sitzen. Wanda wird, zusammen mit vier anderen Mitgliedern der Familie, schuldig gesprochen in vierunddreißig Anklagepunkten.

„Abführen!“ wie Donner hallen die elektrisch verstärkten Hammerschläge des Richters in ihrem Kopf nach...

***

Wanda liegt mit glattrasiertem Kopf auf einem Operationstisch, Hände und Füße sind mit dicken Riemen fixiert. Viel zu grelles Licht sticht in ihre Augen. Gesichter, versteckt hinter türkisgrünen Papiermasken und schwarzglänzenden AR-Brillen, schieben sich in ihr Blickfeld. Ein OP-Roboter wird an ihren Schädel angepasst. Narkose...

***

Es regnet. Sturzbäche aus grauer Seide treffen auf den aufgeweichten Lehmboden des Dorfplatzes und zerspringen zu einem Nebel aus mikroskopisch feinen Wassertröpfchen. Eine Stimme dringt aus weiter Ferne durch das Rauschen des Regens: Eine Frau schreit.

***

Wanda öffnet ihre Augen: die Näherei. Benommen blickt sie sich um – die anderen Näherinnen liegen regungslos am Boden oder sind über ihren Tischen zusammengesackt. Hier und dort eine Andeutung von Bewegung, ein verwirrtes Umherblicken.

Das Rauschen in ihren Ohren wird leiser. Irgendwo schreit immer noch diese Frau: Florence. Wanda stolpert auf wackligen Beinen vor zu Florences Arbeitsplatz.

Als Florence bewusstlos wurde, lag ihre Hand wahrscheinlich auf der Jacke, an der sie gerade nähte. Die Maschine zog das Leder mit ihrer Hand darauf unter die Nadel, und webte eine blutige Spur bis zu ihrem Mittelhandknochen. Florence starrt wie versteinert auf ihre Hand, unfähig, etwas anderes von sich zu geben, als dieses schrille Kreischen, das die ganze Näherei ausfüllt.

Das Büro! Im Büro steht ein Terminal, mit dem sie Hilfe holen kann. Wanda stürmt durch die Tür zum Schreibtisch der Aufseherin. Neben dem Bildschirm liegt eine Liste mit wichtigen Nummern und Adressen, die von TransMed – Emergency Service an zweitunterster Stelle. Als sie darauf wartet, dass ihr Anruf entgegengenommen wird, lässt Wanda ihren Blick durch das Büro schweifen. Hinter einem Schrank das Blitzen von Chrom: Der Rollstuhl. Einen Meter davon entfernt liegt die Aufseherin am Boden, mit violettem Gesicht, die blutig gebissene Zunge hängt grotesk aus ihrem aufgerissenen Mund.

***

Irgendwie ist Wanda dem entstehenden Chaos in der Näherei entkommen, die Treppe hoch in das grelle Licht der Mittagssonne. Fragmente der fremden Erinnerungen steigen wieder in ihr hoch: Die gleißende Beleuchtung im Operationssaal, es riecht nach Desinfektionsaerosolen. Narkose. Fremde Stimmen aus der Schwärze der Bewusstlosigkeit. Daten, von denen sie nichts wissen dürfte, nicht als Wanda, zusammengekrümmt auf der Betontreppe zum Sweatshop, und nicht als Phuong unter dem Laserskalpell des OP-Roboters.

Wie lange liegt sie hier schon auf den kalten Stufen? Die Sonne ist nochmal ein Stück gewandert, es wird früher Nachmittag sein. Wanda steht auf, klopft sich den Schmutz aus der Kleidung, (billiger Container-Style, nicht die imitierte Designerware, die sie täglich genäht hatte) und blickt sich um. Das Luftschiff der Stadtverwaltung ist nicht mehr zu sehen. Aus dem zerstörten Dach des Gebäudes, über dem es gehangen hatte, steigt schwarzer Rauch senkrecht nach oben und verliert sich irgendwo in der sepiafarbenen Dunstglocke, die die Stadt ohne Namen an windstillen Tagen einhüllt.

Es stellt sich heraus, dass die Stahltür zum Sweatshop verschlossen ist, niemand antwortet auf ihr Klopfen. Ob überhaupt jemand von TransMed hier war, kann sie nicht feststellen. Vielleicht hat die Familie die Sache auf ihre Art geregelt. Wanda steckt die Hände in die Taschen ihrer hellgrauen Windjacke und macht sich auf den Heimweg.

Acht Stationen mit der Metro, und sie gelangt an den Rand der vierten Containerstadt, eines von unzähligen halbherzigen Wohnbauprojekten der Stadt ohne Namen, das im Laufe der Jahre eine von der Stadtverwaltung unabhängige Eigendynamik entwickelt hat. Wanda geht durch die Reihen der Containertürme, vorbei an Straßenhändlern, die Yakitori aus gegrillten Tauben verkaufen, unter Frauen, die chemisch gebleichte Wäsche zum Trocknen auf gelb beschichtete Drahtleinen hängen.

Der Container, den sich Wanda mit einer gleichaltrigen Mitbewohnerin teilt, liegt auf Ebene fünf, zwölf Meter über dem Boden, erreichbar durch ein Gewirr aus Treppen und Stegen, die ohne erkennbares Muster zwischen die Wohnelemente geklebt, geschweißt und geschraubt sind. Sie muss mehrmals stehenbleiben um ihren asthmatischen Atem unter Kontrolle zu bringen – ihre Maske liegt wahrscheinlich noch irgendwo im Sweatshop.

Der schmutzigweiße Container, von der Form her eine Mischung aus Schuhkarton und Straußenei, ist mit einem Vorhängeschloss gesichert, das Wanda mit einem milchig trüben Schlüssel aus Kunstharz aufschließt. Das Fahrrad von Chili, ihrer Mitbewohnerin, steht im ohnehin schon engen Verbindungsgang zwischen Toilette und Wohnraum, aber von der Besitzerin ist nichts zu sehen. Ungewöhnlich, dass das Bike am frühen Nachmittag schon hier rumsteht, normalerweise arbeitet Chili länger...

Irgendwie muss Wanda die Familie erreichen. Sie setzt sich an das Terminal, das auf dem winzigen Ess- und Arbeitstisch steht. Nicht, dass die Familie eine Hotline hätte, aber Wanda kennt Capone, einen Laufburschen der letztes Jahr noch in der Containerstadt gewohnt hat.

„Ja?“ Capones jugendliches Gesicht erscheint auf dem Bildschirm, die inzwischen schwarzgefärbten Haare zurückgeölt als wäre er das fleischgewordene Klischee eines Familienmitglieds.

„Ich muss mit jemandem aus der Familie sprechen“, platzt Wanda heraus.

„Ich bin kein Seelsorger, Baby!“ Capone imitiert sogar den leichten Akzent, den Wanda bisher nur aus schlechten Gangsterfilmen kannte.

„Ich komme gerade aus dem achten Sektor – ein Luftschiff der Stadtverwaltung ist aufgetaucht, und plötzlich wurden alle ohnmächtig, die Aufseherin ist vielleicht sogar tot...“, sie macht eine kurze Pause, um Luft zu holen, aber Capone fällt ihr ins Wort.

„Keine Ahnung, was du meinst, hör auf, mich zu belästigen!“ und die Verbindung wird getrennt. Wanda glaubt, einen ziemlichen Schrecken auf Capones Gesicht gesehen zu haben, bevor der Bildschirm schwarz wurde. Sie lässt sich zurück auf das Stockbett fallen, und starrt ratlos hoch zu den Ruby Skye-Postern auf der Unterseite von Chilis Bett.

Zehn Minuten später klopft es an der Eingangstür. Wanda erschrickt, ihr fällt ein, dass sie den Riegel an der Innenseite der Tür nicht vorgeschoben hat.

„Hallo?“ fragt sie zaghaft.

„Miss Wanda? Sie wollten etwas über den Vorfall heute vormittag im achten Sektor erzählen. Dürfen wir eintreten?“ eine ruhige Stimme dringt von draußen durch die Tür.

„Sicher...“ Wanda ist verblüfft über so viel Höflichkeit.

Zwei Männer unbestimmbaren Alters sitzen ihr gegenüber, beide hellhaarig und gekleidet in unauffälligem Container-Style. Nur die glänzenden Schuhe und die gepflegten Hände machen die nahezu perfekte Illusion von Containerstadt-Bewohnern zunichte.

„Sie werden sicher etwas irritiert sein darüber, was heute an Ihrem Arbeitsplatz vorgefallen ist“, fragt der kleinere der beiden, ein Typ, der sich Wanda als Karl vorgestellt hatte.

Etwas Irritiert? Als nächstes wird er behaupten, Florence hätte leichte Hautirritationen davongetragen...

„Da stand plötzlich ein Zeppelin über diesem Gebäude in der Nähe, mir wurde schwarz vor Augen, und dann hab ich all diese Dinge gesehen...“

„Das wissen wir bereits, Miss Wanda. Um die Fragen, die Ihnen sicherlich auf der Zunge liegen, gleich zu beantworten: Das Luftschiff gehörte zum Bioelektrischen Kommando, einer Sondereinheit der Stadtverwaltung gegen unsere Organisation. Damit wurde ein ganzer Straßenzug paralysiert, um eine unserer... pharmakologischen Einrichtungen auszuheben. Die Bodentruppen sind dann einfach reinspaziert und haben das Gebäude widerstandslos auseinandergenommen.“

Karl faltet seine gepflegten Hände über den Knien und erzählt weiter: „Technisch werde ich jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen. Prinzipiell waren es verstärkte Gehirnwellen, die das Luftschiff gesendet hat, um unsere Männer außer Gefecht zu setzen. Dafür werden gewöhnlich die Gehirne von Todeskandidaten verwendet, teilweise sogar Mitglieder aus unseren eigenen Reihen. Interessant am heutigen Einsatz war, dass sich einige der Opfer aus der Umgebung an Dinge erinnern konnten, die der ursprüngliche Besitzer des Gehirns erlebt haben muss. Es scheint, als wäre das Gehirn über die reizstrominduzierten Reflexe hinaus aktiv gewesen...“

„Phuong!“ platzt Wanda heraus.

„Es wäre sehr hilfreich, wenn Sie uns erzählen würden, was sie in Ihrer Bewusstlosigkeit gesehen oder gehört haben.“

Die Daten, von denen Phuong während der Narkose nichts hätte mitkriegen sollen! Wanda schnappt sich ein Blatt Papier vom Tisch, und beginnt, mit einem angekauten Bleistiftstummel Skizzen zu malen, Zahlen und Buchstaben einzutragen, noch bevor sie überhaupt realisiert, was sie da tut. Diagramme, die sie nicht versteht fließen vor ihren Augen aus ihrer Erinnerung auf das Papier.

Wanda ist erschöpft, als sie nach einer halben Stunde endlich fertig ist. Schweiß rinnt ihr von den Schläfen, sie fühlt sich, als wäre sie soeben eine große Last losgeworden.

„Ich darf doch?“ fragt Karl, und faltet – erst nachdem Wanda automatisch genickt hat – die vollgeschriebenen Blätter sorgfältig zusammen, um sie in einem kleinen Rucksack zu verstauen.

„Ich habe gehört, Sie hatten überdurchschnittlich gute Noten als Sie noch das Internat besuchten, Miss Wanda.“

Wanda sitzt auf der Bettkante, und versteht gar nichts. Woher weiß der Typ das alles?

„Vielleicht möchten Sie diese Nummer bei Gelegenheit mal anrufen.“ Er zaubert eine Visitenkarte aus dem kleinen Rucksack hervor, und reicht sie Wanda. Das schwere Papier ist wahrscheinlich aus echtem Holz, blütenweiß und nur in der linken unteren Ecke mit einer Folge aus tiefschwarzen Ziffern bedruckt.

Als sie wieder aufblickt, stehen die zwei Familienmitglieder schon bei der Tür. Der Größere der beiden, der die ganze Zeit über still geblieben ist, nickt zum Abschied nur kurz. Karl bedankt sich höflich, und dann gehen die beiden, nicht ohne dass Karl sie daran erinnert, den Riegel der Eingangstür vorzuschieben.

***

Es regnet in der Stadt ohne Namen. Bäche aus grauer Seide stürzen in die Tiefe der unzähligen Straßenschluchten, über denen die Luftschiffe der Stadtverwaltung majestätisch ihre Kreise ziehen. Eines dieser Luftschiffe bricht plötzlich aus seiner vorgegebenen Bahn aus. Irgendwo in den unterirdischen Bunkern des Stadtkerns flammen auf unzähligen Bildschirmen Warnsignale auf. Overrideprozeduren werden aktiviert, ohne Erfolg – das Luftschiff befindet sich nicht mehr unter der Kontrolle des Bioelektrischen Kommandos. Weiter und weiter entfernt es sich von seinem Kurs, steuert auf den Ozean zu. Und irgendwo im Regen findet Phuong in die Arme seiner Mutter.

 

Hallo slingshot!

Ich muss gestehen, dass ich inhaltlich nicht völlig durchgeblickt habe. Vor allem beim häufigen Szenenwechsel (zweite Druckseite) konnte ich den Inhalt nicht ganz folgen. Allerdings habe ich die Story auch nur einmal gelesen. Beim zweiten Mal wäre es mir vielleicht auch deutlicher geworden.

Jedenfalls ist der Text sprachlich gut geschrieben und war angenehm flüssig zu lesen.

Einige wenige Kleinigkeiten sind mir aufgefallen, die aber ChiefDragon bereits alle erwähnt hat.

Insgesamt kann sich der Text auf jeden Fall sehen lassen.

Viele Grüße,
Michael :)

 

Hallo slingshot,

ein kurzes Wiedersehen mit Chili! :) Gehören die beiden Geschichten zu einem größeren (evtl. noch in der Entstehung befindlichen) Werk?

Gut und flüssig geschrieben, stilistisch "Bishop" sehr ähnlich. Die Atmosphäre war in etwa die gleiche, man konnte sich gut in die Umgebung reindenken.

Allerdings war’s mir fast ein bisschen zu episodenhaft. Bei der Länge ging das in Ordnung, solltest du aber wirklich an einem längeren Werk basteln, würde ich mir doch einen roten Faden, also eine durchgehende Handlung wünschen. Auch mir ging es so, dass mein Interesse hauptsächlich durch das Zusammensetzen des Puzzles gehalten wurde. Bei längeren Geschichten fällt mir das oftmals etwas schwerer. Es war hier auch nicht ganz einfach, komplett durchzusteigen.

als die Nähmaschinen kurz innehalten
"innehalten" würde ich eher bei Personen anwenden, die aktiv "innehalten", bei Maschinen würde ich eher "still stehen" verwenden.

"Komm schon, Phuong! Ich trag’ dich!" in einer unbekannten Sprache.
Das würde ich anders formulieren, klingt irgendwie nicht gut, finde ich.

Viele Grüße

Christian

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo zusammen!

So, endlich komm ich dazu euch zu antworten :)

Erstmal Danke für Kritik und Verbesserungsvorschläge!

@Chief:

Also wenn ich alles richtig verstanden hab, bekommt Wanda Phuongs Gehirnwellen reingedrückt. Sie sieht ihn als Kind, während der illegalen Einreise, auf dem OP-Tisch und vor Gericht.
Genau. Kurzfassung s. unten...

Warum wacht Wanda als einzigste auf, während alle anderen Näherinnen bewußtlos sind?

Das hab ich etwas unglücklich formuliert - eigentlich soll Wanda zusammen mit den anderen aufwachen, bloss ist sie als eine der ersten auf den Beinen. Werd ich umformulieren, damits deutlicher wird.

Diese Daten erwähnst du unten zum ersten Mal.

Die Daten tauchen zum ersten Mal in Wandas Kopf auf, als sie auf der Treppe ohnmächtig wird, Allerdings nur in einem kurzen Satz:

Daten, von denen sie nichts wissen dürfte, nicht als Wanda, zusammengekrümmt auf der Betontreppe zum Sweatshop, und nicht als Phuong unter dem Laserskalpell des OP-Roboters.

...werd ich auch noch deutlicher herausarbeiten.

Zu verschwinden würde sich besser anhören.

"von zuhause abhauen" klingt für mich endgültiger, als "von zuhause verschwinden", deshalb bleibts dabei - die anderen Änderungsvorschläge hab ich umgesetzt.

WT oder was ähnliches. :D

Ich hoffe, du kannst mit meinen Nörgeleien was anfangen.

Klar doch - vielen Dank für die Mühe!

@Michael

Freut mich, dass dir der Stil gefallen hat. Zur Erklärung: s. unten (werd aber, wie schon gesagt, versuchen, die eine oder andere Unklarheit zu beseitigen)

@Chriss

Gut und flüssig geschrieben, stilistisch "Bishop" sehr ähnlich. Die Atmosphäre war in etwa die gleiche, man konnte sich gut in die Umgebung reindenken.

Habe festgestellt, dass es - zumindest für mich Anfänger - verdammt schwierig ist, zwei Geschichten vom Stil her ähnlich klingen zu lassen. Freut mich, wenn es halbwegs gelungen ist...

"innehalten" würde ich eher bei Personen anwenden, die aktiv "innehalten", bei Maschinen würde ich eher "still stehen" verwenden
hast recht.

Gehören die beiden Geschichten zu einem größeren (evtl. noch in der Entstehung befindlichen) Werk?
Eine KG ist noch geplant. Den (allerdings sehr dünnen)"roten Faden" würd ich gerne mit der 3. KG enthüllen.

Leider krieg ichs noch nicht richtig hin, Dinge so gut anzudeuten, dass man auch ohne "so ist es" checkt, was gemeint ist. (in diesem Zusammenhang werd ich auch "Bishop" nochmal überarbeiten, und ein paar Sachen deutlicher zu machen.)

Hier also die Kurzfassung: (chronolog. geordnet)

Phuong wird irgendwo im Vietnam der Zukunft geboren, erlebt dort seine Kindheit und gelangt per Schiff illegal in die Stadt ohne Namen. Er wird Mitglied der Familie, wird verhaftet, und quasi zum Tod verurteilt - sein Gehirn wird allerdings vom Bioelektrischen Kommando als Waffe gegen die Familie verwendet - dabei geht aber irgendwas schief, und er gelangt (out of body experience?) an Daten, von denen er nichts wissen sollte.

Wanda arbeitet in einer Näherei, und erlebt einen Einsatz des Bioel. Komm. mit. Da jedoch mit Phuong was nicht stimmt, sieht sie (anstatt einfach umzufallen) dessen Kindheitserinnerungen (so, als wäre sie selbst Phuong), und dann auf der Treppe auch die sensiblen Daten.

Auch die Familie bemerkt, dass sich die Näherinnen an Fragmente erinnern, und gelangen (über Capone?) an Wanda. Wanda schüttelt die Daten aus ihrem Gedächtnis, und gibt damit der Familie wichtige Infos über das B.K.

Eines der B.K. - Luftschiffe verschwindet - (entweder der Anfang der Rache der Familie, oder aber Phuong, dessen Gehirn Kontrolle über das Luftschiff erlangt hat...)


in diesem Zusammenhang:

"Komm schon, Phuong! Ich trag’ dich!" in einer unbekannten Sprache.

für Wanda ist die Sprache unbekannt (vietnamesisch) - da sie aber Phuongs Erinnerungen "sieht" bzw. "erlebt", weiss sie trotzdem, was die Worte bedeuten.

Also nochmal Danke allen fürs Lesen & Kommentieren!

mfg

Bernhard

 

Hallo slingshot,

wie Anfängertexte lesen sich deine Geschichten auf keinen Fall. Deine sprachlichen Fähigkeiten waren mit ein Grund, weshalb ich die "Chili"-Geschichten gerne gelesen habe, da sie inhaltlich ja nicht ganz einfach zu kapieren und auch nicht nervenzerreissend spannend sind. Deine Schreibe gefällt mir ziemlich gut.

Das "in einer unbekannten Sprache" war eine der wenigen Textstellen, die mir sprachlich nicht gefallen haben. Bei dem Satz fehlt irgendetwas, z.B.:
"...ich trag dich!", sagte sie in einer unbekannten Sprache. (oder so ähnlich)
Warum es Phuong versteht, war mir erst hinterher irgendwie klar, als ich die Stil-Kritik geschrieben hab. Beim ersten Lesen hatte ich es, glaub ich, nicht gleich gerafft.

Vielleicht solltest du noch ein paar inhaltliche Klarstellungen einbauen. Die von dir jetzt preisgegebene Chronologie hätte ich nach dem ersten und wahrscheinlich auch nach einem zweiten Lesen nicht zusammengebracht. Ein Grobgerüst hatte ich im Kopf, war mir aber unsicher, ob es passt.

Bei einer komplizierten Story innerhalb eines kurzen Textes solche versteckten Infos zu bringen, dass der Durchschnittsleser die Story kapiert, ist ziemlich schwer. Vor allem, weil man als Autor die Hintergrundinfos ja hat und oftmals denkt "Na, das müssten sie doch sehen/kapieren". Aber wenn ich eine Geschichte lese, bin ich nicht bei jedem Wort bzw. Satz gleich konzentriert, und da übersieht man vage Andeutungen sehr leicht. Wenn man zwei, drei entscheidende Stellen übersieht/überliest, checkt man vielleicht die ganze Story nicht. Das ist die Gefahr dabei.

Gruß

Christian

 

Hallo Chief & Chris!

Vielen Dank für eure Vorschläge! Momentan komm ich leider auf keinen Grünen Zweig beim Überarbeiten, deshalb habe ich mich entschieden, die Geschichte für ein paar Tage ruhen zu lassen, und es etwas später nochmal zu probieren. Ausserdem werde ich in "Bishop" noch den einen oder anderen klärenden Satz einfügen.

Die einzige Änderung bisher ist, dass ich (im Hinblick auf den dritten Teil) aus den "Desi Doyen"-Postern über Wandas Bett "Ruby Skye"-Poster gemacht habe :)

Die restlichen Änderungen kommen (hoffentlich) in ein paar Tagen...

mfg

Bernhard

 

Ich finde es verwirrend, daß Phuong, der doch eigentlich schon tot sein müßte, im letzten Satz der Geschichte in die Arme seiner Mutter findet. Oder sind das nur die Gehirnwellen Phuongs, die nun dazu benutzt werden, das Luftschiff der Stadtverwaltung zu entführen?

Insgesamt hat mir die Geschichte ausgesprochen gut gefallen. Es war die erste Deiner Geschichten, die ich gelesen habe. Besonders beeindruckend finde ich die düstere Atmosphäre, die sich durch den gesamten Text zieht und die verschiedenen Realitätsebenen miteinander verbindet. Das liegt natürlich auch daran, daß sich die "Sturzbäche aus grauer Seide" sowohl in das Dorf als auch in die namenlose Stadt ergießen. Die mehrfache Benutzung identischer Bilder ist aber gefährlich, da sie, wenn übertrieben, den Leser irgendwann anödet. Du hast die Kurve aber noch gekratzt. Dafür gebührt Dir Lob, denn selbst bekannte Schriftsteller wie Stewart Home (Stellungskrieg, Blow Job...) schießen dabei gerne übers Ziel hinaus.

Jedenfalls bin ich jetzt neugierig und werde mir daher Deine weiteren Texte durchlesen.

Eni

 

hi slingshot,
mann, als ich eben eine horrorgeschichte veröffentlicht habe und einige minuten später in neue biträge schaue... lese ich meinen namen. ich dachte, es wäre ein übler scherz oder doch irgendwie so eine geistergeschichte, die mich jetzt trifft. aber nö, da hat jemand meine zukunft vorraus gesagt.
also, ich werde zu tode verurteilt, schön zu wissen.
kannst du mir sagen, wann genau, damit ich vorher noch was dummes anstellen darf?:D
also, du hast vietnam ziemlich gut beschrieben und die endzeit, manga-atmo hast du auch ziemlich gut rüber gebracht. durch die kritiken habe ich mehr erfahren, als ich wollte, aber... das soll doch niemanden erschüttern und angst machen, was aus seinem leben wird, stimmts? stimmts?????
ansonsten origenial
LG
Daigz<->phuong:cool:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo zusammen!

Danke für die Kritiken, freut mich, wenn euch die Geschichte gefallen hat :cool:

@Eni:

Wenn ich mal eine ruhige Minute finde, werde ich "Phuong" nochmal überarbeiten, weil doch einige Punkte unklar bleiben.

Ich finde es verwirrend, daß Phuong, der doch eigentlich schon tot sein müßte, im letzten Satz der Geschichte in die Arme seiner Mutter findet.

Das ist einer von diesen schlecht rübergebrachten Punkten:
Das Gehirn von Phuong wird künstlich am Leben erhalten, seine Gehirnwellen werden live ausgestrahlt. Aus irgendeinem Grund "träumt" er jedoch, und diese Träume/Erinnerungen bekommt Wanda mit.

Als das Luftschiff dann außer Kontrolle gerät, (dabei habe ich offen gelassen, ob die "Familie" oder Phuongs Gehirn das Luftschiff entführt) träumt Phuong, dass er nach Hause findet. Vielleicht steuert er das Luftschiff sogar über den Ozean zurück nach Hause...

Ich hoffe, dass ich das in der nächsten Version besser hinkriege. Auf jeden Fall vielen Dank nochmal für die Kritik!

@Phuong :D

Cool, fast, als würde man zu einem Charakter aus seiner Story schreiben :D
Eine Freundin von mir kommt aus Vietnam, und die Vietnam-Szenen in der Geschichte basieren auf Fotos und Erzählungen von ihr. Den Namen hab ich dann von einer Website über vietnamesische Popmusik geklaut. (Du bist nicht zufällig auch Musiker :) )

kannst du mir sagen, wann genau, damit ich vorher noch was dummes anstellen darf? :D
Du willst es nicht wirklich wissen, glaub mir :p

Freut mich, wenn Dir die Geschichte gefallen hat, und danke für die Anmerkungen!

mfg

Bernhard

 

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