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Thema des Monats Phillips Tag

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09.08.2006
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Phillips Tag

Es war sein Plan gewesen, sich die Woche hindurch dermaßen zu betrinken, dass der 31. Oktober unbemerkt an ihm vorübergehen würde. Aber Michael hatte sich verkalkuliert: Die letzte Wodkaflasche war leer, sein Alkoholvorrat damit aufgebraucht und von einem schmerzlosen Zustand der Bewusstlosigkeit war er meilenweit entfernt. Stattdessen fühlte er sich hundeelend, dabei aber fast schon wieder nüchtern.
Und er wusste nur zu gut, welcher Tag heute war: der 31. Oktober, Halloween. Obwohl er sich nicht sicher war, meinte er sogar, durch den sich allmählich auflösenden Schleier der Trunkenheit gelegentlich die Türklingel gehört zu haben. Die Kinder aus der Nachbarschaft waren also auch dieses Jahr wieder unterwegs und das obwohl der Abend nass und kalt war. Gerade jetzt fegte ein heftiger Regenschauer durch die Straßen, die dicken Tropfen platterten gegen die Scheiben.
Michael rutschte unbehaglich in seinem Sessel hin und her. Das Rauschen des Regens vermischte sich in seinen Ohren mit dem Heulen des Windes. Beinah hörte es sich an wie ein vielstimmiges Flüstern. Kinderstimmen, die ihm etwas ins Ohr sagten.
Und dabei klang es gar nicht, als kämen die Geräusche von draußen. Eher schon aus dem dunklen Keller oder aus den verwaisten Zimmern oben im Haus.
Als er sich mit der Hand übers Gesicht fuhr, fühlte es sich seltsam taub an. Langsam stand er auf. Dabei kam es ihm vor, als sei sein Kopf mit einer zähen Flüssigkeit gefüllt, die bei der Bewegung schwer hin und her schwappte. Für einen Moment war ihm, als müsse er sich übergeben. Er hielt sich an der Lehne des Sessels fest, stand still da.
Er fühlte sich zu nichts weiter in der Lage, als einfach so zu stehen und zuzusehen, wie die Regentropfen die schmutzige Scheibe der Verandatür hinunterrannen. Das Bild beruhigte ihn. Allmählich legte sich die Übelkeit.
Er fuhr zusammen, als sich draußen im Garten etwas bewegte. Direkt neben dem alten Wallnussbaum, nur einen Atemzug lang sichtbar, etwas Weißes in der Dunkelheit.
Michael stürzte durchs Zimmer, riss die Tür auf trat auf die Veranda. „Phillip!“, rief er laut hinaus. „Phillip!“, noch einmal. Seine Stimme klang in seinen eigenen Ohren schrill und brüchig. Er hatte den Eindruck, Wind und Düsternis müssten sie verschlucken, kaum dass der Ruf seinen Mund verließ.
Binnen Sekunden war sein Haar durchnässt, die Kleidung klebte ihm am Körper. Jetzt wusste er, dass er sich getäuscht hatte. Weiße Mäuse, dachte er bitter.
Und dennoch rief er noch einmal und dann noch einmal: „Phillip!“ Obwohl er es besser wusste.
Und er wusste längst nicht mehr, wie oft er gerufen hatte, als er wieder ins Wohnzimmer trat, die Verandatür hinter sich zuzog. Er fror erbärmlich und nun erst sah er, wie trostlos das ganze Zimmer war: Leere Flaschen standen herum und überall war Staub und alles sah aus wie eben so hingestellt und gar nicht wirklich bewohnt. Das Licht der Deckenlampe wirkte grell, die Schatten abgrundtief.
Zitternd, auch vor Kälte, setzte er sich wieder in den Sessel. Er zog die Beine an den Körper, vergrub das Gesicht in der Rückenlehne und begann hemmungslos zu weinen.


Oft hatte Michael darüber nachgedacht, ob die Menschen die Schnitte in ihrem Dasein erst mit zeitlichem Abstand wahrnehmen. Ob sie die Kapitel im Roman ihres Lebens erst nach Jahren abgrenzen und benennen. Letztlich war er zu dem Schluss gekommen, dass es ihm vollkommen egal war.
Ihm jedenfalls war es immer so vorgekommen, als habe dieser verfluchte Nachmittag vor genau zwei Jahren – am 30. Oktober vor zwei Jahren – sein Leben fein säuberlich zerteilt. In vorher und nachher.
Das Gesicht des Doktors und der Ausdruck darauf, das war es, woran er sich noch genau erinnerte. Das Drumherum, das Davor, das Danach: nur noch Schemen. Der Anruf aus dem Krankenhaus – wer war dran gewesen? Ein Mann, eine Frau? Er wusste es nicht mehr. Wie er zum Krankenhaus gefahren war – weg. Wie sie hinterher nach Hause gefahren waren – ausgelöscht. Manchmal fragte er sich, ob all das wirklich stattgefunden hatte.
Aber dieser Ausdruck auf dem Gesicht des Arztes, so unglaublich … Es war alles so unglaublich banal, wie in irgendeiner dämlichen Krankenhausserie. Der Arzt – älteres Semester, graue Haare, faltige Stirn – sah abwechselnd in seine Akte, dann wieder ihn an. Er dozierte in ernstem Tonfall unter Verwendung verschiedener Fachbegriffe die Michael nicht verstand. Und er guckte wirklich genau wie in einer dieser Serien: ernsthaft und auch mitfühlend – aber nicht zu mitfühlend. Professionell mitfühlend, aber trotzdem nicht kalt. Perfekt angemessen. Michael hörte, dass der Arzt redete. Er fühlte sich wie betäubt, er dachte nur: Wow.
Der Teil des Gesagten, der zu ihm durchkam: Erst so spät erkannt. Noch ein Jahr, vielleicht zwei. Und natürlich: Es tut mir leid. Das gehörte halt zur Vorstellung.


„Papa, werde ich sterben?“
Michael erstarrte in der Bewegung. Aber nur kurz, dann zog er den Stuhl zurück und setzte sich seinem Sohn gegenüber an den Frühstückstisch.
„Sterben? Nein. Phillip, wie kommst du denn darauf?“ Michael war ein schlechter Lügner und er wusste es. Auch der Junge musste es merken. Aber sein kleines Gesicht verriet nichts, zeigte nur eine Mischung aus Neugier und beständigem Staunen. Michael spürte, wie es ihm das Herz zusammenzog.
„Wegen der Medizin, die ich immer nehmen muss.“
Vielleicht wäre es besser, dem Jungen die Wahrheit zu sagen. Und Michael verfluchte sich dafür, dass er es nicht konnte. Phillip schob seinen Teller, auf dem noch ein Rest von seinem Brot lag, von sich und sah ihn erwartungsvoll an.
„Das … ist so eine Sache, das haben viele Kinder in deinem Alter. Das habe ich dir doch erklärt.“ Er versuchte, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben. Aber irgendwie hörte sie sich nur seltsam und falsch an.
„Aber als ich im Kindergarten … als ich da hingefallen bin und alles schwarz war? Wo ich dann im Krankenhaus war und Mama und du mich abgeholt habt?“
„Das hat auch mit dem Wachstum zu tun. Weil du jetzt älter und größer wirst.“
„Wirklich? Ist es wirklich deswegen?“
„Ja. Deswegen.“
„Und du lügst mich nicht an?“
„Nein. Bestimmt nicht.“
Phillip dachte nach. Er schaute zur Seite und auf seiner Stirn zeigten sich Falten. „Aber du würdest mir sagen, wenn ich sterben müsste?“
„Ja“, sagte Michael. Aber er dachte: Nein! Nein!, dachte es in heller Panik, schrie es in Gedanken – wollte es heraus schreien und den Tisch umtreten und aus dem Haus rennen und die Straße runter und schreien und weinen und dabei lachen und sich auf den Boden werfen und … Beinah kamen ihm wirklich die Tränen. Aber er hielt sie zurück.
„So, jetzt ist es aber Zeit, dass du deine Tablette nimmst. Wir müssen dich gleich zur Schule bringen.“ Seine Finger zitterten ganz leicht, als er die winzige Pillendose öffnete und die Tablette in Phillips Hand legte. Der Junge hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger, beugte sich vor und brachte sein rechtes Auge ganz nah heran, während er das andere zukniff. Dann schob er sie in den Mund, spülte sie mit einem Schluck Orangensaft hinunter.
„Das hast du gut gemacht“, sagte Michael und stand auf. „Aber jetzt müssen wir los.“
„Okay.“ Auch Phillip stand auf, schob seinen Stuhl an den Tisch.
Als sie eben zur Tür raus gingen, umarmte Michael seinen Sohn. „Phillip?“
„Ja?“
„Ich hab dich lieb.“
Und in diesem Augenblick wusste er, dass er die Wahrheit sagte. Dass er vielleicht zum ersten mal in seinem Leben die Wahrheit sagte – dass er vielleicht die einzige Wahrheit aussprach, die es im Universum überhaupt gab.


Michael schrak in seinem Sessel hoch. War er eingeschlafen? Was hatte ihn geweckt?
Das Licht der Deckenlampe drang heiß in seinen Schädel, als seien seine Augen Brenngläser. Und der Regen peitschte heftig gegen die Fenster.
Unsicher kam er auf die Beine, machte sich auf den Weg ins Obergeschoss. Die Stufen waren schmal, er lehnte sich beim Gehen zurück, zog sich mehr am Geländer hinauf als dass er ging. Der Drang loszulassen und die Treppe herunterzustürzen.
Ins Bad. Er kniete sich vor der Toilette auf die kalten Fliesen und würgte. Ihm war nicht einmal schlecht, aber er hoffte, sich hinterher weniger miserabel zu fühlen.
Tatsächlich war der Schwindel nachher verschwunden. Stattdessen fühlte er sich ausgelaugt, bis an die Grenze geschwächt, als sei er aus dünnem Papier.


Papier, das war es: dünnes Papier, an einer Schnur befestigt, vor dem Küchenfenster, drehte sich über der warmen Heizungsluft.
Halloweendekoration, ein grinsender Kürbis und ein weißes Gespenst, das ihm die Zunge herausstreckte, wenn er von der Arbeit kam. Michael verabscheute die beiden und er verabscheute Halloween. Warum musste dieses importierte Kommerzfest jetzt auch noch bei ihm zu Hause stattfinden?
Die Antwort war simpel: Weil Phillip es sich so gewünscht hatte. Und weil man einem sterbenskranken Jungen, der sich wünscht, Halloween zu feiern, nicht erklärt, dass es sich dabei nur um eine weitere Erfindung der Süßigkeiten-Industrie handelt, um die Zeitspanne zwischen Ostern und Weihnachten zu überbrücken. Das sah auch Michael ein.
Aber auch abseits dieser Vorbehalte spürte er in sich einen inneren Widerwillen, den er sich selbst nicht recht erklären konnte. Wenn er das Papier-Gespenst und den Papier-Kürbis in der Küche sah – die Keramikkürbisse mit den Teelichtern im Wohnzimmer – das Fruchtgummi in Form von Hexen und Totenschädeln – da machte sich in seiner Magengegend ein heftiges Unwohlsein breit. Ihm drängte sich das Gefühl auf, als habe er etwas hereingelassen, das besser draußen geblieben wäre. Etwas Unsichtbares, Ungreifbares.
Natürlich kam Michael seine eigene Angst angesichts von ein paar billigen Massenartikeln selbst albern vor. Und letztlich hätte er sich mit der Sache arrangieren können.
Womit er nicht klarkam, war das Kostüm, Phillips Kostüm. Michaels Sohn hatte beschlossen, sich als der Tod zu verkleiden.
Seine Großmutter, Michaels Mutter, hatte ihm aus einem großen Stück schwarzen Stoffs eigenhändig eine Kutte gemacht. Dazu trug er weiße Handschuhe und eine Totenkopf-Maske aus dem Supermarkt.
Und die Maske … Michael hasste sie. Hasste sie so sehr, dass er ein paar mal kurz davor war, sie einfach wegzuwerfen, obwohl er wusste, wie sehr Phillip an dem Ding hing. Es war einfach dass …
Er wusste nicht, was es war. Objektiv gesehen, war an der Maske wenig Erschreckendes. Es war nicht einmal eine besonders gute Maske, irgendwie zu comichaft, das Totenkopfgrinsen wirkte total überzogen. Und trotzdem konnte Michael sich nicht erinnern, jemals seit seiner eigenen Kindheit vor einem bloßen Gegenstand solche Angst gehabt zu haben.
Seit das Kostüm komplett war, etwa eine Woche vor dem Einunddreißigsten, trug Phillip es fast pausenlos. Er trug das Kostüm und spielte Tod. Und tatsächlich konnte man glauben, es habe für ein Kind nie ein besseres Spiel gegeben: Den Tag über unterhielt er sich ganz allein, in Maske und Kutte. Sein Spiel war ein stilles Spiel.
Um so mehr erschrak Michael, wenn er Phillip plötzlich im Flur entgegen kam. Er schlich den Flur entlang, ohne das leiseste Geräusch, schlich durch die Zimmer des Hauses, die Treppe runter, wieder hoch.
Oder er saß auf seinem Bett, Beine und Arme an sich gezogen, gegen die Wand gelehnt und flüsterte etwas vor sich hin.
Was Michael in solchen Augenblicken fühlte, war blanke Furcht, gemischt mit einer Spur Wut. Es kam ihm vor, als werde er verhöhnt, als mache sich jemand über seine Angst lustig.
Und gleichzeitig fragte er sich, ob der Junge etwas ahnte.

Als es geschah war Michael mit den Kindern im Wohnzimmer.
Sie waren gerade von ihrem Beutezug zurückgekommen und der Anblick hatte etwas Seltsames: Wie etwa ein Dutzend kleiner Gestalten auf dem Teppichboden saßen und sich gegenseitig die Süßigkeiten aus ihren Stofftaschen präsentierten. Eine ungewöhnliche Zusammenkunft von zwei Gespenstern, dem Teufel, einer Hexe und anderen Schreckgestalten.
Allerdings hatten wohl nicht alle Kinder aus der Nachbarschaft den Witz von Halloween verstanden: Auch eine Fee und ein Astronaut waren mit von der Partie.
Und Phillip, in sein schwarzes Kostüm gehüllt, wirkte unnatürlich groß, als er langsam, ganz unvermittelt, aufstand. Die anderen Kinder wurden plötzlich still, sahen mit offenen Mündern zu ihm hoch.
Ein einzelner Tropfen Blut fand seinen Weg durch eines der Löcher, die in der Maske ausgespart waren, um das Atmen durch die Nase zu ermöglichen. Noch einer.
Sie landeten auf Phillips Brust und färbten das Kostüm dort dunkler. Schwärzer als Schwarz.
Und Phillip streckte eine Hand aus, als wolle er sich an etwas festhalten – aber da war nichts. Die Hand schwebte in der Luft, zitterte, wie ein trockenes Blatt im Wind.
Auch Michael erhob sich aus seinem Sessel, aber es war, als folge sein Körper ihm nur mit Verzögerung, unendlich langsam.
Ein dünner Rinnsal suchte seinen Weg aus dem Mund der Maske, das weiße Kinn hinab, durchtränkte den Kragen. Phillip schwankte, etwas wie ein Husten schüttelte ihn – und klang so fremd, fast wie ein Grunzen.
Michael durchquerte das Zimmer, immer noch wie in Zeitlupe – und fühlte sich in seinem eigenen Körper so fremd, als sei er sich selbst unbekannt.
Aber als Phillip fiel, da hatte er ihn. Der kleine Körper landete in seinen Armen und wirkte dabei so unendlich zerbrechlich.


Und alles danach war wieder verwischt, hatte wenig mit ihm zu tun.
Die Kinder, die kreischten und weinten. Das kleine Mädchen, das in Ohnmacht fiel.
Die Fahrt ins Krankenhaus, vergeblich, umsonst.
Das gehörte nicht mehr zu ihm, fand keine Beachtung.
Denn eins wurde ihm nun so unbestreitbar klar, dass es keine Leugnung erlaubte. Er hatte es erwartet und nun war es geschehen.
Er hatte seinen Sohn geliebt, doch er hatte gewusst, dass der Tag kommen würde. Und nur für das Danach hatte er weitergelebt.
Ihm wurde bewusst – so sehr er sich dafür hasste – dass er darauf gewartet hatte.


Schweißtropfen auf Michaels Stirn. Ein leichtes Zittern der Hände und ein Augenblick der Desorientierung.
Schließlich wandte er sich nach links, blieb vor der Tür am Ende des Flurs stehen. Lies den Kopf hängen und lauschte. Ein feines Kribbeln breitete sich von der Brust her in seinem Körper aus. Er hob die zitternde Hand und als seine Fingerkuppen die Tür berührten, war ihm, als durchzucke ihn ein Stromschlag. Endlich drückte er die Klinke runter und schob die Tür auf.
Das Zimmer lag beinah im Dunkeln. Das einzige Licht spendete eine Straßenlaterne, die schräg herein schien. Aber Michael wusste ohnehin, wie es hier aussah. In der ersten Zeit hatte er oft so auf der Schwelle gestanden und geschaut. Erst in den letzten Monaten war es ihm unerträglich geworden.
Eine fast greifbare Kälte füllte das Zimmer, drückte ihm gegen die Brust. Eine scharfe, bösartige Kälte, wie – Michael wollte den Gedanken unterdrücken, er kam aber doch herauf – wie in einer Leichenkammer.
Und doch wirkte das Zimmer nicht unbewohnt: Das Bett war nicht gemacht, die Decke zurückgeschlagen, als sei gerade jemand aufgestanden. Auf dem kleinen Schreibtisch unter dem Fenster lagen Blätter und zwei Hefter. Der rote – war das nicht Phillips Deutsch-Hefter gewesen? Darüber, hinter dem Fenster, schwankten die Äste und Zweige des Wallnussbaumes.
Michaels Blick glitt über das Regal mit den Comics, blieb an dem Garfield-Kalender hängen. Und trotz der Dunkelheit konnte er das fettgedruckte Datum erkennen: 31. Oktober – vor einem Jahr.
Er löste sich davon, schaute wieder hinüber zum ungemachten Bett, das so aussah wie eben benutzt, gerade eben benutzt, vor einer Minute und – hatte er das Bett denn nicht gemacht, damals? Hatten sie damals hier nicht Ordnung gemacht? Er hielt den Atem an, während er verzweifelt nach der Antwort suchte. Er fand sie nicht. Und es war so unglaublich kalt.
Michael blinzelte. War da nicht eben …? Ganz leise nur … Er lauschte.
Nichts.
Aber trotzdem …
„Phillip?“ Sein Flüstern übertönte nicht einmal das Regenrauschen vor dem Fenster. Aber er konnte einfach nicht lauter sprechen in dieser entsetzlichen Kälte und mit diesem Druck auf der Brust.
Plötzlich kam ihm das Zimmer viel größer vor, als noch vor ein paar Augenblicken. Unübersichtlich und voll dunkler Schatten …
„Phillip? Bis du da?“
Wieder lauschte er. Wartete auf eine Antwort, von der wusste dass sie kommen musste, von der er wusste, dass sie nicht kommen konnte.
Langsam kehrte der Schwindel zurück. Vor seinen Augen begannen helle Flecken zu tanzen.
Rasch zog er die Tür zu, kehrte ihr den Rücken.


Michael spürte die Kälte aus Phillips Zimmer im Nacken, als er die Treppe ins Wohnzimmer wieder hinunter ging. Er beschleunigte seine Schritte, versuchte gleichzeitig krampfhaft, die Ruhe zu bewahren – und blieb auf der letzten Stufe abrupt stehen.
Er konnte sich nicht erinnern, unten das Licht ausgeschaltet zu haben.
Hastig tastete er nach dem Schalter an der Wand, fand ihn nach einer gefühlten Ewigkeit. Klack.
Nichts. Im Wohnzimmer bleib es weiterhin dunkel. Und kalt.
Für einige quälende Augenblicke wusste Michael nicht mehr weiter. Er stand still, die Hand auf dem Lichtschalter und hörte nur das Geräusch seines eigenen Atmens. Da fiel es ihm auf: Es hatte aufgehört zu regen.
Endlich gelang es ihm, sich aus seiner Starre zu lösen. Er ging zu seinem Sessel hinüber und drückte den Schalter der Stehlampe daneben. Aber – es blieb weiterhin finster.
„Oh Gott“, hörte er sich selbst flüstern. Nur ein Stromausfall, sagte eine vernünftige Stimme in seinem Kopf. Aber Michael hatte Schwierigkeiten, ihr zu glauben.
Sein Hirn arbeitete fieberhaft, er überlegte verzweifelt, was er tun könnte. Das Licht im Flur ausprobieren – aber im Flur war es dermaßen dunkel, dass Michael von hier aus keine Handbreit hinein sehen konnte, als lauere dort das schwarze Nichts – und nach oben konnte er einfach nicht mehr. Er wagte kaum noch sich zu bewegen. Er konnte seine Angst körperlich spüren, als Schlinge lag sie um sein Herz und zog sich von Sekunde zu Sekunde enger zusammen.
Erst kam das Zittern, dann fühlte es sich an, als spannten sich alle Muskeln seines Körpers auf einmal und wie von selbst an.
Und dann: dieses unerwartete Gefühl der Wärme, dann Hitze. Es breitete sich von seiner Brust her aus, weiter und immer stärker, als blühe dort eine Sonne auf. Hoch zum Hals und endlich war es, als stehe auch sein Kopf von innen her in Flammen.
Die Kraft verließ seine Beine und Michael sank vornüber auf die Knie. Etwas Vergleichbares hatte er noch nie gefühlt. Und irgendwie konnte er sogar noch Verwunderung empfinden, darüber, dass seine Augen sich noch immer nicht an die Dunkelheit gewöhnt hatten: Es war jetzt als habe die Welt sich aufgelöst und es gab nur noch ihn: Michael, kniend, in der Dunkelheit.
Und als sich dann doch Bilder aus dem Dunkeln schälten, da waren es solche, die er selbst vor einem Jahr dorthin verbannt hatte.


Michael, wie er am frühen Morgen des 31. Oktober in der Küche stand. Den Kopf gesenkt starrte er die zwei Tabletten in seiner Hand an, als hinge sein Leben davon ab. Aber es ging hier nicht um sein Leben.
Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, in seinem Mund herrschte brennende Trockenheit. Schon die letzten Male war es die Hölle gewesen, heute war es beinah unmöglich. Wenn er es heute wieder tat, gab es vermutlich kein zurück mehr.
Eine der Tabletten war rot und rund, die andere länglich, zur Hälfte gelb zur andern weiß. Phillip konnte jeden Moment zum Frühstück kommen.
Es war Michaels Aufgabe, darauf zu achten, dass der Junge die Tabletten nahm. Und in diesem Moment verfluchte er das Schicksal dafür. Warum wurde ihm erlaubt, das hier zu tun?
Wenn er noch länger darüber nachdachte – mit einer raschen Bewegung warf er die Tabletten in die Spüle. Es geht einfach nicht mehr.
Er drehte das Wasser auf, wieder zu. Die Tabletten waren im Abfluss verschwunden.


Nein.
Michael sackte zur Seite, drehte sich auf den Rücken. Stöhnte. Dieses Brennen.
Und dieses Pochen in seinem Kopf, als würde eine gewaltigen Faust gegen eine Holztür hämmern. Lasst ihn doch herein!, dachte Michael hysterisch, zusammenhanglos und musste fast grinsen. Es gelang ihm lediglich, das Gesicht zur Grimasse zu verziehen.
Dieses Pochen – wie – Schritte. Jetzt erkannte Michael es. Schritte von der Treppe her, leichte Schritte, wie …
Es gelang ihm irgendwie, den Kopf zur Seite zu drehen. Oh Gott, ich verbrenne!
Da war eine Bewegung in der Dunkelheit, am Fuß der Treppe jetzt. Fließend, irgendwie, als ob – Michael hob den Blick ein wenig weiter. Oh Nein.
Etwas Weißes stach aus der Dunkelheit. Eine weiße Scheibe oder – es kam näher, ganz langsam.
Und Michael wollte einen Arm heben, konnte aber gerade noch die Hand öffnen. Die Angst löschte jetzt alles andere aus, drängte sogar den Schmerz an den Rand. Er spürte heiße Tränen, die seine Wangen hinabrannen und er wollte betteln und bitten und um Gnade flehen.
Aber endlich, als das weiße Etwas genau über ihm schwebte, aus zwei schwarzen Augen auf ihn herunter sah, da wusste er, dass jetzt nicht die Zeit dafür war. Dass es für ihn jetzt nur noch eins zu sagen gab: „Es tut mir so leid.“

 
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Tja, hi! Ich muss leider mal das Gegenteil vermelden.

Ja, Pistole. Du hasst recht, ich motze zwar nicht, aber ich merke an, dass vieles von dem, was gesagt wird, überflüssig ist.

Ich gebe zu, es hätte eine recht melancholische Story werden können, die einen aufgrund seine ruhigen Stimmung mitreißt. Doch mir kommt die Geschichte ziemlich moralinsauer daher.
Es sind Wendungen wie

Und in diesem Augenblick wusste er, dass er die Wahrheit sagte. Dass er vielleicht zum ersten mal in seinem Leben die Wahrheit sagte – dass er vielleicht die einzige Wahrheit aussprach, die es im Universum überhaupt gab.

oder

Und Michael wusste, dass sein Sohn starb.

Es kann natürlich sein, dass du den Umgang mit diesem Stil bewusst einsetzt ... nein, wofür sollte das gut sein, dem Leser ein schwieriges Thema so darzubieten, wie es Rosamunde Pilcher getan hätte.

Versteh mich bitte nicht falsch! In der Tat ist der Umgang mit der Sprache bei dir versiert, rein formal gibt es nicht viel zu meckern. Die eine oder andere Wortwiederholung, ein oder zwei Male das statt dass (hatten wir das nicht schon mal?), aber sonst sieht man dem Text an, dass du an ihm gearbeitet hast.
Aber der ganze Umgang mit dem Thema Kindersterben ist so ... einseitig.

Kann natürlich auch sein, dass die Story blendend ist und einfach nur an mir vorrüberging. Ich würde sie wirklich gern gut finden.

Wie dem auch sei, mir hat sie nicht gefallen.

Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Na, bisher hab ich mit der Geschichte ja gehörig polarisiert.;)

Hallo Pistole,

Ich bin kein Horror-Spezi, doch es scheint mir, als spieltest du gar nicht mal ironisch mit bekannten Versatzstücken des Horrorgenres: die verwaisten Zimmer, die Kälte im Zimmer eines Toten - die Kälte allgemein; da gibt es sicher noch mehr Beispiele, worum es mir geht, dürfte klar sein - ist das nun der gekonnte Umgang mit den Kniffen und Konventionen des Genres oder wird jemand kommen und motzen, weil das wie gesagt bekannt ist?
Das ist immer so eine Sache. Natürlich möchte man nicht, dass der Leser pausenlos denkt: Aha, das Ding wieder. oder Kenn ich schon!. Aber andererseits sind viele Klassiker nicht umsonst Klassiker. Es gibt bestimmte Assoziationen, die beinah alle Menschen nachvollziehen können, Bilder, die jedem einleuchten. Die einfach so im Menschen angelegt sind. Und ganz ohne die auszukommen, ist wohl so gut wie unmöglich.

Mich hat die Geschichte gut unterhalten. Ich finde das Motiv des Toten (-> Sterbenden) im Todeskostüm stark. Mir gefällt auch die Auflösung, die Rolle des Vaters, wie du deinen psychologischen Horror konstruierst, das ist, wie ich finde, eine reife Leistung.
Ah, das geht runter wie Öl. Bei dir hat die Geschichte so funktioniert, wie ich es mir wünschte.
Deine Anmerkungen habe ich übernommen, mit zwei Ausnahmen: Das "plattern" bleibt erst mal. Word kennt das zwar auch nicht, aber ich halte das für einigermaßen verbreitet. Sollte ich mich so täuschen? ;) Und beim "Grunzen" bleibt es erst mal auch. Den Ausdruck habe ich gerade gewählt, weil er eben nicht so hundertprozentig reinpasst. Ich hoffte, er würde die Wirkung der Szene gerade dadurch erhöhen.
Danke für die Kritik!


Hallo Hanniball,

Ich würde sie wirklich gern gut finden.
Wenn der Wille schon da ist und es dann dennoch nichts wird - da kann was nicht stimmen mit der Geschichte.
Wobei ... "moralinsauer" kann ich sie wirklich nicht finden. Sicher, die Geschichte handelt von Schuld. Aber ein moralisches Abwägen über Michaels Verhalten steht doch wirklich nicht im Vordergrund und wäre ja auch sinnlos. Tatsächlich habe ich versucht, den Protagonisten halbwegs sympathisch zu gestalten.

Dass an der einen oder andern Stelle zu dick aufgetragen ist, habe ich schon befürchtet - wobei ich es streckenweise auch unabwendbar finde. Ist wohl wieder so eine Gradwanderung. Der Rosa-Munde-Pilcher-Vergleich war jedenfalls echt hart. :D

Jedenfalls ... Ich hab die Geschichte jetzt noch mal überarbeitet, ein, zwei Fehler (das/dass) korrigiert, ein paar Stellen entkitscht (hoffentlich) und etwas gekürzt - Nadine fiel raus. Die Rolle war wohl überflüssig.
Vielleicht hat es was genützt.

Auch dir schönen Dank für die Kritik!


Gruß,
Abdul

 

Hi nochmal,

Miss Pilcher sollte nur die Richtung vorgeben. Hast ja verstanden. Natürlich braucht es schon was, solche Soße zu schreiben, und da bist du natürlich meilenweit entfernt.

Auch das moralinsaure war wohl nicht gut gewählt. Das sollte in keinem Fall auf den Konflikt gemünzt sein, eher schon die Darstellung, die etwas eindimensional geraten ist.

Wer mich kennt, weiß. dass ich auf süßliche Kinderdarstellungen allergisch reagiere. Und es ist nun mal überhaupt nicht leicht, so was adäquat zu beschreiben.

Schön Grüße von diesseits!

 

Und ich stell mich irgendwo in die Mitte zwischen Hanniball und Pistole.

Hallo AbdulAlhazred

Schön finde ich, dass du eher sanften Grusel eingesetzt hast, als einen Schock dem anderen folgen zu lassen - das passt zu der Erzählstimmung und gibt dem Ganzen Melancholie.
Weniger gut finde ich (möglicherweise meinte Hanniball das mit "einseitige") die reine Hintergrundstruktur, wo ganz einfach viel zu fehlen scheint, z.B. die Mutter wird mal erwähnt, aber als gerade-nur-so-randfigur. Der Trip des erzählenden Prot wirkt äußerst wehleidig und die tödliche Krankheit mystisch und gottgewollt. Das ist, kurz gesagt, von einem zu viel, vom anderem zu wenig.

Na ja, nicht so ganz meines, aber auf gar keinen Fall ablehnenswert.

lg
lev

 

Hallo Lev,

Dann hätten wir ja das ganze Meinungsspektrum abgedeckt.:D

Weniger gut finde ich (möglicherweise meinte Hanniball das mit "einseitige") die reine Hintergrundstruktur, wo ganz einfach viel zu fehlen scheint, z.B. die Mutter wird mal erwähnt, aber als gerade-nur-so-randfigur. Der Trip des erzählenden Prot wirkt äußerst wehleidig und die tödliche Krankheit mystisch und gottgewollt. Das ist, kurz gesagt, von einem zu viel, vom anderem zu wenig.
Das mit der Krankheit ... dass sie so wirken würde, "mystisch und gottgewollt", dachte ich mir, hielt es aber für der Geschichte angemessen.
Dass der Erzähler wehleidig rüber kommt, ist natürlich gar nicht gut, so was finde ich als Leser auch höchst unerträglich. Mal gucken, ob ich da noch was dran drehen kann.
Die Mutter ist ja mittlerweile rausgeflogen, die war in der Tat überflüssig.

Danke fürs Kritisieren!


Gruß,
Abdul

 

Hallo Abdul,

ich glaube zuerst, dass die Geschichte noch einen Arbeitsgang Politur vertragen kann, um einige Sätze zu entrümpeln, gerade Possesivpronomen und verstärkende Partikel stören manchmal das Bild. Ansonsten ist es sprachlich eine dunkle, angenehme Geschichte, die schon formal den Eindruck der Wahrhaftigkeit unterstreicht.
Ein brillianter Einfall war der Junge, der sich als Tod maskiert. An der Stelle war ich sehr in der Geschichte drin und konnte mir die Qualen des Vaters ausmalen, wo es mich dann ein wenig verliert, war der Zeitsprung, ein Jahr später (glaube ich), der Junge tot und der Vater, der ihm die Medikamente vorenthalten hat, leidet dann Qualen, das ist so gemacht, das ich ihm nicht ohne weiteres folgen kann, sondern da muss ich absetzen und mich fragen: Ist das jetzt ein Jahr später? Wie ist das gemacht. Das hat mich aus der Geschichte rausgerissen, was bei so einer Geschichte, die vollständig auf die emotionale Bindung des Lesers, auf seine Teilnahme am Geschehen, angewiesen ist, nicht gut ist.
Und diee Selbstgeißelung des Vaters - da wird der Geschichte die Rubrik ein wenig zum Verhängnis, ich hätte es lieber gänzlich ohne jeden "Horror"-Einfluß gehabt, wenn etwas Symbolisches dann aus der literarischen Ecke, nicht unbedingt ein Licht oder die Ahnung eines rächenden Geistes.
Das ist aber schon Nörgeln auf hohem Niveau. Allein, dass eine Geschichte es überhaupt schafft, das man sich auf sie einlässt (wenn auch nicht für die ganze Strecke), ist schon eine Leistung, die selten erreicht wird. Und sprachlich, von der Figurenstimme her, von den Gedankengängen, die einem den Protagonisten Michael wirklich nahebringen, ist das eine ausgezeichnete Geschichte. Vor allem dieses Szenario mit dem Vater, der Stärke vorgaukeln muss, und dem todkranken Jungen, der sich als Tod verkleidet, ist ein außergewöhnlich starkes. Die Komposition ist da ausgezeichnet.

Gruß
Quinn

 

Hallo Abdul

Tolle Story, die mich, im positiven Sinn, an E.A. Poe erinnert hat. Warum?
Weil, ein Mann, der verloren in seinem kalten Heim sitzt, seelische Qualen leidet. Weil der Mann sein Kind auf dem Gewissen hat, Reue empfindet und von der Maske des Todes heimgesucht wird.

Wie Quinn fand auch ich die Idee, dass sich das todkranke Kind zu Halloween als Tod verkleidet, genial! Dieses Bild ist nicht nur makaber, sondern tatsächlich schaurig. Man (ich) überlegt sich, wie man selbst in der Rolle des Vaters auf so einen Kinderwunsch reagiert hätte. Hätte man den den Wunsch abschlagen sollen? Hätte man es über sein nahes Schicksal aufklären sollen? Oder schluckt man seinen Frust, seine Wut und seine Furcht hinunter und lässt das Kind gewähren?

Jedenfalls löst Du beim Leser viele Fragen und Gedanken aus, die alle nicht leicht zu beantworten sind. Man spürt die moralische Zwickmühle des Vaters und man spürt die Einsamkeit und den Wahn, die das Haus bewohnen.
Das Alles ist wirklich sehr, sehr gut!
Nur hätte ich mir gewünscht, dass das Ende im gleichen Takt geschlagen hätte, wie Anfang und Mitte der Story. Die geisterhafte Erscheinung, die die Treppe herunter kommt, um Rache an den Vater zu üben, wirkt da fast plump.
Meiner Meinung nach wäre es besser, wenn Du den Geist wegließest. Spiel mit dem Wahn des Vaters und lass ihn an diesem entscheidenden Tag – Halloween – wegen spukhaften Kleinigkeiten durchknallen. Er ist es schon am Rand des Abgrundes, da muss man nicht mit einer Kanone auf ihn schießen, damit er stürzt.

Aber egal, diese gelungene Annäherung an Poes Werke ist schon sehr rühmlich – ein wenig sprachliches Rumgefeile vielleicht noch. Aber ansonsten ist das Meckern auf hohem Niveau.

Viele Grüße

Mothman

 

Hallo Quinn,

Gut zu lesen, dass die Geschichte bei dir eine Wirkung entfalten konnte. Tatsächlich sollte hier das Melancholische im Vordergrund stehen, das Horror-Element lediglich eine bestimmte … Färbung verleihen, das Unbehagen steigern. Aussparen will ich es dennoch nicht. Ich bin eben ein Freund der Zuspitzung gegen Ende und diese darf dann auch gern im Übernatürlichen liegen. Wobei ich mich schon bemühte, die „Erscheinung“ am Schluss diffus zu halten, unscharf. Viele gute Geschichten werden durch eine absurde „Monster-Szene“ am Ende verdorben.
Dass die Zeitsprünge ein Problem darstellen könnten, habe ich mir schon gedacht, vielleicht wäre es besser, die Übergänge da weniger abrupt zu gestalten.

Ich hoffe, dass ich demnächst dazu komme, die Geschichte noch mal zu überarbeiten. Danke dir für die Kritik – und für die Wort „Partikel“. Das Wort war mir im grammatischen Sinne bislang völlig unbekannt.


Hallo Mottenmann,

Den Poe-Vergleich hört man natürlich gern – ebenso, dass dir die Geschichte gefallen konnte.

Wie Quinn fand auch ich die Idee, dass sich das todkranke Kind zu Halloween als Tod verkleidet, genial! Dieses Bild ist nicht nur makaber, sondern tatsächlich schaurig.
Auch dass diese Idee so großen Anklang findet, freut mich. Denn wo die Geschichte ansonsten einem vorher entwickelten Konzept folgte, kam der Einfall mir erst beim Schreiben. Und ich war mir absolut nicht sicher, wie er wirken würde.
Den Einwand, die Geistererscheinung sei nicht notwendig, ja vielleicht störend, bringst du ja nicht als erster. Und sicher ist da was dran. Aus genannten Gründen wird sie aber doch in der Geschichte bleiben. Eventuell kann ich da ja aber noch etwas abändern, so dass sie gefälliger wird.
Danke dir fürs Lesen und Kommentieren!


Gruß,
Abdul

 
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Moin,

da ich die Geschichte schon 'mal gelesen habe, möchte ich auch meinen Senf dazu geben, auch wenn sich einiges wiederholt. Ja, so geschwätzig bin ich. :bla:

Keine Ahnung, ob mir der Poe-Vergleich auch gekommen wäre, aber liegt tatsächlich nahe. Du hast halt die verstorbene Angebetete gegen den Sohn getauscht. War das eigentlich Absicht?

Auch (irgendwie ist das mein Wort des Tages heute) für mich stellt die morbide Anekdote mit dem Sich-als-Tod-verkleiden ideenmäßig den Höhepunkt der Geschichte dar. Dabei hättest du's eigentlich belassen können, dieser Gespenster-Showdown wirkt fast ein bisschen, als hättest du die Story nicht in "Alltag" posten wollen. Ist ja auch (was sonst?) schöner hier bei uns, kennt man mehr Leute und kommt leichter ins Quatschen. :anstoss:

Ein paar Sachen hatte ich mir rausgeschrieben, allerdings vor einer Woche oder so und jetzt weiß ich nicht mehr, was ich dazu sagen wollte. Ich melde mich, falls es mir wieder einfällt.

Gute Geschichte,

findet Proof auch

 

Hallo Proof,

Bei aller berechtigten Kritik - ich stehe zu meinem Geister-Ende. ;)
Die Katharsis gehört für mich zu solch einer Geschichte dazu und die Form scheint mir durchaus passend. Von daher ist das Ende auch nicht nachträglich ran gepappt - es gehörte für mich von Anfang an dazu. Dass ich die Geschichte dadurch in die beste Rubrik auf kg.de setzen konnte, ist lediglich ein erfreulicher Nebeneffekt. ;)

Der Poe-vergleich hat mich selbst etwas überrascht, den hatte ich nun wirklich nicht im Sinn. Letztlich bin ich mir nicht einmal ganz sicher, auf welche Geschichte du anspielst.

Danke dir für die Kritik.

Gesegnetes Fest,
Abdul

 
Zuletzt bearbeitet:

Das mit dem Ende ist natürlich deine Sache, ich wollt's nur bemerkt haben.

Letztlich bin ich mir nicht einmal ganz sicher, auf welche Geschichte du anspielst.

Der Edelmann, der Trübsal blasend vor dem Kamin hockt und der Verwesten hinterherjault ist ein wiederkehrendes Motiv bei Poe. Ligeia, Der Rabe, Berenice würden mir spontan einfallen. Okay, bei letzgenannter Story ist die Motivation des Prots natürlich eine ganz ... spezielle, he, he, he.


Auch dir Frohes Fest
JC (gibt's keinen Weihnachtsmann-Smiley hier?)

 

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