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Peterchen und die Kröte
Es waren einmal drei Geschwister. Sie hießen Laura, Pia und Peterchen.
Laura, die Älteste, spielte mit der Eisenbahn. Pia und Peterchen kamen hinzu und schon wollte jedes Kind die Lokomotive haben, die so schön Tsch-Tsch machte.
„Geht, weg, die gehört mir!“, schrie Laura.
„Nein, mir!“, schrie Pia und zerrte an der Lokomotive.
Peterchen stand daneben und sagte:
„Mir, gebt sie mir“, doch seine großen Schwestern hörten ihn nicht. Laura gab Pia einen Tritt gegen das Schienbein, sodass sie die Lokomotive losließ und sich das schmerzende Bein hielt. Dann stellte sie die Lokomotive auf die am Boden aufgebauten Schienen. Dort schob Peterchen gerade einen Waggon hin und her.
„He“, sagte Peterchen, „ich spiel da jetzt.“ Laura schubste ihn weg und dabei gingen die Schienen entzwei. Jetzt kam die wütende Pia und trat mit ihrem Fuß auf die Lokomotive. Die Lokomotive zerbrach krachend. Die Kinder sahen erschrocken auf die zerbrochenen Teile. Niemand würde das reparieren können und alle drei begannen zu weinen.
Am nächsten Tag spielte Pia mit Peterchens Lieblingsteddy.
„Nein, der gehört mir alleine“, schrie Peterchen und griff nach dem Teddy.
„Hol dir doch etwas anderes“, herrschte ihn Pia an,
„Ich will ihn haben“, kreischte Peterchen und zog am Kopf des Teddys. Pia hielt ihn fest an den Füßen. Beide Kinder zogen so fest sie konnten.
„Ratsch“, riss der Kopf des Teddys ab. Peterchen stürtze zu Boden und schlug sich den Kopf an. Pia fiel mit dem Hintern auf die kaputte Lokomotive, was ihr ebenfalls sehr weh tat. Laura saß auf dem Schaukelpferd und lachte sie aus:
„Jetzt habt ihr beide keinen Teddy mehr zum Spielen.“
Bitterlich weinend ging Peterchen in den Park. Dort setzte er sich an den Teich und konnte mit dem Weinen gar nicht mehr aufhören.
„Quak.“
Peterchen sah auf, doch nirgends war jemand zu sehen.
„Quak.“
Peterchen bemerkte eine dicke Kröte, die im Schilf auf einem Stein saß.
Neugierig ging er näher. Es war eine wirklich fette Kröte mit vielen dunklen Warzen auf ihrer grünen Haut.
„Warum weinst du?“, fragte die Kröte.
„Meine Schwestern nehmen mir immer alles weg. Nie kann ich spielen, mit was ich will.“
„Quak“, sagte die Kröte. „Das ist wirklich schade. Willst du wissen, wie du immer mit dem Spielzeug spielen kannst, das du gerade möchtest?“
„Ja, das würde ich gerne wissen.“ Peterchens Traurigkeit war sofort verflogen.
„Dafür musst du mir aber vorher eines deiner Spielzeuge schenken.“
Da er sehr viel Spielzeug hatte, dachte Peter, dass er leicht etwas für die Kröte finden würde.
Schnell lief er los, doch als er vor seinen Sachen stand, konnte er sich nicht entscheiden. Was sollte er der Kröte nur geben?
Sein Malbuch, von dem eine Seite fehlte? Nein, darin gab es noch viel unbemalte Seiten.
Den kleinen grauen Stoffteddy? Nein, der machte die Teddyfamilie mit Vater, Mutter und Kind komplett.
Peterchen überlegte lange hin und her und dachte, dass eigentlich alles zu schade sei, um es der Kröte zu geben.
Da hörte er seine beiden Schwestern kommen. Wie immer stritten sie.
Sie würden ihm sicher überhaupt nichts für die Kröte lassen. Er musste sich jetzt schnell entscheiden.
Ganz unten, in der Spielzeugkiste, lag eine Holzente, die er nachziehen konnte. Mit der hatte er schon sehr lange nicht mehr gespielt. Die nahm er, und schenkte sie der Kröte.
„Bravo, das ist schon der erste Schritt“, lobte ihn die Kröte. „Dies ist also das Spielzeug, das du jetzt am wenigsten willst.
Und dazu gibt es ein Spielzeug, mit dem du jetzt am liebsten spielen würdest. Was ist das?“
„Das Schaukelpferd. Aber wenn meine Schwestern mich darauf sehen, wollen sie auch sofort schaukeln. Sie sind stärker als ich und werfen mich einfach runter.“
„Genau“, sagte die Kröte. „Irgendjemand ist immer stärker als du. Darum musst du zuerst mit etwas Anderem spielen. Mit einem Spielzeug, mit dem du gar nicht spielen willst. Vielleicht mit den Puppen. Und wenn sie deine Schwestern haben wollen, gibst du sie ihnen. Dann kannst du ungestört mit dem Schaukelpferd spielen.“
„Das klingt ja nicht schlecht“, sagte Peterchen. „Aber was, wenn sie dann doch wieder das Schaukelpferd wollen?“
„Dann, musst du Folgendes machen“, die Kröte flüsterte, damit niemand sonst das Geheimnis hören konnte: „Du nimmst dir wieder die Puppen und spielst mit ihnen und sagst, wie toll sie sind. Wenn deine Schwestern das sehen, werden sie schnell wieder die Puppen haben wollen. Und dann musst du sie fragen, ob sie wirklich lieber mit den Puppen spielen wollen, statt mit dem langweiligen Schaukelpferd. Und wenn sie ja sagen, kannst du die ganze Zeit mit dem Schaukelpferd spielen.“
„Danke, liebe Kröte. Das ist eine gute Idee.“
„Quak“, sagte die Kröte nur und verschwand mit der Holzente im Teich. Das Wasser spritzte und Peterchen starrte lange den sich ausbreitenden Kreisen nach.
Daheim machte er es genauso, wie die Kröte gesagt hatte, und tatsächlich gaben sich die Schwestern immer mit dem Spielzeug zufrieden, das Peterchen als erstes nahm und danach konnte Peterchen immer mit dem spielen, was ihm gefiel.
Als Peterchens Eltern sahen, wie er seinen Schwestern ohne zu murren die Spielsachen überließ, lobten sie ihn sehr und Peterchen bekam zur Belohnung eine große Tüte Süßigkeiten.