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Peter
„Ich werde jetzt all meinen Mut zusammen nehmen und sie ansprechen.
Ja, das mache ich.“ Peter spielte das angehende Szenario noch einmal vor
seinem gesitigen Auge ab. Nicht, dass er das noch nicht getan hätte. Immer
und immer wieder sah er sich vor ihr stehen, mal in heroischer Pose, mal
ganz lässig, mal ganz beschäftigt und mal als, nun ja, als Peter eben. Und
Peter war weder heroisch, noch lässig, noch beschäftigt. Er selber
empfand sich als etwas zu auffällig, also manchmal, wenn er z. B. an der
Bushaltestelle ganz alleine auf den Bus warten musste. Er gehört nicht zu dem
Typ Mensch, der gerne der Mittelpunkt einer Party ist, auch nicht der
äussere Punkt.
Doch heute würde es anders sein, heute würde sich Peter hervortun und
sein Antlitz in voller Pracht und mit stolz geschwellter Brust
präsentieren. Er fühlte, wie sein Körper leicht zu beben begann, seine Muskeln
schwollen an, er spürte dass er einerseits alles wahrnahm und doch völlig auf
sie fokusiert war. Bei unseren Vorfahren hätten wir diesen Zustand wohl
als „Jägerinstikt“ beschrieben.
Aber so fühlte sich Peter gerade auch. Als Jäger. Als Alphamännchen.
Ein echter Silberrücken, quasi.
Um sie jedoch nicht mit seiner ganzen geballten und potenten
Männlichkeit zu überrumpeln, bewegte er sich doch eher etwas zaghaft, ja fast
unmännlich in ihre Richtung und als sie ihn mit ihren Blicken erfasste zeigte er
mit seinem Finger auf einen Stapel Dosen und fragte sie mit leicht
pipsiger Stimme:
„Sind die neu?“
„Ja“, antwortet die Verkäuferin.
„Danke“, kam es wieder pipsig von Peter, der danach Richtung Ausgang
eilte ohne sich die Dosen näher anzusehen.
Ziemlich erleichtert und ein wenig glücklich stand Peter noch eine
Weile vor dem Geschäft. Eigentlich wollte er sie mit dem Spruch: „Ich bin Peter, sehen wir uns später?“ ansprechen, aber das macht er dann
vielleicht beim nächsten Mal.
Ende :-)