Was ist neu

Peter und Hans bauen eine Sandburg

Mitglied
Beitritt
02.11.2001
Beiträge
730
Zuletzt bearbeitet:

Peter und Hans bauen eine Sandburg

Pete und Jack bauen eine Sandburg

Pete und Jack waren Brüder.
Beide schwach im Geist und viel zu früh mit der Zange aus der Mutter rausgezogen. Weil sie's beide eilig hatten und wahrscheinlich die Hülle der Mutter schon damals nicht länger ertrugen.
Der Mutter selbst machte das nichts aus. Die kam mit dem geblähten Bauch und den Schmerzen in den Beinen sowieso nicht länger klar und war froh, die beiden Bastarde raus zu bekommen.
So war die Geburt von Pete und Jack eine Befreiung aller. Nur der Priester wollte nicht so recht, als es zum Taufen gehen sollte. Das er die beiden nicht vorsätzlich ins Taufbecken knallen ließ, hatte deren Mutter eher lieblos aber sonst voll bei der Sache in der Nacht davor in der Kemenate des Priesters arrangiert. Danach gab's kein Problem mit'm Taufen.
Sagen wir, jeder hätte auf die beiden Bastarde verzichten können und wenn die nicht schon da gewesen wären, hätte die beiden niemand hier vermisst.

Nun ja, irgndwann später hatten die beiden ihre Liebe zum Sand entdeckt. Kein Wunder. Von dem lag hier genug rum. Während ihre Mum mit irgendwelchen Pennern in den Strandkabinen rummachte, für'ne Cola oder weniger - wissen Sie, die echt guten Jobs waren schon längst alle hier und der Fischfang brachte uns grade mal das Notwendigste fürs nicht Verrecken - da bauten Pete und Jack Sandburgen. Große, kleine und wie's eben kam. Und wissen Sie was, die Dinger hielten auch den größeren Wellen stand. Wenn die Flut anrollte, dann standen Pete und Jack vor ihrer Burg und starrten atemlos auf deren sandige Mauern. Ich glaube, damals wuchs der Hass auf ihre Mum, die hinten in den Strandkabinen ihren Arsch verkaufte, für ne Cola oder weniger.
Die beiden Jungs hörten ihre Schreie, wenn's ihr beim Rammeln wieder kam und in diesen Momenten wünschten sie sich vielleicht ne ganz normale Mum. So eine wie die anderen Kids eine hatten. Mit viel Wärme und vor allem Zeit. Eine, die manchmal n Eis spendierte. Eine, die sich mal zu ihnen an den Strand legte, einer, der man mal nen Kübel Wasser aus'm Meer über'n Bauch platschen lassen konnte.
Ne richtige Mum eben.

Na gut, die beiden, Pete und Jack, bauten eben ihre gottverdammten Sandburgen und auch damit vergingen die Tage irgendwie. Wir hier draußen hatten uns schon dran gewöhnt und es hätten uns diese Dinger am Strand tatsächlich gefehlt, wenn die nicht mehr dagestanden hätten. Ein paar mal gab der eine oder andere von uns den beiden ne Limo aus - so viel zu verschenken hatten wir selbst nicht in diesen Zeiten - aber die beiden Bastarde taten uns leid, wenn sie debil in die Sonne grinsten und ihre Burgen bauten.

Herrgott, irgendwann im August, an nem Mittwoch war's, schätze ich, da fiel's uns auf. Als der letzte von uns sein Boot reinholte und die Netze im Sand zum Trocknen auslegte, fiel uns die Stille auf. Kein Stöhnen und keine Schreie vom Gerammel in den Strandkabinen. Die absolute Ruhe war das und nur die beiden Bastarde bauten grinsend an ihrer Burg. Das war so ne richtige Strandidylle und die Sonne war knapp dran, draußen im Meer abzukippen.
Wir dachten noch, vielleicht hatte die Mum von denen nen kalten Arsch bekommen oder nen scharfen Tripper von den Pennbrüdern aufgezogen. Sonst dachten wir nichts, wir hatten nur unsern Fisch im Kopf. Die Zeiten damals, Mann. Jeder versuchte auf seine spezielle Art weiter zu kommen.
Doch die Stille am Strand war schon eigenartig.
So ging das dann die nächsten Tage auch und immer, wenn wir unsere Boote reinholten, vermissten wir das Schreien und Stöhnen vom Gerammel in den Kabinen.
Die Burg der beiden Bastarde hatte eine gewaltige Größe erreicht und dann fiel uns irgendwann dieser süßliche Geruch auf, der sich schön langsam in den letzten Tagen über den Strand gelegt hatte. Anfangs dachten wir noch, der käme von den paar toten Fischen und dem Albatros, der von der Flut angespült worden war und sich mit gebrochenen Flügeln immer tiefer in den Sand bohrte.
Unseren Irrtum erkannten wir, als dieser Sturm aufkam und eine Welle, die größer und brutaler als die anderen gegen den Strand spülte, die Sandburg von Pete und Jack ganz einfach wegriss. Die Maden hatten über die Tage im heißen Sand schon kräftig zugelangt und ohne nem nassen Tuch vor der Nase wollte keiner von uns ran an die Sauerei.
Sowas hatten wir den beiden dämlichen Bastarden nicht zugetraut. Tat uns echt leid, die Mum der beiden. Doch für uns, die wir täglich die Knochenarbeit draußen auf See machten, war sie nur ne Schlampe weniger.

Sie haben Pete und Jack dann abgeholt und'n irgendso'n Heim gesteckt. Jugendfürsorge oder so. Nicht wirklich schon die schweren Gardinen, glaub ich jedenfalls. Die Penner haben sich später ne andere Verrückte mit nem prallen Arsch für ihre Spiele in den Strandkabinen besorgt, aber die Sandburgen von Pete und Jack vermissen wir alle ein bisschen.
Aalglatt ist jetzt der Strand und ohne Leben.

Wollt' ich nur schnell mal erzählen. Is' ja auch ne irre Story, was meinen Sie?
Is' ja auch kaum zu glauben, wie lange es dauerte, bis wir das geschnallt hatten mit der Sandburg.
Wir hatten andere Sorgen als diese beiden Bastarde und die Zeiten waren sonst schon schwer genug damals.
Wie gesagt.

 

Hi Aqualung,

tja...

ich denke, ich habe schon besseres von dir gelesen. Gut finde ich, dass du die Geschichte aufgrund der Bemerkung von Arche geschrieben hast. Das zeugt von spontaner Kreativität. Und originell ist sie auch.
Doch ich finde auch, dass man der Geschichte anmerkt, dass du sie ziemlich schnell runtergeschrieben hast. Keine eindrucksvollen Sätze, aber das kann natürlich auch am Erzähler liegen, diesem Zyniker, der eine sehr vulgäre Sprache hat.

Ich denke, die Geschichte lebt von dem origenillen Schluss. Aber so richtig warm werde ich mit ihr nicht. Ich weiß nicht genau warum. Vielleicht habe ich wieder mal ein Problem mit dieser Art von Sprache.

LG

PP

 

Hallo Aqua, ich habe noch gedacht: "vielleicht macht er es sogar!" Ja, war nicht vollkommen überrascht" Erst, als ich den Titel las, war ich am lachen, aber die Story drehte, und ich weiss natürlich auch wohin sie drehte. "Es ist der Anfang" und bis jetzt eine Trilogie.

Quatsch, hab noch mal nachgelesen, mit den Namen kriegt man es jetzt schlecht hin, geht da noch irgend ein Übergang, oder hast du es doch nicht vor?

Also ich mag die Sprache in der du schreibst, und ich hatte Bilder im Kopf.

okay, peter hat recht, du hast schon besseres geschrieben, aber man darf die leser nicht so sehr verwöhnen, sonst wollen sie immer mehr!

Klar, Aqualung ich fand´s gut. Aber wie geht es jetzt weiter!

Liebe grüsse Arche

P.S
Hab´mir gestern in Tony´s Bar, weisst schon, der abgefuckte Laden am "Lincoln-Highway" n paar Bourbon genehmigt. Tony erzählte mir, dass die drei gottverdammten Bastarde, Stunden bevor sie sich Laura vornahmen, bei ihm an der Bar abhingen, naja die Drinks gingen rum, mehr nicht. Da hat der alte Scheisskerl, aber beschissens Glück gehabt, dass er seinen Arsch behalten durfte!

 

Ein schönen guten Morgen Aqualung !

Malachy Mc Court, der kleine Bruder des berühmten Frank, ihm an körperlicher Größe aber überlegen, hat in diesem Stil die New Yorker Kneipenszene beschrieben. Kennst du es vielleicht, es müsste dir gefallen?

Deine dritte Geschichte im Slang der Kaltschnäuzigkeit gefiel mir besser als die zweite die möglicherweise aber mein Resterbe der Sufragetten ins Herz getroffen hat. Trotzdem, berührt hat mich im Verlgeich die erste. Weil sich dort hinter all der Rohheit und Unverfrorenheit der Akteure ein Gefühl von Freiheit und Lebenslust verborgen hat, während bei dieser mehr die soziale Tristesse im Vordergrund steht.

Lieben Gruß an dich - Eva

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi PeterPan,

die eher primitiv- vulgäre Sprache, die ich dem Erzähler hier zuordne, soll auch das harte Leben ,damals', die ,harten Zeiten' wiederspiegeln.
Das Fischerdorf als abgestumpfter Seelenfriedhof, irgendwo an der Küste, Maine vielleicht. Wir waren beim nächtlichen Blutbad in der Prärie von Alabama dabei, wissen jetzt das es Laura oben in Iowa ziemlich schlecht erwischt hat und angekommen in Maine, hat sich an der Tristesse des Alltags nichts entscheidendes geändert. Es kann so sein, stellt aber keine Ansprüche, dass es das auch muss.
Danke für die aufmerksame Kritik, PeterPan.

Hi Arche,

eine Reise geht zu Ende. In Maine. Es hätte mit dieser Trilogie des einfachen Mannes auch anderswo enden können, aber ich wollte ganz einfach rauf zu Stephen King. War schön, dass du die Zeit über dabei warst, Mann. Das Leben und das Lesen kann einen ganz schön mitnehmen und ich denke, das war's auch in dieser Richtung. Werd heut zu Tony's am Lincoln- Highway gehen und einen draufmachen, Sir. Heissen übrigens nun Pete und Jack, die beiden Bastarde. Steht ihnen auch irgendwie besser, haste recht gehabt, Folk.

Liebe Grüße an euch beide - Aqua

 

Na gut Aqua, dann lasse in Ruhe, haben ja auch schon genug Unheil angerichtet,...und wer weiss, vielleicht...wer weiss!

Liebe grüsse Arche

 

Hallo Aqualung,

ich mußte gleich an die Kabeljau- Fischer der Ostküste Nordamerikas denken, als ich die Geschichte las. Die Tristesse ist gut getroffen. Der Schluß ist allerdings etwas arg einfach geraten ... aber es sollte halt wohl nur `mal erzählt werden...

Tschüß... Woltochinon

 

Hallo schnee.eule,

niemanden ausser dich hat die ,erste Geschichte' berührt. Tja, wir sind alle miteinander am Ende dieser richtig von dir erkannten Trilogie angekommen. Was bleibt zu tun? Vielleicht ein paar Überlegungen anstellen, was Härte, Kälte, Gefühlslosigkeit im Leben des kleinen Mannes bewirkt hat, welche Momente und Einflüsse es waren, die Menschen so werden ließen.
Ich wollte mit den drei Geschichten beinharte Gesellschaftskritik üben. Und ich hoffe, sie werden hier auf kg.de noch oft gelesen, da weniger Witz dahintersteckt, als dies vermuten lässt.

Hallo Woltochinon,

danke auch für dein Interesse an dieser Geschichte und den zweien davor. Ich wünsche mir sehr, die Leser nicht nur aufgrund der derben Sprache zum Fertiglesen, sondern in erster Linie zum Nachdenken gebracht zu haben. Ich hab versucht, in die Seelen der kleinen Leute zu blicken, viel mehr war's nicht.

Liebe Grüße an euch beide - Aqua

Arche, wer weiss, was noch kommt.....

 

eine nette geschichte!

allerdings:

Wollt' ich nur schnell mal erzählen. Is' ja auch ne irre Story, was meinen Sie?
Is' ja auch kaum zu glauben, wie lange es dauerte, bis wir das geschnallt hatten mit der Sandburg.
Wir hatten andere Sorgen als diese beiden Bastarde und die Zeiten waren sonst schon schwer genug damals.
Wie gesagt.

der schluss fügt sich nicht so richtig in das vorhergegangene ein! es ist mir klar: die ganze geschichte wird von fischern erzählt und irgendwie sollte das ende auch dem entsprechend angepasst sein!

aber schon der vorhergehende absatz mündet in einen scheinbaren schluss sodass mir die letzten - eigentlich inhaltslosen - sätze überflüssig erscheinen!


dennoch finde ich diese geschichte nett!

 

Danke linjus, für deine Kritik.

Alte Männer, Fischer wie hier, finden nicht schnell zu einem Ende, wenn sie mal was zu erzählen haben, das sonst selten bis gar nicht vorkommt. Der war ja ganz aufgeregt, dass er das jemandem erzählen konnte.
Wir kennen das ja. Sich mit dem Erzählen von Neuigkeiten schmücken, und dann noch solchen, schafft einen in den Mittelpunkt. Auch etwas, was ich aufzeigen wollte. Du hast es aber erkannt.

Liebe Grüße - Aqua

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom