Was ist neu

Pete

Mitglied
Beitritt
14.01.2003
Beiträge
30
Zuletzt bearbeitet:

Pete

Pete

Sie verfolgten ihn, er war sich dessen ganz sicher. Er hegte keinerlei Zweifel daran, dass sie es auf sein Leben abgesehen hatten. Er glaubte zu wissen, dass eine weltweit agierende Terrororganisation, deren Hintermänner in den höchsten Rängen der Regierung zu finden waren, es darauf anlegte die ganze Welt zu unterwerfen und zu knechten. Er ging auch davon aus, die Schlüsselfigur der Weltherrschaftspläne dieser namenlosen Terrororganisation zu sein.
Ich hingegen war mir nur einer Tatsache bewusst: Er, Pete Bolderson, war wahnsinnig. Es gab keinen ersichtlichen Grund an dieser Annahme zu zweifeln. Ich kannte den älteren Herren, er mag so um die 50 bis 60 Jahre alt gewesen sein, nur flüchtig. Er setzte sich oft neben mich und erzählte mir von Intrigen, Verschwörungen, den Drahtziehern eben dieser und selbstverständlich von seiner elementaren Rolle in all diesen Machtspielen.
Auch an diesem Tag saß ich wieder neben ihm, diesem stets freundlich lächelnden Herrn im grauen Anzug und dem bunten Schlips, auf dem Pferde, Kühe und Hühner auf blauem Hintergrund zu sehen waren, den er immerzu trug.
Eine Ausschweifende Geschichte über seine mysteriöse Geburt war es, die er mir, wild gestikulierend, vortrug. Seine faltigen, großen Hände zeichneten, seine Erzählung unterstützend, seltsame Formen und Dinge in die etwas Stickige Luft des Busses. Es war Sommer, die Menschen schwitzten, keuchten und rochen unangenehm. Der Sommer war die Zeit des Jahres, in dem es mich am meisten störte, täglich die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen zu müssen, eigentlich hasste ich es. Doch meine finanzielle Lage erlaubte es mir nicht, ein Auto zu kaufen und somit war ich, wie viele andere junge Menschen in meiner Lage auch, dazu gezwungen den Täglichen Weg zur Uni im Bus zurückzulegen.
Doch diese ungewollte körperliche Nähe zu anderen Menschen, die im vollen Bus neben mir Platz nahmen hatte auch seine guten Seiten. Pete zum Beispiel war eine.
Auch wenn der Wahrheitsgehalt seiner Aussagen, grob geschätzt, ungefähr mit dem, der Wahlversprechen der Politiker zu vergleichen war, war es dennoch ein Erlebnis, diesem Mann zuzuhören. Es war fantastisch, jeden Tag für die Dauer von 10 bis 15 Minuten in eine Phantasiewelt eintauchen zu können, die mich alles andere vergessen lies. Die fantastische Gabe, solch absurde, bedrohliche und auf gewisse Weise dennoch schöne Geschichten so lebensecht wiederzugeben war bewundernswert.
Leider jedoch war ich die einzige Person, die diese Seite an dem so unauffällig anmutenden Menschen kannte. Niemand außer mir schien ihm Beachtung zu schenken, sie hatten genug (oder sogar schon zuviel?) mit sich selber zu tun. Die Menschen wussten, dass Pete wahnsinnig war, doch das war alles. Welch fantastische Erzählungen einem solchen Wahn entspringen konnten wusste niemand. Auch ich hätte dies wohl nie erfahren, wenn mir der Zufall vor einigen Monaten nicht auf eben diesen Platz verwies, neben dem ein etwas Betagter Mann, der immerzu gedankenverloren aus dem Fenster starrte, sich einige Minuten zuvor gesetzt hatte.
„Bitte sprich nicht so laut, wir werden beobachtet“ , das waren seine Ersten Worte, die er mir ungeachtet der Tatsache, dass bis zu diesem Zeitpunkt nicht ein Wort über meine Lippen gehuscht war, mit einem Nicken in Richtung des Busfahrers zuraunte. Ich fragte ihn, wer ihn beobachtete, seine Antwort war schlicht „Sie“. Auf die Frage jedoch, der „Sie“ waren, antwortete er mit einer Erzählung über Machtspiele, Konspirationen und Verrat, die sich in den darauffolgenden Gesprächen nur als die Spitze dieses Verschwörungs-Eisbergs erwies.
Ich hatte nie Zweifel an meiner Überzeugung, Pete bilde sich alles nur ein. War es nicht auch absurd, dass ein so freundlicher, leicht verwirrter Mann wirklich eine solch elementare Rolle in all diesen Intrigen innehaben sollte? Für mich zumindest war es das.
Doch an diesem Tag, es war der letzte, an dem ich Pete sah, schien er ein wenig verunsichert, ja, ängstlich. Seine Hände zitterten unmerklich. Es wäre niemandem aufgefallen, der nicht schon seit einigen Monaten den Anblick seiner Hände, die trotz den teilweise hektischen Gesten erstaunlich ruhig und entspannt zu sein schienen, beobachtete. Auf meine Frage, ob etwas geschehen oder er krank sei verneinte er lediglich und fuhr mit seiner Erzählung fort.
Ich redete mir ein, alles sei in Ordnung und Pete hätte vielleicht nur schlecht geschlafen.
Doch langsam erkannte ich, was ich all die zeit nicht wahrzuhaben vermochte. Ich konnte für einen kurzen Augeblick hinter die Fassade seines warmen, freundlichen Lächelns blicken und was ich erkannte entsetzte mich. Vielleicht war es aber auch nur die Tatsache, dass ich es erst jetzt erkannte, die mir Entsetzen bereitete.
Ich sah Angst, Panik, Hoffnungslosigkeit. Nicht die Angst eines Wahnsinnigen, der dinge sieht, die nicht existieren. Dies waren Todesängste und die grausame Gewissheit des Nahenenden Todes. Viel erschreckender jedoch war, dass Pete sein Schicksal scheinbar akzeptierte. Was ich auch sah wahr kühle Berechnung, Pete wusste, wie lange er noch zu leben hatte, er wusste, es war nurnoch eine Frage von Tagen oder vielleicht nur Stunden, bis sie ihn holten und er musste sein Wissen weitergeben. Wahrscheinlich traf mich dieses Los lediglich, da ich zufällig der nächstbeste war, den er fand.
Doch passte dieses Verhalten zu dem Pete, der seinen eigenen Tod scheinbar kühl berechnend hinnimmt, der wohlmöglich jedes Detail seines Handelns gründlich erwägt? Nein, dies war ein Teil seines Planes, ich sollte vollenden, was er einst anfing. Als ich all dies begriff fiel mir auf, dass Pete bereits verstumm war. Er hatte seine Augen, die jetzt wieder die eines alten, verwirrten Mannes zu sein schienen, der in dem Wissen, dass sein Handeln nicht umsonst gewesen sein sollte seine Ruhe fand, auf mich gerichtet. So verharrte er einige Sekunden und verließ dann, ohne ein weiteres Wort zu sagen, den Bus. Ich war zu hilflos und verwirrt um einen klaren Gedanken zu fassen und ihm am gehen zu hindern.
Was mich heute noch an ihn erinnert sind anonyme Briefe, in denen mir nahegelegt wird, weniger zu reden als Pete. Sie kommen seit 17 Jahren jeden Monat und erinnern mich so regelmäßig daran, dass ich Pete verraten habe, indem ich das nie ausgesprochene Versprechen, sein Werk zu vollenden, gebrochen habe.
Die Worte „Verdammt, er war doch nur ein Wahnsinniger“ murmelnd mache ich mir einen Kaffe und übergebe auch diesen Brief den Züngelnden Flammen des Kamins.

 

Hallo,

die Story hat leider keinen Spannungspunkt. Dafür ist sie aber auch recht gut geschrieben und erinnert mich ein bisschen an "A Beautiful Mind", allerdings mit der Tatsache, dass Pete wohl wirklich "Feinde" hatte.

Wie wärs mit nem weiteren Teil?

Gruß,
m-plan

 

A beautiful Mind?? noch nie gesehen..
Mir stellt sich nur die Frage, wie genau ich spannung aufbauen soll, ohne zuviel zu verraten bzw. anzudeuten. Meine überlegung war, einer eher unspektakulären, harmlosen Geschichte eine Pointe zu verpasen, die dem leser zu augen führt, dass dinge oft nicht so sind, wie sie zu sein scheinen und man nicht zu früh ein Urteill über andere Menschen fällen sollte.

 

Ich habe den Text mal überarbeitet und am Ende einige Grundsätzliche veränderungen gemacht.. Auch die Pointe ist eine andere..
Gefällt mir so besser und ist vielleicht auch ein wenig spannender. (auch wenn die Spannung wohl auch jetzt nciht besonders groß ist)

 

Hi,

okay, das mit der Pointe is natürlich auch ein Weg... sogar besser als ein Spannungspunkt, finde ich.
Den neuen Schluss find ich gelungen. Da baut sich um die Pointe noch eine gewisse Atmosphäre auf - das is immer gut.

Gruß,
m-plan

 

Hallo scrabblazz! oder doch Jan?
So gefällt mir deine Geschichte wirklich besser. Ich denke, jetzt wird auch allen klar, dass Pete eben nicht wahnsinnig ist.
Ich denke, du wolltest auch keine besonders spannende Geschichte schreiben? Denn dann hättest du sie wohl eher unter 'Spannung' gepostet, oder?

Du hast noch einige Fehler gemacht:

Seine faltigen, großen Hände zeichneten, seine Erzählung unterstützend, seltsame Formen und Dinge in die etwas Stickige Luft des Busses. Es war Sommer, die Menschen schwitzten, keuchten und rochen unangenehm.
stickige

Doch meine finanzielle Lage erlaubte es mir nicht, ein Auto zu kaufen und somit war ich, wie viele andere junge Menschen in meiner Lage auch, dazu gezwungen den Täglichen Weg zur Uni im Bus zurückzulegen.
täglich

Die fantastische Gabe, solch absurde, bedrohliche und auf gewisse Weise dennoch schöne Geschichten so lebensecht wiederzugeben war bewundernswert.
nach 'wiederzugeben' kommt ein Komma


Welch fantastische Erzählungen einem solchen Wahn entspringen konnten wusste niemand.
Ich meine, dass nach 'konnten' ein Komma kommt. Bin mir aber nicht 100%-sicher

Auch ich hätte dies wohl nie erfahren, wenn mir der Zufall vor einigen Monaten nicht auf eben diesen Platz verwies, neben dem ein etwas Betagter Mann, der immerzu gedankenverloren aus dem Fenster starrte, sich einige Minuten zuvor gesetzt hatte.
betagter

„Bitte sprich nicht so laut, wir werden beobachtet“ , das waren seine Ersten Worte
ersten

Auf meine Frage, ob etwas geschehen oder er krank sei verneinte er lediglich und fuhr mit seiner Erzählung fort.
nach 'sei' ein Komma

Nicht die Angst eines Wahnsinnigen, der dinge sieht, die nicht existieren.
Dinge

Dies waren Todesängste und die grausame Gewissheit des Nahenenden Todes.
nahenden

Als ich all dies begriff fiel mir auf, dass Pete bereits verstummt war

Letztendlich sind es doch ein wenig ehr Fehler, als ich dachte und zuerst gesehen habe.
Wäre schön, wenn du die noch verbesserst. :)

bye und tschö

 
Zuletzt bearbeitet:

tztztz.. ich und meine Flüchtigkeitsfehler...^^ :D

werd' die mal eben berichtigen.. :) danke für's raussuchen.. *gg*

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom