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Penner

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16.09.2018
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Penner

"Hat man dir die Schuhe geklaut?", fragte ich.
Es dauerte eine Weile, dann drehte er seinen Kopf in meine Richtung. Er nahm einen großen Schluck Dosenbier. Dann fragte er: "Sprichst du mit mir?"
"Sonst ist ja niemand hier"
Er hatte seinen Blick wieder von mir abgewandt, trank weiter sein Bier, schenkte mir erst einmal keine Beachtung mehr.
Die Straßenbahnhaltestelle hatte kein Wartehäuschen. Nur eine Bank, auf der ich hier im Nieselregen wartete. Ich war unschlüssig, ob ich Linie 9 zur Uni nehmen sollte oder die 4 zu mir nach Hause. Die Nacht hatte ich mit Freunden durchgesoffen, dort auch übernachtet. Die ersten zwei Vorlesungen hatte ich ohnehin verpasst.
Die Haltestelle lag in einem der schäbigsten Stadtteile. Ausgeblichene Fassaden, abbröckelnder Putz, Graffittischmierereien, Müll in den Hauseingängen.
Der Penner, der da neben mir stand, passte ins Straßenbild. Er stand auf Socken in einer großen Pfütze mit einer 1 Liter Faxe Dose in der Hand.
Ich fragte nochmal: "Warum hast du keine Schuhe?"
"Was geht dich das an?"
"Vielleicht will ich dir ja welche schenken"
"So siehst du aus, auf einen wie dich hab ich gewartet, geh mir nicht auf den Keks"
Linie 9 kam. Ich stieg nicht ein. Er schnorrte bei den aussteigenden Fahrgästen. "Bitte etwas Kleingeld". "Danke auch". "Ein paar Cent". "Haben Sie vielleicht..."
Er setzte sich neben mich auf die Bank, nahm einen letzten großen Schluck aus der Dose und warf sie hinter sich.
"Da ist Pfand drauf", sagte ich.
"Drauf geschissen"
Kurz schwiegen wir nebeneinander her. Dann fragte ich: "Warum schnorrst du mich nicht an?"
Er lacht. Linie 4 lass ich auch vorbei fahren. Er sammelt wieder einiges Kleingeld mit seiner Bettelei ein und kommt zurück auf die Bank. Aus den Münzen in seiner Hand sucht er 5 Euro heraus und gibt sie mir.
"Da die Straße runter, 200 Meter, ist ein Kiosk. Hol mal Bier. Und Jägermeister. Ich kann hier nicht weg, gleich kommt wieder die 4 in Gegenrichtung"
Am Kiosk gab es auch belegte Brötchen. Ein bisschen Geld hatte ich selbst noch einstecken. Also kaufte ich auch die.
Viel besser als das blöde Seminar, dachte ich. Bier und Schnaps vertrieben den Kater. Er sagte: "Gute Idee die Brötchen. Hast Du was zu rauchen?"
An dem Vormittag bin ich noch einige Male zum Kiosk gelaufen. Am frühen Nachmittag so gegen zwei sagte er: "Ich mach jetzt Feierabend, treffe mich mit Kumpels am Bahnhof. Willst Du mit?"
Aus einem naheliegenden Gebüsch holte er ein paar Schuhe hervor. Darin trockene Socken.
"Du betrügst die Leute", sage ich.
"Drauf geschissen", sagt er.
Hab ihn nie wieder gesehen. Vielleicht ist er in diesem Winter erfroren. Oder einfach in eine andere, bessere Stadt gezogen.

 

Hallo @Oskar Herbst,

herzlich willkommen hier. :)

Dein kleiner Einstand gefällt mir ganz gut.

Eine Bitte hätte ich direkt zu Beginn: bitte entferne die ganzen Leerzeilen. Die braucht man nicht. Eine Leerzeile solltest du nur setzen, wenn der Ort oder der Zeitpunkt wechselt.
Ach und es wäre toll, wenn du Tags setzen könntest. Dafür unter dem Titel auf den Stift klicken.

dann drehte er seinen Kopf in meine Richtung.
Das „seine“ könnte man einfach durch „den“ ersetzen, dann hast du ein Possesivpronomen weniger. Liest sich besser.

Er hatte seinen Blick wieder von mir abgewandt,
Hier würde ich einfach im Präteritum bleiben.

schenkte mir keine weitere Beachtung.
Eigentlich überflüssig, das wird schon durch die Beschreibung klar.

Strassenbahn Haltestelle
Ein Wort: Straßenbahnhaltestelle

Die ersten zwei Vorlesungen hatte ich ohnehin verpasst.
Vielleicht: Die ersten zwei Vorlesungen waren ohnehin schon vorbei. Dann sparst du dir ein hatte.

Graffitti Schmierereien,
Ein Wort.

der da neben mir stand,
Kann weg. Welcher sonst?

Er stand in einer großen Pfütze auf Socken mit einer 1 Liter Faxe Dose in der Hand.
Hmm gefällt mir nicht so der Satz. Auf Socken? Eher in Socken. Aber dann hättest du zweimal in ... Würde ich umbauen.

"Was geht Dich das an?"
Dich und Du brauchst du nicht groß schreiben.

"Da ist Pfand drauf.", sage ich.
Das Satzzeichen kommt nur bei Frage oder Ausruf in die wörtliche Rede. Der Punkt muss weg.

Ab hier bist du auf einmal im Präsens unterwegs! Nachher wechselst du hin und her. Bitte prüfen und korrigieren.

Aus den Münzen in seiner Hand sucht er 5 Euro heraus, drück sie mir in die Hand.
Zweimal Hand, würde ich vermeiden.

Aus einem naheliegenden Gebüsch holte er ein paar Schuhe hervor. Darin trockene Socken.
Haha, sehr schön.

sagt er.
Ist mir etwas zu viel gesage. Würde ich öfters mal drauf verzichten.

Hab ihn nie wieder gesehen. Vielleicht ist er in diesem Winter erfroren. Oder in einer anderen Stadt. Ich glaube, er ist einfach in eine andere, bessere Stadt gezogen.
Würde ich weglassen. Das Ende „Drauf geschissen“ fände ich viel besser. Fände ich übrigens auch den besseren Titel.

Du schreibst sehr szenisch, das gefällt mir. Man ist sofort in der Geschichte. Die Einstiegsfrage macht neugierig und die Auflösung hat mich überrascht.

Es wäre schön, wenn du deinen Text noch etwas herausputzen würdest.


Viel Spaß hier und liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Oskar Herbst und willkommen hier! :)

So ganz bin ich aus deiner kurzen Geschichte leider nicht schlau geworden.
Da gibt's einen Bettler, der die Leute "betrügt" und sich betrinkt - was zunächst entweder wie ein Klischee oder ein Vorurteil auf mich wirkt.
Dann geht's noch um den Studenten, der dem Alk auch nicht ganz abgeneigt ist und keine Lust auf die Uni hat.
Die Pointe am Ende scheint nun zu sein, dass beide gleichermaßen "darauf scheißen". Jetzt verstehe ich allerdings nicht ganz, was ich da als Leser mitnehmen soll. Vielleicht wie verkommen unsere Gesellschaft inzwischen ist? Oder wie schnell man in eine Abwärtsspirale der Sucht hineingerät? Vielleicht muss ich meine Gedanken auch erst richtig ordnen, aber so ganz hast du mich mit deinem Erstling nicht überzeugt.
Das wiederum liegt aber auch an den vielen Flüchtigkeitsfehlern, die ja @Nichtgeburtstagskind teilweise schon hervorgehoben hat. Was das szenische Schreiben angeht, stimme ich zu, das hat auch mir gut gefallen. Hier aber noch ein paar Anmerkungen von meiner Seite:

Die Nacht hatte ich mit Freunden durchgesoffen, dort auch übernachtet.

Wo übernachtet?

Er setzte sich neben mich auch die Bank

"auf die Bank"

"Da ist Pfand drauf.", sage ich.

Hier wechselst du plötzlich in die Gegenwart.

Kurz schweigen wir nebeneinander her.

Mein Vorschlag: "Kurz schweigen wir uns gegenseitig an."

Er lacht. Linie 4 lass ich vorbei fahren.

"vorbeifahren"

Er sammelt einiges Geld mit seiner Bettelei ein

"einiges Geld" klingt für meinen Geschmack nicht gut.

sucht er 5 Euro heraus, drück sie mir in die Hand.

"drückt"

"Da die Strasse runter, 200 Meter, ist ein Kiosk.

"Straße"


LG, Markus

 

Hej @Oskar Herbst ,

herzlich willkommen.
Ich mag deinen Erstling hier bei uns. Möglicherweise weil er so schlicht und herantastend klingt. Du schilderst eine Begegnung und deren Verlauf, der alles andere als gewöhnlich ist. Und gerade weil du reduziert und grammatikalisch einfach artikulierst, bekommt für mich das Geschehen die Oberhand. In ihrer Handlung und ihrem Dialog bekomme ich eine gute Vorstellung der Charaktere und ich beginne mir Gedanken über die beiden zu machen, über ihre Motivation, ihren „Lebensstil“.
Am Ende kommt mir der obdachlose Bettler wesentlich strukturierter vor als der Student. Er hat einen Plan, etwas dass er als Arbeitsrhythmus- und platz sieht und weiß, was er will und braucht, während der Student so vor sich hinlebt und aus dem Bauch heraus entscheidet, wie ein Kind fragt und handelt, sich schicken lässt. Ich mag, dass du die beiden in der Form aufeinandertreffen lässt und bin mir sicher, der Student reflektiert vielleicht später denkt daran, sein eigenen Leben zu überdenken.
Für meinen Geschmack, solltest du diese Geschichte überarbeiten wollen, könntest du versuchen, sie noch etwas authentischer miteinander reden zu lassen. Daraus besteht ja im Prinzip die Geschichte.

Er nahm einen großen Schluck Dosenbier. Dann fragte er: "Sprechen Sie mit mir?"
"Was geht Dich das an?"

Ich denke, er würde den Studenten zu keinem Zeitpunkt siezen. (Du solltest die Anrede auch nicht großschreiben.)

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo @Oskar Herbst,

ich finde, du hast einen angenehmen Erzählstil. Auch wenn ich nur kurz reinschauen wollte, hattest du mich von der ersten Zeile am Hook, da steht auch kein Satz zu viel, der sich ziehen könnte.
Lebendig wirken deine Figuren auch. Ich sehe da gute Ansätze. Jetzt müsstest du versuchen, möglicherweise etwas in die Länge bzw. Breite zu gehen, beim nächsten Text mehr passieren zu lassen, als nur ein kurzes Treffen. Ich sehe den jetzigen Text - ohne das anmaßend zu meinen - als erstes Herantasten ans Schreiben. Eine kurze Situation, eine Begegnung versucht, aufs Blatt zu bringen. Das ist absolut in Ordnung und dir durchaus gelungen. Wenn du in der nächsten Story versuchen würdest, den Lesern etwas mehr von den Figuren und etwas mehr Handlung zu zeigen, wäre das der nächste Schritt, in meinen Augen. Würde dir auch empfehlen, deinen schnörkellosen Stil beizubehalten. Ich fand das angenehm.

Alles Beste
zigga

 

Vielen Dank für eure detaillierten Kritiken. Werde das Meiste sofort aufgreifen. LG Oskar

 

Hola @Oskar Herbst,

Du hast einen Text eingestellt, der mir schnell und oberflächlich geschrieben scheint, lieblos, ohne Tiefe.
Es genügt nicht, einen Gedanken in Worte zu fassen und das als vermeintliche Kurzgeschichte einzustellen. Um das eigene Geschriebene in einem Kurzgeschichtenforum (oder sonst wo) zu veröffentlichen, muss man den Text bearbeiten.

Sei willkommen, schau Dich um, scheue Dich nicht, andere Geschichten zu kommentieren (und auch den Antworten der Autoren Wissenswertes zu entnehmen) – kurz gesagt: Wenn Dir nach Schreiben zumute ist, gib Gas, aber bearbeite Deinen Text solange, bis er seinem Leser etwas gibt: Ein Leseerlebnis, an das er einige Zeit zurückdenkt.

Ich weiß – das schüttelt man nicht einfach so aus dem Ärmel, aber Farbe und Leinwand allein ergeben auch kein Bild.

Es gibt einige Zeitfehler im Text, die findest Du selbst.

Hast Du was zu rauchen?"
du
Er schnorrte bei den aufsteigenden Fahrgästen.
aussteigenden?

José

PS: Ich bewundere Deine effiziente Methode, vier Kommentare mit einer einzigen Zeile zu beantworten. Das spart Zeit. Mir musst Du nicht antworten.

 

Hi @Oskar Herbst,

Willkommen hier.
Ich fang gleich an.

"Sonst ist ja niemand hier"

Hier fehlt überall ein Punkt bei den direkten Reden. Kommt öfter vor.

Er lacht. Linie 4 lass ich auch vorbei fahren.

Hoppla, warum plötzlich Präsens? Was bezweckst du damit?

sucht er 5 Euro heraus

Zahlen von eins bis zwölf werden in Regel ausgeschrieben. Dass du aber die Nummern der Linien nicht ausschreibst, erscheint mir richtig.

einiges Kleingeld

Klingt für mich komisch. Wie wär's mit "ein paar Münzen" ode ähnliches?

Das war's schon an Kleinzeug. Hat mir gut gefallen, deine Geschichte, habe wenig Zeit und wenig zu beanstanden. Hoffe du kannst was damit anfangen!

Viele Grüße,
@Salomon

 

Hallo josefelipe,

Hola @Oskar Herbst,

Du hast einen Text eingestellt, der mir schnell und oberflächlich geschrieben scheint, lieblos, ohne Tiefe.

Harte Worte
PS: Ich bewundere Deine effiziente Methode, vier Kommentare mit einer einzigen Zeile zu beantworten. Das spart Zeit. Mir musst Du nicht antworten.
Das war nicht böse von mir gemeint. Die Kommentare habe ich noch gar nicht verarbeitet. Mein lapidarer Satz sollte nur eine schnelle Reaktion sein, um mich zu bedanken.

Dein Kommentar hat mir nicht geholfen. Wäre er der einzige, würde ich sicher keine weiteren Texte hier posten.

 

Hola @Oskar Herbst,

José schrieb:
Du hast einen Text eingestellt, der mir schnell und oberflächlich geschrieben scheint, lieblos, ohne Tiefe.

Oskar Herbst schrieb:
Harte Worte

Gewiss. Hat aber keine Bedeutung – die zwei fetten Worte unterstreichen die Subjektivität meiner Zuschrift.

Allerdings bleibe ich bei meiner Meinung, dass dieser Text eine sorgfältige Überarbeitung sehr gut vertragen könnte. In meinem Verständnis sollten wir nicht nur eine Geschichte erzählen, sondern dem Leser ein kleines Leseerlebnis gönnen. Dazu muss man jeden Satz auf die Goldwaage legen, bei jedem Wort überlegen, ob es die beste Wahl ist für das, was wir sagen wollen.

Das haben Dir auch zigga geschrieben:

Wenn du in der nächsten Story versuchen würdest, den Lesern etwas mehr von den Figuren ... ... zu zeigen, ...

... und Kanji:

... solltest du diese Geschichte überarbeiten wollen, könntest du versuchen, sie noch etwas authentischer miteinander reden zu lassen ...

... und Nichtgeburtstagskind:

Es wäre schön, wenn du deinen Text noch etwas herausputzen würdest.


José schrieb:
PS: Ich bewundere Deine effiziente Methode, vier Kommentare mit einer einzigen Zeile zu beantworten. Das spart Zeit. Mir musst Du nicht antworten.

Oskar Herbst schrieb:
Das war nicht böse von mir gemeint. Die Kommentare habe ich noch gar nicht verarbeitet.

Das ist so schnell auch nicht nötig, nur finden es die meisten Mitglieder gut, wenn sich der Autor persönlich für ihre Mühe bedankt und auf das eingeht, was sie ihm geschrieben haben. Mit Deiner Methode vergraulst Du Dir geneigte Leser, denn ein bisschen Kommunikation haben wir alle gern.

Das soll nur ein Rat sein, den Du gern in den Wind schlagen kannst – fest steht jedenfalls, dass wir auf unsere eingestellten Texte nicht nur lobende, sondern auch möglichst viele Zuschriften erwarten. Es liegt bei jedem selbst, ob und wie er seine Leser ‚pflegt’.


Oskar Herbst schrieb:
Dein Kommentar hat mir nicht geholfen.

Das ist schade. Nur kann ich nicht mehr tun, als Dir meinen Leseeindruck zu schildern – was Du daraus machst, ist Deine Sache. Leider habe ich den Eindruck, Du seiest ein bisschen beleidigt. Guck mal hier:

Oskar Herbst schrieb:
Wäre er der einzige, würde ich sicher keine weiteren Texte hier posten.

Eine schlimme Drohung:(!


Lass es Dich nicht verdrießen.
José


PS: Zwei Kommentatoren bezeichneten Deinen Penner als Bettler. Ich sehe diese Figur auch so, denn er greift profimäßig die Leute ab. Ein Penner ist passiv.

Oskar Herbst schrieb:
... holte er ein paar Schuhe hervor. Darin trockene Socken.
"Du betrügst die Leute", sage ich.

Das klingt hölzern, großväterlich. Der Student sollte sagen „Guter Trick!“ oder so etwas.

 

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