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Penner

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16.03.2013
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Penner

Ich ging einen trinken um die ganze Sache zu vergessen. Es wurden dann doch mehrere daraus und irgendwann stand ich besoffen im Park. Aber, konnte es denn die Möglichkeit sein? Saß er nicht da vorne auf der vermaledeiten Bank? Jetzt war die Gelegenheit gekommen. Ich stiefelte schwankenden Schrittes auf ihn zu. Dann lallte ich: „Hallo, Sie da, kann ich Sie mal was fragen? Was soll das Ganze mit den Leuten und so, hä?“
Er antwortete: “Ich kenne dich. Du sitzt immer mittags auf der anderen Seite des Sees und beobachtest mich.“
Da stand ich nun. Alles was ich hervorbrachte, war ein unsicheres „Ja“.
Ich kam mir auf einmal wie ein kleiner Junge vor, der seine Eltern heimlich durchs Schlüsselloch ausspioniert hat. Was hatte dieser arme Mann mir eigentlich getan?


Alles begann in meiner ersten Mittagspause. Da ich mit Kate erst seit kurzem in die Stadt gezogen war, ging ich im Park spazieren, um mir ein schattiges Plätzchen zu suchen. Eine Bank am See lud mich dazu ein. Gegenüber, auf der anderen Seite des Sees, saß ein Obdachloser. Ich biss in mein Sandwich, las die Zeitung und linste ab und an rüber.
Da fielen mir zwei Männer in schwarzen Anzügen auf. Nicht, dass sie mir an sich aufgefallen wären, aber etwas an ihrem Verhalten kam mir eigenartig vor. Der eine setzte sich nämlich neben den Penner und der andere beobachtete die Umgebung, so wie es Bodyguards tun. Der auf der Bank drehte sich zum Obdachlosen und schien ihn etwas zu fragen, dieser gab ihm eine knappe Antwort und schon erhob sich der Anzugträger sichtlich beglückt und die merkwürdige Szene löste sich wieder auf.
Ich dachte mir: „Er hat sicher nur nach der Uhrzeit gefragt“, obwohl mir diese Erklärung selbst reichlich unschlüssig vorkam.


„Was ist eigentlich mit dir los, Schatz?“ Kate hatte die Gabel neben den Teller gelegt. Das Fältchen über ihren Brauen verriet Besorgnis. „Schmecken dir die Spaghetti nicht? Oder ist es dein neuer Job?“
„Nein, nein, im Job läuft alles bestens. Und die Spaghetti sind fabelhaft. Bellisimo!“ Mein übertriebenes Lächeln konnte sie nicht täuschen.
„Du siehst seit einer Woche immer so gestresst aus, als wärst du vor jemand auf der Flucht. Hast du etwa deine kranke Ex wieder getroffen?“
„Um Gottes Willen, du meinst doch nicht im Ernst, dass die uns hier aufgespürt hat. Die Geschichte ist aus und vorbei, da kannst du wirklich beruhigt sein.“
Doch Kate war es nicht.
„Liegt es an mir?“
„Ich bitte dich, Schatzilein, mein Mäusepups. Du bist die Sonne in meinem Leben.“
Unbeeindruckt hakte sie nach.
„Was ist es dann?“
„Oh Mann, es ist der Penner! Der macht mich noch wahnsinnig!“ Mein Besteck knallte auf die Tischplatte. „So jetzt weißt du's. Zufrieden?“
„Siehst du, genau das hab ich gemeint. Warum schreist du mich eigentlich so an?“
Sie schniefte.
„Du liebst mich nicht mehr, Peter!“
„Weißt du was, ich geh jetzt einen trinken. Bis später!“


Am nächsten Tag zur gleichen Uhrzeit wurde ich wieder Zeuge dieses Schauspiels. Sie kamen und sie gingen, nur der Mann blieb auf seiner Bank zurück. Doch heute war da noch diese Frau. Sie war um die fünfzig und gut gekleidet, schon ein Wunder, dass sie überhaupt Platz bei einem Obdachlosen nahm. Sie tuschelte etwas, wieder kam eine knappe Antwort und schon stakste sie lächelnd davon.
Ich verschluckte mich an meinem Tee, sodass er kurz rüberblickte. Schnell erhob ich mich und verließ den Park, ich musste ja wieder zur Arbeit.


„George, hast du mal Lust mit mir in den Park zu kommen?“
George sah nicht auf.
„Nein danke, ich lese hier lieber meine Zeitung fertig.“
„In Ordnung.“
Nervös klipste ich mit dem Kugelschreiber. Schließlich versuchte ich es nochmal.
„George, bitte komm mit, ich muss dir dort was zeigen.“
„Ähm, Peter“, er blickte nun doch über seine Zeitung, „kannst du mir es nicht hier zeigen?“
„Nein, es ist dort im Park. Es ist … so ein Penner.“
„Ha-ha!" Er war nicht amüsiert. „Also Peter, du meinst allen Ernstes, ich opfere meine redlich verdiente Mittagspause, um mir einen Penner anzusehen? Von der Sorte gibt’s schon mehr als genug. Ist doch nicht mein Bier, wenn die ihr Leben versaufen.“
„Nein, dieser ist anders. Er trinkt nicht, er sitzt einfach nur da. Und dann kommen Leute. Sie wollen mit ihm reden, dann gibt er Antworten, kurze Antworten. Er ...“
„Peter!“ Ich fuhr zusammen. „Lass mich bitte mit so was in Ruhe! Mir wächst hier die Arbeit über den Kopf, Hillary spinnt schon seit Wochen, weil meine Mutter zu Besuch kommt, mein feiner Sohn kifft sich seit neustem den Verstand weg und da kommst du mir mit so einer Geschichte? Von mir aus kannst du gern im Park Penner beobachten, aber ich möchte mit deinem Hobby nichts zu tun haben. Ich hab jetzt Mittagspause!“

Nach der Arbeit wollte ich es wissen, ihm gegenübertreten von Mann zu Mann. Aber wie sollte ich nur mit ihm ins Gespräch kommen? Als ich in seine Nähe kam, merkte ich, dass mein Puls raste. Es lag eine eigenartige Spannung in der Luft. Jetzt war ich auf seiner Höhe. Er bemerkte mich und hob langsam den Kopf. Er blickte mich freundlich an und sagte: „Schönen Guten Tag, mein Herr!“ „Gunntag!“ grüßte ich zurück und tat so, als wäre ich rein zufällig vorbeigegangen. Ich spürte immer noch seinen Blick im Kreuz und kam mir wie ein Feigling vor.

„Hallo Jeff, ich bin's, Peter.“
„Peter, Alter, lange nichts von dir gehört! Wie geht’s euch denn so in der großen Stadt?“
„Ja, ja, ganz gut. Also, eigentlich ruf ich dich wegen so einer Sache an.“
„Na dann lass mal hören!“
„Bist du immer noch bei diesem, du weißt schon, Meister?“ Ich kam mir recht bescheuert vor.
„Sicherlich meinst du meinen Guru. Ich nehme immer noch regelmäßig an seinen Sitzungen teil. Willst du nun endlich doch mal mitkommen?“
„Nee, hab viel zu tun. Ich hätte da nur mal so eine Frage. Wie erkennt man, ob man einen, du weiß schon, Heiligen vor sich hat.“
„Du weißt es einfach, wenn du ihn siehst.“
„Klasse, gibt’s da noch irgendwelche andere Kriterien, oder vielleicht so eine Art Schnelltest?“
„Hast du denn einen Erleuchteten getroffen?“
Ich prustete.
„Quatsch! Vielleicht. Da ist dieser Penner, er sitzt einfach nur da.“
„Mein Meister hat gesagt: „Die bittere und unreife Frucht kann den Zustand der reifen nicht verstehen.“
„Okay. Danke, Jeff. Jetzt ist mir einiges klar geworden.“ Das ganze hatte so keinen Wert.
„Freut mich, dass ich dir weiterhelfen konnte. Und falls du es dir noch mal überlegen solltest, ich gehe jeden Samstag ...“
„Bye, Jeff!“


Heute zählte ich ganze fünf Personen, die ihn besucht haben. Ich glaubte, den einen aus dem Fernsehen zu kennen. War er nicht der Nachrichtensprecher?


Da war dieser Alptraum. Ich saß in Pennerklamotten auf der Bank. Der Obdachlose kam im piekfeinen Anzug über den See gelaufen und setzte sich zu mir hin. Er fragte mich, warum ich eigentlich eine solche Angst vor ihm habe.
Ich sagte: „Sie bringen mein Weltbild ins Wanken!“
Er redete zu mir, hab vergessen worum es ging. Aber er war so väterlich zu mir, so voller Geduld und Liebe.
Dann erschienen auf einmal alle Leute vom Park und begannen albern herumzutanzen, ich glaube zu Reggae. Ich wollte aufstehen, da bemerkte ich, dass ich mit der Bank festgewachsen war.
Ich schrie panisch und saß senkrecht im Bett.


„Na und, und wenn schon! Kann ja beobachten wenn ich will. Ich hab' Sie durchschaut! Sie sind ein, ein Scharlatan. Sie verarschen all diese Leute, jawohl! Is' mir auch egal. Aber mich lassen Sie ab jetzt in Ruhe! Mit ihren Psychotricks treiben Sie mich nicht in den Wahnsinn!“
„Das ist deiner Meinung nach mein Bestreben? Ich möchte rein gar nichts von dir. Du bist doch zu mir gekommen, oder etwa nicht?“
Sein Blick durchdrang mich bis in den letzten Winkel meiner Seele.
Schlagartig wurde mir alles klar, so klar wie noch nie: Warum ich hierher gezogen war, warum ich in den Park gegangen war, warum ich mit ihm in Kontakt gekommen war. Meine Beine wurden weich und ich ließ mich auf die Bank nieder.

„Ich denke, du bist so weit.“ Und mit diesen Worten stand er auf und ging weg.

Sollten Sie jetzt, wie ich stark annehme, noch Fragen haben, dann können Sie mich jederzeit gern besuchen kommen. Ich sitze für gewöhnlich hier im Park auf einer Bank am Teich.

 

Hallo Cybernator,

und ein herzliches Willkommen meinerseits.

Das war meine Geschichte. Sollten Sie jetzt, wie ich stark annehme, noch Fragen haben, dann können Sie mich jederzeit gern besuchen kommen. Ich sitze für gewöhnlich hier im Park auf einer Bank am Teich.
Jesus, ich hätte einen riesen Berg an Fragen, so ahnungslos, wie mich diese Geschichte zurückließ.
Erst wollte ich dir mit der alten Leier: "Anmerkungen zum Text müssen im Anhang als Kommentar verfasst werden, aber das gehört wohl augenscheinlich noch zur Geschichte.
Erstmal allgemein: Deine Geschichte bietet keine schlechten Ansätze, nur einige Szenen wirken auf mich völlig überflüssig, während andere meiner Meinung nach unbedingt ausgebaut werden sollten.
Den ganzen Anfang würde ich streichen. Der erste Part ist doch nur ein altes Klischee, das genauso widerlich schmeckt wie aufgewärmte Pommes. Und wieso der Zeitenwechsel? Anfangs schreibst du noch im Präsens und wechselst dann, ohne erkennbaren Grund, in die Vergangenheitsform.

habe mich so… täuschen lassen.
so(Leerzeichen)... täuschen lassen.

An den kommenden Tagen begann ich mit meinen Nachforschungen.
Ich telefonierte sogar mit der Polizei.
Ist das dein Ernst? Dein Prot beobachtet einen Penner, der von zwei Anzugträgern angequatscht wird, und das ist Anlass genug, um sich in die Recherche zu stürzen. Außerdem: was erwartet er denn zu erfahren? Warum sollte ihm die Polizei Auskunft geben. Oder warum sollten seine Kollegen diesen Obdachlosen kennen? Oder wie sollte er im Internet fündig werden? So ganz ohne Name. Er könnte ja mal seine Freundschaftsliste bei Facebook checken, ob einer dabei ist, der bei Hobby "ich sitze gern mit ranzigen Klamotten im Stadtpark herum und kipp mir einen hinter die Binde" angegeben hat.

Er sagte: “Ich kenne Sie. Sitzen Sie doch mittags auf der anderen Seite und beobachten mich.“

Da stand ich nun. Mir fehlten die Worte. Alles was ich hervorbrachte, war ein unsicheres „Ja“. Ich kam mir auf einmal wie ein kleiner Junge vor, der seine Eltern heimlich durchs Schlüsselloch ausspioniert hat.

Das wäre doch ein perfekter Einstieg für deine Geschichte gewesen. Da kam für einen kurzen Moment Spannung auf. Dann könnte man die Begegnung zwischen dem Penner und den Anzugträgern in seinen Gedanken Revue passieren lassen. Dann kannst du die Szene weiter ausbauen, schildern wie er sich fühlt, nachts im Park, völlig besoffen neben diesem ominösen Penner. Wieso redet der so Vornehm und keift ihn nicht an? Das frägt man sich schon. Versuche, nicht nur das klischeehafte Denken deines Prot umzukrempeln, sondern auch das des Lesers. Das wäre interessant.

Ich finde es immer ganz schwer eine Traumwelt zu schildern. Besonders, wenn man die Vergangenheitsform wählt. Du beschreibst das so unglaublich lebhaft, dass ich es dem Prot einfach nicht abkaufen kann.

Er murmelte etwas in einer Fremdsprache, ich glaube es war spanisch, so etwas wie “das ist ja auch mein Job“.
Wo ist da der nebulöse Schleier des Vergessens? So genau erinnere ich mich nicht mal an einen Traum, wenn ich direkt aus ihm erwache. Und spricht dieser Typ spanisch. Oder woher soll er wissen, was sein Satz bedeutete.

Dann erschienen auf einmal alle Leute vom Park und begannen albern herumzutanzen, ich glaube zu Reggae.
:D

„AAAHH!“ Ich stand senkrecht im Bett. Meine Frau drehte sich zu mir. Sie hatte einen Pennerbart, grinste mich an und sagte: „...ist ja auch mein Job!“

„AAAHH!“. Wieder erwachte ich schweißgebadet. Meine Frau drehte sich zu mir um und fragte, ob ich von dem Penner geträumt habe.

Da hast du dir einfach mal gedacht, Du schafft dir ein paar Traumebenen. Mal ganz ehrlich: hast du so was schon mal erlebt? Bist du schon einmal so aus einem Alptraum hochgefahren? Das hab ich bisher nur als Slapstick-Nummer in amerikanischen Komödien gesehen. Also das, mit dem Traum, fand ich nicht gelungen, ist aber auch tricky.

Das war meine Geschichte. Sollten Sie jetzt, wie ich stark annehme, noch Fragen haben, dann können Sie mich jederzeit gern besuchen kommen. Ich sitze für gewöhnlich hier im Park auf einer Bank am Teich.
Mir wäre es lieber gewesen, du hättest die paar fragen am Ende aufgeklärt. Der erste Satz muss unbedingt weg!!! Der ist mir wahrhaftig ein Dorn im Auge.
Hört sich an, als würde ein stinklangweiliges Teamkoordinationsseminar zu Ende gehen. Das war´s jetzt. Danke für die Aufmerksamkeit. Bis zum nächsten Mal. Ich weiß, ihr würdet lieber einen langsamen, qualvollen Tode sterben, als noch mal an diesem Seminar teilzuhaben, aber ich freu mich trotzdem.

Ich hab ja die Vermutung, dass er jetzt den Platz des Penners eingenommen hat. Vorher noch ein bodenständiger Typ mit Job und Frau, und dann wirft ihn dieser Penner völlig aus der Bahn. Nur warum denn? Bei uns in der Stadt sieht man auch jeden Tag Penner an der Bushalte, die sich zusaufen. Klar, da könnte jetzt auch mal ein vornehmer Herr vorbeikommen und sich mit denen unterhalten. Mir würde das zwar merkwürdig vorkommen, aber im nächsten Augenblick wäre es mir auch schon wieder scheißegal.

Ich denke aber, obwohl mir die Story so nicht gefallen hat, dass sie durchaus Chancen hat. Du hast die Chance da was rauszuholen, indem Du an vielen Stellen kürzt, am Besten ganze Absätze streichst; dich frägst, braucht es den Absatz nun unbedingt, oder eher nicht? Und an anderen Stellen solltest du die Story wiederum Ausbauen. Vielleicht schaffst du noch ein paar lebhafte Dialoge. Dein Text enthält nämlich so gut wie gar keinen Dialog. Bei den Gesprächen mit den Kollegen finde ich die indirekte Rede ja vollkommen i.O., aber seine Frau hättest du ruhig mal direkt zur Sprache kommen lassen können, so bleibt sie einfach viel zu blass. Aber eigentlich bringt sie die Geschichte ja eh nicht voran. Streich die blöde Kuh!
Da kann sich noch was gutes draus entwickeln, wenn du dich noch mal intensiv damit auseinander setzt. So seh´ ich das.

Viele Grüße

Hacke

 

Guten Abend Cybernator,

mir geht es ähnlich wie meinem Vorredner: ich habe die Geschichte wg. des Titels angeklickt (der allerdings viel zu lapidar ist) und war am Ende enttäuscht.

Weil du m.E. nichts Ganzes und nichts Halbes bietest bzw. zu viele Handlungsstränge miteinander verknüpfst. Wer auch immer der geheimnisvolle Clochard sein mag: Gespenst, Teufel, Gevatter Tod, ein schlechter LSD-Trip, Delirium Tremens nach fünf Flaschen Wodka etc. Finde ich am Ende gar nicht so wichtig. Vllt auch ein Undercoveragent des spanischen Geheimdienstes. Alles vernachlässigbar.

Aber der Weg durch die Handlung bis zur Erkenntnis ist verworren u. unglaubwürdig. Falls der Penner was Besonderes sein soll, musst du ihm von Anfang an spezielle/ überraschende Attribute anheften. Statt stundenlang zu recherchieren o. neben der Ehefrau zu träumen, solltest du den Prota eine längere – von mir aus schnapsselige – Unterhaltung mit dem geheimnisumwitterten Obdachlosen führen lassen.

Ich reime mir die Geschichte so zusammen, dass auf dem Penner – der früher wahrscheinlich ein gutsituierter Herr war – ein Fluch lastet. Den wird er erst wieder los, wenn er einen passenden Nachfolger für die Rolle gefunden u. angelockt hat. Dann wird er erlöst u. der Neue muss für einige Jahre (Jahrhunderte?) seine Position einnehmen. Bis er dann wiederum das nächste Opfer findet. Usw.

An deiner Stelle würde ich die Geschichte vom überflüssigen Ballast befreien und mich auf die Interaktion Clochard-Prota konzentrieren. Träume sind immer schwierig. Weil der Leser die oft langweilig findet. Deshalb würde ich eine Fantasie nur dann einbauen, wenn sie die Handlung voranbringt. Weshalb muss der Kerl im Traum Spanisch sprechen? Versteht kein Mensch. Was bezwecken die zwei Krawattenträger? Sind das Sendboten des Teufels in Armani-Anzügen? Für mein Dafürhalten zu viele nebulöse Andeutungen, die nachher nicht aufgelöst werden. Von daher bleibe ich am Ende schulterzuckend zurück u. denke: Wozu das Ganze?

Ich bin aber – wie mein Vorredner – davon überzeugt, dass man mit ein paar Aufräumarbeiten eine gute Geschichte aus der Handlung spinnen könnte.

Vllt kannst du mit meiner Eindrucksschilderung was anfangen.

Vg sinuhe

 

Hallo Hacke!

Erstmal ein dickes Dankeschön für deine Kritik!

Jesus, ich hätte einen riesen Berg an Fragen, so ahnungslos, wie mich diese Geschichte zurückließ

Jetzt weißt du auch, warum ständig Leute zum Penner kamen:)

Den Aufbau werde ich versuchen umzubauen, deine Ideen find ich prima.

Ist das dein Ernst? Dein Prot beobachtet einen Penner, der von zwei Anzugträgern angequatscht wird, und das ist Anlass genug, um sich in die Recherche zu stürzen.

Der Prot und er Penner haben ein Schüler-Meister-Verhältnis. Der Schüler wird unbewusst von dem Meister angezogen, kann aber dessen Verhalten nicht verstehen, da der Penner sich auf einer höheren Ebene befindet und der Schüler ihn nach seinem Maßstab beurteilt. Deshalb auch die unbeholfenen Versuche mit der Recherche. Er kann nur so viel verstehen, wie der Meister es zulässt und er tragen kann.


Um mehr Dialog in die Geschichte zu bringen, werde ich einen Kollegen einbauen, mit dem kann sich dann der Leser eher identifizieren und das Ganze wird greifbarer.

Mensch, da wär ich doch ohne deine Kritik bestimmt nicht drauf gekommen:D

Beste Grüße
Cyberbator

 

Hallo sinuhe!

Auch dir ein herzliches Dankeschön!

Weil du m.E. nichts Ganzes und nichts Halbes bietest bzw. zu viele Handlungsstränge miteinander verknüpfst.

Ich glaube auch, dass die Geschichte deshalb nicht so gut funktioniert.
Auch möchte ich den Penner für den Leser interessanter machen. Ich fand das gerade so reizvoll, dass er im Grunde nicht viel tut, aber ihm die Leute trotzdem "die Bude einrennen". Vielleicht sollte er doch mal kurz aufstehen und rüberwinken:)

Deine Deutung mit dem Fluch fand ich sehr interessant.

Das der Penner spanisch redet, ist wohl daraufhin zurückzuführen, dass ich seiner stocksteifen Art etwas südländische Lässigkeit entgegenstellen wollte.

Ich hoffe bei der Überarbeitung deine Eindrücke mit berücksichtigen zu können

Beste Grüße
Cybernator

 

„Ich hân min lehen, al die werlt, ich hân min lêhen.
[…]
sie sehent mich niht mêr an in butzen wîs als sî wîlent tâten.
Ich bin ze lange arm gewesen ân mînen danc.
ich was sô voller scheltens dâz mîn âten stanc:
[…] “
Walther v. d. v.​

Eine keineswegs misslungene Geschichte über einen unverhofften Rollentausch, wie ich finde,

lieber Cybernator –
und damit erst einmal auch von mir herzlich willkommen hierselbst!

Du siehst/man sieht an den o. g. Versen, dass das Problem so neu auch nicht ist, ob nun Bankster (eine gelungene Wortschöpfung Mr. Obama’s), Bankier/Banker oder bloßer Bankangestellter, wie der Wettbewerber niederen Adels auf der Wartburg eher einer Ich-AG denn dem strahlenden Rittersmann glich (dass er sich sogar über einen geschenkten Pelz freute). Selbst da schimmert eine Analogie durch zwischen dem Bankbesitzer im Stadtpark und dem armen Schlucker, der waidmännisch sich auf der vogelweide durchschlagen musste. Der Unterschied besteht nicht so sehr darin, dass oben Mittelhochdeutsch und bei Dir Neuhochdeutsch gesprochen (genauer: geschrieben) wurde, sondern oben ist es die klassische Hochsprache der Stauferzeit wie überhaupt des mhd. und hier heutige Umgangssprache, was keinem der beiden Texte einen Abbruch tut. Der heutige Text ist für viele Leser (oder Ohren) gedacht (die eine andere Wortwahl eher befremdlich fänden), der obige ist ursprünglich für den Vortrag vor zahlendem Publikum, dem Hof, gedacht, und hat alle hövesch tid überdauert, während die kurteis/hövesch/hüvesch/Hübschen und Reichen heute auch schon mal auf der Parkbank stranden (siehe Bankster).

Wenig Anmerkungen zur Unzufriedelheit der Kleinkrämerseele, ach, in meiner Brust:

…, den Schmutzigen Mantel als Sitzunterlage …
Das Attribut nur als fester Begriff (die Dicke Berta oder der Heilige Stuhlgang etwa) mit Großbuchstaben.

Er sitzt einfach nur da, wer weiß[,] wie lange schon.
Besser Komma, da dieses „wie“ hier eher ein Fragefürwort, denn ein Bindewort ist.

Wenn man ihn da so sitzen sieht, würde man „armer Kerl“ oder „selbst schuld“ denken, aber mehr auch nicht.
Ist das so? Ich stell mir z. B. den einen oder andern Finanzhai oder auch nur kleinen Bankangestellten vor, der die Vorgaben seines Bankiers (von Obama als Bankster in schöner Verknüpfung von Banker und Gangster bezeichnet, was sich hier kein Politiker trauen wird) realisieren wollte. Weniger Mitgefühl gilt denen, die’s mit Überzeugung realisierten, Leute zu bescheißen.

Ist schon von einem Vorredner erwähnt worden, hier also redundant:

…, habe mich so… täuschen lassen.
Auslassungspunkte beginnen dann am vorhergehenden Wort, wenn vom Wort etwas fehlt, also statt "sofort" etwa "so…"
Ansonsten ist zwischen letztem Buchstaben und erstem Auslassungspunkt eine Leerstelle/-taste zu berücksichtigen.

… sowas …
Die Verkürzung von so [et]was immer auseinander: „so was“

Ich ging einen trinken[,] um die ganze Sache zu vergessen.
Mit der großartig misslungenen Rechtschreibreform wurde der Infinitivsatz weitestgehend vom Komma befreit (in Wirklichkeit eine „Kann“-Regelung, sofern der Sinn zu erkennen bleibt) mit einer Menge Ausnahmen, die das Komma eben vorschreiben („Muss-„Regelungen) wie bei der Verwendung des um.
Merin Rat: Immer bei Infinitivsätzen Komma setzen, ist halt nicht verboten.

Aber an dem Satz lässt sich exemplarische der Unterschied zwischen Umgangssprache und Hochsprache zeigen – einfach durch Weglassen:
Hauptsatz:

Ich ging […,] / Ich […] trink[(e)…,]
Nebensatz:
um [die (…) Sache] zu vergessen,
man weiß doch, was vergessen werden soll.

„AAAHH!“
Hätte Deine Geschichte Comic-Effekte nötig? Schleicht sich so nicht eher Kindisches ein?

Gruß

Friedel

 

Lieber Friedel!

Ein herzliches Dankeschön für die Kritik und deine erhellenden Gedanken.
Deine sozial angehauchte Interpretation wirft wieder ein ganz anderes Licht auf das Thema.
Für mich ist es wahnsinnig interessant, zu sehen, wie unterschiedlich die Geschichte auf euch alle gewirkt hat, und aus welchem Winkel ihr sie betrachtet habt.
Mein eigentlicher Grundgedanke war, dass ein Weltmensch gegen die gottgegebene Wirklichkeit eines Mystikers kracht und so sein Weltbild immer mehr zerbricht, bis er schließlich am Ende in dessen universelles Bewusstsein eintaucht.
Alte Geschichten in die heutige Zeit und deren Umgangssprache zu transportieren, sozusagen im neuen Gewand, ist in der Tat ein sehnliches Anliegen von mir. Deshalb war ich regelrecht geplättet, dass du dies ausgerechnet mit dem Herrn Walther, tanderadei, auf schönste Weise dargestellt hast. Ich hab nicht den blassesten Schimmer, warum überhaupt, aber danach sollte man vielleicht auch gar nicht fragen. Es ist das Leben eben eine verdammt mystische Angelegenheit.

Liebe Grüße
Cybernator

 

Hallo Cybernator,

nix zu danken, jeder Geschichte, die mehr als eindeutig ist, ist besser als jede mathematische Funktionsgleichung (ab der Infinitesimalrechnung wirds wieder interessant). Klar, ist die eigene Intention

..., dass ein Weltmensch gegen die gottgegebene Wirklichkeit eines Mystikers kracht und so sein Weltbild immer mehr zerbricht, bis er schließlich am Ende in dessen universelles Bewusstsein eintaucht,
wichtig, um überhaupt in die Gänge zu kommen. Dabei muss man auch gar nicht auf Originalität zielen, denn der Mensch ist trotz allen Fortschritts immer noch der alte Troglodyt, insofern sind die alten Probleme auch die neuen (wie sie sich auch verkleiden mögen; siehe an anderer Stelle hierorts der Kürenberger in der Generation vorm Walther). Es gibt nix Neues unterm Himmel (heißt's irgendwo im Alten Testament).
Es ist das Leben eben eine verdammt mystische Angelegenheit
ist ein schönes Schlusswort, bei dem wir freilich das mystische gar nicht bräuchten.

Gruß und schönes Wochenende wünscht der

Friedel,
der gerade der Veronika mit so'nem fremden Kerl am Arm begegnet ist

 

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