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Pay-Day
Als ich wach wurde, war alles still. Zu still. Was war passiert? Ich erinnere mich noch daran, letzte Nacht feiern gewesen zu sein. Ein Blick auf die Uhr bestätigte meinen Verdacht. Ich habe die Schule verschlafen. Aber wieso weckt mich niemand? Meine Mum saugt doch schon morgens immer Staub. Und mein Vater weckt mich doch sonst immer, wenn ich dabei bin zu verschlafen.
Ich entschloss, einen Blick aus der Tür zu wagen. Dunkelheit.
Haben alle verschlafen?
Nein. Von unten kam ein kleines Licht. Und höre ich nicht leise den Fernseher laufen? Um diese Zeit guckt bei uns doch eigentlich nie jemand Fern. Langsam ging ich die Treppe runter. Stufe um Stufe. Ich spüre, dass meine Hände anfingen zu zittern. Was ist nur passiert? An der letzten Stufe höre ich jemanden leise weinen.
„Mum? Ist alles okay?“ Keine Antwort. Das Weinen verstummt. Ich öffne die Tür zum Wohnzimmer. Erleichtert sah ich, dass alle da saßen. Aber wieso? Das macht alles keinen Sinn.
„Wieso seid ihr im Wohnzimmer? Müsst ihr nicht arbeiten?“
„Es passiert“, kommt es von meiner Mutter zurück. „Was? Ist alles okay?“ Sichtlich verwirrt drehe ich mich zum Fernseher um. Bilder von einem Deich. Hochwasser, das über die Deiche steigt. Menschenmengen, die Sandsäcke schleppen. Regen und Unwetter. Was war passiert?
Vor 20 Jahren gab es schon die ersten Warnungen. Damals war ich noch nicht mal in Planung.
Zurzeit bin ich 18 Jahre alt und gehe zu der Zeit noch aufs Gymnasium im Norden Deutschlands. Es ist Anfang des letzten Schuljahres. Die ersten großen Arbeiten stehen bevor. Gelernt haben wir aber nie. Wobei. Das ist auch nicht ganz richtig.
Wir haben gelernt, wie viel Alkohol ein Mensch vertragen kann. Kein Mädchen ist sicher vor uns. Egal wie schlecht unsere Sprüche waren, wir hören nicht auf. Wer kann mehr Mädchen klären? Wir verbringen jeden Abend damit, ein anderes Mädchen zu nerven. Kondome haben wir immer dabei. Ob die anderen sie gebraucht haben, weiß ich nicht. Sie behaupten immer vieles. Ich auch. Aber ich führe eine Fernbeziehung mit dem Mädchen meiner Träume. Braune Haare. Funkelnde Augen.
Wieso sollte ich sie betrügen? Ich hab Mädchen angemacht, ja. Und selbst das bereue ich heute. Aber wenn man dazu gehören will, muss man einiges machen. Zuhause und in der Schule bin ich immer der brave, stille Mensch. Ich bin freundlich und hilfsbereit. Aber viel sagen, mach ich nicht.
Meine Noten sind ausreichend. Mal ein Ausreißer nach oben. Manchmal auch nach unten.
Offiziell habe ich nie geraucht. Getrunken habe ich für Lehrer und Eltern auch nicht. Was ich wirklich tat, wussten sie nie. Freunde habe ich viele. So nannte man die Leute in meiner Umgebung zumindest. Wirklich befreundet bin ich nur mit zwei Leuten. Meiner Freundin und meinem Kumpel. Sie wussten wirklich, wer ich bin. Für die anderen „Freunde“ war ich nur der coole Motorradfahrer, der abends gut einen wegtrinken kann.
2 Jahre vor meiner Geburt ist Wissenschaftlern aufgefallen, dass es bald mit der Erde zuende gehen könnte. Vielleicht war das der Grund, dass sich niemand für ihre Entdeckung interessiert. Sie haben nie gesagt, dass sie sich sicher sind. Aber sie waren sich sicher. Und heute wissen wir, dass alles was sie gesagt haben, richtig ist.
Jährlich haben sie die großen Politiker dazu aufgefordert, etwas zu ändern. Verspottet wurden sie dafür. Verschwörungstheoretiker seien sie. In den Jahren wurden die Sommer immer wärmer. Alle freuten sich auf Hitzefrei und kalte Seen. Mit 10 Jahren merkte auch ich langsam einen Unterschied. Die erhoffte Abkühlung fehlte. Das Wasser der Seen wurde weniger. Wärmer. Gewundert hatten sich viele. Aber es interessierte kaum einen, wieso das passierte. An meinem 12. Geburtstag bekam ich dann mein erstes Handy. Mit 14 Jahren durfte ich das umtauschen lassen. Überhitzung. 2 Jahre. So lange hielten die meisten Handys. Danach gab es ein neues.
Im Alter von 15 lernte ich dann meine jetzige Freundin kennen. Sie hat mich über das Internet angeschrieben. Irgendwann haben wir uns getroffen und wir waren direkt verliebt. Ich wusste sofort, dass ich sie nicht mehr loslassen will. Aber ich musste. Mit 16. war es dann soweit. Ich hatte meinen Führerschein und konnte jedes Wochenende mit dem Motorrad zu ihr fahren. Wie viel Benzin ich dabei verbrauchte war mir egal. Wichtig war, dass ich sie sehen konnte. 2018 war ich dann endlich fertig mit meinem Führerschein. Ich konnte ab dann im Auto bequem zu ihr fahren. Wir haben so viel Zeit im Auto verbracht, dass das schon fast zu unserem Zuhause geworden ist. Ende 2018 war es dann soweit.
Was war passiert. Jahr um Jahr stieg der Meeresspiegel. Dämme wurden erhöht. Stabiler gebaut. Man hat sich sicher gefühlt und kein Wort der Wissenschaftler für wahr oder wichtig empfunden. Für 2035 sagten sie es voraus. Bis dahin würde ja noch einiges passieren. Damit sollten wir Recht behalten. Es passierte einiges. Die Abgase wurden mehr und es wurde immer wärmer. 26.12.2018. Damit haben nicht einmal die Wissenschaftler gerechnet.