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Pause im Lehrerzimmer
"Rinnnng, rinnnng!" Es ist mal wieder soweit. Eine Herde Schüler flieht mit donnernden, weit ausgreifenden Sätzen vor seinem Feind. Den Lehrern. Eine Viertelstunde Auslauf, bis sie wieder in enge Räume zusammengepfercht werden. Dann geht die Züchtung zum vorbildhaften Durchschnittsmenschen, der sich gehorsam und ohne Murren der Gesellschaft anpasst weiter. Eine Viertelstunde, in der sie Energie schöpfen können für die nächste Gehirnwäsche.
Das ist die Zeit der Lehrer ihre Wunden zu lecken. Bei Kaffe und Kuchen wird über die Gräueltaten einzelner Schüler berichtet, die sich sicher sein können, nach der Pause auf dem schwarzen Brett der Deserteure und Querdenker zu stehen.
Die Lehrer packen ihre Waffen aus. Die nächste Ladung Rotstifte ist bereits geliefert. Dutzende Lehrer schlagen sich um den Kopierer, der am laufenden Band beschriebene Zettel ausspuckt. Eines der führenden Narkosemittel um die Schüler ruhig zu halten.
Der Chef betritt den Raum. Einige sehen schon ihren wohlverdienten Feierabend durch eine Konferenz gefährdet. Nein, viel schlimmer. Es wurde eine Marktumfrage, die „Pisa Studie“ durchgeführt. Die Konkurrenz ist besser, das Produkt noch nicht ausgereift. Vor allem technische Mängel. Die CPU hat Macken, die Festplatte wird mit der falschen Software bespielt. Es werden Fortbildungen verordnet, um neue Folter und Züchtungsmethoden zu studieren. Natürlich während der Schulzeit, man muss sparen wo man kann.
"Rinnnng, rinnnng!" Der Auslauf ist vorbei. Die Schüler werden wieder in die Produktionshallen getrieben. Die Lehrer schnauzen die Schüler an sie seien zu schlecht und bedrohen sie mit ihren Waffen. Die Schüler ignorieren sie und werden mit Narkosen ruhiggestellt. Nur ändern tut sich nichts.