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Paulo Coelho: Veronika beschließt zu sterben
Der Alltag von vier Patienten und einem Arzt in einer psychiatrischen Anstalt in Slowenien stellen das Umfeld in dem Roman Veronika beschließt zu sterben des gebürtigen Brasilianers Paulo Coelho (Der Alchimist) dar. Sie alle leben in einer von der Gesellschaft abgekapselten, engen Welt, in der die "Verrücktheit" der eingewiesenen Frauen und Männer geradezu erwartet und legitimiert wird. Nur der jungen Veronika kommt eine Sonderrolle zu: Nach einem missglückten Selbstmordversuch mit Hilfe von Schlaftabletten bleiben ihr aufgrund der Folgeschäden für ihr Herz nur noch wenige Tage zu leben. In diesen Tagen lernt sie das Leben neu kennen und reisst damit auch noch andere Patienten der Anstalt mit hinaus in das reale Leben außerhalb der Institution.
Der Roman reisst viele Themen an - insbesondere Begriffe wie "Normalität" und "Verrücktheit" werden diagnostiziert und entsprechend dem ungewöhnlichen Umfeld der Handlung anschaulich relativiert. Die teilweise amüsanten Einsichten, besonders des Arztes der Anstalt, bleiben für eine Weile im Gedächtnis.
Mitunter erinnert die Handlungsführung jedoch auch unangenehm an diverse Lehrbücher über sinnvolle Lebensführung, etwa als sich Veronika in der Anstalt ausgerechnet mit einem Sufi-Meister über den Sinn des Lebens unterhält (ihre etwas sehr voreilige Reaktion nach diesem Gespräch: "Danke, dass du meinem Leben einen Sinn gegeben hast"). Hier hinterlässt der Roman einen doch zu oberflächigen Nachgeschmack.