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Patient G.

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11.10.2013
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Patient G.

„Darum bitte ich dich, oh Herr! Amen!“
Der kleine grauhaarige Mann mit Bart verkroch sich in die Ecke. Er hämmerte seinen Kopf an die gepolsterte Wand hinter ihm.
„Verzeih mir, Herr, aber ich habe gesündigt!“
Schweiß lief ihm über die Stirn, sein Körper zitterte. Er hatte sich die Unterarme mit den Fingernägeln aufgekratzt.
„Mein Seelenheil suche ich in dir!“
Der Speichel tropfte ihm aus dem Mundwinkel, die Lippen waren abgekaut und rissig.
„Und keine anderen Götter neben dir!“
Ein unmenschlicher Schrei löste sich aus der Brust des Zusammengekauerten. Sekundenlang hielt er an, schrill und die Luft um ihn erzitterete. In einem Film wären die Fensterscheiben gesprungen, aber in seiner Zelle gab es keine, daher wusste er nicht, ob sie es wirklich getan hätten. Natürlich wusste er es. Aber so lang konnte er den Gedanken nicht festhalten.
Jemand pochte an die Wand. Seinen Nachbarn ging er auf die Nerven. Was wussten die schon?
„Und wenn ich nur ein Paar Fußstapfen sah, so waren es deine, denn du hast mich getragen!“
Der Grauhaarigen war in ein ein langes Kleidungsstück gehüllt, das wie ein Laken anmutete. Es mochte einmal weiß gewesen sein, jetzt jedoch zeigte es viele verschiedene Schattierungen, eingetrocknete Flecken von Erbrochenem, Schweiß und Urin waren darauf zu sehen, Blut hatte es an anderen Stellen krustig gemacht. Lange Risse zeigten einen ausgemergelten Körper darunter, an dem die kränklich graugelbe Haut herunterhing.
„Und erlöse uns von dem Bösen, dass wir in uns aufgenommen haben. Amen!“
Es stank in der Zelle, als ob es eine öffentliche Bedürfnisanstalt behinhaltete, man sollte meinen, dass die ganze Welt ihre Exkremente in sie hineinkatapultierte.
„Ich wollte es nicht tun, Herr, ich war nicht stark genug, der Versuchung zu widerstehen! Jede Nacht höre ich ihre Schreie, erlöse mich davon!“
Der alte Mann schlug sich mit beiden Fäusten gegen den Kopf. Er bohrte sich seine Finger in die Ohren, um die Stimme nicht mehr hören zu müssen. Vergebens.
Er öffnete einen kurzen Moment die Augen, sie waren blutunterlaufen und glänzten fiebrig.
„Aufhören! Aufhören! AUFHÖREN!“ schrie er wieder und wieder, immer und immer noch einmal, lauter und lauter.
Das Hämmern an die Wand wurde durch eines von der anderen Seite ergänzt.
„Halt endlich die Fresse darin und nimm es wie ein Mann! Bist ja nicht der einzige hier, der Probleme hat, oder?“
Da hatte die Stimme wohl recht.
„Tschuldigung!“ rief er zittrig zurück.
Draußen stapfte jemand vorbei, offenbar war der Vorfall nicht ernst genug, als dass er in die Zelle geschaut hätte. Er begnügte sich damit, mit einem Schlagstock gegen das vergitterte Fenster zu klopfen.
„Ruhig bleiben, Patient G. Sonst muss ich Sie ruhigstellen lassen!“
Der angesprochene krümmte sich zusammen. Er versuchte Ruhe zu finden.
„Und lass mich ruhig schlafen und meinen kranken Nachbarn auch!“
Er steckte den Daumen in den Mund und nuckelte eifrig daran. Als er sich dabei ertappte fuhr ein kurzer Schauer über sein Gesicht, einen winzigen Moment wirkte er friedlich, vielleicht gar belustigt.
„Ehre deinen Vater und deine Mutter!“
Aus der Zelle, die unter seiner lag, hörte er ein zufriedenes Brummen. Om. Ja genau. Die leichteren Fälle. Garnicht so lange her, dass er dort unten gewesen war. Aber sein Zustand verschlimmerte sich. Obwohl er selbst nicht müde wurde, zu sagen, dass es die Welt war, die sich verschlimmerte.
„Es sind die Menschen! Zuviele davon! Und es werden immer mehr! Und wenn man sich zu ihnen gesellt, dann wollen sie alle etwas von einem. Ihre ganzen Probleme überfluten mich. Ich habe garkeinen Ausweg mehr gesehen!“ hatte er dem Arzt gesagt, als der noch bereit gewesen war, mit ihm zu sprechen. Vor dem letzten Anfall. Inzwischen hatten sie ihm die Handfesseln wieder abgenommen. Er fühlte mit ihnen. Er hätte auch keine Lust auf sich gehabt. Warum sollten sie sich mit einem überflüssigen Relikt wie ihm abgeben?
„GOTT IST TOT!“
Der Patient kicherte. Nein, das stimmte nicht ganz. Und er besaß die Macht, das richtig zu stellen. Noch einmal würde er zu ihnen sprechen, würde die Wahrheit sprechen. Er räusperte sich und suchte nach den richtigen Worten, um zu antworten.
„Nein, Gott sitzt in der Klapse!“

 

Hallo Halbeliebe!

Also ich musste deine KG schon dreimal lesen, um durchzusehen. Bin aber nicht sicher, ob mir das gelungen ist. So wie das bei mir ankommt, soll Patient G. tatsächlich Gott sein und bildet sich das nicht nur ein, aber wie gesagt, sicher bin ich mir nicht.
1. Mal angenommen, es handelt sich tatsächlich um Gott. Da müsste Gott schon wirklich völlig balla balla sein, nichts an seiner Lage ändern zu können. Der Allmächtige allen Ernstes in der Klapse? Ich finde die Welt ja manchmal auch zum durchdrehen, aber ich bin ja auch ein Menschlein, gell. Das passt nicht, finde ich. Und um das Szenario trotzdem schmackhaft zu machen, müsste das, denke ich, entweder hochphilosophisch in tiefe Tiefen mit viel Können ausgelotet werden, oder - und das würde ich sehr empfehlen - man legt die KG als Satire/Humor-Ding an.
2. Mal angenommen, Patient G. bildet sich nur ein Gott zu sein. Dann ist der Schluss witzlos. In diesem Fall würde ich die Story noch weiterspinnen und mir überlegen, wie es für den armen Irren weitergeht.

Diverses:

„Darum bitte ich dich, oh Herr! Amen!“
Das, sowieso jedes weitere Adressieren Gottes, macht weder Sinn, wenn der Patient G: Gott ist, noch wenn er sich einbildet Gott zu sein. Wenn ich nicht alles falsch verstanden habe, ist das vollkommen unlogisch.

Der kleine grauhaarige Mann mit Bart
Wie wäre es mit "Der kleine graubärtige Mann ..." ?

Ein unmenschlicher Schrei löste sich aus der Brust des Zusammengekauerten. Sekundenlang hielt er an, schrill und die Luft um ihn erzitterete.
Vielleicht etwas zu wahnsinnig dramatisch? Ich erzitterte!

In einem Film wären die Fensterscheiben gesprungen, aber in seiner Zelle gab es keine, daher wusste er nicht, ob sie es wirklich getan hätten. Natürlich wusste er es. Aber so lang konnte er den Gedanken nicht festhalten.
Das passt mir nicht zum Teil davor. Ich finde, das könntest du komplett streichen. Der plötzliche Verweis auf Filme reißt einen aus dem Geschehen raus.

Der Grauhaarigen war in ein ein langes Kleidungsstück gehüllt

Es mochte einmal weiß gewesen sein, jetzt jedoch zeigte es viele verschiedene Schattierungen, eingetrocknete Flecken von Erbrochenem, Schweiß und Urin waren darauf zu sehen, Blut hatte es an anderen Stellen krustig gemacht. Lange Risse zeigten einen ausgemergelten Körper darunter, an dem die kränklich graugelbe Haut herunterhing.
Umständlicher Satz + Attribut-Overkill. Ein Punkt nach 'waren darauf zu sehen' würde mir das Lesen erleichtern, das Wort 'Schattierungen' würde ich hier nicht verwenden.

Es stank in der Zelle, als ob es eine öffentliche Bedürfnisanstalt behinhaltete, man sollte meinen, dass die ganze Welt ihre Exkremente in sie hineinkatapultierte.
'hineinkatapultierte' wirkt zu salopp für diesen ansonsten ernsten Text.

„Halt endlich die Fresse darin und nimm es wie ein Mann! Bist ja nicht der einzige hier, der Probleme hat, oder?“
Da hatte die Stimme wohl recht.
„Tschuldigung!“ rief er zittrig zurück.
Unfreiwillig komisch :D

Der angesprochene krümmte sich zusammen.
Groß!

Als er sich dabei ertappte (KOMMA) fuhr ein kurzer

Om. Ja genau. Die leichteren Fälle. Garnicht so lange her
Vom Rechtschreibfehler mal abgesehen wirklich saukomisch! Mit Absicht?

„GOTT IST TOT!“
Wer spricht diese Worte???

Also kurz und gut: Ich verstehe nicht, was diese Geschichte sein will. Lustig, oder ernst? Das ist mir zu uneinheitlich im Stil. Man könnte aber einen echten Brüller daraus machen, ganz ehrlich!

Liebe Grüße

Sturm

 

Hallo Halbeliebe

Ich weiss nicht so recht, wie ich deine Geschichte klassieren soll, die in der Rubrik Gesellschaft steht, da ich in den fiktionalen Texten hier eher Realitätsnähe vermute. Ein durchaus ernsthaftes Thema, das sich für Unbefangene belustigend anbietet, mir jedoch nicht aufrichtig den Konflikt zu reflektieren vermag. Ich habe es nicht ganz ohne Lächeln gelesen, doch fragte ich mich, ob es in dieser Form so nicht zu sehr als Parodie daherkommt, nur eine „Collage“ über geistige Verwirrung sein will. So fehlt mir eine effektive Veränderung in der Geschichte. Ein lichter Moment des Patienten, ein Dialog mit einem Arzt oder Pfleger hätte es je nach Ausgestaltung vielleicht kontrastreich erfüllen können. So las ich die Pointe mehr wie einer der vielen „Psychiatriewitze“, bei denen der Verdacht nicht immer ganz von der Hand zu weisen ist, dass die Abwehr für den Verfasser eine stärkere Rolle spielt, als dieser möglicherweise selbst wahrnimmt.

Ein unmenschlicher Schrei löste sich aus der Brust des Zusammengekauerten.

An der Wortwahl unmenschlich etwa zeigt sich beinah unmerklich die Überzeichnung, die an andern Stellen krass auftritt. Auch die gröbste Artikulation eines Menschen bleibt in sich menschlich, wenngleich es eine Störung bilden kann. Dabei darf ich dir diesbezüglich zugutehalten, dass bereits Marcus Tullius Cicero gewisse Menschen, die nicht seiner erwarteten Verhaltensweise entsprachen, der Inhumanitas bezichtigte.

Es stank in der Zelle, als ob es eine öffentliche Bedürfnisanstalt behinhaltete, man sollte meinen, dass die ganze Welt, ihre Exkremente[KOMMA] in sie hineinkatapultierte.

beinhaltete

Es mag sein, dass deine Geschichte in einem Land spielt, in dem desaströs hygienische Zustände herrschen. In zivilisierten Ländern sind solch entartete Erscheinungen undenkbar, oder müssen in Schilderungen eben als karikaturistische Darstellung gewertet werden.

Ich habe meine Kritik als Leser an deiner Geschichte an zwei wunden Punkten festgemacht, die mir die Erwartung aufgrund der Rubrikorientierung gab. Darüber hinaus finde ich sie vom Handlungsbogen her noch zu wenig ausgefeilt, wenn sie mehr als eine Karikatur sein will. Trotz meiner kritischen Worte, finde ich sie deshalb nicht einfach verfehlt oder schlecht, doch könnte ich mir bei sorgfältiger Aufarbeitung des Themas, eine bessere Unterhaltung vorstellen.

Übrigens hat es ein paar offensichtliche Fehler im doch kurzen Text: falsch geschriebene Worte, Gross- und Kleinschreibung, Zusammen- aber auch Getrenntschreibung und fehlende Kommas. Bei aller Unruhe, die einen Autor packt, wenn der Text gereift ist, sollte die Korrekturlesung, welche das Gröbste eliminiert, nicht unterbleiben. Also geh nochmals sorgfältig darüber.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hmmm... ich dachte es kommt besser raus zum Schluss. Um es kurz zu machen handelt es sich um Gott, der wahnsinnig geworden ist ob der ganzen Dinge, die die Menschheit in seinem Namen tut. Dargestellt wird dies durch die ganzen Gebete, die nicht, wie man zuerst vermutet, er selbst von sich gibt, sondern die tatsächlich pausenlos von betenden Menschen auf ihn einprasseln. Ich habe diese Gebetsfetzen absichtlich so konstruiert, dass sie mit ein bisschen "er ist halt ein Verrückter"-Denken auch einem einzigen zugeordnet werden können. Das sollte eben durch den Satz der Bedürfnisanstalt, in die die gesamte Welt ihre Exkremente hineinkatapultiert, angedeutet werden, bevor es dann durch den Schluss bestätigt wird. Offenbar muss ich es aber am Schluss deutlicher machen.
Oh, und der "unmenschliche" Schrei sollte natürlich ein subtiler Hinweis sein, dass es sich hierbei nicht um einen Menschen handelt. Genauso wie die Tatsache, dass die Luft um ihn erzittert. Das mit dem Film muss tatsächlich raus. Ist eine abgegriffene Floskel, die mir im Moment des Schreibens witzig vorkam...
Natürlich ist alles das bildlich zu verstehen, natürlich könnte Gott etwas an dem Zustand ändern, das Problem ist nur, dass Gott den Verstand verloren hat durch seine eigene Schöpfung. Dadurch lässt sich auch erklären, warum er nicht mehr in die Welt eingreift, aber das ist nur ein Gedanke, den ich beim Schreiben hatte, den hab ich nicht einfließen lassen.
Bei den leichteren Fällen bzw. seinen Zellennachbarn handelt es sich um andere Deitäten, bzw. wenn wir annehmen, dass es nur einen Gott gibt, um seine gespaltenen Persönlichkeiten (der Typ nebenan könnte beispielsweise Allah sein und unter ihm soll natürlich Buddha wohnen. Ja, ich weiß, kein Gott, aber ich fands hübsch, den Buddhismus als eine weniger in den Wahnsinn treibende Religion zu verarbeiten), sowie die ganze Irrenanstalt natürlich nur ein Konstrukt im Kopf Gottes ist, frei gestohlen aus Matt Ruffs "Ich und die anderen".
Dass das ganze an einigen Stellen satirisch oder komisch rüberkommt, war durchaus meine Absicht, dass man die Situation nicht zwangsläufig sofort versteht, auch... dass es hingegen so unverständlich ist - da hab ich wohl am Ziel vorbeigeschossen :(
Die Hinweise auf Rechtschreib- und Kommafehler sind dankend angenommen, auch wenn ich meine, dass das Komma, das angeblich hinter Exkrementen fehlt, da völlig zurecht fehlt.
Ich hab auch lange überlegt, in welche Kategorie diese Geschichte gehört, ob wegen der übernatürlichen Grundannahme in Fantasy oder vielleicht in Humor, wegen der unterschwelligen Religionskritik hab ichs dann in Gesellschaft gepackt... dumm nur, dass die zu unterschwellig war :(
Ich werde wohl mal zusehen, das ganze Ding neu zu verpacken... danke erstmal für die konstruktive Kritik!

 

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