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Pathos

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14.01.2001
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Pathos

01.07.1953 20:52 Uhr.
Die Kerze flackert leicht fröhlich vor sich hin.
Das Holz des Tisches kann sich nur schwerlich gegen die Torturen meiner Fingernägel wehren. Lange schon sitze ich, der Vergangenheit und unerfüllbaren Wünschen nachblickend hier. Viele Gäste schoben sich durch die Tür herein und auch wieder hinaus, ich sitze noch immer.
Das Blatt mit Worten zu füllen wird mit jedem Buchstaben aussichtsloser, wird bedacht, dass du sie lesen sollst.
Eine Woche ist nicht lang, doch wenn alles mißlingt und nur das Brennen einer Kerze, die Hoffnung, dass der Tag vergeht und ein neuer wieder atmen lässt dich leben lassen, dann bricht der nächste Tag kaum an. Wäre da nicht der Unwille, den dir diese Dunkelheit aufdrängt, könntest du ewig leben.
Nicht ich, doch warten werde ich.
21:00 Uhr.

Als die Kerze erlischt erhebt sich die schmale Gestalt und stolpert durch die Tür des kleinen Cafés. Kopf gesenkt und Mantel verschlossen, so zieht sie ihren Weg durch die nass glänzenden Strassen. Leicht verirrt und doch dem Ziel entgegen, liefen die Schatten des Mantelträgers wieder und wieder an ihm vorbei. Der Wind begann trotzig sich ihm entgegen zu stellen, unbeirrt schnellten die Schatten weiter. Wenig Glaube haftete ihm an, doch er phaszinierte durch seine Verzweiflung.
Blind ließ er die Menschen an sich vorbeiziehen, als der Regen einsetzte legte er den Kragen hoch.

Blitzend zeigt sich der klare Himmel mit seinen leuchtenden Sternen, nachdem sich der Regen zu Boden gestürzt hatte. Keine Wolke die Schatten warf, kein Wind, der die kühle Luft hätte vertreiben können.
Der schmale Weg führte sicher in den Wald, weiter ging niemand.
Still standen die Bäume, hingen die Zweige, brach das Mondlicht dazwischen.
Nur wenig Bewegung, wenig Leben. Schön war es doch, schön das Mondlicht, schön die Sterne, ruhig der schwache Wind. Ein grau alter Kauz blickte wachsam mit leuchtenden Augen durch die Bäume, saß still auf seinem Ast über dem Wald, saß still und rief voller Erwartung eines Echos in die Nacht hinaus.
Leichtes Knacken durch den kleinen Fuchs, der sich zu so später Stunde vorsichtig durch das Unterholz schleicht, hier und da innehält und dann wachsam seiner Nase von Baum zu Baum folgt. Was er sucht, behält er für sich. Eine von Laub bedeckte Erhöhung lässt ihn einmal mehr verharren, gewissenhaft mustert er die Umgebung, hebt die Nase und senkt sie um im Laub zu stochern, bewegt sich dann mit einigen Schritten auf den Hügel und fällt sanft ins Blattgewirr. Der Mond betrachtet all das mit wenig Sorge, einige Wolken zogen rasend schnell an ihm vorbei. Nach einer Weile, der kleine Fuchs hatte sich von einer Seite zur anderen gerollt, springt er plötzlich auf und beginnt mit seinen tapsigen Pfoten im Laub zu scharren, energisch zu wühlen sogar. Ein blasser Fuß kommt zum Vorschein, unter den Nägeln schimmliger Dreck. Der Fuchs steht still als der Fuß erscheint, geht bedächtig ringsherum, will sich fast wieder legen, als er der Versuchung nachgibt und fröhlich hechelnd zu knabbern beginnt, den Fuß zieht, seinen Kopf schüttelt, wieder zieht und Stück für Stück einen schwachen Körper hervorbringt. Wieder ertönt der Ruf des alten Kauzes, der kleine Fuchs tapst leicht durch den Wald und zieht froh den Leichnam hinter sich, die Strasse stoppt ihn. Ein Licht nach dem Anderen zieht mit einem schnellen Rauschen rasch an ihm vorbei, hin und her sein Kopf, später folgt er den Lichtern nicht mehr, sie sind zu schnell. Er wartet auf eine Lücke im Verkehr, lässt den Fuß dumpf auf den Boden schlagen und springt im Licht des Mondes flink über die Strasse.
Die Nacht verging, doch der leblose Körper am Rande des Waldes brachte viel Dunkelheit in diesen Tag.
Nach einiger Zeit scharrten sich die Opfer der Schaulust und des Lebens dem Recht und der Ordnung verpflichtet um den Wald. Es wurde dunkel als die Nacht hereinbrach.

05.07.1953 23:59 Uhr.
Fröhlichkeit heute. Die Sonne brachte wohlige Wärme und ein Lächeln. Einen Augenblick, ich sah in die Sonne, ein Augenblick Vergessen. Nicht dich, nur, dass du nicht hier bist. Ein Blinzeln, eine Sekunde, keine Sekunde, nur ein kurzes Blinzeln.
Ein Hauch Hoffnung, keine Zweifel, Sicherheit für alle Zeit, in diesem Augenblick.
Es war nicht nur die Sonne.
Jetzt baumeln meine Beine leicht über dem Wasser. Es rieseln die Sandkörner von meinen Schuhen, kleine Kreise durchbrechen die seichten Wellen des Flusses. Doch die Wellen sind zu groß.
Gegen die Zeit kann niemand kämpfen. Was machst du gerade?
Die Uhr an der Wand tickt, fünf Minuten später ein weiteres Mal.
Was denkst du?
Ich will es nicht wissen, nur was du nicht denkst. Nicht die Zeit allein zwingt mich in die Knie, nicht, dass ich nicht weiß was du denkst. Es ist kalt geworden, als die Sonne unterging, die Glocken am Kirchturm schlagen kräftig wenn es windstill ist, heute ist kein Wind zu spüren. Bis zum zwölften Schlag dauert es noch. Vor langer Zeit schon der erste.
Eine Kerze anzuzünden suche ich die Streichhölzer in der Tasche, zu schnell gefunden, alles zu schnell erledigt, zu schnell gegangen, zu wenig gesagt, kommst du zurück, ich suche dich.
24:00 Uhr.

Dichter Nebel verhüllt den Tag. Die Strassen sind leer. Auf dem Wasser einsame Enten.
Drei Kinder und ein Ball liefen verspielt zwischen den kahl verschmutzten Hallen am Hafen.
Im Takt ihrer schnellen Schritte schlug auch der Ball auf den Boden. Er trifft unaufhaltsam den feuchten Beton, nichts ist zu sehen. Nur der Takt von Schritt und Ball erfüllt die dicht neblige Luft an diesem Morgen mit Leben. Salzig riecht es, grau stechend schneidet die feuchte Kälte in die Haut der Kinder, ihre Jacken sitzen gut, Mützen und Schals ebenso. Frohsinn tragen sie durch den Hafenkomplex, der leblos sich im Meeresrauschen bettet. Der große Platz am Kran, vor dem Hafenbecken lässt die Kinder halten.
Leises Getuschel begleitet das langsame Spiel mit dem Ball. Von einer Hand zur Anderen wandert er, dazwischen ein Schlag auf den Boden, wieder und wieder, immer weiter, ohne Pause.
Einige schwarze Vögel lächeln trostlos hinab. Als das kleine Mädchen den Ball hält um kurz nur ihren Kragen recht zu legen, bricht der Takt nicht ab. Immer wieder rhythmisch klingt dumpf das Klopfen fort. Ein Leichnam schwappt im Takt der Wellen im Hafenbecken. Schlägt scharf im Wechsel von Kopf und Schulter gegen den kalt rostigen Beckenrand. Dunkel das Wasser vermischte sich mit feurig rotem Blut.
Als sich der Nebel verzog ließ der grelle Schrei des kleinen Mädchens die Stille verschwinden. Der Ball war ins Wasser gefallen.

03.07.1953 21:44 Uhr.
Verdammt schön das Wetter, in der Stadt war es leer.
Eng umschlungen lag arm auf der Strasse das Glück.
Es zu fangen gelang mir nicht.
Das will ich auch nicht, nur es halten, ein wenig länger.
Die Sonne geht heut spät unter, ein Regenbogen dreckig bunt vor meinem Fenster.
Selten kommt es vor, dass sich die Welt nicht dreht, doch schon seit Tagen steht alles still.
Es beginnt alles zu blühen dort draußen in der Welt.
Irgendwann, auch in noch so ferner Zukunft wird alle Hoffnung bestätigt sein.
Kalt so allein.
Nur durchzuhalten bis dahin wird mir von Minute zu Minute unmöglicher.
Fein perlige Tropfen auf den dunkel glänzenden Blättern sterbender Rosen sind schön.
Die wärmende Sonne nur zu selten.
Ich verliere.
21:47 Uhr.

Dreckig grinste die Sonne durch den bunten Regenbogen, als sie sich auf ihren Untergang vorbereitete. Leicht rot schimmerte der bald dunkle Himmel noch, bevor er langsam vom Grau des frühen Abends eingehüllt wurde.
In der Stadt begannen die Lichter hell in den Fenstern zu leuchten, dennoch blieb es dunkel auf den Strassen, das nasse Pflaster glänzte im flackernden Schein der Laternen.
Grob verfallen stand hilflos zwischen hohen Häusern nur alt der Spiegel vergangenen Frohsinns. Blaß ausgewaschenes Mauerwerk hielt schwerlich nur das halbe Dach, das Dach noch kaum das Mauerwerk.
Spuren der Zivilisation, Splitter im abgebröckelten Putz und Abfall in den verwitterten Räumen. Vor langer Zeit schon fiel der Boden der oberen Etage herab, alles verschüttet.
Hin und wieder ein, zwei Ratten durch die Trümmer.
Heut Nacht nur trügt der bittere Schein des ruinierten Menschenglücks wohl nicht, inmitten des verfallenen Hauses lag wohlig eingehüllt in Schutt brav ruhig der Überrest menschlichen Lebens, die Ratten hatten ihren Spass, als sie sacht die hell verschmutzte Haut vom rot tropfenden Fleisch nagten.

29.06.1953 17:34 Uhr
Noch sieben Tage bis zum Ende der Woche, wie immer.
Meine Füße baumeln leichtfertig über der Welt. Hin und her.
Ich werde nicht darauf warten, dass die Uhr umschlägt.
Ich werde nicht darauf warten, dass ich das Atmen verlerne.
Ich werde nicht erwarten, dass ich Glück habe.
Es wird bald dunkel.
Lange nichts gegessen, zuletzt am Morgen.
Keine Zeit mehr.
Werde nur warten. Warten nur weil du es willst.
Auch wegen meiner.
Ich kann nicht mehr.
17:54 Uhr.

Grau schimmernd durchbrach das Mondlicht die dichten Äste der dunklen Bäume. Ein leises Rauschen schmiegte sich durch den Wald. Schwere Tropfen fielen dumpf auf weich durchnässten Boden, die schwitzenden Bäume starben hechelnd vor sich hin.
Das Mondlicht führt vorsichtig durch den feuchten Wald, hin zur sumpfig schlammigen Lichtung, die einzig versucht, der Hitze zu trotzen.
Leicht grausam reckte sich eine verschmutzt schmal blasse Hand aus dem undurchsichtig schaumigen Wasserloch, dass sich kämpferisch hier hielt.
Der ruhige Wind schlug hin und wieder ein, zwei Wellen ihr entgegen, doch konnte sie nicht schrecken. Nur die knöchernen Finger knickten sanft im Takt der Wellen hoch und nieder.
Klein klare Wasserperlen tropften schwer von schwachen Zweigen auf die schmale Hand, zogen sich in die blassen Hautfalten um über den Handrücken froh in die dreckig schwappende Brühe zu tänzeln. Von Zeit zu Zeit suchte sich ein klein runder Wasserball seinen Weg über die verlebten Finger und plätscherte durch den lange zu weiten Ring hinunter.
Drückend ersann die feucht heiße Luft den Traum von einem grell freundlichen Tag, der die schmutzigen Farben und die sterbende Stimmung beglückwünschte.
Die ersten Strahlen der bös lachenden Sonne würden nicht mehr lange auf sich warten lassen, der Mond bereitete seit ihrem Untergang gewissenhaft auf ihre Rückkehr vor.
Wieder wäre der Tag Verräter der dunklen Geheimnisse der Nacht.
Die schwüle Hitze ließ den leidvollen Abgang von der Bühne des Lebens erahnen, ein grausam blindes Ende, ohne Fragen.
Mit einem lauten Brüllen stürzte sich plötzlich ein von der Feuchtigkeit benagter Ast der stolzen Hand entgegen.
Dumpfes Knacken versteckte beide. Ruhe, bis dann flink die Luftblasen aus der Kloake schnellten Wieder still.
Fast vergessen schien das Ereignis, als langsam ein nackter Körper durch die vom Mondlicht beschienene Suppe an die Oberfläche trieb. Stechend übel zerschnitt das aufsteigende Gas die verschwitze Luft.
Ein froher Baumstamm schwamm ruhig gegen den Schädel des zerrissenen Lebens. Ein lautes "Tock" und ein folgendes Knacken füllten die Stille. Kurz bevor sich das Echo in der Weite verlor, schob der Stamm den Kopf gegen den Wurzelstumpf eines überwässerten Baumes, wieder erhellte ein Knacken die Dunkelheit. Als sich der Körper durch eine Drehung vom Stamm löste und still von den seichten Wellen getragen durch die Baumreihen schlenderte, krächzte der erste Vogel dieses schmutzigen Morgens.

02.07.1953 23:03 Uhr.
Ich kann nicht warten auf einen Tag, der mir davon läuft. Ich bin nicht schnell genug.
Ob es dir ähnlich geht werde ich nicht wissen, du wirst es nicht sagen. Ich kann dich nicht hören.
Gestern lief mir ein Hund zu, er folgte mir ein Stück, als ich auf die Brücke kam blieb er stehen, er sah mir nach, stand und sah. Ich habe mich nicht umgedreht. Vielleicht hatte er Angst vor dem Wasser.
Mich hat der Regen überrascht.
Ich atme nur leicht, der Tag ist lang, keine Bewegung ohne Schmerz, keine Bewegung ohne Erinnerung, kein Trost.
Wir werden es nicht schaffen.
Wir werden uns nicht retten können, was machst du gerade, schläfst du schon?
Ein Vogel am Himmel krächzt leise nur wenn der Tag beginnt, nicht mehr oft.
23:15 Uhr

Bald schon sollte der Morgen über das Land hereinbrechen, bald schon.
Leicht dämmernd hielt sich noch immer die Nacht, klammerte sich mit aller Macht an den Himmel um die Sonne zurückzuhalten.
Zwischen den Dörfern nahe der Stadt, lagen still die Felder und Weiden der Bauern. Am Horizont schon brach die Dunkelheit auf.
Die Schafe und Kühe auf der Weide, weit entfernt die kleinen Häuser, in denen nun vereinzelt Lichter zu flackern beginnen. Sie blinzeln vereinzelt mit ihren schweren Lidern.
Noch faul und müde liegen sie zusammengekauert, kühl feuchte Luft und seichter Nebel verheißen einen sonnig warmen Tag, sie liegen und blinzeln, schließen die Augen wieder.
Hohe Masten auf den Weiden, kleine Tropfen laufen herunter, lange Kabel verbinden sie, große Schwarze Vögel krächzen leis zu Boden.
Kühe und Schafe sind nicht allein, lag zwischen ihnen, dicht dabei ein dreckig nackter Körper. War man still meinte man, man könne das Atmen hören, eine Kuh schnaufte.
Die Tiere auf der Weide hatten den Fremdling in der Dunkelheit nicht erkannt, wussten nicht, wie er hier herkam. Lag dort eben, einer von ihnen, auch jetzt als es hell wurde.
Die schwarzen Vögel auf den Stromleitungen starrten zu ihm hinunter, hatten doch sie ihn erkannt und war dem nicht so, so ließ sie das fehlende Atmen verharren.
Die Sonne schlich sich immer weiter durch die Himmelsspalte im Osten, langsam und leise, kaum jemand bemerkte sie.
Erste wärmende Strahlen trafen auf die Tiere, die Vögel krächzten lauter.
Eine Kuh in der Nähe des Fremden sprang vertölpelt auf, schüttelte sich kurz und trabte ein, zwei Schritte nach vorn, nur um mit geschlossenen Augen wieder auf den Boden zu sinken
Still war es jetzt, auch die Vögel schwiegen.
Eine alte Kuh öffnete ihre großen runden Augen und blickte hinauf zu den Vögeln, rief ihnen ein laut brummendes "muh" entgegen und wartete auf eine Reaktion, die Vögel sahen sich an.
Die Kuh war früh schlafen gegangen, so war sie jetzt wach. Langsam und bedächtig richtete sie sich auf, tat zwei Schritte und hielt inne, vor ihr der fremd nackte Körper. Wieder rief sie ein "muh" heraus, der Körper rührte sich nicht, ungeduldig setzte die Kuh nun ihre Schritte fort, die Knochen knackten widerlich freundlich unter ihren Hufen, frech spritzte das Blut durch die zerrissene Haut. Als die Kuh sich entfernt hatte, um am Rande der Weide, nahe dem Zaun zu grasen, warfen sich die Vögel auf den wehrlos toten Körper und begannen mit ihren spitzen Schnäbeln tief unter die schwache Haut zu stechen.

04.07.1953 22:13 Uhr.
Tick.
Die Uhr läuft langsamer, von Sekunde, ich blinzele, zu Sekunde. Tick.
Von Sekunde, ich löse die Schnürsenkel, zu Sekunde. Tick.
Von Sekunde, ich ziehe die Schuhe aus, schließe das Fenster, blicke hinaus, lange stehe ich, dunkel ist es, kein Stern, kein Mond, einzig Dunkelheit, zu Sekunde.
Tick.
Ich stand heute samt Stein auf der Brücke. Nur noch zwei Tage.
Später allein auf dem Dach. Zwei Tage.
Auch ein Messer hatte ich in der Hand, sah schon wie sich der blitzende Stahl sanft in das Fleisch meiner Hand drückt. Kaum zwei Tage.
Am Bahnhof war es leer heute, die Züge zu schnell, ich zu langsam, wohl absichtlich, es sind schließlich nur noch zwei Tage.
Liest du alles, ich liebe dich. Erinnerst du dich? Noch nicht lange her. Das Wetter war gut, wir haben gelacht, niemand dachte so weit voraus. Gut so, es hätte nur betrübt.
Wir haben noch viel vor. Ich versuche zu schlafen, gute Nacht.
22:14 Uhr.

Dunkel war es noch, doch schnell und stetig erhellen die Lichter der rasenden Autos die schwarz matte Strasse.
Das Rauschen in den hohen Bäumen am Rand, wird wieder und wieder übertönt vom Lärm der vorbeiziehenden Wagen. Ihre Lichter blitzen wieder und wieder auf, um dann rot in der Dunkelheit zu verschwinden.
Jäh wird der Rhythmus gestört, als plötzlich, vor dem herannahenden Auto ein blasser Körper aus den Bäumen herabfällt, dumpf auf den Asphalt schlägt und unter Lärm, von dem Auto weit nach vorn geschleudert wird, erst beim erneuten Aufschlag, auf den Boden ist das Knacken der zerberstenden Knochen zu hören. Das Auto rollt noch langsam, der Motor ist aus, still zieht es hinüber in die Leitplanke, Blech schlägt in den Himmel, als es grob gestoppt wird. Bald schon zerreißt das Rauschen eines weiteren Wagens die Stille, der achtlos den flach liegenden Körper überrollt. Er hält nicht.
Wieder still, bis wieder rasch zwei Lichter nahen, wieder wird der Leichnam weit nach vorn geworfen, wieder wird der Wagen von der Leitplanke gestoppt. Ein klar kühl schmaler Bach am Rand der Strasse fing den Körper auf. Viel Zeit verging, schon brachte rot die Sonne den Morgen herbei. Auch das Wasser färbte sich, zwar nur langsam, dennoch rot.

06.07.1953 23:55 Uhr.
Die Kerze flackert leicht fröhlich vor sich hin.
Nicht mehr lang, nicht mehr lang.
Ich habe dich gesucht, bald gefunden.
Nie wieder dann allein, ein Haus, Garten, blühende Bäume und Kinder darunter, zwar 40 Jahre Arbeit, doch deine Nähe.
24:00 Uhr.
Wo bist du?
Nicht hier, noch immer allein.
Du kommst nicht.
Warst du jemals an einem Ort von dem die Hoffnung gewichen war, wo es nur noch eines gab, Geduld? In einer Situation in der ein Mensch sich selbst ruinieren kann? Sieben Tage, ich wartete wie du es wolltest, ich wollte es auch. Es ist zu spät, ich starb tausend Tode, einer mehr oder weniger.
Dich jeden Tag gesucht, doch nie gefunden. Ich kann hier nicht länger warten.
Sechs Tode vielleicht, nur einer mehr noch.
Nicht fröhlich flackert sie.
Ich gehe.
24:01 Uhr.

Nacht. Ein dumpf knackendes Echo zog der zwölfte Glockenschlag der hohen Kirchturmuhr nach sich.
Einzig das leichte Flackern der Kerze hielt das Leben in dem kleinen Raum.
Beim Absprung vom Stuhl begann das Telefon zu läuten. Ein Funken Hoffnung blitzte in seinen Augen, es blitzte Frohsinn, alles geschafft, bis fester sich das Seil schmerzhaft um den Hals legt. Der elendste Tod. Dem Ziel so nah erkennt man einst sein törichtes Handeln, mit dem man sich, dem Ziel so nah alles genommen hat was nun im letzten Augenblick wohl doch geschafft war.
Straff das Seil, ein Knacken. Er spürt nichts, einzig gedacht der Torheit, bevor es dunkel wurde.
Nun baumelt der Körper leicht fröhlich über der Welt, schwingt hin und her, mit der Zeit langsamer, irgendwann still.
Am anderen Ende der Leitung wartet man vergeblich.

08.07.1953 04:15 Uhr.
Du konntest hier nicht warten.
Ich weiß, du wirst es woanders tun.
Ich habe noch viel vor.
Nicht allein.
Ich war da.
Hättest nur rufen müssen.
Du hast gesucht, wen hast du gefunden.
Sieben Leichen in der Zeitung, du dabei.
Nur eine Woche.
Ja, ich kenne diesen Ort, diese Situation.
Ich weiß du wartest.
Auch ich gehe.
Wir gehen gemeinsam zu den blühenden Bäumen.

Die blasse Gestalt erhebt sich und geht langsam in das gut grell gefließte Badezimmer. Blank blitzendes Metall in der Hand, Papier in der anderen. Es blendet.
Sie schließt die Augen.
Sie setzt sich, sitzt lange da.
Das gut geputzte Messer schneidet tief in die aschfahle Haut, drückt leicht sie nach unten ehe warm das Blut ruhig sich an die Klinge schmiegt, schneidet tief, kein Schmerz, ein Lächeln, kein Ton.
Später dann ganz in rot, der Boden leicht bedeckt, auch das Papier, wir lachen gut.

 

es fällt schwer darum zu bitten, doch hätte mal jemand eine kritik übrig....?

 

Hallo Epilog,

Leidenschaft und eine ferlich-schwungvolle Ausdrucksform ist dir wahrlich gelungen. Ich hatte zwar an einigen Stellen Mühe, der Geschichte zu folgen. Habe aber tapfer durchgehalten!

Im Großen und Ganzen erkenne ich die Zusammenhänge nicht. Klar, da gibt es den einen (dich?), der sehnsüchtig nach seiner Liebe sucht und am Ende nicht findet.

Aber dazwischen diese wunderbar geschriebenen Episoden über den Leidensweg eines toten Körpers.

Vielleicht, wenn du willst, kannst du mir/uns die Zusammenhänge einmal erläutern...

Aber wahrscheinlich kapier ich das alles mal wieder nicht. :(

Bis bald, Poncher

 

...ach ...ach ...ach...gleich so frech......kurz zum stil, ich mag es irgendwie, nen rythmus aufzubauen und kurz bevor man sich reingelesen hat ihn zu zerstören.....ich weiß nciht wieso....dumme angewohnheit.......ähm...das 1953 hat nichts, aber auch gar nichts zu bedeuten......irgendwie doch lustig, dass einem soviel überlegung nachgesagt wird....naja, doch 1953, die quersumme ist mein alter.....so weiß ich noch in ein paar jahren, wann ich die geschichte ungefähr geschrieben habe.....das ist wirklich lustig, ich kann da gut drüber lachen.....ich hätte nicht gedacht, dass irgendjemand drauf anspringt....das ganze ist so verdammt autobiographisch, dass ich dir jahreszahl genommen habe um davon abzulenken.....schön......herrlich......ach übrigens, es heißt: "hilf mir...."........

 

....igitt....jetzt ist das schon wieder passiert......gleich zweimal der beitrag.....*schüttel*......ähm...entschuldige bitte meine besserwisserei....

 

wahnsinn.....es gab da doch eine antwort auf die geshcichte....ähmmmm....die geschichte beruht eigentlich nur auf der quälerei, die einem das warten aufzwingt, bis zur rückkehr der geliebten person....hier sind es sieben tage......und an jedem dieser tage stirbst du auf's neue....und als am siebenten tag, die erhoffte rückkehr nciht stattgefunden hat, verliert sich der letzte hoffnungsschimmer.....und man springt vom stuhl, weil man alles verloren zu haben glaubt...und dann klingelt das telefon....ähm...naja, die erklärung ist nicht gut.....aber ich hoffe es ist trotzdem verständlich....außerdem glaube ich, dass du das sicher schon irgendwie so gesehen hast....also ich suche da nciht eine liebe.....ich warte darauf, dass sie zurückkommt...und das tut sie.....aber da ist es dann für mich zu spät......und für sie auch......es war schließlich liebe....das ist es noch immer!!!

 

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