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Parkplatztango
Wenn ich jetzt hier sitze und alles niederschreibe, eingehüllt vom penetranten Verwesungsgeruch meines Katers drüben auf dem Sofa, dann kann ich es kaum glauben, dass seitdem noch nicht einmal zwei Wochen vergangen sind. Knapp zwei Wochen, als sich mein Leben grundlegend veränderte. Sie sollen alles erfahren, ob Sie es glauben, das überlasse ich Ihrem ganz persönlichen Einschätzungsvermögen.
Ich werde jedenfalls nichts auslassen. Rein gar nichts. Ich werde versuchen, mich an jedes noch so kleine Detail zu erinnern. Allein bei dem Gedanken graust es mir.
Das, was ich nicht mehr genau weiß, werde ich so plausibel wie möglich hinzufügen. So zum Beispiel das Wetter an jenem Freitagnachmittag. Ich meine mich zu erinnern, dass die Sonne schien, als ich meinen Opel zwischen all den anderen Fahrzeugen auf dem Autobahnparkplatz, unweit des öffentlichen Toilettenhäuschens, abstellte. Ja, es muss heiß gewesen sein, denn ich ließ den Wagen noch eine Weile laufen, damit die Klimaanlage den Schweiß in meinen Achseln abkühlte.
Die anderen Fahrzeuge auf dem Parkplatz waren leer. Logisch, ihre Besitzer befanden sich in dem angrenzenden Waldgebiet. Freitagnachmittag war der Platz reich frequentiert. Die meisten nutzten die kurze Zeit zwischen Feierabend und Familienwochenende für einen kurzen Abstecher in die schnellen und unkomplizierten Sexeskapaden zwischen gleichgesinnten Männern. Frauen gab es hier so gut wie nie; zumindest ist es mir noch nie untergekommen. Frauen sind in der Regel nicht für den schnellen Sex mit Unbekannten zu begeistern.
Obwohl ich es durchaus zu schätzen gewusst hätte, denn eigentlich schreibe ich mich eher der heterosexuellen Fraktion zu. Warum ich dann zu diesen Parkplätzen fahre, fragen Sie? Ich denke, es ist einfach die Lust. In diesen seltenen Stunden, in denen sie mich dermaßen überkommt, setzt mein kognitives Denken aus und mein Schwanz übernimmt diese Arbeit. Soll er doch. Was wäre das beschissene Leben ohne Lust. Und ich rede hier von der Lust, bei der dir alles egal ist, um sie zu befriedigen. Also, hetero hin oder her, jetzt denkt mein Schwanz!
* * *
Fünf Minuten später befand ich mich auf einem schmalen Trampelpfad, der sich durch den Schatten des Waldes zog, wie ein Adergeflecht auf alter Männerhaut.
Hin und wieder begegnete mir ein Gleichgesinnter; häufig mit gesenktem Kopf und sich in den Hosentaschen befindlichen Händen. Anfänger! Heterosexuelle Männer, die es einfach mal ausprobieren wollten. Ja, sie würden irgendwann süchtig werden. Süchtig nach diesem schnellen, kostenlosen Sex.
„Bock zu ficken?“ Die Stimme stammte von einem etwa vierzigjährigen, bärtigen Typen, der an einem Baum lehnte. Sein steifer Schwanz war deutlich hinter dem Stoff seiner Jeans zu erkennen.
Ich lächelte höflich und ging weiter. Wichsen reichte mir, vielleicht ab und zu einen blasen lassen, aber mehr nicht. Das Ficken behielt ich mir für das weibliche Geschlecht vor.
Seit mehr als einem Jahr besuchte ich nun in regelmäßigen Abständen – meist freitags nach Feierabend – diesen Parkplatz. Anfangs ebenfalls mit gesenktem Kopf und Händen in den Hosentaschen; beinahe einem Herzinfarkt nahe, wenn ich auch nur einen anderen Herrn gesehen habe.
Heute wusste ich, was ich wollte. Ich hatte gelernt, dass das Geschehen hier wirklich unkompliziert war. „Bock zu ficken?“ – „Nein, danke.“ – „Okay.“
Den Schwanz rausholen und warten, bis sich jemand mit gleicher Tätigkeit daneben stellt? Kein Ding. Gemeinsames Wichsen kann anturnen.
Eine Mücke ließ sich auf meinem Unterarm nieder und ich erschlug sie.
Rechts neben mir – zwischen dichten Sträuchern – entdeckte ich ein fickendes, männliches Paar. Ficken taten meist nur die wirklich Schwulen. Und die mochten es auch nicht, wenn man sich einfach dazu gesellte, um sich einen runter zu holen. Schwule wollten Sex, kein Blümchengefummle. Ich nickte kurz, als mich der Gefickte ansah, und ging weiter.
Nach einer Weile wurden die Schatten durch die einfallende Sonne verdrängt und der Wald tauschte seinen Platz gegen ein großes Feld mit hüfthohem Wildgras. Auch in diesem waren einige Pfade aus platt getretenen Halmen zu erkennen.
Ich umrundete das Feld und erreichte nach fünf weiteren Minuten den nächsten Wald. Dieser bestand zum größten Teil aus alten Kiefern und dünnen Birken, durch deren Kronen die Sonne das Meer aus Blumen und Farnen zum Leuchten brachte.
Hierhin verirrte sich so gut wie niemand. Die Leute wollten zwar unkompliziert abspritzen, doch sollte es auch schnell gehen. Ein zehnminütiger Weg war einfach inakzeptabel, denn schließlich wartete in den meisten Fällen zuhause Frau und Kind.
Ich suchte mir einen geeigneten Ort, inmitten der Wildblumen, unweit des Feldes, aus dem hin und wieder der lustvolle Schrei eines Mannes drang. Ich versuchte, das auszublenden. Heute wollte ich nur eins mit der Natur sein.
Das Gras, auf dem ich mich niederließ war warm und weich. Verträumt blickte ich auf die bewegungslosen Baumwipfel. Nicht ein Windhauch war zu spüren. Es herrschte eine angenehme Stille, die nur dann und wann von sanftem Vogelgezwitscher unterbrochen wurde.
Das, was diese Harmonie jetzt noch perfekt machen würde, war ein bahnbrechender Orgasmus. Mein steifer Schwanz stimmte dem zu. Also öffnete ich meine Hose und ließ ihn ebenfalls die warme Luft genießen.
„Brauchst du Hilfe?“
Ich zuckte zusammen und legte unwillkürlich beide Hände über meine Blöße. Normalerweise hätte mich die Frage nicht erschreckt, aber zum einen hatte ich hier nicht mit jemand anderen gerechnet und zum anderen – was wesentlich bedeutender war – war die Stimme weiblich.
Mein Oberkörper fuhr hoch und tatsächlich. Neben einem mächtigen Kieferstamm stand eine Frau. Ich möchte hier nicht zu viel beschreiben, denn Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Stellen Sie sich einfach das Schönste vor, was Sie sich vorstellen können und Sie erahnen annähernd, was ich im Moment sah.
Sie mochte Mitte zwanzig sein, vielleicht Anfang dreißig, trug einen schwarzen Ledermini mit einem Reißverschluss an der Seite, weiße Sneakers und ein schwarzes, bauchfreies Top. Das einzige, was ihr Aussehen noch übertraf, war ihr Lächeln. Nichts hätte in diesem Augenblick besser zu der harmonischen Welt um mich herum passen können. Ein klein wenig störte vielleicht das Bild, das meine Wenigkeit dort zwischen den Blumen, mit herabgelassener Jeans und steifen Schwanz, hervorrief.
„Hab ich dich erschreckt?“
Ich setzte mich, noch immer das Geschehen zwischen meinen Beinen verdeckend. Warum wurde er eigentlich nicht schlaff?
„Nein, nein“, sagte ich. „Ich bin nur ein wenig überrascht.“
Sie trat näher und hockte sich neben mich.
„Überrascht, mich hier zu sehen?“
„Überrascht, überhaupt eine Frau hier zu sehen.“
„Ich mag diesen Wald“, sagte sie und strich mir über den Oberschenkel. „Und ich bin geil.“
Wie von selbst wanderte meine Hand zu ihrem Knie. Die gebräunte Haut war warm und meine Berührung zauberte einen unbeschreiblichen Glanz in ihre Augen. Langsam glitt ihre Hand höher, so dass ich beinahe mechanisch meinen Schwanz freigab. Als sie ihn berührte, durchflutete eine Welle meinen Körper, die, einer tosenden Brandung gleich, an den harten Felsen meines Unterleibs brach. Alles passte in diesem Moment zusammen. Die Umgebung, der Geruch, die Wärme der Sonnenstrahlen und nicht zuletzt die zarte Berührung dieser Frau.
Als ihre Finger dann meinen kompletten Schwanz umfassten, durchfuhr mich ein Gefühl, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte. Und dieses „nie“ ist nicht übertrieben. Eine Feuerwalze entstand in meinen Lenden, die sich in alle Richtungen ausbreitete. Erst jetzt merkte ich, dass meine Hand weitergewandert war und ihren Schritt erreicht hatte. Leise stöhnte sie mit geschlossenen Augen, als meine Finger ihre Schamlippen auseinanderdrückten. Sie trug keinen Slip.
Ich will hier nicht die Stimmung zerstören, aber ich muss sagen, dass dies natürlich nicht das erste Mal war, dass ich eine Frau dort berührte. Allerdings war mir die Feuchtigkeit, die mir hier offenbart wurde, unbekannt. Klar wurden Frauen unterschiedlich feucht, aber hier war es ein regelrechter Schwall, der sich über meine Hand ergoss. Ohne Umstände waren vier meiner Finger in ihr verschwunden.
Ich blickte in ihr Gesicht. Inzwischen hatte sie die Augen wieder geöffnet und sah mich direkt an. Da war es wieder, dieses unbeschreibliche Lächeln. Und dann passierte etwas, das ich ebenfalls noch niemals zuvor erlebt hatte. Ihre Muschi begann, meine Finger zu bearbeiten. Ihr Fleisch schmiegte sich um sie, als wollte es sie nie wieder hergeben. Ein zartes Brennen entstand in meiner Hand, das sich über den Unterarm, bis hinauf zur Schulter schlängelte.
Sie blickte mir tief in die Augen. „Das kann ich auch mit meinem Mund“, lächelte sie.
„Bitte tu es.“ Mehr brachte ich nicht hervor.
Sanft gab sie meine Finger frei und glitt mit dem Gesicht in Richtung meines Schwanzes. Ich schloss die Augen und ließ mich zurückfallen. Alles um mich herum verschwand, als sie meine Eichel in ihrem Mund verschwinden ließ.
War die Fingergeschichte schon ein Hochgenuss, so übertraf dieses Gefühl alles bisher Gekannte. Das Brennen, was ich zuvor in meiner Hand gespürt hatte, entstand nun in meinen Eiern. Es glich einer winzigen Flamme, die sich durch meinen Körper fraß. Zunächst sanft, aber zunehmend heißer werdend. Ganz langsam breitete sie sich aus, als wollte sie jede Nervenzelle mit ihrer Hitze umhüllen und miteinander verknüpfen. Bis die Hitze so stark sein würde, dass alles gemeinsam einer gewaltigen Explosion weichen würde.
Ich blickte hinab, spürte die schmatzende Bewegung, und doch sah ich, dass ihr Kopf ganz ruhig über meinen Schoß ruhte. Wie, zum Teufel, machte sie das? Dass es nur ihre Zunge war, konnte ich mir nicht vorstellen, dazu war das Gefühl einfach zu voluminös. Ihr gesamter Mund schien meinen Schwanz zu bearbeiten. Und zwar ohne, dass sie dabei ihren Kopf auch nur ansatzweise bewegte.
Erste winzige Explosionen platzten hervor, vervielfältigten sich und schossen jetzt in Sekundenabständen durch jede Pore meines verschwitzten Körpers, um ihr explosives Zentrum in meinem Hirn zu konzentrieren. Inzwischen hatte ich die Augen wieder geschlossen, den Kopf nach hinten gereckt und schrie das ultimative Chaos meiner Gefühle in den Wald hinein.
Niemals zuvor hatte ich einen derartigen Orgasmus erlebt. Noch heute kann ich mich an das Gefühl erinnern, als sich meine Finger in den Waldboden gruben. Meine Augen verdrehten sich hinter den geschlossenen Lidern, jeder Muskel war zum Bersten gespannt, um Sekunden später – mir kam es glücklicherweise wie eine Ewigkeit vor – gemeinsam mit meinen Lustschreien in einer langsam verebbenden Brandung zu erschlaffen.
Meine Finger lösten sich aus dem Erdreich, ich spürte das weiche Gras unter meinem Rücken und in meiner Poritze. Mein Körper schien Tonnen zu wiegen. Ich lächelte. Und ich genoss. Jede winzige Sekunde. Jeden Bruchteil dessen, was Zeit ausmachte. Nie wieder sollte dieser Moment schwinden.
Eine scheinbare Ewigkeit später wurde meine Atmung ruhiger. Das Keuchen verblasste, und die Realität des Waldes kühlte mein erhitztes Inneres ab. Ich nahm wieder das Zwitschern der Vögel wahr, das in meinen Verstand eindrang. Es war störend, passte nicht zu diesem Moment und ich wollte, dass es aufhörte. Ich wollte einfach noch nicht in die Wirklichkeit zurück.
Langsam hob ich meinen Oberkörper an und versuchte, das aufkeimende Pochen in meinen Schläfen zu ignorieren.
Schlagartig wurde mir gewahr, dass wir uns hier in einem Wald auf einem Autobahnparkplatz befanden. Schluss mit romantischen Assoziationen. Keine Zeit für Gefühle. Lediglich schneller Sex war hier angesagt; und es widerstrebte mir, dieses unausgesprochene Reglement, selbst nach diesem exorbitanten Orgasmus, zu brechen.
„Wow.“ Mehr brachte ich nicht zustande.
„Du bist toll“, sagte sie und wischte mit dem Handrücken über ihre Lippen. Sie hatte tatsächlich alles geschluckt.
„Ich?“, keuchte ich lächelnd. In meinen Handflächen befanden sich herausgerissene Grasbüschel. Verschämt ließ ich sie fallen.
„Ja du. Du bist ja richtig abgegangen.“ Sie strich sanft über meinen jetzt schlaffen Schwanz.
„Ist das ein Wunder?“
Sie lächelte.
„Soll ich dich lecken?“, fragte ich.
„Ist schon okay. Habe es mir dabei selbst gemacht.“
Irgendwie wollte ich diesen Moment festhalten. Ihr Lächeln, das sanfte Funkeln ihrer Augen und ihre warme Hand, die noch immer auf meinem Schwanz ruhte. Das Brennen war noch immer nicht verschwunden, aber die Berührung tat gut.
Normalerweise war hier alles unkompliziert. Abspritzen, anziehen und gehen. Doch diesmal war es anders.
„Bist du öfter hier?“, fragte ich und bereute es im selben Moment. Was sollte diese Frage? Hatte ich sie jemals irgendeinem Typen gestellt? Nein! Warum also jetzt?
„Entschuldige“, presste ich hervor.
„Warum entschuldigst du dich?“
„Naja, meine Frage war unangebracht.“
Sie lachte, beugte sich zu mir und küsste mich auf die Stirn.
„Ich mag dich“, flüsterte sie.
Es musste ein Traum sein, schoss es mir durch den Kopf. Das hier war einfach zu surreal, als dass es wahr sein konnte.
„Und um deine Frage zu beantworten: Wenn du magst, bin ich jeden Freitag um diese Zeit hier.“
Diesmal lächelte ich. „Ja, das wär toll.“
Sie stand auf und zog ihren Mini in die rechte Position. Ihre blanke Scham verschwand. „Wir sehen uns nächsten Freitag?“
„Gerne.“ Noch immer war ich mehr als verwirrt. „Ich heiße übrigens David.“
Sie ging in Richtung des Feldes, hob den Arm ohne sich umzusehen und rief: „Dann bis Freitag, David. Ich bin Bell.“
„Tschau, Bell“, flüsterte ich, doch sie war bereits zwischen den Bäumen verschwunden.
Mit Sicherheit saß ich noch zehn bis fünfzehn Minuten mit herabgelassener Hose im weichen Bärengras. Langsam tauchte alles um mich herum wieder auf. Der Geruch der Wildblumen, die Wärme der Sonnenstrahlen und das gelegentliche Aufstöhnen irgendwelcher abspritzenden Kerle. Doch in meinem Kopf war nur noch Bell.
* * *
In den darauffolgenden Tagen wurde ich von einem heimtückischen Magen- Darm-Virus förmlich flach gelegt. Alles, was ich zu mir nehmen wollte, war schneller wieder draußen, als ich es mir hineingezwungen hatte. Ich fieberte dem Freitag entgegen und hoffte innigst, die Krankheit bis dahin überstanden zu haben. Der Pharmaindustrie sei Dank, es gelang mir.
Das anfängliche Brennen meines Schwanzes hatte sich in ein Kribbeln verwandelt. Ich dachte zunächst an eine Geschlechtskrankheit, und wäre da nicht dieser Infekt gewesen, so hätte ich mit Sicherheit einen Urologen aufgesucht. Doch als bereits am Mittwochabend das Kribbeln verschwunden war und sich auch sonst nichts Ungewöhnliches an meinem Schwanz gebildet hatte, war ich beruhigt.
Bereits am Donnerstagmorgen auf der Arbeit befand sich meine Konzentration auf dem Nullpunkt. Nichts ging mehr. Beinahe jeder Gedanke gehörte dieser außergewöhnlichen Frau mit dem außergewöhnlichen Namen. Ständig bekam ich eine Erektion und die Diät – bestehend aus Zwieback und Tee – sorgte ebenfalls dafür, dass ich arbeitstechnisch nichts mehr auf die Reihe bekam. Gegen Mittag bat ich meinen Chef, nach Hause gehen zu dürfen.
* * *
Auf dem Weg über die Autobahn sprang mich das Hinweisschild zu „meinem“ Parkplatz förmlich an. Nur noch 500 Meter. Ohne lange zu überlegen, setzte ich den Blinker. Ich fühlte mich fit, also warum nicht kurz den Druck loswerden?
Heute war bedeutend weniger los als letzten Freitag, zumindest, was die Anzahl der parkenden Fahrzeuge anbelangte. In einiger Entfernung, in der Nähe des Toilettenhäuschens, saß eine Familie mit zwei Kindern an einem der Steintische, den sie wie eine festliche Tafel gedeckt hatte. Dieses Bild wirkte auf mich befremdlich. Insgeheim hoffte ich, dass sie ihre Kinder nicht in die Nähe des Waldes ließen.
Ich stieg aus dem Wagen, schloss ihn ab und schlenderte möglichst unauffällig auf den Waldrand zu. Kurz bevor ich ihn betrat, blickte ich mich noch einmal um, doch die Familie war in ihr Picknick vertieft und würdigte mich keines Blickes.
Als ich mich auf dem schmalen Weg zwischen der ersten Baumreihe befand, überlegte ich noch, ob ich wieder in den hinteren Wald gehen sollte. Schnell verwarf ich den Gedanken. Seit letztem Freitag war dieser Wald irgendwie anders. Es war unser Wald geworden. Heute musste also der Anfangswald oder das Feld mit dem hüfthohen Gras Vorlieb nehmen. Ich wollte eh nur abspritzen.
Nach wenigen Metern passierte ich bereits den ersten Typen, der mit herabgelassener Hose und gewaltigem Schwanz wichsend mitten auf dem Weg stand.
Ich überlegte, mich ihm anzuschließen, doch gefiel mir diese Stelle nicht. Also quetschte ich mich an ihm vorbei – freundlich lächelnd natürlich – und ging weiter in Richtung des Feldes.
Plötzlich fingen die Finger meiner rechten Hand an zu brennen. Kurz darauf mein Schwanz. Es war kein unangenehmes Gefühl, sorgte jedoch dafür, dass sich ein kalter Schauer über meinen Rücken zog. Als ich die rechte Hand hob, erkannte ich, trotz der Schatten, winzige rote Punkte – stecknadelgroß –, die sich um die Finger gebildet hatten. Ich blieb stehen und berührte sie mit der anderen Hand. Das Kribbeln veränderte sich nicht, allerdings formte sich ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend, ob des Kribbelns an meinem Schwanz.
Ich blickte mich um. Der Typ mit dem Riesenprengel war nicht zu sehen; auch sonst niemand. Also knöpfte ich meine Jeans auf, zog den Slip vorne ein Stück hinunter und betrachtete das Stechen zwischen meinen Beinen. Auch mein Schwanz wies dieselben roten Punkte auf, wie meine Finger. Winzig klein, wie Mückenstiche, nur nicht geschwollen.
Sie hat dir doch irgendwas verpasst!
Es waren genau die Finger, die letzten Freitag in ihrer Muschi gesteckt hatten.
Und dein Schwanz hat ebenfalls Bekanntschaft mit ihrem Inneren gemacht!, verhöhnte mich eine Stimme in meinem Kopf.
Er war zwar nur in ihrem Mund gewesen, doch beruhigte mich das in keinster Weise.
Jetzt war mir die Lust vergangen. Ich würde zurück zum Wagen gehen und auf dem schnellsten Weg irgendeinen verdammten Pimmelarzt aufsuchen. Noch einmal blickte ich hinunter. Das unangenehme Gefühl klang langsam ab, doch die winzigen Punkte, die sich einmal komplett um den Schafft zogen und auch meine Eichel nicht ausließen, waren noch vorhanden.
Vielleicht verträgst du einfach das Waschmittel nicht mehr?
Ja, warum sollte es gerade jetzt was Schlimmes sein? Hätte sich eine Geschlechtskrankheit nicht viel früher bemerkbar gemacht? Nun, der Arztbesuch würde mir Gewissheit verschaffen, denn schließlich war morgen Freitag. Und um nichts auf der Welt hätte ich das Treffen mit Bell verpassen wollen. Tripper hin oder her, ich musste diese Frau wiedersehen.
Ich wollte gerade kehrt machen, als mich ein kurzes, lautes Stöhnen innehalten ließ. Ich war noch etwa zehn Meter vom Ende des Waldes entfernt, und das Stöhnen kam eindeutig aus Richtung des Feldes. Nichts Ungewöhnliches normalerweise, doch dieses Stöhnen war weiblich. Und insgeheim wusste ich sofort, dass sie es war.
Ich beendete das Zuknöpfen meiner Jeans und blicke den Weg entlang. Einen Teil des hohen Grases konnte ich am Ende zwischen den Bäumen hindurch erkennen. Sollte ich hingehen?
Wir sehen uns Freitag!
Das waren ihre Worte gewesen. Heute war Donnerstag. Vielleicht war heute jemand anderes dran. Ich schüttelte den Kopf.
Du bist toll!
Auch das hatte sie zu mir gesagt. Sagte sie das zu jedem?
Mit gekräuselter Stirn schüttelte ich den Kopf. Keimte da wahrhaftig so etwas wie Eifersucht in mir auf? Verrückt. Was hatte ich denn erwartet? Ich hatte eine Frau kennengelernt – wenn man das überhaupt so nennen konnte – auf einem Autobahnparkplatz! Größtenteils von Männern frequentiert, die sich einen runter holen wollten. Oder ficken. Je nachdem.
Was erwartest du also von dieser Frau?
Hatte ich mir eingeredet, die große Liebe gefunden zu haben? Auf einem Autobahnparkplatz?
Ich wusste keine Antwort auf diese Frage, aber insgeheim wusste ich, dass ich mir mehr erhofft hatte. Der Orgasmus, den sie mir beschert hatte, war einmalig gewesen und ganz tief in mir drin wusste ich, dass ich mehr wollte. Nicht mehr Orgasmen, ich wollte mehr von dieser Frau. Ich wollte sie kennenlernen, sie lieben und – ja, ich weiß es ist peinlich – ich wollte den Rest meines Lebens mit ihr verbringen. Warum auch nicht? Sie sah perfekt aus und der Sex mit ihr war umwerfend. Was will Mann mehr? Außerdem schien sie nett zu sein.
Und sie hat dir einen Tripper verpasst! höhnte die Stimme in meinem Kopf, die ich sofort unterdrückte, als ein erneuter Lustschrei aus Richtung des Feldes den Weg zu mir fand.
Langsam ging ich weiter. Bemüht, nicht laut aufzutreten, hatte ich kurz darauf das Ende des Waldes erreicht. Eindeutiges Stöhnen war jetzt zu hören. Hatte sie bei mir eigentlich auch gestöhnt? Ich wusste es nicht, zu sehr war ich mit meiner eigenen Lust beschäftigt gewesen.
Verschwinde von hier!
Ja, das wäre wohl das Beste gewesen.
Ich erreichte einen schmalen Pfad aus plattgetretenen Grashalmen, der ins Innere des Feldes führte. Das Stöhnen war hier wesentlich lauter. Und jetzt gesellte sich ein weiterer Laut hinzu. Ich brauchte einen kurzen Moment, bis ich ihn zuordnen konnte, doch dann identifizierte ich ihn eindeutig als ein Schmatzen. Ähnlich dem Geräusch, das ein Pümpel beim Freipumpen der Toilette verursachte.
Verschwinde!
Nein!
Das wilde Gras streifte meine Hüften und das Schmatzen wurde lauter. Kurz entflammte der Entschluss, lieber doch umzukehren, doch schien mich dieses Gras immer weiter in Richtung der Geräuschkulisse zu drücken. Ein kurzer Windhauch wehte über das Feld, und die Halme sangen beinahe liebevoll zu einem gespenstischen Reigen, den sie um meine Hüften vollzogen: Schreite weiter, holder Bursch‘! Und zähme deine Neugier! Immer weiter, holder Bursch‘! Sonst wird sie dich auf ewig plagen!
Das Schmatzen bildete einen ekelerregenden Takt dazu.
Ich wusste, dass es falsch war, aber ich gehorchte. Nichts hätte mich jetzt noch davon abbringen können. Rein gar nichts. Der Wind verstummte und die tanzenden Grashalme ebenfalls. Nur das Schmatzen blieb.
Vergessen war das Kribbeln an meinen Fingern. Vergessen waren die stecknadelgroßen, roten Punkte auf meinem Schwanz. Und nach einer weiteren Abzweigung hatte ich die kleine Lichtung inmitten der Wiese erreicht.
Der Typ lag auf dem Rücken, die Arme langgestreckt neben seinem Körper. Die Hose war bis zu den Knöcheln herabgelassen. Sein Schwanz war steif und zuckte.
Bell saß auf seinem Gesicht, ihre kleinen Titten knetend rieb sie ihre blanke Fotze in rhythmischen Stößen über seinen Mund und seine Nase.
Ihre Augen waren geschlossen, die weißen Sneakers hatten sich in das Gras gegraben. All das sah ich und doch wusste ich nicht, ob es echt war. Mein Blick war wie festgenagelt auf das, was da auf dem Gesicht des Mannes geschah.
Ihre Schamlippen hatten die Seiten seines Kopfes umschlossen, liebkosten mit quallenartigen Bewegungen den Rand seiner Wangenknochen und umschlangen sie mit jedem Schmatzen etwas mehr. Inzwischen dürfte er schon gar keine Luft mehr bekommen.
Bell bewegte sich jetzt nicht mehr, all ihre Muskeln schienen angespannt, ihre Arme hingen an den Seiten herab. Ihr Brustkorb hob und senkte sich in stöhnender Ekstase. Nur die Schamlippen schienen ein Eigenleben entwickelt zu haben. Sie umschlangen und saugten das Gesicht, so dass das schmatzende Pümpelgeräusch immer lauter werdend über das Feld hallte. Jeder im Umkreis hätte es hören müssen, doch schien dieser Platz im Moment wie ausgestorben.
Bis auf den hochgeschobenen Rock war Bell nackt und ihre Haut war über und über mit abstehenden, fast durchsichtigen Haaren, ähnlich denen einer Brennnessel, übersät. Diese waren etwa drei Zentimeter lang und an einigen Spitzen glänzte ein Tropfen klarer Flüssigkeit in der Sonne.
Der Typ berührte seinen Schwanz nicht und dennoch ergab sich dieser in unkontrollierten Zuckungen.
„Was tust du denn hier?“ Ihre Stimme riss mich aus der Situation.
Ohne, dass die schmatzenden Lippen ihre Tätigkeit einstellten, sah sie mich an. Kein Lächeln.
Ja, was tat ich hier eigentlich? Heute war Donnerstag.
„David! Was tust du hier?“ Ihre Stimme wurde lauter. Der Schwanz des Typen zuckte.
Langsam wich ich einen Schritt zurück; die durchsichtigen Haare waren verschwunden. Hatte ich es mir eingebildet? Oh man, wie gerne wäre ich jetzt unsichtbar.
„David! Wir wollten uns erst morgen treffen.“ Langsam stand sie auf und wieder wich ich einen Schritt zurück.
Das Gesicht des Mannes noch immer zwischen ihren Schamlippen, zog sie seinen Oberkörper mit empor. Seine Arme hingen schlaff herab. Er schien förmlich in ihr zu kleben.
Ich sah meine Hand, die zitternd nach vorne wies. Bell stand breitbeinig auf der Lichtung, der Typ hing zwischen ihren Beinen und ihre Fotze saugte an ihm, wie ein überdimensionaler Mund. Erst jetzt schien sie zu registrieren, was auch ich sah. Sie blickte zwischen ihre Beine, dann wieder zu mir. Ein kurzes Lächeln und ihre Schamlippen zogen sich ruckartig zusammen. Der Oberkörper des Mannes klatschte ins Gras. Sein Gesicht war verschwunden. Blasses Muskelfleisch glänzte. Freigelegte Kiefer schlugen die Zähne aufeinander und trennten einen Teil der Zunge ab, die zwischen ihnen hervorzuckte. Die Augäpfel wirkten, wie hervorquellende Golfbälle.
Schnell griff Bell zwischen ihre Beine, zog die Gesichtshaut aus ihrer Muschi und warf sie weit von sich. Ich hörte sie irgendwo zwischen den Grashalmen aufschlagen. Es klang wie ein feuchtes Handtuch, das gegen eine Wand geschleudert wurde.
Unterdessen ejakulierte der Mann, während seine Hände unkontrolliert zuckten und sich die Finger ins Erdreich gruben. Dann lag er still und sein Schwanz erschlaffte.
Bell zog ihren Rock in die korrekte Position. „David, du musst das vergessen“, sagte sie, während sie ihr Shirt aufhob. „Wir waren erst morgen verabredet.“ Ihre Wangen waren gerötet.
Noch immer deutete ich auf das Geschehene, bei dem sich mein Verstand noch immer weigerte, es zu akzeptieren. „Ich … ich soll es … vergessen?“ Langsam wich ich einen Schritt zurück. „Es vergessen?“
Sie hatte ihr Shirt wieder angezogen und wenn nicht der gesichtslose Typ dort drüben im Gras gelegen hätte – sein Sperma glänzte zwischen seinen Bauchhaaren – dann hätte mich die Situation an letzten Freitag erinnert, als diese Frau dort neben dem Baum gestanden und dann langsam auf mich zugegangen war.
„Halt!“ Meine Stimme war lauter als beabsichtigt. „Komm nicht näher!“
Sie blieb tatsächlich stehen. „David, du musst mir zuhören. Das hier hat nichts mit dir zu tun. Du bist etwas Besonderes.“
Ich lachte hölzern. An ihren Oberarmen waren wieder diese hauchdünnen, beinahe durchsichtigen Stacheln entstanden.
„Ich brauche dich wirklich, David. Was denkst du, warum dir das hier nicht passiert ist?“ Sie deutete auf die Leiche, ohne den Blick von mir abzuwenden.
Ich schüttelte den Kopf. „Wer … WAS bist du?“
Sie kam näher und ich wich zurück. „Du wirst alles verstehen, David. Bitte glaube mir. Du bist wirklich etwas Besonderes.“
„Du bist ... eindeutig verrückt.“
Ein Stöhnen ließ Bell herumfahren. Auch ich erstarrte in der Bewegung. Es war der Typ, der – unterbrochen von feuchtem Husten – stöhnte. Wie war das möglich? Der Kerl lebte noch? Ich sah, wie sich sein Schwanz aufrichtete und tatsächlich fing er an, ihn mit der Hand zu bearbeiten.
Bell sah wieder zu mir, dann zu dem Typen. „Warte.“
Und als sie auf ihn zuging, sich neben seinem Kopf niederließ, diesen mit den Armen umfasste und mit einer schnellen Bewegung sein Genick brach, genau in diesem Moment wirbelte ich herum und rannte als wäre der Leibhaftige hinter mir her. Vielleicht lag ich damit gar nicht mal so falsch.
Mir war nicht bewusst gewesen, wie weit ich in das Feld hineingegangen war, doch schien der Rückweg endlos zu sein. Ich achtete nicht darauf, irgendwelche Wege einzuhalten, sondern rannte einfach nur.
Hinter mir hörte ich sie meinen Namen schreien. Was, um Gottes Willen, war da gerade geschehen? Was hatte ich gesehen? Ich wollte es nicht mehr an mich heran lassen, doch es hatte sich vor meinem inneren Auge festgebrannt. Sie hatte tatsächlich dem Typen mit ihrer Muschi das Gesicht abgebissen! Und danach hatte er sich einen runtergeholt! Und dann hat sie ihm das Genick gebrochen!
Ich hörte, wie sie mir durch das Gras folgte, riss meinen Kopf herum und sah sie – knapp fünfzig Meter hinter mir – durch das hüfthohe Gras rennen. Sie holte auf. Scheiße, sie war verdammt schnell.
„David! Bleib stehen!“
Ich rannte weiter. Der Wald – beinahe schwarz – lag unmittelbar vor mir. Ich wusste, dass ich es nicht bis zum Wagen schaffen würde, doch konnte ich mich zumindest dort irgendwo verstecken. Das Unterholz war dicht genug.
„David!“
Ich hatte die Bäume erreicht und keuchend sprang ich in die Kühle ihrer Schatten. Für einen Augenblick war es dermaßen dunkel, dass ich nicht einmal den Trampelpfad erkennen konnte. Dann hatten sich meine Augen an das diffuse Licht gewöhnt. Ich stürmte an einer Abzweigung nach links, dann ein kurzer Haken nach rechts, dicht gefolgt von ihren Schritten. Was würde sie tun, wenn sie mich erwischte?
Schräg vorne war ein dichtes Gebüsch. Letzten Freitag hatte ich dort die fickenden Kerle gesehen. Ich zog noch einmal an und mit einem Hechtsprung katapultierte ich mich zwischen die Äste. Irgendetwas bohrte sich in meine Schulter und ich musste mich anstrengen, einen Schrei zu unterdrücken. Ganz flach presste ich mich auf den Boden, atmete trockenen Waldboden ein. Dann war es still.
Ich versuchte, so flach wie möglich zu atmen – bloß keinen Staub in die Nase lassen – und lauschte. Sekundenlang passierte nichts. Hatte sie einen anderen Weg eingeschlagen? Sollte ich versuchen, meinen Wagen doch noch zu erreichen? Doch was, wenn sie genau dort auf mich wartete? Ich überlegte kurz, kam aber zu dem Schluss, dass sie nicht wusste, was für ein Auto ich fuhr.
„David?“
Beinahe hätte ich aufgeschrien. Sie musste in meiner unmittelbaren Nähe sein. Warum hatte ich ihre Schritte nicht gehört?
„David, bitte komm raus.“ Klang ihre Stimme ängstlich? Ich hörte weiterhin keine Schritte. Sie war also stehengeblieben.
Vorsichtig hob ich mein Gesicht aus dem Staub. Ich konnte zwischen einigen Ästen hindurch den Weg erkennen. Direkt neben mir lagen ein benutztes Kondom und mehrere zerknüllte Papiertaschentücher. Uninteressant. Wo war Bell?
Ich konnte durch die Äste hindurch den Weg erkennen und weitere Baumstämme auf der anderen Seite. Sonst nichts.
„DAVID!“ Diesmal war es ein Kreischen. „Ich weiß, dass du noch hier bist.“ Leise Schritte.
Ich versuchte, nicht zu atmen, doch mein Herz raste dermaßen, dass es mir nicht gelang. Also tat ich es so leise wie möglich.
„Bitte lass uns reden. Du bist etwas Besonderes.“
Warum sagte sie das immer wieder? War ich das tatsächlich? War ich für sie etwas Besonderes? Immerhin hatte sie mich tatsächlich nicht getötet. Aber vielleicht will sie auch nur mit mir spielen. Sie war eindeutig nicht von dieser Welt; diese Stacheln, die Schamlippen, die ein Eigenleben besaßen und die einem Mann einfach das Gesicht abbeißen konnten. Das alles konnte - durfte - doch nicht sein. Welche Rolle spielte ich also in ihrer perfiden Aufführung?
Du bist etwas Besonderes!
Dann wieder dieses verzweifelte Kreischen meines Namens.
„Hey, hat man dich versetzt?“ Eine männliche Stimme.
Ich blicke nach links und erkannte den Typen mit dem Riesenschwanz, der vorhin mitten auf dem Weg gestanden hatte. Inzwischen hatte er seine Hose zwar hochgezogen, doch noch immer war sie geöffnet, so dass er stolz sein Gemächt präsentieren konnte.
„David!“
Der Riesenprengel ging an meinem Versteck vorbei. Jetzt erkannte ich auch Bell, die sich ihm näherte. Allerdings blickte sie überall hin, nur nicht auf ihn. „David? Verdammt, wo steckst du?“
Der Kerl blieb stehen und knetete seinen Schwanz. „Was hältst du denn davon, wenn du deinen David später weiter suchst und dich jetzt einfach hierum kümmerst?“
„Verpiss dich!“ Bell ging an ihm vorbei, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.
„Hey!“ Der Typ wirbelte herum und fasste nach ihrem Arm. „Fass ihn doch wenigstens mal an. Ich wette, dein David hat nicht son Teil.“
Im Bruchteil einer Sekunde drückte Bell ihre Handfläche gegen das Gesicht des Typen. Schlagartig sackten seine Arme herab, genauso wie sein Schwanz. Ohne ihn anzusehen, suchte Bell die Umgebung ab; ihre Hand noch immer auf sein Gesicht gepresst. Jetzt ging ein Zucken durch den Kerl und er pisste sich ein. Bell zog ihre Hand zurück und ging langsam weiter.
Mein Blick war nur auf ihn gerichtet. Pinkelnd lehnte er an einem Baumstamm, seine Arme zuckten unkontrolliert, während seine Knie nur leicht zitterten. Aber es war sein Gesicht, das mich mein Herz bis hinauf in den Hals spüren ließ.
Sämtliche Muskeln schienen sich verabschiedet zu haben. Die Gesichtshaut hing herab wie ein nasses Fensterleder über den Rand eines Putzeimers. Die Kinnpartie lappte bis hinab zu seiner Brust. Die Augen bestanden lediglich noch aus einer gallertartigen Masse, die langsam die Wangen hinablief. Sein Mund öffnete und schloss sich, als wollte er etwas sagen, doch bis auf roten, breiähnlichen Saft, kam nichts aus ihm heraus. Als dieser auf seinen Brustkorb suppte, entstanden zischende Blasen, die sein Shirt zersetzten. Die Haut darunter schmolz.
Dann knickten seine Beine ein und er rutschte zu Boden.
In diesem Moment setzte das Brennen in meiner Hand und in meinem Schwanz wieder ein. Stärker denn je. Ich presste beide Hände in den Schritt und versuchte, nicht zu schreien.
Weit entfernt hörte ich sie. Sie rief meinen Namen, manchmal laut kreischend, manchmal sanft fragend. Aber glücklicherweise, sich immer weiter entfernend.
Als ich mich Minuten später an den Schmerz gewöhnt hatte – vielleicht war er auch einfach wieder abgeklungen – kroch ich langsam aus meinem Versteck hinaus.
Das Gesicht des Riesenprengels war inzwischen gänzlich geschmolzen. Ein grotesk grinsender Totenschädel mit vollgepisster Hose lehnte am Baumstamm. Das handtellergroße Loch in seinem Brustkorb gab den Blick auf seine Wirbelsäule frei. Alles dazwischen fehlte.
Mein Magen begann zu knurren.
* * *
Vier, auf bestialische Weise verstümmelte Leichen hatte man gefunden. Oh ja, während ich wie ein feiges Insekt zu meinem Wagen geschlichen war, hatte Bell ihrer Wut freien Lauf gelassen.
Die Presse sprach von einem Säureattentat. Auf einer Zeitung prangte die Headline: BESTIALISCHES GEMETZEL AUF AUTOBAHNPARKPLATZ!, was mit Sicherheit nicht übertrieben war.
Zeugen gab es keine. Selbst diejenigen, die diesem Gemetzel entkommen konnten, würden sich nicht melden. Schließlich besuchte niemand offiziell dieses Etablissement der kostenlosen und unkomplizierten Freude.
Meine Magenprobleme sind zurückgekehrt. Seit jenem Tag sind bereits vier Tage vergangen. Noch weitere vier und es ist wieder Freitag. Wenn der Parkplatz bis dahin wieder freigegeben wurde, werde ich hinfahren. Ich muss Bell treffen. Ich brauche Antworten. Inzwischen fühle ich mich stark genug, ihr gegenüber zu treten. Vielleicht hat sie das so geplant. Vielleicht sind wir doch füreinander geschaffen. Vielleicht kann ich tatsächlich den Rest meines Lebens mit dieser Frau verbringen. Ja, vielleicht bin ich etwas Besonderes!
Jetzt werde ich erst einmal mit dem Schreiben aufhören, schmerzt doch meine Hand zu stark. Manchmal kommen diese Nesselhaare hervor. Ich merke nicht, wie sie wachsen, sie sind plötzlich einfach da, haben entfernte Ähnlichkeit mit hellblonden Härchen, wie sie bei einigen Frauen auf dem Unterarm zu finden sind. Sie verwandeln meine Finger, die in Bell gesteckt haben, in kleine, fleischfarbene Kakteen. Sie sind hart und wenn ich damit über meinen anderen Arm streichle, sondern sie eine klare Flüssigkeit ab. Sie kribbelt nur ein wenig, aber wehe, sie tropft irgendwohin. Vorhin fiel einer dieser Tropfen auf meinen Schreibtisch und brannte ein Loch hinein.
Gestern hatte ich hungrig auf dem Sofa gelegen – irgendeine langweilige Serie aus den 90er lief im TV – und überlegt, was ich mir aus dem Kühlschrank holen sollte. Dabei streichelte ich den Kater, der schnurrend neben mir lag, als das Kribbeln in der Hand einsetzte. Mein knurrender Magen übertönte die Geräuschkulisse, die der Fernseher über das Geschehen legen wollte.
Ich hatte die Augen geschlossen, während der Kater im Todeskampf kreischend meinen Unterarm zerkratzte. Es war ein erhebendes Gefühl, und als ich eine gefühlte Ewigkeit später hinabblickte, hatte er sich in einen flüssigen Fellklumpen verwandelt, der stetig in das Polster sickerte. Danach war der Hunger verschwunden.
Morgen werde ich erst einmal einen Parkplatz auf einer anderen Autobahn ausprobieren. Und eines weiß ich schon jetzt, wenn mich einer fragt, ob ich ihn ficken will, werde ich definitiv nicht nein sagen. Allein bei dem Gedanken sprießen die Härchen aus meinem Schwanz und durchstechen den Stoff meiner Jeans.