Paris im Winter
Paris im Winter...
Ein paar Schneeflocken fielen an dem Großen Panoramafenster vorbei, es schneite nun schon seit ihrer Ankunft.
Jenni liebte den Schnee, doch dieses Bild war etwas ganz besonderes – Winter in Paris.
Schon vor Monaten hatte Jenni´s Arbeitskollegin Julia ihr vorgeschlagen zusammen über ein Wochenende nach Paris zu fliegen und nun war es so weit. Lange haben sie nach einem günstigen Angebot gesucht und entdeckten letztendlich die Anzeige für die kleine Pension am Stadtrand von Paris. Julia war wieder mit irgendeinem Typen verabredet, sie sagte immer das ihr Franzosen sehr liegen würden. Und so verbrachte Jenni den ganzen Nachmittag alleine in ihrem Zimmer.
Die Aussicht war einfach umwerfend, direkt auf einen kleinen hübschen Park mit einem großen Teich und doch fühlte sie sich schlecht. Sie war einsam und vermisste Jens sehr. Jens, das war Tanjas große Liebe.
Sie lernten sich in einer Diskothek kennen und für beide war es Liebe auf den ersten Blick. Doch ihr Glück sollte nicht lange währen, denn Jens, der als Bundeswehrsoldat arbeitet ist in Bayern stationiert. Das ist eine ganz schöne Entfernung zu Berlin, Jennis Wohnort. Und so pendelte Jens immer hin und her, in der Woche arbeitete er in Bayern und an den Wochenenden kam er nach Berlin um Jenni zu sehen. Einige Zeit ging auch alles gut, aber dann wurden die Probleme deutlich, die diese Fernbeziehung mit sich brachte. Jenni vermisste Jens sehr, sie traf sich zwar öfter mit ihrer Freundin Mandy aber selbst sie ist kein Ersatz für ihren Geliebten Jens. Die Dinge veränderten sich und die Probleme wurden größer, zu groß für eine so junge Beziehung.
Dennoch kämpften beide auf verschiedenen Wegen um ihre Liebe.
Aber alle Bemühungen schlugen fehl, Jens Versuche nach Berlin oder in die Nähe stationiert zu werden schlugen fehl. Beide waren enttäuscht und es wurde immer klarer das es zwischen ihnen nicht so weiter gehen könnte. So musste Jenni schweren Herzens einen Entschluß treffen. Ihr tat das ständige hin und her ziemlich weh und ihr Herz wollte das nicht mehr mitmachen, also trennte sie sich per SMS von ihrem geliebten Jens.
Sie bedauerte diese Entscheidung sehr, obwohl sie im Grunde wusste das es richtig gewesen war.
Das war nun schon Monate her, Jens meldete sich nur noch sehr selten wenn überhaupt. Jenni fiel es schwer das zu akzeptieren, denn sie konnte ihn nicht vergessen und der Schmerz saß zu tief. Jeden Tag wünschte sie sich er wäre bei ihr und sie könnten einfach glücklich zusammen werden.
Julia riss Jenni aus ihren traurigen Gedanken als sie schwungvoll die Tür auf riß.
Sie grinste über beide Ohren und Julia fragte sie, mit einem Blick auf die Uhr, warum sie denn schon wieder hier sei. Auf die Frage nach ihrem Date hob Julia abwehrend die Hand und erklärte, dass das jetzt nicht wichtig wäre und ihr Date im Bilde war. Verwirrt sah Jenni Julia an, worüber im Bilde fragte sie sich grübelnd. Im nächsten Moment zog Julia Jenni hinter sich her zur Tür, schnappte sich Jennis Mantel und befahl ihr sich die Schuhe anzuziehen. Kopfschüttelnd band sich Jenni die Schuhe zu, sie verstand kein Wort. Was verschwieg Julia ihr? Mit freudestrahlendem Gesicht zog Julia Sie zu einem kleinen Café um die Ecke. Sie schubste Jenni in die warme Stube und ging selbst wieder nach draußen und eilte davon. Verdutzt starrte Jenni ihrer davoneilenden Freundin hinterher. Einige Minuten stand sie unschlüssig im Raum, erst da bemerkte sie Ihn. Ihr Traummann war hier, Jens saß in Gedanken versunken in der kleinen Nische und starrte seinen Kaffee an. Sie konnte es nicht fassen, so oft hatte sie sich gewünscht, er wäre bei ihr und nun saß er direkt vor ihrer Nase. Ihr standen Tränen in den Augen und schluchzend ging sie auf ihn zu. Er schien sie nicht zu bemerken, denn er war immer noch total auf seinen Kaffee fixiert. Jenni fand das er traurig aussah und nur zu gern hätte sie den Grund dafür erfahren.
Jens hatte keine Lust an diesen Morgen zu arbeiten, doch es half alles nichts, auch Schnee ist keine gute Ausrede um nicht beim Dienst zu erscheinen. Er dachte daran wie es vor einigen Tagen angefangen hatte zu schneien und das erinnerte ihn wieder an Jenni, noch nie hat er jemanden so sehr geliebt, und noch nie fand er diese Situation so furchtbar wie jetzt. Er wusste das sein Job die Ursache für die Trennung war, er wollte auch schon länger einen Schlußstrich zwischen Jenni und ihm ziehen – es nutzte ja nichts, das war nun mal sein Beruf und er war halt in einer anderen Stadt stationiert. Traurig dachte er an die letzten Stunden mit ihr.
Als er nach einiger Zeit wieder nach Berlin kam traf er sie auch gleich in ihrer Diskothek an und erneut belegte sie ihn mit ihrem Zauber. Er wollte einfach nur mit ihr zusammen sein, einfach nur mit ihr glücklich sein, aber alles war so schwer. Er bemerkte die kleine Blonde nicht die mittlerweile neben ihm stand und der Tränen über die Wange liefen. Er war gerade darin vertieft daran zu denken wie es sich anfühlte als Jenni ihn immer zärtlich über die Wangen gestreichelt hatte, und es war diesmal so real, er konnte ihre Berührungen richtig spüren.
Jenni hatte sich hinreißen lassen, wortlos strich sie ihrem Geliebten über die Wangen, so wie sie es einst immer so gern getan hatte. Er hatte die Augen geschlossen und sie wusste nicht ob er ihre Berührungen überhaupt merkte. Mit Tränen erstickter Stimme flüsterte sie seinen Namen.
Jens glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, ihn war als ob Jenni ihn rufen würde nur ganz leise, aber dennoch so laut das er sie hören konnte. Er blickte auf und tatsächlich, da stand sie – mit Tränen in den Augen, die ihr zunehmend über die Wange kullerten. Jens stand auf und schloss sie wortlos in seine Arme, es fühlte sich so gut an, wie sehr hatte er sie vermisst. Beide sahen sich in die Augen und küssten sich dann. Er war so glücklich seine Süße wieder in den Armen zu halten das er prompt entschied sich für heute krank zu melden um den Tag mit Jenni zu verbringen. Sie spazierten über viele Brücken und standen ab und zu einfach im Schnee herum und küssten sich. Jens wünschte sich das es für immer so bleiben könnte, doch er kannte die Realität, wollte aber nicht darüber nachdenken, noch nicht. Als sie wieder einmal auf einer der zahlreichen Pariser Brücken standen um zu schmusen, wünschte sich Jenni das die Zeit einfach stehen bleiben sollte. Als sie in einem Park angekommen waren fanden sie eine Gruppe von Kindern die eine heiße Schneeballschlacht veranstalteten und spontan entschieden sich die beiden sich den Kindern anzuschließen. Keiner von von beiden hatte eine Ahnung wie lange sie schon im Schnee herum alberten doch als auch die letzten Kinder sich grinsend verabschiedeten beschlossen auch Jenni und Jens langsam den Rückweg einzuschlagen. Stillschweigend spazierten sie Hand in Hand neben einander her. Die Straßenlaternen ließen das dunkle Paris in eine Winterlich verträumte Abendlandschaft erscheinen. Beide liebten diese Stadt und sie lebten für diesen Moment.
Gemeinsam saßen sie nun in dem Café wo sie sich wiedergesehen haben und aßen eine deftige Französische Suppe. Alles wäre so perfekt, würden sie nicht Welten voneinander trennen. Jenni graute es vor dem morgigen Tag der Abreise. Bisher hatte sie Jens noch nichts davon erzählt. Denn sie wusste das dann der Traum wie eine Seifenblase zerplatzen würde und die Realität wieder einzug nimmt. Und dieser Tag war zu schön um ihn so zu zerstören. Nachdem Jens das Essen bezahlte gingen sie hinaus in die tief verschneite Nacht. Hand in Hand schwiegen sie den Weg über. Bald würde alles wieder vorbei sein, dachte sich Jens und wischte sich verstohlen eine Träne weg. Wie sehr er dieses Mädchen doch liebte, dennoch gibt es keine Chance sie zu halten. Er fragte sie wann sie wieder nach hause müsse und über die Antwort das sie Morgen schon wieder abreist war er zwar enttäuscht aber nicht überrascht. Wie konnte es auch anders sein, das Schicksal zog ihm schon wieder einen Strich durch die Rechnung.
Die Magie dieser Nacht zog beide zueinander hin und so ließen sie sich in ihrer kleinen Traumwelt nieder und ihren Gefühlen freien lauf. Es war eine Romantische Nacht, gemeißelt in Stein, geprägt für die Ewigkeit. Eine Nacht die unvergessen bleiben sollte, eine Nach wo nur ihre Liebe zählte.
Die Schneeflocken fielen am Fenster vor und Jenni schreckte aus Ihren Gedanken als Julia, ihre Freundin, durch die Zimmertür kam. „Na schon fertig gepackt?“ Jenni nickte schweigend und betrachtete wieder die weiße Parklandschaft vor dem Fenster. Ihre Gedanken kreisten wieder um Jens war das ein Traum oder war es Realität? Sie war sich nicht sicher, aber es war einfach wunderschön und würde für alle Ewigkeit in ihrem Herzen erhalten bleiben, komme was wolle.
Sie nahm ihre Tasche schaute sich noch einmal um, ob sie auch nichts vergessen hatte und warf ein letztes mal ein Blick aus dem Fenster. Mit dem Handrücken wischte sie sich eine Träne von der Wange und seufzte „Paris im Winter!“
ENDE