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Paranoia

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23.07.2003
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Paranoia

Ich renne durch den Wald. Meine Lungen brennen wie Feuer und ein Schmerz, wie von glühendem Eisen, sticht mir in meine Seiten. Immer tiefer ziehe ich die kalte Nachtluft in meine Lungen und immer größere Angst treibt mich an, meine letzten Kraftreserven zu mobilisieren. Mit weiten, schnellen Schritten, fast schon Sprüngen, presche ich zwischen den Bäumen durch, springe über Wurzeln und Steine. Äste und Zweige zerkratzen mein Gesicht, ziehen blutige Striemen über meine Wangen, doch ich spüre den Schmerz nicht; diesen nicht zumindest.

Schreckliche Angst greift mit kalten, bleichen Händen nach meinem wildpochenden Herzen, das rasend schnell Blut durch meinen Körper pumpt. Mein Gesicht ist rot vor Anstrengung. Adern treten aus meinem Hals hervor und pulsieren in gleichmäßigem Takt wie ein fleischgewordenes Metronom.

Ich habe schreckliche Angst mich umzudrehen, um zu erkennen, wie nah mein Verfolger ist. Eine finstere, dunkle Gestalt verfolgt mich, seit ich das Haus verlassen habe. Ich spüre seine Nähe, doch jedes mal, wenn ich einen flüchtigen Blick aus den Augenwinkeln nach hinten werfe, ist niemand da. Er muss ein Meister der Tarnung sein, denke ich bei mir, während ich einen kleinen, mit alten Tannen bewachsenen Hügel hinunter laufe. Mein Zuhause liegt nicht mehr weit von hier. Ich kann es schon fast sehen.

Das fahle Licht des Mondes erhellt den finsteren Wald ein wenig, gerade genug um zu sehen, wohin ich laufe, gerade noch zu wenig, um meine Angst ein wenig zu mildern. Ich bin mir gar nicht mehr sicher, ob mein Verfolger überhaupt noch hinter mir ist, oder ob er nicht irgendwo vor mir plötzlich aus einem finsteren Winkel des Waldes hervorspringt, mich mit seinen grausigen Händen packt und mich zu Boden wirft. Was dann mit mir passieren wird, ich vermag es mir nicht einmal auszumalen.

Ich bin an die Grenzen meiner körperlichen Leistungsfähigkeit gestoßen. Eine faulige, eitrige Übelkeit steigt in mir auf, und mir ist, als müsste ich mich übergeben. Ich würge diesen Brechreiz hinunter und verlasse nun endlich den Wald. Finster und bedrohlich liegt er hinter mir, während ich meine nun schon strauchelnden Beine zwinge, weiter gerade aus zu laufen. Sie wollen mir nicht mehr so recht gehorchen, knicken ein, stolpern, doch irgendwie schaffe ich es, sie dazu zu bringen, mich bis an die Tür meines Hauses zu tragen.

Zitternd greife ich in meine Hosentaschen, ziehe mir feuchten Händen den Schlüssel heraus und stecke ihn ins Schloss. Es klickt zweimal leise, als ich ihn umdrehe und stoße die Tür heftig auf, sodass sie mit der Türklinke gegen die dahinter liegende Wand stößt. Weißer Putz bröckelt von der Wand auf den Boden. Ich werfe die Tür hinter mir ins Schloss, sperre ab, verriegle das Vorhängeschloss und schiebe eine Kommode vor. Danach sinke ich halbtot und ausgelaugt zu Boden. Mein Atem geht schwer und schleppend, meine Lunge schmerzt, genauso wie mein Kopf. Es fühlt sich an, als würde jemand mit einem Vorschlaghammer von innen gegen meine Schläfen hämmern, doch ich bin erleichtert. Ich habe den Verfolger abgehängt. Nach Minuten der Erschöpfung stehe ich langsam auf. Wieder überkommt mich diese Übelkeit und ich muss erbrechen, eine Lache stinkender, dampfender Kotze.

Ich taste in der Dunkelheit nach dem Lichtschalter. Meine Hände finden und drücken ihn. Der Raum wird erleuchtet vom hellen Licht einer hundert Watt Birne, doch plötzlich ist mein Verfolger wieder da. Eine dunkle Gestalt, die sich leicht an der Wand anlehnt und mir zulächelt. Doch plötzlich erkenne ich ihn und meine Angst weicht schallendem Gelächter.

Es ist nur mein Schatten!

 

Hallo Dreamcatcher!

Auch wenn der Inhalt nicht neu ist, hast du die Verfolgungsjagd spannend geschildert, und man konnte mit deinem Protagonisten bangen.

Das Ende gefällt mir aber nicht.
Wenn es wirklich nur der Schatten ist, der deinem Protagonisten verfolgt, hätte er das doch längst merken müssen, oder? Oder er ist wirklich – entsprechend dem Titel – paranoid?
Ich kann mir jedenfalls nur schwer vorstellen, dass jemand so lange vor seinem eigenen Schatten davon läuft.

Viele Grüße,

Michael :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Michael!

Zuerst einmal danke für deine Kritik. Ich wollte ursprünglich eine Geschichte über Werwölfe schreiben, hab mich aber dann für die Schattengeschichte entschieden. Vielleicht ist es einfach zu wenig rausgekommen, das der Prot paranoid ist, aber glaub mir, nach ausreichendem Konsum vom sekundären Pflanzenwirkstoffen kann man auch vor seinem eigenen Schatten Angst haben :D !

Mfg, Dreamcatcher

 

hi dreamcatcher!

Insgesamt ganz gut, doch.
Ich bin auch nicht so ganz überzeugt von der Schattensache... es war doch fast dunkel. und dann wohl auch ganz dunkel. Dann gibt es doch gar keinen Schatten... naja, was soll's?
ich fände den Werwolf realistischer :D

nein, ich will ja gar nicht nörgeln. Du hast eine Reihe sehr schöner Beschreibungen der Flucht vor sich selbst gebracht.
Ich hab allerdings eine - auf persönlichem Geschmack basierende - weitere Anmerkung:
Dein Prot. rennt. und er rennt panisch, stolpert nie, dreht sich kaum um, hat es - gelinde gesagt - sehr, sehr eilig.
Aber Deine Sprache verästelt sich ein wenig zu sehr. Du machst schon Tempo und das ist auch gut so. Ich hätte aber "gradlinigere" Sätze erwartet.... schwer zu beschreiben. Aber ich hätte erwartet, daß der Lesefluß der Flucht angepaßt ist. Vielleicht wirklich wie das Tempo des Prot. an- und abschwillt? das hätte der Sache noch mehr Autenzität und Identifikation verliehen.

Lieben Gruß,

Frauke

 

hi dreamcatcher,

obwohl die Flucht, oder Verfolgung gut und vor allem ausführlichst beschrieben ist, fehlt leider von Beginn an etwas die Spannung. Etwas mehr Aufregung hätte die Geschicht vertragen. Vielleicht liegts auch am Titel, der im Prinzip schon vorausahnen lässt, wie das Ende aussieht. Aber dank deiner Sprache bleibt mensch doch beim Text und liest gerne bis zum Ende.

Grüsse sonah

 

Hallo Dreamcatcher,

ich schließe mich im Prinzip meinen Vorschreibern an! ;) Gut geschrieben, wirklich spannend, aber der Schatten zum Schluß ist dann ein bißchen "schal". Du hättest vielleicht die Paranoia mehr herausarbeiten müssen, vielleicht öfter die Frage stellen "Bilde ich mir das nur ein?". Evtl. hättest Du auch schreiben können, daß der Verfolger nur im Mondlich gesehen wird o.ä. . Ein logischer Fehler ist mir aufgefallen:

Eine dunkle Gestalt, die sich leicht an der Wand anlehnt und mir zulächelt
Ein Schatten kann nicht lächeln, da er kein Gesicht hat! :D

Ansonsten noch:

wildpochenden
würde ich getrennt schreiben

Ich habe schreckliche Angst mich umzudrehen
Ein Komma zwischen Angst und mich

Ich spüre seine Nähe
"ihre" Nähe, da sich das ja auf die Gestalt bezieht

jedes mal
jedes Mal

während ich meine nun schon strauchelnden Beine zwinge
während ich meine, nun schon strauchelnden Beine, zwinge

gerade aus
geradeaus

ziehe mir feuchten
mit

und stoße die Tür
und ich stoße die Tür

hundert Watt Birne
Hundertwattbirne

VG

Petra

 

Hallo. Sehr gute idee, ich hätte ein paar Anmerkungen....

Wiederholungen vermeiden, das vergrößert die Spannung: Immer tiefer... immer größere ... Schreckliche Angst ... Schreckliche Angst etc.

versuch ein paar mehr synonyme und andere Umschreibungen zu finden. ie. immer tiefer ... verzehrende Angst... Die kalten grauenvollen Hände schrecklicher Angst greifen...

Manchmal erzeugt ein oder mehrere kurze Sätze mehr Spannung: Ich kann mich nicht umdrehen. Mein Grauen hält mich auf der Flucht. .. irgendwie so....

Wieso ist dein Charakter so sehr auf der Flucht und hat niemals Todesangst, Angst zu Sterben, das Engültige aus?

 

Hallo ihr Lieben!

Zuerst mal danke für dir Kritik. Wie jeder Schriftsteller, somal ich mich als solcher bezeichnen darf, ist auch für mich Kritik sehr wichtig, da es mir helft meine Fähigkeiten weiter auszubauen.

@sonah: vielleicht hast du ja recht und ich hätte mich mehr bemühen sollen mehr spannung in die geschichte einzubauen, doch ich hab sie mitten in der Nacht geschrieben und da bleibt manchmal die künstlerische Darstellung mancher Dinge auf der Strecke so wie vielleicht jetzt manche Erklärungsversuche auf der Strecke bleiben werden da ich gerade mit einem Freund Geburtstag gefeiert habe . Ich verspreche allerdings dass ich mir das nächste mal ein bisschen mehr Mühe geben werde:wein: :stoned:

@Petra: Hallo Petra. Danke für deine Anmerkungen in Bezug Rechtschreibung und Grammatik. In mancherlei Dingen stimme ich zwar nicht ganz mit dir überein, doch das läßt sich sicher alles irgendwie bereinigen. Z.B. Bin ich mir nicht sicher ob das mit dem Komma zwischen den strauchlenden Beinen stimmt oder das mit der ?hundert Watt Birne? doch ich werde das mal alles nach prüfen und dann entsprechende Änderungen vornehmen. Die anderen Punkte die du angesprochen hast werde ich natürlich, sobald ich mehr Zeit habe, d.h. nach meinem Urlaub, ändern.
Das mit dem Schatten solltest du nicht so wörtlich nehmen. Es ist natürlich eine Interpretationssache, doch der Schatten soll bei mir nicht eine Buchstäblichkeit sein, sondern vielmehr die Angst verdeutlichen, die vielleicht jeder schon ab und zu verspürt hat, wenn er oder sie vor die Tür gegangen ist, also glaube ich kann ich es so stehen lassen, dass der Schatten de, Prot zugelächelt hat.

@MikeJack: Stilistisch werde ich versuchen mich bei der nächsten Geschichte die ich schreiben werden mehr an deine Vorschläge zu halten. Warum der Prot keine Todesangst hat ist leicht erklärt. Wie schon gesagt soll der Schatten nicht buchstäblich zu nehmen sein sondern Angst verdeutlichen. Wie groß die Angst ist, soll der Leser selber bestimmen, da das Angstempfinden bei jedermann anders ist. Ich selber z. B. habe keine Angst vor dem Tod, allerdings vor dem Sterben. Wenn jemand anders das anders empfindendet, soll derjenige sich selber ein Bild vor der Angst des Prot machen. Es ist leider einfach sehr schwer subjektive Gefühle auf Objektive umzumünzen vor allem wenn, wie meiner Ansicht nach, subjektive Gefühle gar keine Rolle spielen.

Sollte jemand glaube ich habe kompletten Scheiss geschrieben, bitte nicht böse sein. Wie schon gesagt habe ich mit einem Freund Geburtstag gefeiert und bin total besoffen.

Ansonsten, danke für die Kritik und alles Gute weiterhin.

Dreamcatcher

 

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