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Paradox: Die Maschinistin

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25.10.2009
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Paradox: Die Maschinistin

Es war eine Woche nach der Ernte, die beste Zeit, über den Kauf von Mehl zu verhandeln.
„Wir benötigen 12 Säcke im Monat“, sagte Nariel und zeigte ihrem Vater eine Seite von dem Buch, daß sie seit einem Jahr mit allen möglichen Zahlen voll schrieb. „Darüber wird es zu teuer, weil sie den Rest selbst brauchen; darunter lohnt sich der Transport nicht.
Nagrond blätterte in dem Buch. Es war ihm ein Rätsel, wie Nariel aus dem Zahlengewirr 12 Säcke folgern konnte, aber im letzten Jahr waren seine Gewinne deutlich gestiegen. Nicht daß Gewinne viel bedeuteten, aber vielleicht würde ihm das Gelegenheit geben sie mit einem verarmten Adligen zu verheiraten. Nagronds andere Kinder waren in den Tempel oder zur Armee gegangen. Und seine jüngste Tochter war schon immer ein wenig seltsam; sie zeigte für überhaupt nichts Talent oder zumindest Interesse. Erst als er sie auf eine Handelsreise mitnahm, zeigte sich ihr Talent für Zahlen.
„Brauchst Du mich noch?“ frage Nariel. Ohne eine Antwort abzuwarten, lief sie in Richtung einiger Kinder. Es war Nagrond überhaupt nicht recht, daß seine Tochter mit Menschen spielte, aber ihr etwas zu verbieten war sinnlos. Wenigstens hatte sie nicht ständig ihre Nase in Büchern.

„Sechs zu eins!“ rief der größte der Jungen triumphierend, als er den Strohball zwischen zwei Steinen durch trat und fuhr sich wie jedes mal durch seine nussbraunen Haare.
„Natürlich gewinnt ihr, ihr seid ja auch zu dritt“, sagte ein Mädchen mit Sommersprossen.
„Da kommt wer“, sagte der kleinste Junge und schob sich seine übergroße Mütze aus den Augen. Aus der Richtung, in die er zeigte lief ein Mädchen auf sie zu. Sie trug ein weißes Kleid und hatte lange blonde Haare mit zwei langen Fransen, die ihr ins Gesicht hingen; eindeutig niemand aus dem Dorf. Als sie näher kam, sahen die Kinder auch die spitzen Ohren. Elfen waren in der Gegend kein ungewohnter Anblick, aber sie hatten noch nie eine gesehen, die so groß war wie sie selbst.
„Willst Du mitspielen?“ fragte das sommersprossige Mädchen, „Dann sind wir auch zu dritt.“
Die Elfe antwortete in einer fremden Sprache. Nach einer Pause antwortete sie in der Händlersprache. Als sie merkte, daß die Kinder sie immer noch nicht verstanden, trat sie gegen den Ball. Die Geste war eindeutig. Sie spielten eine halbe Stunde, bis sie ein lautes Pfeifen hörten.

Nariel hatte noch nie ein solches Geräusch gehört, noch konnte sie sich ein Tier vorstellen, das es verursachte. Es ließ ein weiteres Pfeifen hören, offenbar kam es näher. Jetzt konnte Nariel ein Schnaufen hören, was immer es war, es musste gleich um die Biegung der Straße kommen. Nariels Angst und Neugierde rangen miteinander. Dann kamen auch noch die Leute mit vollen Säcken aus ihren Häusern. Hatten sie etwa vor, das Untier zu füttern? Jetzt war sich Nariel sicher, daß sie es sehen musste. Es bog mit einem lauten Getöse um die Ecke; Nariel blickte auf einen Koloss mit einer braunroten Haut, auf dem ein kleiner Mann saß, der ihn lenkte. Sie hätte niemals gedacht, daß ein solches Ungetüm überhaupt existieren könnte. Der Reiter brachte es mitten auf dem Dorplatz mit einem Zischen zum stehen. Aus dem Wagen, den es zog, stiegen zwei weitere Männer und halfen den Leuten, die Ähren aus den Säcken in den breiten Mund auf dem Rücken des Monstrums zu schütten.
Jetzt erkannte Nariel, daß es gar kein Tier war, sondern eine Maschine und ohrfeigte sich innerlich selbst für diese Dummheit. Das musste ein zwergischer Dampfdrescher sein. Folglich waren die drei Männer Zwerge. Nariel kannte Zwerge nur aus den Geschichten ihres Großvaters, da hieß es aber, daß alle Zwerge Bärte, die fast bis auf den Boden reichten, hatten.
Ein langes Rohr spie Rauch in die Luft, während die zahlreichen Räder und Stangen unablässig arbeiteten. Ein Zwerg schaufelte Kohle in die Feuerbüchse, kontrollierte ein paar Pfeile, die sich vor weißen Tafeln bewegten und drehte gelegentlich an einem Rad. Der zweite half den Menschen das Getreide in den Trichter zu schütten. Der dritte beaufsichtige die anderen beiden und ließ jedes der Kinder an der Pfeifenkette ziehen. Nachdem alle einmal gezogen hatten, wurde ihnen langweilig und sie spielten weiter, doch Nariel hatte nur noch Augen für die Dreschmaschine.

Erst mal keine Kohle mehr!“ rief Glem dem Heizer zu. Zwei Jahre und Glem musst ihm immer noch die einfachsten Sachen erklären. Er mochte es sehr, mit seiner Dreschmaschine durch das Land zu fahren und junge Maschinisten auszubilden, aber irgendwie hatte er die beiden größten Orkhirne der gesamten Purpurberge erwischt. Erst jetzt fiel ihm auf, daß eines der Kinder immer noch vor der Maschine stand.
Als moderner Zwerg wusste Glem natürlich, daß die ganzen Geschichten, die von den Alten über Elfen erzählt wurden unmöglich alle stimmen konnten. Dennoch hatte er Schwierigkeiten, Elfen und Maschinen in seinem Kopf zu vereinbaren. Sicher nur jugendliche Neugierde, er selbst war als Kind gerne auf Bäume geklettert, bis er diese Unsitte aufgegeben hatte.
„Mehr Kohle, der Druck wird zu niedrig!“ rief er dem Heizer zu.
Als sie nach einer halben Stunde keine Anstalten machte zu gehen, beschloss er sie anzusprechen.
„Wirklich ein Prachtstück, nicht wahr? Man merkt kaum, daß sie schon fünfzig Jahre auf dem Buckel hat“, sagte er und schlug mit der Flachen Hand auf die Verkleidung, worauf sich ein Nebel aus Rost löste.
„Haben Sie die Maschine gebaut?“ fragte sie.
„Zusammen mit meinem Vater. Für meinen Sohn habe ich ein funktionierendes Modell der Maschine gebaut.“
„Glauben sie, ich könnte auch so eine bauen?
Normalerweise hätte er diese Frage mit ‚Ja’ beantwortet und dem Kind ein Buch, von dem er immer ein paar auf dem Wagen hatte, gegeben. Aber diese Person würde das Buch sowieso nicht verstehen. Er musst versuchen, das Gespräch zu beenden, ohne allzu unfreundlich zu werden. Wie jeder wusste, war die beste Art Kobolde loszuwerden, sie zu langweilen, vielleicht funktionierte das auch mit Elfen. Also erzählte er ihr, daß ein Liter Wasser 1600 Liter Dampf ergibt, wie sich aus den ersten Saugfässern über Dampfpumpen die modernen Dampfmaschinen entwickelten, daß Maschinisten aus Sicherheitsgründen nur kurze Bärte tragen durften. Seine Ausführungen hatten nicht die erwünschte Wirkung, sie wollte immer mehr hören. Wenn doch seine Assistenten nur auch so aufmerksam wären. Er erklärte weiter, wie der Dampf aus dem Kessel den Kolben bewegte.
„Ich glaube, der Druck wird zu hoch“, stellte Nariel fest.
Glem sah auf die Anzeigen, sie hatte Recht.
„Wenn man mal für ein paar Minuten nicht hinsieht! Holt gefälligst die Kohlen Raus! Wollt ihr den Kessel zerknallen!?“ brüllte er.
Hastig drehte er an den Ventilen, während die anderen die Kohlen heraus ragten. Nach ein paar Minuten wischte er sich erleichtert den Schweiß von der Stirn.
Wie Du siehst, habe ich zu tun. Und schlag Dir die Sache am besten aus dem Kopf, ich bringe niemandem ein Handwerk bei, dass ihn nicht ernähren kann.“
„Viele von den Bonzen tragen neuerdings Taschenuhren, aber es gibt niemanden, der sie reparieren kann. Viel komplizierter als eine Dampfmaschine kann das auch nicht sein.“
„Du gibst wohl keine Ruhe. Na meinetwegen.“ Glem ging zu dem Wagen und kramte eine kurze Weile darin herum. Schließlich kam er mit einem zerfledderten Buch wieder. „Die wurden eigentlich übersetzt, um Assistenten die Händlersprache beizubringen. Das eins klar ist, damit tue ich dir keinen Gefallen.“
Nariel nahm das Buch und blätterte darin rum.

Nagrond betrachtete seine Tochter, die neben ihm auf dem Wagen saß. Sie hatte sich wieder schmutzig gemacht. Er musste aufhören, sie auf Reisen mitzunehmen, bevor es zu spät wahr, ihr solche Sachen wieder abzugewöhnen.
„Wenn ich groß bin, werde ich Maschinistin“ erklärte sie.
Es war zu spät.

 

Die Geschichte habe ich vor 4 Monaten im Zug geschrieben. Dann lag sie 2 Monate auf dem Papier rum und noch 2 weitere Monate auf dem Computer, bis ich endlich entschieden habe sie zu posten.

 

Hallo Schwarzer Ritter

Im Ansatz finde ich deine Idee nicht schlecht, die Ausarbeitung geht mir allerdings nicht weit genug. Du deutest einen Konflikt zwischen einem Elfenmädchen und seinem Vater an, was auch durchaus interessant werden könnte, bleibst dabei aber ziemlich an der Oberfläche hängen. Oder, um es platt zu formulieren: Da passiert einfach zu wenig, um mich zu fesseln.

Gut, Nariel scheint Spass an Zahlen, Fußball und Maschinen zu haben, was sicher untypisch für eine Elfe in dieser Welt ist, aber nur diese Tatsachen zu beschreiben finde ich zu wenig. Für mich wäre eine Austragung dieses Konflikts interessanter gewesen, insofern kommt es mir hier so vor, dass eine schöne Idee nicht konsequent zu Ende gebracht wurde. Aber vielleicht ging es dir auch gar nicht um den Konflikt selbst?

Ferner sind noch sehr viele Fehler in der Geschichte. Du solltest sie auf jeden Fall nochmal überarbeiten.

Nicht dass Gewinne viel bedeuteten, aber vielleicht würde ihm das Gelegenheit geben sie mit einem verarmten Adligen zu verheiraten.

Würde den Konjunktiv hier weglassen: "... aber vielleicht gab ihm das die Gelegenheit, sie mit einem verarmten ..."

Was ich nicht verstehe: Warum will er eine Elfe mit einem Adligen (der wohl ein Mensch ist?) verheiraten?

Nagronds andere Kinder wahren in den Tempel oder zur Armee gegangen.

waren, nicht "wahren". Der Konjunktiv ist "wäre", nicht "währe" - das hast du an mehreren Stellen falsch.

Sie trug ein weißes Kleid und hatte lange blonde Haare mit zwei langen Fransen, die ihn ins Gesicht hingen;

..., die ihr ins Gesicht hingen

Als sie näher kam, sah die Kinder auch die spitzen Ohren.

sahen

Elfen waren in der Gegend kein ungewohnter Anblick, aber sie hatten noch nie eine gesehen, die so groß war wie sie.

Würde das "wie sie" am Ende weglassen, klingt nicht schön finde ich.

„Willst du mitspielen? Dann sind wir auch zu dritt.“ fragte das sommersprossige Mädchen.

Hm ... warum nicht "Willst du mitspielen?", fragte das sommersprossige Mädchen. "Dann sind wir auch zu dritt."
==> so passt das "fragte" besser.

Sie spielten halbe Stunde, bis sie ein lautes Pfeifen hörten.

eine halbe Stunde

noch konnte sie sich ein Tier vorstellen, dass es verursachte.

, das es verursachte

Jetzt war sie Nariel sicher, dass sie es sehen musste.

sich

Es bog mit einem lauten Getöse die Ecke;

um die Ecke

Nariel blickte auf einen Koloss mit einer braunroten Haut, auf dem ein kleiner Mann saß, der es lenkte.

"..., der ihn lenkte", da es sich auf den Koloss bezieht.

Nariel kannte Zwerge nur aus den Geschichten ihres Großvaters, da hieß es aber, dass alle Zwerge Bärte, die fast bis auf den Boden reichten, im Gesicht hatten.

lass doch "im Gesicht" weg, ein Bart ist doch immer im Gesicht.

Sicher nur jugendliche Neugierde, er selbst war als Kind gerne auf Bäume geklettert, bis er diese Unsitte aufgegeben hat.

"aufgegeben hatte"

„Haben sie die Maschine gebaut?“ fragte sie.

Sie als Anrede groß geschrieben.

Für meinen Sohn habe ich funktionierendes Modell der Maschine gebaut.“

Da fehlt ein "ein".

Aber diese Person würde das Buch sowieso nicht verstehen.

Verstehe ich nicht, warum denkt er das? Sprechen sie nicht in der "Händlersprache"?

Wollt ihr den Kessel zerknallen

Das Wort "zerknallen" gibts aber auch nur bei den Zwergen ... :)

Hastig drehte er an den Ventilen, während die anderen die Kohlen heraus ragten.

Versteh ich nicht ... was passiert mit den Kohlen?

Und schlag dir die Sache am besten aus dem Kopf, ich bringe niemandem ein Handwerk bei, dass ihn nicht ernähren kann.

das

bevor es zu spät ihr solche Sachen wieder abzugewöhnen.

"bevor es zu spät war"

Vielleicht hab ich nicht verstanden, auf was du hinauswillst, aber so recht schlau bin ich aus der Geschichte nicht geworden. :)

Viele Grüße.

 

Danke, dass du mich auf die Fehler hingewiesen hast. Ziemlich peinlich, dass ich so viele übersehen habe.

Das Wort "zerknallen" gibts aber auch nur bei den Zwergen ...
Kesselzerknall ist tatsächlich ein richtiges Wort. Ich habe es aber auch zum ersten mal gelesen, als ich über Lokomobile nachgeforscht habe (und damit meine ich nicht nur Google und Wikipedia).
Versteh ich nicht ... was passiert mit den Kohlen?
Wenn der Kessel zu heiß wird, müssen die Kohlen halt wieder raus.
Vielleicht hab ich nicht verstanden, auf was du hinauswillst, aber so recht schlau bin ich aus der Geschichte nicht geworden.
Eigentlich wusste ich das selbst nicht genau, deshalb habe ich die Geschichte auch 4 Monate liegen lassen, bevor ich sie abgeschickt habe. Aber von allen Geschichten der letzen Monate, ist diese die einzige, die ich tatsächlich fertig bekommen habe.

 

Hallo Schwarzer Ritter

Wenn der Kessel zu heiß wird, müssen die Kohlen halt wieder raus.

Schon, nur der Satz lautet

Hastig drehte er an den Ventilen, während die anderen die Kohlen heraus ragten.

Müsste das letzte Verb nicht trugen oder holten oder schaufelten oder irgendwas in der Art sein ... "ragten" macht da irgendwie keinen Sinn.

Viele Grüße.

 

Hallo Schwarzer Ritter,
Eine sehr gute Geschichte, die ich mit Genuss gelesen habe. Die HEldin und die restlichen agierenden PErsonen sind gelungen. Die Geschichte mehr wie der erste Teil eines Buches. Als eigenständige Kurzgeschichte ist sie mir etwas zu wenig. Da ist zu wenig Konflikt und da wird zu wenig abgeschlossen. Das Abendteuer beginntja erst und ich wünsche mir mehr
davon zu lesen.
Interessanter Hintergrund mit Zwergen und Dampfmaschinen. Hat großes Potential

„Viele von den Bonzen tragen neuerdings Taschenuhren, aber es gib niemanden, der sie reparieren kann.“
gibt
Ich hab den Satz nicht ganz verstanden. Was hat das mit der Dampfmaschine zu tun?

LG
Bernhard

 

Hallo Schwarzer Ritter,

eigentlich nichts Neues von mir; ganz nette Geschichte, die aber eher wie der Anfang von etwas Größerem wirkt.

Ein paar Textsachen:

Der Reiter brachte es mitten auf dem Dorplatz mit einem zischen zum stehen.
Dorfplatz; Zischen; Stehen

Der zweite half den Menschen das Getreide in den Trichter zu schütten.
Menschen, das

Als sie nach einer halben Stunde keine Anstalten machte zu gehen, beschloss er sie anzusprechen.
er, sie

„Glauben sie, ich könnte auch , so eine bauen?
auch so

Wie jeder wusste, war die beste Art Kobolde loszuwerden, sie zu langweilen, vielleicht funktionierte das auch mit Elfen.
Art, Kobolde

Er musste aufhören, sie auf Reisen mitzunehmen, bevor es zu spät ihr solche Sachen wieder abzugewöhnen.
spät war, ihr

Generell würde ich dir empfehlen, weniger Nebensätze zu bilden, sondern mehr Punkte zu setzen und eigene Sätze zu formen. Z.B.:

Wie jeder wusste, war die beste Art Kobolde loszuwerden, sie zu langweilen, vielleicht funktionierte das auch mit Elfen.
langweilen. Vielleicht

oder

Glem sah auf die Anzeigen, sie hatte Recht.
Anzeigen. Sie

Viele Grüße,
Maeuser

 

So, habe dank euch noch ein paar Kleinigkeiten korrigiert. Nicht genug, als dass es sich lohnen würde, die Geschichte nochmal zu lesen.

@Maeuser
Bist du bei den Fehlern sicher? Bei einigen scheinen beide Versionen richtig zu sein. Jedenfalls werde ich über die Sache mit den Nebensätzen ernsthaft nachdenken.

Die Maschinistin war hautsächlich ein Versuch, meinen Schreibstil zu ändern. Ich hatte es einfach satt, ständig mit Pratchett (den ich nie gelesen habe) verglichen zu werden. Ich könnte einen Vergleich mit Addams, von dem ich ein großer Fan bin, noch verstehen.

In der Hinsicht wahr ich jedenfalls erfolgreich.

 

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