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Parabellum

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21.01.2016
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Parabellum

Kommandant Dahlberg lief ruhelos in seiner Kabine auf und ab. Zehn Schritte von der Tür bis zu der kleinen Aussichtsluke, durch die er den in Wirbelstürme gehüllten Exoplaneten sehen konnte, achtundsechzig Lichtjahre entfernt von der Erde. Dann wieder zehn Schritte zurück bis zur Tür mit dem matten Stahlrahmen. Seine Halsmuskeln krampften und sein Herz raste. Sehnsüchtig blickte er beim jedem Abwenden vom Luk auf die Schublade seines Schreibtisches, in der sich ein Tütchen mit Black Crystal befand. Dahlberg biss sich auf die Lippen. Ein verdammter Atemzug Crystal, nur ein verdammter Atemzug und alles wäre wieder in Ordnung.
„Du mieses Schwein“, brüllte er mit vorgestreckter Unterlippe. „Ich reiß dir dein verfaultes Hirn raus.“ Hasgaad hatte sich für heute persönlich angekündigt, um die wöchentliche Lieferung zu überbringen. Er hatte den ausgelegten Köder offensichtlich geschluckt, denn wenn er selbst erschien, stellte er stets Bedingungen. „Dich mach ich fertig, du dreckiger Hund.“ Dahlberg schrak aus seinen entglittenen Gedanken und drückte seine zitternden Hände fest zusammen. Genau so sollte Hasgaad ihn sehen. Einen mageren Mann um die Vierzig, mit dünnem Haar, grauem Gesicht, tiefen Falten um Mund und Augen und am Rande der Selbstbeherrschung. Es würde seiner Überheblichkeit schmeicheln und sein Misstrauen dämpfen.

Der Türsummer erschien Dahlberg so durchdringend wie ein wüst aufspielendes Streichorchester. Mit drei hastigen Schritten erreichte er den Eingang und schlug fahrig auf den Öffnungsschalter. Hinter der zur Seite gleitenden Tür erschien Hasgaad.
„Kommen Sie rein, kommen Sie rein.“ Mit einer auffordernden Handbewegung trat Dahlberg rasch zur Seite. „Haben Sie es dabei?“ Mit wässrigen Augen blickte Dahlberg auf Hasgaad. Sein glattes Haar war zurückgekämmt und so grau wie der kurze Bart, der sein Gesicht einrahmte. In den Augen hinter der Brille mit der breiten Einfassung war die kalte Fähigkeit zur Gewalt zu erkennen. Sie wirkten gefühllos und berechnend. Er musste etwa sechzig Jahre alt sein. Es gab keine Daten darüber. Selbst sein eigenes Alter kannte Dahlberg nicht genau. Seit sie hier gestrandet waren, gab es keine Aufzeichnungen mehr auf dem Generationenschiff.
Hasgaad schmunzelte ohne ihn anzublicken. „Schließen Sie doch bitte zunächst die Tür, Kommandant.“ Er schlenderte zu dem Schreibtisch neben der Aussichtsluke, auf dem ein Häufchen Sand und einige runde, schwarz glänzende Steine lagen. Hasgaad hob eine Braue und zwinkerte. Dann griff er in eine Innentasche seines dunkelblauen Anzuges und blickte sich um. Dahlberg drückte auf den Taster der Türverriegelung und schritt ihm eilig nach. Gebannt stierte er auf die in der Jacke verharrenden Hand.
„Sie werden allmählich ein teurer Kunde, mein Guter.“ Hasgaad zog betont langsam eine durchsichtige Tüte hervor, in der sich mehrere kleine Tütchen mit schwarzen Kristallen befanden. Er ließ das Päckchen aus seiner Hand auf die schlierige Platte des Tisches gleiten und wandte sich der verschlissenen Sitzgruppe zu. „Es ist mir unangenehm, aber ich muss mich noch in einer dringlichen Angelegenheit an Sie wenden, Kommandant.“ Er schob einen Fuß vor, nahm Platz und lehnte sich zurück. Aufmerksam beobachtete er Dahlberg.
`Natürlich willst du was und du wirst es auch bekommen. Und noch ein wenig mehr.´ Dahlberg umrundete den Tisch und packte die Tüte. Er bohrte einen Finger hindurch und rupfte sie ungeduldig auseinander. Eine der kleinen Verpackungen zerriss er mit den Zähnen und schüttete die schwarzen Kristalle unbeherrscht auf den Tisch. Unter seiner Haut kribbelte es. Seine Magenwände zogen sich ruckartig zusammen. Er unterdrückte ein Würgen und begann zu schwitzen. Dahlberg ließ sich in den Bürostuhl vor dem Tisch fallen, zog seinen Verdampfer aus einer Schublade und legte eines der Kristalle in seine Mulde. Dann betätigte er den Brenner und sog den Rauch tief in seine Lungen. Die neurochemische Wirkung setzte schlagartig ein.

Eine samtene Welle überflutete seinen Körper. Sein Bewusstsein tauchte ein in ein Meer aus Harmonie und Euphorie. Dahlberg kippte erschlafft gegen die Rückenlehne seines Stuhles. Mit offenem Mund und geschlossenen Augen lehnte er den Kopf zurück. Ein kaleidoskopartiges Farbenspiel schlug ihn in seinen Bann.
„Es gibt Kämpfe auf der Aurora.“ Hasgaads Stimme drang unwirklich und entfernt in sein Bewusstsein. Die Aurora, dachte Dahlberg, ja. Er konnte das Schwesterschiff über dem Exoplaneten glitzern sehen, wenn die Sonne im richtigen Winkel stand. So überbevölkert wie ihr eigenes Schiff. Die Versorgungslage wurde langsam kritisch. Die Menschen rebellierten und die Machtgruppen gingen aufeinander los.
Dahlberg legte den Kopf zur Seite. Mit verkniffenen Augen blickte er zu Hasgaad. Die plötzliche Helligkeit löste einen ziehenden Schmerz an seinen Augenrändern aus, der bis in die Stirn zog. Er konnte den Raum hinter den Gegenständen fühlen.
„Die schlachten sich zu Hunderten ab.“ Dahlberg grinste. Bei einer Bevölkerung von dreitausend Personen keine so üble Quote. Hier ergaben sich Möglichkeiten. „Fürchten Sie um Ihre Kunden? Die monatliche Fährverbindung jedenfalls wird erst einmal eingestellt und damit dann wohl auch Ihre Lieferungen.“
Hasgaad beugte sich vor, stütze die Unterarme auf die Knie und verschränkte die Finger.
„Hat Kommandant Vares Sie um Hilfe ersucht?“ Er blickte Dahlbergs verkniffenes Gesicht forschend an.
„Nein. Und er hätte sie auch nicht bekommen. Er führt die am besten ausgerüstete eigennützige Organisation auf dem Schiff, wie Sie wissen. Es bringt keine Vorteile, das Leben meiner Männer für seine Machtposition zu verheizen.“ Und erst recht nicht, einen Großteil der militärischen Mannschaft von Bord zu beordern, sinnierte er. Hasgaad und er verfügten über etwa gleich viele Kämpfer, nur waren die Eigenen besser ausgebildet und hochwertiger bewaffnet. Hasgaad würde die Gelegenheit nutzen, um die Kontrolle an sich zu reißen. Ihn und die restlichen Führungsoffiziere würde er aus einer Luftschleuse katapultieren.
Hasgaad neigte den Kopf zur Seite ohne den Blick abzuwenden.
„Meinen Informationen zufolge hat die ´Mayflower´ einen bewohnbaren Planeten entdeckt. Erfreuen Sie mich mit einigen Details, Kommandante. Ich decke Ihre Bedürfnisse nicht aus reiner Gutmütigkeit.“
Dahlberg beugte sich dem Tisch zu und strich mit den Handballen die Kristalle zusammen. Er fühlte sich wie in Watte gepackt. Der Raum um ihn herum erschien aufgequollen, wie von flockiger Dichte, doch sein Verstand war wach und klar. Auch Krämpfe und Schmerzen hatten sich verflüchtigt.

„Der Funkspruch ist achtzig Jahre alt und die Daten sind zweifelhaft. Sie könnten manipuliert sein. Die Schiffssysteme der Mayflower sind wahrscheinlich genau so im Arsch wie unsere. Möglich, das die ein anderes Schiff anlocken wollen, um es zu übernehmen.“ Mit prickelnden Fingerspitzen nahm er die einzelnen Kristalle auf und ließ sie in das aufgerissene Tütchen fallen. Wie kleine Seifenbläschen sanken sie hinab.
Hasgaad hob die Augenbrauen. Auf seiner Stirn bildeten sich lange Furchen.
„Haben Sie ein derartiges Vorgehen noch nie selbst in Betracht gezogen? Wir haben hier keine Zukunft, meine Kinder haben hier keine Zukunft. Wie lange werden wir noch existieren können? Ein paar Jahrzehnte? Und das auch nur, wenn die Bevölkerung dezimiert wird. Hier bietet sich ein anstrebenswertes Ziel.“
Dahlberg ließ den letzten Kristall aus den Fingern fallen und legte das Tütchen zu den anderen. Er wandte sich mit dem Drehstuhl herum, lehnte sich zurück und legte die Hände auf die Armlehnen. Er hatte Hasgaad richtig eingeschätzt. Eigentlich war er gar kein so übler Kerl. Er war gebildet und intelligent. Jeder musste eben sehen, wo er bleibt. Nachdenklich schaute er Hasgaad in die unwirklich erscheinenden grünen Augen. Niemand sonst an Bord besaß diese Augenfarbe. Hasgaad hatte die sorgfältig arrangierte Desinformation über die Mayflower scheinbar bedenkenlos akzeptiert. In den unteren Mannschaftsrängen hatte er viele Informanten, die von Crystal oder wie diese es auch spaßhaft nannten, Parabellum, abhängig waren. Das hatte Dahlberg sich zu Nutze gemacht. Die Offiziere jedoch zogen an einem Strang, schließlich hatten sie ihre privilegierte Position an Bord zu verlieren. Das schweißte zusammen.
„Wir haben schon oft vorgeschlagen, eines der Schiffe zu reparieren. Aber weder wir noch die wollen auf einem Schrotthaufen zurückbleiben. Wir könnten höchstens eintausend mitnehmen.“
Dahlberg drückte mit der Zunge gegen die Wange. „Was wollen Sie, Hasgaad?“
„Eine Fähre.“ Hasgaad griff sich an den Hals und rieb die Haut mit dem Zeigefinger.
„Eine Frachtfähre? Um Ihre Leute dort drüben zu verstärken und die Aurora zu übernehmen? Und mir wollen Sie weismachen, dass Sie es im Interesse unseres Überlebens tun?“ Dahlberg schluckte hörbar. „Ich glaube eher, Sie wollen einen gesicherten Machtbereich und das Crystal wird uns das kosten, was Sie zur Instandsetzung der Aurora brauchen. Ich würde vielleicht darüber nachdenken, wenn Sie uns eines Ihrer Labore übergeben und einen der Chemiker bei uns zurücklassen. Unter meinem Kommando, versteht sich.“
Hasgaad lachte, bewegte den Kopf zur Seite und dann wieder zurück. Zwischen den herabgebogenen Brauen und den erhobenen Wangen bildeten die Augen kleine Schlitze.

„Das scheint Ihre bewegendstes Motiv zu sein, Kommandante. Würden Sie mir denn eine Ihrer Fähren übergeben und uns übersetzen lassen, wenn ich Ihnen sogar zwei Chemiker überlassen würde?“
„Sie meinen das ernst? Sie wollen die Aurora einsacken und dann entscheiden wir gemeinsam darüber, wer zurückbleibt oder wen wir in den Raum pusten?“ Dahlberg blickte seinen Gegenüber skeptisch an.
„Ich dachte eher, wir sollten in Betracht ziehen, die Aurora mit gemeinsamen Kräften zu übernehmen. Es könnte die letzte Option für unsere Spezies sein. Es würde einen Weiterflug für uns in den Raum stellen. Möglicherweise entdecken wir ja doch noch einen besiedelbaren Planeten. Und wir finden vielleicht heraus, wie hoch der Wahrheitsgehalt des Funkspruches von der Mayflower ist.“
Dahlberg rieb sich mit der Hand über die Lippen.
„Sie haben auf der Aurora Verbündete.“ Er kniff die Lippen zusammen, blickte zur Seite und schüttelte den Kopf. „Das gefällt mir nicht. Aber über die erste Möglichkeit ließe sich reden.“ Er schaute wieder zu Hasgaad. „Ich überlasse Ihnen sogar einige unserer Waffen. Allerdings erst an Bord der Fähre.“
„Ich könnte also über eine der Fähren verfügen?“ Hasgaad hob das Kinn und fixierte ihn mit gesenkten Lidern.
„Ich bekomme die Kontrolle über dieses Schiff, Sie über die Aurora. Danach sehen wir weiter. Die Fähre will ich allerdings zurück. Sie lassen Ihre Frau und Ihre Kinder hier, um sie auszutauschen.“
„Ah ...“, Hasgaad riss ruckartig eine Hand in die Höhe. „Das ist vollkommen indiskutabel.“ Sein Tonfall hatte sich verschärft. Seine ansatzlos entglittenen Gesichtszüge wirkten wütend auf Dahlberg. Doch so schnell diese Erregung erschienen war, so schnell verblasste sie. „Ich gebe Ihnen die Hälfte meines Vorrats an Crystal. Das sind fünfzehn Kilogramm. Und ich lasse Ihnen die Fähre zurückbringen. Ob Sie es glauben oder nicht. Wir werden aufeinander angewiesen sein und das bringe ich nicht in Gefahr.“
Dahlberg grinste über das ganze Gesicht.
„Fünfzehn Kilogramm?“ Er lachte heiser und stülpte die Unterlippe in den geöffneten Mund. „In Ordnung. Ich überlasse Ihnen Fähre eins. Fähre zwei ist im Bestzustand, die kann ich Ihnen nicht aushändigen. Wir benötigen sie, um Rohstoffe von den Asteroiden zu transportieren. Drei und vier werden gerade zu einer überholten Einheit zusammengesetzt. Sie werden mir das Schiff wieder aushändigen.“
„Natürlich.“ Hasgaad machte eine kurze Pause. „Ich möchte die Fähre jetzt gleich.“
Dahlberg blickte ihn einige Augenblicke mit zusammengezogenen Brauen an.
„Mein erster Offizier wird Ihnen gegen eine angemessene Bezahlung die Zugangscodes aushändigen.“ Er grinste erneut.
„Und die Waffen?“
„Liefern wir bei Abflug. Ich werde nicht kleinlich sein, aber es auch nicht übertreiben.“
„Das reicht mir.“ Hasgaad erhob sich, zog an den Revers seines Jacketts und wandte sich dem Ausgang zu. Er betätigte den Öffnungsschalter und wandte sich noch einmal um.
„Es ist immer angenehm, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Kommandant.“
Dahlberg spitzte die Lippen und nickte. Er blickte Hasgaad wortlos nach und erhob sich, um die Tür hinter ihm zu schließen.

Sechs Stunden später saß er im Leitstand auf dem Sitz des Kommandanten und tippte ungeduldig mit den Fingerkuppen aufeinander. Zwölf Monate Vorbereitungszeit und dann hatten sie wie lange gewartet? Drei Jahre oder waren es bereits vier? Er wusste, der Zeitpunkt würde kommen, denn die Bedingungen auf der Aurora waren ungleich schlechter als auf der Magellan. Er blickte sich auf der Brücke um. Die Objekte schienen zu pulsieren, zu blubbern und die Bewegungen der Offiziere zogen verzerrte bunte Spuren nach.
„Die Fähre verlässt den Hangar“, sagte Byrne, der erste Offizier und sein engster Vertrauter. Das knochige Gesicht mit der spitzen Nase war seiner Konsole zugeneigt. „Ich richte die Außenkameras aus.“
Die Frachtfähre erschien auf dem gestreckten Wandmonitor. Fast dreihundert Leute begleiteten Hasgaad. Trotz entschlossener Planung war Dahlberg noch einmal ins Schwanken geraten. Doch es blieb ihm einfach zu wenig Zeit, um die Situation erneut gewissenhaft abzuwägen. Ließ er Hasgaad gewähren, würde der wahrscheinlich ein regelrechtes Massaker anrichten und die Anzahl der Menschen an Bord der Aurora beträchtlich dezimieren. Das hätte sicher Vorteile und erleichterte das Vorgehen, um eine Auswahl für einen Weiterflug zu treffen. Hasgaad und seine Kämpfer würden aber weiterhin ein Problem darstellen.
Andererseits verfügte er in wenigen Minuten über das Monopol zur Crystalherstellung. Sie würden sich Ersatzteil für Ersatzteil für die Instandsetzung der Magellan holen. Das war nur eine Frage der Zeit. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie weit Menschen unter dem Druck des Entzuges gehen würden, um sich neues Crystal zu beschaffen.
Dahlberg blickte zu seinem technischen Offizier. Vaskes Gestalt war gedrungen und muskulös, sein Humor ein wenig derb, aber er konnte sich immer auf ihn verlassen. Fünf Monate hatte Vaskes getüftelt, um einen Sprengsatz auf der Fähre unterzubringen, der nur zu entdecken war, wenn man sie in ihre Einzelteile zerlegte. Die besondere Feinheit war, das der Zünder sich, aufgrund mehrerer Empfänger in unterschiedlichen Frequenzbereichen, bei einem breitbandigen Störsignal seitens Hasgaads selbst mit einer Verzögerung aktivieren würde. Dahlberg schmunzelte. Vaskes war ein kleines Genie.
„Die unkritische Distanz ist erreicht.“ Helmuth, der taktische Offizier, hochgeschossen und schlaksig, blickte fragend zu Dahlberg herüber.
„Ist das Bergungsteam bereit?“ Dahlberg erhob sich, bewegte sich auf die taktische Konsole zu und stellte sich neben den sitzenden Helmuth.
„Fähre zwei wird gerade bemannt.“ Helmuths Stimme erschien ihm verlegen. Helmuth hatte die größten Bedenken über ihre Vorgehensweise gehabt, musste letztendlich aber einsehen, dass sie über diesem Planeten zum Sterben verurteilt waren. Als Offizier wusste er, das man auch äußerst unbequeme Entscheidungen treffen musste. Auf der Erde lebte inzwischen niemand mehr, das war aus den letzten Funksprüchen vor vierhundert Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit zu entnehmen. Und über die anderen Generationenschiffe wussten sie nichts. Möglicherweise waren sie die letzten ihrer Art.
„Ich betätige den Auslöser selbst“, raunte Dahlberg.
Helmuth schaute mit erschlaffenden Gesichtszügen kurz zu ihm auf, berührte daraufhin mehrere Flächen auf dem Display vor sich und zeigte auf ein rot blinkendes Bedienfeld. Dahlberg legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er beugte sich herab und tippte auf das blinkende Quadrat.

 
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Hallo Rainer Hohn,
ich habe deine spannende Geschichte gern gelesen.

zehn Schritte von der Tür bis zu der kleinen Aussichtsluke, durch die er den in Wirbelstürme gehüllten Exoplaneten sehen konnte, achtundsechzig Lichtjahre entfernt von der Erde.
...und schon fühlte ich mich in dem Raumschiff/ in der Geschichte.

Er hatte den ausgelegten Köder offensichtlich geschluckt,
Oha! :) Schön, wie das immer wieder auftaucht und die Geschichte zusammenhält.

Genau so sollte Hasgaad ihn sehen. Einen mageren Mann um die Vierzig, mit dünnem Haar, grauem Gesicht, tiefen Falten um Mund und Augen und am Rande der Selbstbeherrschung.
Eine sehr gute Möglichkeit, um nicht platt mit dem Beschreiben des Protagonisten anzufangen.

„Ah ...“, Hasgaad riss ruckartig eine Hand in die Höhe. „Das ist vollkommen indiskutabel.“ Sein Tonfall hatte sich verschärft. Seine ansatzlos entglittenen Gesichtszüge wirkten wütend auf Dahlberg. Doch so schnell diese Erregung erschienen war, so schnell verblasste sie.
Dadurch bekommt der lange Dialog einen schönen Peak.

Also echt jetzt, ich bin hin und weg und ein Fan dieser Geschichte!:D


Noch ein zwei Sachen, die du mMn noch einmal anschauen könntest:

„Es ist mir unangenehm, aber ich muss mich noch in einer dringlichen Angelegenheit an Sie wenden, Kommandant.“
„Das scheint Ihre bewegendste Motivation zu sein, Kommandante.
An mehreren Stellen steht "Kommandante".

Er wünschte sich sphärische Musik dazu.
Echt, wünscht er sich das in dem Moment?

Er konnte das Schwesterschiff manchmal über dem Exoplaneten glitzern sehen, wenn die Sonne in einem richtigen Winkel stand.
Vielleicht besser: ...wenn die Sonne im richtigen Winkel stand.(?)

Die Schiffssysteme der Mayflower sind wahrscheinlich genau so im Arsch wie unsere.
Im Rest der Unterhaltung drücken sich die beiden eher gewählt aus. Und wenn, dann zusammen genauso.

„Natürlich.“ Hasgaad machte eine kurze Pause. „Ich möchte die Fähre jetzt gleich.“
Zwölf Stunden später saß er im Leitstand auf dem Sitz des Kommandanten
Da musste Hasgaad aber noch ganz schön warten. Vielleicht um die 300 Leute samt Gepäck einzuladen? Ich würde "Ich möchte die Fähre noch heute." schreiben.

Zwölf Stunden später saß er im Leitstand
Zwölf Monate Vorbereitungszeit und dann
Zweimal zwölf.

Die besondere Feinheit war, das der Zünder sich, aufgrund mehrerer Empfänger in unterschiedlichen Frequenzbereichen, bei einer breitbandigen Rauschstörung selbst mit einer Verzögerung aktivieren würde.
Ich habe keinen Plan, was eine breitbandige Rauschstörung ist. :shy:
Kann man das auch weniger kompliziert (be)schreiben?

1a Geschichte!!:thumbsup:
Viele Grüße
wegen

 

Hallo wegen,

danke für deinen beflügelnden Kommentar.

Eine sehr gute Möglichkeit, um nicht platt mit dem Beschreiben des Protagonisten anzufangen.

Da kämpfe ich auch schwer mit, das Ganze unauffällig in die Geschichten einfließen zu lassen.

An mehreren Stellen steht "Kommandante".

Soll ein Zeichen von Hasgaads Überlegenheitsgefühl sein. Ist ein wenig ironisch gemeint.

Er wünschte sich sphärische Musik dazu.

Hast du recht. Es passt in diesem Moment nicht in die Szene. Es ließe sich machen mit einer zusätzlichen Aussage, aber das würde wohl den Fluss des Textes stören. Ich werde den Satz streichen.

Vielleicht besser: ...wenn die Sonne im richtigen Winkel stand.(?

Klingt eindeutig besser.

„Natürlich.“ Hasgaad machte eine kurze Pause. „Ich möchte die Fähre jetzt gleich.“

Der Gedanke ist, das Hasgaad Manipulationen an der Fähre ausschließen will. Den gesamten Zeitraum bis zur Brückenszene werde ich aber verkürzen.

Zweimal zwölf

Ist mir nicht aufgefallen. Korregiere ich.

Ich habe keinen Plan, was eine breitbandige Rauschstörung ist. Kann man das auch weniger kompliziert (be)schreiben?

Hast du auch recht. Das ist zu fachlich und für den Leser nicht nachvollziehbar. Ich werde es in Störsignal ändern. Es handelt sich hier um „weisses Rauschen“, das zur Störung von Empfängern benutzt wird. Der CIA fährt mit so einem Gerät hinter der Limousine des Präsidenten her, um die Fernzündung von Bomben zu unterbrechen.

Vielleicht könnte dir „Virus“ auch ganz gut gefallen. Steht noch auf der ersten Seite bei SF. Mit dem Ende bin ich allerdings nicht voll zufrieden.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo Rainer Hohn,

Es handelt sich hier um „weisses Rauschen“, das zur Störung von Empfängern benutzt wird. Der CIA fährt mit so einem Gerät hinter der Limousine des Präsidenten her, um die Fernzündung von Bomben zu unterbrechen.
Ja Wahnsinn. Danke für die Erklärung! :)

Danke für die Textempfehlung. Hättest du die in deinem Kommentar eigentlich auch verlinken können? Die Titel-Suche für "Virus" (alleinstehend, ohne Artikel etc.) ergab glaube ich acht Treffer. Also man kann deine Geschichte natürlich anhand des Autors ausmachen.
Ich habe die Geschichte schon angefangen. :) ...Das mit dem Titel bekommst du eventuell noch mal aufs Brot geschmiert.

Viele Grüße
wegen

 

Hättest du die in deinem Kommentar eigentlich auch verlinken können? Die Titel-Suche für "Virus" (alleinstehend, ohne Artikel etc.) ergab glaube ich acht Treffer. Also man kann deine Geschichte natürlich anhand des Autors ausmachen.
:schiel: Ah, oder ich geh einfach direkt über dich als Autor...

 

Hallo Rainer Hohn,

ich fand deine Geschichte hervorragend, sowohl sprachlich als auch inhaltlich, wenn auch sehr bedrückend. Die Vorstellung, dass die Menschheit die letzten Ressourcen aufwendet um Generationenschiffe auf die Suche nach einer neuen Heimat zu schicken, und diese dann womöglich als Junkies zugrunde gehen, ist einerseits verstörend, andererseits aber auch gar nicht so abwegig.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir noch aufgefallen:

Bei einer Bevölkerungsdichte von dreitausend Personen keine so üble Quote.
Dreitausend Personen pro was? Wenn auf dem Schiff insgesamt 3000 Personen leben, dann sollte man das nicht als Bevölkerungsdichte bezeichnen, sondern einfach als Bevölkerung. Vielleicht auch "Bevölkerungsdichte pro Schiff", wenn auf beiden etwa gleichviele Menschen leben.

Fünf Monate hatte Vaskes getüftelt, um einen Sprengsatz auf der Fähre unterzubringen, der nur zu entdecken war, wenn man sie in ihre Einzelteile zerlegte.
Ich konnte mir hier nicht wirklich vorstellen, was so kompliziert daran sein kann, einen Teil der Verkleidung abzumontieren und irgendwo in einem unzugänglichen Winkel den Sprengsatz anzubringen. Das hat mich etwas irritiert, aber ist natürlich rein subjektiv.

Die besondere Feinheit war, das der Zünder sich, aufgrund mehrerer Empfänger in unterschiedlichen Frequenzbereichen, bei einem breitbandigen Störsignal selbst mit einer Verzögerung aktivieren würde.
Du hast hier wegen wunderbar erklärt, dass Störsender verwendet werden um die Fernzündung von Bomben zu verhindern. Wenn man das weiß, ist einem natürlich klar, dass Hasgaad das vermutlich auch tun wird und es deshalb genial ist, genau dieses Verhalten auszunutzen. Mir war das aber nicht bewusst, weshalb ich etwas verwirrt war, wieso es denn toll wäre, den Zünder mit einem Störsignal zu aktivieren. Ich denke, wenn du die Erklärung noch einbaust, kommt das ganze viel besser zur Geltung.

lg,
JReichinger

 

Hallo wegen,

Hättest du die in deinem Kommentar eigentlich auch verlinken können?

Das weiß ich jetzt gar nicht. Ich bin erst ein paar Wochen auf Wortkrieger und kenne noch nicht alle Funktionen. Das es mehrere Geschichten mit dem Titel geben könnte, auf die Idee bin ich nicht gekommen. Aber unter "Science Fiktion Kurzgeschichten" steht sie auf der ersten Seite.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo JReichinger,

ich habe mich über deinen positiven Kommentar sehr gefreut. Meine Geschichten werden langsam besser.

Dreitausend Personen pro was? Wenn auf dem Schiff insgesamt 3000 Personen leben, dann sollte man das nicht als Bevölkerungsdichte bezeichnen, sondern einfach als Bevölkerung.

Upps, kleiner Fehler. Wurde korregiert.

Ich konnte mir hier nicht wirklich vorstellen, was so kompliziert daran sein kann, einen Teil der Verkleidung abzumontieren und irgendwo in einem unzugänglichen Winkel den Sprengsatz anzubringen.

Hasgaad wird sicher intensiv nach einem Sprengsatz suchen und scannen lassen, deshalb sollte er mehr als nur gut versteckt sein. Mein Gedanke war auch, das es nur ein kleiner Sprengsatz ist, der eine Kettenreaktion auslöst, hier kommen dann nicht viele Bereiche des Schiffes in Frage.

wieso es denn toll wäre, den Zünder mit einem Störsignal zu aktivieren. Ich denke, wenn du die Erklärung noch einbaust, kommt das ganze viel besser zur Geltung.

Das ist eine gute Idee. Der Satz steht hier auch etwas bezuglos im Raum. Ich werde das verbessern.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo Rainer Hohn,

ich habe gerade unter "Ein gewöhnliches Verhör" gelesen, dass du für "Parabellum" bisher nur zwei Kommentare bekommen hast, da habe ich gedacht, ich könnte mal zumindest etwas Abhilfe schaffen.

Zunächst: mir gefällt die Geschichte sehr gut! Du vermittelst nur an wenigen Stellen, was das eigentliche Setting ist, aber das reicht vollkommen aus. Das fühlt sich natürlich an, befreit von einem Erzähl-Opa. Der Kern des Ganzen ist das Gespräch, der Machtkampf zwischen den beiden Befehlshabern, den Dahlberg absichtlich "verliert". Und alles läuft auf die finale Abrechnung hinaus, in der der Protagonist schließlich die Macht an sich reißt. Kein klassisches Gut-Böse, stattdessen politischer Kampf um die Herrschaft, das gefällt mir. Schön finde ich auch den Funkspruch der Mayflower, der hier eigentlich als McGuffin nur die Handlung vorantreibt ohne selbst von größerer Bedeutung zu sein - aber es treibt so schön die Phantasie voran, wenn man überlegt, wohin sich das noch alles entwickeln könnte.

Zwei Kleinigkeiten:

Erfreuen Sie mich mit einigen Details, Kommandante. Ich decke Ihre Bedürfnisse nicht aus reiner Gutmütigkeit.“
-> Der Kommandante wurde ja bereits angemerkt. Ich habe mir schon gedacht, dass das eher neckisch gemeint ist. Vielleicht gehst du mit der Schreibweise "Comandante" diesen Vorwürfen aus dem Weg?

Jeder musste halt sehen, wo er bleibt.
-> Ich würde "halt" streichen. Es ist mehr ein Füllwort aus dem Alltag, als schöne Sprache.

An Verbesserungsvorschlägen bleibt diesmal nicht sonderlich viel für mich zu sagen. Lediglich zwei Ideen hätte ich, mit denen du "Parabellum" vielleicht anreichern könntest, sollten sie dir gefallen oder Inspiration bieten können.

1. In der aktuellen Version verläuft Dahlbergs Täuschung vergleichsweise glatt - er hat sie ja auch ewig geplant. Wenn noch etwas mehr Spannung gewünscht ist, könnte er sich vielleicht einmal unter der Wirkung der Droge verhaspeln und eine Aussage machen, die Hasgaad stutzig werden lässt. Vielleicht rutscht ihm raus, dass es um mehr geht als Crystal. Dann belauern sich die beiden, ehe Dahlberg abwinkt, dass es doch immer nur um Crystal gehe, weil er ja "Junkie" ist. Irgendetwas in der Art.

2. Die andere Möglichkeit, etwas mehr Spannung aufzubauen, wäre den Leser etwas länger im Unwissen zu lassen.

Genau so sollte Hasgaad ihn sehen.
Damit ist bereits klar, dass mehr hinter Dahlbergs Verhalten steckt. Würde das gestrichen und vielleicht ein etwas chaotischeres Verhalten des "Drogensüchtigen" dargestellt, müsste sich der Leser schon fragen, was das alles soll, bis der Kommandant plötzlich entschlossen und nüchtern zur Brücke marschiert und Befehle gibt.
... eigentlich wollte ich gerade Vorschlag 2 streichen, weil er mir nicht gefällt. Aber vielleicht ist es ja zumindest interessant für dich zu wissen, dass Dahlbergs doppeltes Spiel schnell beim Leser bekannt ist.


So dann, ich hoffe, deine Geschichte findet noch ein paar mehr Leser!


Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

Hallo Vulkangestein,

danke für die Abhilfe. Freut mich, das du sie nicht bereut hast.

befreit von einem Erzähl-Opa

Ohne viel Drumherum nimmt die Geschichte schnell Fahrt auf.

Der Kommandante wurde ja bereits angemerkt. Ich habe mir schon gedacht, dass das eher neckisch gemeint ist. Vielleicht gehst du mit der Schreibweise "Comandante" diesen Vorwürfen aus dem Weg?

Dann verstehen hoffentlich auch andere, wie es gemeint ist. Die Schreibweise „Comandante“ wird wahrscheinlich auch nur Verwirrung stiften, weil sie deutlich von „Kommandant“ abweicht. Jedoch könnte „mon Comandante“ den Sarkasmus vielleicht darstellen, geht mir aber irgendwie zu schwer von der Zunge. Ich belasse es bei der Erstversion, sie gefällt mir.

Jeder musste halt sehen, wo er bleibt.

Nach „ich würde halt streichen“ dachte ich auch sofort: Füllwort. Habe ich dann getan, aber auf irgendeine Weise steht dieses Wort in Verbindung mit den zwei Sätzen davor. Ich habe es dann durch das weniger aufdringliche Wort „eben“ ersetzt.

2. Die andere Möglichkeit, etwas mehr Spannung aufzubauen, wäre den Leser etwas länger im Unwissen zu lassen.

Gefällt dir, meine ich, zu Recht nicht. Der Leser weiß in der Geschichte, da steckt etwas hinter. Aber was und wo führt es hin?

1. In der aktuellen Version verläuft Dahlbergs Täuschung vergleichsweise glatt - er hat sie ja auch ewig geplant. Wenn noch etwas mehr Spannung gewünscht ist, könnte er sich vielleicht einmal unter der Wirkung der Droge verhaspeln und eine Aussage machen, die Hasgaad stutzig werden lässt

Ich glaube, das würde die Geschichte holprig machen. Die Grundidee bereichert aber meine Vorstellung davon, wie man Spannung erzeugen kann. Die Droge wirkt im Text „er war wach und klar“, aber die Verarbeitung seiner Sinneseindrücke hat sich deutlich verändert.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Rainer Hohn!

Ein gut gestalteter Handlungsablauf. Vor allem die „Verhandlung“ gefällt mir. Auch der Hintergrund oder besser gesagt, die Hintergründe, es geht einmal ums Überleben und zum Anderen um die gesicherte Rauschmittelversorgung. Beides hängt hier jedoch auf einer Weise zusammen, die das eine Anliegen mit dem anderen untrennbar macht.

Textlich gibt es noch ein paar Kleinigkeiten. Ich bearbeite hier erst einmal die ersten Absätze.
Dann gibt es ein paar Stellen, die ich nicht ganz verstehe, zumindest beim ersten Lesen.

Kommandant Dahlberg schritt ruhelos in seiner Kabine auf und ab. Zehn Schritte von der Tür bis zu der kleinen Aussichtsluke,
schritt und Schritte … gleich zu Anfang eine unschöne Dopplung.

Dann wieder zehn Schritte zurück bis zur Tür mit dem matten Stahlrahmen. Seine Halsmuskeln krampften schmerzhaft und sein Herz raste. Sehnsüchtig blickte er beim jedem Abwenden vom Luk auf eine der Schubladen seines Schreibtisches, in der sich ein Tütchen mit Black Crystal befand. Dahlberg biss sich auf die Lippen.
Ein Krampf im Muskel ist immer schmerzhaft.
beim jedem Abwenden vom Luk … bei … überhaupt find ich das sehr umständlich ausgedrückt.
auf eine der Schubladen … klingt, als wäre in mehreren Schubladen jeweils eine Tüte.
Auf die Schublade

Ein verdammter Atemzug Crystal, nur ein verdammter Atemzug und alles war wieder in Ordnung.
Ich meine, es müsste „wäre“ heißen.

Der Türsummer erschien Dahlberg so durchdringend wie ein wüst neben ihm aufspielendes Streichorchester.
Neben ihm … kann raus. Die Vorstellung von unmittelbarer Nähe hat man automatisch. Oder steigern: in seinem Kopf aufspielendes …

In den Augen hinter der Brille mit der breiten Einfassung war die kalte Fähigkeit zur Gewalt zu erkennen. Sie wirkten ausdruckslos und berechnend.
Die Augen wirken ausdruckslos, aber man kann Gewaltbereitschaft und Berechnung darin erkennen?

Es gab keine Daten darüber. Selbst sein eigenes Alter kannte Dahlberg nicht genau. Seit sie hier gestrandet waren, gab es keine Aufzeichnungen mehr auf dem Generationenschiff.
Das kann ich mir nicht vorstellen. Dazu müssten alle Daten der Passagiere unzugänglich sein und/oder es gibt keinen 24 Stunden Rhythmus mehr und keine Dienstpläne, kein Logbuch.

Dahlberg drückte auf den Taster der Türverriegelung und schritt ihm eilig nach.
Folgte ihm eilig … ginge auch. Wobei folgen noch die derzeitige Situation zwischen den beiden unterstreicht.

„Sie werden allmählich ein teurer Kunde, mein Guter.“
Warum sagt er das?

und schüttete die schwarzen Kristalle unbeherrscht auf den Tisch, die sich auf der Oberfläche verteilten.
Wenn man unbeherrscht etwas auf den Tisch schüttet, dann verteilt es sich. Das muss nicht extra betont werden.
Eine samtene Welle überflutete warm seinen Körper.
Samt hat eine Oberfläche, die sich warm anfühlt oder wärmt.

Dahlberg kippte erschlafft gegen die Rückenlehne seines Stuhles. Mit offenem Mund und geschlossenen Augen lehnte er den Kopf zurück auf dessen oberen Rand.
Oberer Rand … da ist der Bezug nicht klar.

Er konnte das Schwesterschiff manchmal über dem Exoplaneten glitzern sehen, wenn die Sonne im richtigen Winkel stand.
Aber nicht immer, wenn diese Konstellation gegeben ist?

So viel fürs erste.

Lieben Gruß

Asterix

Nachtrag:
Den Titel Parabellum find ich nicht gut, weil die Bezeichnung stark mit einer bestimmten Waffe verbunden ist.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Asterix,

danke für deinen Kommentar. Ich staune immer wieder, wie viele kleine Fehler sich trotz aller Mühe einschleichen.

Kommandant Dahlberg schritt ruhelos in seiner Kabine auf und ab. Zehn Schritte von der Tür bis zu der kleinen Aussichtsluke,
schritt und Schritte … gleich zu Anfang eine unschöne Dopplung.

Schritt, Schritte und darauf noch einmal Schritte. Ist mir nicht aufgefallen. Ich habe das Erste in „lief“ geändert.

Ein Krampf im Muskel ist immer schmerzhaft./ Auf die Schublade

Beides klar.

Sehnsüchtig blickte er beim jedem Abwenden vom Luk auf eine der Schubladen seines Schreibtisches

Also für mich geht das gut runter. Ich verstehe aber, was du meinst. „Bei jedem Abwenden“ wirkt ein wenig eingefügt. Es geht hier um die Position des Schreibtisches.
Vielleicht sollte ich es umstellen: „Bei jedem Abwenden vom Lug blickte er sehnsüchtig auf die Schublade seines Schreibtisches ...“Auf der anderen Seite erhält das „sehnsüchtig“ am Satzanfang eine besondere Betonung.

Der Türsummer erschien Dahlberg so durchdringend wie ein wüst neben ihm aufspielendes Streichorchester.

„Neben ihm“ gestrichen. Ist überflüssig.

In den Augen hinter der Brille mit der breiten Einfassung war die kalte Fähigkeit zur Gewalt zu erkennen. Sie wirkten ausdruckslos und berechnend.
Die Augen wirken ausdruckslos, aber man kann Gewaltbereitschaft und Berechnung darin erkennen?

Wurde „gefühllos und berechnend“ draus.

Es gab keine Daten darüber. Selbst sein eigenes Alter kannte Dahlberg nicht genau. Seit sie hier gestrandet waren, gab es keine Aufzeichnungen mehr auf dem Generationenschiff.
Das kann ich mir nicht vorstellen. Dazu müssten alle Daten der Passagiere unzugänglich sein und/oder es gibt keinen 24 Stunden Rhythmus mehr und keine Dienstpläne, kein Logbuch.

Sie befinden sich bereits seit Generationen über dem Planeten. Ich dachte, das „gestrandet“ würde in dem Zusammenhang einen langen Zeitraum vermitteln. Etwas wie „seit sie vor 200 Jahren hier gestrandet waren“ möchte ich nicht einfügen, finde ich unpassend. Dienstpläne werden sicher weitergeführt. Logbuch nicht unbedingt. Man könnte noch differenzieren: Aufzeichnungen über Geburten z. B., aber das scheint mir alles zu erklärend. Ich belasse es erstmal so, da kein anderer Kommentar darauf verwiesen hat.

Dahlberg drückte auf den Taster der Türverriegelung und schritt ihm eilig nach.
Folgte ihm eilig … ginge auch. Wobei folgen noch die derzeitige Situation zwischen den beiden unterstreicht.
Ich finde beides nicht optimal, aber machbar.

„Sie werden allmählich ein teurer Kunde, mein Guter.“
Warum sagt er das?

Dahlberg muss für die Drogen nicht zahlen und Hasgaad unterstreicht hier, das er etwas für seine Leistung erwartet. Der einzige Bezug ist allerdings:

denn wenn er selbst erschien, stellte er stets Bedingungen.

Ich hoffe, der Leser erkennt es. Dahlberg bezahlt Hasgaad ja auch nicht.

Die folgenden Sachen, die du anmerkst, habe ich wegen Überflüssigkeit gestrichen.

Den Titel Parabellum find ich nicht gut, weil die Bezeichnung stark mit einer bestimmten Waffe verbunden ist.

Ich finde ihn auch nicht mehr gut. Anfangs fand ich den Bezug zur Droge interessant. Parabellum war eine Handfeuerwaffe und ist bis heute eine gängige Kugel in der Nato. Die Bedeutung ist: bereite Krieg. Aber das kann der Leser nicht wissen, deshalb ist der Titel mißlungen. Ich habe die Geschichte gerade unter dem Titel „Schwarzer Kristall“ bei einer permanenten Ausschreibung eingeschickt.

Danke für deinen Kommentar, er ist sehr hilfreich.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo Rainer Hohn!

Er konnte den Raum zwischen und hinter den Gegenständen fühlen.
Was ist mit dem Raum vor und über den Gegenständen? Das müsste universeller beschrieben werden. Vielleicht: Er konnte den leeren Raum/die Luft im Zimmer spüren? Oder die Luft bekam eine festere Konsistenz?

Hasgaad beugte sich vor, stütze die Unterarme auf die Knie und griff mit den Fingern ineinander.
verschränkte die Finger …

„Haben Sie ein derartiges Vorgehen noch nie selbst in Betracht gezogen? Wir haben hier keine Zukunft, meine Kinder haben hier keine Zukunft. Wie lange werden wir noch existieren können? Ein paar Jahrzehnte? Und das auch nur, wenn die Bevölkerung dezimiert wird. Hier bietet sich ein anstrebenswertes Ziel.“
Mir ist nicht klar, wer das sagt Dahlberg oder Haasgard. Wahrscheinlich Haasgard, sonst kann ich mir nicht Dahlbergs Meinung erklären:
Eigentlich war er gar kein so übler Kerl.

Niemand sonst an Bord besaß diese Augenfarbe.
Daraufhin habe ich etwas erwartet. Läuft aber ins Leere. Würd ich streichen.

Das scheint Ihre bewegendste Motivation zu sein
Bewegendste Beweggründe?

Ich gebe Ihnen die Hälfte meines Vorrats an Crystal. Das sind fünfzehn Kilogramm.
Na ja, kann man so lassen. Mir fehlt da halt die Vorstellung, was die 15 Kilo an Wert bedeuten und wie lange die vorhalten.
Muss es aus Haasgards Sicht nicht ein wenig verdächtig sein, das Dahlberg die 15 Kilo nicht versucht nach oben zu verhandeln?

Dahlberg verzog die gespitzten Lippen und nickte.
Erst spitzt er die Lippen und dann verzieht er die gespitzten Lippen?

Ließ er Hasgaad gewähren, würde der wahrscheinlich ein regelrechtes Massaker anrichten und die Anzahl der Menschen an Bord der Aurora beträchtlich dezimieren. Das hätte sicher Vorteile und erleichterte das Vorgehen, um eine Auswahl für einen Weiterflug zu treffen. Hasgaad und seine Kämpfer würden aber weiterhin ein Problem darstellen.
Andererseits verfügte er in wenigen Minuten über das Monopol zur Crystalherstellung. Sie würden sich Ersatzteil für Ersatzteil für die Instandsetzung der Magellan holen. Das war nur eine Frage der Zeit. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie weit Menschen unter dem Druck des Entzuges gehen würden, um sich neues Crystal zu beschaffen.
Dahlbergs Überlegungen sind schon richtig, doch verstehe ich nicht die Monopolsache.
Crystal gegen Ersatzteile der Aurora. Das bedingt, dass es auf der Aurora keine Crystal-Produktion gibt. Warum will dann überhaupt wer rüber fliegen und kämpfen? Man könnte doch gleich Ersatzteile gegen Crystal verlangen.
Wenn es aber auf der Aurora Crystal-Produktion gibt, wird es nichts mit dem Tausch. Egal ob Haasgard dort ankommt oder nicht.
Habe ich irgendwas übersehen?

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo Asterix,

vielen Dank für deinen Kommentar. An dieser Stelle verstehe ich nun, warum Autoren noch Lektoren brauchen. Ich schätze, auch bei den Professionellen hakt es an so mancher Stelle. Ich denke immer, meine Geschichte ist ganz gut, und dann finden sich Berge an Schwächen und Fehlern.

Er konnte den Raum zwischen und hinter den Gegenständen fühlen.

Es geht hier um ein 3D-Empfinden, das ich selbst oft im Rausch hatte. Ich glaube, das „zwischen“ werde ich herausnehmen, weil es einen Bezug zur Breite hat. Es ist schwer zu beschreiben und ich glaube, ich überlasse das ein wenig der Interpretation des Lesers. Man hat das Gefühl, die Tiefe hinter einem Gegenstand fühlen zu können. Ein typischer Effekt beim Haschisch-Konsum.

Hasgaad beugte sich vor, stütze die Unterarme auf die Knie und griff mit den Fingern ineinander.
verschränkte die Finger …

Wesentlich eleganter, aber ein wenig abgenutzt. Mir fällt aber auch nichts Besseres ein. Ließ die Finger ineinandergleiten? Klingt auch dämlich.

Hasgaad hob die Augenbrauen. Auf seiner Stirn bildeten sich lange Furchen.
„Haben Sie ein derartiges Vorgehen noch nie selbst in Betracht gezogen?
Mir ist nicht klar, wer das sagt Dahlberg oder Haasgard. Wahrscheinlich Haasgard, sonst kann ich mir nicht Dahlbergs Meinung erklären:

Hasgaad wird hier zwar erwähnt, aber ich habe auch ein wenig das Gefühl, als würde Dahlberg weitersprechen. Muss ich etwas länger drüber nachdenken.

Nachdenklich schaute er Hasgaad in die unwirklich erscheinenden grünen Augen. Niemand sonst an Bord besaß diese Augenfarbe

Den zweiten Satz könnte man in der Tat streichen. Aber er bezieht sich auf das unwirklich. Vielleicht kürzen und nach einem Komma anhängen.

Das scheint Ihre bewegendste Motivation zu sein
Bewegendste Beweggründe?

Okay, wird erstmal in Motiv geändert. Hier könnte man zwar auch sagen, wenn man denn übersetzt, bewegendster Beweggrund, aber auch bewegendster Antrieb. Vielleicht ändere ich auch eher das „bewegendster“. Das Wort Antrieb scheint mir an dieser Stelle zu flach.

Muss es aus Haasgards Sicht nicht ein wenig verdächtig sein, das Dahlberg die 15 Kilo nicht versucht nach oben zu verhandeln?

Dahlberg grinst über das ganze Gesicht. Es erscheint ihm verlockend. Der Leser sollte wissen, das z. B. ein Kilogramm Kokain einen gewissen Wert darstellt. Straßenverkaufswert, ungestreckt, an die einhunderttausend Euro. Ich denke, es ist nicht in Dahlbergs Sinn, die Sache hier zu komplizieren. Seine Absicht ist ja eine Andere.

Dahlberg verzog die gespitzten Lippen und nickte.
Erst spitzt er die Lippen und dann verzieht er die gespitzten Lippen?

Hier muss vorher erwähnt werden, das er die Lippen spitzt, konnte ich aber nicht finden. Also entweder ganz ändern oder ein Synonym für Lippen spitzen finden und es vorher einfügen.

doch verstehe ich nicht die Monopolsache.
Crystal gegen Ersatzteile der Aurora. Das bedingt, dass es auf der Aurora keine Crystal-Produktion gibt. Warum will dann überhaupt wer rüber fliegen und kämpfen? Man könnte doch gleich Ersatzteile gegen Crystal verlangen.

Die Aurora wird von Hasgaad beliefert (mit der monatlichen Fähre, wird erwähnt), er hat das Monopol. Die Kontrolle an Bord hat aber Dahlberg, er verfügt über besser ausgebildetes und bewaffnetes Personal.
Zusammen einnehmen können sie das Schiff nicht, aus Dahlbergs Sicht, denn Hasgaad verfügt dort über zusätzliche Kämpfer. Außerdem will er die vollkommene Kontrolle an Bord „und“ das Monopol. Er will sich nicht arrangieren und gemeinsam die Ersatzteile gegen Drogen besorgen.
Hasgaad würde seine Position nicht verbessern. Das könnte er jedoch, wenn er das andere Schiff übernimmt. Seine Absicht ist die Übernahme „und“ die Monopolstellung.

Dahlberg fordert nun aber ein Labor.

Hasgaad lachte, bewegte den Kopf zur Seite und dann wieder zurück. Zwischen den herabgebogenen Brauen und den erhobenen Wangen bildeten die Augen kleine Schlitze.

Und Hasgaad ist unschlüssig. Er muss nun einen Kompromiss eingehen, denn er sieht, das Dahlberg ablehnen könnte. Also begnügt er sich erstmal mit der Aurora und schafft sich einen eigenen Machtbereich. Ich denke, das ist schlüssig. Es könnte aber sein, dass ich das Unbehagen von Hasgaad etwas verdeutlichen sollte.

Man könnte darauf eingehen, warum sie sich nicht arrangieren oder ob es schon mal einen Versuch gab. Aber bislang gab es keinen wirklichen Zeitdruck. Die Motivation der Protagonisten scheint mir deutlich. Jeder hätte gerne die totale Kontrolle.

Ich werde die Geschichte noch mal überarbeiten und neu einsetzen.

Vielen Dank für deinen interessanten Kommentar.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

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