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Papa's little helpers

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20.10.2024
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Papa's little helpers

Hallo zusammen,

ich glaube, uns ist allen bewusst, das Schreiben (auch) Handwerk ist. Und was machen Handwerker? Sie benutzen Werkzeuge. Dabei geht es nicht um nostalgische Werte oder Ästhetik, sondern um Effizienz. Mit Erfindung des Akkuschraubers sind Schraubendreher größtenteils obsolet geworden, auch wenn die Idee, etwas nur mit einfacher Mechanik und Muskelkraft zu bewerktstelligen, natürlich viel romantischer ist.

Ich habe vor einiger Zeit so ein effizientes, aber wenig romantisches Werkzeug fürs Schreiben entdeckt: Eine englische E-Book-Serie von "Thesauri" mit Aufschlüsselungen literarischer Versatzstücke (hier die offizielle Website – gibt's aber auch in gängigen E-Book-Stores).

Das erste Buch aus der Serie, das ich mir zugelegt habe, war The Emotion Thesaurus: A Writer's Guide to Charakter Expression. Darin finden sich für alle wichtigen Emotionen folgende Aufschlüsselungen:

  • Physische Signale
  • Innere Wahrnehmungen
  • Geistige Reaktionen
  • Hinweise auf akutes oder langfristiges Bestehen der Emotion
  • Hinweise auf Unterdrückung der Emotion
Mit anderen Worten: Wenn man dem Grundsatz Show, don't tell folgen und Emotionen nicht erzählen, sondern veranschaulichen will, braucht man nur die entsprechende Buchseite aufzuschlagen und findet alles, was man braucht.

Die Serie beinhaltet außerdem noch weitere Aufschlüssungen, nämlich von:

  • Konflikten (2 Bände)
  • Emotionale Wunden
  • Verstärkung von Emotionen
  • Negative Charaktereigenschaften
  • Positive Charaktereigenschaften
  • Urbane Settings
  • Ländliche Settings
  • Berufe/Anstellungen
  • Psychologische Traumata
Ich war im allerersten Moment selbst skeptisch, ob diese Bücher hilfreich sind oder ob es sich um unbrauchbare und billige Muster handelt, die ein schematisches Verständnis des Schreibprozesses haben und nur für Autoren von austauschbarer Massenware und Trivialliteratur interessant sein können. Viel habe ich noch nicht mit den Büchern gearbeitet (habe auch nur ein paar gekauft bislang), aber ich muss sagen, sie scheinen mir tatsächlich ein sehr hilfreiches Werkzeug zu sein.

Beispiel Emotion Thesaurus: Das ist nicht mehr und nicht weniger als ein Nachschlagewerk, das nüchtern und sachlich so ziemlich jede Option aufführt, die man hat, um eine bestimmte Emotion szenisch zu veranschaulichen. Meiner Meinung nach lässt sich dem nicht viel entgegenhalten – manche Dinge sind halt, wie sie sind. Es macht ja keinen Sinn, an einer Stelle in einer Story kreativ werden zu wollen, wo es nur darum geht, etwas so anschaulich und eingängig wie möglich zu schildern, sodass der Leser es versteht, auch wenn es nicht direkt ausgesprochen (also "getelllt" wird). Kreativität an dieser Stelle würde wahrscheinlich nur Verwirrung stiften.

Die einzig valide kritische Frage wäre also noch: Sind diese Listen wirklich komplett? – Vermutlich nicht, aber sie sind wirklich umfangreich, was auch den Vorteil hat, dass man Alternativen zu seinen eigenen Ideen findet, die wahrscheinlich im ersten Moment eher die naheliegenden sind.

Ist die Nutzung der Bücher eine Abkürzung im Schreibprozess? Auf jeden Fall – das ist ihr Sinn. Es geht aber in meinen Augen nicht darum, sich diese Bücher vorzunehmen und dann Stück für Stück und puzzleartig eine Story zusammenzusetzen. Sie dienen vielmehr dazu, das, was man ohnehin beschreiben oder erzählen will, möglichst konsistent, verständlich, anschaulich und stimmig zu machen. Hier kann mich sich absichern und inspirieren lassen. Ich finde das ziemlich genial, muss ich sagen, aber macht euch am besten ein eigenes Bild – die einzelnen Bände sind nicht teuer (man munkelt, eine geschickte Google-Suche fördert auch das eine oder andere kostenlose PDF zu Tage ;-)

Freundliche Grüsse

HK

 

Den Emotion Thesaurus habe ich im Regal neben meinem PC stehen. Darauf greife ich geschätzt einmal pro zehn Seiten Text zurück, um mich inspirieren zu lassen. Finde ich also kein notwendiges, aber auch kein unnützes Tool. Sich kleine Gesten auszudenken, kann manchmal nerven, in diesen Fällen bin ich froh um effiziente Hilfe. Danke dir für den Hinweis auf weitere Bände, ich wusste nicht, dass es die gibt. Ausgehend von den Titeln denke ich mir aber, ne, da will ich mir lieber das Gehirn zermartern. Schreiben soll ja Spass machen. Das ist auch der Grund, weshalb ich die Finger von GPT lasse, wenn es um meine Texte geht, obwohl ich denke, dass es - richtig eingesetzt - auch in der Belletristik ein effizientes Tool wäre.

 

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