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Papa Yolo -- Epic Fail
Ich machte es mir in der Badewanne bequem. Leider bin ich ein norddeutscher Hüne von zwei Metern Länge und passe nicht ganz in die Wanne. Manch einer kennt das, entweder hängen die Füße über den Wannenrand oder die Knie ragen hoch aus dem Wasser heraus. So lag ich mehr schlecht als recht in der Wanne und bemühte mich, Entspannung zu finden. Als ich nach der Seife griff, fiel sie mir vom Rand der Badewanne, “Verdammt!”.
Lange Arme machen übermütig, also angelte ich mit der Hand nach ihr. Noch ein paar Zentime... “Aah!” Mist, Drehungen mochte mein Iliosakralgelenk noch nie. Der Schmerz schoss mir in den Rücken. Dann halt ohne Seife. Ich versuchte mich zurück in die Ausgangsposition zu drehen, doch mein schmerzendes Bein hatte ich dabei nicht mehr ganz unter Kontrolle. So stieß ich mit dem Fuß die Kerze um und sie fiel krachend zu Boden. “So eine Scheiße!”, Das Glas zerborsten, der Boden voller Scherben, aber immerhin war die Flamme dabei ausgegangen, die Badematte ging nicht in Flammen auf. Ich atmete dreimal tief ein und aus und versuchte mich zu entspannen. Ich streckte die Beine aus und es war mir egal, dass sie über den Rand hinaus hingen und ich das Badezimmer voll tropfte. Beim Griff nach meiner Zeitschrift, die ich in Reichweite in den Schrank gelegt hatte, musste ich feststellen, dass der Arm etwas zu kurz war. Ehrgeizig, drückte ich mich mit dem anderen Arm etwas höher und griff nach der – “Aua, verdammmt!” Mit dem Arm rutschte ich von meinem sicheren Halt und landete mit dem Kinn auf dem Wannenrand. Mann, tat das weh. Hatte ich mir tatsächlich das Kinn aufgeschlagen hatte und blutete. An Entspannung war jetzt echt nicht mehr zu denken. “Mir reichts. Schnell noch die Haare waschen und dann nichts wie raus hier”. Leider stand das Shampoo oben auf dem Rand der Duschkabine. “Na, dann mal los”. Ich begann, mich aus der Wanne zu hieven. Ich erhob mich zu meiner ganzen Pracht, stellte einen Fuß aus der Wanne, griff nach dem Shampoo – und bemerkte zu spät, dass ich auf dem Stück Seife stand. Schon rutschte mir mein Standbein weg. Ich suchte Halt, fand das über der Dusche hängende Handtuch, griff danach, riss es hinunter zu Boden und stürzte hinterher. Kopfüber hing ich in der Duschwanne, war leicht benommen und stieß die schlimmsten Schimpfwörter aus, die mir durch den Kopf gingen. Nass, mit blutendem Kinn, und, wie ich merkte, mit aufgeschlagenem Knie lag ich im Badezimmer. Auf meine gedankliche ToDo-Liste schrieb ich, dass ich mal einen Achtsamkeitskurs buchen sollte. “Rasier ich mich halt noch und dann raus hier”, war mein Plan. “Au! F*ck!” stieß ich aus, als ich merkte, dass vor dem Spiegel ja noch die Scherben und das Wachs lag und ich mitten rein trat. Ich musste mich erstmal setzen, um mir meine Füße anzuschauen. Unter ziemlichen Schmerzen zog ich mir eine dicke Scherbe und ein paar Kleinere aus dem Fuß. Oh weh, das war mit ein paar Pflastern nicht getan. Ich nahm mir eine Rolle Verbandsmaterial und ging ins Schlafzimmer Richtung Bett. Ich schlidderte durch meine Pfütze, die meine tropfenden Füße neben der Wanne gemacht hatten. Dabei fiel mir die Verbandsrolle aus der Hand und rollte quer durch das Schlafzimmer unters Bett. “Was denn noch?” Ich blickte unters Bett. Genau in der Mitte unten drunter, na klasse. Ich legte mich flach auf den Boden und robbte unter das Bett.
Gerade in dem Moment, als ich die Hand nach der Rolle ausstreckte, ging die Schlafzimmertür auf und meine drei kleinen Racker stürmten ins Zimmer. Sie dachten wohl, ich wolle spielen oder so. Ben stürzte sich auf meine Füße und begann mich zu kitzeln. Vor Schreck fuhr ich hoch und stieß mit meinem Kopf ans Bett, so dass mir der Hinterkopf dröhnte. “Aua!”
Emma schaute unter das Bett und als sie mich mit ihren großen süßen Kulleraugen ansah, ging mein Herz auf und aller Schmerz und alle Strapazen waren vergessen. “Papa, haddu Aua?” fragte sie mich und ich musste herzhaft lachen und wurde mir meiner Lage jetzt so richtig bewusst. Ich lachte Freudentränen. Dieses süße Mädchen strahlte mich so lieb an, dass ich spürte, dass dies ein wunderschöner Tag war. Spätestens, als meine Familie mich mit vereinten Kräften unter dem Bett hervor zog, mich auf das Bett lotste und meine Frau mir meine Blessuren versorgte, war es der wundervollste Tag auf Erden.