Was ist neu

Papa hat Kafka ermordet

Mitglied
Beitritt
12.02.2019
Beiträge
25

Papa hat Kafka ermordet

In unserer Familie gibt es eine Erklärung für alles Schlechte, dass es auf unserer schönen Erde gibt.
Donald Trump wird gewählt? Tja, Papa hat Kafka ermordet!
Brexit? Papa hat Kafka ermordet!
David Bowie ist tot? Papa hat Kafka ermordet!

Klingt lächerlich, hat aber durchaus eine Geschichte:
Als meine Schwester und ich klein waren, hatten wir einen süßen, kleinen Hund. Der blieb von seinem Wesen her ein Leben lang Welpe. Wir beschäftigten uns jeden Tag mit ihm, er freute sich wie verrückt, uns nach der Schule zu begrüßen; er war stubenrein und er war verspielt und schlicht – alles in allem – das beste Haustier, das man sich nur wünschen kann!
In meiner Erinnerung hat er beim Gassigehen niemals irgendwo hingemacht. Er roch selbstverständlich nie wie nasser Hund, sondern nach Regenbogen und Feenstaub. Es war, als hätte Gott einen Engel in Hundegestalt in unsere Familie geschickt! Ich glaube, er hatte sogar kleine Flügel.

Dieser Hund war Kafka.

Eines schönen Sommertages veranstalteten meine Schwester und ich ein Kaffeekränzchen. Mit Sandkuchen aus echtem Sand und imaginärem Kaffee. Kafka ließ sich duldsam von uns bewirten, aber selbst ihm wurde es irgendwann langweilig.
Also drängte er uns, sein Lieblingsspiel mit ihm zu spielen: Verstecken. Das beherrschte er richtig gut: Wenn wir ihn fanden, hüpfte er wie ein Flummi, drehte sich wie ein Kreisel und kläffte begeistert.
An jenem Tag hatte er sich zu gut versteckt und wir verloren die Lust, ihn zu suchen. Wir benutzten einen kleinen Trick und riefen: „Kafka! Kafka! Komm, Kafka!“ Das erhöhte den psychischen Druck und funktionierte, mit der nötigen Geduld, immer.
Während wir die Standardverstecke abklapperten, verließ Vater das Haus, stieg ins Auto, fuhr los und wunderte sich, über was er da gerollt war. Dieses „Was“, das war Kafka. Er war sofort tot.
Meine Schwester und ich erstarrten, als wir Vater, das Auto und Kafkas Leichnam sahen. Wir heulten Rotz und Wasser; Mutter holte uns ins Haus, damit wir den zerquetschten Hundekörper nicht mehr sehen mussten.
Im Haus rannten wir sofort zum Wohnzimmerfenster. Vater nahm einen Müllsack, steckte Kafka hinein, hievte den Müllsack mit Kafka ins Auto und fuhr los. In die Arbeit, wie er später gestand. Dort parkte er, mit Kafka im Kofferraum, und brachte ihn abends ins Krematorium.

Das ist die ganze Geschichte. Das sind die harten Fakten. Das ist das Urverbrechen an unserer kindlichen Unschuld. Mein Vater ist Kain und Kafka ist Abel. Mein Vater ist Luzifer und abgefallen von der Herrlichkeit Gottes!

Wer hat Kafka ermordet? Papa hat Kafka ermordet!

Danach war die Welt nicht mehr die gleiche für uns Kinder. Nach diesem Sommertag vor vielen Jahren ging es den Bach runter. Mit der gesamten Menschheit! Das war der Wendepunkt für die menschliche Zivilisation! Es wird Zeit, dass ihr das auch erfahrt.

Natürlich dachten unsere Eltern: „Besorgen wir den Mädchen einen neuen Hund!“ Einen Hund, von dem sie erwarteten, dass er sich so verhielt wie Kafka. Damit wollten sie unterbinden, dass meine Schwester und ich uns, in ihrer Nähe, immer wehmütig darüber austauschten, was Kafka denn wohl so treibt im Hundehimmel.
Der Nachfolger erhielt von uns den Namen: Kafka 2. Gleiche Rasse, ähnliches Aussehen, aber: Kafka 2 hatte definitiv keine Flügelchen!
Er war überfordert durch unsere bedingungslose Zuneigung und entwickelte eine canine Form der Paranoia. Schon in den ersten Tagen widmete er seine ganze Energie der Entwicklung von Fluchtplänen. Verstecken- oder Fangenspielen bedeutete, ihm bei der Umsetzung dieser Pläne zuzusehen.
Gassigehen mit Kafka 2 war Krafttraining. Erst musste man ihn gewaltsam bremsen, weil er mit allen Hundestärken wegrennen wollte, danach ließ er sich zurück schleifen. Oft sogar demonstrativ im Liegen.
Ließ man Kafka 2 im Garten, buddelte er, ohne zu zögern, sofort Fluchttunnel. Falls die NASA eine Landung auf der Mondoberfläche hätte fälschen wollen, wäre unser Rasen in den Top Ten möglicher Locations gelandet.
Kein Kaffeekränzchen mit Kafka 2, stattdessen konstanter Konflikt. Eines Tages rammte Vater mit einem großen Hammer eine Eisenstange tief in den Boden des Vorgartens und Kafka 2 wurde angekettet, zu seinem Wohl.
Der Hund war aber so in Dauerpanik, dass er die Stange über Nacht ausgrub, um mit Kette und Stange über den Zaun zu flüchten. Wir fanden ihn, weil er sich am Ende unserer Straße rettungslos in eine Hecke verfing.
Kafka 2 war nicht mehr der Jüngste, eines Tages lag er tot im Garten. Alle Familienmitglieder heuchelten Trauer, aber waren erleichtert, dass der Hund von seinem Terror befreit war.

Wer war schuld an dieser Tragödie? Papa! Papa hat Kafka ermordet.

Ein Hund kam nicht mehr in Frage. Vater ließ sich im Zoogeschäft beraten und brachte ein Kaninchen nach Hause. Das wäre die Lösung, so wurde ihm empfohlen, denn Kaninchen werden mit Kuschelgarantie geliefert!
Unser Kaninchen wurde Dora Diamant getauft, nach der Verlobten von Kafka. Sagte zumindest unsere Mutter, von Beruf Publizistin. Weil der Name aber klang wie aus einem lustigen Taschenbuch, stimmten wir zu.
Dora Diamant lebte in einem Stall in unserem Garten. Ähnlich wie Kafka 2 lebte es in ständiger Angst vor uns Mädchen. Man musste das Kaninchen blitzschnell packen, hochreißen und auf den Arm zwingen. Es verfiel darauf in vorgetäuschte Totenstarre und man konnte die Hand am Fell entlang bewegen – „Streicheln“ wäre nicht die richtige Vokabel. Nur selten flammten letzte Reste von Widerstand auf.
Bei so einer Gelegenheit ließ meine Schwester es fallen. Das Tierchen brach sich einen Hinterlauf; Dora Diamant bekam einen Gips. Das ist für ein Fluchttier wie Folter und auch in ihrer Seele brach etwas entzwei. Ihre Kaninchenaugen verloren das Funkeln, die Ohren erschlafften und Fressen wurde zu einer Protestveranstaltung.
Eines Tages vergaß meine Schwester – ganz, ganz sicher meine Schwester – die Stalltür zu schließen. Dora Diamant ließ sich dann wahrscheinlich aus dem Käfig fallen, um in die Wildnis zu robben. Mit drei Gliedmaßen, das Gipsbein hinter sich herschleifend. Nicht wie fort, nichts wie weg von diesen zwei Monstern! Wir haben sie nie mehr gesehen.

Wer war schuld an dieser Tierquälerei? Papa! Papa hat Kafka ermordet.

Papas nächste Idee, um sein Image aufzupolieren, war ein Hamster. Die sind wie Kaninchen, die nicht wegrennen können, so der Plan. Wir tauften das Tier Dora Diamant 2.
Es lebte in einem Freigehege im Garten und hatte dort ein drolliges Häuschen. Auch Dora Diamant 2 war allerdings allergisch gegen unsere Vorschläge, ihre Freizeitgestaltung betreffend. Kein Fangen, kein Verstecken und ganz sicher kein Kaffeekränzchen mir DD2.
Denn kleine Hamster haben Nagezähne, mit denen sie richtige Löcher beißen können. Und das machte sie. Immer. Sobald man sich näherte, wurde man gebissen.
Wir gingen dazu über, dicke Ski-Handschuhe anzuziehen, wenn wir mit ihr spielen wollten. Das sah, mitten im Sommer, sicher lächerlich aus und beeinträchtigte, nebenbei erwähnt, auch den Spielspaß: Mit Ski-Handschuhen kann man, nur als Beispiel, das Puppengeschirr, welches wir bei unseren Kränzchen deckten, nicht in die Hand nehmen!
Zu unser aller Erleichterung war Dora Diamant 2 bald auch die Flucht gelungen. Das Tier hatte in seiner Hütte klammheimlich einen Fluchttunnel angelegt – vielleicht war es auch auf das Tunnelsystem von Kafka 2 gestoßen. Den Ausgang haben wir nie gefunden, in unserem Garten lag er nicht.

Wer trug schuld an den kriminellen Neigungen von DD2? Papa! Papa hat Kafka ermordet.

Ein Seufzer der Erleichterung ging durch die gesamte Tierwelt des Planeten, als wir Vater davon überzeugten, nicht reflexartig das nächste Haustier anzuschaffen. Die Kette des Leids endete mit Dora Diamant 2.

Wir hörten aber niemals auf, ihm wegen seines ruchlosen Mords an dem einzigen wahren Haustier, das wir jemals besaßen, ein schlechtes Gewissen zu machen. Diese List funktionierte über Jahre:
„Warum schaust Du so traurig, Kind?“
„Ach, ich musste gerade daran denken, was für ein tolles Tier Kafka war. Bis zu dem Tag ...“
„Ich weiß! Bis zu dem Tag, als ich ihn ermordet habe! Was möchtest Du? Eine Taschengelderhöhung?“

Weder das Erwachsenwerden noch der Auszug wirkten sich auf dieses Verhalten aus. Wenn wir zuhause anriefen und Vater fragte: „Wie geht’s Dir, meine Süße?“ – „Ganz gut, Papa. Wenn man davon absieht ...“
Auch unsere Lebenspartner begannen, diese befreiende Philosophie in ihr Leben zu integrieren. Tut es nicht gut, endlich zu wissen, welche Person ureigentlich an allem Übel schuld trägt?
Ich stand, zum Beispiel, mit meinem jetzigen Mann eines Sommers im strömenden Regen. Wir wollten mit seinem Auto in die Toskana fahren, doch schon in der Schweiz stellte die Rostlaube den Dienst ein. Wir betrachteten den Totalschaden, kuckten uns an und sagten, wie aus einem Mund: „Papa hat Kafka ermordet!“

Es erleichtert die Seele, es erhebt den Verstand, man atmet freier und tiefer, man hält sich aufrechter und lebt allgemein gesünder, wenn man es nur zulässt: Das Wissen um die Tatsache, dass Papa schuld hat!
Diese Erkenntnis greift um sich wie eine Epidemie! Die Schüler meines Mannes wissen nun die Wahrheit und alle meine Kollegen. Und so ist es in dieser Stunde der Erleuchtung an mir: Ich reiche hier und jetzt diese Weisheit an euch weiter!

Wer Augen hat zum Lesen, der wisse: Papa hat Kafka ermordet!

Tragt es weiter, twittert es, facebookt es, instagramt es, malt Transparente, klebt Aufkleber und erwähnt es in jedem Gespräch! Druckt Kalender, schreibt Bücher, sprüht es an die Wände, übersetzt es in jede Sprache!
¡Papa asesinó a Kafka!
Ubaba wabulala uKafka!
Daddy killed Kafka!
Tama na fasiotia Kafka!
Papa a assassiné Kafka!
Ka patua e te papa a Kafka!
Baba Kafka'yı öldürdü!

Papa hat Kafka ermordet!

 

Hallo @Herr Wunderlich,
amüsante Geschichte, die mich mehrmals zum Schmunzeln gebracht hat.
Was mich ein bisschen stört, ist, dass der Stil teilweise nach Kindergeschichte klingt, aber es ist keine. Die prägnanten Szenen erzählst du furztrocken und lakonisch, was mir grundsätzlich sehr gefällt und sich einerseits gut von diesem Zuckersüßen abhebt, aber an ein paar Stellen war mir der Stilbruch zu viel.

... dass es auf unserer schönen Erde gibt.
Ich finde, das "schön" kann weg, der Satz verliert nichts dadurch.

... hatten wir einen süßen, kleinen Hund.
Hier könnte das "süß" weg, denn sonst könnte ich als Leser glauben, es handele sich hier weniger um einen witzigen Text, sondern um eine Art Welpenvideo in Worten, was zwar auch ganz lustig sein kann, aber mMn nicht den Humor des restlichen Textes widerspiegelt. Und kleine Hunde sind ja immer süß. Braucht es also eigentlich nicht.

In meiner Erinnerung hatte er beim Gassigehen niemals irgendwo hingemacht.
:lol:

... fuhr los und wunderte sich, über was er da gerollt war ... Er war sofort tot.
Herrlich böse. Ab da fängt die Geschichte an, mir zu gefallen. :D

Wir fanden ihn, weil er sich am Ende unserer Straße rettungslos in einer Hecke verfing.
Herrliches Bild. Hat mich zum Lachen gebracht.

Denn kleine Hamster haben Nagezähne, mit denen sie richtige Löcher beißen können.
Das ist so ein Kindergeschichten-Satz. Ich finde, den braucht es nicht. Zumal wir Erwachsenen das ja wissen.

Zwischendrin wurde es mir fast zu viel mit all den neuen Tieren. Obwohl jede Episode witzige Stellen hat. Die Szene mit dem Auto könnte z.B. raus, das wird mir zu viel. Ich denke, statt der vielen Beispiele könntest du dir evtl. noch was überlegen, was das Ganze toppt, dem schrecklichen Tod der Tiere noch einen draufsetzt. Denn so sind es zwar lustige Anekdoten (das Kaninchen fand ich auch herrlich), aber letztendlich geht es immer nur um dasselbe, da könnte noch 'ne Steigerung rein. Vielleicht noch außergewöhnlichere Todesarten oder Umstände, in denen der Vater für alles die Schuld kriegt und man dann denkt: Der arme Mann, der hat aber auch ein Pech. Weißt du, was ich meine? Es wiederholt sich zu sehr.

Trotz Kritik gerne gelesen.

Viele Grüße,
Chai

 

Hallo @Chai !

Danke für Deine Kritik! Sie ist auch sehr treffend, denn gerade über die "schöne Welt" und den "süßen Hund" habe ich lange meditiert. Du hast also zielsicher zwei wunde Punkte gefunden!

Da wären auch noch zwei andere:
"Der Hund war aber so in Dauerpanik" trifft es auch nicht. Aber "Terror" ist mittlerweile anders besetzt, finde ich.
Und "Diese Erkenntnis greift um sich wie eine Epidemie!" ist auch komisch. War da nicht irgendetwas mit einem "Lauffeuer"? Aber was ist denn eigentlich ein Lauffeuer überhaupt?

Vielen Dank!
Grübelnd, Oliver

 

Hallo @Herr Wunderlich ,
Eine schöne Idee. Mir sind jedoch ein paar Stellen aufgefallen, die noch verbessert werden könnten. Manche dieser Punkte sind keine richtigen Fehler aber dennoch habe ich mir da gedacht: "Verpasste Möglichkeit".

Donald Trump wird gewählt? Tja, Papa hat Kafka ermordet!
Brexit? Papa hat Kafka ermordet!
David Bowie ist tot? Papa hat Kafka ermordet!
Das ist natürlich nicht schlecht, wenn du aktuelle Beispiele nimmst aber es wäre doch schön wenn diese Bespiele irgendwann in der Geschichte wieder aufgegriffen werden. Vielleicht wir waren über Weihnachten zu hause, als im Fernseher die neueste Ankündigung von Trump kam [Ankündigung] tja. Papa hat Kafka ermordet.
Wir beschäftigten uns jeden Tag mit ihm
Beschäftigen ist so neutral. Da gibt es auch positive Wörter, wie spielen, um das zu beschreiben.
Das erhöhte den psychischen Druck und funktionierte, mit der nötigen Geduld, immer.
Damit wollten sie unterbinden, dass meine Schwester und ich uns, in ihrer Nähe, immer wehmütig darüber austauschten, was Kafka denn wohl so treibt im Hundehimmel.
Er war überfordert durch unsere bedingungslose Zuneigung und entwickelte eine canine Form der Paranoia
Hier ein paar Stellen, die alle das gleiche Problem haben, welches recht oft vorkommt. In Geschichten, die einen kindlichen Touch haben - und das ist hier definitiv der Fall - passen solche komplexen Wörter nicht rein. Das ist ein völlig anderer Sprachduktus.
Mein Vater ist Kain und Kafka ist Abel. Mein Vater ist Luzifer und abgefallen von der Herrlichkeit Gottes!
Ich finde die Idee, biblische Metaphern einzubauen schön um zu beschreiben, wie der Protagonist den Vorfall aufnimmt und man quasi globale Folgen hat. Aber die Umsetzung dieser Idee ist vielleicht nicht so gut gelaufen. Kain hat seinen Bruder Abel aus Wut erschlagen. Da fällt es mir schwer, den Zusammenhang zu finden (weder Bruder, noch böswillig). Es gibt sicher noch andere Geschichten aus der Bibel, die besser passen würden.
Mit Ski-Handschuhen kann man, nur als Beispiel, das Puppengeschirr, welches wir bei unseren Kränzchen deckten, nicht in die Hand nehmen!
Lass den Satz weg. Der ist nicht nötig, stört aber meiner Meinung nach den Lesefluss.

Alles in allem hat mich deine Geschichte aber ein paar mal zum lächeln gebracht. Danke dafür.

Liebe Grüße,
Träumerle

 

Hallo @Träumerle !

Danke für Deine Anregungen! Ich möchte hier nicht im Detail darauf eingehen, aber gerne Kain und Abel verteidigen. ;-)
Für mich ist das als Metapher einfach der Straftatbestand des ersten Mordfalls in der biblischen Geschichte. Ein Nachzügler in Sachen Sündenfall. Darum finde ich das eigentlich schon passend. Der Luzifer ist da eigentlich mit Abstand das unpassendere Bild. Und noch dazu nicht einmal im Ansatz biblisch.

Danke noch einmal, Oliver

 

Hallo @Herr Wunderlich ,

aber gerne Kain und Abel verteidigen. ;-)
Für mich ist das als Metapher einfach der Straftatbestand des ersten Mordfalls in der biblischen Geschichte. Ein Nachzügler in Sachen Sündenfall. Darum finde ich das eigentlich schon passend.
Die Verbindung habe ich tatsächlich nicht gesehen, kommt mir jetzt aber total offensichtlich vor. Da stand ich wohl auf dem Schlauch.
Liebe Grüße,
Träumerle

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi!
Muss kurz anmerken:

In unserer Familie gibt es eine Erklärung für alles Schlechte, dass es auf unserer schönen Erde gibt.
In unserer Familie gibt es eine Erklärung für alles Schlechte, das es auf unserer schönen Erde gibt.

Wir beschäftigten uns jeden Tag mit ihm, er freute sich wie verrückt, uns nach der Schule zu begrüßen; ...
Das wäre vllt. besser in zwei Sätzen:
Wir beschäftigten uns jeden Tag mit ihm. Er freute sich wie verrückt, uns nach der Schule zu begrüßen; ...

er war stubenrein und er war, verspielt und schlicht

– alles in allem – das beste Haustier, das man sich nur wünschen kann!
Vllt. besser:
Er war stubenrein, verspielt und schlicht. Alles in allem: Das beste Haustier, das man sich nur wünschen kann.

steckte Kafka hinein, hievte den Müllsack mit Kafka ins Auto und fuhr los.

Dort parkte er, mit Kafka im Kofferraum, und brachte ihn abends ins Krematorium.
Gefällt mir so nicht. Erst, dass er da parkt (mit Kafka im Kofferraum), und dann plötzlich: "und brachte ihn abends ins Krematorium."

Erst musste man ihn gewaltsam bremsen, weil er mit allen Hundestärken wegrennen wollte, danach dann ließ er sich zurück schleifen.
Fänd ich passender.


Falls die NASA eine Landung auf der Mondoberfläche hätte fälschen wollen, wäre unser Rasen in den Top Ten möglicher Locations gelandet.
Find ich nicht stimmig. Nur weil dort gebuddelt wurde, sieht es ja nicht aus, wie auf der Mondoberfläche. Vorallem: Rasen.

Wir fanden ihn, weil er sich am Ende unserer Straße rettungslos in eine Hecke verfing.
verfangen hatte imo.

Weil der Name aber klang wie aus einem lustigen Taschenbuch, stimmten wir zu.
Finde, das "aber" passt nicht; es ergibt sich nicht logisch. Davor gab es ja keinen angedeuteten Zweifel, ob der Name cool/ok wäre.

Nichts wie fort, nichts wie weg von diesen zwei Monstern!

Kein Fangen, kein Verstecken und ganz sicher kein Kaffeekränzchen mir DD2.
Was?

Und das machte sie.
Eben hieß es aber: "es", nicht "sie".

Mit Ski-Handschuhen kann man, nur als Beispiel, das Puppengeschirr, welches wir bei unseren Kränzchen deckten, nicht in die Hand nehmen!
Warum "welches" und nicht "das"?

Tut es nicht gut, endlich zu wissen, welche Person ureigentlich an allem Übel Schuld trägt?

Ich stand, zum Beispiel, mit meinem jetzigen Mann eines Sommers im strömenden Regen.
Kommas afaik unnötig. Aber eigtl. ist der ganze "zum Beispiel"-Part unnötig.

und sagten, wie aus einem Mund:
Hier imo ebenso @Kommas.

Gruß

 

Es erleichtert die Seele, es erhebt den Verstand, man atmet freier und tiefer, man hält sich aufrechter und lebt allgemein gesünder, wenn man es nur zulässt: Das Wissen um die Tatsache, dass Papa Schuld hat!

Hallo Oliver,

da muss doch ein Liebhaber des Wolfes nebst seiner Derivate mal vorbeischauen, obwohl ich zuerst glaubte, es wäre eine Geschichte wie meine Behauptung, „ich habe die Rolling Stones nach Sterkrade gebracht“ (natürlich nur symbolisch, als der 14jährige Friedel das Cover der Stones Nummer “ Tell Me (You‘re Coming Back)“ für die Schülerzeitung abzeichnete und darüber den werbenden Text über die scheinbaren Konkurrenten der Beatles (dass die jungen Herren miteinander befreundet waren, erfuhr die Welt erst in der zwoten Hälfte des Jahrzehnts im Aufbruch) legte.

Aber nun ist Kafka ein Hund – und da hätt‘ ich nun den ersten Stein des Anstoßes

Dieser Hund war Kafka.
- aber Kafka nicht dieser Hund!
Besser vllt. „dieser Hund hieß / diesen Hund nannten wir Kafka“

Hier

Das erhöhte den psychischen Druck und funktionierte, mit der nötigen Geduld, immer.
oder auch hier
Dort parkte er, mit Kafka im Kofferraum, und brachte ihn abends ins Krematorium.
sind die Kommas eigentlich entbehrlich, was man daran erkennt, wenn man die schwache Klammer zB auflöst zu: „Das erhöhte den psychischen Druck und funktionierte immer mit der nötigen Geduld“, hier geht‘s doch
Vater nahm einen Müllsack, steckte Kafka hinein, hievte den Müllsack mit Kafka ins Auto und fuhr los.
(wenn der Einschub „mit Kafka ...“ hervorgehoben werden soll, empfehlen sich eigentlich Gedankenstriche)

..., in ihrer Nähe, immer wehmütig darüber austauschten, was Kafka denn wohl so treibt im Hundehimmel.
Dem Appendix „was Kafka ...“ empfehl ich Konj., entweder als indirekte Rede („treibe“), oder – wenn ihr Kinder schon ein wenig Skepsis gegenüber religiöse Vorstellungen zeigten, Konj. irrealis („triebe“)

Wie dem auch sei, gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo @Superfant und @Friedrichard !

Vielen Dank euch für eure Anregungen und Vorschläge. Ihr habt wahrscheinlich mit den meisten Argumenten recht. Besonders auffällig scheint bei mir ja der Hang zu sein, zuviel Kommata zu verteilen.
Das dürfte meinen Deutschlehrer freuen, der mir immer das Gegenteil vorwarf. Vielleicht hat jeder Mensch in seinem Leben eine bestimmte Menge an Satzzeichen zur Verfügung und ich muss jetzt meine Fehler aus der Schulzeit überkompensieren. ;-)

Vielen Dank also noch einmal und bis bald, Oliver

 

Das dürfte meinen Deutschlehrer freuen, der mir immer das Gegenteil vorwarf.

So gleicht sich alles irgendwann und -wie aus :->

Nix zu danken,

Friedel

 

Hey @Herr Wunderlich

habe dich schon ein paar Mal in den Kommentaren anderer Texten gelesen und war jetzt mal neugierig, wie du so schreibst. Ich fand die Geschichte von Kafka und dem Weltübel sympathisch. Eine hübsche kleine Geschichte. Vom Humor und Vibe steht sie für mich in Verwandtschaft zu Axel Hacke, Hors Evers und älter: Kishon. Ich mag alle drei – insofern gefallen mir solche Texte, auch wenn ich selbst anderes Zeug schreibe. Mach einfach weiter. Mehr solche Geschichten. Davon können spitze, offene und halbverschlossene Ohren immer was vertragen (ich persönlich höre Evers Humoresken meist vor dem Schlafengehen mit Ohropax, – deshalb halbverschlossene Ohren:lol:).

dass es auf unserer schönen Erde gibt.

hier klingt diese lockere, ironische Art an, die den Text ausmacht. Das Motiv ist »der verklärte Blick auf die Welt« in verschiedenen Spielarten. Einmal wird »die Welt« beschönigt (in der Erinnerung) um sie erträglicher zu machen. Das impliziert natürlich auch eine skeptische Grundhaltung. Andererseits wird »die Welt« zum negativen verklärt (ein Missbrauch des Wortes Verklärung, doch ich denke du verstehst den Sinn): Die anderen sind an allem Schuld, man selbst ist irgendwie an allem Schuld, die Welt ist ein Jammertal voller Unzulänglichkeiten. Diese Resignation auf der einen und die Beschönigung auf der anderen Seite sind natürlich innerhalb der Humoreske beide nicht ganz ernst zu nehmen, sie schlagen immer etwas übers Ziel. Dadurch entsteht, zumindest für mich, die erheiternde Wirkung. – ja, ich weiß, es klingt immer iwie roboterhaft, wenn jemand versucht, Humor oder Liebe zu erklären :lol:

Tja, Papa hat Kafka ermordet!
Brexit? Papa hat Kafka ermordet!
David Bowie ist tot? Papa hat Kafka ermordet!

hä?! dachte ich zuerst. Dann im nächsten Absatz habe ich begriffen, dass diese Verwirrung zum Programm gehört. Du wirfst, wie man so sagt, Fragen auf. Die Beantwortung schiebst du noch etwas auf, was Spannung erzeugt.

schlicht

fand ich iwie nicht so ganz passend als Beschreibung für einen Hund. Vielleicht »bescheiden«?

In meiner Erinnerung hat er beim Gassigehen niemals irgendwo hingemacht. Er roch selbstverständlich nie wie nasser Hund, sondern nach Regenbogen und Feenstaub. Es war, als hätte Gott einen Engel in Hundegestalt in unsere Familie geschickt!

Vielleicht etwas Persönliches: Das mit dem Regenbogen und Feenstaub ist mir ein bisschen zu übertrieben. Ich hatte schon vorher begriffen, worauf du hinauswillst. Außerdem kaufe ich diese Art des Vergleichs deinem Erzähler nicht ab (was gut ist, weil ich Regenbogen und Feenstaub, auch das Einhorn, als Übertreibung schon etwas abgenutzt finde).

eine Version mal:
In meiner Erinnerung hat er beim Gassigehen niemals irgendwo hingemacht. Er roch auch nie wie nasser Hund, sondern immer wie mit Persil gewaschen. Ein Engel in Hundegestalt, der gesandt worden war, einzig um unsere Familie zu beglücken.

l mit ihm zu spielen: Verstecken. Das beherrschte er richtig gut: Wenn wir ihn fanden

den zweiten Doppelpunkt würde ich zu einem einfachen Punkt machen. Das starke Stilmittel nutzt sich sonst ab. Außerdem reicht dort auch der einfach Punkt.

Während wir die Standardverstecke abklapperten, verließ Vater das Haus, stieg ins Auto, fuhr los und wunderte sich, über was er da gerollt war. Dieses „Was“, das war Kafka. Er war sofort tot

oh, das ist traurig :(

Kafkas Leichnam

Leichnam hört sich erstens sehr menschlich an, zweitens kühl, distanziert, drittens sehr abstrakt. Warum nicht einfach die Rede vom leblosen Kafka. Vlt. geht der Prot. auch hin und Kafkas Körper ist noch warm. Man muss das sicher (zumal im Rahmen des Humorvollen) nicht ausschlachten. Aber das hätte doch Potential für eine emotionale Talfahrt.

So viel von mir. Gern gelesen soweit.

LG
Carlo

 

Hallo @Manlio und @Carlo Zwei !

Vielen Dank für euer Feedback! Freut mich sehr.

Vielleicht übertreibst du die Selbstreflexion hier und im Folgenden, als du sie ins Groteske steigerst, ein wenig. Verliert die Erkenntnis, dass "Papa schuld hat", dadurch nicht an Kraft?
Vielleicht. Wenn ich den Text jetzt noch einmal lese, kommt er mir an mehreren Stellen zu redundant vor. Zu sehr für das Hören geschrieben. Der gehört etwas gestrafft, dann wird das besser.

Vielleicht etwas Persönliches: Das mit dem Regenbogen und Feenstaub ist mir ein bisschen zu übertrieben.
Okay. Kann ich akzeptieren. Erzählt wird die Geschichte von einer jungen Frau - so habe ich mir das beim Schreiben vorgestellt. Die ist wahrscheinlich mit Lillifee groß geworden und eine Referenz auf Persil wirkt für die veraltet, oder?

(von 1974?)

Liebe Grüße, Oliver

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom