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Panther
„Die Panther kommen!“ Rote Blitze erhellten den Horizont und ließen für Sekundenbruchteile die Landschaft erahnen.
Der Vorhang wurde zugezogen und eine Frau sprach mit leiser Stimme: „Ich habe Angst! Ich schaffe das nicht allein!“
„Ich werde dich schützen. Wir werden es beide schaffen! Sollen sie nur kommen; an mir werden sie brechen!"
„Bitte lass mich nicht allein.“
„Ich bin mit jeder Sekunde bei dir. Du musst aber in den Nebenraum gehen und die Tür hinter dir barrikadieren. Hörst du? Ich schütze dich! Zusammen werden wir es schaffen. Wir werden die Panther besiegen. Dir wird kein Leid geschehen, ich beschütze dich. Nun geh in den Raum, bevor es zu spät ist!“
Sie küssten und umarmten sich voll Liebe. Die Frau ging in den Nebenraum. Während Tränen ihren Blick trübten, schloss sie die Tür und barrikadierte sich, das es einer Mauer glich.
Die Sekundenbruchteile wurden zu einem einzigen rotem Leuchten. Deutlich hebten sich nun die Konturen der Panther ab. Sie kamen näher.
Schützend vor der Tür, die Haupt- und Hinterraum miteinander verband, mit geladener Waffe in der Hand und dem Willen alles zu tun um sie zu beschützen und die Welt sicherer für sie zu machen, stand der Beschützer da.
Mutzerreißende Stimmfetzen wurden deutlich, als wenn sie geradewegs aus dem tiefsten Innern der Dunkelheit kämen.
Erste Vibrationen im Boden, die ein leichtes Zittern der Beine verursachten, waren zu spüren.
„Mehr wird es nicht werden. Sei unbesorgt!“ Mehr zu sich selbst als zur anderen Seite der Tür.
Keine Antwort; nur Schluchzen, lauter als jeder Vorwurf.
Da, der erste Satz, der die Explosionen durchdrang.
„Ergeben Sie sich und Ihnen wird kein Leid geschehen.“ Leid! Sie soll in Sicherheit sein! Solange die Panther unbesiegt bleiben, ist es Leid; ist es ein ständiger Kampf.
„Niemals! Ihr müsst verschwinden, damit sie leben kann.
Keine Antwort, nur das Geräusch der lachenden Gewehre, die lauter waren als jeder sehnsüchtige Kuss.
Augenblicke der Stille. Das Einzige was der Beschützer vernahm, war das Schlagen seines Herzens, so hämmernd, so schnell, als wolle es auf ihn einschlagen: Lass sie los! Du musst sie gehen lassen, sonst gerätst du in die Dunkelheit!
Dann Stille.
Ein Fenster zerspringt.
Glasscherben stürzen sich auf den Beschützer, doch er hält seine Hände schützend vor sein Gesicht.
Etwas fliegt in den Vorraum. Ein kleiner Komet, der einen Lichtschweif hinter sich herzieht. Der Stein landet auf dem Boden und explodiert wie eine Bombe.
Der Tisch beginnt zu brennen und die Flammen breiten sich aus.
Der Vorraum wird zu einem roten Meer, so dass die Panther sich heimisch fühlen und einer nach dem anderen hineinstürmen.
Der Beschützer, zuerst der Angreifer nicht gewahr, versucht die Flammen mit einer Decke zu löschen; erkennt jedoch schnell die drohende Gefahr durch die nähernden Raubkatzen und sieht seine einzige Rettung hinter der Stahltür.
Er rennt dorthin, schreit gegen die Tür.
„Lass mich hinein, drinnen sind wir beide sicher! Hinter der Tür werden sie uns nichts anhaben können!“
Ein Wimmern folgt, dann ein Schluchzen.
„Was ist? Öffne die Tür!“
Ein lauteres Schluchzen mit erstickten Worten, während Flammen und Panther immer näher kommen: „Nein! Sie werden uns beide töten! Du hast versprochen mich nicht allein zu lassen und mich zu beschützen! Jetzt bist du weg!“
„Öffne die verdammte Tür!“
„Nein! Du hast mich allein gelassen!“
Die Flammen gingen unter; die Panther nur noch Schatten, die sich näherten.
Verlassen, verlassen, allein gelassen.
Der Schmerz, der sich in seinem Herzen ausbreitete, ließ ihn die Gefahr um sich herum vergessen. Der Beschützer sinkt, ohne es selbst zu merken, auf die Knie. Innerlich gebrochen, mit der Stirn und der linken Hand an der Stahltür, die zuerst Rettung versprach.
Mit geschlossenen Augen wurde es dunkel um ihn; eine endlose Dunkelheit, die einer Leere wich.
Rotes Flammenmeer.
Die Panther sind da.