Pandora
Das Raumschiff bebte. Die Andockklammern der Raumstation lösten sich und gaben die Pandora frei. Ihr Ziel war das Noros-System. Commander Blair hatte diese Prozedur schon dutzendfach erlebt, doch jedes Mal hatte er ein flaues Gefühl in der Magengegend. Die Triebwerke erhöhten den Schub und bewegten das gewaltige Raumschiff Meter um Meter in die tiefen des Alls. Die Stabilisatoren wurden bis auf das äußerste strapaziert.
"Schalten Sie die Anti-Gravitationsmatrix Offline und die Triebwerke auf Null", befahl Blair.
Dann wurde es still und das Beben endete abrupt. Die Triebwerke hatten ihren Dienst getan und das Schiff trieb nun lautlos im Vakuum. Um Commander Blair rankten sich viele Legenden. Obwohl er erst seit 2 Wochen hier ist, hatte er schon viel durchgemacht. Ihm fehlte ein Arm. Man sagt, er habe ihn bei einem Kampf gegen einen Dinosaurier verloren.
"Na schön. Setzen Sie Kurs auf das Noros-System", gab Blair von sich.
"Was haben wir diesmal eigentlich geladen Sir?", fragte der 1. Offizier Henschel.
"Wir sind randvoll mit Tradium. Die Kolonien brauchen dieses Material, um die Schilde zu verstärken", gab Blair zurück.
Die Reise verlief planmäßig. Auf der Zwischenstation Gandomed legte die Pandora einen Stopp ein und tankte Ionenronden, der Treibstoff für alle Hochgeschwindigkeitsflüge. Die Pandora kann immerhin die 8000-fache Lichtgeschwindigkeit erreichen – für ein Schiff dieser Größe ist das beachtlich. Doch als man den Planeten Plinos passierte, gab es Sicherheitsalarm der Stufe 1. Ein unbekanntes Raumschiff näherte sich der Pandora mit großer Geschwindigkeit. Ein durchdringendes und lautes Signal ertönte auf dem ganzen Schiff.
"Was haben wir da?", fragte Blair seinen Sicherheitsmann Tokker.
"Wir wissen es nicht Sir. Unser TRAM-Radar kennt diese Schiffskennung nicht. Ich weiß nur eins: Die sind schnell. Verdammt schnell", antwortete Tokker.
Blair drückte ein paar Knöpfe auf einem Schaltpult.
"Laden Sie den Sicherheitsschild auf", befahl Blair.
Um die Hülle der Pandora legte sich ein blaues Band aus Licht.
"Voller Stopp!", schrie Blair seinen Navigator Oppolev an.
Die Pandora kam im All zum stehen. Das andere Schiff war auf Sichtweite herangekommen und blieb etwa 100.000 Km vor der Pandora ebenfalls stehen. Beide Schiffe sahen sich an, als wollten sie einen Plausch halten.
"Wer sind die?", fragte Henschel mehr zu sich selbst.
"Ich weiß es nicht. So einen Schiffstyp habe ich noch nie gesehen", gab Blair zurück.
"Thomas! Essen!"
Das andere Schiff eröffnete völlig unerwartet das Feuer. Weiße Laserblitze trafen die Pandora mit voller Wucht. Die Energie durchdrang ohne Probleme den Sicherheitsschild und zerfetzte die Pandora an der unteren Backbordseite. Auf der Brücke herrschte nun Hektik.
"Was sind das für Waffen!?", rief Blair in die Runde.
"Sollen wir das Feuer erwidern!?", schrie Henschel.
"Ja! Wir versuchen es mit Ionenstrahlen. Gehen Sie auf volle Intensität. Schicken Sie Rettungsmannschaften in die zerstörten Bereiche und dichten Sie den Schaden mit einem Gravitationsfeld ab!"
Die Pandora feuerte eine volle Batterie blauer Ionenstrahlen auf das andere Schiff. Doch die Strahlen wurden von einem roten Energieschild vollständig geschluckt.
"Thomas! Das Essen ist fertig! Kommst du runter!?"
Das fremde Schiff kam nun rasch näher und antwortete mit drei Plasmabomben. Die Pandora zerriss es buchstäblich in der Mitte.
Die Tür ging auf und Mutter stand im Zimmer.
"Thomas!? Ich habe dich schon zweimal gerufen. Komm jetzt Essen."
Thomas legte sein Raumschiff aus Lego beiseite, das er gerade, als Zeichen für eine Explosion, in der Hälfte zerlegt hatte. Commander Blair, eine Spielzeugfigur aus einem Überraschungsei, wanderte in die Spielzeugkiste.
"Ja Mama", gab Thomas zurück.
Er stand auf und freute sich auf Kartoffeln mit Quark.