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Pamukkale

Monster-WG
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10.09.2014
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Anmerkungen zum Text

Viele Türkeireisende kennen Pamukkale (Watteschloss) und seine Sinterterrassen – und das Gedränge dort. Im Text ist der Prota der einzige Mensch an diesem Zauberort, das ist unglaubwürdig. Trotzdem ist es wahr, Ende der Sechziger lag noch alles im Dornröschenschlaf.

Pamukkale

Mittsommer überkommt es mich, Jahr für Jahr.
Dann richten sich alle Härchen auf, der Puls hämmert, es will nicht dunkel werden. Man trinkt den vierten Sundowner und es ist immer noch hell.
Der Grillmaster fiel damals wegen Bacardi-Überdosis aus und ich musste einspringen. Ich kümmerte mich um den restlichen Rum und brannte Stella durch ein kleines Ungeschick ein Loch ins Kleid. Was für ein Malheur! Weil auch die Wachteln angekokelt waren, hatten wir fürs erste Kennenlernen viel Gesprächsstoff.

Als wir nach vier Jahren – wieder zu Mittsommer – auseinandergingen, fehlten uns die Worte. Es war schwierig mit uns beiden, wir taten uns nicht immer gut. Und das Ende war grauenhaft. Doch ich vermisse die Verrücktheiten dieser rasanten Zeit.

Jetzt bin ich anders verrückt. Nehme den Globus, schließe die Augen und bringe ihn mit der flachen Hand langsam zum Rotieren. Nach einigen Runden sage ich stopp und tippe – noch immer mit geschlossenen Augen – auf einen beliebigen Punkt. Eine wahnsinnige Aufregung überkommt mich, als ginge es um Leben und Tod; dramatische Momente, die mein Schicksal bestimmen. Und um die Spannung zu erhöhen, öffne ich die Augen zuerst nur zu schmalen Schlitzen. Wie in der Ursuppe schwappen Kontinente und Ozeane undeutlich durcheinander. Dann vergrößere ich die Schlitze um einen Millimeter: Festland! Amerika!
Falsch – es ist Asien, Pakistan. Jetzt mache ich die Augen ganz auf und erkenne klar und deutlich mein neues Reiseziel: Amaha‘abad. Großer Gott! Besser: Allahu akbar! Aber es hätten auch die Aleuten sein können.
Vielleicht fordere ich mein Glück auf diese Art heraus, bin Zocker, ohne es zu wissen, behaupte sogar, das Glücksspiel zu meiden. Doch seit Stellas Weggang spiele ich das jedes Jahr, in der schlaflosen Zeit zu Mittsommer.

Nach Pakistan geht‘s über Griechenland und die Türkei. Am Abend des fünften Tages erreiche ich Denizli. Gerade gehen die Lichter an, das einzige Hotel hat noch ein Zimmer frei. Hundemüde bin ich und hungrig, könnt‘ einen ganzen Ochsen fressen.
Mittlerweile ist es stockdunkel, es wuselt in den Gassen. Der Ochse ist etwas kleiner, eher Lamm oder Ziege. Knusprig am Spieß geröstet, Rosmarin und Zitrone im Maul. Ich beherrsche mich und bestelle eine normale Portion. Paprika, süße Zwiebeln, Tomaten, Auberginen dazu – ein herrliches Essen.

Im Hotelzimmer schlägt die Stimmung um. Das Waschbecken unsäglich, das Bett ebenfalls. Über allem die nackte Glühbirne, komische Tierchen auf dem zerschlissenen Linoleum. Ich versuche, im Parka zu schlafen, alle Reißverschlüsse stramm zugezogen. Das Kissen ist mit Sand gefüllt, ich liege wie auf Brettern. Warum Stella den furchtbarsten aller Joker gezogen hatte, weiß ich nicht. Durfte sie das? Es war ja auch mein Kind.

Nach dem Morgenkaffee mit Börek schlendere ich planlos durch Gassen und Gässchen, der Bus fährt erst in einer Stunde.
Bei einem Filmentwickler werden Postkarten angeboten. Nichts Aufregendes – Rathaus und eine Vorzeigestraße haben andere Städte auch. Ich will weitergehen, bleibe jedoch abrupt wieder stehen.
Was ist das? Die Installation eines Phantasten, oder Filmkulisse, weil ein Rokkoko-Palais zu simpel wäre? Unzählige Wasserbecken, jedes mit einer Einfassung aus weißem Marmor und Zapfen aus Baiser, an einem Bergrücken gestaffelt, in mildem Licht, zartblaues Aquamarin. Wie in glänzenden Scherben spiegelt sich der Himmel tausendfach.
Ich lasse die Karten im Ständer, diese Bilder will ich selbst machen.

Zuerst nehme ich schwarze Ruinen wahr, davor ein riesiges Becken mit dampfendem Wasser. Stücke marmorner Säulen liegen darin verstreut.
Es ist später Nachmittag, weit und breit kein Mensch – nur ein einsamer Fiat vor dem einfallslosen Flachbau ‚Motel - Rezeption‘.
Aber niemand rezipiert mich, ich schnipse gegen die Klingel.
Ah! Jemand ruft von weiter hinten. Eine Frauenstimme, dunkel und warm. Wie eine Tongabel bringt sie mich zum Vibrieren. Ich versuche, mir diese Frau vorzustellen: groß und füllig, oder eher kleiner und schlank?
Plötzlich steht sie vor mir. Ich verhasple mich, will mein lückenhaftes Englisch mit italienischen und französischen Brocken erklären. Völlig unnötig, sie spricht Deutsch.
Das habe ich nicht erwartet. „Ja, Uni Izmir“, sagt sie, „es war die Idee meines Vaters. Ich habe gehorcht, doch wenn ich gewusst hätte, wie schwierig Ihre Sprache ist, hätte ich mich für Französisch entschieden.“
„Kann ich gut verstehen“, sage ich. „Ich schreibe Reiseberichte, und erst beim Schreiben hab ich die Tücken meiner Muttersprache erkannt. Besonders die Groß- und Kleinschreibung ...“
„Ja, das ist zum Verrücktwerden. Ich weiß nicht, warum das so umständlich sein muss. Andere Sprachen brauchen das nicht.“
Das beste Gespräch meines Lebens. Bei diesem Thema bin ich sicher, die reine Sachlichkeit. Glatteis kann ich nicht erkennen, ich stecke nicht in der Rolle des Mannes, der machen, denken, sagen kann, was er will oder auch das glatte Gegenteil all dessen – dennoch stets ein Fisch auf dem Trockenen bleibt, dessen Stielaugen das Dekolleté suchen.
Was für eine Frau! Ich bin durcheinander – und benommen, ganz zart bekifft von ihrem Parfüm. Und von ihrem intensiven Blick, von der wallenden Pracht ihres Haars in Henna und Schwarz, mit dem dicken Knoten über dem schlanken Hals.
Ich bewundere, mit welcher Grazie sie mir die Arme entgegenstreckt, mit den Händen einer Pianistin mein ausgefülltes Formular entgegennimmt.
„Oh“, sagt sie, „Herr Niehuys – spreche ich das richtig aus?“ „Kann man deutsch oder holländisch aussprechen“, erwidere ich, „sagen Sie am besten Ralph zu mir.“ „Okay, Ralph. Ich bin Aysun.“ Sie schaut mich freundlich an, ich werde das nicht falsch verstehen. Aber unvorstellbar, wenn sie mir mit Zuneigung oder gar mit wirklichem Interesse in die Augen schauen würde.
Erst jetzt erkenne ich die Logik des Orients, wundervolle Frauen in schwarze Gewänder zu zwingen, sonst würden Handel und Gewerbe zusammenbrechen, die öffentliche Ordnung ebenso, und ungezählte Männer an Infarkten zugrunde gehen. Vielleicht auch ich.
Ich möge noch einen schönen Abend haben, sagt sie. Sagt Aysun. Gerade jetzt wäre es in den Terrassen am schönsten.
Mir ist, als hätte ich diesen Namen schon einmal gehört. Aysun – Rätsel, Geheimnis; das klingt nach Magie, die mich in ihren Bann zieht.

Wie aus einem Ballon betrachtet, breitet sich unendliches Land vor mir aus. Ein Aquädukt führt hinunter in die unermessliche Weite, beinahe bis zum Horizont. Tausende Jahre alt, eine geniale Idee. Hoch überm Land, zwischen Sinter und Himmel, huldigt es den Visionen der großen Geister, führt meine Sinne zurück in römische Zeiten.
Ich schaue in die weite Ebene unter mir; Sonnenglast, jetzt zum Tagesende milder, liegt wie ein kolossales Koma über dem Land. Die Hügel und Berge am Horizont flirren im Dunst, verschwimmen im Staub. Kämpfer und Helden früherer Zeiten haben ihn aufgewirbelt, sind selbst zu Staub geworden und verweht. Sieg und Triumph, oder Schmach und Tod im besten Alter – vielleicht hatten ihre Stäubchen, noch voller Energie, eine tolle Reise um den ganzen Globus? Oder sie sind still niedergesunken und haben die Erde fruchtbar gemacht.

Noch einmal drängt die Sonne durch Wolkenbarrieren, die Welt glüht auf. Ich wäre Vater geworden, wie all meine Freunde. Ich stippe meinen Zeh ins schimmernde Wasser, es ist warm, ich will mehr. Tauche ein, bin voller Glück, tauche wieder auf, springe von einem Becken ins andere, möchte in jedem baden, stundenlang. Ganz behutsam bewege ich mich, um nichts abzubrechen von diesem Wunderwerk mit seinen blitzblanken Spiegeln, fliederfarben und rosa-grau – von Feen ersonnen, von Elfen erbaut. Unwirklich, makellos, überirdisch.
Vielleicht etwas dick aufgetragen, aber als Reise-Autor muss ich der Leserschaft etwas bieten. Und es ist wahr!
Hier möchte ich für immer bleiben, mit den tausend Badewannen – ich ganz allein.

Nein, nicht allein. Die rosigen Wölkchen im Blau des Abendhimmels kommen und gehen, rosa für Mädchen, blau für Jungen. Dann werden die Farben blasser, nehmen ein Grau an, das sie beinahe unsichtbar macht. Der Tag geht zu Ende. Meine Sinne beruhigen sich; ich schaue ins Weltall, bis zum Kinn im warmen Wasser.
Der Abendstern blinkt, andere kommen hinzu, und der Mond als scharfe Sichel.
Ist das Glück, oder Staunen? Kinder sind immer glücklich, wenn sie staunen können – aber ich? Wehmut, Einsicht? Ich möchte alles begreifen, und dann alles vergeben und verzeihen, Stella und mir. Ich muss mich furchtbar verhalten haben. Vielleicht werde ich nie etwas verstehen.
Ich wechsle in ein größeres, tieferes Bassin, lasse mich treiben.
Der Tag hallt nach: Die Zimbeln der Teeverkäufer, Eselsschreie, das Quengeln der Kinder, die barschen Anweisungen des Busschaffners, der gar nicht genug Leute und Gepäck in und auf ‚seinen‘ Bus quetschen konnte.
Das warme Wasser schläfert mich ein; meine Augen werden schmal wie beim Erraten des Reiseziels, wenn der Globus nicht mehr rotiert. Einige Sterne fallen ins Wasser und leuchten dort weiter.
Leise, dramatische Musik mischt sich in Dunstfetzen, die Luft kühlt ab, die Sinne erhitzen sich. Ich kann Aysun mehr ahnen als sehen. Wie eine Formel des Glücks sage ich ihren Namen vor mich hin. Schwarze Seide und silberweiße Schwaden vermählen sich, trennen sich – mit Verbeugungen der Quadrille, langsamem Drehen, dann ruckartigem Wirbeln des Paso Doble, ein Augenblick, vielleicht nur eingebildet, doch eine bloße Schulter mit einem winzigen Muttermal – das muss Realität sein! Ich presse die Augen zusammen, reiße sie wieder auf. Steigt sie zu mir ins Wasser oder bin ich geradenwegs dabei, verrückt zu werden – ein Mann im besten Alter, der schöne Frauen sieht, wo keine sind, und mit Dampfschleiern spricht?

 

Wie eine Tongabel bringt sie mich zum Vibrieren.
Klasse!
Kämpfer und Helden früherer Zeiten haben ihn aufgewirbelt, sind selbst zu Staub geworden
Finde ich auch toll.
Du beschreibst blumig und mit viel Gefühl. Tausend und eine Nacht. Etwas zum Träumen. Gefällt mir gut. Ausgerechnet wo's interessant wird, du versprichst Verliebtheit, Erotik und so, hörst du auf. Ein Bad mit einer bezauberten Jeannie aus der Öllampe wäre doch eine Fortsetzung wert. Oder?
Salem Aleikum.

 
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Hallo @josefelipe !

Pamukkale liegt in der Türkei. Deine Story spielt in Pakistan. Oder habe ich was falsch verstanden?
Gelesen habe ich deinen Text gerne, mir gefällt der flüssige Stil, du schaffst es, Stimmung und Atmosphäre zu erzeugen. Ich lese ihn auch eher als inneren Monolog, als Stimmungsbild denn als Geschichte, trotz des Rückblicks auf die vergangene Beziehung und verschmähte Vaterschaft.

Ah! Jemand ruft von weiter hinten. Eine Frauenstimme, dunkel und warm. Wie eine Tongabel bringt sie mich zum Vibrieren.

Eine Tongabel bringt nichts zum Vibrieren, sondern vibriert selbst. Würde es umstellen:
Eine Frauenstimme, dunkel und warm, lässt mich wie eine Tongabel vibrieren.

Erst jetzt erkenne ich die Logik des Orients, wundervolle Frauen in schwarze Gewänder zu zwingen, sonst würden Handel und Gewerbe zusammenbrechen, die öffentliche Ordnung ebenso, und ungezählte Männer an Infarkten zugrunde gehen. Vielleicht auch ich.
Na ja. Diese Logik kann ich nicht nachvollziehen.
Die erkennen wohl nur (bestimmte) Männer. ;)

Gerne gelesen. :)

Edit: Hab grade Denizli gelesen. Das liegt natürlich in der Türkei. Aber wozu dann die Einleitung mit Pakistan?

Edit 2: Habe den irrtümlichen Zitatnamen gelöscht.

 
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HolaSalem aleikum, @Billi!

Ich danke für Deinen KommentarDein Kommentärchen. (Das besteht zur Hälfte aus Zitaten meines Textes :shy:.) No problem, immerhin bekomme ich Rum und Honig in meinen Tee:

Du beschreibst blumig und mit viel Gefühl … … Gefällt mir gut.

Allerdings bist Du auch ein bisschen enttäuscht:
Ausgerechnet wo's interessant wird, du versprichst Verliebtheit, Erotik und so, hörst du auf.
Tja – und das wiederum enttäuscht mich ein wenig, doch vielleicht missverstehst Du den Text, unterstellst ihm andere Absichten, als von mir angedacht: Der Prota soll nicht auf seiner Reise einen Zwischenstop in Aysuns Bett machen. Das wäre ihm zwar zu wünschen, und auch er hätte wohl nichts dagegen – doch Verliebtheit und Erotik verspreche ich nicht.

Eher schildere ich die nachvollziehbaren Nöte eines allein reisenden Herrn besten Alters, der außerdem noch immer nicht genesen ist von einer strapaziösen Beziehung. Die eingestreuten Sätze sollen markieren, dass ein erwartetes Kind von Stella nicht ausgetragen wird – brutal: Sie ist zu den Engelsmachern gegangen. Dem Leser soll überlassen bleiben, wie er dieses Verhalten einschätzt.

Liebe(r) Billi, bedankt nochmals und alles Gute!
José

PS: Mir fiel auf, dass Du oft den ersten Kommentar zu einer neuen Geschichte ‚abfeuerst‘.
Das muss man loben, so funktioniert der Laden.
Allerdings bist Du für meinen Geschmack häufig etwas zu schnell dabei.
Es wäre mir fast egal, nur sehe ich in unserem Fall, dass Du Dir anscheinend nicht die nötige Zeit nimmst, einen Text langsamer zu lesen, ihn etwas sacken zu lassen und dann vielleicht noch einmal darüber nachzudenken.
Wie auch immer:

Ein Bad mit einer bezauberten Jeannie aus der Öllampe wäre doch eine Fortsetzung wert. Oder?
Nein, nur über meine Leiche! Der Prota bin ich, dieses Kaff in Pakistan habe ich nie erreicht, und Aysun wohnt jetzt in einem südungarischen Dorf, zufällig mit mir unter einem Dach.

 

Hola @Morphin,

ja, das ist einfach nicht zu glauben: Da schreibt einer, dass die Feder glüht

Morphin: … ich bin sehr im Stress mit dem neuen Buch und habe kaum Zeit für hier. Tschuldigung.
und dann entschuldigt er sich noch für seinen Aktivismus:)!

Ich hab eh die Luft angehalten beim Zusehen, wie Du Deine Werke beinahe schneller veröffentlichst als man lesen könnte. Nimmst Dir trotzdem die Zeit, mir zu schreiben – dafür meinen Dank!

Morphin: Aber hier hat mich der Titel gereizt. Er ist mir ins Auge gesprungen.
Tja, Du bist ein Wissender! Doch höchstwahrscheinlich war‘s ein Fehler, dieses unbekannte Wort als Titel zu wählen. Warum die Resonanz ausbleibt, ist mir nicht klar, aber der Titel hat wohl eine Mitschuld.

Morphin: Ich bin eingetaucht und erst wieder nach dem letzten Punkt aufgewacht.
Na, wenn das kein anständiges Lob ist! Nein, hier wird nicht geschmeichelt – ich nehm‘s für bare Münze. Besten Dank.

Morphin: … denn ich war derjenige, der dieser Sinnlichkeit begegnete und das Fragile an diesem Gespinst fühlte.
Wie schön! Hab tatsächlich mein feinstes Schreibwerkzeug benutzt.

Morphin: Ich als Leser war der Prot. und war dort. Das genügte mir vollauf.
Jetzt kommt‘s aber richtig dicke! Das genügt mir vollauf, lieber Morphin.

Bei der Umsetzung Deiner weiteren Pläne wünsche ich Dir gutes Zeitmanagement, eine Bären-Kondition und ein glückliches Händchen.

Ich danke nochmals für Deinen Komm und grüße Dich.

José

Morphin: Ja, nicht wirklich eine konstruktive Kritik ...
Nie wieder will ich konstruktive Kritik!

 

Hola @Manuela K.

Hab Dank für Deinen Kommentar.
Lob ist natürlich immer willkommen:

Gelesen habe ich deinen Text gerne ...

Ich lese ihn auch eher als inneren Monolog, als Stimmungsbild …
Ganz in meinem Sinne,
nur hier scheint mir etwas verunglückt zu sein:
... trotz des Rückblicks auf die vergangene Beziehung und verschmähte Vaterschaft.
Die Sache verhält sich genau umgekehrt, s. meine Antwort an Billi.

Auch hier geht‘s durcheinander:

Deine Story spielt in Pakistan.
Wo hast Du das gelesen?

Edit: Hab grade Denizli gelesen. Das liegt natürlich in der Türkei. Aber wozu dann die Einleitung mit Pakistan?
Er bricht auf zu einer Reise nach Pakistan. Am fünften Tag erreicht er Denizli / Pamukkale …

Was hat der Friedel mit meinem Text zu tun?

José: Ah! Jemand ruft von weiter hinten. Eine Frauenstimme, dunkel und warm. Wie eine Tongabel bringt sie mich zum Vibrieren.
Manuela K.: Würde es umstellen:
..., lässt mich wie eine Tongabel vibrieren.
Kann keinen Unterschied erkennen, Subjekt und Objekt sind gleich.

Schöne Grüße!
José

 
Zuletzt bearbeitet:

Sorry, Josefelipe,

für die ausgelöste Verwirrung. Es passiert komischerweise manchmal, dass Textzitate mit dem Namen des Verfasser eines vorigen Zitats ankommen, warum weiß ich nicht. Ist mir auch schon anderswo passiert. Ich zitiere aus einem Text und das Zitat wird mit dem Namen eines vorher Zitierten versehen. ???
Den Fehler mit Pakistan als Handlungsort hatte ich im Edit bereits angemerkt.
Zur Stimmgabel: Subjekt und Objekt sind hier nicht dasselbe. Eine Stimmgabel vibriert und gibt dabei einen bestimmten Ton ab, den man zum Stimmen eines Instruments oder Einsingen braucht. Sie bringt nichts anders zum Vibrieren, wenigstens nichts Hörbares.
Besser wäre: Ihre Stimme lässt mich vibrieren, wie eine Tongabel.

Schönen, heißen Montag,
Manuela

Edit: Habe den Namen des irrtümlich falsch Zitierten im Erstposting entfernt.

 

Hallo @josefelipe,

ich sollte es besser wissen, mit Hunger geht man nicht einkaufen und man liest keine Geschichte von José. Mein Magen verlangt dringlichst nach Lamm, Paprika und süßen Zwiebeln.
Und Fernweh habe ich auch. (Lissabon hatte ich ganz oben auf der Liste. :|)
Die beeindruckend schönen Sinterterrassen von Pamukkale kenne ich aus dem TV. Seit zwanzig Jahren ist das Baden in den Becken verboten. Das weißt du. In deinem Textinfofeld (und in den Kommentaren ?) deutest du an, die Geschichte spielt Ende der Sechziger. Aus der Geschichte selbst geht das für mein Empfinden kaum(Sandkissen, Globus) hervor. Aber gut, Ralf phantasiert sich vielleicht auch das Baden zusammen. :)
Und wäre er am Schluss aufgewacht, um auf den matt glänzenden Globus zu schauen, hätte es mich nicht gewundert. Die ganze Geschichte ist eine Fantasiereise für alle Sinne, typisch José halt.

Es war schwierig mit uns beiden, wir taten uns nicht immer gut. Und das Ende war grauenhaft. Doch ich vermisse die Verrücktheiten dieser rasanten Zeit.

Das Kissen ist mit Sand gefüllt, ich liege wie auf Brettern. Warum Stella den furchtbarsten aller Joker gezogen hatte, weiß ich nicht. Durfte sie das? Es war ja auch mein Kind.
In der Einsamkeit verklärt sich die Vergangenheit, überlagern die rosigen Zeiten, obwohl es große und richtige Gründe für eine Trennung gab. Schön, wie du seinen Verlust, auch um das ungeborene Kind, immer wieder einwebst.

Okay, Ralph. Ich bin Aysun.“ Sie schaut mich freundlich an, ich werde das nicht falsch verstehen.
Daran tut er gut.:lol: Obwohl, man darf auch hoffen.

Gern gelesen.
Viele Grüße
wegen

 

Hola @wegen,

zuerst Dank fürs ‚Gern gelesen‘. Ansonsten werde ich nicht ganz schlau aus Deiner Zuschrift – ist sie mehr eine kleine Trost-Post für mich wegen der schwachen Resonanz, obwohl auch Du mit diesem Text nicht allzu viel anfangen konntest?
Wundern würde es mich nicht, schließlich habe ich die Rezeptur für eine gelungene Kurzgeschichte in der Schublade gelassen und lustig drauflos formuliert, um diesen Zauberort zu beschreiben.
Absolut spannungsfrei.
Eigentlich war dieser Text für linktofinks neuen Thread über Reiseerlebnisse gedacht, aber da kann ich keine Bewegung erkennen – also verkaufe ich ihn als KG, mit betrüblich mäßigem Erfolg:(.

Seit zwanzig Jahren ist das Baden in den Becken verboten. Das weißt du.
Nein, das weiß ich nicht. Hat aber mMn für die Geschichte keinerlei Bedeutung, oder?

In deinem Textinfofeld (und in den Kommentaren) deutest du an, die Geschichte spielt Ende der Sechziger.
Angedeutet? Ich hab‘s klipp und klar gesagt. Nur zu dieser Zeit konnte die Geschichte wie beschrieben stattfinden.

Aus der Geschichte selbst geht das für mein Empfinden kaum(Sandkissen, Globus) hervor.
Das verstehe ich nicht – Globus statt Google Maps passt doch; fehlender Schlafkomfort ist zeitlos (und ‚Sandkissen‘ ist nicht mit Sand gefüllt, sondern gefühlt). Wie auch die ‚Bretter‘ eine durchgelegene Matraze sind). Doch eigentlich sollte die Zeit keine große Rolle spielen; ich hatte gehofft, den Leser ‚zu kriegen‘ mit einem ruhigen Text, wenn ihm danach zumute ist.

Liebe wegen, alles Gute und bleib gesund – hoffen wir, dass nach Delta nicht auch noch Alpha und Beta kommen!
José
PS:

wegen: … ich sollte es besser wissen, mit Hunger geht man nicht einkaufen
Hätt‘ ich bloß auf Dich gehört! Hab gestern völlig ausgehungert schöne Mortadella mit ganzen Pistazien gekauft. Daheim lese ich die Zutatenliste – sage und schreibe 14 Zusätze, die in einer ordentlichen Wurst nichts zu suchen haben. Weniger hungrig wäre mir Mortadella zu fett gewesen.

 

Hallo @josefelipe,

zufällig habe ich entdeckt, dass du heute Geburtstag hast - alles, alles Gute! Da ich es heute leider nicht nach Ungarn schaffe, um dir dein Geschenk zu überreichen, lasse ich dir stattdessen einen Kommentar da - freut dich ja vielleicht auch.

Ja, eindeutiger José, das weiß ich schon nach den ersten Zeilen, und ich merke auch, dass ich nicht viel anzumerken weiß, deshalb zitiere ich das hier mal

Im Hotelzimmer schlägt die Stimmung um. Das Waschbecken unsäglich, das Bett ebenfalls. Über allem die nackte Glühbirne, komische Tierchen auf dem zerschlissenen Linoleum. Ich versuche, im Parka zu schlafen, alle Reißverschlüsse stramm zugezogen. Das Kissen ist mit Sand gefüllt, ich liege wie auf Brettern. Warum Stella den furchtbarsten aller Joker gezogen hatte, weiß ich nicht. Durfte sie das? Es war ja auch mein Kind.

um dir zu verraten, wie super ich es finde. Wie der getriebene Protagonist da globusdrehend davonrennt vor seinen Gedanken und im Fressrausch und in der Fremde Vergessen sucht und dann liegt er da irgendwo im Nirgendwo auf seiner Pritsche, denkt wohl, ha, ich schlauer Fuchs, euch bin ich entwischt - aber die verfluchten Gedanken sind immer noch da.

will mein lückenhaftes Englisch mit italienischen und französischen Brocken erklären.

Muy good!

„Ja, Uni Izmir“, sagt sie, „es war die Idee meines Vaters. Ich habe gehorcht, doch wenn ich gewusst hätte, wie schwierig Ihre Sprache ist, hätte ich mich für Französisch entschieden.“
„Kann ich gut verstehen“, sage ich. „Ich schreibe Reiseberichte, und erst beim Schreiben hab ich die Tücken meiner Muttersprache erkannt. Besonders die Groß- und Kleinschreibung ...“
„Ja, das ist zum Verrücktwerden. Ich weiß nicht, warum das so umständlich sein muss. Andere Sprachen brauchen das nicht.“

Ja, weiß nicht, während alles andere so dahinfließt, also der Teil, wo der Jos'sche Erzähler erzählt, empfinde ich die wörtliche Rede hier als ein bisschen zu gestelzt. Gefühlssache, womöglich, aber ich hätte es mir ein bisschen verknappter gewünscht, mehr ... "Ja, verrückt" statt "Ja, das ist zum Verrücktwerden".

Das beste Gespräch meines Lebens. Bei diesem Thema bin ich sicher, die reine Sachlichkeit.

Ach ja, aber dann würde das schon wieder nicht passen, muss wohl so sein.

Wie aus einem Ballon betrachtet, breitet sich unendliches Land vor mir aus. Ein Aquädukt führt hinunter in die unermessliche Weite, beinahe bis zum Horizont.

Warum so schwurbelig? Also der Ballon gefällt mir, aber das unendliche Land, die unermessliche Weite ... Na, aber dem Globusdreher wurde ja auch gerade der Kopf verdreht, da wird man schon mal zum Poet.

Vielleicht etwas dick aufgetragen, aber als Reise-Autor muss ich der Leserschaft etwas bieten. Und es ist wahr!

Und er ist ja auch auf eine spezielle Weise selbstreflektiert, das macht ihn sympathisch, da verzeiht man ihm das dann auch.

Ist das Glück, oder Staunen?

Hier könnte man wohl auf das Komma verzichten, wenn man wollte.

Ich muss mich furchtbar verhalten haben. Vielleicht werde ich nie etwas verstehen.
Ich wechsle in ein größeres, tieferes Bassin, lasse mich treiben.

Ja, selbstreflektiert auf eine spezielle Weise.

Nach Pamukkale hab ich jetzt noch googlen müssen und da heißt es: Türkisch für Baumwollburg/Watteburg, und, beabsichtigt oder nicht, find ich das mit dem Wissen dann auch einen großartigen Titel. Weil das ja so ein bisschen wie Luftschloss klingt, Watteburg, Watte vielleicht auch im Sinne von: In Watte gepackt, schön alles dämpfen und abfedern, was da von außen auf einen einhämmert, und das beschreibt den Prota und seine Innenwelt supergut.

Was soll ich noch sagen außer ... Hab ich sehr gerne gelesen. Immer wieder schön, von dir in andere Welten entführt zu werden, in denen es nach Gebratenem und Gegärtem und nächtlichem Sinnieren riecht.

Buenas Birthday :wein:

Bas

 

Hola @Bas,

was für eine entzückende Idee – Kommentar statt Geschenk! Und gute Wünsche obendrein. Besten Dank, mein Lieber!

Ich hoffe, die Sache ist nicht allzu hakelig, denn ein Kommentar an Geschenkes Statt darf ja nicht zu derb ausfallen. Immerhin bin ich sensibel genug, die von Dir äußerst diplomatisch und nur hauchzart angemerkten Unzulänglichkeiten des Textes wahrzunehmen und – weil sie mir einleuchten – auszubessern.

… will mein lückenhaftes Englisch mit italienischen und französischen Brocken erklären.
Muy good!
Vero, gell?

… ich hätte es mir ein bisschen verknappter gewünscht, mehr ... "Ja, verrückt" statt "Ja, das ist zum Verrücktwerden".
Bin ganz Deiner Meinung, ist erledigt. Dass ich wieder mal diese blöde Groß- und Kleinschreibung erwähnen musste, hat mit meiner Resignation zu tun, weil ich eine Aufhebung dieses - gefühlt seit ewigen Zeiten gehegten - Wahnsinns wohl nicht erleben werde. Das braucht sicherlich noch zwei oder drei Generationen.

Warum so schwurbelig? Also der Ballon gefällt mir, aber das unendliche Land, die unermessliche Weite ...
Ja, das Kursive ist doppelt gemoppelt. Die Ausrede, ein Reiseschriftsteller darf bisschen palavern, ist ziemlich dünn. Du musst mir aber glauben: Ich war redlich bemüht, das ‚unendliche Land‘ zu streichen, bin aber, wie schon so oft, gescheitert an den Nahtstellen – da müsste man dann den ganzen Absatz neu schreiben (und dazu war ich wiederum zu bequem, scusi). Aber Recht hast Du selbstverständlich.

Na, aber dem Globusdreher wurde ja auch gerade der Kopf verdreht …
… und das in entbehrungsreicher Zeit:Pfeif:

Deine Gedanken zur Watteburg sind wirklich von Bas‘scher Tiefe und Weitläufigkeit. Ich hab mich über Dein Geburtstagsgeschenk sehr gefreut, vielen Dank nochmals.

Und beste Grüße!
José

 

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