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Ostern (am Strand)

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27.02.2013
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Ostern (am Strand)

Tom liegt entspannt am Strand. Auf einem weißen Handtuch verdaut er seit dem Mittag vor sich hin. Im Moment beobachtet er winzige Sandkörnchen, die der Wind in Kurven über den Boden treibt. Die Sonne scheint herrlich, während Katrin neben ihm schläft.

Ein paar Meter vor ihnen zieht sich eine Maorifrau unter einem flatternden Seidentuch um. Jedes Mal, wenn es ihr um den Kopf weht, wird offenbar, was sie so mühsam zu verstecken suchte. Mit verzweifelten Verrenkungen, probiert sie dem Malheur beizukommen. Ihr stämmiger Körper mit den fleischigen Hüften verleiht der Situation eine Slapsticknote. Tom muss sich beherrschen, um nicht vor Lachen zwischen den Sandkörnchen auf seinem Handtuch herum zu kugeln. ‚Schadenfreude schönst Freude‘ denkt er, als etwas Seltsames passiert.

Zwei der Sandkörner, die sich durch seine Sonnenbrille mit den Polfiltergläsern gut vom weißen Untergrund abheben, scheinen sich zu regen. Der Wind kommt als mögliche Ursache nicht in Betracht, da er im Augenblick ruht. ‚Was soll das denn jetzt?‘ fragt sich Tom. Die Teilchen stören sich offenbar nicht an der halblaut ausgesprochenen Frage. Sie bewegen sich von allein und er bemerkt, dass es sich bei den beiden Gesellen gar nicht um ordinäre Sandkörnchen handelt, sondern um mini-mini-mini menschenähnliche Geschöpfe. ‚Mann, mich hat‘s erwischt.‘ denkt er - dieses Mal wieder leise.

Beim genauen Hinschauen bestätigt sich das Unmögliche. Es sind zwei winzige Kerle im mittleren Alter, der eine mit Bart und Glatze, der andere mit wild-weißer Piratenmähne. Gekleidet sind sie in ausgewaschenes Ölzeug, wie es die Fischer hier am Meer tragen. Sie scheinen sich zu unterhalten. Beide gehören offenbar zu den Ureinwohnern, da ihre Haut eine dunkle Färbung aufweist.

Jetzt nimmt Tom ein seltsames Wispern wahr. Er kann nur vermuten, dass es sich dabei um die Laute seiner kleinen Handtuchbewohner handelt. Er nähert sich ihnen mit dem rechten Ohr, drückt den linken Zeigefinger in das andere und nutze die freie Hand um den Wind abzuschirmen. In dieser Stellung sieht er nicht mehr was passiert, aber er hört. Während er sich konzentriert, form sich das Säuseln zu Worten. Und plötzlich versteht er, was sie sagen. Sie sprechen Englisch mit dem spitzen Slang der einheimischen Maori und sie lachen, soviel bekommt er sofort mit. ‚Bestimmt amüsieren sich die beiden auch über ihre dicke Landsfrau, die nun endlich ihren Badeanzug gegen einen altrosa Schlüpfer mit grüngelbem Rock getauscht hat.‘

»Jeff« brüllt der eine, »hast du gestern das Rugbyspiel gesehen? Die Seahawks waren Scheiße! Sauschlecht wie schon vorige Woche.«
»Yiiiss!« so klingt das kiwienglische yes. »Die sollten zu Hause bleiben diese verdammten Bastarde.«
Von etwas weiter weg tönt auf einmal eine hohe Stimme »Macht‘s besser ihr beiden Saufsäcke und beschwert euch dann.«
"Halt's Maul Kathy und bring noch zwei Pints." ruft der Glatzkopf in die Richtung aus der die Stimme kam.
Vorsichtig nimmt Tom die Hand vom Ohr und richtet sich auf. Das muss er sehen.

Mehr und mehr von den Sandkörnchen scheinen sich zu bewegen. Seine Polfilterglassonnenbrille lässt ihn das deutlich erkennen. Und es sieht nicht nur so aus, nein, SIE LEBEN! Einige der Männlein und Weiblein stehen zusammen und diskutieren. ‚Wer zum Teufel sind die Seahawks?‘ fragt sich Tom. Noch nie hat er von einer Rugbymannschaft dieses Namens gehört. ‚Und überhaupt, seit wann reden Sandkörner, haben Arme und Beine und trinken Bier?‘ Langsam wird ihm mulmig. Ob etwas mit dem Wein gestern nicht in Ordnung war?

Auf seine Ellenbogen gestützt, den Blick starr auf das weiße Handtuch gerichtet, traut er seinen Augen kaum. Ein anderer Sandkornmann und eine hübsche Sandkornfrau machen es sich zwischen den weichen Fasern bequem. Sie scheinen ein angeregtes Gespräch zu führen. Wieder beugt sich Tom mit dem rechten Ohr nach unten und hält sich das Linke zu. Mit der freien Hand schirmt er den Wind ab.

»Es ist verrückt« zwitschert das kleine Sandkornpralinchen.
»Ach Ellen, du spinnst. Was erzählst du bloß wieder für nen Quatsch. Du solltest das aufschreiben, vielleicht zahlt dir ja einer Geld für die Hirngespinste. Es ist wirklich selten, dass sich jemand so viel Kokolores ausdenkt.«
»Ich weiß Dany. Aber ich kann doch nichts dafür. Immer erlebe ich diese irren Sachen. Manchmal denke ich ja selbst, dass ich nen Sprung in der Schüssel hab. Dann jedoch sehe ich die Dinge wieder ganz klar vor mir. Nix Fantasie, ehrlich.«
»Und du sagst, dass auf deinem Handtuch die Sandkörnchen anfingen zu reden?« fragt Sandkorndany.

Sie scheinen ein Paar zu sein. Tom findet, dass der Typ viel zu hässlich ist für das wirklich extrem hübsche Mädchen. Die Art aber auf die beide sich ansehen, lässt keinen Zweifel aufkommen. Entweder haben sie bereits was miteinander oder es wird bald passieren. ‚Moment mal‘ denkt es plötzlich in ihm. ‚Was hat Dany da eben gesagt? Was wollte er von der Kleinen wissen? Handtuch, Sandkörnchen, ... Das gibt‘s doch nicht.‘

»Genau« antwortet Sandkornellen auf Danys Frage. »Ich liege im Sand, auf meinem weißen Strandtuch und schaue durch meine neue Polfilterglassonnenbrille. Du weißt schon, die wo man alles ziemlich klar sieht, weil störende Reflexe ausgefiltert werden. Behauptet zumindest der Optiker.«
Der Sandkornmann schaut sie lieb lächelnd und auch ein wenig amüsiert an.
»Ja und da bemerke ich, wie sich einige der Sandkörner auf meinem Badetuch bewegen. Und wenn ich mit meinem Ohr ganz nah an sie herangehe, kann ich sogar hören, was sie sagen.«
»Sooooo?» fragt Dany mit leicht hochgezogenen Augenbrauen. »Und die beiden haben sich nicht von dir stören lassen?«
»Kein Ding. Im Gegenteil. Ich existierte nicht für sie. Und nach und nach fiel mir auf, dass auf meinem Handtuch alles am Leben war, verstehst du? Sie bewegten sich, redeten, stritten und alberten und ein kleiner Junge weinte.«

Toms Schulter, auf der er sich die ganze Zeit abstützt, verkrampft und er schnellt mit schmerzverzogenem Gesicht hoch. Die Spannung zieht sein Ohr jedoch sofort wieder nah an den Ort des Geschehens. Sein Herz klopft bis zum Hals.

»Ich fass es nicht.« meinte Sandkornmann Dany. »Die Sandkörnchen an unserem Strand haben mit dir gesprochen.«
»Nein! Hör doch zu, sie haben miteinander geredet und mich überhaupt nicht bemerkt. Und es waren nicht Sandkörner, sondern Menschen wie wir, nur viel kleiner.«

Das Sandkornfrauenstimmchen klingt aufgeregt »und genau das, was ich in diesem Moment vor mir sehe, erzählt einer der Winzlinge, die ich beobachte, seinem Kumpel. Verstehst du, ich meine, der hat das Gleiche erlebt, wie ich. Mein Sandkornkerlchen hat beobachtet, wie winzige Sandkornkerlchen sich auf seinem Handtuch tummelten.«
»Ellen!« will Sandkorndany seine Freundin beruhigen. »Wie bitte haben denn die Sandkörner gesprochen?«
»Na wie wir. Englisch. Und sogar mit Kiwiakzent. Ich glaub ich werd verrückt Dany.« Langsam zeigt ihr Gesicht Verzweiflung.

Tom kann nicht mehr zuhören. Auch seine linke Schulter fängt an zu krampfen. Er hat Schweiß auf der Oberlippe, seinen Herzschlag spürt er im Hals. Das muss er erst mal verdauen. Die von ihm gerade belauschte Sandkornellen hat ihrem Freund erzählt, dass sie winzige Sandkörnmännchen beobacht hat, die sich darüber unterhielten, dass sie Sandkornmännchen beobachtet haben. Winzig, winziger, noch winziger, das ist wie bei den russischen Matroschkas. Alles beginnt sich zu drehen. Ihm ist, als ob er in einen Schacht stürzt. Er möchte Schreien, sein Mund würgt aber nur Laute heraus, die am ehesten an Unterwasserschreie erinnern.

In diesem Moment rüttelt ihn etwas und je mehr er schreit desto kräftiger. Er öffnet die Augen und blickt auf einen Berg hellbrauner Haut, der dicht vor seinem Gesicht hin und her schwabbelt. Altrosa mischt sich mit Gelbgrün. Tom wird wach. Jemand grölt ihn an »Hey aufwachen, hören sie, AUFWACHEN!« und dabei schüttelt es ihn erneut. Langsam kommt er zu sich. Der Absturzstrudel ist weg, auch Sandkornellen und ihr Freund Dany sind verschwunden. Er liegt ein ganzes Stück neben seinem Handtuch im warmen Sand. Die dicke Maorifrau hält ihm eine Wasserflasche hin.
»Sie sollten nicht so lange in der Sonne schlafen junger Mann« belehrt sie ihn. »Es ist gefährlich, wissen sie. Hier in Neuseeland haben wir die höchste UV Einstrahlung der Welt.«

Tom schüttelt sich. Dann bedankt er sich artig und noch immer etwas benommen bei der Frau, die ihm vorkommt, als hätte er sie schon einmal gesehen - in seltsam verrenkter Haltung irgendwie. Aber so genau kann er sich im Moment nicht erinnern. ‚Das Bier zum Mittag‘ denkt er, ‚das wird‘s gewesen sein. Ich darf keinen Alkohol in der Sonne trinken.‘ Jetzt erst sieht er Katrin. Sie kommt von einem Strandspaziergang zurück.
»Du hast ausgeschlafen. Prima! Ich wollte dich nicht wecken mein Schatz.« sagt sie und setzt sich neben ihn.

»Du glaubst nicht, was mir eben passiert ist,« beginnt Tom zu erzählen, »vor mir auf dem Handtuch, habe ich winzige ...«. Plötzlich stockt er und überlegt. Sehr langsam dreht er sich um und schaut nach oben.
»Was ist denn?« will Katrin wissen.
»Ach, vergiss es.« erwidert Tom. Und irgendwie hat er das Gefühl, dass etwas ihn beobachtet.

 
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Hallo gnuelpft,
da bist du ja wieder.
Eine nette Geschichte. Matroschka-Idee in Sand gepackt. Die Idee, dass immer von oben herab einer auf einen schaut und alle dasselbe Problem wälzen, dann der Rahmen, in den du die Geschichte eingekleidet hast, also dass dein Ich-Erzähler zum Schluss nach oben schaut, das gefällt mir gut.
Natürlich ist die Grundvorstellung, dass der Mensch nur ein Teilchen in einer Kette verschiedener paralleler Universen ist, nicht neu. Allerdings finde ich das meistens recht egal, kommt ja drauf an, was man daraus macht. Habe sie jedenfalls noch nie am Strand in Sandkorn-Form gelesen.
Hat mir also im Grunde gut gefallen, allerdings, du merkst es schon, da kommt mein Aber um die Ecke geschlichen. Ich bin dabei auch ein bisschen unzufrieden und kann dir gar nicht so ganz genau erklären, woran das liegt.

Ich versuch es aber mal: Es ist keine typische witzige Geschichte, sie ist eher hintergründig, so ein bisschen weise, denn wenn man sich vorstellt, dass parallel zu einem alle dasselbe machen, dann wird die eigene Handlung und ihre Wichtigkeit doch sehr relativ. Also eine weise Schmunzelstory.

Irgendwie ärgere ich mich ein wenig darüber, dass er alles nur geträumt hat. Du hast das zwar origineller aufgelöst, indem du ihn dasselbe sagen lässt, wie das Sandkornmännchen seines „Traumes“. Das ist auf jeden Fall eine gute Idee. Trotzdem könnte ich mir hier, ohne dir irgendeine Idee liefern zu können, trotzdem mehr Aufweichen seiner Realität vorstellen. Die Traumlösung empfinde ich immer als ein bisschen einfach und schnell, vielleicht sogar ein bisschen faul. Da ist dann nämlich immer alles möglich, ohne dass man sich was trauen muss. Du könntest das mit dem Schlafen ja lassen, aber er merkt dann, nachdem er aufgewacht ist und sich über das Geschehen hinweg beruhigen will, dass da doch mehr dran ist, etwas, was ihn aus dieser Beruhigung herausreißt. Wie du das allerdings mit deiner Idee kombinierst, ich weiß es nicht, vielleicht würde es sich auch gegenseitig behindern. Zum Glück hast du jetzt das Problem am Hals, darüber nachzudenken.

Und zum anderen fehlt mir, da bin ich jetzt aber sicher, damit ich jetzt wirklich leserisch die Sau rauslasse und „geiles kleines Teil“ schrei, was. Es ist halt keine superneue Idee, keine unerwartete Wendung drin, keine großen charakterlichen Konflikte, weißt du, wo man voller Spannung fast zerbirst. Deine story ist anders angelelegt. Damit ich aber andocken kann, muss ich die Hauptfigur irgendwie mögen. Und zum Mögen fehlt mir Detail, sein Gefühl , seine Gemütsentwicklung beim Beobachten. Mir fehlt auch ein bisschen Atmosphäre da von dem Strand, vielleicht lässt du mal seinen Bauch gluckern. Das ist nur ein Beispiel. Nimm das nicht so wortwörtlich, aber du schreibst halt einfach nur, dass er am Strand liegt und verdaut. Das ist schon auch witzig, aber ich möchte einfach ein bisschen mehr, wo ich mit meiner Vorstellung ansetzen kann. Und dann ist er zum Beispiel auch nur schadenfroh und beschreibt die Formenvielfalt der Maoridame ja recht abfällig, dabei ist sie doch eigentlich ziemlich nett zu ihm.
Also seine Sicht auf andere Menschen, Dinge, die ist jetzt auch nicht so, dass ich sagen könnte, och was für ein interessanter Typ. Ich weiß ja gar nichts und das Wenige, was ich von ihm weiß, bringt mich nicht dazu, mit ihm zu sympathisieren. Ich hab absolut nix gegen Schadenfreude oder dass die Hauprfiguren sich schlecht benehmen, im Gegenteil, ich will nur mehr wissen, mich in eine Geschichte so ein bisschen reinsetzen können. Mir fehlt einfach der Detailreichtum Was er sich so denkt, sein Erstaunen über die Sandkörnchen. Es ist auch sofort klar, dass das Sandkornmännchen sind. Schon aus der Beobachtung und der Erkenntnis, dass er es mit kleinen Sandmenschen zu tun hat, kann man etwas mehr rausholen. Nimm meine Ansatzpunkte bitte immer nur als Beispiele für das, was ich insgesamt halt noch vermisse.

Als Beispiele zwei Geschichten, die in letzter Zeit hier gepostet wurden. Lies doch mal "Gesagt ist gesagt" von Asterix auch in Humor gepostet , das ist auch nur eine bestimmte Grundidee, siehe Titel, aber sehr liebevoll und aufwändig aufbereitet, die Figuren kommen einem nahe.
http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?p=600145#post600145
Oder die Geschichte "Zuckerbrot und Peitsche" von feirefiz (noch unter Maskenball zu finden) in der Kreativwerksatt, die zwar nicht eine Humorgeschichte ist, sondern eine Familiengeschichte, die aber extrem mit Detailreichtum aufwartet und gerade daurch wieder humorvoll wird.
Vielleicht verstehst du dann noch genauer, was ich meine.

Vielleicht geht das nur mir so und vielleicht gibts völlig andere Meinungen. Jedenfalls wäre das mein Tipp. Die Sache mit dem Traum noch einmal zu überdenken und ihre eine kleine zusätzliche Wendung zu geben. Und mehr Gefühle, Atmosphäre, mehr Witz und Farbe insgesamt reinzubringen, z. B. auch in den Dialog zwischen die Sandkornmännchen.

Eines muss ich allerdings noch loswerden. Deine allerersten Geschichten, die du hier reingestellt hattest, waren ja Berichte, auch „Flucht“ war, wenn ich das noch richtig um Kopf habe, eher berichtend, bis du es dann zur Geschichte umgeschrieben hattest. Das ist hier ganz anders, es ist schon jetzt eine Geschichte. Ich fand das schön, dass du dich da weiterentwickelst und bin ganz gespannt, was da noch so alles kommt. Meine Kritik nimm bitte daher nicht als Mäkelei, sondern als Ansporn und Bitte, eine gute Idee noch mehr auszuarbeiten.
Viel liebe Grüße und schöne Ostern nach Neuseeland

 

Hallo gnuelpft!

Ist schon ein interessanter Plot, den du da anbietest (siehe Beitrag von Novak).

Das ganze könnte durchaus noch peppiger aufbereitet werden. Der Dialog zwischen der Sandkornfrau und Sandkorndany macht einen erklärenden Eindruck. Als wolle der Erzähler lediglich die Sandkornwelt dem Leser vor Augen führen. Kann er ja machen, aber mit mehr Reibung drin.

»Ja und da bemerke ich, wie sich einige der Sandkörner auf meinem Badetuch bewegen. Und wenn ich mit meinem Ohr ganz nah an sie herangehe, kann ich sogar hören, was sie sagen.«
»Sooooo?» fragt Dany mit ungläubigen Augen.

Dieses „so“ wäre selbst mit 100 Os noch zu schwach. „Dein Humor war aber gestern noch nicht so psychedelisch.“ Das wäre eine Möglichkeit, aus der sich was ergeben könnte.

Auch das Gespräch zuvor, zwischen den Männern, ist mir zu glatt und nichtssagend.
»Jeff« brüllt der eine, »hast du gestern das Rugbyspiel gesehen? Die Seahawks waren Scheiße! Sauschlecht wie schon vorige Woche.«
Und der andere stimmt auch noch brav zu:
»Yiiiss!« so klingt das kiwienglische yes. »Die sollten zu Hause bleiben diese verdammten Bastarde.«
Wie gesagt, es fehlt Reibung. Und wen bitte interessieren die Seahawks? Gibt es die überhaupt? Sind das nicht Fluggeräte?
Dann, aus dem Hintergrund, die typisch weibliche Vernunftlogik:
»Macht‘s besser ihr beiden Saufsäcke und beschwert euch dann.«
Das ist schon deshalb nicht witzig, weil man(n) sich bei „Fußballgesprächen“ sone Klugscheißerei eh ständig anhören muss.

Ich meine, es lohnt sich, an der Story zu feilen.

Lieben Gruß und schöne Ostertage!

 

Hallo Novak und Asterix,
danke erst mal für die Ratschläge. Die Vielzahl der Ideen und Gedanken, die euch beim Lesen meines Textes in den Sinn kommen, ist schon beeindruckend. Wenn ich probiere, andere Beiträge in dieser Art zu sezieren, strengt mich das unheimlich an. Also Hut ab.
Darüber hinaus muss ich sagen, dass mein Geschichtenschreibkram offenbar Fortschritte macht. Vergleiche ich eure heutigen Kritiken mit denen auf meine letzte Story, liest sich alles deutlich erfreulicher. Gott sei‘s getrommelt und gepfiffen:-)
Ich war nicht überzeugt, ob ich bei Humor richtig bin, weil die Idee zwar surreal daher kommt, der Spaß darin aber nicht das Augenfälligste ist. Novak hat es dann mit »weise Schmunzelstory« gut getroffen. Ich werde also die Geschichte dort lassen und probieren den ihr innewohnenden Witz besser rauszukitzeln. Und mal sehen, ob es mir gelingt, meine Personen ansprechender zu zeichnen.
Bei nächster Gelegenheit geht‘s los. Bis dahin viele Ostergrüße aus dem immer noch herrlich warmen Auckland.
gnuelpft

 

Hi gnuelpft (witziger Name übrigens),


mir hat die Geschichte gut gefallen. War jetzt kein wirklich witziger Text voller Lacher, aber irgendwie unheimlich sympathisch und unterhaltsam zu lesen. Die Grundidee ist toll und auch konsequent umgesetzt. Vielleicht wäre es noch nett gewesen zu sehen, was passiert, wenn Tom sich umdreht und mal prüfend den Blick nach oben wagt...
Interessant auch, dass die Geschichte in Neuseeland(?) spielt, was du auch immer wieder gut eingeflochten hast (kiwi, rugby etc). Dadurch wird das ganze nochmal lebhafter und sympathischer.

Nicht so gelungen fand ich leider das Ende. "Er wachte auf und alles war nur ein Traum" lässt einen als Leser meistens sehr unbefriedigt zurück. Das hat dann schnell so dein Eindruck, als hätte ein Autor zwar eine tolle Idee gehabt, dann aber keine Ahnung, wie er sie am besten beenden sollte. Keine Ahnung, ob das hier der Fall war, aber die Auflösung war leider nicht mein Fall.

Woran du vielleicht stilistisch noch etwas feilen könntest, wäre der Satzbau. Gerade am Anfang (später habe ich nicht mehr drauf geachtet), fiel mir auf, dass du sehr viele kurze Sätze am Stück benutzt. Dadurch wirkt der Text auf mich etwas abgehackt und auch ein wenig eintönig. Nicht vom Inhalt her, sondern rein vom Leserhythmus. Da könntest du vielleicht etwas mehr variieren und dem Leser auch mal ein paar längere Sätze zum Verdauen geben.
Dafür hast du ein paar tolle Wortkrationen im Text, die mir wieder gefallen haben.

Kleinigkeiten:

Mit verzweifelten Verrenkungen, probiert sie dem Malheur beizukommen
Ich bin nicht sicher, würde das Komma aber weglassen.
‚Mann, mich hat‘s erwischt.‘ denkt er - dieses Mal wieder leise.
Da bin ich kurz gestolpert. "dieses Mal" bedeutet für mich, dass er vorher einmal laut gedacht hat.
Bestimmt amüsieren sich die beiden auch über ihre dicke Landsfrau,
"Ihre" liest sich, als hätten sie eine eigene dicke Landsfrau in mini-mini-mini-Land. Oder meintest du das? Fände ich jedenfalls eine witzige Vorstellung.
Sandkornpralinchen
Coole Wortkreation.
Polfilterglassonnenbrille. Du weißt schon, die wo man alles ziemlich klar sieht, weil störende Reflexe ausgefiltert werden.
Sehr guter Gag, diese Wiederholung.

 

Mir gefällt die Geschichte sehr gut. Ich mag es wie du ganz einfache, alltägliche Dinge mit den richtige Worten so detailiert beschreibst, dass es dadurch interessanter statt langweiliger wird. Das kann meiner Meinung nach nicht jeder. Eigentlich mag ich es nämlich gar nicht, wenn eine Situation allzu genau beschrieben wird, weil dabei oft eben genau das passiert: Langeweile kommt auf und man verliert die Lust weiter zu lesen. Das war hier überhaupt nicht so, im Gegenteil.

Auch die Idee mit "der Geschichte in der Geschichte", in der die Sandkörner die gleiche Situation erleben wie der eigentliche Hauptcharakter, fand ich gut.
Zwar war das Ende ein bisschen vorhersehbar, aber das macht die Geschichte an sich ja nicht schlechter

 

Servus gnuelpft,

ja, ich mochte die Geschichte auch, eine wirklich nette Idee hast du hier sehr sympathisch erzählt.

Da gibt’s doch in Men in black diese Katze, die in ihrem Halsbandamulett eine ganze Galaxie spazieren trägt, daran musste ich beim Lesen denken.
Wohl jeder von uns hat irgendwann einmal als Kind über diese Vorstellung vom Großen im Kleinen nachgegrübelt, spätestens, als einem ein Licht aufgegangen war, wie unvorstellbar groß das Universum ist und wie unvorstellbar winzig dieser ganze subatomare Kram. Und die Tatsache, dass die von uns wahrgenommene Materie beinahe ausschließlich aus leerem Raum besteht, lässt sozusagen genug Platz dazwischen für was auch immer, die Größenordnung, in der wir Menschen uns bewegen, ist ja ausgesprochen zufällig.
Allerdings, ganz wollte es mir natürlich nicht in den Kopf, wie es dieser Tom schafft, in Objekten von Sandkorngröße (≥ 1mm) nicht nur kleine Menschlein zu erkennen, sondern obendrein Männlein von (hübschen!) Weiblein zu unterscheiden, ja sogar ihr Mienenspiel kann er deuten …
Ich glaub, ich will auch so eine coole Polfilter-O-sensitiv-Brille.
Dass solch ein Fehlen jeglicher Naturgesetzlichkeit nur in einem Traum funktionieren kann ist natürlich klar und gleichzeitig schade, das haben ja auch schon die anderen Kommies beanstandet, ist halt der billigste Trick, ein surreales Erzählknäuel aufzulösen …
Wäre das nicht eine dichterische Herausforderung, der Geschichte noch ein angemessen schräges Ende zu entwerfen? Dazu, wie das aussehen könnte, kann ich dir allerdings nicht den allerkleinsten Tipp geben. Aber vielleicht fällt dir ja noch was ein, ich sehe dich erzählerisch nämlich zügig voranschreiten. Weiter so.

offshore

 

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