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Osterferien

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31.08.2014
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Osterferien

„So ein Arsch. Wieso knallt der uns ungefragt die Speisekarte auf Englisch hin?"
„Oh Clemens, jetzt mach bitte nicht wieder ein Fass auf. Du siehst halt nicht gerade wie ein Italiener aus."
„Wie sehe ich dann aus? Wohl kaum wie ein Engländer und noch weniger wie einer dieser fetten, degenerierten Amis. Wie ich es hasse, dass die alle über einen Kamm scheren. Am liebsten würde ich ihn nochmal herholen und mir eine italienische Karte bringen lassen. Scheiß Tourikaff."
„Es war deine Idee, in Sorrent zu übernachten. Ich wäre lieber nach Neapel ..."
„Ach ja? Zwischen Müllbergen und irgendwelchen Arabern, die dir nachts in einer Gasse die Uhr vom Handgelenk zerren?"
„Deine Swatch? Schon gut, was nimmst du?"
„Mhh...ich denke, ich nehme die Spaghetti alle Vongole."
„Die hattest du jetzt jeden Abend. Willst du nicht mal ein Fleisch probieren oder Risotto?"
„Wenn mir die Spaghetti eben schmecken...daheim isst man sowas ja nicht."
„Okay, wenn du meinst. Ich versuche heute mal den Sepia. Mit Ofenkartoffeln", sagte sie.
„Scusa", Clemens winkte den Kellner mit einer, wie sie fand, recht herrischen Geste heran, „possiamo ordinare?"
„Yes, of course. What would you like?"
„Per me Spaghetti alle vongole, un acqua con gas e una botella di vino bianco. Per favore." Der Kellner schien recht unbeeindruckt von Clemens' Volkshochschulitalienisch, was ihn offensichtlich wurmte.
„And for you, Signora?" Artig bestellte sie auf Englisch, deprimiert, dass die "Signorina-Zeiten“ wohl unwiderruflich passé waren. Ob es eine Altersgrenze gab, ab der man keine Signorina mehr war, sondern eine gesetzte Signora?
„Botella ist übrigens Spanisch", konnte sie sich nicht verkneifen, als der Kellner abgezogen war. Clemens grunzte etwas Unverständliches.
„Findest du, ich sehe aus wie vierzig?"
„Kris, du bist neununddreißig, keine Ahnung. Sehe ich aus wie zweiundvierzig?" Sie zuckte mit den Schultern. Manchmal schon, dachte sie. Sein dunkelbraunes Haar war in den letzten Jahren an den Schläfen grau geworden, die Falten um die Augen tiefer.
„Was willst du morgen machen? Ich würde mir doch noch gerne Herkulaneum ansehen."
Schon wieder Ruinen, ihr hatte der heutige Ausflug nach Pompeji völlig gereicht. Natürlich war es interessant gewesen, eine Stadt, die vor fast zweitausend Jahren verschüttet worden war, aber Clemens hatte nicht locker gelassen, bis sie auch die letzte Säule und das letzte nummerierte Mauerstück gesehen hatten. Sieben Stunden lang. Im Hotel hatte sie vor Erschöpfung erst einmal ein Schläfchen halten müssen.
„Also ich würde ehrlich gesagt lieber noch mal nach Neapel, ein bisschen bummeln."
„Bummeln! Manchmal bist du eine richtige Banausin. Hier liegt jahrtausendealte Geschichte vor deiner Nase und du willst bummeln. Wahrscheinlich zu H&M und Benetton, weil es das ja in Deutschland nicht gibt."
„Clemens, echt, ab und zu erinnerst du mich wirklich an deinen Vater." Und wenn sie ehrlich war, nicht nur ab und zu, gerade in letzter Zeit fiel ihr die frappierende Ähnlichkeit wie Schuppen von den Augen. Beim ersten Treffen hatte ihr der Senior, damals noch Rektor eines Gymnasiums, einen zweistündigen Vortrag über die Kolonialisierung Afrikas gehalten, nur weil sie erwähnt hatte, dass sie gerne nach Südafrika reisen würde. Hinterher wollte sie das nicht mehr.
Clemens war Gymnasiallehrer für Deutsch und Sport und sie fühlte sich manchmal wie eine seiner Schülerinnen und wollte heimlich die Augen verdrehen. Obwohl die Schüler hinter seinem Rücken bestimmt Schlimmeres taten, als die Augen zu verdrehen.
„Oder wir fahren nach Positano. Das soll allerdings sehr touristisch sein."
„Sind wir etwa keine Touristen? Manchmal kannst du echt ein richtiger Snob sein. Ich würde gerne nach Positano fahren."
„Okay." Er sah gekränkt aus, beinahe tat er ihr leid. Seit Wochen wälzte er drei verschiedene Reiseführer, um das Optimum für diese Osterreise an die Amalfiküste herauszuholen. Aber manchmal hatte sie einfach keine Lust mehr, sich die achte Kirche oder das dritte Museum für Stadtgeschichte anzusehen. Manchmal würde sie einfach gerne ein paar Stunden am Strand liegen. Und nichts tun.
Der Sepia war zäh und die Kartoffeln trocken, doch sie hielt den Mund, um Clemens, der sich seine öltriefenden Nudeln routiniert auf die Gabel wickelte, nicht zu einer selbstgefälligen Äußerung zu treiben. Oder schlimmer, er würde vor dem Kellner einen Aufstand machen und verlangen, dass sie ihr Essen zurückgehen ließ. Am Nebentisch saß eine italienische Großfamilie, Vater, Mutter, Opa, Oma und zwei Kleinkinder, die lautstark um ein Tablet und ein Smartphone stritten. Es war immerhin schon halb zehn, doch für Südländer schien das eine angemessene Zeit zu sein, um mit ihren Kindern essen zu gehen. Kristiane beneidete sie um diese Lässigkeit. Die Kinder ihrer Freundinnen mussten um Punkt halb acht im Bett liegen, und wenn das nicht klappte, würden sie die ganze Nacht Terror machen und morgens um fünf wach sein. Behaupteten die Freundinnen. Plötzlich gab es einen Tumult am Nebentisch. Eines der Kinder hatte im Eifer des Gefechts ein Glas Wein umgestoßen. Die Mutter sprang auf, doch es war schon zu spät, der Rotwein hatte einen hässlichen Fleck auf ihrem cremefarbenen Kleid hinterlassen. Es sah aus wie eine Schusswunde. Die Erwachsenen diskutierten wild durcheinander, die Kinder hatten beide zu heulen angefangen.
„Mein Gott“, sagte Clemens verächtlich, „ein gediegenes Abendessen ohne Kindergeschrei ist wohl zu viel verlangt in diesem Land.“
„Jetzt sei nicht so spießig. Sei doch froh, dass was geboten ist.“
„Na ja, ich weiß nur, dass meine Kinder um diese Zeit im Bett liegen würden.“
„So so“, sie sah in belustigt an, „du hast aber keine Kinder.“
„Ja, und das ist auch gut so. Wir können Gott jeden Tag dafür danken, dass wir unabhängig und frei sind. Ich würde mich erschießen, hätte ich solche verzogenen Gören, die mit zwei Jahren schon iPads bedienen, als wäre es ein Kinderspielzeug.“
„Ich könnte mir ehrlich gesagt schon vorstellen, welche zu haben.“ Sie hielt für einen Moment den Atem an und sah ihm in die Augen. Sie hatte es ausgesprochen. Der heimliche Kinderwunsch schwirrte seit geraumer Zeit in ihrem Kopf herum. Es war nie ein Thema gewesen, sie schienen sich beide einig zu sein, keine Kinder zu wollen.
„Was? Das ist doch nicht dein Ernst!“, er lachte laut auf.
„Doch Clemens, es ist mein Ernst. Es war mir noch nie so ernst. Ich will ein Kind. So schnell wie möglich, viel Zeit hab ich sowieso nicht mehr.“
„Du willst mich veräppeln. Du hast doch gerade erst die neue Abteilung übernommen. Du arbeitest fünfzig Stunden in der Woche, und jetzt willst du ein Kind? Das ist doch Quatsch.“ Sie sah ihn frustriert an. „Kris?“ Verunsichert fasste er nach ihrer Hand. Sie entzog sich ihm.
„Jetzt mal im Ernst, ich dachte wir wollen beide keine Kinder? Was ist denn plötzlich los mit dir? Midlife-Crisis, oder was?“
„Mensch Clemens, jetzt werd mal erwachsen! Midlife-Crisis oder was“, äffte sie ihn nach, „wann haben wir denn das letzte Mal ernsthaft über dieses Thema geredet? Ja, ich weiß, es war nie der richtige Zeitpunkt für Kinder. Aber jetzt merke ich, wie die Uhr tickt und …“
„Und was? Kris, ich will keine Kinder! Jeden Tag habe ich dreißig von diesen verzogenen Halbstarken in meiner Klasse sitzen! Sie popeln in der Nase und spielen unter dem Tisch mit ihrem Handy, oder mit ihrem Schwanz, die interessiert es einen Furz, wenn ich denen was von Goethe erzähle. Glaubst du, ich will selbst so ein Exemplar großziehen? Das mir dann mit fünfzehn den Stinkefinger zeigt und Komasaufen geht? Nein Kris, das kann nicht dein Ernst sein. Dafür gebe ich nicht alles auf.“
„Was gibst du denn auf?“
„Meine Freiheit, unsere Freiheit! Die Reisen, Städtetrips, Kinoabende…“, er machte eine ausholende Geste, „und denk an die schlaflosen Nächte, die verschissenen Windeln … du wirst auseinandergehen wie ein Hefekloß. Sieh dir Anette an, die hat immer noch einen Arsch wie ein Brauereigaul.“
„Gott Clemens, du solltest dich mal reden hören. Und ganz ehrlich, welche Städte gibt es denn überhaupt noch, die wir noch nicht gesehen haben? Ich fühle mich total leer, ich will so nicht mehr leben. Jeden Tag zehn Stunden arbeiten, nach Hause kommen, Abendessen, Fernsehschauen, einmal pro Woche ins Kino, ein Wochenendtrip nach Prag. Seit fünfzehn Jahren! Ich will einen neuen Sinn in meinem Leben, Verantwortung übernehmen. Ein Kind hält einen jung, ich fühle mich im Moment wie kurz vor der Rente. Und ich muss noch mindestens fünfundzwanzig Jahre so weitermachen! Das halte ich nicht aus.“ Sie konnte sehen, wie sich leichte Panik über sein Gesicht legte.
„Ok Schatz“, sagte er beschwichtigend, „sollen wir noch einen Wein bestellen, oder willst du woanders hin?“
„Keine Ahnung, lass uns zahlen, ich will hier raus.“ Sie schob abrupt den Stuhl zurück und stand auf, die Serviette fiel auf den Boden. Sie hatte keine Lust, sich zu bücken.
„Pagare, per favore!“

„Jetzt komm mal her.“ Er legte den Arm um ihre Schulter und wollte sie wie ein verständnisvoller Vater an sich ziehen. Und sie war das trotzige Kind. Der Himmel war sternenklar und sie fröstelte in ihrer dünnen Übergangsjacke. Genervt schüttelte sie ihn ab.
„Ist schon gut, lass mich einfach kurz in Ruhe.“ Sie marschierte los Richtung Hotel. In den Gassen trieben sich jede Menge Touristen herum, die Läden hatten immer noch geöffnet und die kitschigen Souvenirs waren gut beleuchtet davor ausgestellt. Handbemalte Keramik, bedruckte Schürzen, Seife aus Zitronen und Olivenöl. Sie fragte sich, wer diesen Mist eigentlich kaufte.
„Ich weiß gar nicht, was mit dir los ist, wie kommst du denn plötzlich auf diese Idee?“ Er konnte nicht ahnen, dass „diese Idee“ schon eine Weile in ihr herangereift war. Vielleicht war es zu dem Zeitpunkt gewesen, als ihr Susanne, die einzige noch kinderlose Freundin, freudestrahlend mitgeteilt hatte, dass sie schwanger sei. Kristiane hatte sich plötzlich ausgeschlossen gefühlt, wie damals im Sportunterricht, als sie immer die letzte war, die in die Mannschaft gewählt wurde. Eine übriggebliebene Außenseiterin.
„Weißt du eigentlich, dass ich die einzige in meinem Freundeskreis bin, die noch kein Kind hat?“ Sie standen jetzt vor dem Hotel.
„Na und? Und du bist auch die einzige, die frei über ihr Leben entscheiden kann, die spontane Trips nach … Budapest machen kann, wenn sie Bock darauf hat.“
„Wir reden anscheinend aneinander vorbei. Ich habe dir doch gerade klargemacht, dass ich die Schnauze voll habe von Städtetrips. Und so spontan sind wir weiß Gott nicht, du musst ja alles immer ein halbes Jahr im Voraus planen. Ich will ein Kind, Clemens!“
„Lass uns erst mal rein gehen, es ist ganz schön kalt hier draußen.“ Sie fuhren schweigend in dem winzigen Aufzug hinauf in den dritten Stock ihres Boutiquehotels. Clemens öffnete umständlich die Zimmertür.
„Ich kann ja verstehen, dass dir solche Gedanken kommen, ja, dass du Torschlusspanik bekommst. Aber wir führen doch ein angenehmes Leben, verdienen gutes Geld, können uns was leisten. Wir sind doch glücklich, so wie es ist!“
„Sind wir das?“ Sie ließ sich auf das Doppelbett fallen und streifte ihre Schuhe von den Füßen. „Jetzt sei doch mal ehrlich, wir leben wie ein altes Ehepaar, wie deine Eltern! Programmkino, Theaterabo, Kulturreisen. Das kann ich auch noch mit sechzig machen, dann sind die Kinder aus dem Haus. Unser Sexleben ist doch auch eingeschlafen. Routine. Begehrst du mich überhaupt noch, bist du scharf auf mich? Oder vergnügst du dich mit einer deiner strammen Sportkolleginnen? Ich will nicht in fünf Jahren dastehen und du erzählst mir, dass du eine fünfundzwanzigjährige Referendarin geschwängert hast. Dann ist es für mich zu spät.“
„Kristiane, du spinnst doch. Was soll denn das alles? Du willst wissen, ob ich fremd gehe, ist es das?“
„Und, tust du es? Betrügst du mich?“
„Natürlich nicht!“
„Ach komm, ich nehme dir nicht ab, dass du immer treu warst. Auf deinen Klassenfahrten geht es doch bestimmt mitunter auch heiß her. Ich hatte letztes Jahr auf der Tagung in Kopenhagen einen Onenightstand.“ Er sah sie an, als wäre sie ein Alien mit zwei Köpfen. Unwillkürlich musste sie lachen. „Du solltest dein Gesicht sehen, das hättest du mir wohl nicht zugetraut? Die biedere, kleine Kristiane. Na ja, es war auch nichts Überwältigendes, keine Sorge.“
„Gott, Kristiane, ich erkenne dich überhaupt nicht mehr. Du machst mir Angst. Und du glaubst, dass ich unter den Umständen ein Kind mit dir in die Welt setze?“
„Welche Umstände sollten es denn für dich sein, Clemens?“
„Gar keine. Ich will keine Kinder. Punkt. Ich dachte, wir wären uns einig. Und jetzt bin ich müde. Willst du zuerst ins Bad?“
„Weißt du was?“, sie sprang auf, „du kannst zuerst ins Bad und du kannst morgen nach Herkulaneum fahren und deine Ruinen anschauen. Bis zum Erbrechen. Und danach kannst du dir die drei Kirchen hier in Sorrent reinziehen, die wir noch nicht gesehen haben.“ Sie bückte sich und zog ihre Schuhe wieder an. „Ich geh noch mal los, ich habe keine Lust, hier in diesem Zimmer zu versauern. Gute Nacht, Clemens.“ Sie nahm den Schlüssel und zog die Tür hinter sich zu.
Sie trat auf die immer noch hell erleuchtete Straße, atmete die kühle Nachtluft ein und sie ließ sich mit dem Strom der anderen Nachtschwärmer treiben. Aus einer Bar drang laute Achtzigerjahre-Musik. Für einen Augenblick blieb sie stehen, dann schlenderte sie weiter.

 
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Tja, Kerkyra, ich weiß gar nicht so recht, was ich der Geschichte vorzuwerfen habe, mal davon abgesehen, dass sie mich nicht wirklich fesseln und schon gar nicht mich berühren konnte. Woran das liegt? Hm.
Also zum einen sicherlich daran, und dafür kannst du natürlich nichts, dass sie mich gleich vom Beginn weg an eine andere Geschichte hier im Forum erinnerte, die haargenau dieselbe Figurenkonstellation ins haargenau dasselbe Setting setzte: Ein deutsches Touristenpaar in Italien. Und weil mir diese Story damals wirklich gut gefallen hat, las ich die deine jetzt eben mit diesem Vergleich im Hinterkopf. Klar, das ist natürlich unfair, lässt sich aber schwer vermeiden.

Na ja, und bei diesem Vergleich kommt deine Geschichte bei mir nicht wirklich gut weg.
Im Grunde wäre ja alles da: zwei gegensätzliche Figuren, ein interessantes Setting, ein Konflikt sowieso. Aber irgendwie wollte da beim Lesen kein richtiger Funke überspringen. Vielleicht gibt dieses Thema einfach nicht genug her für eine wirklich packende Kurzgeschichte. Ich mein, der Plot erschöpft sich im Grunde ja darin, ein paar - wenn auch traurige - aber halt doch sehr weitverbreitete und entsprechend bekannte Verhaltensmuster von langjährigen Ehepartnern darzustellen: nebeneinander herleben, sich mehr oder weniger arrangieren, irgendwann dann erkennen, dass einem das Leben einfach davonläuft, irgendwann beginnen, sich auf die eigenen Wünsche und Träume zu besinnen, usw.
Klar, das mag alles authentisch sein, aber was wirklich Neues, was Überraschendes konnte mir die Geschichte nicht erzählen.
Es sind halt auch von Beginn weg die Rollen ganz eindeutig verteilt: Der Ehemann ist gleich von Anfang an der Unsympathler, wirkt durch sein ganzes Verhalten aber halt schon auch sehr schablonenhaft. Also für mich erfüllt der bis ins Detail das Klischeebild dieses unsäglich überheblichen Deutschen, der sich über die Touristen aufregt, weil er selber ja keiner ist. Er ist ja Individualreisender, der allen Ernstes glaubt, die wahre Schönheit der Toscana zu erkennen, sei allein ihm vorbehalten. Und der dann gleichzeitig der erste ist, der sich über die südländische Mentalität aufregt, sobald sie sich in Kinderlärm manifestiert.
Na ja, so Typen gibt’s ja im Real Life zuhauf und irgendwie konnte es mich dann auch kein bisschen überraschen, dass er Gymnasiallehrer ist. (Okay, ich bin auch nicht gänzlich vorurteilsfrei.)
Na ja, und dann halt noch der Kinderwunsch der Frau, das sind halt schon alles so Verssatzstücke, ich weiß nicht recht, wie ich’s sagen soll, mir ist das einfach zu wenig individuell, zu wenig einfallsreich. Mir fehlen Details, und ja, auch Brüche in dem vorhersehbaren Verhalten der beiden. Weder den Mann noch die Frau erlebte ich als unverwechselbare Individuen, von denen ich dann auch hätte wissen wollen, verdammt, was genau passiert denen nun, und nur diesen beiden.
Keine Ahnung, ob du verstehst, was ich da zu sagen versuche.


Ein paar Kleinigkeiten sind mir noch aufgefallen:

Mit Ofenkartoffeln.", sagte sie.
Kein Punkt vor dem Anführungszeichen.

„Per me, Spaghetti alle vongole
Kein Komma, oder?

Der Kellner schien recht unbeeindruckt von Clemens' Volkshochschulitalienisch, was ihn offensichtlich wurmte.
Da würde ich mir die Satzstellung noch einmal überlegen, um den Bezug eindeutiger zu machen.

Sein dunkelbraunes Haar war seit ein paar Jahren an den Schläfen grau geworden,
entweder: Sein dunkelbraunes Haar wurde seit ein paar Jahren an den Schläfen grau,
oder: Sein dunkelbraunes Haar war in den letzten Jahren an den Schläfen grau geworden,

gerade in letzter Zeit fiel ihr die frappierende Ähnlichkeit wie Schuppen von den Augen.
Sinngemäß willst du vermutlich das sagen:
gerade in letzter Zeit fiel ihr das bisherige Nichtwahrhabenwollen der frappierenden Ähnlichkeit wie Schuppen von den Augen.
Klingt natürlich schauerlich, aber so wie du es schreibst, haut’s noch viel weniger hin. (Weil es ja nicht die Ähnlichkeit ist, die ihr wie Schuppen von den Augen fällt.)
Wenn du schon unbedingt diese Formulierung - die ohnehin eine Phrase ist – verwenden willst, dann geht es höchstens so:

Wie Schuppen fiel es ihr von den Augen, dass … usw.


Obwohl die Schüler hinter seinem Rücken bestimmt schlimmeres [Schlimmeres] taten,

Seid [Seit] Wochen

doch sie hielt den Mund [Komma] um Clemens, der sich seine öltriefenden Nudeln routiniert auf die Gabel wickelte, nicht zu einer selbstgefälligen Äußerung zu treiben.

… und frühs [?] um fünf wach sein.

„Was? Das ist doch nicht dein Ernst!“, er [… Ernst!“ Er …] lachte laut auf.

Verunsichert fasste er nach ihrer Hand. Sie entzog sich [sie, die Hand, oder?] ihm.

Sie pobeln [popeln] in der Nase

du wirst auseinandergehen wie ein Hefeklos [Hefekloß]

sie fröstelte in ihrer dünnen Übergangsjacke.

[...]Sie fuhren schweigend in dem winzigen Aufzug hinauf in den dritten Stock ihres Boutiquehotels. Clemens öffnete umständlich die Zimmertür.

Na ja, das ist mir persönlich zu viel an unnötigen Infos. (Zumal ich keine Ahnung habe, was ein "Boutiquehotel" ist.) Und die Possessivpronomen sind hier sowieso entbehrlich.

Du willst wissen, ob ich fremd gehe [fremdgehe]

Sie nahm den Schlüssel und zog die Tür hinter sich zu. Sie trat auf die immer noch hell erleuchtete Straße, atmete die kühle Nachtluft ein und sie [kann weg] ließ sich ...
Hinter ... hinter sich zu solltest du einen neuen Absatz beginnen.
(Wenn sie auf die Straße tritt, ist sie ja nicht mehr im dritten Stock.)

laute achtziger Jahre-Musik [Achtzigerjahre-Musik]

Das übrigens ist die Story, die ich oben erwähne. Vielleicht willst du sie ja lesen und erkennst dann, was mir an deiner Geschichte abgegangen ist.

Trotzderm noch frohe Ostern, Kerkyra.

offshore

 

Liebe Kerkyra,
leider hat mich deine Geschichte nicht wirklich angesprochen, obwohl ich die Problematik der Protagonistin nachvollziehen kann.
Aus den geschilderten Situationen und Gesprächen entwickeln sich für mich keine wirklichen Menschen. Es bleibt alles Oberfläche. Er, ein unangenehmer Spießer (zumindest im ersten Teil der Geschichte), der in seiner Bildungsbesessenheit fast zum Klischee des Oberlehrers wird. Sie, die Enddreißigerin, die ein Kind möchte, bevor es zu spät ist. Warum gerade von ihm, wird dem Leser nicht deutlich. Vermutlich, weil sie schon so lange zusammen sind. Eine Gefühlsebene findet sich m.M.n. in dieser Geschichte nicht. Selbst die Erwähnung des Onenightstands führt nur zu einer kurzen Äußerung des Mannes:

Gott, Kristiane, ich erkenne dich überhaupt nicht mehr. Du machst mir Angst. Und du glaubst, dass ich unter den Umständen ein Kind mit dir in die Welt setze
Diese Äußerung als einzige Reaktion kann ich mir im echten Leben nicht vorstellen.

Der Schluss scheint mir in die richtige Richtung zu zeigen: Die beiden sollten sich trennen.

Beim Lesen deiner Geschichte fiel mir eine meiner Lieblingsgeschichten von Hemingway ein: „Katze im Regen“. In verschiedenen Interpretationen wird der Wunsch nach der Katze auch als Wunsch nach einem Kind gedeutet.
Auch hier wünscht sich die Protagonistin Veränderung, wünscht sich für ein kleines Wesen Verantwortung tragen zu können, ebenso wie es deine Protagonistin formuliert:

Ich will einen neuen Sinn in meinem Leben, Verantwortung übernehmen.
Vielleicht würde deine Geschichte weniger oberflächlich erscheinen, wenn du diesen Ansatz aufgegriffen und problematisiert hättest.
Freundliche Grüße
barnhelm

 

Hallo Kerkyra,

da ich keinen Vergleich zu einer schon existierenden Geschichte habe, hat mir deine Geschichte gut gefallen. Aus zwei Gründen:

1. Sie ist lebhaft erzählt
2. Ich liebe die Landschaft um Neapel. Das erzeugt Fernweh. Aber dieses Jahr rückt Rom ins Visier.

Ja, und dann ist dann noch das Thema Kinderwunsch. Ich kenne einige Paare, die auch damals schon kinderlos leben wollten, aus genau diesen Gründen. Dann kenne ich wenigstens ein Paar, das kinderlos geplant hatte, es sich dann aber anders überlegt hatte, aber das Schicksal hatte alles schon entschieden. Sie mussten kinderlos bleiben. Sicher bedeuten Kinder Entbehrungen bei Dingen wie Urlaub, Konsum etc.. Aber sie bereichern doch unser Leben auf eine unbeschreibliche Art. Als Vater von drei Kindern kann ich das sagen.

Man kann, oder muss es sogar auch politisch beleuchten. Das Paar, das du hier beschreibst, ist so versnobt, dass es sich über die Araber in Neapel aufregt. Zumindest der Mann. Das kann man auf Deutschland reflektieren. Wie viele Paare leben aus Karrieregründen kinderlos und sind bei Pegida in der ersten Reihe, weil sie gegen Ausländer sind. Die würde ich als erste nach Hause schicken. Aber das steht denen ja nicht auf die Stirn geschrieben. Es gibt genügend Paare, die zu Kinderlosigkeit verurteilt sind, weil sich ihnen der Wunsch nicht erfüllt. Deswegen ist es ja gut, wenn einige Paare mehr als zwei Kinder haben. Aber unsere Situation in Deutschland sieht nicht rosig aus. In unserer Stadt war das Verhältnis von Geburten zu Sterbefällen im Ersten Weltkrieg und in der folgenden Weltwirtschaftskrise so fatal wie heute. Wir sterben aus. Da bin ich schon froh, dass wir Sachsen kein alteingesessenes Volk sind :). Unser Gebiet war wendisch und wurde von Niedersachsen her besiedelt. Aber das ist auch nur ein schwacher Trost.

Also zurück zur Geschichte: ich habe sie gerne gelesen!

Schönen Gruß
khnebel

 

Lieber Ernst,

...und dafür kannst du natürlich nichts, dass sie mich gleich vom Beginn weg an eine andere Geschichte hier im Forum erinnerte, die haargenau dieselbe Figurenkonstellation ins haargenau dasselbe Setting setzte: Ein deutsches Touristenpaar in Italien.
Nein, dafür kann ich nichts und ja, das ist unfair;). Die andere Geschichte ist unbestritten gut, und ich möchte meine damit nicht vergleichen, weil ich doch denke, dass es sowohl stilistisch als auch inhaltlich um etwas völlig anderes geht.

...aber halt doch sehr weitverbreitete und entsprechend bekannte Verhaltensmuster von langjährigen Ehepartnern darzustellen: nebeneinander herleben, sich mehr oder weniger arrangieren, irgendwann dann erkennen, dass einem das Leben einfach davonläuft, irgendwann beginnen, sich auf die eigenen Wünsche und Träume zu besinnen, usw.
Deshalb läuft die Geschichte auch unter dem Tag "Alltag", ich wollte hier ein (vielleicht klischeehaftes) Paar darstellen, aus dem echten Leben, mit normalen (Paar-)Problemen. Deshalb brauche ich hier auch keine Brüche oder unvorhersehbares Verhalten. Es ist, wie es ist, alltägliche Realität. Mancher mag das langweilig finden...

Danke für Deine Rechtschreibkorrektur, hab das Meiste ausgebessert. Ja, tut mir leid, dass ich Dich diesmal nicht hinter dem Ofen vorlocken konnte,

Schönen Sonntagabend noch,
Kerkyra

P.S. Ein Boutiquehotel ist ein kleines, unabhängiges, meist luxuriöses Stadthotel. Ein Gymnasiallehrer würde schließlich nicht in einem IBIS absteigen.;)

 

Hallo Kerkyra

Der Titel war mir eine Warnung, dass ich nicht zu hohe inhaltliche Erwartungen stelle. So war ich angenehm überrascht, als sich zeigte, dass sich die Handlung anhand eines authentisch wirkenden Gesprächs, eines in die Jahre gekommenen Ehepaars, darlegt. Der Rahmen in einem Restaurant in Sorrent fand ich passend, liess es doch das Ambiente erahnen.

Die Gliederung und Entwicklung des Gesprächs fand ich gut, auch wenn es keine für Aussenstehende überwältigende Geschehnisse zeigt, doch eine intime Spiegelung einer festgefahrenen Paarbeziehung. Der keimende Kinderwunsch der Enddreissigerin birgt zwar keine Überraschung, liegt er nahezu im Trend bei Frauen, die der beruflichen Karriere den Vorzug gaben, um dann doch ein diesbezügliches Verlustgefühl wahrzunehmen. Beim Protagonisten fand ich die Vehemenz als Lehrer etwas stark mit der er eigene Kinder ablehnt, auch wenn ihm sein Beruf anscheinend bestärkte, seine geschätzte Freiheit wahren zu können. Es lässt erahnen, dass sein Vater als Rektor an einem Gymnasium ihm eher unangenehm prägend war, auch wenn er selbst mit zunehmender Reifung unbewusst von dessen Zügen annimmt. Von dem her finde ich die Charaktere verständlich und gut gezeichnet.

Auch das Ende fügt sich, obwohl vieles offen bleibt. Die Lösung für das Paar in diesen Fragen, es ist ja nicht nur die eines Kindes oder nicht, vielmehr die der Beziehung und der Lebensgestaltung an sich, würde den Rahmen einer kurzen Geschichte möglicherweise sprengen.

Am letzten Punkt setzt aber auch mein Bedenken ein, welcher inhaltlichen Form eine Geschichte bedarf. An sich gehe ich mit der Literaturtheorie einig, dass es zur Geschichte einiger Kriterien bedarf, die sich hier nicht ganz erfüllen. Wenn ich es dennoch nicht unbefriedigend fand, so deshalb, da die Thematik in sich lebensnah aufschien und nicht unbedingt den Akten eines Dramas bedarf. So quittierte ich es als eine Spiegelung der Szenen einer Ehe, ohne als Geschichte vollendet zu sein.

Als Hinweis noch drei Passagen, die mir den Lesefluss verzögerten:

„Was willst du morgen machen? Ich würde mir doch noch gerne Herkulaneum ansehen." Schon wieder Ruinen, ihr hatte der heutige Ausflug nach Pompeji völlig gereicht.

Eine Zeilenschaltung erscheint mir nach der direkten Rede angezeigt, da es Clemens ist, der hier spricht. Ich flog hier beim Lesen erst mal raus, da ich bei seinem Gemecker erst dachte, Kris sei die Sprecherin, die nachfolgende Feststellung dem jedoch widerspricht.

Die Kinder ihrer Freundinnen mussten um Punkt halb acht im Bett liegen, und wenn das nicht klappte, würden sie die ganze Nacht Terror machen und frühs um fünf wach sein.

Tippfehler oder Dialektausdruck?

die verschissenen Windeln…du wirst auseinandergehen wie ein Hefeklos.

Abstände zu den Auslassungspunkten. Hefekloß mit zwei „s“, ansonsten wird der hintere Teil missverständlich. ;)

Gern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Barnhelm,

Aus den geschilderten Situationen und Gesprächen entwickeln sich für mich keine wirklichen Menschen.
Ja, schade, dass Du das so empfindest.

Sie, die Enddreißigerin, die ein Kind möchte, bevor es zu spät ist. Warum gerade von ihm, wird dem Leser nicht deutlich.
Weil er ihr Mann ist, oder zumindest seit fünfzehn Jahren ihr Partner ist? Und weil man mit fast vierzig nicht mehr jahrelang warten kann, ob etwas Besseres vorbeikommt?:D

Gott, Kristiane, ich erkenne dich überhaupt nicht mehr. Du machst mir Angst. Und du glaubst, dass ich unter den Umständen ein Kind mit dir in die Welt setze.
Diese Äußerung als einzige Reaktion kann ich mir im echten Leben nicht vorstellen.
Er äußert sich so, weil er mit Sicherheit(wie sie ja auch vermutet) selbst Dreck am Stecken hat, sprich, er wird bereits das eine oder andere Mal eine Kollegin auf Klassenfahrt vernascht haben. Und wer im Glashaus sitzt...

Ich selbst empfinde die Charaktere, als auch die Situation als recht authentisch, ich denke, dass es viele Paare gibt, die sich irgendwann fragen, ob man einen Schritt weiter geht oder sich womöglich trennt.

Danke für Deine Zeit,

Gruß Kerkyra


Hallo Khnebel,

und danke für Deinen Kommentar. Man steckt natürlich nicht drin und weiß, ob ein Paar kinderlos ist aus Überzeugung oder aus medizinischen Gründen. Ersteres muss man akzeptieren, zweiteres tut einem leid. Ich für meinen Teil kann mir eine jahrzehntelange Partnerschaft ohne Kinder nicht vorstellen, aber das muss jeder selbst für sich entscheiden.

Hat mich gefreut,
Gruß Kerkyra

 

Hallo Anakreon,

...finde ich die Charaktere verständlich und gut gezeichnet.
Danke, das höre ich sehr gerne. Und es freut mich auch, dass Du verstanden hast, worauf ich mit dem Text hinauswill:
...keine für Aussenstehende überwältigende Geschehnisse zeigt, doch eine intime Spiegelung einer festgefahrenen Paarbeziehung.
und
eine Spiegelung der Szenen einer Ehe, ohne als Geschichte vollendet zu sein.

Du bist der zweite, der dieses "frühs" bemängelt. Wahrscheinlich ist es ein süddeutscher Dialektausdruck, ich hab`s geändert.

Vielen Dank für den positiven Kommentar und Deine Zeit,

Gruß Kerkyra

 

Hallo Kerkyra,

oooohh, was läßt mich die Geschichte gespalten zurück! Aber sowas von. ;)

Zuerst dachte ich, du zielst auf Humor ab, bringst die Szenen mit dem kundigen Italienkenner und der (noch) harmlosen Neckerei mit seiner Frau.

Dabei fiel mir auf:

„Per me Spaghetti alle vongole, un acqua con gas e una botella di vino bianco. Per favore."

Kam mir spanisch vor. Da ich kein Italienisch kann: Sagen die auch con?

Ich fand die beiden ersten Seiten recht flüssig. Gut zu lesen, mit einem Lächeln geschrieben und zu lesen.

Dann kam das:

„Okay." Er sah gekränkt aus, beinahe tat er ihr leid. Seit Wochen wälzte er drei verschiedene Reiseführer, um das Optimum für diese Osterreise an die Amalfiküste herauszuholen.

Hier bin ich hängen geblieben, muß aber gestehen, dass ich - leider leider! - kein Experte bin, was Zeiten angeht. Ich hätte aber geschrieben: "Seit Wochen hatte er drei verschiedene ... gewälzt ...". Aber, wie gesagt, sicher bin ich mir nicht. Wer kann sagen, wie hier die Zeiten zu behandeln sind?

Und dann kommt der für mich einfach zu starke Bruch in der Geschichte. Jegliche Lockerheit geht verloren, von Zeile wird es ernster und ernster, Zuerst nur der geäußerte Wunsch nach Kindern, dann immer stärker bis hier:

( ... ) Ich fühle mich total leer, ich will so nicht mehr leben. Jeden Tag zehn Stunden arbeiten, nach Hause kommen, Abendessen, Fernsehschauen, einmal pro Woche ins Kino, ein Wochenendtrip nach Prag. Seit fünfzehn Jahren! Ich will einen neuen Sinn in meinem Leben, Verantwortung übernehmen. Ein Kind hält einen jung, ich fühle mich im Moment wie kurz vor der Rente. Und ich muss noch mindestens fünfundzwanzig Jahre so weitermachen! Das halte ich nicht aus.“ Sie konnte sehen, wie sich leichte Panik über sein Gesicht legte. ( ... )

Sorry, mir ist das deutlich zu überspitzt!

Und dann noch diese Kleinigkeit:

Ich will ein Kind Clemens!“

Mit Komma hinter Kind, denn es soll ja nicht Clemens heißen.

Kerkyra, hoffentlich gewinnst du jetzt nicht den Eindruck, ich würde deine Geschichte in Bausch und Bogen verdammen. Ganz bestimmt nicht! Gut geschrieben ist sie, gut zu lesen auch und vom Thema her (es sind aber eigentlich zwei Themen) interessant, in der Ausführung für mich aber nicht stimmig.

Dennoch ein klare Ermunterung von mir: Weiter! Du kriegst es hin!

Gruß, Jürgen

 
Zuletzt bearbeitet:

Freegrazer

Freegrazer schrieb:
Kerkyra schrieb:
„Okay." Er sah gekränkt aus, beinahe tat er ihr leid. Seit Wochen wälzte er drei verschiedene Reiseführer, um das Optimum für diese Osterreise an die Amalfiküste herauszuholen.
Hier bin ich hängen geblieben, muß aber gestehen, dass ich - leider leider! - kein Experte bin, was Zeiten angeht. Ich hätte aber geschrieben: "Seit Wochen hatte er drei verschiedene ... gewälzt ...". Aber, wie gesagt, sicher bin ich mir nicht. Wer kann sagen, wie hier die Zeiten zu behandeln sind?

Also in Verbindung mit der Präposition seit klingt das Präteritum hier auf jeden Fall richtiger als das Plusquamperfekt, weil das PQP ein zurückliegendes und abgeschlossenene Geschehen beschreiben würde, was natürlich mit seit kollidiert. Seit impliziert, dass der Vorgang noch andauert.
Wenn PQP, dann so:

Wochenlang hatte er Reiseführer gewälzt.

Ähnlich wie hier::

offshore schrieb:
Kerkyra schrieb:
Sein dunkelbraunes Haar war seit ein paar Jahren an den Schläfen grau geworden,
entweder: Sein dunkelbraunes Haar wurde seit ein paar Jahren an den Schläfen grau, …
oder: Sein dunkelbraunes Haar war in den letzten Jahren an den Schläfen grau geworden, …

Äh, alles klar? :Pfeif:

 

Hallo Kerkyra,

bevor wir in grammatikalischen Tiefen versinken - wieso denke ich an den Oberlehrer? - mir hat die Geschichte gefallen. Ich fühlte mich an manchen warmen Sommerabend erinnert und an mein erstaunen, dass die kleinen Kinder noch nicht im Bett waren. Und die fünfte Kirche und das dritte Museum. Wenn ich denn mal verreise, besichtige ich möglichst gar nichts mehr und bereite mich nicht monatelang vor. Ein Mensch ist entwicklungsfähig und kann sich neue Ziele setzen. Das hat Clemens nicht verstanden und will es wohl auch nicht. Da ist es wohl erst einmal sinnvoll sich zu trennen. Und die Frage Kristianes, wie erfüll ich jetzt meinen Kinderwunsch, ist für mich Anregung genug, die geschichte weiterzuspinnen.

Herzliche Grüße

Jobär

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Freegrazer,

und danke für Deine Bewertung.

„Per me Spaghetti alle vongole, un acqua con gas e una botella di vino bianco. Per favore."
Kam mir spanisch vor. Da ich kein Italienisch kann: Sagen die auch con?
Ja, da hast Du Recht, grammatikalisch ist dieses "con gas" nicht falsch, sagt aber kein Italiener. Acqua gassata oder acqua frizzante ist geläufig. Das sollte einfach nochmal Clemens' Urlaubsitalienisch unterstreichen.

Ich fühle mich total leer, ich will so nicht mehr leben ... Ich will einen neuen Sinn in meinem Leben, Verantwortung übernehmen ... Das halte ich nicht aus.“
Sorry, mir ist das deutlich zu überspitzt!
Man muss sehen, dass sie den Gedanken ja schon eine Weile mit sich herumträgt, sie hat dieses Gespräch wahrscheinlich schon hundertmal in ihrem Kopf geführt. Und dann kriegt sie so eine affige Reaktion von ihrem Mann. Da wäre ich ehrlich gesagt auch überspitzt;).

Danke für Deine Zeit! Kerkyra

ernst offshore: Danke fürs Zurückkommen und für Deine grammatikalischen Ausführungen.:)


Hallo Jobär,


auch Dir danke für den Kommentar, den ich allerdings etwas kryptisch finde...;)
Ja, Oberlehrer, erhaben über den restlichen Touripöbel, Individualreisender usw. Klar kann man die Geschichte weiterspinnen, wahrscheinlich ist eine Trennung das Vernünftigste, was die beiden machen können. Ein Kind wird diese dahinplätschernde Beziehung wohl nicht mehr retten. Wer weiß.

LG Kerkyra

 

Freegrazer

Also in Verbindung mit der Präposition seit klingt das Präteritum hier auf jeden Fall richtiger als das Plusquamperfekt, weil das PQP ein zurückliegendes und abgeschlossenene Geschehen beschreiben würde, was natürlich mit seit kollidiert. Seit impliziert, dass der Vorgang noch andauert.
Wenn PQP, dann so:

Wochenlang hatte er Reiseführer gewälzt.

Ähnlich wie hier::

Äh, alles klar? :Pfeif:


ErnstOffshore, :thumbsup: Vielen Dank ... alles mal gelernt, doch wo ist es geblieben? :confused:

 

Hallo Kerkyra,
willst Du uns da zwei Totalegoisten vorführen? Beide intolerant? Kompromisslos? Dann wäre es gelungen. Das Ende enttäuscht mich, weil nichts Aufregendes oder Unerwartetes oder Überraschendes passiert. Ansonsten gut geschrieben (diese Version).
Viele Grüße
Fugu

 

Hallo Fugusan,

das bleibt beim Leser, zu entscheiden, ob es sich um kompromisslose Totalegoisten handelt.;)
Danke fürs Lesen und Deinen Kommentar.

Gruß Kerkyra

 

Hallo Kerkyra,

mir hat dein Text gut gefallen. Es muss ja nicht immer gleich was Hochdramatisches sein, damit eine Geschichte lesenswert ist und die Dramatik, die hinter dieser Geschichte steckt, nämlich der einseitige Kinderwunsch, die Panik, dass es dafür bald zu spät sein kann, die ist nun mal wirklich aus dem Leben gegriffen. Ich habe mich dabei ertappt, Clemens unsympathisch zu finden, doch im Grunde macht er ja nichts falsch, denn immerhin waren sie sich zuvor einig, keine Kinder zu wollen. Dass er nun völlig aus dem Häuschen ist, ist daher durchaus vorstellbar und somit kann man auch Kristianes Reaktion als völlig überzogen sehen.

Als sie ihm von ihrem One-Night-Stand berichtet, da geht in meinen Augen auch noch etwas mehr. Auch wenn er selber Dreck am Stecken hat, passt sein ausbleibender Wutausbruch nicht zur restlichen Charakterisierung. Er wird als sehr aufbrausend dargestellt, das fehlt mir an dieser Stelle ein bisschen.

Das offene Ende finde ich gut, hier haben sich schon einige Gedanken weitergesponnen. In meinem Kopf läuft Kristiane nicht gleich davon, sondern versucht ihren Clemens doch noch umzustimmen. Die hört die biologische Uhr ticken, da einen neuen Partner suchen und nochmal alles von vorne beginnen? Zu aufwändig. Aber wie gesagt: Kopfkino.

Aktuelles Thema, über das ich mich ereifen könnte, vor allem weil ich letzte Woche völlig verständnislose Blicke geerntet habe und fassungslos von einer Mittdreißigerin gefragt wurde, ob ich nicht zu jung sei, um ein Baby zu haben. Kann sich auch jeder selber zusammenspinnen, was er davon hält. :D

Gern gelesen.

Gruß,
rehla

 

Hallo Rehla,

ja, dankeschön für Deine Worte.

Als sie ihm von ihrem One-Night-Stand berichtet, da geht in meinen Augen auch noch etwas mehr.
In einer gutgehenden Beziehung würden die Emotionen mit Sicherheit mehr hochkochen. Ich stelle mir hier eher ein Paar vor, bei dem jeder seine eigenen (egoistischen) Interessen verfolgt, beide haben einen guten Job, sind unabhängig. Es gibt keine große emotionale Bindung, die Schmetterlinge im Bauch sind schon lange weg. Ein kleiner Seitensprung? Kein großes Drama...vielleicht auch eine Art nicht ausgesprochene, offene Beziehung.

Ich habe mit 30 mein erstes Kind bekommen und die Leute sind oft erstaunt, dass ich schon so große Kinder habe;).

Danke nochmal, schönes Wochenende, Kerkyra

 

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