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Orkisch für Anfänger

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15.04.2002
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Orkisch für Anfänger

»Keine Ahnung, wohin die Elfen sind. Vielleicht bei den Socken?«
»Socken?« Keine Antwort hätte Klorwig mehr irritiert. Der Mystikinspektor schob den Hut in den Nacken und rümpfte die Nase. »Ist nicht dein Ernst.«
»Klar, die verschwinden doch auch immer. Sonstwohin!« Ein erdbebenhaftes Schulterzucken, das nebenbei vorwitzige Sparmeisen vertrieb, die in Hautfalten nach Insekten gesucht hatten. Klorwigs Gesprächspartnerin nannte sich Forkoonel oder so ähnlich. Sie war vermutlich die einzige Ocker-Orkin der Welt, die hellblaue Latzhosen trug, aber nichts darunter. Immerhin konnte sie in vollständigen Sätzen sprechen und stank nur ungefähr halb so schlimm wie ein tagelang vergessener Eintopf Bauernkraut mit Bohnen.
»Verschwinden einfach so. Genau wie die Köpfe aufmüpfiger Orks«, entgegnete Klorwig unzufrieden. Er trug nicht ohne Grund den Beinamen »der Trockene«. Zugegeben: Ursprünglich stammte dieser Zusatz von der Entlassungsurkunde des Sanatoriums »Nie wieder Feenhonig«, aber Klorwig trug ihn, nun, wie... Lieblingssocken. Gerne, aber länger als es für alle Beteiligten gut war.
»Ich fasse zusammen«, sagte Klorwig, »eigentlich weißt du von nichts. Anders ausgedrückt: Du verschwendest meine Zeit.«
Forkoonel starrte den Mystikinspektor an. Ihre Gelenke knarzten, als sie ihr Gewicht auf das andere Bein verlagerte. Klorwig seufzte. Natürlich: Ohne klare Frage keine sinnvolle Antwort. Einfache Regel für den Umgang mit Orks. Es gab noch zwei weitere: Nicht hoffen, dass ein Ork Ironie versteht. Und: Sprich einen Ork wirklich auf gar keinen Fall auf die Sparmeisen an, die auf ihm nach Nahrung suchen. Schau einfach woanders hin, egal wie laut es unter der Achsel tschilpt.
»Und wieso«, stöhnte Klorwig und bemühte sich, nicht aus der Haut zu fahren, »und wieso, beim Barte des Mondmonsters, wurdest du mir dann vom Ministerium für Verschollenes als persönliche Expertin für diese Mission zugeteilt?!?«

*​

Fernhinten ist ein verwunschenes Land, in dem Historiker ziemlich viel Fantasie brauchen, um die Existenz der unzähligen Verliese, Gruften, Drachenhöhlen und verfallenen Tempelbauten zu erklären. Gängige Theorien reichen von hyperaktiven Zwergen über eine geheime Verschwörung bis hin zu unerträglich mächtiger Magie, die heutzutage glücklicherweise niemand mehr beherrscht.
Vermutlich ist Fernhinten die einzige Gegend im Multiversum, in der der Mond, wenn er nicht am Himmel steht, als Monster durch die Dörfer streift und kleinen Mädchen die Röcke klaut, um sie im Nachbarhaus zwischen die Kleider der Jungen zu schummeln, aber nie umgekehrt.
Da die Bewohner von Fernhinten längst aufgegeben haben, ihrem Nachwuchs zu erklären, dass das Mondmonster und seine Taten höchst verwerflich seien, und keineswegs »echt voll schick«, ist dies eines der wenigen Länder, in dem Jungs in der Schule nicht ausgelacht werden, wenn sie Röcke tragen, sondern sich von Kameraden umringt finden, die gar fürchterliche, neue Anekdoten über das Mondmonster frisch aufgetischt bekommen wollen.
Bei Vollmond, wenn das Monster seinen Rausch ausschläft, treiben skelettierte Feen ihr Unwesen, die in Schwärmen durch die Gegend marodieren und überall, wo sie verweilen, Pfützen hinterlassen, deren Inhalt von Honigsammlern sorgfältig aufgelesen und zum gefürchteten (und folglich sehr gefragten) Fernfeenschnaps destilliert wird.
Übertroffen werden all diese Seltsamkeiten nur von der Gilde der Vorgaukler, die noch erstaunlichere Sehenswürdigkeiten installieten, meist bezahlt von einem Bürgermeister, der sich Einnahmen durch anreisende Schaulustige erhofft.
An sich war Fernhinten also eine rätselhafte, aber beschauliche Gegend, in der niemand unangenehme Fragen stellte, bis, ja bis...
Mapohkel der Alleswissenwollende hatte sich im Jahre 175, 98 oder gelbgrün-mit-etwas-Aubergine – je nach Zähltradition – an die Macht über Fernhinten gebracht, indem er seinen Vorgänger bei einer viel beachteten Stellvertreter-Schlacht mit Zinnfiguren auf einem ziemlich unübersichtlichen Spielbrett vernichtend geschlagen hatte. Während Beobachter, die nah genug dran saßen, steif und fest behaupteten, Mapohkel hätte bei jeder sich bietenden Gelegenheit gemogelt, vertraten die weiter entfernt sitzenden Zuschauer den Standpunkt, manche Leute müssten ja nicht nur die teuersten Eintrittskarten haben, sondern auch noch ständig damit angeben.
Der Alleswissenwollende hatte die Neugier zur Staatsdoktrin erklärt und, um vorlauten Fragen zuvorzukommen, Fernhinten zum Staat. Er hatte die Unverschämt Neugierige Universität gegründet, redigierte persönlich die Artikel der Regierungszeitung »Fernhintenforschung« und eröffnete am ersten Jahrestag seiner Machtübernahme feierlich das Ministerium für Verschollenes, das mit einem großzügigen Budget ausgestattet umfangreiche Untersuchungen über die Natur des Landes anstellen sollte.
In den neugierigen Überlegungen von Mapohkel dem Alleswissenwollenden spielte das Mondmonster eine untergeordnete Rolle. Trotzdem erließ er ein Edikt, nach dem alle Schüler gleich ihres Geschlechts in Röcken zum Unterricht zu erscheinen hatten, um all jene Jungen vor Spott zu beschützen, die das Mondmoster aus unbekannten Gründen mied. Das Uniform-Edikt kurbelte gleichzeitig die sieche Textilindustrie von Fernhinten an, schuf also Arbeitsplätze und einen bescheidenen Wohlstand für Näherinnen, Schneider und Altkleidersammler (denn niemand braucht so oft neue Kleider wie wachsende Kinder). Die erklecklichen zusätzlichen Steuereinnahmen finanzierten die teure Neugier des Herrschers.
Hätte Mapohkel seine Nachforschungen auf das Mondmonster konzentriert, wären einem gewissen Mystikinspektor des Ministeriums für Verschollenes und seiner persönlichen Assistentin sicher einige Unannehmlichkeiten erspart geblieben...

*​

Die Unverschämt Neugierige Universität lag auf dem Friedhofshügel von Xlasch, der Hauptstadt von Fernhinten. Einen freien Bauplatz in der Nähe des alten Königspalastes hatte es nicht gegeben, so dass Mapohkel dem Alleswissenwollenden nur drei Alternativen geblieben waren: Ein Stadtviertel abreißen, außerhalb der Stadt bauen oder eben auf dem Grabhügel. Der Bauplatz außerhalb der Stadtmauern kam nicht in Frage, weil Mahpohkel dort keine überraschenden Kontrollbesuche hätte durchführen können: Man hätte ihn von weitem kommen sehen. Vom Palast zum Grabhügel hingegen konnte man ohne Probleme einen Geheimgang graben, dessen Bewohner – Skelette, Ghule und dergleichen – regelmäßig durch einen bewaffneten königlichen Putztrupp beseitigt wurden.
Klorwig und Forkoonel beabsichtigten, die Universität durch die Vordertür zu betreten, um Recherchen für ihre Mission anzustellen.
»Ich finde die Grabmäler beiderseits des Zugangswegs sehr frock«, schwärmte Forkoonel.
»Ich nicht«, entgegnete Klorwig griesgrämig. »Was heißt das eigentlich: frock?«
»Es ist ein orkisches Wort«, sagte Forkoonel.
»Natürlich ist es ein...«
»Es ist sogar eines der schönsten, die es...«
Klorwig redete einfach weiter: »...orkisches Wort, oder haben sie dir...«
»...gibt. Du Mensch würdest vermutlich...«
»...in der Ausbildung zentaurisch beigebracht?«
»...einen Kuss bei Vollmond so bezeichnen.«
Klorwig blieb stehen. »Hast du gerade vorgeschlagen, dass wir uns küssen?«
Forkoonel grunzte. »So etwas würde eine anständige Orkin nie...«
»Da bin ich ja froh.«
»...vorschlagen, sondern einfach tun.«
»Du findest diese Grabsteine also romantisch, verstehe. Ich finde sie kalt, hart und ganz schön staubig.« Er ging weiter.
»Wie der Kuss einer Orkin bei Vollmond«, grinste Forkoonel. »Frock eben.«
Ein Schnauben entwich der Nase des Mystikinspektors. »Warum sollte ein Ork-Kuss staubig sein?« Als er sah, dass seine Assistentin anfing zu grinsen wie einer der Passanten im königlichen Geheimgang, hob er abwehrend die Hände. »Ich will es gar nicht wissen.«
»Du bist verklemmt wie ein Stollenzwerg vor dem hundertsten Geburtstag«, urteilte die Orkin. »Auf orkisch: ulx.«
Klorwig stöhnte und sah hoffnungsvoll nach vorn. Allerdings war der Haupteingang der Universität noch gute zwanzig Grabreihen entfernt.
»Da wäre meine letzte Mission nichts für dich gewesen«, plauderte Forkoonel weiter.
»Was heißt auf orkisch halt die Klappe?«
»Kommt auf das Geschlecht des Sprechers an.«
»Männlich«, schnappte Klorwig.
»Ork-Männer drücken dergleichen nonverbal aus. Durch Hiebe auf die betreffende Körperstelle.« Die Orkin zeigte auf ihre Lippen. »Thema meiner letzten Mission war die sprichwörtliche schlechte Laune von männlichen Zentauren. Willst du wissen, was das Ergebnis war? Aber Vorsicht, du könntest zu ulxig sein, um es zu ertragen«
»Schlägst du zurück, wenn ich dir die Faust in die Zähne ramme?«, fragte Klorwig.
»Selbstverständlich.«
»Dann erzähl mir von der Ursache der schlechten Laune der Zentauren.«
»Sie können nicht mastibieren.«
»Äh, wie bitte?«, schnappte Klorwig.
»Hm«, machte die Orkin, »ist mastibieren nicht das richtige Wort in der Menschensprache? Was ich meine, heißt auf orkisch...«
»Schon gut!«, heulte Klorwig, der sich wünschte, einen anderen Beruf gewählt zu haben. Der bewaffnete königliche Putztrupp suchte immer Verstärkung. Aber nein, Klorwig hatte ja ... Ambitionen gehabt. Vielleicht schrieb man diesen Satz später auf seinen frocken Grabstein.
»Dabei ist es offensichtlich!«, sagte Forkoonel. »Ihre Arme befinden sich vorn am Rumpf, aber sie sind zu kurz, um ihr Geschlechtsteil zu ergreifen, und das trotz dessen beachtlicher Länge, die bekanntlich bei Wesen mit Pferdegestalt...«
Klorwig fuhr herum. »Warum brauche ich eigentlich eine Assistentin?«
Natürlich lächelte Forkonnel, als sie erklärte: »Für die einfachen Aufgaben, mit denen sich ein respektierter Mystikinspektor nicht belasten sollte. Wie zum Beispiel das Mitführen der Passierscheine für das Betreten der Universität.« Sie klopfte auf ihre rot-grün gestreifte Reisetasche.
Die verbleibenden Grabreihen gelang es Klorwig einigermaßen, Forkoonels andauerndes Geplapper zu überhören, indem er sich ausmalte, im einige Körperlängen tiefer liegenden Geheimgang skelettierte Untote mit einem gezackten Streitkolben zu unromantischem Staub zu zermalmen.

*​

Da die Universitätsgebäude auf einem untertunnelten Hügel errichtet worden waren – und noch dazu in aller Eile – hatten einige Mauern abgestützt werden müssen, um einen Einsturz zu verhindern. Klorwig und Forkoonel mussten einige krumme Balken umkurven, die den Unterschied ausmachten zwischen schiefen Mauern und staubigen Trümmern. Irgendwo hämmerte jemand.
Vor einer halb offenen Tür stand ein Schreibtisch, der von einem steinernen Gnom bewacht wurde. Als sich Klorwig und seine Assistentin näherten, erwies sich der Gnom als lebendig. Er sagte: »Wenn ihr zum Ehrenwerten Professor wollt, habt ihr Pech.«
Klorwig winkte Forkoonel. »Den Passierschein, schnell!«
»Passierschein?«, schnarrte der Gnom, der offenbar über gute Ohren verfügte. »Sehe ich aus wie ein korrupter Bürokrat?«
»Äh«, machte Klorwig, »hab ich dir gerade Geld angeboten?«
»Psst«, kam es von hinten. Klorwig rollte mit den Augen, dann drehte er sich um. »Was?«
Forkoonel hielt ihm einen Umschlag hin. »Wie es scheint, enthält der Umschlag, der uns mit den Worten hier ist euer Passierschein, haha übergeben wurde, eine Banknote.«
Der Mystikinspektor schloss die Augen. Die Mission schien sich seiner Kontrolle zu entziehen, bevor sie richtig begonnen hatte. Statt der Frage nach dem Verbleib der Elfen nachzugehen, musste er sich mit einer romantischen Orkin und einem unkooperativen Zwerg auseinandersetzen. Er spürte, wie Wut an seinem Bauch kratzte. Von innen. Sie wollte raus.
»Herr Universitätsmitarbeiter«, sagte plötzlich eine Orkstimme, »verzeihe uns bitte unser unangemeldetes Eindringen. Wir arbeiten für das Ministerium für Verschollenes und sind auf einer wichtigen Mission. Verbessere mich, falls ich mich irre, aber meines Wissens existiert eine Richtlinie, nach der die Universität das Ministerium im Rahmen seiner Möglichkeiten zu unterstützen hat.«
Klorwig öffnete die Augen. Der Gnom schien seine Chancen bei einem Handgemenge gegen die Orkin abzuschätzen. Als er zu einem Ergebnis gekommen war, grunzte er. »Mag sein, aber der Ehrenwerte Professor ist nicht zu sprechen. Ihr müsst mit seinem Assistenzabschreiber vorliebnehmen.«
Bedächtig atmete Klorwig aus. »Und wo finden wir diesen... Assistenz...« In diesem Moment stieß ihm die Orkin ihren Ellenbogen in die Seite, so dass ihm die Luft wegblieb.
»Vielen Dank«, sagte Forkoonel fröhlich, »und wie ist dein werter Name, Herr Assistenzabschreiber?«
Der Gnom setzte sich hinter den Schreibtisch. »Kraan. Erheblich Kraan. Ich weiß aber nicht, ob ich euch helfen kann.« Er begann, Papiere zu sortieren, die mit Steinen beschwert waren, um nicht vom Winde verweht zu werden.
Klorwig räusperte sich. Er konnte sich so schnell auf neue Situationen einstellen wie ein rostiger Wetterhahn auf die Windrichtung. »Es geht um die sagenhaften, sogenannten Elfen.«
»Nie gehört«, kam die einsilbige Antwort.
»Wir forschen nach ihrem Verbleib. Sie sollen früher einmal hier irgendwo gelebt haben. Es gibt Statuen, Artefakte, und auch zahlreiche... Aufzeichnungen über sie.« Klorwig zeigte vage auf die Papiere auf Kraans Tisch.
»Nie darüber gelesen«, sagte Kraan. »Nicht in Dokumenten, aus denen ich für den Professor abgeschrieben habe.«
»Verstehe«, sagte Klorwig. Er wusste nicht viel über die Forschungsmethoden der Neugierigen Universität, aber bislang hatten ihm die Professoren und Doktoren immer hilfreiche Auskunft erteilt. Zugegeben: Die Drecksarbeit überließ man unerschrockenen Abenteurern, die für ein paar Goldstücke und ordentlich gerahmte Tapferkeitsurkunden jedes gewünschte Artefakt aus einem der zahlreichen Verliese von Fernhinten beschafften, egal wie sehr es da unten nach Tod und Verderben stank. »Nun, vielleicht kennst du ja einen anderen Forscher, der uns mehr über verschwundene Wesen erzählen kann.«
Erheblich Kraan musterte den Mystikinspektor, dann dessen Assistentin. Er schien zu dem Ergebnis zu kommen, dass die beiden nicht eher wieder abrücken würden, bis sie irgendwelche verwertbaren Informationen erhalten hatten. In aller Ruhe suchte er eine Mappe heraus, die mit einem darauf gemalten Kuchen verziert war. Klorwig schluckte eine diesbezügliche Frage sicherheitshalber runter, um den Vorgang nicht noch weiter zu verzögern.
»Hier«, sagte Kraan und hielt Klorwig eine kleine Pappkarte hin.
Der Mystikinspektor nahm sie entgegen. Auch dieses Dokument war mit einem gezeichneten Kuchen versehen. Klorwig klappte es auf und las: »Sehr Ehrenwerter Herr Professor Auf Dem Rechen, ich erlaube mir untertänigst, dich aus Anlass der Feierlichkeiten zu meinem achtundvierzigsten Geburtstag in meinem bescheidenen Heim begrüßen zu wollen. Für exotische Speisen, Getränke sowie Damen ist selbstverständlich gesorgt. Hochachtungsvoll, F. Alferich, Selbstständiger Zauberer und Experte für Mystische Rassen.«
Klorwig sah auf. »Eine Geburtstagseinladung?«, fragte er fassungslos.
Assistenzabschreiber Kraan zog statt einer Antwort nur die Brauen hoch.
»Sie ist sogar parfümiert«, sagte Klorwig und schnüffelte.
»Frock«, kommentierte Forkoonel leise.
»Wohl kaum«, entgegnete Kraan und meinte nicht den Ausruf der Orkin. »Aber in der gleichen Mappe lagern auch zahlreiche Einladungen von weiblichen Persönlichkeiten, die sich mittels sexuell anregender Zusätze Aufmerksamkeit zu verschaffen wünschen.«
Klorwig beeilte sich, die Nase von der Geburtstagseinladung zu nehmen. »Also gut«, sagte er. »Fragen wir diesen Alferich, Experten für Mystische Rassen. Haben wir seine Anschrift?«
»Steht im Zauberer-Almanach«, brummte Kraan. »Den gibt’s für ein paar Silberstücke in jedem gut sortierten...«
»Hier, bitte«, sagte Forkoonel und hielt Klorwig ein buntes Büchlein vor die Nase. Mit einem freundlichen »Ich nehme das hier solange« entwand sie die Geburtstagseinladung den Fingern des Mystikinspektors.
»Sehr aufmerksam«, rutschte es dem heraus und er begann, in dem Almanach zu blättern. Das fiel ihm schwer, weil ihm gleichzeitig die Augen tränten und ein eindeutiges Gefühl seine Lendengegend wärmte. »Aha, er wohnt in Ploffbingen. Ich glaube, es gibt eine Einhornkutsche dorthin.«
»Sofern damit alles geklärt ist«, brummte Kraan, »würde ich mich gerne wieder meinen Aufgaben zuwenden.«
»Ich... äh«, stotterte Klorwig. Dann riss er sich zusammen. »Bitte richte dem Ehrenwerten Professor Auf Dem Rechen die kollegialen Grüße des Ministeriums aus.«
»Ja sicher.«
Klorwig wandte sich zum Gehen. »Womit ist er eigentlich so beschäftigt?«, fragte er über die Schulter.
Der Assistenzabschreiber knurrte: »Er nagelt mal wieder ein paar zusätzliche Balken an die Wände, damit hier nicht alles zusammenfällt.«

*​

»Unter anderem transportiere ich wichtige Unterlagen wie Passierscheine und den Almanach«, sagte Forkoonel, denn Klorwig hatte mal wieder ihre Relevanz für die Mission in Frage gestellt. In Wirklichkeit wünschte er sich die Orkin im Moment aber nur hinfort, weil es in der zweiten Klasse der Doppelstock-Einhornkutsche Richtung Ploffbingen dermaßen eng war, dass unklar war, wo der Körper des Mystikinspektors aufhörte und wo jener der Orkin anfing.
»Aber dein Gutschein für Fahrkarten galt nur in der unteren Etage«, brummte Klorwig.
»Oben wackelt es mehr«, entgegnete Forkoonel zufrieden.
»Bin froh, dass ich dich habe.«
Die Orkin lächelte so breit, dass Klorwigs Platz noch enger wurde oder zumindest wirkte. »Du kannst mit Forki nennen.«
Klorwig verschlug es die Sprache. Es dauerte zwei Schlaglöcher weit, bis ihm sein Fehler auffiel. Ork-Regel Nummer Zwei: Orks verstehen keine Ironie. Klorwig schloss die Augen. Er sei froh, dass er sie habe, hatte er zu seiner Assistentin gesagt. Und die hatte es wörtlich genommen. Sie konnte nicht anders.
»Ich... ich meinte...« Verzweifelt suchte Klorwig nach einem Ausweg.
Die Kutsche bremste scharf. Wäre Klorwig nicht zwischen Wand und Orkin geklemmt, wäre er gegen die Rückseite der vorderen Sitzreihe geschleudert worden.
»Was... ist?«, keuchte der Mystikinspektor und steckte den Kopf aus dem Türfenster. Draußen blockierte eine bunte Schar Wegelagerer die Straße.
»Dies ist ein Überfall«, gab der mutmaßliche Anführer der Räuberbande bekannt. »Willkommen im schönen Trübweiherdorf. Bitte händigt uns eure Wertsachen aus.«
»Eine Räuberbande?«, sagte Klorwig tonlos. Auch die anderen Reisenden, die ihre Köpfe aus den Fenstern gestreckt hatten, wirkten wenig erfreut. Vor allem die Erstklässler im oberen Stockwerk.
Klorwigs Blick fiel auf ein buntes Schild neben der Straße, auf dem verschnörkelte Buchstaben verkündeten: »Trübweiher, Paradies für Abenteurer, das einzige Dorf im Umkreis mit einer echten, romantischen Räuberbande.« Darunter war ein Totenkopf aufgemalt.
»Frock«, murmelte Klorwig.
Forkoonel stupste ihm freundlich in die Seite. »Du lernst schnell«, sagte sie. Der Mystikinspektor verengte die Augen zu Schlitzen, um die kleine Schrift am unteren Rand des Schildes zu entziffern: »Die Gilde der Vorgaukler übernimmt für Schäden keine Haftung.«
»Verschwündet, elendes Pack!«, heulte eine weibliche Erste-Klasse-Stimme über Klorwigs Kopf.
»Wir sind die Attraktion des Dorfes. Jeder möchte von uns ausgeraubt werden«, behauptete der Räuber.
»Kaum zu glauben«, entfuhr es Klorwig.
»Wir stehen sogar im Werbeprospekt«, ergänzte der Räuber. »Und wir haben ein besonders attraktives Bandenmitglied namens Herika die Einäugige. Sie ist richtiggehend berühmt.« Der zerlumpte Mann zeigte auf ein kreischbunt gekleidetes, weibliches Wesen, das soeben neben ihn trat. Die Frau trug eine Augenklappe, ein rot-weiß gestreiftes Kopftuch und eine sehr knapp sitzende, an wichtigen Stellen zerrissene Bluse. »Ist sie nicht eine Wucht?«, fragte der Räuber.
Klorwig starrte Herika die Einäugige wortlos an. Auch wenn er die Antwort nicht laut aussprach, lautete sie: Ja. Oh ja.
»Find ich nicht«, sagte Forkoonel.
Herika die Einäugige winkte mit einem schmalen, schwarzen Beutel. »Wir lassen das hier einmal durch die Kutsche gehen. Ihr werft bitte eine angemessene Zahl Münzen rein. Angemessen bedeutet – um diesbezügliche Fragen vorwegzunehmen – genug, damit wir alle dieses Ereignis und das Dorf Trübweiher in guter Erinnerung behalten und niemand um sein Leben fürchten muss.«
In der Sitzreihe vor Klorwig und Forkoonel wurde mit Münzen geklimpert. Murmelnd zählten die Fahrgäste ihr Barvermögen.
»Das sünd würklich wahnsinnig nette Räuber«, tönte es aus der ersten Klasse.
Klorwigs Lider zuckten. Das war kein krankhaftes Flattern, sondern eine Art angeborene übersinnliche Wahrnehmung. Etwas stimmte nicht mit der Person, die er anstarrte. Sie spielte eine besondere Rolle. Sie... ja, sie wusste etwas. Diese Herika war keine durchschnittlich bezahlte Söldnerin der Vorgaukler-Gilde. An ihr war mehr dran als eine Augenklappe, ein hübsches Kopftuch und sehenswerte... der Mystikinspektor schüttelte sich. Dann ergriff er die Flucht nach vorn. »Wenn ihr schon unser Geld nehmt, könnt ihr uns vielleicht eine kleine Gegenleistung bieten?«, fragte er die Einäugige.
»Ist das nicht unüblich, Süßer?«, kam die süßsaure Gegenfrage.
»Äh«, machte Klorwig, »wir sind auf der Suche nach Hinweisen über den Verbleib der Elfen.«
»Elfen?« Verachtung troff aus Herikas Stimme. »Mit deren Verschwinden haben wir nichts zu tun. Hättet ihr nach Orkköpfen gefragt... ja, davon lassen wir gerne den einen oder anderen verschwinden.« Die Einäugige sah glücklich gen Horizont.
»Nicht lustig«, brummte Forkoonel neben Klorwigs linkes Ohr.
»Verstehe«, sagte Klorwig und legte einen Finger auf sein zuckendes Augenlid. Das half allerdings kein bisschen. Genausowenig half das Münzenklimpern, das jetzt bei seiner Begleiterin angekommen war.
»Das ist ja eine Socke«, sagte Forkoonel.
Klorwig fuhr herum. Tatsächlich: Die Räuber sammelten ihre Beute in einer alten, schwarzen Socke.
Klorwig klappte die Kinnlade runter. »Das ist es«, hauchte er. »Elfen, Orkköpfe, Socken. Alles Dinge, die verschwinden. Wir sind auf dem richtigen Weg!«
Forkoonel verzog das Gesicht, was sie kein bisschen attraktiver wirken ließ. Trotzdem drückte Klorwig ihr mit großer Inbrunst und völlig überraschend einen Kuss auf die Wange.
Dann kletterte er aus der Kutsche und lief mit der klimpernden Socke fröhlich auf Herika die Einäugige zu.

*​

Rallewisch Klorwig hatte seine Kindheit als Spross eines Fischmarkthändlers in der Hafenstadt Sufleema verbracht. Er war ein Außenseiter, denn das Mondmonster mied ihn – genau wie die Mädchen in den Nachbarhäusern. Vielleicht lag das am Fischgeruch, der an ihm haftete wie unsichtbarer Schmutz, den man nicht abwaschen konnte. Als Klein-Klorwig im Jahr Gold-wie-Honig in der Schule plötzlich einen Uniform-Rock tragen sollte, simulierte er eine hartnäckige Fußverstauchung, um nicht hin zu müssen. Als auch nach vier Wochen keine Heilung eintrat, schöpfte Papa Klorwig langsam Verdacht. In einer düsteren Nacht verkleidete er sich als Mondmonster und stahl dem kleinen Rallewisch sämtliche Hosen aus dem Schrank und ersetzte sie durch zum Teil mit Blümchenmustern bedruckte Röcke.
Von einem Tag auf den anderen war der Fuß des Jungen geheilt. Nur Klorwigs Verhältnis zum weiblichen Geschlecht blieb Zeit seines Lebens von Missverständnissen geprägt.
Sein Versuch, ein hilfreiches Gespräch mit Herika der Einäugigen zu führen, bildete keine Ausnahme. Dabei kam er nicht einmal bis zu ihr, sondern nur bis zur blanken Klinge eines ihrer Räubergesellen.
»Bis hierher oder in zwei Hälften, Freundchen«, sagte der Räuber. In seinen Worten lagen Kraft, Drohung und Zwiebeln so nah beieinander, dass Klorwig spontan darauf tippte, dass der Mann zum Mittagessen einen Teller Hochmut am Spieß vertilgt hatte.
»Ich muss dringend mit eurer Attraktion reden«, beharrte Klorwig und schob die Klinge langsam mit dem Daumen zur Seite. »Keine Sorge, ich will sie dir nicht abspenstig machen.«
»Aber ich...« Der Räuber wurde rot. Das genügte Klorwig, um an ihm vorbei zu schlüpfen.
»Verehrte Herika«, begann Klorwig und schwenkte die Socke. »Woher hast du dieses einzelne Fußbekleidungsstück?«
Herika holte tief Luft. »Das geht dich überhaupt nichts...«
»Irrtum«, sagte Klorwig und fischte mit den Fingern seinen Ausweis aus der Innentasche. »Ich darf mich vorstellen: Rallewisch Klorwig der Trockene, Mystikinspektor des Ministeriums für Verschollenes. Unterwegs im indirekten Auftrag von Mapohkel dem Alleswissenwollenden. Du unterliegst gemäß der Neugierdoktrin der gesetzlichen Auskunftspflicht bezüglich jeglicher möglicherweise mystischer Vorkommnisse. Wie jeder andere Bürger von Fernhinten.«
Herikas Auge blitzte. »Und wenn ich mich darüber hinwegsetze?«
Hinter Klorwig ertönte ein dumpfes Geräusch. Er verschränkte die Arme und wartete. Einen Augenblick später stand Forkoonel neben ihm. Sie hielt Herikas mutmaßlichen Räuberfreund im Schwitzkasten.
»Dann«, sagte Klorwig genüsslich, »gibt meine Assistentin deinem Gefährten einen besonders frockigen Kuss.«
»Muss ich?«, fragte Forkoonel.
Klorwig lächelte etwas gequält. »Ja, aber erst wenn ich es sage.«
Herika schien ihre Optionen abzuwägen, denn ihr Blick wechselte eilig zwischen Forkoonel und Klorwig hin und her. »Ich hätte es wissen müssen«, sagte sie schließlich. »Ein Dorf wie Trübweiher ist kein Ort für ehrgeizige Frauen. Hier werden selbst die einfachsten Pläne durchkreuzt.«
Das war nicht das, was Klorwig hören wollte. Mit einer Geste ermunterte er Herika, fortzufahren. Forkoonel hielt inzwischen mit dem erbeuteten Säbel die anderen Räubergesellen auf Abstand.
»Ich hielt den Besuch des Mondmonsters für ein Zeichen«, sagte Herika. »In meiner Kindheit hat es sich nie blicken lassen.«
Klorwig fühlte sich an sein eigenes Schicksal erinnert. »Und was hat das mit dieser Socke zu tun?«, drängelte er.
»Bei Kindern vertauscht das Monster Hosen und Röcke«, fuhr die Einäugige fort. »Wenn es Erwachsene besucht, hört der Spaß auf.«
»Fippa«, zischte Forkoonel. »Sie spielt auf Zeit. Wir haben bald keine mehr.« Etwas tschilpte fröhlich. Wenn ein Ork zu lange im Freien still da stand, kamen sofort die ersten hungrigen Sparmeisen.
Der Mystikinspektor winkte ungeduldig. »Komm zum Punkt«, befahl er Herika.
»Der entscheidende Punkt ist«, sagte die Räuberin, »wo ich diese Socke nach dem Besuch des Mondmonsters gefunden habe. An Stelle des Dings, das sich vorher dort befand.« Sie machte eine Pause.
Dann schob sie langsam ihre Augenklappe zur Seite.

*​

»Die Kutsche ist ohne uns abgefahren«, stellte Forkoonel fest und vertrieb ein paar letzte Sparmeisen. »Und es wird bald dunkel. Wir werden im Dorf Trübweiher übernachten müssen.«
Klorwig sah wortlos den Räubern hinterher, die gerade im nahegelegenen Waldstück verschwanden. »Warum hat das Mondmonster ihr Auge gegen eine einzelne Socke vertauscht?« Der Mystikinspektor schüttelte langsam den Kopf. »Das ergibt nicht den geringsten Sinn. Außerdem ist es grausam!«
»Shredak Chrok«, sagte die Orkin.
»Was heißt das nun wieder?« Klorwigs Augen blitzten. Er war überfordert, entnervt, und ihm war kalt.
Forkoonel musterte ihn. »Das ist unser Name für das Mondmonster.«
Aggressiver Nieselregen setzte ein und durchdrang innerhalb kürzester Zeit alle Kleidungsstücke.
Der Mystikinspektor schüttelte sich. Er schlang die Arme um seinen Körper, aber die Abendkühle ließ sich nicht aufhalten. Klorwig verstand sich selbst nicht mehr. Warum hatte er nicht einfach ein paar Münzen in den Beutel geworfen? Dann wäre die Sache erledigt gewesen, er wäre noch am Abend beim Zauberer Alferich eingetroffen, der sicher alle Fragen beantworten konnte. Lieber zweitklassig reisen als auf einem matschigen Feldweg frieren.
Klorwigs Kopf hatte seltsame Schlüsse gezogen: Eine einzelne Socke, deren Gegenstück verschwunden war. Wie die Elfen? Wenn ja, was war deren Gegenstück, das zurückgeblieben war?
Und war die Socke der Räuberin das verschwundene oder das nicht verschwundene Stück? Wo war die andere Socke? Vielleicht dort, wo sich auch das fehlende Auge befand? Was für ein Spiel spielte das Mondmonster? Was hatte es vor? Und was hatten Röcke von Kindern damit zu tun?
»Willst du gar nicht wissen, was Shredak Chrok heißt?«
»Ist das wichtig?«
»Ja, sonst hätte ich es nicht erwähnt«, sagte die Orkin. »Es bedeutet soviel wir grausiges Durcheinander.«
»Das Mondmonster heißt bei euch also ganz anders«, stellte Klorwig fest, während er versuchte, die Pfützen zu umgehen, die nach und nach den Weg eroberten. »Wie kommt das?«
»Orks nennen die Dinge nach ihrem Tun«, erklärte Forkoonel. Ihre schweren Stiefel nahmen keine Rücksicht auf Pfützen. Braunes Wasser spritzte nach allen Seiten. »Füße heißen auf orkisch Tshratt. Das bedeutet gleichzeitig treten. Es gibt solche Beispiele auch in eurer Sprache.«
»Wirklich?« Klorwig hatte keine Lust, darüber nachzudenken. Er wollte nur noch ins nächste Dorf, und wenn es dort kein Gasthaus gab, würde er anfangen, Leute anzuschreien. Bis es eins gab.
»Ja«, sagte Forkoonel. »Liebe zum Beispiel. Liebe und Liebe machen. Ihr Menschen seid manchmal so richtig frock.«
»Da hast du was falsch verstanden«, brachte Klorwig hervor. »Da vorne sehe ich die ersten Häuser«, beeilte er sich abzulenken.
»Ulx«, kicherte die Orkin. »Einfach ulx bist du!«
Mit zusammengepressten Lippen, durchnässt und am ganzen Körper zitternd erreichte Klorwig die Tür zum Gasthaus, das den fantasielosen Namen Trüber Weiher trug. Die Angst des Mystikinspektors erwies sich als unbegründet: »Unser Zimmer ist frei«, erklärte die schielende Wirtin und entblößte zwei Reihen magisch rosa gefärbter Zähne.
»Da bin ich aber erleichtert«, sagte Klorwig. Dann erstarrte er. »Augenblick. Sagtest du: Unser Zimmer?«
»Das sagte ich«, nickte die Wirtin und zeigte auf das gegenüberliegende Ende der winzigen Gaststube. »Es befindet sich dort hinten, ganz am Ende des Gangs.«
»Es gibt also nur eines?«
»Es bietet ohne weiteres zwei Personen Annehmlichkeit. Selbst wenn eine recht groß ist. Vor kurzem haben sogar vier Personen auf einmal darin genächtigt. Sie haben einen erheblichen Lärm veranstaltet, aber am Morgen sahen alle sehr glücklich aus.«
Klorwig starrte die Wirtin an. Forkoonel zückte ein Bündel Bonusscheine. »Wir erhalten sicher Rabatt, weil wir im Auftrag des Ministeriums unterwegs sind.«
»Oh ja«, freute sich die Wirtin. »Sehr gerne sogar, gepriesen und gelobt sei Mapohkel! Ihr bekommt auch nur das beste Essen. Mein Mann ist ein großartiger Koch.«
Die Orkin grinste. Auch Klorwig wusste, dass man die Bonusscheine beim Ministerium gegen eine lohnenswerte Summe einlösen konnte. Mapohkel hatte weitreichende und nicht ganz billige Maßnahmen ergriffen, um seinem Ministerium die Arbeit zu erleichtern.
»Wir werden uns trockene Sachen anziehen und dann zum Essen kommen«, sagte Forkoonel und zog den immer noch frierenden Klorwig fort.
Das kleine Gästezimmer bot keinen Komfort, aber immerhin zwei Betten. Klorwig war erleichtert. Bis die Orkin ihre Stiefel auszog.
»Entschuldige«, brachte Klorwig mit vor Kälte bebender Stimme hervor, »entschuldige, wenn ich schon wieder ulkig bin...«
»Meinst du ulx?«
»Ja, ulx... aber müssen wir uns beide hier im Zimmer ausziehen?«
»Willst du deine nassen Sachen etwa nicht gegen trockene vertauschen?«
»Ich... ach was rede ich...« Der Mystikinspektor drehte sich um und schälte sich alle durchnässten Kleider vom Leib, und das schloss leider die Unterwäsche ein.
»Interessant«, sagte Forkoonel, als sie Klorwigs glattrasierten Körper begutachtete. »Manche Orks verwenden ebenfalls Wachs, um Haare an diesen Stellen zu entfernen.«
»Ich nicht«, entgegnete der Mystikinspektor einsilbig. »Zu schmerzhaft. Ich nehme ein Rasiermesser.« Er durchsuchte eilig seinen Rucksack nach seiner Ersatz-Unterhose, aber seine Finger waren klamm und ungeschickt.
»Manche Orks flechten sich magische Metallsplitter in kleine Zöpfchen«, sagte Forkoonel. »Hier, schau, sie leuchten blau.« Und damit ließ sie ihre Latzhose zu Boden rutschen.
Als Klorwig seine Assistentin nackt sah, wurde ihm mit einem Schlag warm. Gleichzeitig begriff er, warum es Halborks gab.

*​

Das Frühstück bestand aus Brot, Käse, Milch und Kindheitserinnerungen.
»Als ich klein war, tauchte einmal ein Mensch in unserem Lager auf, der glaubte, alles besser zu wissen.«
Klorwig hätte »Inwiefern?« gefragt, hätte er nicht den Mund voller Käsebrot gehabt.
»Er behauptete, seine Drahtbürsten eigneten sich besser zur Hautreinigung als unsere traditionelle Methode.«
»Die da wäre?«, fragte Klorwig.
Forkoonel seufzte. »Sparmeisen. Weißt du doch.«
»Ah ja«, machte Klorwig leise. Er suchte eilig nach einer Möglichkeit, das Thema zu wechseln, aber er konnte nur an die vergangene Nacht denken, und darauf wollte er im Moment nicht zu sprechen kommen.
»Daraufhin habe ich beschlossen, nicht nur zu glauben, es besser zu wissen, sondern es wirklich zu tun. Ich habe meine Eltern gegen deren Willen überredet, mich zur Denkschule zu schicken.«
»Wie hast du das gemacht?«
»Damals konnte ich noch nicht besonders gut sprechen. Deshalb habe ich mich ork-typisch nonverbal ausgedrückt.«
Klorwig nickte langsam. Er versuchte sich vorzustellen, wie ein kleines Orkmädchen ihre Eltern verprügelte, um in die Schule gehen zu dürfen. Es gelang ihm nicht. Vielleicht hatte er von zu vielen Menscheneltern gehört, die ihre Kinder verprügelten, weil die nicht zur Schule wollten, sondern stattdessen in der Stadt herumlungerten und sich über ihre orkischen Mitschüler lustig machten.
Die schielende Wirtin kam an den Tisch. »Na, uns geht’s ja richtig gut heute morgen, was?« Sie zwinkerte.
Klorwig stöhnte. Er bemühte sich, der Würde seines Amtes gerecht zu werden. »Wir... es... ist... wirklich...«
»Guter Käse«, ergänzte Forkoonel hilfreich. »Frau Wirtin, wissen Sie zufällig, wann die nächste Einhornkutsche Richtung Ploffbingen hier durchkommt?«
»Gar nicht«, sagte die Wirtin. »Die fährt westlich am Dorf vorbei, durch den Hinterhalt der Räuber.«
Klorwig blieb nichts anderes übrig, als ein weiteres Mal gequält zu stöhnen.
»Die haben wir kennengelernt«, sagte die Orkin.
»Sie sind so romantisch«, seufzte die Wirtin, wobei unklar war, ob sie die Räuber oder Forkoonel meinte. »Es gibt die Bummelkutsche.«
»Und wann kommt die?«
Die Wirtin zuckte mit den Schultern. »Irgendwann. Aber sie hält lang genug, dass ihr sie nicht verpassen werdet.«
»Die Bummelkutsche also«, seufzte Klorwig. »Das ist die mit dem Trollantrieb, oder?«
Niemand ging auf seine Frage ein.

*​

Trollkutschen waren vergleichsweise langsam, beförderten aber viele Reisende auf einmal. Sie bestanden aus (von hinten nach vorne): vier bis sechs einfachen, aneinander gehängten Holzwagen, zwei bis drei Trolle mit darauf sitzenden Lenkzwergen, sowie an langen Stangen aufgehängten Fleischstücken, die die Trolle zur Vorwärtsbewegung animierten.
Klorwig und Forkoonel hatten Plätze im leeren ersten Wagen ergattert. Um diese frühe Uhrzeit fuhr kaum jemand mit der Kutsche, und schon gar nicht im ersten Wagen, der den meist missmutigen Trollen am nächsten war.
Während der Bummelfahrt nach Ploffbingen hatten die beiden Reisenden genügend Zeit, den versäumten Schlaf der vergangenen Nacht nachzuholen, einander intensiv zu befummeln, und erneut zu dösen.
Als die Kutsche in den Zielort rollte, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Klorwig hatte sich dazu durchgerungen, zuzugeben: »Zuerst wollte ich den parfümierten Briefen die Schuld geben. Aber dann wollte ich einfach nicht mehr ulx genannt werden. Unser Land hat Rassismus schon lange überwunden, warum sollte er im Bett stattfinden?« Der Mystikinspektor legte seine Hand auf die der Orkin. »Wichtig ist, dass jeder seinen Platz hat, der zu seinen Fähigkeiten passt. Die Rasse spielt keine Rolle.«
Forkoonel grinste. »Du würdest also auch mit einem der Trolle vor der Kutsche tauschen?«
»Sicher«, sagte Klorwig und nickte heftig. »Wenn ich wahnsinnig kräftig wäre und sonst nicht viel könnte.«
»Deshalb bin ich Assistentin im Ministerium«, sagte Forkoonel nicht ohne Stolz, »und nicht Sparmeisenzüchter wie mein Vater.«
Klorwig überlegte, was jemanden für eine solche Arbeit qualifizierte, bis die Kutsche hielt. Die beiden stiegen aus und machten einen großen Bogen um die Trolle, die jetzt endlich auf ihren Fleischstücken kauen durften und zwischendurch die Einhörner doppeldeutig angrunzten, die auf der anderen Straßenseite vor der Doppelstockkutsche auf ihre Abfahrt warteten und so taten, als hörten sie nichts.
Laut Almanach praktizierte Zauberer Alferich in der »Herrlichen Residenz«, die sich allerdings als Holzplattenbau erwies, von dem drei Schichten Farbe gleichzeitig abblätterten: Grau, Graubraun und Umbra.
Alferichs Werkstatt befand sich in einem niedrigen Seitenbau, dessen schmucklose Holztür mit einem Schild mit der Aufschrift »Achtung, Experimentelle Zauberei. Gefahr.« vor dem unbefugten Betreten warnte. Hinter der Tür heulte etwas.
Klorwig klopfte zweimal, aber es gab keine Reaktion.
Forkoonel klopfte nur einmal, aber umso lauter. Das ausbleibende Ergebnis war dasselbe.
»Hast du ein Formular für diesen Fall dabei, Forki?«, fragte Klorwig.
»Natürlich.« Die Orkin wühlte in ihrer Reisetasche. »Hier, eine Blanko-Türöffnungsvollmacht Typ II gemäß Neugierdoktrin. Um leichtfertige Verwendung zu vermeiden, musst du es laut Vorschriften des Ministeriums allerdings mit Blut unterschreiben.«
»Mit meinem eigenen?«
Forkoonel schien zu überlegen. »Ich glaube nicht, dass das schon einmal überprüft wurde.«
»Füll alles aus«, wies der Mystikinspektor seine Assistentin an. »Ich unterschreibe später. Irgendwo werden wir schon Blut finden.«
»Das geht nicht, denn wir müssen eine Kopie an die Tür heften.«
»Ich unterschreibe mit Spucke und wenn mich jemand fragt, sage ich, ich hätte diese Vorschrift mit einer anderen verwechselt. Aber es wird niemand fragen.«
»Wie du meinst«, sagte Forkoonel und zückte einen Federhalter.
»Kannst du die Tür eintreten und den Papierkram danach erledigen?«
Eine orkische Augenbraue hob sich. »War das einer dieser berüchtigten Menschenscherze?«
»Jaja«, seufzte Klorwig. »Mach einfach.« Er lehnte sich gegen den Türpfosten und wartete ungeduldig, bis seine Assistentin das Formular sorgfältig in doppelter Ausfertigung ausgefüllt und eingesteckt hatte.
Dann trat die Orkin die Tür ein und heftete eine Kopie der Öffnungsvollmacht an den Rahmen.
Drinnen war das Heulen deutlich lauter.
Der Mystikinspektor und seine Assistentin folgten dem Geräusch durch einen verwahrlosten Gang und um eine Ecke. Dort wären ihnen die Hüte weggeflogen, hätten sie welche getragen.
In einem Windkanal waren mehrere Skelettfeen festgebunden, die mit ihren dürren Flügel mühevoll gegen den Luftstrom ankämpften. Ein kleiner Mann, der eine Art Nachthemd und Ohrenschützer aus Fell trug, stand daneben, hielt in einer Hand eine Sanduhr und kritzelte mit der anderen Zahlen auf eine große Holztafel.
Klorwig tippte dem Mann auf die Schulter. »Ehrenwerter Alferich?«, schrie er, um den Lärm zu übertönen.
Alferich fuhr herum und glotzte seine Besucher an. Er sagte etwas, aber nicht laut genug.
»Der Wind!«, schrie Klorwig und zeigte auf die vermutlich magisch betriebene Windmaschine.
Der Zauberer verstand, trat gegen die Maschine, und die verstummte wie eine Sängerin, der langsam die Luft ausging.
»Ehrenwerter Alferich?«, wiederholte Klorwig. »Mein Name ist Klorwig der Trockene, Mystikinspektor des Ministeriums für Verschollenes. Dies ist meine Orkin, äh... Assistentin, Forkoonel.«
»Ich bekomme selten Besucher«, sagte der Zauberer. »Wollt ihr einen Schnaps? Ich destilliere ihn selbst.«
»Gerne«, sagte Klorwig. »Was machst du hier für Experimente?«
Der Zauberer trat an einen Schrank, klimperte mit Gläsern. »Oh, ich untersuche verschiedene Arten Skelettfeen. Um die Unterschiede herauszufinden.«
Klorwig zeigte auf die angebundenen Feen, die außer Puste auf ihren Sitzstangen hockten, die an der Wand angebracht waren. »Und dafür bindest du sie in einem Windkanal fest? Ist das nicht etwas... unwürdig?«
»Kaum«, gab Alferich zurück. Er hob entschuldigend die Arme. »Soll ich sie lieber aufschneiden und die Farbe des Blutes vergleichen?«
»Nein«, sagte Forkoonel entschieden.
»Eben.« Alferich füllte aus einer schlanken Flasche Schnaps in drei Gläser. Dann überlegte er kurz und goss mehr Schnaps in eines der Gläser, das er sich dann selbst nahm. »Auf die Neugier«, prostete er.
»Auf die Neugier«, wiederholten Klorwig und seine Assistentin.
Alferich nahm einen tiefen Schluck. »Würde ich die Feen aufschneiden, statt sie nur anzubinden, könnte ich übrigens nicht ihre Pfützen destillieren. Ein guter Tropfen, oder?«
»Allerdings«, bestätigte Klorwig, obwohl er schon besseren Fernfeenschnaps genossen hatte. »Nun zu dem Grund, warum wir hier sind. Unsere Mission ist, herauszufinden, wohin die Elfen verschwunden sind.«
»Ah!«, machte Alferich und ließ sich auf einen klapprigen Stuhl fallen. »Eine außerordentlich neugierige Frage. Und keine leichte. Woher wissen wir eigentlich, dass die Elfen verschwunden sind?«
»Nun«, sagte Klorwig überrascht, »sie sind nicht mehr da, oder?«
»Waren sie das denn je?«
»Nun...« Klorwig zögerte. »Wären sie es nicht gewesen, könnte man kaum davon sprechen, dass sie verschwunden sind.«
»Das ist der springende Punkt«, sagte Alferich und schenkte sich nach. »Was für Beweise ihrer Existenz haben sie zurückgelassen?« Er hob einen Warnfinger. »Und ich rede nicht von Legenden.«
»Gedichte«, sagte Klorwig spontan. »Und Lieder.«
Alferich wedelte diese Vorschläge mit einer Hand fort wie eine Schnapsfahne. »Kann man nicht anfassen. Nein, die Neugierwissenschaft ist auf handfeste Beweise angewiesen. Auf Bauwerke. Auf Gegenstände, vorzugsweise magische, die nicht einfach von uns nachgebaut werden können, weil uns die Kunstfertigkeit fehlt. Ich rede von Ringen, die an jeden Finger passen, von Seilen, die nie reißen, und von Metall, das blau leuchtet, wenn Orks in der Nähe sind. Hast du solche Gegenstände schon einmal gesehen und, mehr noch: angefasst?«
»Nein, ich...« Klorwig stockte. »Doch. Habe ich.« Seine weit geöffneten Augen richteten sich auf Forkoonel. »Metall, das blau leuchtet...«, hauchte er.
»Wenn Orks in der Nähe sind«, ergänzte Alferich und musterte Forkoonel von oben bis unten. »Ich hörte davon, dass manche Orks Elfenmetall als Schmuckstücke tragen.«
»Es leuchtet so schön«, sagte die Orkin. »Willst du es sehen?«
»Nein!«, entfuhr es Klorwig.
»Ich habe nicht dich, sondern den Ehrenwerten Alferich gefragt«, sagte Forkoonel freundlich und machte sich an den Knöpfen ihrer Latzhose zu schaffen.
»Du kannst doch nicht...«
»Du bist nicht mehr ulx, schon vergessen?« Die Orkin grinste und ließ ihre Hose fallen.
Alferich gaffte, und Klorwig hielt sich die Hand vor die Augen. Das half nicht, also ließ er es bleiben.
»Faszinierend«, sagte Alferich. »Darf ich es einmal anfassen? Aus reiner Neugier?«
»Selbstverständlich«, entgegnete die Orkin. »Aus Neugier darf man alles.«
Alferich beugte sich vor, betastete mit zittrigen Fingern die leuchtenden Metallsplitter, die Forkoonel in ihrer Leistengegend in die dünnen Zöpfe geflochten hatte. »Ja«, sagte der Zauberer, »das ist ein Beweis für die Existenz der Elfen. Und gleichzeitig der Beweis für ihr Verschwinden.«
»So weit waren wir schon, bevor die Hose zu Boden fiel«, knurrte Klorwig. »Jetzt müssen wir den nächsten Schritt machen. Wenn es geht, angezogen, bitte.«
Alferich riss sich von Forkoonels Unterleib los. »Mein Interesse an deiner Assistentin ist natürlich rein wissenschaftlich.«, versicherte er.
»Sehr gut«, entgegnete Klorwig lauter als beabsichtigt.
»Was habt ihr bisher für Hinweise gesammelt?«
»Socken«, sagte Klorwig automatisch. »Socken verschwinden ebenfalls. Aber immer nur einer. Und manchmal werden sie gegen andere Dinge vertauscht.«
»Interessant«, behauptete Alferich und leerte sein Schnapsglas. »Was habt ihr noch?«
»Nichts«, sagte Klorwig so leise, dass es niemand hörte.
»Shredak Chrok«, sagte die Orkin.
»Wie bitte?«, fragte Alferich.
»Das Mondmonster. Auf orkisch heißt es: Grausiges Durcheinander. Es vertauscht ebenfalls Dinge, lässt manche verschwinden und andere auftauchen.«
»Wir wissen aber nicht, ob es wirklich damit zu tun hat«, fügte Klorwig schnell hinzu und fing sich einen orkischen Seitenblick ein.
Alferich schwieg. »Nun«, sagte er dann langsam, »die Mondmonster-Forschung wird nach meinem Dafürhalten schwer vernachlässigt. Dabei ist es eine der seltsamsten Erscheinungen unserer Welt.«
»Das stimmt«, sagte Klorwig. »Wenn ich könnte, würde ich diesem Ding gerne einige Fragen stellen.« Er dachte an die einäugige Räuberin Herika. »Und dann noch ein paar weitere.«
»Das lässt sich vielleicht einrichten«, sagte Alferich. »Es gibt ein altes Ritual – ein elfisches, soweit ich weiß – mit dem man dem Mondmonster einen Besuch abstatten kann.«
»Das wusste ich nicht«, gab Klorwig zu.
»Es wird selten vollzogen«, sagte Alferich. »Es ähnelt einer Reise quer durch die Zeit in jene Welt, die das Mondmonster sein Zuhause nennt. Das Ritual schließt einige komplizierte und unangenehme Voraussetzungen ein.«
»Als da wären?«
»Zunächst benötigt man einen verlorenen und wiedergefundenen Gegenstand, den das Mondmonster einmal berührt hat. Einen gebrauchten Kinderrock zum Beispiel. Er symbolisiert die Verbindung zu jener anderen Welt.«
Klorwig kramte in seiner Manteltasche und zog eine schwarze Socke hervor. »Weiter«, sagte er.
Alferich runzelte die Stirn. »Hm. Ich muss das nachlesen. Soweit ich weiß, können immer nur zwei Personen reisen, und sie müssen beim Aufbruch ein Fruchtbarkeitsritual vollziehen. Das hängt damit zusammen, dass die Zahl Zwei für das Mondmonster-Mysterium absolut charakteristisch ist.«
Klorwig und Forkoonel tauschten Blicke aus.
»Kein Problem«, sagte der Mystikinspektor. »Sonst noch was?«

*​

»Neugier ist stärker als Angst«, rezitierte Klorwig die Wichtigen Worte Mahpokels. »Deshalb habe ich keine«, beharrte er.
Forkoonel hielt seine Hand. »Dann zitterst du, weil dir kalt ist?«
»Hier scheint keine Sonne«, sagte Klorwig und nickte. »Wo auch immer hier ist.«
Eine unendliche Treppe führte geradeaus von unten nach oben. Licht ohne Quelle tauchte das unwirkliche Treppenhaus in fahles, farbloses Licht. Stufen, Wände und Decke bestanden aus grauem Stein, fühlten sich kalt und hart an.
An jedem anderen Ort der Welt hätte man sich willkommener gefühlt, ausgenommen vielleicht an der Unverschämt Neugierigen Universität von Xlasch.
»Hat Alferich eine Treppe erwähnt?«
»Er erwähnte, dass die Zahl Zwei im Zusammenhang mit dem Shredak Chrok wichtig sei.«
»Es ist aber nur eine Treppe.«
»Sie führt in zwei Richtungen.«
Klorwig nickte. »Und welche ist die richtige?«
»Wer von uns beiden ist richtig?«, fragte die Orkin zurück. »Welche der beiden Socken ist verlorengegangen? Die linke oder die rechte?«
Der Mystikinspektor runzelte die Stirn und hielt sich Herikas Socke vors Gesicht. »Keine Ahnung«, musste er zugeben. »Lass uns nach unten gehen.«
»Warum?«
»Es ist leichter. Und mir zittern noch ein wenig die Knie vom... äh... Ritual.«
Forkoonel drückte ihn kurz an sich. »Frock«, sagte sie. »Und logisch. Eine seltene Kombination.«
Die beiden Forscher des Ministeriums für Verschollenes begannen, die Treppe hinab zu steigen. Klorwigs Knie zitterten mit jeder Stufe mehr, denn die Abstände waren zu groß für Menschenbeine. Vermutlich hatte das Mondmonster längere Gehwerkzeuge. Oder es kannte eine Abkürzung.
»Warte«, sagte Klorwig und setzte sich auf eine Stufe. »Was ist, wenn wir nur in einem dummen Traum gefangen sind?«
»Dann laufen wir diese Treppe hinunter, bis wir aufwachen.«
Langsam kehrten Klorwigs Kräfte zurück. »Also gut. Ich bin nicht zum Ministerium gegangen, um am Schreibtisch aus Langeweile einzuschlafen und von einer knackigen Orkin zu träumen. Oder von einer endlosen Treppe. Gehen wir weiter.«
Irgendwann fing Klorwig an, die Stufen zu zählen. Irgendwann hörte er wieder auf. Kurz nachdem er sich entschieden hatte, wieder anzufangen, störte seine Assistentin seine Gedanken. »Da liegt etwas«, flüsterte Forkoonel.
Einige Stufen weiter unten blieben die beiden stehen. In der Tat: Mitten auf der Treppe lag ein kleiner zusammengeknüllter Lumpen.
Forkoonel bückte sich.
»Warte«, sagte Klorwig. Er ließ sich auf die Stufe hinter ihm fallen.
»Warum?«, fragte die Orkin.
»Ich kenne dieses Tuch.«
»Hast du es irgendwann verloren? Das wäre logisch.«
Klorwig wurde rot. »Ja. Und nein. Ich habe es fallen gelassen. Absichtlich.«
»Wann?«
Der Mystikinspektor holte Luft. »Als wir hier angekommen sind. Wir hatten da gerade... nun...«
»Rrorr«, machte Forkoonel.
»Was?«
»Rrorr. Das ist orkisch für...«
»Ja, schon gut«, unterbrach Klorwig.
»...das, was wir gemacht haben. Aber nur auf diese Weise. Hättest du nicht hinter mir gekniet, sondern...«
»Schon gut!«, rief Klorwig etwas zu laut. »Ich habe mich mit diesem kleinen Tuch abgewischt und es heimlich fallen gelassen.«
Forkoonel starrte das Tüchlein traurig an. »Das verstehe ich nicht.«
»Ich auch nicht.«
»Warum hast du es nicht in deine Tasche gesteckt?«
Klorwig schloss die Augen. »Es war ziemlich feucht«, flüsterte er. »Können wir uns jetzt darüber unterhalten, warum wir auf dieses Tuch treffen, wenn ich es fallen gelassen habe, und wir seitdem immer nur abwärts gestiegen sind?«
Forkoonel sah am Inspektor vorbei. »Ich würde sagen, wir sind im Kreis gegangen.«
»Im Kreis.« Klorwig schüttelte den Kopf. »Unmöglich.«
»Stimmt«, sagte seine Assistentin. »Deshalb sagte ich auch: würde. Wir können nicht im Kreis gegangen sein, denn direkt oberhalb endet die Treppe.« Sie zeigte an Klorwig vorbei, schräg nach oben.
Der Mystikinspektor fuhr herum.
Drei Stufen über ihm endete die Treppe an einem grauen Vorhang.

*​

Fernhinten war kein Ort, an dem Kausalität und Logik öfter als nötig außer Kraft gesetzt wurden. Die Magie bewirkte dergleichen gelegentlich, allerdings zahlten Zauberer dafür einen hohen Preis: Frauen wollten nichts mit ihnen zu tun haben, weil sie ständig damit rechnen mussten, dass die Zauberer versuchten, es ihnen recht zu machen. Auf magische Weise. Mal entfernte sich ein Zauberer auf magische Weise die Barthaare, mal vergrößerten sie das Schlafzimmer, mal ließen sie Blumen in der Küche wachsen – und das immer, ohne ihre Partnerin vorher zu fragen. Sie erwarteten Dank oder zumindest eine kleine Anerkennung (am liebsten Sex), aber die Angelegenheit ging nach hinten los. Jede Beziehung, an der ein Zauberer oder eine Zauberin beteiligt war, verwandelte sich nach irgendeinem »das wäre doch nicht nötig gewesen«-Ereignis in eine traurige Notiz in einem Tagebuch, das hoffentlich nie jemand las, der nicht sofort in furchtbare Depressionen verfallen wollte.
Deshalb widmeten sich Zauberer ausführlich magischen Methoden der Ersatzbefriedigung, wenn sie nicht gerade ihren Forschungen nachgingen oder sich gegenseitig aus ihren Tagebüchern vorlasen. Eine beliebte Methode der Ersatzbefriedigung war das Erschaffen unwirklicher Welten. In diesen selbst erdachten Räumen konnten Zauberer mit allen möglichen erdachten Wesen nach Belieben durch die Betten vögeln, ohne danach mit unangenehmen Folgen rechnen zu müssen. Ein alter Lumpen und ein entspannendes Bad genügten normalerweise, um wieder frisch für die nächsten Aufgaben zu sein.
Gelegentlich verirrten sich Zauberer in ihren selbsterdachten Welten, denn selten machten sie sich die Mühe, sie mit funktionierender Physik auszustatten... einschließlich Kausalität, Logik und der korrekten Anzahl Raumdimensionen. Wichtig war nur, das Aussehen der Gespielinnen.
Nie ließ ein Zauberer einen anderen in eine seiner Welten – ein ungeschriebenes Gesetz der Intimsphäre, mit dem jedem gut gedient war. Nur selten geschahen Missgeschicke, die dazu führten, dass Personen, die mit Zaubersprüchen ganz anderer Natur bearbeitet wurden, in einer jener unwirklichen Welten landete.
Klorwig hatte allmählich den Verdacht, dass genau das geschehen war.
Er hatte sein Tüchlein eingesteckt und war mit Forkoonel durch den Vorhang getreten.
Auf der anderen Seite empfing die beiden ein schier unüberschaubar großen Raum, der bis an die Decke mit Schränken vollgestellt war. Alle Schränke waren von oben bis unten mit Schubladen versehen, in denen es leise klapperte und raschelte.
Klorwig fand, dass der Ehrenwerte Alferich sehr sonderbare sexuelle Phantasien hatte.
»Welche Schublade öffnen wir zuerst?«, fragte der Mystikinspektor.
»Sie sind überhaupt nicht markiert«, beschwerte sich Forkoonel. Sie hantierte mit einem Notizbuch.
Wahllos griff Klorwig nach einem Knauf und zog. Knirschend glitt ihm die Schublade entgegen.
Darin standen fein säuberlich aufgereiht unzählige handgroße, messingfarbene Waagen.
»Waagen?«, fragte Forkoonel.
»Ja, Waagen«, knirschte eine Stimme von oben. »Was habt ihr denn erwartet? Sanduhren?«
Klorwig starrte nach oben. Herangeflogen kam ein kleiner Drache von der Größe einer Handtasche. Er landete auf der herausgezogenen Schublade.
»Du bist ja frock«, machte die Orkin. »Bist du ein Zwergdrache?«
»Mitnichten«, entgegnete das Wesen und schnaubte, glücklicherweise ohne dabei eine Flamme zu erzeugen. »Ich bin Hu, die persönliche Assistentin des Geistes des Genius.«
»So ein Zufall«, sagte Orkin, »ich bin auch eine Assistentin. Du kannst mich Forki nennen.«
»Freut mich, dich kennenzulernen. Und wessen Assistentin bist du?«
»Meine«, sagte Klorwig. »Klorwig der Trockene, Mystikinspektor vom Ministerium für Verschollenes.«
»Und wonach sucht ihr?«
Klorwig überlegte nicht lange. Er zog die Socke der einäugigen Räuberin hervor. »Wir suchen mehrere Dinge. Das Gegenstück zu dieser Socke beispielsweise. Und das Auge, gegen die sie vertauscht wurde. Und, wo wir schon dabei sind, die Elfen.«
»Öffne eine andere Schublade«, sagte Hu.
»Warum?«
»Nur mal so.«
»Also gut.« Klorwig sah sich um. Unschlüssig wählte er aufs Geratewohl eine Schublade auf Bauchhöhe und zog sie auf.
»Noch mehr Waagen. Manche klappern hin und her.«
»Schau genau hin«, verlangte Hu. »Was ist noch drin?«
Klorwig versuchte, die Schublade weiter aufzuziehen, aber es ging nicht. »Da klemmt etwas.« Er griff hinein. »Es ist...« Er tastete, griff zu, zog... und hielt entgeistert etwas blau-weiß gestreiftes in die Höhe.
»Eine... Socke!«

*​

Klorwig und Forkoonel hatten eine Schublade nach der anderen geöffnet, Waagen gefunden – kleine und größere, einige im Gleichgewicht, anderen wippten von Geisterhand bewegt hin und her, in anderen klemmten Socken und verhinderten, dass sich die Waagen bewegten.
Dann war der Geist des Genius erschienen. Eine wackelige, senkrechte Linie, die mal hierhin, mal dorthin wackelte, mal gelb, golden oder grünlich schimmerte. Eine vertikale Spalte zwischen vage erfassbarer Existenz und endgültigem Mysterium. Er sprach nicht, aber er übertrug Wissen. Unschätzbares Wissen. Mapohkel hätte ganz Fernhinten dafür gegeben, um jetzt hier zu sein.
Der Geist hatte viele Namen. Mondmonster und Shredak Chrok waren nur zwei davon.
Ohne Ungleichgewicht keine Ideen, und umgekehrt.
Die Elfen hatten das Universum in Langeweile gestürzt. Alle Schicksalswaagen waren im Gleichgewicht gewesen. Der Geist des Genius drohte zu entschlafen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich ins Mondmonster zu verwandeln, um kräftig Durcheinander zu stiften. Waagen gerieten aus dem Gleichgewicht, weil sie von Socken und anderen Gegenständen blockiert wurden. Jungs in Röcken brachten gleich schubladenweise Waagen ins Wanken. Und hier und da lagen Orkköpfe, Münzen oder blau leuchtende Metallsplitter in Waagschalen.
Das Leben pulsierte. Der Geist des Genius verschwand. Vermutlich ging gerade irgendwo der Mond auf. Neues Durcheinander musste erschaffen werden.
Klorwig schüttelte den Kopf. »Und das sollen wir in unseren Bericht schreiben?«
»Wir können schlecht eine der Waagen mitnehmen«, sagte Forkoonel.
»Eine mehr oder weniger ist kein Problem«, schnaufte Hu. »Es gibt für jedes Schicksal eine Waage. Vielleicht wollt ihr eure eigenen mit nach Hause nehmen?«
»Lieber nicht«, sagte Klorwig. »Bei mir verstaubt sowas nur.«
»Ich werde wenigstens einige Skizzen anfertigen«, meinte seine Assistentin und holte einen Zeichenblock hervor. »Ein Bericht braucht was für die Augen. Hübsche Bilder.«
Klorwig grinste. Dann gefror sein Lächeln. Er hielt immer noch Herikas Socke in der Hand. Nachdenklich hob er sie hoch. Irgendwo im Multiversum war ein Schicksal in einem ungünstigen Gleichgewicht. »Wenn wir das Gegenstück finden würden... ich wette, es klemmt in einer ganz bestimmten Waage, und ich ahne, was in deren Schale liegt...«
»Soll ich bei der Suche helfen?«, fragte Hu. »Wie heißt die Dame denn?«
Klorwig wurde rot. Von einer handtaschengroßen Assistentin einer Naturgewalt durchschaut zu werden, fühlte sich an wie ein Troll vor einer Bummelkutsche. Fragte sich bloß, welcher Köder da vor seinem Gesicht hing.
»Frock«, grinste Forkoonel.
Ach ja, richtig.
Mit Hilfe des Taschendrachen Hu fanden sie die Waage von Herika der Einäugigen sehr schnell. Es stellte sich nämlich heraus, dass die Assistentin des Mondmonsters über ein hervorragendes Gedächtnis verfügte. Außerdem erreichte sie mühelos auch höher gelegene Schubladen. Somit konnte Forkoonel im Abschlussbericht auch die Neugier im Hinblick auf die Berufsqualifikation des kleinen Drachen stillen.
Herikas Waage klemmte. Eine Socke war auf der einen Seite um den Mechanismus gewickelt, und aus der anderen Waagschale starrte ein einzelnes Auge die unendlichen Schränke des Mondmonsters an, als würde es abschätzen, welche sich am leichtesten ausrauben ließen.
Tatsächlich enthielten deutlich mehr Waagschalen Münzen als Augen oder Socken, was mit Sicherheit eine Information war, für die sich das Geldministerium brennend interessieren würde.
Zum Abschied zauberte Forkoonel aus ihrer Reisetasche einen Beutel mit Honignüssen hervor, die sie Hu schenkte. Die versprach, die Nüsse ungleichmäßig auf verschiedene Waagen zu verteilen.
»Du kannst sie auch futtern«, erklärte die Orkin. »Ehrlich gesagt waren sie dafür eigentlich gedacht.«
»Oh«, machte der kleine Drache. »Mein Vorgesetzter bringt mir nie etwas zu essen mit. Ist bei euch im Ministerium vielleicht noch eine Stelle frei?«
»Ich werde mich umhören«, versprach Klorwig. »Wenn dir hier mal langweilig wird?«
Hu landete auf Forkoonels Schulter. »Machen Menschen öfter so seltsame Scherze?«, flüsterte sie.
»Dieser zumindest«, grinste die Orkin.
Kurz darauf traten sie wieder durch den grauen Vorhang. Sie wunderten sich kein bisschen darüber, dass sie jetzt am Fuße einer Treppe standen, die steil nach oben führte, obwohl es auf dem Hinweg genau anders herum gewesen wahr.
»Müssen wir für die Rückkehr ein weiteres Fruchtbarkeitsritual ausführen?«, fragte Klorwig. »Hier, auf der Treppe?«
»Das klingt fast ein wenig unwillig«, bemängelte die Orkin.
Klorwig stöhnte. »Forki. Ich weiß nichts über die sexuelle Leistungsfähigkeit von männlichen Orks. Wir Menschen unterliegen da gewissen Einschränkungen, vor allem dann, wenn wir gerade über grundlegende Zusammenhänge des Universums informiert wurden.«
»Tatsächlich?«, sagte Forkoonel und küsste sanft sein Ohr.
Der Mystikinspektor schloss einen Moment lang die Augen. Er spürte, dass irgendwo hinter ihm in einer fernen Schublade eine Waage erwartungsvoll vibrierte. »Also gut«, sagte er, »zieh dich aus.«
Als die beiden eine Ewigkeit später in einem anderen Universum voneinander abließen, und sich unter den kritischen Blicken des Ehrenwerten Alferich eilig anziehen wollten, fehlte jedem eine Socke.
Und der Geist des Genius lachte in die Zukunft.

 

Hallo Uwe Post,
ich glaube, ich kannte schon Texte von dir, bevor ich hier auf die Seite gestoßen bin. Umso überraschender war es für mich, dass du hier sogar Moderator bist.
Ich habe deine neue Geschichte gelesen und sehr genossen.
Sie ist ja wirklich sehr lang, weswegen ich auch keine Detailkritik machen kann, würd mich grad ein bisschen überfordern, aber sagen wollte ich dir wenigstens, dass mir die Geschichte um die verlorenen Socken äußerst gut gefallen hat. Jetzt weiß ich wenigstens, wo die Biester hinverschwinden.

Ich bin eigentlich kein Science fiction Leser, auch kein fantasy-Leser. Aber die Art von Geschichten, die du da so drauf hast, die finde ich immer total lustig. Ist das eine bestimmte Sparte, denn diesen lustigen Kram kenne ich sonst nicht so.

Du hast wirklich eine blühende, überbordende Fantasie, ich glaube, sowas kann man echt nicht lernen, das muss man haben.
Ich wollte auch schon immer mal eine Geschichte über verlorene Socken schreiben. So eine Art Socken-roadmovie. Nach deinem Fantasyopus, wo die Socken auch noch in eine durchdachte, versponnene Weltsicht eingebaut sind, kann ich das wohl knicken.

Den einzigen, winzigen Leserhinweis, den ich dir (außer einem großen Dankeschön für die völlig abgedrehten Einfälle) sagen kann, ist, dass du vielleicht ein winziges bisschen mehr deine armen Leser nicht aus den Augen lässt. Auch in dieser Geschichte hier ist dir ja der rote Faden wieder geglückt, aber ich werde beim Lesen oft so ein bisschen atemlos und denke, oioio, bloß nicht den Zusammenhang verlieren. Bleib ja am Handlungsball, sonst ist dein armes Hirn verloren und steckt in einem bunten irrwitzigen Detail fest.
Ja, sehr gerne gelesen, deinen bunten Blumenstrauß von absurdem abgedrehtem Fantasyhumor. Hat orkisch Spaß gemacht.
Genau. Frock.

Anbei noch die zwei Dingelchen, die konnt ich beim Lesen mitschnappen:

Erheblich Kraan musterte den Mystikinspektor, dann dessen Assistentin.
Da ist, vielleicht von einer Überarbeitung oder so noch was übrig geblieben?

Die Orkin lächelte so breit, dass Klorwigs Platz noch enger wurde oder zumindest wirkte. »Du kannst mit Forki nennen.«
mich Forki nennen.

Schönes Wochenende und auf die Schubladen und das Ungleichgewicht, denn ohne die gibts keine Ideen.
In diesem Sinne betrachte ich die Unordnung in meiner Wohnung mit ganz neuen Gedanken.
Liebe Grüße
Novak

 

Hallo Uwe,

die Geschichte hat mir gut gefallen, aber manchmal bin ich ein wenig aus dem Lesefluss gekommen. Einige Stellen fand ich ein wenig schwierig, weil sie mir nicht so ganz gut ausgearbeitet erschienen, zum Beispiel die Situation auf der Treppe. manches erschien mir auch zu ausgebreitet. Einmal habe ich mich dabei erwischt, Zeilen zu überspringen, weil es mir zu ausführlich wurde. Leider finde ich die Stelle jetzt nicht mehr, aber sie war nicht sonderlich lang.

Deine Idee mit Vollmond und besoffen fand ich richtig lustig, das passt wie die Faust aufs Auge.

»Eine[]... Socke!«
Kleiner Bug, der mich beim Suchen nach der Sprunganweisung ange... äh ...sprungen hat ;-)
Jetzt fühle ich mich irgendwie schuldig.

Doch, hat mich gut unterhalten.
Georg

 

Hallo zusammen,
ich muss sagen, mir hat die Geschichte wahnsinnig gut gefallen und ich würde mir wünschen, weitere Geschichten mit Klorwig und Forkoonel lesen zu können.
Ich bin nicht ganz so geübt darin, Kritik anzubringen, wobei das hier nicht wirklich schlimm ist, da mir bei dir nichts negatives aufgefallen ist.
Alles war flüssig zu lesen und hat mich bis zum letzten Satz gefesselt.
Auch dein gewähltes Thema finde ich sehr gut gelungen, also von mir bekommst du zwei Daumen nach oben. :)

Zum Kommentar von Novak:

Anbei noch die zwei Dingelchen, die konnt ich beim Lesen mitschnappen:

Erheblich Kraan musterte den Mystikinspektor, dann dessen Assistentin.

Da ist, vielleicht von einer Überarbeitung oder so noch was übrig geblieben?

Mag sein, dass ich das falsch gedeutet habe, aber ich glaube nicht, dass da irgendetwas von einer Überarbeitung hängen geblieben ist. Ich denke "Erheblich Kraan" (falls es darum geht) ist einfach nur der Name der Person und ich finde er passt wunderbar in die Welt der seltsamen Namen die nicht nur Dinge benennen, sondern auch beschreiben.

Viele Grüße
Marian

 

Hej Uwe Post,

ich hab die Geschichte schon mal angeklickt und irgendwie nicht reingefunden, vielleicht war ich zu müde und wollte nicht lange rumrätseln, was der ganze Kram soll (Elfen, Socken, hä?)

Zum Glück hab ich's noch mal versucht. Jetzt tut es mir beinahe leid, dass ich sie am Bildschirm gelesen habe, auf Papier gedruckt wäre das Lesen noch vergnüglicher gewesen. Hat aber auch so sehr viel Spaß gemacht.

Mitgeschrieben (Gewohnheit):

die noch erstaunlichere Sehenswürdigkeiten installierten

Fragen stellte, bis, ja bis...
Mapohkel der Alleswissenwollende hatte
Absatz fänd ich hier gut

»Du kannst mit Forki nennen.«
mich

Klorwig hatte keine Lust, darüber nachzudenken. Er wollte nur noch ins nächste Dorf, und wenn es dort kein Gasthaus gab, würde er anfangen, Leute anzuschreien. Bis es eins gab.
:D

Klorwig nickte langsam. Er versuchte sich vorzustellen, wie ein kleines Orkmädchen ihre Eltern verprügelte, um in die Schule gehen zu dürfen.
:rotfl:

Wichtig war nur, das Aussehen der Gespielinnen.
Komma weg

obwohl es auf dem Hinweg genau anders herum gewesen wahr.
war

Ich verstehe nicht, warum die Geschichte so wenig kommentiert wird.
Hab ich so 'nen orkigen Geschmack?
Egal, ich find sie toll.

LG
Ane

 

Hallo Uwe,

Die Geschichte erinnert mich stark an Terry Pratchett. Die Geschichte ist spritzig und gut, doch ein paar Kleinigkeiten gehören noch verbessert, um auf das Niveau von Pratchett zu kommen:
Einmal kommt mir vor, du startest zu viele Gags auf einmal: Bei deiner Geschichte kam mir oft vor, dass du um des Glamauks willen einmal zu viel drauflegst. Und als zweites fehlt das Thriller Element oder allgemein gesagt, etwas, was als roter Faden die Spannung vom Anfang bis zum Ende aufrecht erhält: Es gibt für mich keinen triftigen Grund, warum die Elfen zu suchen sind. Dass der Herrscher es so wünscht ist vielleicht ein Zusatzeffekt, aber bei Pratchet läuft fast immer ein Countdown mit und hier fehlt er und dass lässt für mich die Geschichte etwas träge dahin fließen. Hier ein Beispiel, wo ich meine, das es einmal zu viel aufgelegt ist

Übertroffen werden all diese Seltsamkeiten nur von der Gilde der Vorgaukler, die noch erstaunlichere Sehenswürdigkeiten installieten, meist bezahlt von einem Bürgermeister, der sich Einnahmen durch anreisende Schaulustige erhofft.
da wird etwas angerissen aber nicht weitererzählt.
erklärte die schielende Wirtin und entblößte zwei Reihen magisch rosa gefärbter Zähne.
hier genauso

Vor einer halb offenen Tür stand ein Schreibtisch, der von einem steinernen Gnom bewacht wurde. Als sich Klorwig und seine Assistentin näherten, erwies sich der Gnom als lebendig. Er sagte: »Wenn ihr zum Ehrenwerten Professor wollt, habt ihr Pech.«
Hier fehlt etwas, denn weiß ich nicht wo sich die Helden befinden: Wohl in der Universität. Da es aber an Beschreibung mangelt, glaubte ich anfangs, sie wären am Eingang.
Als Klorwig seine Assistentin nackt sah, wurde ihm mit einem Schlag warm. Gleichzeitig begriff er, warum es Halborks gab.
:thumbsup: ein großes Plus für solche Sätze da gibts mehrere davon
Während Beobachter, die nah genug dran saßen, steif und fest behaupteten, Mapohkel hätte bei jeder sich bietenden Gelegenheit gemogelt, vertraten die weiter entfernt sitzenden Zuschauer den Standpunkt, manche Leute müssten ja nicht nur die teuersten Eintrittskarten haben, sondern auch noch ständig damit angeben.
:thumbsup: der ebenso
ansoonsten gern gelesen
lg
Bernhard

 

PS:
Ein dickes Lob für die Charakterisierung der Figuren. Insbesonders Forkoonell mit den blauen Latzhosen und nix darunter ist mir den ganzen Tag nicht aus dem Kopf gegangen. Die Geschichte ist für mich unter anderem ein sehr gelungenes Beispiel für eine tolle Charakterisierung der Hauptpersonen
Dafür und für Sätze wie

Während Beobachter, die nah genug dran saßen, steif und fest behaupteten, Mapohkel hätte bei jeder sich bietenden Gelegenheit gemogelt, vertraten die weiter entfernt sitzenden Zuschauer den Standpunkt, manche Leute müssten ja nicht nur die teuersten Eintrittskarten haben, sondern auch noch ständig damit angeben.
gibts eine Empfehlung

lg
Bernhard

 

Hi Leute,
freut mich, dass euch die Geschichte gefällt. In der Tat ist sie sehr lang, ich würde sie auch nicht am Bildschirm lesen wollen... wird Zeit, dass kg.de einen Knopf "senden an meinen eBook-Reader" kriegt...
Sicher kann man an einigen Stellen einiges verbessern. Ich werde da mal drüber schauen.

Und allerbesten Dank, Bernhard, für die Empfehlung. Das bedeutet mir echt viel.

LG
Uwe

 

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