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Ordnung

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29.03.2013
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Ordnung

Wenn du dich wie ein Hammer fühlst, hatte er einmal irgendwo gelesen, fangen die Leute um dich herum an, wie Nägel auszusehen. Das war einleuchtend. Nur – Förster fühlte sich an manchen Tagen wie eine Axt, an anderen wie eine Damaszenerklinge und dann wieder wie ein komplettes Operationsbesteck.
An diesem Abend empfand er sich jedoch einfach nur als jemand, der mit seinem Hund Gassi geht. Als die Straßenlampen angingen, sah er gewohnheitsmäßig auf seine Uhr. Sekunden später schlug die Kirchenglocke.
Förster liebte die Regelmäßigkeit, und so bog er zufrieden in die Straße am Rathaus ein, die zur Uferpromenade führte. Er löste den Haken der Hundeleine, und der kleine weiße Pudel begann mit der Inspektion der Laternenmasten und Papierkörbe.
Die Luft war trotz der späten Stunde erstaunlich mild. Neben der geöffneten Tür eines Lokals stand ein kleines Mädchen und beobachtete die vorübergehenden Nachtschwärmer. Als es den Hund sah, hoben sich seine Augenbrauen.
„Der ist ja süß! Wie heißt der denn? Darf ich ihn mal streicheln?“
„Natürlich“, sagte Förster. „Er heißt Pille.“
„Pille? Das ist aber ein lustiger Name.“
„Und Du? Wie heißt Du?“
„Biggi. Warum willst Du das wissen?“
„Solltest Du nicht zu Hause sein um diese Zeit?“ Sein Blick glitt über ihren Kopf, über das blaue Seidenband, das ihren langen blonden Pferdeschwanz zusammenhielt.
Bevor das Mädchen antworten konnte, erklang in Försters Rücken das Geräusch eiliger Stöckelschuhe.
„Biggi, wat machs Du da? Hörn sie ma, wat fällt Ihnen ein, meine Tochter zu belästigen!“
Er wandte den Kopf und blickte in ein feistes, stark geschminktes Gesicht, das von offensichtlich gefärbtem Haar eingerahmt wurde, schwarz und stumpf wie Kohlenstaub. Ah … die sprichwörtliche Löwin, dachte er, und ohne etwas zu erwidern, sah er zu, wie die Frau das Mädchen an die Hand nahm und davon eilte.
„Die wär doch was für uns, Pille“, sagte er leise, „obwohl … zu fett eigentlich; und zu dumm. Andererseits – stell Dir bloß mal das Geschrei vor… Ich wette, die ist zäher als die letzte. Da hätten wir wochenlang was zum Spielen. Was meinst Du?“
Der kleine Hund sah ihn aufmerksam an und wedelte mit dem Schwanz.

Förster überquerte den abschüssigen Rasen hinunter zum Ufer und atmete die modrigen Ausdünstungen des Flusses ein. Ein Vergnügungsdampfer trieb vorbei, erleuchtet wie ein Christbaum und voller fröhlicher Menschen.
„Alle abgefüllt. Abgefüllt und glücklich. Ist das nicht schön, Pille?“ sagte er, setzte sich auf eine Bank und schloss für einen Moment die Augen. Er versuchte, die Schmerzen in seiner Hüfte auszublenden und dachte belustigt an die Einladung, die am Morgen in seinem Briefkasten gelegen hatte. Scheiss was auf die senilen Arschlöcher. Emeritierte grenzdebile Langweiler. Keine Ahnung von nichts. Die Gesichter seiner ehemaligen Partner, die Holzvertäfelungen und Parkettböden der Kanzlei erschienen vor seinem inneren Auge. Irene, seine Sekretärin … Blonde Knöchel, dachte er. Wer hat das noch gleich geschrieben?
Als er die Augen wieder aufschlug, war Pille verschwunden. Seine Hand tastete in der Manteltasche nach der Hundepfeife. Der Pudel war sein Partner, ein wahrer Freund; den Gedanken, ihn zu verlieren, konnte Förster nicht ertragen. Das Tier war seit Jahren Zeuge seiner Taten gewesen, hatte all die Experimente, zu denen ihn seine Leidenschaft angestachelt hatte, mit angesehen. Es war stets aufgeschlossen und neugierig, hatte mit großer Begeisterung alles, was Herrchen ihm in der letzten Nacht und den vielen Nächten davor hingeworfen hatte, verschlungen. Ohrläppchen, Augäpfel, Lippen, Zungenspitzen – der Alte wusste, was seinem kleinen Liebling mundete. Die Abneigung des Tieres gegen Innereien war für Förster ein Rätsel geblieben, eine Marotte, die er seinem Liebling aber gern zugestand.
Pille war der ideale Komplize, der mit der gleichen Begeisterung bei der Sache war, wie er selbst, und der ihn niemals verraten würde.
Als er das Tier wieder sehen konnte, holte er ein kleines Fernglas aus der Tasche und sah dem leuchtenden Schiff hinterher. Er empfand in diesem Moment nichts als Zuneigung zu den lachenden, tanzenden Menschen unter den bunten Laternen.

„Mach endlich Dein Ding, kleiner Mann.“
Eine halbe Stunde war vergangen, als der Hund schließlich ein paar erdnussgroße Häufchen in den Kies drückte. Förster stand auf, holte eine Plastiktüte aus der Manteltasche und stülpte sie sich über die rechte Hand. Als er sich bückte, um die Hinterlassenschaften des Pudels aufzunehmen, sah er im schwachen Licht der Straßenlampen auf der größten Erdnuss etwas glitzern. Er drückte mit der Fingerspitze darauf und wusste im gleichen Moment, was es war.
„Ein Ohrring – das tut mir leid, Pille. Ja, Herrchen hat wohl vergessen, den abzumachen.“
Er sah sich um und fand schließlich ein kleines Holzstück, mit dem er das billige Schmuckstück aus dem Hundekot puhlte. Für einen Moment blitzte in seinem Kopf ein Zitat des großen Balzac auf. Frau: ein gut gedeckter Tisch, den man vor und nach dem Mahl mit anderen Augen sieht.
Nachdem er den Ohrring in den Fluss geworfen hatte, entsorgte der Alte die Plastiktüte samt Inhalt im Papierkorb.
Ordnung musste sein.

 

Hallo harry (ich hoffe, ich darf das so abkürzen),
deine Geschichte fängt ja echt furios an. Gefällt mir total gut, dieser Beginn.
Auch der Übergang dann zu dem aktuellen Gefühl Försters, das hast du gut gemacht. Was den weiteren Verlauf und das Ende betrifft, war ich dann allerdings entttäuscht.

An diesem Abend empfand er sich jedoch einfach nur als jemand, der mit seinem Hund Gassi geht.
Als was sieht man die anderen Menschen dann? :D
Du siehst, mit dem Anfang hast du mich definitiv mit einem Geschichtenlasso eingefangen.

Als die Straßenlampen angingen, sah er gewohnheitsmäßig auf seine Uhr.
angingen gefällt mir hier nicht so richtig. Vielleicht gibts ein besseres Wort? Puah, mir fällt auch grad nix ein.
Ist einfach, weil deine Wortwahl bisher relativ gewählt ist und das "angingen" wirkt halt wie zwei Sprachebenen drunter. Aber nicht wie ein bewusst gewählter Bruch.

Der alte Mann, der die Regelmäßigkeit liebte, bog zufrieden in die Straße am Rathaus ein, die zur Uferpromenade führte.
Da bin ich echt mal kurz ins Schwimmen geraten, warum dieses Synonym "der alte Mann", mAN denkt glatt, jetzt käme ein anderer alter Mann. Du hast ihm doch schon einen Namen gegeben, warum schreibst du nicht Förster oder er.

„Die wär doch was für uns, Pille“, sagte er leise, „obwohl … zu fett eigentlich; und zu dumm. Andererseits – stell Dir bloß mal das Geschrei vor… Ich wette, die ist zäher als die Letzte. Da hätten wir wochenlang was zum spielen. Was meinst Du?“
Der kleine Hund sah ihn aufmerksam an und wedelte mit dem Schwanz.
Bis hierhin hast du es für meine Begriffe gut gemacht, hast nämlich die Spannung, die durch den Beginn entstand, zurückgenommen. Und man wird wieder so ein bisschen eingelullt, dass der Förster harmlos ist.
So, aber mit dieser Aussage, wird halt völlig und absolut klar, was für ein Spiel er da treibt und dass auch sein Pudel darin verwickelt ist. Und das ist dann im Verlauf eben die Schwierigkeit. Der Ring im Hundekot, der ja eigentlich eine echt widerliche und fiese Idee ist, der kann nicht mehr so recht zünden, weil man sich hier schon denkt, dass der Pudel ein ganz besonderes Hundefutter kriegt.
Das ist eben der Nachteil bei Pointengeschichten (so nenn ich das jetzt mal, wenn man lediglich auf eine unerwartete Wendung baut) da darf dann auch nichts vorher aufgelöst und zu klar sein, und die Wendung muss wirklich wie aus dem Nichts den Leser im Rückenmark erwischen. Oder, was ich aber nicht glaube, du setzt einfach auf den Ekelfaktor, dass der Hunbd die Leute frisst.
Von daher würde ich, wenn du die Pointengeschichte so beibehalten willst, noch einmal an der Stelle arbeiten, die ich oben zitiert habe. und an den nachfolgenden Abschnitten. Ich glaube, ich würde den Pudel völlig aus der Schusslinie nehmen und nicht gleich eh alles verraten. Der Ring ist einfach keine Steigerung mehr, wenn man eh weiß, dass der Alte den Pudel mit Fingern füttert.

Nimms als Geschmackssache von mir, wenn ich das so schreibe, aber ich mag halt entweder Wendungen, mit denen ich dann null gerechnet habe, dann kann so ein Charakter ruhig auch mal blasser bleiben. Oder aber, wenn es auf das Unerwartete gar nicht so ankommt, dann will ich als Leser, dass ich dem Alten ganz nah auf die Pelle rücken kann und irgendwie mitkriege, warum der so drauf ist.
Was mir gut gefiel, war der Kontrast zwischen dem besorgt wirkenden älteren Herrn am Anfang und dann dem Serienkiller. Vielleicht kann man auch da noch was draus machen. Aber das würde natürlich eine ganz andere Geschichte werden.
Ein gutes Neues wünscht dir Novak

 

Hallo Harry,

das Grauen verbirgt sich im scheinbar Alltäglichen. Das ist eine immer wieder faszinierende literarische Idee. Was wissen wir wirklich über die Menschen, die uns jeden Tag über den Weg laufen, von unseren Nachbarn, ja sogar Freunden und Verwandten? Was wissen wir über die Welt hinter den Kulissen? Ich tendiere zu der Annahme, dass das Motiv des dunklen Geheimnisses uns auch deshalb so fasziniert, weil jeder von uns die berühmte Leiche im Keller, den schattenhaften Aspekt der Persönlichkeit hat, wenn es bei diesem Schattenaspekt auch nicht um das Abschneiden von Ohren gehen mag.

Für die Wahl dieses Themas gebe ich Deiner Geschichte also volle Punktzahl, und auch die Art, wie Förster von Dir beschrieben wird, finde ich grundsätzlich gelungen. Er ist nicht der typische monomanische Serienkiller, sondern ein Mensch, der offenbar über beachtliche empathische Fähigkeiten verfügt. Das ist deshalb so interessant, weil diese Eigenschaft sich eigentlich bei einem Mann mit der Leidenschaft, Menschen an seinen Pudel zu verfüttern, ausschließt:

Als er das Tier wieder sehen konnte, holte er ein kleines Fernglas aus der Tasche und sah dem leuchtenden Schiff hinterher. Er empfand in diesem Moment nichts als Zuneigung zu den lachenden, tanzenden Menschen unter den bunten Laternen.

Hier beschreibst Du die Zuneigung, die Förster für letztlich völlig fremde Menschen empfindet. Zu einer solchen Zuneigung sind nicht viele Menschen fähig. Meist enden unsere Sympathien bei unserem Freundes- und Bekanntenkreis. Was ehrliche, positive Gefühle gegenüber Fremden betrifft, sind die meisten Menschen schwach. Förster jedoch nicht.

Um so erstaunlicher ist es, dass ein Mensch trotz dieser Stärke dann so brutal und erbarmungslos sein soll, wie die Geschichte es beschreibt. Das ist sehr rätselhaft, und lässt mich ratlos zurück.

Kurz zur Umsetzung: Aufbau und Sprache haben mir gut gefallen. Den von Novak kritisierten Aspekt mit dem Ohrring im Hundekot, sehe ich nicht als eine Pointe, denn es war ja vorher klar, dass der Pudel mit Menschenteilen gefüttert wird. Dieses Detail soll in meinen Augen nur das Bizarre der Situation steigern, aber nicht den Leser überraschen. Ich habe damit keine Probleme, frage mich aber auch ein bisschen wie Novak, ob das unbedingt notwendig ist.

Als Fazit finde ich die Kurze eine gute Fingerübung. Für mehr Tiefe und Plausibilität wäre es aber unbedingt notwendig, mehr von Försters Charakter oder zumindest Motivation zu beleuchten, denn bis jetzt ist sein Vorgehen nicht nur nicht erklärbar, es erscheint mir auch widersprüchlich, wenn ich sein recht sanftes Wesen bedenke.

Schreib doch mal bitte – wir sind ja unter uns – wie Du Förster siehst.

Beste Grüße
Achillus

 

Hallo Harry
ein prächtiges neues Jahr wünsche ich dir :gelb:

Mir hat deine Geschichte gefallen. Das ist der ganz leise Horror, der sich da in den Zeilund auch zwischen den Zeilen verbirgt. ich mag, wie du das in diesen alltäglichen Gassi-Spaziergang eingeflochten hast.
Die spannendste Stelle hast du mit dem Mädchen relativ weit vorn. Gut, dass da gleich sowas Mieses kommt, aber im Verghleich dazu sinkt die Spannungs-Kurve der kg natürlich sehr stark ab.
Aber auch das hat mich nicht wirklich gestört, denn es ist fein geschrieben und auch angenehm verknappt. Käme da noch mehr, müsste man sicherlich auch noch mehr zeigen. So aber ist es eben nur ein kleiner Spaziergang durch den Park. Gut übrigens, dass du den Herrn nichts antworten lässt, da schwingt viel mehr mit, als wenn er irgendwas von sich gegeben hätte.

grüßlichst
weltenläufer

 

Das neue Jahr fängt ja gut an. Gleich drei Kommentare in kurzer Zeit, noch dazu im Großen und Ganzen recht wohlwollend – so lass ich mir das gefallen. Prima. Und danke für die Neujahrsgrüße, die ich an dieser Stelle zurückwünschen möchte, natürlich auch an alle, die dies jetzt lesen.
Zum Einzelnen:
Novak:

Hallo harry (ich hoffe, ich darf das so abkürzen)
natürlich darfst Du das so abkürzen, sonnenklar.
deine Geschichte fängt ja echt furios an. Gefällt mir total gut, dieser Beginn.
Auch der Übergang dann zu dem aktuellen Gefühl Försters, das hast du gut gemacht. Was den weiteren Verlauf und das Ende betrifft, war ich dann allerdings entttäuscht.
Ja, der Anfang. Hab mir auch stolz auf die Schulter geklopft, wenn ich das so sagen darf. Dass dir der Rest nicht so zugesagt hat, ist natürlich betrüblich, liegt aber vielleicht daran, dass du davon ausgehst, ich hätte eine Pointengeschichte im Sinn gehabt, was nicht der Fall war.
Eine Pointe konnte schon deshalb nicht greifen, weil ich schon vorher geschildert hatte, was sich Pille so hat schmecken lassen. Dass dieser Ohrring auf diese Weise wieder zum Vorschein kommt, ist einfach nur eine banale Sache, etwas mit dem man eben rechnen muss, wenn man seinem Hund solch unorthodoxe Leckereien gibt und nicht ganz bei der Sache ist (beginnende Demenz?). Ich wollte damit einfach noch mal die Ordnungsliebe des Alten unterstreichen, der Pilles Hinterlassenschaften, wie es sich gehört, in eine Plastiktüte befördert und im Abfallkorb entsorgt. Sehr profan, banal und trivial eben. Aber grauslig, jedenfalls für mich.
angingen gefällt mir hier nicht so richtig. Vielleicht gibts ein besseres Wort? Puah, mir fällt auch grad nix ein.
Mir gings genau so. Und mir fällt immer noch nichts besseres ein. Vielleicht hat jemand eine Idee.
Da bin ich echt mal kurz ins Schwimmen geraten, warum dieses Synonym "der alte Mann", mAN denkt glatt, jetzt käme ein anderer alter Mann. Du hast ihm doch schon einen Namen gegeben, warum schreibst du nicht Förster oder er.
Mit dem alten Mann hast du vollkommen recht. Ich werd’s ändern. Danke für den Hinweis.
dass der Hund die Leute frisst.
Es ist ja nicht so, dass der kleine Pudel Leute frisst. Er kriegt hin und wieder ein Leckerli. Mehr nicht. Natürlich ist so was eklig und fies, ganz klar. Ist ja auch kein Märchen, obwohl …
Danke dir, Novak, für die Zeit, die du Dir genommen hast, die Verbesserungsvorschläge und besonders natürlich für die lobenden Worte. Auch dir ein gutes.

Achillus:

das Grauen verbirgt sich im scheinbar Alltäglichen. Das ist eine immer wieder faszinierende literarische Idee. Was wissen wir wirklich über die Menschen, die uns jeden Tag über den Weg laufen, von unseren Nachbarn, ja sogar Freunden und Verwandten? Was wissen wir über die Welt hinter den Kulissen? Ich tendiere zu der Annahme, dass das Motiv des dunklen Geheimnisses uns auch deshalb so fasziniert, weil jeder von uns die berühmte Leiche im Keller, den schattenhaften Aspekt der Persönlichkeit hat, wenn es bei diesem Schattenaspekt auch nicht um das Abschneiden von Ohren gehen mag.
Besser hätt ich‘s nicht ausdrücken können. Das hast du genau richtig erkannt.
Hier beschreibst Du die Zuneigung, die Förster für letztlich völlig fremde Menschen empfindet. Zu einer solchen Zuneigung sind nicht viele Menschen fähig. Meist enden unsere Sympathien bei unserem Freundes- und Bekanntenkreis. Was ehrliche, positive Gefühle gegenüber Fremden betrifft, sind die meisten Menschen schwach. Förster jedoch nicht.
Förster ist nur aus einem Grund so zufrieden und ausgeglichen, empfindet diese Zuneigung für die feiernden Menschen auf dem Schiff: er hat eine schöne Nacht gehabt (für seine kranken Verhältnisse), ist auf seine Kosten gekommen und für den Moment wunschlos und sanft. Doch vermutlich nicht für lange.
Um so erstaunlicher ist es, dass ein Mensch trotz dieser Stärke dann so brutal und erbarmungslos sein soll, wie die Geschichte es beschreibt. Das ist sehr rätselhaft, und lässt mich ratlos zurück.
Für mich wurzelt die Angst vor jemandem, der solch monströse Dinge tut, auch darin, dass ich seine Beweggründe nicht kenne.
Ich kann nicht sagen: er hat eben eine schlimme Kindheit gehabt etc., hat dies und jenes erleben müssen, und ist schließlich irgendwann zu einer Art Raubtier geworden. Man weiß nichts und muss daher mit allem rechnen. Horror.
Schreib doch mal bitte – wir sind ja unter uns – wie Du Förster siehst.
Ich habe ja angedeutet, dass Förster (ein Jäger…) mal in einer noblen Anwaltskanzlei gearbeitet hat, gebildet ist (Balzac-Zitat), und sehr auf Ordnung hält. Ich bin nicht so weit gegangen, mir diese Ordnungsliebe des gestörten Alten beim Zerstückeln seiner Opfer auszumalen. Kommt vielleicht noch, wer weiß. Ich nehme mal an, Äußerlichkeiten wie genaues Alter, Haarfarbe oder Qualität seiner Anzüge hast du nicht gemeint? Wäre es wichtig, Herkunft etc. zu erwähnen? Ich bin mir nicht sicher.

Auch dir, Achillus, danke ich sehr für die kompetente Analyse dieser kleinen Geschichte, die nicht mehr sein will als eine kurze Geschichte eben. Ein bisschen Unbehaglichkeit.
Viel Glück im Neuen.

Weltenläufer:
Ich habe mich sehr über deinen kurzen, aber durchweg positiven Kommentar gefreut. Ursprünglich war das Ding schon länger, aber ich wollte mal wieder was wirklich Kurzes schreiben. Ist ja nicht so einfach, wie man weiß. Streichen und kürzen, bis der Arzt kommt … liegen lassen, ziehen lassen ... usw.

Die spannendste Stelle hast du mit dem Mädchen relativ weit vorn. Gut, dass da gleich sowas Mieses kommt, aber im Verghleich dazu sinkt die Spannungs-Kurve der kg natürlich sehr stark ab.
Spannung war dabei eigentlich nicht mein Thema, sondern ich wollte ein ungutes Gefühl erzeugen; den ganz leisen Horror, wie du oben schon geschrieben hast. Dass das im Großen und Ganzen funktioniert hat, ist wunderbar.
Über das
denn es ist fein geschrieben und auch angenehm verknappt.
freu ich mich besonders. Öl,Öl,Öl …

Also noch mal: viel Glück im neuen Jahr allen, die das lesen. An Bord der Titanic, habe ich mal gelesen, waren die allermeisten gesund. Was gefehlt hat, war - Glück.
Harry

 
Zuletzt bearbeitet:

Sehr hübsch, harry, ein wirklich stimmungsvolles Portrait ist die hier gelungen.
Fast getraue ich mich zu sagen, dass ich diesen Text bei einer Blindverkostung als einen harrytherobot-Text erkannt hätte. (Wenn vielleicht auch nicht unbedingt den genauen Jahrgang.)
Für so skurrile Figuren scheinst du ja ein Faible zu haben, für solche anscheinend alltäglichen Figuren, deren bizarre Innenwelt sich dem Leser erst nach und nach offenbart. Und wenn man dann draufkommt, es mit einem vollkommen Irren zu tun zu haben, mag man die Figur mittlerweile. Irgendwie schaffst du es auch hier wieder, dass einem dein Protagonist trotz seines Wahnsinns bis zum Schluss sympathisch bleibt. Der ist einfach ein liebenswerter älterer Herr mit einem etwas außergewöhnlichen Steckenpferd.
Also mir hat das wirklich gut gefallen. Sprachwitzig, stellenweise richtiggehend poetisch, hintergründig und herrlich schräg.
Einzig die Zuordnung zu Horror kommt mir etwas unpassend vor, weil mir deine Erzählintention eher dahin zu gehen scheint, den Leser grinsen zu lassen. Für mich ist das weniger ein Horrorstückchen, das den Leser an den Fingernägeln kauen lassen soll, als vielmehr eine Groteske, wenn nicht gar ein Schmunzeltext. (Aber mitnichten eine Pointengeschichte, wie Novak sie bezeichnet.)
(Ich hab mir schon oft genug gewünscht, man könne zu den vorgeschlagenen Stichwörtern zumindest eines eigener Wahl hinzufügen, z.B. Seltsam, Spannung, Unfug. Einfach weil ich selbst schon Texte gepostet habe, wo ich in der letztlich getroffenen Rubrikwahl nur eine Notlösung sah.)

harrytherobot schrieb:
Novak schrieb:
angingen gefällt mir hier nicht so richtig. Vielleicht gibts ein besseres Wort? Puah, mir fällt auch grad nix ein.
Mir gings genau so. Und mir fällt immer noch nichts besseres ein. Vielleicht hat jemand eine Idee.
So was empfinde ich natürlich als Herausforderung. Aber in diesem Fall, harry und Novak, ist auch mir nix eingefallen. Wir müssen uns wohl damit abfinden, dass es einfach keinen passenderen Begriff dafür gibt.(sofern man nicht eine affektiert klingende Umschreibung oder gar eine unnötig komplizierte Passivkonstruktion verwenden will. „Die Laternen gingen an.“ ist für mein Gefühl die perfekt passende Beschreibung dafür, dass die Laternen angingen.

Aber apropos Wortwahl:

als der Hund schließlich ein paar erdnussgrosse Häufchen in den Kies drückte.
Das erscheint mir als eine etwas ungenaue Umschreibung. Ungenau deshalb, weil ja vermutlich nicht die Häufchen selber nur erdnussgroß sind, sondern, wenn schon, die Häufchen aus erdnussgroßen Dingsbums bestehen, oder? Und genau für diese spezielle Form von Kacke wurde doch der wunderhübsche Begriff „Kötel“ erfunden.
„... als der Hund schließlich ein paar erdnussgroße Kötel in den Kies drückte.“ Was meinst du, harry, das kann doch auch lautmalerisch einiges?
(Meine Güte, worüber rede ich da eigentlich? Zerbreche ich mir tatsächlich gerade über Hundescheiße den Kopf? In einem Literaturforum?)

Apropos Literaturforum:

Ich wette, die ist zäher als die Letzte [letzte]. Da hätten wir wochenlang was zum spielen [Spielen]

Keine Ahnung von Nichts [nichts].

offshore

Edit:
erst jetzt bemerkt:

ein paar erdnussgrosse Häufchen
Verdammt, harry, ich weiß, dass du kein Schweizer bist.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Harry, ich nochmal.

Oder aber, wenn es auf das Unerwartete gar nicht so ankommt, dann will ich als Leser, dass ich dem Alten ganz nah auf die Pelle rücken kann und irgendwie mitkriege, warum der so drauf ist.
Das schrieb ich in meinem ersten Kommentar. Weil sich jetzt gerade alle auf den Punkt "Pointengeschichte" einschießen, die ich in meinem Komm als eine Möglichkeit angenommen hatte. Die hast du nicht schreiben wollen, ist mir ja jetzt klar. Mir ging es in meinem Kommentar aber darum, dass die Geschichte so kurz wie sie ist und wie sie aufgelöst ist, in einem wesentlichen Punkt blass bleibt, das ist der Charakter des Mannes. Die Geschichte begnügt sich mit einem einzigen Blick auf einen alten Herren, der ein Ekelhobby hat. Und die Geschichte lässt den Hund dann halt auch noch ein paar Fingerringe häufeln. Das Thema ist, wie Achillus meinte, "das Grauen verbirgt sich im Alltäglichen". Soweit, so gut, und jetzt? Das ist lediglich ein Stimmungsbild, das sich mit dem Blick auf dieses Thema begnügt. Es wird aber nichts Weitergehendes damit entworfen, da ist keine Entwicklung erkennbar, kein Konflikt, in den der alte Herr geraten könnte oder gerät.
Das schreib ich jetzt nicht, um dir die Geschichte nachträglich zu versauen, Harry, ich find das nach wie vor alles stark gemacht, sondern ich wollte lediglich einfach mal deutlich machen, was mir fehlt und warum ich dadurch auf die Idee kam, du hättest nur eine Pointe im Sinn gehabt. Die Geschichte beschränkt sich nur auf diesen Aspekt, den Mann in seiner Absonderlichkeit zu zeigen, der Fingerring zum Schluss ist nichts weiter als eine Konkretisierung genau des gleichen Gedankens, den du vorher schon gezeigt hast. Was also hat das dann für einen Geschichtennährwert, wenn es nur eine Art von Wiederholung ist?

Wenn du dich wie ein Hammer fühlst, hatte er einmal irgendwo gelesen, fangen die Leute um dich herum an, wie Nägel auszusehen. Das war einleuchtend. Nur – Förster fühlte sich an manchen Tagen wie eine Axt, an anderen wie eine Damaszenerklinge und dann wieder wie ein komplettes Operationsbesteck.
An diesem Abend empfand er sich jedoch einfach nur als jemand, der mit seinem Hund Gassi geht. Als die Straßenlampen angingen, sah er gewohnheitsmäßig auf seine Uhr. Sekunden später schlug die Kirchenglocke.
Mit diesem geilen Anfang beziehst du dich ja auf ein Verhältnis des Mannes zu seiner Umwelt. Zu den anderen Menschen. Du schreibst, wie er sie sieht und wie sie sich in seinen Augen wandeln je nach seinem momentanen Bedürfnis.
Auch später machst du das noch mal, als er auf die Leute blickt und sie einfach nur liebt. Und trotzdem quält er sie ja.
Also aus diesen für mich sehr verheißungsvollen Gedanken, wie er sich auf andere Menschen bezieht, erfolgt dann halt so wenig, einfach nur der, dass der Hund Ringe scheißt und der Mann reinlich ist. Ja, aber das wusste man eh schon.
Wirds jetzt ein bisschen deutlicher, was ich vermisse?
Viele Grüße von Novak
ernst offshore
Ich glaub "köteln" ist kein so gutes Wort für einen kackenden Hund. Es sei denn, der Köter hat Hufe. :D

 

Novak schrieb:
@offshore
Ich glaub "köteln" ist kein so gutes Wort für einen kackenden Hund. Es sei denn, der Köter hat Hufe. :D
Na gut, Novak, lass uns über Hundekacke reden:
Ich hab ja nicht das Verb köteln vorgeschlagen, sondern das Substantiv Kötel. Und das ist nunmal der Begriff für kleine Kotklümpchen, unabhängig davon, ob von Ziege, Steinbock, Haselmaus oder eben Pudel ausgeschissen. :D (heute ausnahmsweise)

Und jetzt bitte ich um Themenwechsel.

 

Hallo, Offshore
Groteske, Horror, Schmunzeltext – ein alter Mann entführt Frauen, zerstückelt sie und verfüttert Teile von ihnen an sein Schoßhündchen … das ist natürlich erstmal grauenhaft, schrecklich und abstoßend. Nun hatte ich mir dieses Mal vorgenommen, nach dem für meine Verhältnisse langen ‚Floß‘ und seiner Fortsetzung eine kurze Story zu schreiben und die zwei Seiten nicht zu überschreiten. Ausführliche Beschreibungen, die eine klare Zuordnung zur Horror-Rubrik erlaubt hätten, kamen also nicht in Frage. Aber meiner Meinung nach ist das Ganze immer noch geeignet, kleinere Schauer hervorzurufen. Schwarzer Humor, na gut. Aber die Geschichte unter Humor reinzustellen …

Ich hab mir schon oft genug gewünscht, man könne zu den vorgeschlagenen Stichwörtern zumindest eines eigener Wahl hinzufügen, z.B. Seltsam, Spannung, Unfug. Einfach weil ich selbst schon Texte gepostet habe, wo ich in der letztlich getroffenen Rubrikwahl nur eine Notlösung sah
So ist es.
Über das Folgende
Fast getraue ich mich zu sagen, dass ich diesen Text bei einer Blindverkostung als einen harrytherobot-Text erkannt hätte. (Wenn vielleicht auch nicht unbedingt den genauen Jahrgang.)
Für so skurrile Figuren scheinst du ja ein Faible zu haben, für solche anscheinend alltäglichen Figuren, deren bizarre Innenwelt sich dem Leser erst nach und nach offenbart. Und wenn man dann draufkommt, es mit einem vollkommen Irren zu tun zu haben, mag man die Figur mittlerweile. Irgendwie schaffst du es auch hier wieder, dass einem dein Protagonist trotz seines Wahnsinns bis zum Schluss sympathisch bleibt. Der ist einfach ein liebenswerter älterer Herr mit einem etwas außergewöhnlichen Steckenpferd.
Also mir hat das wirklich gut gefallen. Sprachwitzig, stellenweise richtiggehend poetisch, hintergründig und herrlich schräg.
Habe ich mich dermaßen gefreut, dass mir beim Rumhopsen beide Kniescheiben rausgeflogen sind.

Tja, Laternen. Wenn selbst dir nichts besseres einfällt, bleibt das wohl so.
Nun zur Hundekacke und dem wunderhübschen Begriff „Kötel“. Hohoho – bevor ich so ein Wort in die Tastatur haue, sollen mir die frisch reingedrückten Patellen wieder abfallen. Klingt für mich, als hätte das ungleich schönere Wort Knödel sich mit Ebola infiziert. Ich glaube, ich lass es erstmal bei den Erdnusshäufchen.
Danke dir sehr für deine Zeit und die Korrekturhinweise. Wird erledigt.
Ein schönes Jahr und viele gute Ideen, Offshore.

Novak
du hättest es gern ausführlicher, detaillierter, hintergründiger und tiefer. Verstehe ich vollkommen. Irgendwann schaffe ich es, auf anderthalb Seiten so viel an Atmosphäre, Hintergrundwissen, Handlung und Charakterzeichnung unterzubringen, dass eine wirklich kurze Kurzgeschichte auch strengeren Anforderungen wie du sie hast, genügen wird.
da ist keine Entwicklung erkennbar, kein Konflikt, in den der alte Herr geraten könnte oder gerät.
Das schreib ich jetzt nicht, um dir die Geschichte nachträglich zu versauen, Harry, ich find das nach wie vor alles stark gemacht, sondern ich wollte lediglich einfach mal deutlich machen, was mir fehlt und warum ich dadurch auf die Idee kam, du hättest nur eine Pointe im Sinn gehabt.
Entwicklung, Konflikt, Geschichtennährwert – alles notwendig, stimmt. Aber, wie gesagt, sehr sehr schwierig auf engem Raum. Davon abgesehen denke ich, solch kurze Stimmungsbilder und eher flüchtige Impressionen, Hintergründe, die nur angerissen werden, haben natürlich auch ihre Daseinsberechtigung.
der Fingerring zum Schluss ist nichts weiter als eine Konkretisierung genau des gleichen Gedankens, den du vorher schon gezeigt hast. Was also hat das dann für einen Geschichtennährwert,
Fingerring? (einen Ohrring, um genau zu sein)
erfolgt dann halt so wenig, einfach nur der, dass der Hund Ringe scheißt und der Mann reinlich ist
Der Hund legt schwarze Erdnüsse aus (Vermutlich, um Waldelben anzulocken), und sein Herrchen ist einfach nur ordentlich, wie tausende Hundebesitzer, die Plastikbehandschuht hinter ihren Tölen herlaufen, um anschließend den nächsten Papierkorb aufzusuchen. Ein gefährlicher Spießer … Im Grunde will er einfach nicht unangenehm auffallen.
Danke nochmal für deine Zeit, ich weiß das zu schätzen und wünsche auch dir ein gutes Neues und reichlich Ideen, Novak.

Harry

 

Hallo Harry.

Offensichtlich scheine ich aus der Reihe zu treten, denn mir hat die Geschichte leider nicht besonders gut gefallen, dazu ist sie einfach viel zu beliebig. Einfach irgendein Serienmörder und dessen kurz angeschnittenes Gedankengut. Irgendjemand schrieb: Fingerübung. Viel mehr war es für mich auch leider nicht, denn eigentlich passiert in der Geschichte nichts, als dass der Prot ein Mädchen und dessen Mutter trifft und der Hund einen Haufen macht. Da man aber schon vorher weiß, dass der Prot Menschenteile an den Hund verfüttert, ist auch der Ohrring keine Überraschung. Würdest du das nicht bereits vorher erwähnen, hätte der Leser zumindest noch einen bösen Schauer am Ende.

Was mir auch nicht besonders gefällt, sind die häufigen Verweise auf Zitate, ich glaube, insgesamt drei Mal - und für 3 Zitate oder ähnliches finde ich die Geschichte einfach zu kurz, wodurch sie mir einfach gehäuft erscheinen.

Aber, jetzt Positives: Dein Stil ist gut und sicher, handwerklich gibt es also nichts auszusetzen, nur die Geschichte selbst wird nicht in meiner Erinnerung bleiben.

Entschuldige. ;)

Tamira


An diesem Abend empfand er sich jedoch einfach nur als jemand, der mit seinem Hund Gassi geht.
Gefällt mir irgendwie nicht. Ein merkwürdiges Empfinden...
Aber scheinbar bin ich die Einzige, die ein Problem mit dem Anfang hat. Der ist mir zu ... holzhammermäßig.

Hörn sie ma, wat fällt Ihnen ein
Groß

 

Hallo harry,

Ich finde den Text durchaus gelungen. Ich weiß nicht, woran es gelegen hat - ich glaub der Titel "Ordnung" in Verbindung mit der Horrorrubrik hat bei mir schon böse Vorahnungen geweckt, und dann der Anfang:

Wenn du dich wie ein Hammer fühlst, hatte er einmal irgendwo gelesen, fangen die Leute um dich herum an, wie Nägel auszusehen. Das war einleuchtend. Nur – Förster fühlte sich an manchen Tagen wie eine Axt, an anderen wie eine Damaszenerklinge und dann wieder wie ein komplettes Operationsbesteck.

da war mir der Förster gleich unheimlich.

Die Szene, wo er das kleine Mädchen anschaut, die ist ja an der Oberfläche völlig harmlos, aber ich fand das total unangenehm, und hatte ein ganz starkes Gefühl, dass das Mädchen da in Gefahr ist. Das ist schon gut gemacht.

Aber alles was danach kommt, insbesondere den Teil mit dem Ohrring im Hundehäufchen, empfand ich als viel plakativer, dafür aber als weniger gruselig, seltsamerweise. Das ist wohl so, wie andere schon angemerkt haben, an der Stelle ist man dann schon im Bilde, was es mit Förster auf sich hat und was für eine Rolle der Hund spielt, da kann dieses Detail nicht mehr wirklich schocken.

Und insgesamt war es mir einfach zu wenig Geschichte. Also ich hab eine gute Vorstellung von der Figur Förster, und der Text hat die richtige Stimmung - es ist ein richtig guter Anfang für eine Horrorgeschichte. Aber die Handlung ist echt dünn, finde ich. Es müsste mehr passieren. Und ich meine nicht unbedingt, dass wir als Leser so ein "Experiment" von Förster in allen Einzelheiten erleben müssen. Das wäre eher Dutzendware, von der Sorte Geschichte muss es von mir aus nicht noch mehr geben. Aber wenn die Ordnung, die der Förster so liebt, mal richtig durchbrochen würde, das wäre spannend mitzuerleben, denke ich.

Ich fände es gut, wenn der Hund wirklich weg wäre und nicht nur einen Augenblick aus dem Blickfeld verschwindet. Wenn man dann sehen könnte, wie Förster reagiert. Da wäre zum einen die Frage, ob das Tier vielleicht noch mehr Beweismaterial in sich trägt und das womöglich in der Landschaft verteilt, und zum anderen - für Förster sicherlich viel wichtiger - der Verlust seines einzigen Vertrauten. Das könnte richtig spannend sein.

In der Form ist es mir - leider - mal wieder zu kurz. :D

Grüße von Perdita

 

Nabend harry

Ich glaube, dass ich kaum irgendetwas sagen könnte, was nicht schon von anderen Lesern gesagt wurde. Deine Geschichte hat mir gut gefallen und ich finde, dass du die gerade einmal zwei Seiten recht ordentlich genutzt hast.
Es gibt eine Sache, die noch nicht genannt wurde, die mir Förster unsagbar gruslig vorkommen ließ und zwar, dass sein Hund ein Pudel ist. Ich habe da sofort an so einen weißen, albern aussehenden kleinen Hund gedacht, dem eine lächerliche Frisur ins Fell geschoren wurde. Irgendwie finde ich, dass diese Hundewahl Förster einen äußerst extravaganten Touch verliehen hat, der ihn als Menschen sehr umfangreich beschreibt, obwohl kaum Wörter in dieser Hinsicht verwendet wurden. Bei Hunden, die Menschen fressen denke ich in erster Linie an Rottweiler oder irgendwelche Doggen oder so was. Fand ich großartig, dass es bei dir ein Pudel ist...

lg zash

 

Hallo Tamira,
du musst dich doch nicht entschuldigen, wenn dir die Story zu banal oder zu kurz erscheint. Für mich ist die Meinung Anderer immer spannend. Und man kann immer dazulernen. Das ist doch schließlich Sinn solcher Foren. Im Grunde müsste ich mich entschuldigen, dir deine Zeit gestohlen zu haben (aber das wäre genau so blödsinnig). Also, ich danke dir auf jeden Fall für deine Analyse der Story, und natürlich für dein Lob bezüglich Stil und Handwerk.

Was mir auch nicht besonders gefällt, sind die häufigen Verweise auf Zitate, ich glaube, insgesamt drei Mal - und für 3 Zitate oder ähnliches finde ich die Geschichte einfach zu kurz, wodurch sie mir einfach gehäuft erscheinen.
Die Zitate sollten einfach nur zum Ausdruck bringen, dass Förster liest, über eine gewisse Bildung verfügt, ebenso wie der Hinweis, dass er Anwalt war. Bei den ‚blonden Knöcheln‘ wollte ich mich lediglich nicht mit fremden Federn schmücken, was ja schon den Indianern zum Verhängnis geworden ist ... (der Ausdruck stammt übrigens von Saul Bellow).
... dazu ist sie einfach viel zu beliebig. Einfach irgendein Serienmörder und dessen kurz angeschnittenes Gedankengut
Für meine Begriffe ist ein in Serie mordender Rentner, dessen Partner und Komplize ein kleiner weißer Pudel ist, keineswegs beliebig, aber womöglich ist das Ansichtssache.
An diesem Abend empfand er sich jedoch einfach nur als jemand, der mit seinem Hund Gassi geht.
Gefällt mir irgendwie nicht. Ein merkwürdiges Empfinden...
Ich habe hier ‚empfand‘ gewählt, um nicht zweimal hintereinander ‚fühlte‘ schreiben zu müssen. Ganz wohl war mir auch nicht dabei, aber mir fiel und fällt nix besseres ein. Vorschläge? Davon abgesehen, wie fühlt sich ein Serienmörder, der seinen Hund ausführt? Normal, unauffällig, quasi unsichtbar … (Küchenpsychologie, aber nicht unwahrscheinlich)
Du dachtest beim Anfang an einen Holzhammer? Genauso soll’s sein.
Grüße
Harry

 

Hallo Perdita,
ich hatte nach der Umarbeitung der Floß-Fortsetzung, die ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen hat, das dringende Bedürfnis, was Kurzes zu schreiben. Mit wenigen Worten (etwa 800 sind’s geworden) Bilder entstehen zu lassen, die dem Einen oder der Anderen einen kleinen Schauer über den Rücken streichen lassen würden.
Anfangs war das Ding länger, mit einigen sehr unerfreulichen Einzelheiten übrigens. Ich habe aber beschlossen, den Horror, wie Weltenläufer bemerkt hat, leise stattfinden zu lassen, in aller Banalität, wozu auch das Gassi-gehen gehört.
Sicher hätte man weiterschreiben können: wie fängt der Förster(Jäger) seine Opfer, sein ‚Wild‘? Wie lebt der Kerl? Was wäre, wenn sein treuer Komplize stürbe? Und natürlich: was macht er da in seinem Keller eigentlich? Und zack - sind‘s wieder zehn bis fünfzehn Seiten.
Also habe ich so lange gestrichen, bis es nicht mehr ging; was nötig war, um den Alten zu charakterisieren, drin gelassen und jetzt muss ich wohl in Kauf nehmen, dass du’s, wieder mal, zu kurz findest. Bist ja nicht die einzige.
Irgendwann schaff ich's: fünfhundert Worte und kein Wunsch bleibt offen ...
Ich tröste mich vorerst damit:

Ich finde den Text durchaus gelungen. Ich weiß nicht, woran es gelegen hat - ich glaub der Titel "Ordnung" in Verbindung mit der Horrorrubrik hat bei mir schon böse Vorahnungen geweckt, und dann der Anfang:
Wenn du dich wie ein Hammer fühlst, hatte er einmal irgendwo gelesen, fangen die Leute um dich herum an, wie Nägel auszusehen. Das war einleuchtend. Nur – Förster fühlte sich an manchen Tagen wie eine Axt, an anderen wie eine Damaszenerklinge und dann wieder wie ein komplettes Operationsbesteck.

da war mir der Förster gleich unheimlich.

Die Szene, wo er das kleine Mädchen anschaut, die ist ja an der Oberfläche völlig harmlos, aber ich fand das total unangenehm, und hatte ein ganz starkes Gefühl, dass das Mädchen da in Gefahr ist. Das ist schon gut gemacht.
Vielen Dank dafür. Du bist ja eine treue Leserin meiner Geschichten und ich würde mich freuen, was Neues von dir (vielleicht auch mal was ganz kurzes …) lesen zu können.
Herzliche Grüße und ein erfolgreiches Jahr
Harry

 

Hallo zash,
über diesen Kommentar habe ich mich besonders gefreut. Nicht nur, weil du an der Kürze der Story nichts auszusetzen hast, sondern vor allen Dingen, weil du den Hund des Mörders ansprichst.

Es gibt eine Sache, die noch nicht genannt wurde, die mir Förster unsagbar gruslig vorkommen ließ und zwar, dass sein Hund ein Pudel ist. Ich habe da sofort an so einen weißen, albern aussehenden kleinen Hund gedacht, dem eine lächerliche Frisur ins Fell geschoren wurde. Irgendwie finde ich, dass diese Hundewahl Förster einen äußerst extravaganten Touch verliehen hat, der ihn als Menschen sehr umfangreich beschreibt, obwohl kaum Wörter in dieser Hinsicht verwendet wurden. Bei Hunden, die Menschen fressen denke ich in erster Linie an Rottweiler oder irgendwelche Doggen oder so was. Fand ich großartig, dass es bei dir ein Pudel ist...
Genau so seh ich das auch. Dieser Gegensatz: ein kleines, weißes Schoßhündchen auf der einen, und die grausamen Dinge, die sein Herrchen anstellt, auf der anderen Seite, schienen mir genau die gruslige Faszination auszumachen, die ich angestrebt habe. Dass das bei dir so angekommen ist, freut mich außerordentlich, zash.
Schöne Grüße und ein ebensolches Jahr wünscht
Harry

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Harrytherobot.
Die Geschichte war so durch und durch lecker, dass ich sie viel zu schnell verschlungen habe. Zum Glück war sie kurz, so blieb sie trotz des Schlingens bekömmlich.
Ich mag die komplett unaufgeregte Art, über solch ein Grauen zu schreiben. Kein Effekthaschen, kein Drama.
Man fühlt sich wohl bei Deinen Formulierungen, obwohl über etwas unappetitliches geschrieben wird, ließt es sich herrlich geschmeidig. Die Metapher mit dem Operationsbesteck ist grandios.

Insgesamt, die Geschichte macht Hunger auf mehr Worte aus Deiner Feder. Ich geh gleich mal suchen.
Liebst,
Gretha

Edit nach 5 Minuten, jetzt weiß ich, warum ich Dich noch nie gelesen habe, Science Fiction und Fantasy sind meine Horror-Genres.

 

Hallo Greta,
mehr Lob in einen so kurzen Kommentar zu packen, ist praktisch unmöglich. So was macht mich beinah sprachlos. Wunderbar! Ich habe mal nachgesehen, ob für den Begriff ‚literarischer Gourmet‘

Die Geschichte war so durch und durch lecker, dass ich sie viel zu schnell verschlungen habe. Zum Glück war sie kurz, so blieb sie trotz des Schlingens bekömmlich.
eine weibliche Form existiert. Tut mir leid, Fehlanzeige. Eine Geschichte, in der die Hauptfigur seinem Hund menschliche Körperteile zu fressen gibt, als durch und durch lecker zu bezeichnen, ist, beabsichtigt oder nicht, überragend. Und als ich das folgende
Ich mag die komplett unaufgeregte Art, über solch ein Grauen zu schreiben. Kein Effekthaschen, kein Drama.
Man fühlt sich wohl bei Deinen Formulierungen, obwohl über etwas unappetitliches geschrieben wird, ließt es sich herrlich geschmeidig. Die Metapher mit dem Operationsbesteck ist grandios.
las, begann ich automatisch, mir stundenlang auf beide Schultern zu klopfen, was zur Folge hat, dass ich die daraufhin entstandenen Hämatome als literarische Auszeichnungen herumzeigen werde.
Vielen Dank, Greta, für die anerkennenden Worte. You made my day. Trotz Deiner Aversion gegen Fantasy und Science Fiction. Man kann nicht alles haben ...
Herzliche Grüße und ein 2015, wie Du es Dir wünschst,
Harry

 

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