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Ordnung
In seiner Wohnung, die aufgrund eines hohen Gehaltes sehr geräumig war, musste alles an seinem Platz sein. Jeder Gegenstand hatte seinen Ort, dieser durfte niemals verändert, geschweige denn verrückt werden.
Beim Besteck war der Besteckkasten sogar ausgemessen und die Abstände der Messer, Gabel und Löffel exakt berechnet. Sein Schreibtisch glich mehr einem sterilen Forschungslabor, denn eines Arbeitsplatzes. Nichts lag auf der Arbeitsfläche, alles lagerte genau ausgerichtet in der Schublade. Die restliche Wohnung sah genauso aus. Schuhe standen wohl sortiert vor der Tür, Bücher, nach Umschlagfarbe und alphabetisch geordnet, im Schrank, Nahrung im Kühlschrank gab es nicht, nach seiner Meinung rollte sie zu unkontrolliert im Kühlfach umher, so ging er lieber im Restaurant essen und das Bett wurde jeden Morgen luftdicht in Plastiksäcke verpackt, schließlich wäre Staub wieder unkontrollierbar!
So saß er am Schreibtisch, um Akten einzusehen. Jedes lose Blatt im rechten Winkel gerade, im Abstand von 0,5cm, nebeneinander und sein Kugelschreiber horizontal dazu. Ihm war von der ganzen Arbeit ein wenig stickig, so beschloss er das Fenster zu öffnen und frische Luft hinein zu lassen. Doch, Oh Nein! Ein Windzug kam herein, wehte quer durch das Zimmer und ließ die Blätter fliegen. Dabei verrutschte die Nachttischlampe um ganze 0,3cm, die Plastiksäcke schlugen Falten, das Bild an der Wand verzog sich in einem geringen Winkel und an die verstreuten Blätter wollte er gar nicht denken. Ganze 4 Stunden brauchte er, um alles wieder in sterile Langeweile zurück zurücken. Ab dann beschloss er nie wieder ein Fenster auf zu machen, auch wenn er dann ersticken würde. Wenigstens würde er in vollständiger Kontrolle aller Dinge sterben!