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Opfer für die Sache

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25.11.2001
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Opfer für die Sache

Opfer für die Sache

Die große Statue am Brunnen des ehemaligen Marktplatzes. Ihre Augen leblos, tot ihr Blick. Die Nacht ist schwarz und die Straßen sind dunkel, doch sauber. Früher sah das hier noch anders aus. Schmutzig, unsauber. Gesindel trieb sich herum und es war laut. Widerliches Licht glotzte aus den Spelunken. Unsauberkeit und Grässlichkeit überall.
„Stehen bleiben, Hände hoch!“ Ein Sicherheitstrupp hielt mich an. Tapfere Kerle, stattlich. Pflichtbesessen. „An die Wand, du Abschaum!“ Rauer Umgangston, doch das war gut so, Befehlston erhöhte Gehorsam. Einer hielt mir sein Gewehr ans Genick, während der andere in meinen Taschen wühlte bis er schließlich meine Ausweiskarte in der Hand hielt und sie durch einen Scanner jagte. Dann blickte er zu seinem Partner. „Entschuldigung, Aufseher. Wir haben sie nicht erkannt!“ Sie standen stramm. So eindrucksvoll, so stolz und doch ergeben. Wie könnte ich ihnen böse sein? „Schon gut, Schon gut! Ihr habt eure Arbeit beispielhaft geleistet.“ Sie salutierten. „Danke, Sir! Einen guten Abend, Sir!“
Sie gingen davon. Was trieb ich mich auch nachts herum? Nachts, wo jeder anständige Mensch schlief. Es war ja nicht so, als ob ich keinen Grund gehabt hätte hier lang zu gehen. Doch der Umweg wäre unnötig gewesen. Ich aber wollte hier her kommen. Wollte die Figur sehen. Am Tage war sie stets so beleuchtet, wirkte so fröhlich, ekelhaft. Doch Nachts: Ihre toten Augen waren die Augen des Volkes. Gehorsam, tüchtig. Ohne Träume. Die Träume hatte die Regierung abgeschafft. Nein, Nein. Nicht das Träumen bei Nacht. Sie hatten abgeschafft, dass die Menschen sich nach unrealistischen Ideen sehnten während Arbeit zu tun war. Diese Figur hatte keine Träume mehr, ihr steinernes Antlitz war die Verkörperung meiner Ziele.
Nur wenige geiferten noch nach den utopischen Vorstellungen von Freiheit und Zukunft. Diese verblendeten Idioten! Das Schaffen für das Volk war der Zweck der Menschen, nicht frei zu sein oder einer Sache nachzueifern, die es eh nie geben würde.
Die Freiheit hatten wir mit den Träumen abgeschafft. Wäre ja noch schöner wenn wir die eine Idiotie abschafften um dann die andere zu unterstützen.
Wie komm’ ich überhaupt drauf’? Ach ja, ich war unterwegs zu einem Verhör. Einer dieser Freiheitsspinner. Ihre Parolen, die sie überall in der Stadt an die Häuser kritzelten verschandelten das Stadtbild. Es war Zeit, diese Brut zu vernichten. Und er wusste es, er wusste wie.
Der Sicherheitsmensch salutierte mir. Stattlich. In meinem Büro ging ich die Memos durch. Meine Sekretärin streckte ihren Kopf in meinen Raum. „Herr Aufseher, der Gefangene ist nun bereit zum Verhör. Sie können sofort kommen.“

So ein Abschaum! Nicht nur, dass er seine widerlichen Ansichten verbreitete, er saß auch noch da, wie ein Schluck Wasser und konnte kaum noch einen geraden Satz sprechen. Ich hatte alles gemacht wie aus dem Lehrbuch. Allein saß er auf einem unbequemen Stuhl in einem dunklen Raum und ein Scheinwerfer direkt auf ihn. Mein Lehrer wäre stolz gewesen.
„Na?“ sagte ich lang gezogen zu dem Mann. „Wo haben wir denn unser Versteck?“ Er spuckte Blut, genau auf den Boden. Ekelhaft. Das wird der sauber machen. „Na? Sprich schon!“ ich fasste in seine Haare und zog den Kopf hoch, so dass er mir ins Gesicht sehen musste. Die Spezialisten der Überredung hatten wirklich gute Arbeit geleistet.
„Freiheit- für eine bessere Zukunft.“ Hauchte er- die Arbeit war wohl doch nicht so gut gewesen. „Hör mal, mein Sohn!“ sagte ich scheißfreundlich „Wenn du jetzt gestehst und uns alles sagst, dann bist du frei. Kannst da raus gehen. Aus der Tür. Wirst’ wieder ein guter Staatsbürger. Produktiv, freundlich, gehorsam.“ Mitleid sprach nun aus meinen Augen. „Aber wenn du es nicht tust. Dann müssen wir dich hier behalten. Dich schlagen, weißt du? Weiter schlagen. Möchtest du das?“ Er erhob seine schwache Stimme, doch viel zu laut. „Wir werden siegen! Die Zukunft ist unser. Die Geschichte wird uns Recht geben.“ So ein verkommenes Subjekt! „Hör mal: Es ist ganz einfach. Du sagst uns wo wir deine Leute finden. Sie werden dann von uns eingefangen, schön in Gefängnisse gesteckt. Da geht’s ihnen gut. Etwas leichte Arbeit- nur damit sie nicht abstumpfen, jeden Tag gutes Essen. Und sobald sie wieder Gesellschaftsfähig sind, können sie nach hause gehen. Nach Hause! Da willst du doch auch hin?“ Das Widerstandsvermögen war beeindruckend. Fast tat es mir leid, dass er auf der Seite des Feindes stand. „Ihr werdet alle vergehen, und wir werden siegen. Wir siegen... siegen... für die Freiheit.“ Ich musste andere Geschütze auffahren. „Nun gut. Aus dir kriegen wir wohl wirklich nichts heraus. Vielleicht weiß... deine kleine Schwester ja etwas von dem Versteck deiner Kumpanen.“ „Nein!“ rief er mit mehr Kraft als ich ihm noch zugetraut hätte. „Nein! Sie weiß nichts, weiß nichts!“ Ich grinste, ich hatte ihn wo ich ihn haben wollte. „Das werden wir nach einem Verhör schon erfahren.“ Ich wandte mich zum gehen, öffnete die Tür. „Sie werden einem Gefängnis übergeben. Die Tortur hier hat ein E...“ doch er fiel mir ins Wort. „Ein verfallenes Lagerhaus! In der Altstadt!“ Ich lachte laut. „Danke, Gute Entscheidung.“ Doch er schüttelte den Kopf. „Ihr kriegt uns nie. Egal wie viel ihr von uns habt. Es wird immer Neue geben.“ Soll er nur reden. „Macht ihn weg!“ befahl ich den Wachen still. Hinter mir hörte ich seine erbärmlichen Hilferufe. Der lag hinter mir.

Ein altes Lagerhaus. Klassisch. In der Militärabteilung war ich blitzschnell mit dem Militärattaché verbunden. „Lassen sie die gesamte Altstadt umzingeln.“ Empfahl ich ihm. Meine Empfehlungen an den Militärattaché waren nichts weiter als Befehle. Aber um seine eigene Position im Staat und vor dem Volk zu behaupten waren es offiziell nur Bitten. Ich selbst machte mich zu einem persönlichen Treffen mit ihm auf.
Die Garnison schlief in der Kathedrale. So hatten wir für das alte, nutzlose Gemäuer schließlich doch noch eine Verwendung gefunden. Der Attaché war wie immer behängt mit allerlei Lametta- Orden für das Niederschlagen von Aufständen oder anderen Unwichtigkeiten. Es tat ihm gut, das erhielt seine Loyalität, eigentlich hatte er keinen einzigen seiner Orden wirklich verdient. Im fahlen Licht einer Straßenlaterne baute er sich vor mir auf. Er war wie immer von zwei stattlichen Leibwachen flankiert. Er wirkte wie immer mopsig und ungeschickt. Das trübe Licht erhellte ein wenig sein fieses, breites Gesicht und das miese Grinsen, das er immer bekam wenn er einen Sturm befehlen durfte. Was dieser Mann eigentlich brauchte, das war ein richtiger Krieg. Aber mit den Kriegen war es ja leider schon seit längerer Zeit vorbei.
„Die gesamte Altstadt ist umstellt. Wir haben Straßensperren und Schützen an jeder Ecke. Wir haben Späher ausgeschickt und sie bestätigen die Präsenz verdächtiger Objekte im Gebäude.“ Meldete er stolz. Offiziell informierte er mich nur aber er und ich wussten, dass er mir eigentlich einen Lagebericht gab damit ich ihm „empfehlen“ konnte.
Auf der Uhr war es gleich halb zwei. In weniger als vier Stunden müsste dies über die Bühne sein. „Sie haben freie Hand.“ Sagte ich ruhig und seine Augen glänzten sadistisch. „Bringen sie mir ein paar Überlebende als Gefangene- nicht gerade die stärksten. Eher die Schwächeren. Und was ihre Freiheitshetze anbetrifft- bringen sie mir ihre Propaganda.
Wie immer ging alles unnötig laut und blutig über die Bühne. Aus den Fenstern des Hauses quoll Blut und benetzte die Straße. Aber eines musste ich dem Mops lassen: Er war schnell. Nach einer Stunde knieten zwanzig der Freiheitskämpfer auf dem Boden vor mir. Weitere fünf lagen tot auf einem Haufen daneben. Ich ging an ihnen vorbei. Sie hatten Blut im Gesicht, einige gebrochene Nasen, andere wimmerten. Ich suchte mir die drei Stärksten aus. „Hinrichten.“ Befahl ich ruhig und drei Schüsse zeigten den siebzehn Lebenden, dass man mit mir nicht Spaßen konnte.
Na ja, eigentlich konnte man mit mir Spaßen. Bei einer guten Tasse Kaffee, in gediegenem Ambiente. Aber nicht wenn man ein blutiger, gefangener Staatsfeind war.
Anschließend suchte ich mir die fünf Schwächsten und lies hinter jeden von ihnen einen tapferen Gewehrlauf platzieren das einen Soldaten am Abzug hielt und darauf wartete ihn abzufeuern. „Möchte einer von den Herren, denen gerade kalt der Stahl im Nacken liegt vortreten, sich beim Staate entschuldigen und um sein Leben bitten? Alles gestehen und uns den Aufenthalt weiterer Rebellen nennen? So solle er jetzt vortreten oder er wird sich für immer wünschen nicht geschwiegen zu haben.“
Einer sah so aus als wollte er etwas sagen, wurde aber von den Blicken der anderen zurückgehalten. Pech für ihn. Nein, ich hätte den nicht wirklich freigelassen, aber ich hätte ihn schnell und schmerzarm getötet, ich verspreche es.
„Gut. Bringt diese Männer in die Verhörräume.“ Die Schwachen wurden abgeführt. Die restlichen zwölf waren nun dran. „Diese da sollen das Haus reinigen. Und zwar vor Sonnenaufgang.“ Das sagte ich laut und dann leise zum Attaché: „Und anschließend sollen sie ein Grab für ihre Kameraden und sich selbst graben.“
Ich überließ das nun dem dicken Militär. Ich wusste, dass er seine Arbeit mit Motivation und Enthusiasmus durchführen würde. Aus Gründen der Ehrlichkeit möchte ich hier vorschlagen, das Wort „Motivation“ durch „Sadismus“ und „Enthusiasmus“ durch „enorm starke Brutalität“ zu ersetzen. Die Spezialisten der Überredung hatten großen Spaß an ihrem neuen Spielzeug. Zwei starben noch während der Folter. Sagte ich Folter? Ich meinte Überzeugung. Na gut ich meinte Folter. Aber Überzeugung hört sich besser an.
Nach den Verhören ging ich nach Hause. Durch den Tag. Ich hasste den Tag. Widerlich. Soviel Licht und Fröhlichkeit und Menschen. Ja, ja: Produktive Staatsbürger. Hinter jedem versteckte sich ein kleiner Rebell der unsere schöne neue Weltordnung zerstören wollte.
Es stellte sich heraus, dass die Freiheitler geplant hatten an die Wände der U-Bahn zu schreiben: „Der Staat ist Scheiße“ Eine wenig subtile Botschaft die aber auch so deutlich ihre Einstellung zum Staate darstellte. Wer hatte denn für ihre Schulbildung gesorgt? Wer hatte ihren Müttern denn Krankenhäuser gegeben als sie geboren wurden? Genau! Der Staat. Und nun rebellierten sie. Weil wir sie angeblich unterdrücken würden! Das Ei hält sich auch nicht für gescheiter als die nützliche Henne in der es gesteckt hatte.

Am nächsten Tag ging ich die Memos durch. Meine Sekretärin hatte sie vorbereitet. Manchmal glaubte ich, sie sei die einzige gründliche und fähige Person der Welt. Ohne sie wäre mein Arbeitsbeginn eine Katastrophe. Darum entschuldigte ich ihr ihre fehlgeleiteten Ideen und Fragen die sie manchmal hatte.
„Sie haben gestern Nacht dieses Lagerhaus hochgenommen, nicht wahr?“ Fragte sie mich, in der Tür stehend. Ihre Stimme hatte etwas beruhigendes, etwas dass ich mochte. „Ja.“ Antwortete ich knapp und sah auf. Ihre langen Beine, das hübsche Gesicht und wie adrett sie immer gekleidet war. Irgendwie dachte ich manchmal darüber nach wie es wäre sie zu heiraten. Dann verwarf ich das. Ein perverser Gedanke. Ich vertrieb ihn mit Überlegungen sie eines Tages für ihre Frechheiten in tausend Stücke hacken zu lassen und diese als Gulasch zu verspeisen.
„Und sie haben wie viele festgenommen?“ fragte sie besorgt. „Keinen. Wurden alle im Kampf getötet.“ Antwortete ich ruhig. „Nein.“ Widersprach sie. „Das steht in der Zeitung. Was ist die Wahrheit?“ Ach die Wahrheit. Die Wahrheit war so ein Zweischneidiges Schwert. Eigentlich war es eher ein Gewehr dessen Lauf in beide Richtungen zeigte, so dass man nie wusste wer Ziel und wer Schütze war.
„Zwanzig.“ Antwortete ich schließlich knapp. „Und sie haben alle getötet?“ fragte sie mit verstörtem Blick. Was war nur los mit ihr? Wie konnte sie überhaupt den Job beim Ministerium bekommen? „Nein. Nicht selbst. Und nicht sofort. Die drei stärksten ließ ich sofort erschießen um die anderen einzuschüchtern. Zwölf von ihnen mussten das Haus sauber schrubben und ihr Grab schaufeln und wurden dann getötet. Ich gab nicht mal den Schussbefehl. Die restlichen fünf starben vor nach oder während der Verhöre. Also unter Folter. Einer ist glaube ich verblutet weil einer der Spezialisten nicht aufgepasst hatte. Und der andere erlitt eine kritische Wunde als sie ihm irgendwas rausgerissen haben. Den Darm oder so was.“ Sie hatte den letzten Satz nicht mal gehört, ist kreidebleich geworden und auf die Toilette gerannt. Da hat sie gekotzt.
Klar ist das ekelig. Darum sagen wir dem Volk so was ja nicht. Aber sie arbeitete hier. Daran sollte sie sich gewöhnt haben. Später am Tag fragte sie. „War das alles nötig? All die Menschen!“ All die Menschen! „Wir haben Millionen vor denen bewahrt. Ist doch ein gutes Opfer. Zwanzig für Millionen.“ In solchen Momenten sah sie so aus als würde sie mich hassen und drehte sich zu ihrer Arbeit. Aber das konnte nicht sein. Sie liebte mich. Das tat jeder der mit mir arbeitete.

Zurück zu den Schmierern: Ich ließ die U-Bahn umstellen. Die Schützen hatten sich in Häusern versteckt. Ich lies vorsorglich das Feuer eröffnen als sich eine Gruppe Freiheitskämpfer an den Wänden zu schaffen machte. Blut klebte an meinen Schuhen als ich nach dem kurzen Feuergefecht auf die Durchlöcherten zuging. Es waren noch Kinder. Gut, dass wir sie tilgten bevor sie selbst Kinder in die Welt setzten. Fünf Tote.

Am nächsten Tag kam ich wieder in mein Büro und meine Sekretärin stand auf, kaum das ich im Raum war. „Fünf.“ Beantwortete ich vorsorglich ihre Frage. „Und diesmal sind alle im Kampf gestorben.“ Ihr Blick war irgendwie sehr leer. Wenn ich den Grund wüsste könnte mich das vielleicht freuen. Vielleicht hatte sie erkannt wie der Staat funktionieren musste und sich darauf besonnen so leer zu sein wie jeder Bürger. Und doch beängstigte es mich.
Nun ja, ich sage beängstigen. Aber nichts konnte mich wirklich beängstigen. „Sie haben sie alle getötet.“ Flüsterte sie. „Sie haben nichts getan. Und es waren Kinder.“ Und dann hob sie den rechten Arm. Und darin hielt sie eine Pistole. Keine besonders gute, auch ein älteres Modell. „Wissen sie wen sie da getötet haben?“ Fragte sie und Tränen liefen ihr in die Augen. Frauen: Unfähig fünf Minuten ihre Gefühle im Zaum zu halten.
„Abschaum. Sogenannte Freiheitskämpfer.“ Sagte ich ruhig. „Meinen Sohn!“ schrie sie und die Waffe bebte in ihrer Hand. „Ach so.“ erkannte ich und nickte. „Deshalb sind sie jetzt etwas- Wie soll ich sagen- Aufgebracht.“ Sie zitterte, die Hand am Abzug.
„Na drücken sie ab!“ ermunterte ich sie. Aber sie drückte nicht. Sie zitterte nur. „Sie haben gar nicht den Mumm abzudrücken.“ Eröffnete ich und machte einen Schritt auf sie zu. Sie versuchte das Zittern kurz zu unterdrücken, als Zeichen ihrer Entschlossenheit. Aber sie war nicht besonders entschlossen. Ich ging auf sie zu und nahm ihr die Waffe aus der Hand. Das war Entschlossenheit. „Sehen sie.“ Sagte ich. „Sie haben gar nicht die Entschlossenheit einen Menschen zu töten. Nicht mal für ihre Sache. Sie sind doch eine von den Freiheitskämpfern.“ Sie antwortete nicht. „Wahrscheinlich erst seit heute.“ Sie nickte schwach.
„Wissen sie, warum die Freiheitskämpfer nie siegen werden? Weil sie nicht Entschlossen sind. Sie sind entweder chaotische Terroristen, bereit für ihre Sache zu töten. Oder sie sind schwache, friedliche Kämpfer, bereit für ihre Sache zu sterben. Aber zum Sieg, meine Liebe, brauchen sie beides.“ Ich hielt mir die Waffe an den Kopf. „Sie brauchen Opferbereitschaft und die Fähigkeit zu töten. Ich demonstriere das mal.“
Ich drückte ab. Mit schwindendem Augenlicht sah ich ihr Entsetzen als ich fiel, sah an ihren Beinen vorbei und landete mit den Augen auf ihren Schuhen. Nun war mein Teppich voller Blut und Gehirn. Da hatte ich nicht dran gedacht. Aber für die Sache muss man manchmal Opfer bringen.

(Falls jemand einen Vorschlag für eine "passendere" Rubrik hat nur Raus damit.)

 

Hallo Paul,

so, im dritten Anlauf habe ich Deine Geschichte endlich komplett gelesen, vorher war ich ständig abgelenkt worden. Deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen, und ich erkläre auch gerne, warum.

Dein Stil geht stark Richtung Innerer Monolog, und durch gelegentliche abgehackte Sprechweise und Wortwiederholungen bringst Du viele Akzente, die sowohl den Protagonisten als auch seine Welt treffend charakterisieren, so dass Du nur ein paar Sätze lang explizite Erklärungen absondern musst - "Die Träume hatte die Regierung abgeschafft" und die folgenden Sätze - worauf man sogar hätte verzichten können, wie ich finde, da es durch die Handlung klar wird.

Ein großer Pluspunkt ist, dass Du kompromisslos zu Werke gehst. Alles andere wäre dem Protagonisten nicht angemessen gewesen.

Zwischendurch habe ich aber einen Hänger erlebt. Da war es eine ziemlich gewöhnliche Erzählung über ein bekanntes Thema - Gestapo, Milizen, die Separatisten abschlachten, das ist nicht neu, und auch die damit zusammen hängenden Dinge wie Sadismus, Härte, Grausamkeiten, Machtspiele, Folter schaffen es heutzutage nicht einmal mehr in die Tagesschau, denn sie sind alltäglich (in vielen Ländern der Erde). Aber vielleicht sollte man sie gerade deshalb thematisieren.

Das Ende war wiederum überzeugend und ebenfalls konsequent, wenngleich bizarr - aber in der Geschichte gut aufgehoben, so dass sich der Kreis (zum Titel und den toten Augen der Statue) schließt. Opferbereitschaft, die so weit geht, selbige zu demonstrieren - eine bemerkenswerte Überspitzung und nach meinem Gefühl ein Plädoyer für die persönliche Freiheit, weil die blinde Gefolgschaft (für eine Sache oder eine Person) früher oder später zum eigenen Ende führt.

Fazit: Sprachlich sehr gut, inhaltlich konsequent und absolut gehaltvoll.

:thumbsup:

Uwe
:cool:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Paul und herzlich willkommen auf der Seite.

Ich kann mich dem Lob meines Vorredners nicht so ganz anschließen, obwohl mir der Inhalt ganz gut gefallen hat. Sprachlich allerdings bin ich einige Male in der Geschichte gestolpert. Auch was die Rechtschreibung betrifft, sollte der Text nochmal überarbeitet werden und es fehlen ca 30 Kommata.
Manchen Lesern macht das nicht so viel bis wenig oder gar nichts aus, mir dagegen schon.

Im Detail:

Die große Statue am Brunnen des ehemaligen Marktplatzes. Ihre Augen leblos, tot ihr Blick.
Die ersten beiden Sätze klangen für mich eher wie der Beginn eines Gedichtes aufgrund ihrer Unvollständigkeit. Vor allem der zweite Satz ... damit kann ich nichts anfangen. Sicher gefällt dieser abgehackte Stil vielen Lesern - ich gehöre nicht dazu, mir graust es eher. ;-)
Schon eine etwas andere Satzstellung würde mir besser gefallen: "Ihre Augen leblos, ihr Blick (wie) tot".
die Straßen sind dunkel, doch sauber.
Inwiefern liegt gewöhnlich ein Widerspruch zwischen dem "dunkel" und dem "sauber", so dass es betont werden muss, dass es hier keinen gibt? Wenn Straßen dunkel sind heißt das für mich noch lange nicht automatisch, das sie nicht sauber sind. Hat für mich nichts miteinander zu tun.
Widerliches Licht glotzte aus den Spelunken.
Was ist "widerliches Licht", wie habe ich mir das vorzustellen? Ist es schummrig und zwielichtig, oder eher grell und daher abstoßen? Alleine mit "widerlich" kann ich nichts anfangen.
Früher sah das hier noch anders aus. Schmutzig, unsauber.
Da "unsauber" scheint mir redundant zu sein. Wenn etwas schmutzig ist, dann ist es gleichzeitg auch unsauber - eh klar.
Dann blickte er zu seinem Partner. "Entschuldigung, Aufseher. Wir haben sie nicht erkannt!"
1. -> "Sie"
2. Liest sich missverständlich: Der Mann sieht seinen Partner an und spricht dabei mit dem Aufseher? Warum sieht er nicht den Angesprochenen an? So musste ich erst kurz überlegen, wer mit wem redet.
Ihr habt Eure Arbeit
Es gibt noch einige andere Stellen im Text, wo die Anrede fälschlicherweise klein geschrieben ist.
Am Tage war sie stets so beleuchtet,
Klingt unvollständig. Worauf bezieht sich das "so"? So stark?
und ein Scheinwerfer direkt auf ihn.
Siehe oben. Besser gefiele mir: ".. direkt auf ihn gerichtete", oder so.
ich fasste in seine Haare
-> "Ich"
Die Spezialisten der Überredung hatten wirklich gute Arbeit geleistet.
Warum? Weil der Gefangene, dem er den Kopf hochzieht, gezwungenermaßen ins Gesicht sieht? Das würde er doch auch tun, wenn keine "gute Arbeit" geleistet würde, oder nicht? :confused:
"Freiheit- für eine bessere Zukunft." Hauchte er
-> "... für eine bessere Zukunft", hauchte er
Sieh Dir bitte hier nochmal die Regeln für die Gestaltung der wörtlichen Rede an, die machst Du nämlich durchgehend verkehrt.
sagte ich scheißfreundlich
hm - Fäkalsprache passt zwar zu dem Tenor der Geschichte, aber ich kann mir unter "scheißfreundlich" nicht viel vorstellen. Bin da wohl zu unbewandert ... ;-)
Heißt das soviel wie "übertrieben freundlich"?
Egal wie viel ihr von uns habt.
Du meinst wohl: "egal wie viele" sie von ihnen haben, oder? Sonst klingt es missverständlich.
Hinter mir hörte ich seine erbärmlichen Hilferufe. Der lag hinter mir.
Unschöne Wortwiederholung.
Der Attaché war wie immer behängt mit allerlei Lametta- Orden
Ungünstige Satzstellung. Besser (in _meinen_ Augen): " ... war wie immer mit allerleih [...] behängt."
Es tat ihm gut, das erhielt seine Loyalität, eigentlich hatte er keinen einzigen seiner Orden wirklich verdient.
Zu verwirrend. Ab "eigentlich" sollte ein neuer Satz beginnen, denn sonst liest man alles in einem und der Widerspruch kommt nicht deutlich genug heraus. Die ersten zwei Bemerkungen gehen ja mit der dritten nicht konform - der Gegensatz geht unter.
Aus den Fenstern des Hauses quoll Blut und benetzte die Straße.
Ein paradoxes Bild: Unter "hervorquellendem Blut" stelle ich mir wahre Sturzbäche vor, die durch die Fensterritzen nach draußen fließen. Unter "benetzen" dagegen ein paar spärliche Tropfen, die heruntertröppeln.
Btw, das "hervorquellen" erscheint mir auch übertrieben gewählt.
und lies hinter jeden von ihnen einen tapferen Gewehrlauf platzieren das einen Soldaten am Abzug hielt und darauf wartete ihn abzufeuern.
1. -> "ließ
2. Wie kann ein Gewehrlauf "tapfer" sein? Gibt es auch feige Gewehrläufe? :confused:
3. Der Bezug ist mir nicht ganz klar in dem Satz: Wer oder was ist mit "das" gemeint? Müsste es nicht heißen: "... Gewehrlauf platzieren, den ein Soldat am Abzug hielt"?
Irgendwie steige ich da grad nicht durch ...
Ihre Stimme hatte etwas beruhigendes, etwas dass ich mochte.
und meine Sekretärin stand auf, kaum das ich
-> "kaum, dass
Weil sie nicht Entschlossen sind.
-> "entschlossen"

Gegen Ende gefällt mir Deine Story besser, dafielen mir auch weniger sprachliche Unschönheiten auf.
SF ist mM nach absolut die richtige Rubrik - das reizvolle ist ja gerade, dass man nicht genau weiß in welcher Zeit es spielt. Das finde ich erschreckender, als wenn es eine Jahreszahl gäbe.

Ginny

 

Hallo

Als erstes danke für die Kritik.
Was Rechtschreibung und Kommasetzung angeht muss ich dir recht geben. Dennoch erlaube mir einige Dinge "klarzustellen"

Geschrieben von Ginny-Rose
Hallo Paul und herzlich willkommen auf der Seite.

Was ist "widerliches Licht", wie habe ich mir das vorzustellen? Ist es schummrig und zwielichtig, oder eher grell und daher abstoßen? Alleine mit "widerlich" kann ich nichts anfangen.


Das widerlich bezieht sich auf die Meinung des Erzählers. Immer die Meinung des Erzählers. Er findet Licht widerlich. Darum sagt er widerliches Licht.


hm - Fäkalsprache passt zwar zu dem Tenor der Geschichte, aber ich kann mir unter "scheißfreundlich" nicht viel vorstellen. Bin da wohl zu unbewandert ... ;-)

Das hat eine Spezielle Bewandnis. In einem Lied von Ulrich Roski wird er abgeführt weil man denkt er ist ein Spion. Da kommt die Textzeile vor:
---
"Streuender Pudel und verdächt'ge Person"
Der Major sagt scheissfreundlich:
"Nimm Platz mein Sohn"
---
Jetzt weißt du wo ichs her habe. ;)


2. Wie kann ein Gewehrlauf "tapfer" sein? Gibt es auch feige Gewehrläufe? :confused:
3. Der Bezug ist mir nicht ganz klar in dem Satz: Wer oder was ist mit "das" gemeint? Müsste es nicht heißen: "... Gewehrlauf platzieren, den ein Soldat am Abzug hielt"?
Irgendwie steige ich da grad nicht durch ...
Der Soldat ist eine feige Sau. Tapfer ist das Gewehr. Und nicht der Soldat hat die Macht über das Gewehr, sondern das Gewehr Macht über den Soldaten.
Verstanden?


Das wollte ich klären.
Die restlichen Kritikpunkte werde ich bei einer Bearbeitung berücksichtigen, danke dafür.

Gruß
Paul

 

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