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Opas Bett - er kommt, wenn du schläfst

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07.05.2012
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Opas Bett - er kommt, wenn du schläfst

Lucys Großvater starb am dreizehnten Oktober im Alter von 63 Jahren.

Davon abgesehen war es ein fantastischer Tag. Die Sonne strahlte mit aller ihr vom Herbst gestatteten Kraft, die Luft war kristallklar und keine Wolke trübte den stahlblauen Himmel. Die bunten Blätter leuchteten an den Bäumen oder lagen zu kleinen, raschelnden Haufen zusammengekehrt auf dem Gehsteig. Die Menschen flanierten gelassen durch die Straßen und verabschiedeten sich in Gedanken vom Sommer.



Lucy schnaufte die brüchigen Treppen des Reihenhauses hinauf, in dem ihr Großvater gelebt hatte. Sie war dreizehn Jahre alt, hatte flachsblondes Haar, das zu einem Pferdeschwanz gebunden war, einen schlanken, zierlichen Körper mit langen, dünnen Beinen. Sie trug einen Pullover und darüber eine ärmellose Weste, Jeans und Turnschuhe. Lucy hatte vor ein paar Tagen von ihrer Mutter erfahren, dass Opa gestorben war. Die Nachricht hatte keine Gefühle in Lucy ausgelöst, denn ihre Beziehung zu ihrem Großvater war nie besonders liebevoll gewesen. Sie konnte an einer Hand abzählen, wie oft sie ihn gesehen hatte.
 Auf Opas Beerdigung war Lucy nicht dabei, aber heute sollte sie dafür mit in seine Wohnung fahren, um zu schauen, ob es irgendetwas gab, das sie oder ihre Familie noch gebrauchen könnten.


Opas Wohnung lag im obersten Stock. Es gab keinen Fahrstuhl, so dass man die Treppen nehmen musste. Das war wohl auch der Grund für Großvaters Tod. Die Ärzte sagten, er hätte scheinbar auf dem Treppenabsatz einen Herzinfarkt erlitten, wo ihn die Nachbarn tot aufgefunden hatten. Als Lucy die letzten Stufen des düsteren Treppenhauses erklommen hatte, pochte auch ihr Herz laut in der Brust, und sie fragte sich, wie sich ein Herzinfarkt wohl anfühlen mochte. Die Tür zur Wohnung stand offen, und Onkel Josef lungerte davor herum und rauchte eine Zigarette. Er strich Lucy mit der Hand über den Kopf und Ascheflocken seiner Zigarette rieselten herab. Onkel Josefs Zähne und seine Finger waren bereits ganz gelb von all dem Nikotin, und sein Lachen endete immer in einem geräuschvollen, schleimigen Husten. Genau wie bei Opa, dachte sich Lucy. Seine fette Frau, Tante Klara, stand breitbeinig in der Wohnung und markierte verschiedene Gegenstände mit gelben Zetteln. Scheinbar deklarierte sie diese für sich. Klara schwitzte furchtbar, was eindeutig an den großen, dunklen Flecken unter ihren wulstigen Armen zu sehen war. Außerdem tupfte sie ihr teigiges Gesicht mit einem Tuch ab, das auch schon ganz nass war.
„Ich habe nie verstanden, was Josef an dieser schrecklichen Wachtel findet“, hatte Mutter mal zu Lucys Vater gesagt, als sie beim Mittagessen saßen. Klara umarmte Lucy. Sie wurde in das wabbelige Fleisch gedrückt und eine Übelkeit stieg in ihr hoch.

„Die Objekte mit den gelben Zetteln nehme ich mit“, betonte Klara nachdrücklich mit ihrer piepsigen Stimme, die Lucy immer besonders lustig fand. Die Stimme passte so gar nicht zu dem massigen Körper. „Und Josef hat seine Sachen mit blauen Zetteln markiert. Aber alles andere ist noch zu haben.“
Lucy zwängte sich an Klara vorbei und roch dabei ihren ekelerregenden Schweißgeruch.
Sie schlenderte neugierig durch die Wohnung, betrachtete die alten Dielen, die blass und abgetreten aussahen. Wie oft war Opa sie wohl in seinem Leben auf- und abgelaufen? 

Opas Wohnung war nicht groß. Ein Wohnzimmer mit Essecke, ein Schlafzimmer, eine Küche und ein kleines Bad. Vom Wohnzimmer führte ein Balkon hinaus zur Straße. Die Gardinen waren vergilbt, die Tapete abgenutzt und der alte Esstisch gezeichnet von vielen Kanten und Macken. Ein abgewetzter Teppich ging auf dem Dielenboden dahin. Überall klebten gelbe oder blaue Zettel, und Lucy spazierte weiter ins Schlafzimmer.
Das warme Licht der Sonne fiel durch das schmutzige Fenster direkt auf Opas großes, altes Holzbett. Es war ein schweres Bett aus massivem Eichenholz und wirkte überdimensioniert in dem kleinen Zimmer. Man hatte kaum noch Platz, sich zu bewegen. Lucy kletterte hinauf, der Geruch nach Mottenkugeln stieg ihr in die Nase. Aber die Matratze war wider Erwarten erstaunlich weich und bequem. Nur die Federn quietschten leidend, als Lucy auf dem Bett zu hüpfen begann. Staubpartikel wurden in die Luft geschleudert und wirbelten durch das Sonnenlicht.

„Schau, Mama, auf dem Bett klebt noch kein Zettel, das können wir haben“, rief Lucy, als ihre Mutter in das Zimmer kam. Auf Mutters Gesicht zeigte sich für den Bruchteil einer Sekunde ein angewiderter Ausdruck, den Lucy aber nicht interpretieren konnte.

„Ich glaube nicht, dass wir so ein riesiges Bett bei uns gebrauchen können“, wehrte die Mutter ab.

„Ach bitte, Mama. Das Bett ist so gemütlich. Und meins ist mir schon viel zu klein. Bitte, bitte, bitte, bitte.“

„Das ist doch viel zu schwer für uns. Das können wir niemals transportieren“, argumentierte die Mutter.

„Ach, das mach ich euch“, rief Onkel Josef aus dem Badezimmer.

„Ich hab mein' Werkzeugkasten dabei und unten steht mein Lieferwagen. Ich bau‘s euch sogar auf. Das ist gar kein Problem.“

„Aber wir brauchen -“, wollte die Mutter wieder ansetzen.

„Jetzt red‘ nicht, sondern mach der Kleinen doch 'ne Freude“, meinte Onkel Josef großzügig und kam ins Zimmer. Lucys Mutter ließ die Schultern hängen. Es war ihr nicht recht, aber sie hatte scheinbar keine Kraft, sich gegen ihrer Bruder durchzusetzen. Also nickte sie nur und Lucy jubelte.


Ein paar Stunden später hatte Onkel Josef das Bett in Lucys Zimmer aufgebaut. Tiefe Kerben und Ritzereien, durch die Zeit stumpf gerieben, zogen sich über das dunkelbraune, fast schwarze Holz. Auch hier in Lucys Zimmer wirkte das wuchtige Bett deplatziert. Es nahm fast die Hälfte des Raumes ein. Am anderen Ende, unter dem Fenster, standen der Schreibtisch und daneben der Kleiderschrank und die Spielzeugkiste. Ein Teppich mit bunten Kreisen lag auf dem Boden, und das Spielzeug war kreuz und quer darauf verteilt. Lucy schnappte sich ein Buch und warf sich sofort gutgelaunt auf ihr neues Bett. Onkel Josef hatte ihr noch eine Nachttischlampe an das Gestell montiert und war dann wieder nach Hause gefahren. Lucy lag ausgestreckt auf dem Rücken, das Kopfkissen unter den Kopf geschoben, und las. Als ihre Mutter später ins Zimmer kam, bemerkte Lucy, dass etwas nicht stimmte. Ihre Mutter hielt sich von dem Bett fern. Sie betrachtete es misstrauisch wie ein verschrecktes Tier. Als Lucy fragte, lächelte sie nur kopfschüttelnd und verließ wieder das Zimmer.

Der letzte schöne Tag des Jahres verstrich wie jeder andere Tag auch. Die Sonne versank früh hinter den Häusern und tauchte den Himmel in atemberaubende Farben. Lucy bekam davon allerdings nichts mit. Sie saß neben ihrer Mutter auf dem Sofa und sah fern. Da hörte sie den Schlüssel im Schloss der Haustür. Ihr Vater kam nach Hause, und Lucy stürmte zur Tür, um ihn zu begrüßen. Er arbeitete in einer Spedition und kam meist recht spät nach Hause.

„Papa, Papa. Ich hab ein neues Bett“, rief Lucy aufgeregt.

„Was? War der Weihnachtsmann etwa schon da?“, fragte er und kreuzte seinen Blick mit der Mutter.

„Nein. Das ist das alte Bett von Opa. Wir waren heute in seiner Wohnung, und Onkel Josef hat uns geholfen, es nach Hause zu tragen. Bringst du mich ins Bett und erzählst mir noch eine Geschichte?“

„Aber klar. Du kannst dich ja schonmal waschen gehen und ich leg noch meine Tasche ab. Dann komme ich gleich zu dir.“
Lucy rannte begeistert ins Badezimmer. Sie wusch sich schnell und zog ihren Schlafanzug an. Als sie die Tür ihres Zimmers aufstieß, wehte ihr ein eiskalter Windhauch entgegen, so dass sie sofort eine Gänsehaut bekam. Das Zimmer lag im Halbdunkel und das Fenster stand offen. Das erste, das sie sah, war Opas Bett. Angeschienen vom Licht des Flurs, warf es schwarze, unheimliche Schatten an die Wand. Es wirkte nun gar nicht mehr so einladend wie noch am Vormittag in Opas Wohnung. Schnell knipste Lucy das Licht an, um die Schatten zu vertreiben. Dann schloss sie das Fenster, zog die Vorhänge zu und kroch ins Bett. Die Federn quietschten. Da kam auch schon ihr Vater herein und staunte nicht schlecht über das große Bett.

„Da findet man dich ja gar nicht mehr“, scherzte er und setzte sich auf die Bettkante. Der Holzrahmen knackte unter seinem Gewicht. Dann griff er nach dem Buch und begann, eine Geschichte vorzulesen.

Mitten in der Nacht erwachte Lucy durch ein Geräusch. Müde blinzelten ihre Augen, und die Erinnerungsfetzen an Traumbilder verflüchtigten sich rasch. Das Quietschen der rostigen Bettfedern holte sie in die Realität. Etwas stimmte nicht. Die Tür war geschlossen und das Zimmer lag in totaler Finsternis. Obwohl sich Lucys Augen bereits an die Dunkelheit hätten gewöhnen müssen, sah sie nicht den geringsten Schimmer Licht. Nichtmal unter dem Türrahmen oder durch das Fenster. Lucy fröstelte, und eine Gänsehaut breitete sich von ihrem Nacken aus, obwohl sie unter der warmen Decke lag. Ein unbehagliches Gefühl kroch ihren Rücken hinauf und griff mit dürren, unsichtbaren Fingern nach ihr. Die feinen Haare auf ihren Armen und im Genick stellten sich auf.

Mit einem Mal war sie hellwach, aber sie wagte sich nicht zu bewegen. Ihr Herzschlag erhöhte sich und pumpte das Adrenalin durch ihren Körper. Jemand war im Zimmer. Lucy vernahm das Rascheln von Stoff, dann erglomm eine Zigarette in der Schwärze am anderen Ende des Zimmers. Für einen kurzen Augenblick sah Lucy das faltige Gesicht ihres Großvaters in orangegelbes Licht getaucht. Unwirklich schien es in der Luft zu schweben, und dann drehte sich der fliegende Kopf zu ihr und die in dunkle Schatten getauchten Augen starrten Lucy leblos an. Ein schriller Schrei entriss sich ihrer Kehle und weckte ihre Eltern auf. Es folgte das Poltern von Schritten, die den Flur entlangrannten, dann wurde ihre Zimmertür aufgerissen und helles Licht ergoss sich in die schwarzen Schatten und vertrieb sie. Die Mutter schaltete das Licht im Zimmer an und blieb mit weit aufgerissenen Augen stehen. Im Bett ihres Vaters saß ihre total verängstigte Tochter. Leichenblass, die Bettdecke bis zum Hals gezogen.

„Was ist denn passiert, mein Schatz?“, fragte sie besorgt und stürzte zu Lucy. Das Mädchen umklammerte seine Mutter, so fest sie nur konnte, und wollte sie nicht mehr loslassen. Sie drückte so verzweifelt, dass es die Mutter mit der Angst zu tun bekam.

„Was ist denn los …?“, fragte sie abermals. Dann aber hielt sie mitten im Satz inne und legte ihren Kopf leicht in den Nacken. Sie schnupperte, denn ein Geruch kitzelte ihre Nase. Es war der Gestank einer verbrannten Zigarette. Ganz zart, aber unverkennbar hing er in der Luft.

„Hast du geraucht"?“ fragte sie Lucy mit strengem Ton und löste sich aus ihrer Umklammerung.

„N...Nein“, gab Lucy verängstigt zurück und blickte immer wieder in die Ecke des Zimmers, in der sie eben noch die Gestalt ihres Großvaters gesehen hatte.

„Ich hab dir doch gesagt, dass du viel zu jung zum Rauchen bist.“ Die Stimme ihrer Mutter hatte eine distanzierte Härte angenommen. Sie stand auf und öffnete das Fenster. Hier war der Geruch intensiver, und eine unbestimmte Angst überfiel sie. Etwas war aus den Fugen geraten. Tief in ihrem Magen breites sich ein flaues Gefühl aus und schnürte ihr die Luft ab. Sie kannte diesen Duft.
 Es war ein bösartiger Geruch, der Erinnerungen in ihrem Unterbewusstsein aufwühlte, die sie vor Jahrzehnten dort begraben hatte. Ein Schaudern ergriff sie, und ihr Ärger legte sich. Jetzt wieder besorgt um ihre Tochter, setzte sie sich zurück ans Bett.

„Was war denn los?“

„Ich habe Opa gesehen“, flüsterte Lucy leise. Mutters Herz schlug schneller.
 „Er stand da hinten in der Ecke und hat mich beobachtet. Und dabei hat er eine Zigarette geraucht“, fuhr Lucy fort.

„Das war nur ein böser Traum. Opas Tod hat dich sicher aufgewühlt. Du siehst ja, dass hier niemand ist. Alles ist gut.“ Mutters Worte klangen, als wären sie mehr an sie selbst und nicht an Lucy gerichtet.
 Sie nahm ihre Tochter wieder in die Arme und langsam löste sich die Spannung aus dem Körper des Mädchens. Ihre Mutter blieb so lange im Zimmer, bis Lucy wieder eingeschlafen war. Dann deckte sie sie behutsam zu, schloss das Fenster und schaltete das Licht aus. Im Türrahmen drehte sie sich noch einmal um und sah den kleinen Körper ihrer Tochter in diesem großen, dunklen Bett. Und wieder weckte sich das beklemmende Gefühl einer grausamen, verdrängten Erinnerung.

Der nächste Tag begann grau und verregnet.

Über Nacht war ein Tief über die Stadt gezogen und hatte kalte Polarluft mit sich gebracht. Die Kälte zog durch alle Ritzen der Wohnung. Die Mutter drehte die Heizungen auf und kochte Tee. Es war Samstag und die Familie war zu Hause und frühstückte gemeinsam. Die Schrecken der Nacht waren verflogen und Lucy hatte sie schon fast vergessen. Bei Tageslicht verkriechen sich Ängste und Schrecken in den Fugen und Ritzen der Welt. Dort lauern sie. Gierig harren sie auf die nächste Gelegenheit, hervorzuspringen, die Menschen zu packen und sie in den finsteren Abgrund der Furcht zu zerren.


Lucys Vater schlug vor, einen Kinderfilm auszuleihen, und spazierte anschließend mit Lucy zur Videothek, während die Mutter einkaufen ging. Lucy sprang von Pfütze zu Pfütze und lief voraus. Die Videothek war ein Relikt aus den Achtzigerjahren.
In Lucys Viertel hatte sich noch keiner dieser sterilen DVD-Tempel niedergelassen. Die Tür und Fenster zur „Videoworld“ waren mit großen Filmplakaten übertriebener Actionfilme zugeklebt. Das Glas war schon seit Wochen nicht mehr geputzt. Lucy drückte die Tür auf und blickte in die muffige Enge des Ladens.
Regale mit unzähligen DVDs standen dicht an dicht wie Dominosteine. Die Neonlampen flackerten totes Licht. Lucy betrat den ungemütlichen Laden und lief über einen uralten, abgewetzten Teppich. Der Videobesitzer war ein bierbäuchiger, unrasierter und ungewaschener Prolet. Er saß regungslos in seinem Sessel hinter der Theke und blätterte in einem billigen Magazin. Er schien das Mädchen nicht zu bemerken und zog lauthals den Rotz in seiner Nase hoch. Lucy ekelte sich vor ihm. Sie irrte durch das Labyrinth der Regale zur Kinderabteilung und starrte neugierig die bunten Cover der DVD-Hüllen an.
Plötzlich hört sie ein rasselndes Husten. Ihr Blick folgte dem Geräusch blieb aber an der verschlossenen Tür zur Erotikabteilung hängen. ZUTRITT NUR AB 18 JAHREN stand auf einem Warnschild. Lucy wusste, was dahinter war. Ihre Schuldfreundin hatte es ihr mal gesagt und ihr dann Bilder gezeigt, die Männer und Frauen bei komischen Dingen zeigten. Lucy konnte mit den Bildern nichts anfangen. Sie wusste nicht, was die Menschen da veranstalteten, aber sie fühlte ein Kribbeln in der Magengegend, als würde jemand Lucy dabei beobachten, etwas Unerlaubtes zu tun. Es schien, als würden ihr diese Bilder einen Einblick in absolut verbotene Dinge geben, denn ihre Freundin packte die Bilder schnell wieder ein, als der Lehrer das Zimmer betrat. Als dürfte niemand wissen, was sie gerade gesehen hatte.


Da wurde die Tür zu der Erotikabteilung aufgestoßen und ein junger Mann kam heraus. Schüchtern blickte er sich um und lief rot an, als er sah, das Lucy ihn direkt anstarrte. Schnell verschwand er zwischen den Regalen. Für den Bruchteil einer Sekunde fiel Lucys Blick in den Raum dahinter. In diesem Augenblick sah sie einen alten Mann in einem Mantel an einem Regal mit Sexfilmen stehen. Ein Hut war ihm ins Gesicht gezogen. Obwohl das Rauchen hier verboten war, steckte eine qualmende Zigarette zwischen seinen Fingern. Dann drehte er seinen Kopf in Lucys Richtung und dem Mädchen blieb beinahe das Herz stehen, als sie in die grinsende Fratze ihres Großvaters blickte. Seine Augen gähnten schwarz wie die Nacht, und seine fleckigen Lippen spannten sich über seinen gelben Zähnen zu einem teuflischen Lächeln. Dann schloss sich die hydraulische Tür mit einem Klack, und eine Hand legte sich auf Lucys Schulter. Sie zuckte zusammen. Doch es war nur ihr Vater, und eingeschüchtert drückte sich Lucy an ihn.


Sie liehen die „Monster AG“ aus und verbrachten einen gemütlichen Vormittag zusammen auf dem Sofa. Das Wetter wurde wieder schlechter und es regnete unaufhörlich. Mittags kochte die Mutter Fischstäbchen mit Spinat und Kartoffeln, und nachmittags bekam Lucy Besuch von ihrer Freundin Jenny. Sie spielten in Lucys Zimmer.
Als Jenny das große Bett sah, war sie sehr beeindruckt. Sie strich mit ihren Fingern über die Kerben im Holz.

„Wie alt das Bett wohl ist?“, fragte sie mehr sich selbst als Lucy.
„Keine Ahnung. Aber ich glaube, es ist ziemlich alt“, antwortet Lucy, doch Jenny hörte gar nicht zu.

„Und wer wohl schon alles darin geschlafen hat? Vielleicht sogar mal deine Mama?“

„Ich kann sie ja nachher mal fragen. Komm, wir spielen weiter.“
 Jenny löste sich von dem Bett und ging rüber zu Lucy. Sie spielten bis zum Abend, dann musste Jenny nach Hause zum Essen.
Als Lucy mit ihren Eltern am Tisch saß, fragte sie ihre Mutter, ob sie früher schonmal im Opas Bett geschlafen habe. Die Mutter verschluckte sich und hustete wild. Das Chaos, das entstand, ließ Lucy die Frage vergessen. Die Mutter zog sich hustend ins Bad zurück und kam für längere Zeit nicht mehr heraus.

Es war neun Uhr, als Lucy ins Bett musste. Etwas sträubte sich ihn ihr, und sie versuchte, das Unvermeidliche hinauszuzögern. Aber es führte kein Weg daran vorbei. Als sie im Schlafanzug ihr Zimmer betrat, wusste sie, warum sie nicht ins Bett wollte. Es war Opas Bett. Groß und angsteinflößend stand es dort. Unnachgiebig.
Das dunkle, polierte Holz schien alles Licht zu absorbieren. Lucy fühlte wieder das Unbehagen ihren Rücken hinaufkriechen, als sie in das Bett kletterte und die rostigen Federn erneut zu quietschen begannen. Sie hatte die Tür extra weit offen stehengelassen, damit das Licht aus dem Flur die Schatten aus den Ecken vertrieb.

 Lucy erwachte durch das Geräusch der Tür, die in ihr Schloss fiel. Sie lag auf dem Bauch, mit dem Gesicht zur Wand. Als sie die Augen öffnete, sah sie nur das schwirrende Flimmern psychedelischer Farben und Formen auf ihrer Netzhaut. Die Nachbilder eines Traumes, die wild und wirr durch die Schwärze tanzten. Lucy war sofort hellwach, wagte sich aber nicht zu bewegen. Denn sie spürte, dass wieder jemand im Zimmer war.
Sie hörte einen schnaufenden Atem und dann Schritte, die zu ihrem Bett herüberschlurften. Ihr Körper verkrampfte sich.

Jemand setzte sich auf die Bettkante und das Holz knackte unter dem Gewicht. Lucys Herz schlug so wild, dass das Blut in ihrem Kopf rauschte. Sie wagte nicht, sich zu bewegen. Die Person auf ihrer Bettkante rührte sich nicht. Sie blieb regungslos sitzen und wartete. Lucy war wie gelähmt. Wer war das? Plötzlich bekam sie einen Krampf im Bein, weil ihr Köper minutenlang angespannt war. Sie stöhnte, musste ihre Position verlagern und drehte sich in die andere Richtung. Sie spürte die Weite des Raumes auf ihrem Gesicht, und in dieser Sekunde wusste sie, dass niemand mehr in ihrem Zimmer war. Schweißgebadet schaltete sie das Licht an, voller Angst, dass die Gestalt noch auf ihrer Bettkante sitzen würde. Aber das Zimmer war leer, und mit einem Mal entspannten sich Lucys Muskeln. Die Angst packte sie jetzt heftig und schüttelte sie richtig durch. Zitternd stand sie auf und lief ins Zimmer ihrer Eltern.
Bis ins Mark verängstigt kletterte das Mädchen zu ihrer Mutter ins Bett und hielt sich am warmen Körper ihrer Mutter fest. Die erwachte und spürte sofort die elementare Furcht ihrer Tochter. Und sie bekam es selbst mit der Angst zu tun. Das waren keine normalen Kinderängste. Diese Angst saß tiefer. Diese namenlose Furcht wurde durch etwas durch und durch Böses hervorgerufen. Und wieder stiegen in der Mutter verschüttete Erinnerungen auf. Eine Erinnerung an genau dieselbe, selbst empfundene Angst.



Am nächsten Tag war Lucy nur noch ein Schatten ihrer selbst. Sie hatte Ringe unter den Augen, weil sie kaum geschlafen hatte. Die schützende Umarmung ihrer Mutter hatte ihr zwar Trost geboten, aber die Erinnerung an die unheimliche Person in ihrem Zimmer und den leisen, rasselnden Atem stachen jedes Mal in ihr Bewusstsein, wenn sie einschlafen wollte. Dann sorgte das Adrenalin dafür, dass sie mit klopfendem Herzen zitternd wieder wach lag. Lucy brachte keinen Bissen runter und stocherte nur lustlos mit der Gabel im Essen. Sie verschlief den größten Teil des Vormittags auf dem Sofa. Als sie erwachte, regnete es, und die grauen Wolken nahmen dem Tag das Licht. Ihre Mutter brachte ihr eine heiße Hühnersuppe, und erschöpft löffelte Lucy sie auf. Dabei fiel ihr Blick auf das Regal unter dem Fernseher. Dort standen die großen Fotoalben, die ihre Oma vor vielen Jahren geklebt hatte, noch bevor sie sich von Opa getrennt hatte. Lucy stand auf und zog ein Album hervor. Der ledrige Einband hatte sich mit den Jahren abgegriffen. Einige Seiten waren ausgerissen und wieder lose in das Album gesteckt worden. Gedankenverloren blätterte Lucy durch das Leben ihrer Mutter. Die ersten Fotografien waren vom Alter bereits gelbstichig und wellten sich. Sie zeigten Lucys Mutter als kleines Kind im Kinderbett oder auf den Armen der Großmutter. Dann erblickte Lucy ein Foto, das ihr gleich eine Gänsehaut verursachte. Es zeigte ihren Großvater in jüngeren Jahren, der seine Töchter auf dem Schoß hatte. Er grinste und starrte sie mit einem eigenartigen Blick an. Die beiden Mädchen lachten, mit großen Zahnlücken, in die Kamera. Lucy wusste, dass die Schwester ihrer Mutter tot war. Sie war vor vielen Jahren gestorben und Lucy kannte sie nur von Fotos. Als sie das Foto betrachtete trat ihre Mutter neben sie.

„Was machst du da?“, fragte sie.
„Ich schau mir alte Fotos an. Guck mal. Hier ist Opa mit dir und deiner Schwester.“
 Lucys Mutter packte das Fotoalbum und nahm es ihrer Tochter weg.

„Lass das bitte. Das sind alte Geschichten.“

Lucy spürte, dass ihre Mutter vor irgendetwas Angst hatte. Mutter blickte verstört auf die alte Fotografie, klappte dann verärgert das Album zu und schob es zurück in das Regal. Lucy nahm sich vor, es zu einem anderen Zeitpunkt wieder herauszuholen, denn sie wollte ihre Mutter nicht noch mehr aufregen.

„Was ist denn los, Mama?“, fragte sie dennoch.

„Ach, nichts“, antwortete sie gereizt. „Und jetzt lass mich in Ruhe.“
Lucy fühlte sich noch immer nicht wieder ganz wohl. Sie ließ ihre Mutter im Wohnzimmer zurück und schlich in ihr Zimmer. Dort stand es. Groß und mächtig. Opas Bett. Es erschien Lucy von Tag zu Tag größer und unheimlicher. Es ist nur ein Bett, dachte sie, und sah es sich genauer an. Welche Geschichten hatten all die Macken und Kanten im Holz zu erzählen? Hier und da waren Zeichen und Worte in das Holz geritzt worden. Lucy ging der Sache auf den Grund und untersuchte neugierig, ob sie etwas von den alten Ritzereien entziffern konnte. Nach einiger Zeit hatte sie etwas Übung im Aufspüren erlangt. Sie hatte die Buchstaben M und G gefunden. Und dann entdeckte sie ein beinahe abgewetztes Wort. Das H war noch deutlich zu erkennen, aber die restlichen Buchstaben waren über die Jahre beinahe verschwunden. Es kostete sie fast zwanzig Minuten. Dann hatte sie die Lösung, die sie vor Schreck erstarren ließ. Ihre Eingeweide verkrampften sich. Dort stand eindeutig „Hilfe“.
Lucy setzte sich auf den Boden und atmete tief durch. Wer ritzte wohl das Wort „Hilfe“ in einen Bettrahmen ein? Und warum?

Verstört lief sie ins Wohnzimmer zurück, um die Entdeckung ihrer Mutter zu zeigen, aber die Mutter war nicht mehr dort.
„Mama“, rief Lucy beunruhigt, aber es blieb still. Da fiel Lucys Blick wieder auf das Fotoalbum, das ihre Mutter vorhin ins Regal zurückgestellt hatte, und die Neugierde trieb sie dorthin.
Sie zog das schwere Album aus dem Regal, und ein Stapel Bilder, der lose in den Einband gesteckt worden war, rutschte heraus und klatschte auf den Boden. Amüsiert beobachtete Lucy die Fotos, die übereinanderrutschten, als wären sie mit einem Schmierfilm beschichtet. Doch das Lächeln blieb ihr im Halse stecken, als ihr Blick auf ein Bild fiel, das umgedreht im Stapel lag. Ein altes, schon verblasstes Polaroid. Es zeigte eine Sommerszene in einem Garten. Auf dem Foto blickte ihr Großvater scheinbar direkt sie an. Wieder das feiste Lächeln der schon damals gelben Zähne. Der Großvater war nackt, dachte Lucy für eine Sekunde. Denn sein dicker, käsiger Bierbauch wölbte sich soweit hervor, dass man die Badehose nicht sehen konnte. Auf seinem Schoß saß Lucys Mutter im Bikini. Sie war vielleicht grade im selben Alter wie Lucy, vielleicht ein, zwei Jahre älter, und der Großvater hatte seine Hand um ihre Hüfte gelegt. Zwischen seinen dicken Fingern prangte eine Zigarre. Aber das schlimmste an dem Bild war nicht das Grinsen des Großvaters. Und nicht sein abstoßendes Aussehen. 

Das Grauenhafte an diesem Bild war der angsterfüllte Blick von Lucys Mutter. Ihre Augen, die von dunklen Ringen darunter betont wurden, schienen die Kamera anzuflehen, sie aus ihrer Situation zu retten. Dieser Blick erschreckte Lucy. Dann hörte sie ein Türklappen hinter sich und zuckte zusammen. Schnell schob sie die Fotos zusammen wieder in den Einband des Albums zurück. Doch leider sah sie noch einmal auf das Bild. Und dieses Mal in das diabolische Gesicht des Großvaters. Er schien Lucy durch die Zeit anzustarren. Direkt in das Wohnzimmer.

„Was machst du da?“, fragte ihre Mutter scharf. Schnell war das Album wieder im Regal verschwunden.

„Nichts“, sagte Lucy ertappt und spürte, dass sie rot wurde.

Draußen rumpelte ein Donner über den Himmel.



Als die Nacht hereinbrach, gab es für Lucy irgendwann keinen Grund mehr, nicht ins Bett zu gehen. Sie hatte alle Register gezogen. Von Übelkeit und Bauchschmerzen bis hin zu Angst. Von noch wichtigen Beschäftigungen über Durst bis zu Hunger. Es half alles nichts. Opas Bett wartete in ihrem Zimmer.
Schließlich, als sie sich die Zähne geputzt hatte, stand sie im Nachthemd vor dem düsteren und monströsen Bett. Die Bettdecke war fein säuberlich umgeklappt und glattgestrichen worden. Als Lucy auf die Matratze kletterte, knackte der Holzrahmen wieder laut. Bevor sie das Licht ausschaltete, blickte sich Lucy noch einmal im ganzen Zimmer um. Sie sah sogar unter das Bett. Dann knipste sie das Licht aus. Draußen rauschte der Regen noch immer vom Himmel.


„Sei ein braves Mädchen“, flüsterte eine Stimme dicht an ihrem Ohr, und Lucy erwachte, als sie eine Hand über ihre Haare streichen spürte. Sie roch nach Zigarette. Die Hand glitt ihren Rücken entlang über ihren Po zum Saum ihres Nachthemds.
„Sch-sch“, vernahm sie das wieder das unheimliche Flüstern. Ihr Herz dröhnte in
ihrem Kopf. Sie wollte sich umdrehen, doch eine kräftige Hand hinderte sie daran. Sie war vollkommen machtlos.

„Wenn du brav bist, werde ich deiner Mutter auch nichts davon erzählen“, warnte die Stimme. Dann wurde ihr Nachthemd hochgezogen und ein Bein stemmte sich gnadenlos zwischen ihre.

 Krampfhaft versuchte sie ihre Beine zusammenzupressen. Aber gegen die Kraft der Person, die auf ihrem Rücken lag, hatte sie keine Chance. Ein zweites Bein schob sich zum ersten und dann wurden ihre Schenkel gewaltsam auseinander gedrückt. 
Lucy wollte schreien, doch eine starke Hand hielt ihr den Mund zu. Der Kopf des Mannes war direkt neben ihrem Ohr, und Lucy roch den Gestank des Tabaks, der aus seinem Mund strömte.

„Wer wird denn hier schreien? Das ist doch jetzt unser kleines Geheimnis.“
Dann spürte Lucy plötzlich grobe und raue Finger einer Hand zwischen ihren Beinen. Unangenehm und schmerzhaft fummelten sie dort herum. Und sie wurden von irgendetwas glitschig und schmierig.

„Pass auf, das wird dir auch gefallen, du kleines Miststück“, sagte die Stimme drohend, und dann wurde die Person grober und begann das hilflose Mädchen brutal zu vergewaltigen. Lucy glaubte, in ihrem Leben noch nie größere Schmerzen gehabt zu haben. Es fühlte sich an, als würde sie von einem stumpfen Gegenstand aufgeschlitzt werden. Die Schmerzen raubten ihr die Sinne, und wimmernd ertrug sie die Tortur. Am Ende sackte die Person auf ihrem Rücken zuckend zusammen und begrub ihren kleinen, zarten Körper unter sich. Der Mann ächzte und keuchte. Dann glitt er aus ihr und verschwand im Nichts.


Lucy lag da und konnte nicht atmen. Als wäre alle Luft aus ihrem Körper gepresst worden. Ihre Luftröhre war wie zugeschnürt, und nur mit winzig kleinen Atemschnappern kehrte die Luft in ihren Körper zurück. Alles war verkrampft. Zwischen ihren Beinen brannte es wie Feuer und etwas lief an ihren Schenkeln herab. Sie konnte sich nicht bewegen. Keinen Zentimeter, als wäre sie tief in die Matratze gedrückt worden.
 Nach einer gefühlten Ewigkeit bewegte sie die Finger ihrer rechten Hand. Sie spannte die Muskeln ihres Rückens, legte den Kopf langsam in den Nacken. Es gab ein lautes Knacken, als sich eine Spannung löste. Vorsichtig drehte sie sich auf die Seite. Die Schmerzen in ihrem Unterleib zuckten durch den Körper. Zwischen ihren Beinen konnte sie ihr Herz schlagen spüren. Vorsichtig stützte sich Lucy auf einen Ellenbogen und starrte in die Dunkelheit des Zimmers.

Es hatte aufgehört zu regnen und ein trüber Lichtschein fiel durch die Vorhänge. Der Mann war fort, aber die Schmerzen waren noch da. Lucy tastete nach dem Licht und schaltete es an. Als sie das ganze Blut zwischen ihren Beinen und auf der Matratze sah, fing sie an zu schreien. Sie schrie aus Leibeskräften. Es war ein Schrei, den niemand in der Wohnung für den Rest seines Lebens mehr vergessen sollte. Er riss die Mutter aus ihrem ohnehin unruhigen Schlaf. In diesem Schrei steckten Angst und Schmerz, Verzweiflung und Einsamkeit. Sie kannte diesen Schrei, denn sie hatte selbst einmal so geschrien.

Epilog


Einige Wochen nach dieser Nacht klagte Lucy über Bauchschmerzen und Übelkeit. Ihre Mutter war sehr beunruhigt darüber, dass Lucy sich grundlos übergeben musste und sich über kaum wahrnehmbare Gerüche beschwerte. Sie nahm Lucy mit zu einem Arzt. Der Untersuchte das Mädchen gründlich von Kopf bis Fuß. Als er mit seiner Untersuchung fertig war, bat er die Mutter zu sich in sein Sprechzimmer. Er saß am Schreibtisch und hatte den Bügel seiner Bille im Mundwinkel. Mit ernster Miene blickte er sie von unten herauf an, dass sich seine Stirn in Falten warf. Die Mutter wurde nervös und ihre Handflächen schwitzten. Sie spürte, wie sie die Kraft in den Beinen verlor, und setzte ich auf einen Stuhl.

„Frau Spiegel, es ist nichts wirklich Schlimmes“, beruhigte sie der Arzt, und ihre Verkrampfung löste sich ein wenig.

„Es ist vielleicht nur etwas früh: Ihre Tochter ist schwanger.“


Der Schrei der Mutter hallte bis in den hintersten Winkel der Klinik.

 

Sorry, dass ich langweile, aber: Kriegst du es gebacken, den Text in das übliche Format zu bringen? Oder hat es irgendeinen Grund für die Formatierung? Hast den Text einfach aus dem komischen anderen Forum storyolympiade kopiert und weil die da ein komisches Format haben, sieht es hier auch so aus?

Ansonsten beim Drüberschauen gefunden: Dringend die Regeln für Zeichensetzung bei wörtlicher Rede anschauen.

 
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Aus Horror ins KC

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Hallo colinconrad, herzlich willkommen auf kg.de!

In der Tat ist der Text so nicht gut lesbar, ich verschiebe ihn daher ins Korrekturcenter (findest du oben unter "Service"). Hier wandern Geschichten hin, die überarbeitet werden müssen. Dafür hat der Autor 4 Wochen Zeit. Wenn er meint, fertig zu sein, schreibt er Tserk oder Maikta eine PN, und die verschieben die Geschichte dann ggf. wieder zurück. Tut sich in dieser Zeit nichts, wird der Text gelöscht.
Hier geht es primär um die Formatierung. Und Quinn hat auch mit dem Hinweis auf die Zeichensetzungsregeln bei der wörtl. Rede recht: Bei Konstruktionen à la "Bla bla.", sagte er fällt der Punkt weg.
Und die Überschrift kann aus dem Textfeld raus, die steht ja schon in ihrem Feld.

Viele Grüße & Erfolg,
Maeuser

 
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ich habs aus einem PDF kopiert, das ich einem Freund geschickt habe. Ich schau, ob ich es ins passende Format bringen kann.
c

ich kenne mich leider noch gar nicht aus hier.
Wie nutze ich das Korrektur-Center?

 

Über den bearbeiten button am Ende deines Textes kommst du in den Editor. Mache die nötigen Änderungen in der Geschichte und drücke anschließend auf speichern.
Wenn du meinst, alles ist ausgebessert, schreibe einem Moderator des KC eine PM, inder du um Rückverschiebung bittest.

Viel Erfolg :)

 

geht es denn im Korrekturcenter hauptsächlich um Rechtschreibfehler, oder was ist das größtre Problem an meinem Text. Wieso wurde es in das Korrekturcenter verschoben?
c

 

S.o.:

Maeuser schrieb:
Hier geht es primär um die Formatierung. Und Quinn hat auch mit dem Hinweis auf die Zeichensetzungsregeln bei der wörtl. Rede recht: Bei Konstruktionen à la "Bla bla.", sagte er fällt der Punkt weg.

 
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wie mache ich ihn denn lesbarer? Ich habs versucht.

Ich habe jetzt die Umbrüche korrigiert und hoffentlich aller Rechtschreibfehler. Wo habe ich denn noch Fehler? das mit dem wegfallenden Punkt hab ich nicht nicht verstanden. In wörtlicher Rede hat ein vollendeter Satz wohl noch ein Satzzeichen. Oder steh ich auf dem Schlauch?
Colin

 

In wörtlicher Rede hat ein vollendeter Satz wohl noch ein Satzzeichen.
Aber eben keinen Punkt mehr. Das ist alte RS.

Korrigier das noch, danach kann die Geschichte zurück.

 

Hallo colinconrad

Ich habe ein Stück deiner Geschichte angelesen. Du hast mit der Interpunktion etwas Mühe und auch noch Flüchtigkeitsfehler drin. Na ja, ich bin auch nicht perfekt darin, aber ein Rechtschreibeprogramm könnte dich doch auf einiges hinweisen, auch wenn diese Systeme nicht absolut sicher arbeiten. Nachfolgend hatte ich notiert, was mir dabei aufgefallen war und dabei auch dein Problem bei der wörtlichen Rede gesehen. Eine Anmerkung dazu folgt unten. Diese Feststellungen sind aber nicht vollständig und du solltest den gesamten Text nochmals durchgehen. Wenn dein PC keine annähernd brauchbare Rechtschreibeprüfung hat, Frage doch mal einen Kollegen.


Lucys Großvater starb am 13[PUNKT] Oktober im Alter von 63 Jahren.

Die Menschen flanierten gelassen durch die Straßen, und verabschiedeten sich in Gedanken vom Sommer.

Komma vor und löschen.

Sie war 13 Jahr alt, hatte flachsblondes Haar[KOMMA] das zu einem Pferdeschwanz gebunden war, einen schlanken, zierlichen Körper mit langen, dünnen Beinen.

Jahre

Sie trug einen Pullover und darüber eine ärmellose Veste, Jeans und Turnschuhe.

Weste (ansonsten lautet es Veston.)

Sie konnte an einer Hand abzählen[KOMMA] wie oft sie ihn gesehen hatte.

Auf Opas Beerdigung war Lucy nicht dabei, aber heute sollte sie dafür mit in seine Wohnung fahren, um zu schauen[KOMMA] ob es irgendetwas gab, das sie oder ihre Familie noch gebrauchen könnten.

Opas Wohnung lag im Obersten Stock.

obersten (kleingeschrieben)

Als Lucy die letzten Stufen des düsteren Treppenhauses erklommen hatte[KOMMA] pochte auch ihr Herz laut in der Brust und sie fragte sich, wie sich ein Herzinfarkt wohl anfühlen mochte.
"Ich habe nie verstanden, was Josef an dieser schrecklichen Wachtel findet.", hatte Mutter mal zu Lucys Vater gesagt[KOMMA] als sie beim Mittagessen saßen.

Hier der Fehler bei wörtlicher Rede: Wenn nach der wörtlichen Rede der Satz weitergeführt wird, entfällt der Punkt beim Sprechsatz und das Komma folgt richtig nach dem Schlusszeichen wie angeführt. Ausnahmen sind Ausrufe- und Fragezeichen, sofern diese erforderlich sind, kann man diese des vorgesagten unbeachtet am Sprechsatz anschliessen und dann Schlusszeichen und Komma.

An sich wäre ich neugierig, das Weitere auch noch zu lesen, doch warte ich, bis die Geschichte wieder in der Rubrik steht. Also noch viel Glück bei der Überarbeitung.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Oh Mann. Ich komme mir vor, als würde ich aus dem letzten Jahrtausend stammen. Naja, Jahrgang 1973 ist letztes Jahrtausend. Zum Glück kommt meine Tochte nächstes Jahr in die Schule, da kann ich dann alles noch mal lernen. Kommaregelung war mir noch nie so ganz geheuer. Ich versuchs zu lernen. Sorry für die Fehler bei den Kommas, die noch drin sind. Was ist denn zum Beispiel ein nützliches Rechtschreibprogramm, dass den TExt auch auf Satzzeichenfehler überprüft?
colin

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo colinconrad,

Es gibt kein solches Programm. Da gbt es nur Regeln, die mit lautem Lesen, guten Ohren und Gottes Hilfe manchmal schneller erlernt werden können, auch von solchen, die zu spät damit anfangen. :deal:
Ich hab Dir einen Link geschickt, dem Du entnehmen kannst, was noch korrigiert werden muß, bevor die Geschichte zurückverschoben werden kann. Danach ist Zeit für Leserkritiken und alles, was verbessert werden könnte. In der Rubrik gibt es keine Fristen.
Hau rein!

Makita.

 

Normalerweise krieg ich ein Briefchen, in dem steht: Korrektur ist jetzt abgeschlossen! oder dergleichen. Zuweilen liegen auch ein Koffer Gold, ein neuer Golfschläger oder eine Flasche Schnaps bei, aber ein deutlicher, öffentlicher Hinweis am Sonntagnachmittag kommt natürlich auch an.

Korrigiert zurück.

 

Hallo Colinconrad

Das ging ja schnell, die Überarbeitung. Ich habe mir die ganze Geschichte nun mal inhaltlich einverleibt. Vom Schreibfluss her war sie mir angenehm zu lesen, auch erwies sie sich über weite Strecken als harmlos, sodass ich beinah den Eindruck gewann in der Rubrik Alltag oder Gesellschaft zu sein. Doch dann kam die Wende, mit Aspekten einer Gruselgeschichte, die sich als solche auch noch niedlich angesehen hätte. Der letzte Akt, der den Horror unterstreichen soll, kommt dann ziemlich sachlich daher, was ihn beinah wieder der Rubrik Gesellschaft nahestellt, wenn das Gespenstische nicht wäre. Solche Gewaltakte geschehen ja nicht so selten, wie mir aus einer neuen Statistik bekannt ist. Vom Unterhaltungswert her hat mir die umschriebene Vergewaltigung eines Kindes nicht zugesagt, doch empfand ich es durch die Sachlichkeit auch nicht als ungebührlich für einen Text. Aber es liest sich in diesen Schlusspassagen doch nahezu etwa wie die Berichte der Opferberatungsstellen für Kinder, die auf solche Vorkommen hinweisen.
Als Gruselgeschichte, wie es sich lange zeigte, ist es nicht sehr ausgeprägt. Doch wie sich zeigte, brauchtest du diese Elemente als Transportmittel des schlussendlichen Geschehens.

Einige Stellen waren mir beim Lesen noch textlich aufgefallen, zu denen ich dir nachfolgend noch Anmerkungen gebe. Vielleicht kannst du dir dazu nochmals Gedanken machen:

Die Menschen flanierten gelassen durch die Straßen und verabschiedeten sich in Gedanken vom Sommer.

Flanieren drückt für mein Empfinden bereits Entspannung aus, das gelassen erübrigt sich daher.

Lucy schnaufte die brüchigen Treppen des Reihenhauses hinauf, in dem ihr Großvater gelebt hatte.

Ich bin mir nicht sicher, welche Bedeutung du mit dem Ausdruck Reihenhaus verbindest? Ich verstehe an sich darunter Einfamilienhäuser, die aneinandergebaut sind. Du erwähnst jedoch einige Sätze später, dass Opa in einer Wohnung im obersten Stock wohnte. Ich folgere daraus, es handelt sich um ein Mehrfamilienhaus.

Die Nachricht hatte keine Gefühle in Lucy ausgelöst, denn ihre Beziehung zu ihrem Großvater war nie besonders liebevoll gewesen.

Man spricht zwar von Gefühlkälte oder das Gefühle abprallen, aber Gefühlslos ist ein Mensch nur bei einer schweren Störung, etwa Alexithymie. Ansonsten scheint es mir besser nur von schwachen Gefühlen oder etwas Ähnlichem zu sprechen.

Klara schwitzte furchtbar, was eindeutig an den großen, dunklen Flecken unter ihren wulstigen Armen zu sehen war.

An sich klar, aber mir wäre nach dunklen Flecken am Kleid oder an der Bluse etwas aussagekräftiger.

Wir waren heute in seiner Wohnung, und Onkel Josef hat uns geholfen, es nach Hause zu tragen.

Statt tragen, wäre hier wohl transportieren die treffendere Wortwahl, da sie es mit dem Lieferwagen heranschafften und nicht den ganzen Weg tragen mussten.

„Hast du geraucht"?“ fragte sie Lucy mit strengem Ton und löste sich aus ihrer Umklammerung.

Da hat sich ein unnützes Anführungszeichen zwischen geraucht und Fragezeichen eingeschlichen.

„N...Nein“, gab Lucy verängstigt zurück

Dafür hat sich nach den Auslassungszeichen und Nein ein Leerschlag verdrückt, der unerlässlich ist.


„Was machst du da?“, fragte sie.
„Ich schau mir alte Fotos an. Guck mal.

Bei einem Sprecherwechsel ist eine Zeilenschaltung angezeigt, zum besseren Verständnis für die Leser.

An einigen Stellen fehlt ein Leerschlag zwischen zwei Sätzen, gegen den Schluss hin einmal auch zwischen zwei Wörtern. Doch die findest du bei sorgsamen Lesen sicher selbst.

An sich nicht ungern gelesen, doch die Schlussdetails waren nicht ganz so mein Gusto für eine Geschichte, auch nicht unter Horror. Aber dies ist nur meine subjektive Sicht, lass dich nicht allein davon beeinflussen, es folgen sicher noch andere Stimmen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo colinconrad,

auch von mir ein herzliches Willkommen hier.

Ich habe deine Geschichte gerne gelesen und fand sie meistens ganz gut geschrieben. Wenn ich auch irgendwann ab der Mitte sie doch etwas lang fand.

Mir haben besonders die vielen liebevollen Details gefallen, mit denen du versuchst, die Atmosphäre zu schildern und die Gefühle des Kindes dem Leser nahezubringen. Der ganze Aufbau, die langsame Steigerung erst vom Bett über den DVD-Laden bis hin zur Endszene, das ist schon nicht schlecht.
Aber ich habe auch drei Kritikpunkte/Hinweise/Anmerkungen, die ich doch sehr wichtig finde.

1. Stil
Du verwendest viele Adverbien und Adjektive. Das macht man irgendwie immer so, wenn man schreibt. Aber oft entwickeln sich diese Adj etc. zu kleinen Fußangeln, die das Lesen des Textes eher bremsen, als ihn voranzutreiben oder dem Inhalt eine neue Färbung z u geben.

Das hier zum Beispiel fand ich schön:

Die Tür zur Wohnung stand offen, und Onkel Josef lungerte davor herum und rauchte eine Zigarette. Er strich Lucy mit der Hand über den Kopf und Ascheflocken seiner Zigarette rieselten herab.

Richtlinie ist:
Alle Adjektive und Adverbien rausschmeißen, die den Inhalt des dazugehörenden Nomen oder Verb nur wiederholen. Lass sie nur drin, wenn sie eine vom Inhalt abweichende Bedeutung haben.
Wenn man auf diese Weise den gesamten Text durchforstet, auch auf sonstige Wiederholungen guckt, kann man oft 10 % der Wörter rausschmeißen. Und glaub mir, sowas tut Texten in der Regel gut.

Mal ein paar Beispiele:

Die Sonne strahlte mit aller ihr vom Herbst gestatteten Kraft, die Luft war kristallklar und keine Wolke trübte den stahlblauen Himmel.

Vom Herbst gestatteten Kraft würde ich weglassen, das kommt schon zum Ausdruck durch die nachfolgende Beschreibung.
Du könntest so schreiben
Davon abgesehen war es ein fantastischer Herbsttag. Die Sonne strahlte, die Luft war kristallklar und keine Wolke trübte den stahlblauen Himmel.
Da hast du zwar immer noch jede Menge Füllsel drin, aber es ist wenigstens schon ein bisschen kürzer geworden.

Die Menschen flanierten gelassen durch die Straßen und verabschiedeten sich in Gedanken vom Sommer.



Zu flanierte und gelassen hat dir Anakreon schon was geschrieben. Das sehe ich genauso.

Sie war dreizehn Jahre alt, hatte flachsblondes Haar, das zu einem Pferdeschwanz gebunden war, einen schlanken, zierlichen Körper mit langen, dünnen Beinen. Sie trug einen Pullover und darüber eine ärmellose Weste, Jeans und Turnschuhe.

So eine Beschreibung ist sehr von außen betrachtet. Das kann man auch anders lösen. Was von dieser Beschreibung brauchst du wirklich, um dem Leser das Kind nahezubringen? Sind da Turnschuhe wirklich erforderlich? Oder eine ärmellose Weste? Wenn du das so schreibst, klingt das wie eine Personenbeschreibung, eine Art Steckbrief. Man arbeitet das beim Lesen so ab, aber es wirkt distanziert.
Wichtige Beschreibungsmerkmale kannst du in die Handlung einbauen. Zum Beispiel schwingt ihr Pferdeschwanz bei jedem Schritt auf der Treppe hin und her.

Das war wohl auch der Grund für Großvaters Tod. Die Ärzte sagten, er hätte scheinbar auf dem Treppenabsatz einen Herzinfarkt erlitten, wo ihn die Nachbarn tot aufgefunden hatten.

Das scheinbar kannst du streichen, ebenso tot. Hast du schon vorher gesagt. Bringt keinen zusätzlichen Nutzeffekt.


Nur die Federn quietschten leidend, als Lucy auf dem Bett zu hüpfen begann. Staubpartikel wurden in die Luft geschleudert und wirbelten durch das Sonnenlicht.

Leidend weg, ist zwar nicht redundant, aber es bringt auch nichts für die weitere Handlung. Später schreibst du auch noch mal rostige Federn würde ich auch raus tun. Wenn Feder quietschen sind sie immer alt oder rostig. Und warum sie leidend machen, wenn es keinen Grund dafür gibt. Vermenschlichte Bettfedern wirken in diesem Zusammenhang unfreiwillig komisch.
Das Fette auch weg, denn dem Leser ist schon klar, dass die Staubpartikel hochgeschleudert wurden. Das weiß er durch das Hüpfen.
Also schreib nur so:
Staubpartikel wirbelten durch das Sonnenlicht.

Bei diesen Beispielen will ich es mal belassen, habe leider nicht mehr viel Zeit und die beiden anderen Aspekte sind mir sehr, sehr wichtig.

2. Die Erzählperspektie:
Du schreibst in der Sie-Form. Du beginnst dabei so, dass du dennoch nicht als Erzähler auftrittst, der alles weiß und nur äußerlich distanziert bliebe, sondern dein Erzähler erzählt meistens (bis auf ein paar Stellen am Anfang) eher aus der Sicht des kleinen Mädchens. Man erfährt die Ereignisse so, wie sie diese wahrnimmt. Da kam es mir dann störend vor, als du auf einmal die Gefühle der Mutter beschreibst. So, wie die Mutter die Sache sieht, kann die Kleine das gar nicht erkennen. Das Kind nimmt die Gefühle der Mutter als Gesichtsausdruck wahr, als Verschwinden im Badezimmer usw. Das hast du gut gemacht. Aber es kann nicht wissen, was die Mutter denkt.
Das sind die beiden Stellen:

Hier war der Geruch intensiver, und eine unbestimmte Angst überfiel sie. Etwas war aus den Fugen geraten. Tief in ihrem Magen breites sich ein flaues Gefühl aus und schnürte ihr die Luft ab. Sie kannte diesen Duft.
 Es war ein bösartiger Geruch, der Erinnerungen in ihrem Unterbewusstsein aufwühlte, die sie vor Jahrzehnten dort begraben hatte. Ein Schaudern ergriff sie, und ihr Ärger legte sich. Jetzt wieder besorgt um ihre Tochter, setzte sie sich zurück ans Bett.

Die erwachte und spürte sofort die elementare Furcht ihrer Tochter. Und sie bekam es selbst mit der Angst zu tun. Das waren keine normalen Kinderängste. Diese Angst saß tiefer. Diese namenlose Furcht wurde durch etwas durch und durch Böses hervorgerufen. Und wieder stiegen in der Mutter verschüttete Erinnerungen auf. Eine Erinnerung an genau dieselbe, selbst empfundene Angst.



Das kann die Tochter nicht sehen, nicht wissen. Aber wenn du aus der kindlichen Sichtweise die Veränderung der Mutter beschreibst, kannst du sehr intensiv werden.

3. Charakterisierung des Großvaters und der Inhalt
Was ich sehr schade fand, ist, dass du durch den Titel schon vorweg verrätst, was los ist.
Den würde ich unbedingt ändern lassen.
Auch durch die Charakterisierung des Großvaters nimmst du schon viel Spannung weg. Klar man weiß sehr schnell, dass es was mit dem Bett auf sich hat und dass der Großvater sie heimsuchen wird. Aber du solltest nicht so viel vorweg verraten.
So könnte sich die Gewalttätigkeit des Großvaters steigern. Anfangs beschreibst du ihn noch so, dass sie ihn erkennt, aber er wirkt noch gar nicht so gewalttätig. Er könnte doch auch erscheinen, weil er mit seinem plötzlichen Tod nicht klarkommt oder weil er im Tod mit seiner Schuld nicht zurechtkommt. Vielleicht hätte sie ihn anfangs ja noch nicht mal recht erkennen können, sondern nur eine gesichtslose männliche Gestalt mit Zigarette.
In der zweiten Szene, in der der Großvater dann auftaucht wird er dann bereits so beschrieben:

als sie in die grinsende Fratze ihres Großvaters blickte. Seine Augen gähnten schwarz wie die Nacht, und seine fleckigen Lippen spannten sich über seinen gelben Zähnen zu einem teuflischen Lächeln.

Mal davon abgesehen, dass ich diese Beschreibung sehr plakativ finde, das ist aber ev. auch Geschmackssache, ist hier absolut klar, dass der Opa Böses im Sinn hat. Auch zu viel vorweggenommen. Durch diese Sorte Beschreibung nimmst du dir zu viel vorweg. Wenn du das weniger plakativ machst und dir noch ein bisschen mehr Luft lässt bei der Beschreibung des Äußerlichen, kannst du die Endszene intensiver gestalten, ohne dass du so realistisch werden musst.
Bei Bildern wie beispielsweise schwarz wie die Nacht wäre ich vorsichtig. Das ist ein sehr bekanntes, schon vielfach benutztes Sprachbild, da huscht der Leser drüber weg. Du fängst ihn damit nicht ein und bindest ihn nicht an deine Person ran und an die Stimmung, die du haben willst. Auch für die gelben Zähne gilt das. Immer haben Monster gelbe Zähne. Besser gefielen mir die fleckigen Lippen.
Prinzipiell gilt, dass es besser ist, sich neue Vergleiche oder Metaphern zu suchen. Es ist eine Sauarbeit, aber glaub mir, wenn dir wirklich ein Sprachbild glückt, und du hast es dir ganz alleine ausgedacht, das ist schon ein sehr befriedigendes Gefühl. Macht Spaß trotz aller Mühe.

Und jetzt noch zu einem weiteren Punkt, der mir sehr am Herzen liegt, aber er geht eventuell auch in eine sehr persönliche Betrachtungsweise hinein. Deshalb sieh das Nachfolgende eher als Diskussion denn als handwerklichen Tipp von Schreibkumpel zu Schreibkumpel.
Dass der Großvater sich zum Schluss als gewalttätiger Mensch entpuppt, das kann man so machen. Aber:
Genauso wie Anakreon bin ich über die Vergewaltigungsszene des Kindes gestolpert. Für mich hat das nicht zu der sonstigen Geschichte gepasst. Vorher war es eine Gruselgeschichte, die eher unterhaltend rüberkam. Jetzt geht es für meinen Geschmack zu realistisch zu und wirkt dann, weil es eben nicht mit entsprechend anderen Sichtweisen und Inhalten unterfüttert ist, fast effekthascherisch. Nicht falsch vestehen, du hast das sicherlich nicht so gemeint und es ist auch vielleicht sehr meine eigene Vorstellung . Auf jeden Fall sprengt es den für mich irgendwie den Rahmen einer normalen Horror- oder Gruselgeschichte. Wenn ich eine Geschichte über einen gewalttätigen Familienvater lesen wollte, der seine Töchter demütigt, quält und vergewaltigt, dann wäre es eine ganz andere Geschichte. Da müssten die Familienstrukturen rein, psychologische Sichtweisen, vielleicht sogar eine diffizile Kritik an der Sichtweise, dass man, wenn man Familie hat und diese der Hort des privaten Glücks ist, auch als Oberhaupt das Recht auf die Familienmitglieder hat und diese für den Anspruch auf das private Glück einzustehen haben. Diese vergewaltigenden Männer und Väter, die sagen ja oft sogar, dass sie ein guter Vater/Ehemann sein wollten. Also, wenn ich sowas überhaupt lesen wollte, dann kann ich mir das nur als sehr düstere, verstörende Schilderung vorstellen. Möglicherweise, sowas ist ja schon geglückt mit anderen Themen, kann man es auch in eine Horrorstory einbauen, aber auch dann müsste man es aus meiner Sicht anders machen, und ich stelle es mir sehr schwer vor.
In deiner Geschichte könntest du es so retten, dass du in der Schlussszene weniger realistisch wirst. Mehr so, dass es noch auf der Ebene der Phantasie eines Kindes bleibt, bedrückend ist, aber nicht realistisch wird. Der Schlussclou mit er Schwangerschaft könnte trotzdem bleiben.
Aber, wie gesagt, das ist vielleicht Ansichtssache und andere finden, dass ich da völlig falsch liege.

Jedenfalls habe ich eine Geschichte gerne gelesen, mich gerne mit ihr auseinanders gesetzt.

Viel Spaß wünsch ich dir noch hier.
Gruß Novak

 

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