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Onlineliebe - oder das Liebesbriefmassaker

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06.08.2002
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Onlineliebe - oder das Liebesbriefmassaker

Onlineliebe – oder das Liebesbriefmassaker

Es ist faszinierend.
Ein seltsames Gefühl plagt mich und ich frage mich, ob dieses Gefühl, dieser Kitzel meiner Nervenenden nicht vielleicht so etwas wie Liebe seien könnte?
Unbegründete, naive und in jedem Falle hoffnungslose Liebe...aber mein Herz, mein Körper meine zitternden Finger, die Schmetterlinge im Bauch, die eher einem brodelndem Vulkan, als denn Schmetterlingen ähneln, besiegen meinen Verstand, der "Nein" förmlich zu kreischen scheint.
Ich habe sie gesehen und mein Körper und vielleicht auch die naiven Winkel meines Verstandes waren auf der Stelle hin und weg...
"Nein" kreischt mein Hirn. Versucht meinen Geist zu umklammern, ihn fest zu halten, ihn zu umschlingen und nicht gehen zu lassen.
"Nein" kreischt es. "Tu es nicht, es wird dich verschlucken, kauen, mahlen, vielleicht geräts du ihm sogar in die Speiseröhre und es wird dich würgen und spucken. Verliere dich nicht schon wieder in Bildern die du zwar siehst, aber nicht berühren kannst! Bilder die du zwar siehst, aber nicht riechen kannst. Bilder die du zwar siehst aber nicht küssen kannst.
Bilder die du zwar siehst, aber nicht lieben kannst! Du kannst sie nicht lieben...nicht wie ein Mensch einen Mensch lieben kann! Nicht auf die gleiche gefühlvolle Art und Weise wie die Menschen lieben, nicht mit Fingerspitzen auf Fingerspitzen, nicht mit Tränen in den Augen und einem Lächeln auf den Lippen.“
All diese Vernunft kling logisch.
Das ist alles sehr nachvollziehbar, Herr Hirn.
Ich muß ihnen schon sagen, gut argumentiert. Respekt von meiner Seite aus.
Große Worte!
Aber kann Liebe nicht viel mehr sein, als das bloße sich gegenseitig wärmen?
Nein, Marvin. Das kann es nicht! Das sollte es nicht! Das wird es nicht!
Du verlierst dich schon wieder in einer völlig hoffnungslosen Sache, du stehst mit dem Rücken zur Wand, einem Heer gegenüber, dass du nicht besiegen wirst.
Du bist so schlau, Herr Hirn und doch klingen deine Worte in meinen Ohren wie eine Gabel auf einer Schiefertafel...
Du bist mächtig, Hirn, Verstand, Geist...aber du wirst niemals den Rest besiegen.
Ich sah sie sich bewegen und mein Herz sah sie tanzen.
Ich sah sie lachen und mein Herz sah mich weinen.
Ich sah sie, doch sie sah mich nicht.
Sie kennt dich gar nicht.
Du kennst sie gar nicht.
Ist das nicht alles total egal?
Ich glaube, dass Liebe viel tiefer geht, als du Hirn es jemals wirst können.
Du bist ein romantischer Hitzkopf, Marvin. Das weißt du, weil ich es weiß.
Ihre Lebendigkeit...ihr Blick, ihr bezauberndes Lachen, ich glaube sie hat mir mein Herz gestohlen.
So, hat sie das? Dann will ich dich mal beruhigen, denn mich hat sie hier gelassen um auf dich aufzupassen.
Ein fairer Tausch, sie kriegt das Herz und ich den Quälgeist.
Halt den Mund du dämliches Etwas, du wirst sie nie lieben.
Weil Liebe auf Gegenliebe beruht.
So? Tut sie das?
Ja, das tut sie und was du auch immer für Gefühle empfindest, sie werden niemals stark genug sein um beide Seelen zu füllen.
Ist das Liebe?
Nein, das ist keine Liebe.
Was ist dann Liebe?
Wenn ich das wüsste, müsstest du es dich fragen?
Du weißt also nicht was Liebe ist, aber du weißt was Liebe nicht ist, ja?
So in etwa würde ich das ausdrücken, ja Marvin.
Ich finde das nicht fair. Wie soll ich herausfinden was Liebe ist, wenn mein Hirn mir davon abrät, mir aber im gleichen Satz sagt, dass es nicht weiß was Liebe ist?
Jetzt drehst du aber völlig ab, wie?
Liebe doch, ich halte dich nicht auf.
Doch das tust du!
Wie?
Dadurch, dass du da bist.
Ich kann ja gehen!
Bleib noch ein wenig, es wird grad interessant.
So...
Ich habe sie gesehen in der verschwommenen Auflösung von vielleicht ein Tausend Pixeln pro Sekunde...und ich glaube, dass ich sie lieben könnte.
Du bist genauso weit wie du am Anfang dieses kleinen Liebesbriefmassakers warst.
Es wäre ein schöner Liebesbrief geworden, hättest du den Mund gehalten.
Ja, ein Schöner. Aber auch ein Ehrlicher?
Muss ich das beantworten?
Das steht dir frei.
Ich glaube, dass Liebe und die Worte sie zu umschreiben immer ehrlich sind, weil sie direkt aus dem Herzen kommen.
Das ist Unfug und du weißt das.
Die Worte sie zu umschreiben kommen von mir.
Ich schick sie dir und du tippst sie.
Das ist wirklich sehr nett von dir.
Keine Ursache!
Das war ironisch.
Oh.
Koordinieren wir etwas...du kennst die Worte und die Metaphern, meine Finger tippen sie...aber mein Herz erdenkt sie.
Dein Herz denkt also...soso.
Du bist wirklich ein herzensguter Spinner.
Danke.
Was danke?
Das du mich herzensgut nennst.
Ich glaube, dass ich mich in sie verliebt habe, passt dir das besser, Herr Hirn? Klingt das ehrlicher?
Du machst einen Unterschied zwischen Liebe und sich verlieben?
Ja, natürlich mache ich das. Wer tut das nicht?
Erkläre ihn mir.
Liebe, dass ist alles was zwei Verliebte mit einander verbindet.
Das sind ihre kleinen Marotten, das ist alles was sie aneinander lieben.
Das ist die Möglichkeit sich gegenüber zu sitzen und sich stumm in die Augen schauen und in diesen Augen zu erkennen, wie glücklich man selbst ist.
Liebe ist sich zu berühren.
Liebe ist über alles Reden zu können.
Liebe ist alles für diese Liebe tun zu wollen.
Liebe ist Alles.
Dann liebst du sie nicht.
Weil du ihr nicht gegenübersitzen wirst.
Weil du sie nicht berühren wirst.
Weil du nicht mit ihr reden wirst.
Was du empfindest ist keine Liebe, dass ist ein Wahn.
Wahn, das klingt mir zu sehr nach Wahnsinn.
Und? Ist es das nicht?
Vielleicht bin ich ganz wirklich bloß verliebt...
„Bloß“? Unterschätze dieses Gefühl nicht, denn es ist besser als zu hassen, es ist besser als zu toben, es ist besser als traurig zu sein, es ist besser als zu resignieren und es ist besser als deprimiert zu sein.
Ich bin glücklich. Glücklich, dass dort ein Mensch ist der in mir das Gefühl erzeugt zu lieben.
Verliebt zu sein!
Wie bitte?
Es muss heißen, der in mir das Gefühl erzeugt verliebt zu sein.
Oh, natürlich.
Hast du etwas aus unserer Unterredung gelernt?
Vielleicht...
Was soll das heißen, vielleicht?
Das soll heißen, dass du mich vielleicht einmal ausreden lassen solltest.
Oh...tut mir leid.
Vielleicht, habe ich gelernt, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie geliebt habe.
Das wäre eine traurige Erkenntnis.
Ja, aber vielleicht ist es die einzige.

Dortmund, NRW
15.August 2002

 

Hallo Kain!

Deiner Kurzgeschichte liegt eine interessante Idee zugrunde und ich fand sie durch den Dialog zwischen Hirn und Marvin für den Leser sehr ansprechend.

Dennoch eine große Bitte:
Man hat an vielen Stellen Probleme, zu entscheiden, was jetzt eigentlich "Herr Hirn" und was Marvin sagt.
Ich würde es wesentlich angenehmer finden, wenn du die Worte des einen kursiv schreiben oder irgendwie anders hervorheben würdest, sodass man zwischen den beiden Protagonisten besser unterscheiden und sich mehr auf den eigentlichen Inhalt konzentrieren kann, der beim Lesen dadurch etwas unterging.

An einer Stelle (Zitat: "Bloß?") verwendest du m. E. unnütze Anführungszeichen. Wenn, dann hättest du das gesamte Gespräch mit wörtlicher Rede versehen müssen.

Tippfehler: "geräts"

Gut gefallen hat mir das etwas traurige und nachdenklich machende Ende.

Viele Grüße,
Michael

 

Hallo Michael,

danke erstmal für die Kritik.
Das mit den Fragen war wirklich so eine Art Problem, weil ich den Text halt in Words geschrieben hatte und da die Fragen von Herr Hirn ;) fett geschrieben habe. War gut leserlich.

Wollte es dann hier posten und hab gemerkt, dass der nich das Format aus Words übernimmt. Und man hier nur extrem schwer fett schreiben kann. :(
Das mit bloß, sollte eigentlich nur das Wort hervorheben, hätte es auch kursiv machen können.

Im Grunde genommen, wars auch keine Geschichte sondern eher ein kleiner Monolog aus einer langen Nacht :D

gruß,
marvin

 

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