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Onkel Jims Besuch

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03.08.2002
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Onkel Jims Besuch

Onkel Jim's Besuch

„Tammy, bitte lass mich in Ruhe und geh’!“
„Onkel Jim, du hattest doch früher nichts gegen meine Gesellschaft.“
Tammy sprach in sein Ohr. Sie flüsterte nur, aber für Jim war es, als würde sie schreien.
„Ja schon, aber...“ Nun meldete sich Josh zu Wort.
„Früher hast du sogar Mom darum gebeten, mit uns allein sein zu dürfen.“
„Bitte Kinder geht! Ich darf mich nicht mehr mit euch beschäftigen.“ Aber er würde es wohl oder übel tun müssen.
„Komm schon Onkel Jim“, sagte die neunjährige Tammy zu seiner Rechten, „lass uns etwas spielen.“
„Karten“, schlug Josh vor. „Hearts finde ich klasse.“
Seine wunderschönen blauen Augen funkelten, während er das sagte.
„Nein Josh“, sagte Tammy zu ihrem Bruder und sah in streng an. „Du weißt doch, dass Onkel Jim keine Karten mag. Er kuschelt viel lieber mit uns.“
Jim spürte, wie sie einen Arm um seinen Hals legte. Bei dieser Berührung zuckte er kurz zusammen.
Er fühlte, wie ihr Blick auf ihn fiel, aber er wollte ihn nicht erwidern. Er wollte sie nicht ansehen.
Würde er seinen Kopf nur etwas nach rechts drehen, würde er die hässliche Narbe an ihrem zarten Hals sehen können.
„Nein, ist schon in Ordnung Tammy, ich will nicht schmusen.“
Sie setzte sich auf seinen Schoß.
„Bitte geh runter von mir.“ Sie tat es nicht. Sie saß auf ihm, und er konnte sehen, wie ihre schmalen Beinchen vor und zurück pendelten. Es machte ihn fast wahnsinnig.
Um sich abzulenken, lauschte Jim einen Moment lang der Stille, die ihn in der engen Zelle umgab.
Es war seine dritte Nacht in diesem Raum, und er verzweifelte, wenn er daran dachte, wie viele noch folgen würden.
Er hatte Angst vor dem Alleinsein (besonders in der Nacht), aber noch mehr fürchtete er sich vor der Gesellschaft, die er jetzt um sich hatte.
Seine Nichte und sein Neffe, Zwillinge von neun Jahren, besuchten ihn seit seiner Einlieferung. Er fürchtete sich vor ihnen, wie er sie zuvor geliebt hatte. Zuvor, bis...
Tammy gab ihm einen Kuss auf die Wange. Ihre Lippen waren ausgetrocknet und ohne jede Spur von Wärme; so ganz anders, all jene Lippen, die ihn damals geküsst hatten. Damals war noch alles gut gewesen; vor zwei Wochen war noch alles gut gewesen. Er hatte geliebt, er hatte viel Spaß mit den beiden gehabt; er war Inhaber eines gut gefüllten Kontos gewesen (was er seiner Tätigkeit als Immobilien-Makler zu verdanken gehabt hatte); er hatte sogar ein hübsches Eigenheim besessen, doch dann...
Dann hatte seine rachsüchtige Schwester, die Mutter der beiden, sich eingemischt. Sie gönnte ihm nichts. Das hatte sie schon früher nicht getan, als sie noch Kinder gewesen waren und in einer Kleinstadt nahe San Diego gelebt hatten.
Sie war drei Jahre jünger als Jim und schon immer der Liebling ihrer Eltern gewesen. Sie, Christine, hatte ihm das angetan und ihre Kinder, Tammy und Josh, zu den Wesen gemacht, die sie jetzt waren, und die ihn jede Nacht quälten.
Noch vor nicht allzu langer Zeit hatte Christine sich gefreut, als er sich bereit erklärt hatte, auf ihre Kinder aufzupassen. Sie war mittlerweile 41, was sie aber nicht davon abhielt, sich jedes Wochenende in irgendwelchen Discos rumzutreiben, wie eine dreckige Prostituierte, nur im Minirock und trägerlosem Oberteil bekleidet.
Es wäre ihre Pflicht als Mutter gewesen, auf Tammy und Josh aufzupassen. Besonders, da sie doch so zerbrechliche Seelen hatten.
Er was beklagte er sich? Es hatte Jim Freude bereitet, sich mit ihnen zu beschäftigen, ihnen seine Liebe zu geben. Er war sich sicher, dass es Tammy und Josh gefallen hatte, die Wochenenden bei ihrem alten Onkel Jim zu verbringen. Er hatte sie Fernsehen schauen lassen, bis spät in die Nacht, wobei er natürlich peinlich darauf geachtet hatte, dass die Sendung, die sie sehen wollten, für ihr Alter angemessen war.
Es war schwer, heutzutage solche Programme zu finden, aber wenn nicht, hatte er ihnen sogar extra einen Film aus der Videothek geholt, im 20 Meilen entfernten Clairville. Mehr und mehr hatten sie Jim das Gefühl gegeben, dass sie sich bei ihm besser aufgehoben fühlten, als bei ihrer Mutter und ihrem Vater, einem aggressivem Alkoholiker namens Ben.
Jim zweifelte nicht daran, dass Ben seine Kinder schlug, auch wenn er nie Beweise dafür gehabt hatte. Es hatte Nächte gegeben, da hatte er, während er im Bett lag und auf die Kinder aufpasste, geschworen Tammy und Josh von ihrem Vater zu befreien. Er war oft kurz davor gewesen, sich ein Küchenmesser zu nehmen und ihm einen kleinen Besuch abzustatten. Die Angst, er könne Tammy und Josh danach nie mehr wiedersehen, hatte ihn davor abgehalten. Er hatte sich zusammenreißen müssen, der Kinder wegen, die ihn brauchten.
Wenn Christine sie an Freitagabenden bei ihm absetzte, hatte er ein Funkeln in den Augen seiner Nichte und seines Neffen gesehen. Er bildete sich ein, dass es von Besuch zu Besuch größer wurde.
Er sah es, als ein Zeichen ihrer Liebe und ihrer Dankbarkeit.
Jim hörte eine Stimme an seinem Ohr. Ganz leise, aber nachdem er angestrengt lauschte, verstand er und ein eisiger Schauer jagte ihm über den Rücken.
„Onkel Jim, es juckt mir zwischen den Beinen. Kannst du mich da streicheln?“ Es war Tammy, die zu ihm sprach. Ihre Stimme trug den Klang des Wahnsinns, vielleicht war aber auch Jim selbst irre geworden.
„Ich darf nicht, du weißt doch... deshalb haben sie mich euch doch weggenommen“, sagte Jim und bemerkte, wie seine schmalen, blassen Lippen zitternden.
„Sie hat gesagt, dass ich ein Schwein..., dass ich euch weh tun würde.“ Er war den tränen nahe.
Josh strich ihm sanft über die Wange.
„Ist schon gut, Onkel Jim. Wir wissen, dass sie das gesagt hat. Der Richter hat ihr geglaubt, aber du weißt selber, dass es nicht so war.“
„Ja Josh, du hast recht“, sagte Jim und spürte, wie alte Gefühle in ihm hoch kamen. Er sah sich wieder vor Gericht, den Augen böswilliger Zuschauer gegenüber, und unzähliger Kameraobjektive von Reportern ausgesetzt. Die Presse hatte sich für seinen Prozess interessiert und behauptet, er hätte den Kindern Schlimmes angetan. Sie hatten ihn einen Vergewaltiger genannt.
„Was ist ein Vergewaltiger?“, fragte Tammy plötzlich und Naivität schwang in ihren Worten mit.
Jim sah sie nicht an, aber er konnte sich ihren Gesichtsausdruck vorstellen: Kindliche Unschuld, gepaart mit kindlicher Faszination am Lernen und Begreifen. Den selben Ausdruck hatte sie gehabt, wenn er ihr abends Geschichten, aus einem Märchenbuch für Grundschüler, vorgelesen hatte.
Der Begriff Vergewaltiger passte nun gar nicht zu diesem Ausdruck, aber er war sich bewusst, dass er ihre Frage würde beantworten müssen. Sie war unglaublich hartnäckig für ein neunjähriges Mädchen und er würde ihre Neugierde nur noch vergrößern, wenn er schwieg.
„Das ist kein Begriff, den ein Mädchen in deinem Alter kennen sollte.“ Es klang härter und abweisender, als er es beabsichtigt hatte. Mit Sicherheit fühlte Tammy sich verletzt. Ein Blick in ihre Augen würden ihm Gewissheit geben, aber er brachte es nicht fertig. Die Narbe, diese gottverdammte Narbe!
Auch Josh wies eine Narbe auf, jedoch an anderer Stelle. Sie zog sich geradlinig durch seine Kehle.
Ein sauberer schneller Schnitt, mit einer scharfen Klinge durchgeführt.
„Wir wissen doch, dass Mami gemein zu dir war und böse Sachen über dich erzählt hat. Du darfst dich nicht darum kümmern! Wir lieben dich, nicht war Josh?“ Tammy sah zu ihrem Bruder rüber. Dann wandte sie sich erneut ihrem Onkel zu. „Wir hassen sie dafür!“
Jim konnte sich die schreckliche Grimasse die sie zog vorstellen. Er hatte sie letzte Nacht schon einmal gesehen und sie hatte ihn um den Schlaf gebracht.
„Ja ich weiß“, stimmte er ihr kleinlaut zu. „Ich auch.“
„Spiel mit uns“, forderte Josh ihn auf. „Mir wird langsam langweilig. Früher warst du nicht so.“
Nein, früher war er nicht so. Aber früher hatten sie ihn auch noch nicht in ein enges, stinkendes Loch gesteckt und ihn als eine Ausgeburt der Hölle bezeichnet.
„Lass Onkel Jim in Ruhe und hör endlich auf zu nerven. Du weist doch, dass es ihm schlecht geht und er traurig ist.“ Tammy ergriff Partei für ihn.
„Josh ich kann es nicht, ich kann nicht mehr mit euch spielen“, sagte Jim. „Die Situation ist eine, und auch ihr... habt euch verändert.“ Und auch ihr... habt euch in kleine Monster verwandelt, die mich in den Wahnsinn treiben wollen, war das, was er in Wahrheit sagen wollte.
„Wie haben wir uns verändert, Onkel Jim?“, fragte Tammy.
„Nun ja“, er suchte nach Worten, die nicht zu hart klangen. „Ich... ich weiß nicht...“
„Schon gut, Onkel Jim. Wenn du es nicht sagen willst, musst du es auch nicht tun.“
Er war Josh für diesen Einwurf dankbar. Er spürte, wie sich eine Hand auf seinen Schritt legte. Es war Tammy, dieses kleine Biest, die ihm das letzte bisschen Verstand rauben wollte, das ihm vor dem Wahnsinn trennte. Die Hand streichelte ihn dort unten, und er spürte, wie sich etwas in seiner Hose regte. Sein Glied wurde nicht steif, aber ein Kribbeln nahm von ihm Besitz.
Sie streichelte ihn und summte dabei leise vor sich hin. Josh sagte etwas, doch Jim bekam es nicht mit; er war viel zu konzentriert darauf, keine Erektion zu bekommen. Als er merkte, dass er sich seiner abnormen Lust nicht mehr widersetzen konnte, packte er panisch die Hand seiner Nichte und riss sie fort.
Tammy schrie erschreckt auf, doch er war sich sicher, dass ihre Empörung nur gespielt war.
„Es tut mir leid! Es tut mir so entsetzlich leid!“ Immer wieder flossen Entschuldigungen aus seinem Mund, als er hörte, wie Tammy nehmen ihm weinte. Er hörte es, aber er sah es nicht. Es wäre ein Fehler gewesen, jetzt in die Augen dieses kleinen Mädchens zu blicken, die erfüllt sein mussten von Unverständnis und Traurigkeit. Trotzdem wusste er, dass sie ihn nur täuschte. Sie wollte ihn in den Wahnsinn treiben. Mit diesen hellblauen Augen, in denen sich langsamen Tränen sammelten, und in ihrem unschuldigen Gesichtsausdruck, der besagte, was habe ich falsch gemacht, ich dachte ich würde lieb sein und dir eine Freude bereiten, in all diesen Äußerlichkeiten war das pure Böse versteckt.
Er sagte sich immer wieder, dass das Mädchen neben ihm nicht mehr seine Nichte war, die er abgöttisch geliebt hatte, denn sie war tot. Ebenso wie der Junge, der sich als sein Neffe Josh ausgab. In Wahrheit waren sie Geschöpfe aus der Hölle! Geister, die ihn seit dem Todestag der Kinder bedrängten und die ihm seitdem keine ruhige Nacht mehr geschenkt hatten. Lass dich von ihrem unschuldigem Aussehen nicht täuschen; auch nicht von dem Blick in ihren Augen! Hinter diesen Augen lodert das Feuer der Hölle!
Aber dieses Weinen! Dieses schreckliche, stumme Weinen... Es zerbrach ihm fast das Herz und der Zweifel in ihm wuchs. Auch wenn sein Verstand ihm sagte, dass die beiden durch ein Missgeschick gestorben waren und in der Erde verscharrt lagen, wollte sein Herz dem nicht glauben schenken.
„Bitte hör auf zu weinen Tammy“, sagte Jim und brach in diesem Moment seinen Vorsatz, ihr nicht ins Gesicht zu schauen. Es sah aus, wie er es sich in seinen Gedanken vorgestellt hatte. Die Augen waren blutunterlaufen und ständig quollen neue Tränen aus ihnen heraus, die in einem kleinen Rinnsal die zarten Wangen des Mädchens hinunterliefen, um sich an ihrem runden Kinn zu sammeln und schließlich, um von dort auf den harten Gefängnisboden zu tropfen.
Jim hielt diesen Augen nicht stand und musste ebenfalls heulen. Aber anders als Tammy (oder das Wesen, das ihre Gestalt angenommen hatte) waren seine Tränen mit einem lauten Schluchzen verbunden. Es war das erste Mal, dass er weinte, seitdem er hier gelandet war. Er hatte noch nicht einmal geheult, als ihn die Polizisten Zuhause abgeholt hatten, und ebenfalls nicht, als der Richter den Urteilsspruch verlauten ließ. Nun ließ er all seine angestauten Emotionen (überwiegend bestehend aus Verzweiflung und Angst) freien Lauf.
„Warum...“, dieses Wort wiederholte er immer und immer wieder. Er weinte so lange und so ausgiebig, bis seine Nasenflügel mit festem Schleim verstopft waren und er aus dem Mund keuchend Atem holen musste. Während dieser ganzen langen Zeit starrte er auf nichts anderes, als auf den Boden.
Als er wieder aufsah blickte er in Joshs Gesicht. Seine Augen drückten Mitgefühl aus, doch irgendetwas an ihm verriet Jim, die Härte in dem Jungen. Dies löste in ihm einen erneuten Weinkrampf aus. Nachdem er auch diesen überstanden hatte, war ihm jedweges Zeitgefühl abhanden gekommen. Er wusste nicht, wie lange er dieses Mal geweint hatte, und er wusste nicht, wie lange sein erster Emotionsausbruch gedauert hatte. Ohne Zweifel musste er ein schockierendes Bild für die Kinder abgegeben haben, und dieser Gedanke handelte ihm Schuldgefühle ein.
Hätte er es nicht tun sollen? Hätte er nicht das Messer...
Dafür ist es jetzt eh zu spät, und in Wirklichkeit bist du dir sicher, dass du das Richtige getan hast, sagte eine harte Stimme in ihm, es war das Beste für die Kinder. Du zweifelst nur daran, weil du nun die Konsequenzen, deines richtigen Handelns, zu ertragen hast. Aber es ist normal, dass man zweifelt. Du darfst darüber nachdenken, aber du kennst die Antwort bereits. In vielen Jahren, wenn du diesen Ort des Dunkel wieder verlassen kannst und am Strand liegst und die Sonne auf deinen Körper scheint, wirst du nicht mehr zweifeln. Und du wirst froh sein, es getan zu haben. Auch wenn du deinen Neffen und deine Nichte vermissen wirst; es war richtig, sie von dem Bösen und dieser grausamen Welt zu befreien. Du hast das richtige getan, als du das Messer an ihren Hals an...
„Ja, es war das Richtige!“ Er wurde aus seinen Gedanken gerissen und starrte seine Nicht entsetzt an.
„Was hast du da gesagt?“
„Ich habe gesagt, dass es das Richtige war“, sagte Tammy, „uns von hier fort zu bringen, und weg von unserer schrecklichen Mutter.“
„Es hat auch kaum weh getan“, stimmte Josh seiner Zwillingsschwester zu, „das mit dem Messer meine ich. Früher hatte ich immer Angst davor, eines Tages zu sterben, aber dank dir weiß ich jetzt, dass es gar nicht so schlimm ist, wie ich gedacht habe.“ Ein entsetzlich schiefes Grinsen erstand auf seinen Lippen.
„Ja“, sagte Tammy, „es hat genauso weh getan, wie du das erste Mal dein Ding in mich und Josh gesteckt hast.“
Jim musste schlucken. Ein Teil seines Hirn fragte sich, ob die anderen Gefängnisinsassen die Kinder ebenfalls hören konnten. Der Wächter, der nachts jede zweite Stunde die Gänge abschritt (aus Angst, ein Gefangener könne Selbstmord begehen) hatte sie jedenfalls nicht gehört.
Die Kinder kicherten.
„Was ist los?“, fragte Jim. „Was ist so lustig?“
„Wir haben noch eine kleine Überraschung für dich, Onkel Jim“, sagte seine Nichte.
„Weil du immer so lieb zu uns warst. Wollen wir Josh?“ Sie schaute zu ihrem Bruder; Jim folgte ihrem Beispiel. Aber Josh sagte nichts, sondern nickte nur. Als er wieder zu Tammy blickte, sah er das ihre Narbe (dieses hässliche, grausame, rosafarbene Ding) aufgeplatzt war. Blut quoll aus ihr hervor, als hätte man noch einmal einen Schnitt mit dem Messer vollführt, an exakt der gleichen Stelle. Das Blut färbte ihren gesamten Hals dunkelrot. Sie schien es nicht zu bemerken, ebenso wenig wie ihr Bruder Josh, der Jim fasziniert anstarrte.
„Wirklich?“, fragte Tammy noch einmal.
„Ja, er hat uns auch geholfen.“
Jim riss seinen Kopf zur anderen Seite, wo der Junge stand. Seine Zähne waren nicht mehr weiß, wie die eines Kindes. Nein, jetzt waren sie gelb und Blut haftete an ihnen.
Jims Verstand arbeitete schnell, aber doch nicht schnell genug. Er hat uns auch geholfen, das konnte nur heißen, dass sie... Er wollte aufspringen, doch schon spürte er das Metall an seiner Kehle. Er zog vor Schreck tief Luft ein, und im nächsten Moment passierte es. Tammy zog die Klinge quer über seinen Hals. Er konnte ihr noch einmal in die Augen sehen, bevor der Schmerz zu groß wurde und er sich im Sterben befand.
Sie lachte immer noch (von weit her konnte er auch das Lachen seines Neffen hören) und entblößte dabei schiefe Zähne, die wie die, eines Raubtieres aussahen.
Jetzt haben wir ihm auch geholfen, Josh, diesen Satz hörte er nicht aus ihrem Mund, sondern las ihn ihr von den Lippen ab, die dabei waren in kleinen Fleischfetzen auseinander zu fallen. Ihre Augen zeigten ihm den Tod. In ihren Augen war das Böse, der Wahnsinn.
In ihren Augen... die Hölle.


Das Geräusch von Schlagstöcken, die gegen Eisengitter schlagen, weckte ihn auf. Jim war sich zunächst nicht im Klaren darüber, an welchem Ort er sich befand. Es war sein dritter Morgen im Gefängnis, und an jedem Morgen war er gleichermaßen orientierungslos gewesen.
Als sein Geist wieder zu sich kam, fand er sich auf dem harten Boden wieder, und nicht auf seiner Pritsche. Sein Rücken schmerzte, aber das war nichts gegen die Schmerzen, die er in seinem Kopf hatte.
Die Nacht war schrecklich gewesen. Josh und Tammy hatten ihn besucht und sie würden es wieder tun. Schon heute Nacht. Die Tage im Gefängnis waren schlimm, aber die Nächte – geprägt von Einsamkeit und alptraumhaften Erscheinungen – waren um einiges schlimmer. Jede Nacht hatte er die selben Träume, die selben schrecklichen Visionen und jedes Mal liefen sie ähnlich ab.
Jim verzweifelte und seine Hände begannen zu zittern.
Der Wärter kam an seiner Zelle vorbei. Er schaute kurz hinein, schien sich aber von dem am Boden kauernden Mann nicht weiter stören zu lassen.
Lebenslänglich, schallte es in Jims Kopf. Es war grausam, dass nur ein einziges Wort einen so in den Wahnsinn treiben konnte. Jede Nacht werden sie wieder kommen, und jede Nacht wird Tammy plötzlich ein Messer in der Hand halten und es an deinen Hals setzen ... lebenslänglich!

ENDE


28.01.03

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Kevin!

Eine recht solide Horrorgeschichte hast Du hier geschrieben, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, wodurch Du den Horror erzeugen wolltest.
Anfangs ging ich davon aus, dass der Leser ziemlich zum Ende hin damit geschockt werden soll, dass die Kinder tot sind. Nachdem die Andeutungen in diese Richtung aber immer stärker wurden, ging ich davon aus, dass Du noch eine andere Pointe eingebaut hast. Wahrscheinlich war das in Deinen Augen, dass Jim gar nicht der nette Onkel ist wie man als Leser zu Beginn denkt. Das fand ich persönlich aber etwas übertrieben, also, dass die Kids nicht nur von den Eltern mißhandelt und von Jim schließlich "erlöst" wurden, sondern, dass sie zusätzlich auch noch mißbraucht wurden. Da kommt ziemlich viel zusammen, fast schon etwas zu viel. Und zum Schluss fand ich den "Gefallen" von den Kindern auch nicht so gut, weil er damit ja wiklich von ihrem Spuk erlöst wird, daher ist er Tod gar keine besonders schlimme Strafe für ihn.

Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn der Leser in die Irre geführt wird und sich die ganze Zeit wundert, warum Jim so merkwürdig wegen dem Besuch drauf ist und erst ganz zum Schluss erfährt, dass die Kinder tot sind. Und die Geister müssten noch nicht einmal bösartig sein um ihn in den Wahnsinn zu treiben. Naja, ich steh halt auf die Shyamalansche Schlusswendung. :D
So hat mir irgendetwas gefehlt, da es kein großes Geheimnis ist, das die Kinder tot sind, sonst aber nichts besonders Grusliges mehr kommt.
Naja, falls Du die Geschichte in Hinblick auf die Durchschaubarkeit etwas übearbeiten möchtest, müssten halt solche Sätze raus:

Würde er seinen Kopf nur etwas nach rechts drehen, würde er die hässliche Narbe an ihrem zarten Hals sehen können.
Um sich abzulenken, lauschte Jim einen Moment lang der Stille, die ihn in der engen Zelle umgab.
Seine Nichte und sein Neffe, Zwillinge von neun Jahren, besuchten ihn seit seiner Einlieferung. Er fürchtete sich vor ihnen, wie er sie zuvor geliebt hatte. Zuvor, bis...

Noch ein paar kleine Anmerkungen:
Onkel Jim's Besuch
Der Apostroph kommt im Deutschen hier nicht vor, nur im Englischen. Ausnahme lediglich, wenn der Name sonst mißverständlich wird: Andrea´s Hund/Andreas Hund, etc. Aber bei Jim ist das ja nicht der Fall.
Übrigens dachte ich beim Titel daran, dass Jim jemanden besucht. Eindeutiger wäre "Besuch für Onkel Jim" oder so etwas in der Art.
Sie könnte ihm nichts.
:confused: Im Kontext denke ich, Du meinst "gönnte", oder? Es kommen noch ein paar andere kleine Fehler vor, z.B. "Nihte" (Nichte) oder "tränen" (Tränen).
Er hatte sie Fernsehen schauen lassen, bis spät in die Nacht, wobei er natürlich peinlich darauf geachtet hatte, dass das Programm, das sie sehen wollten, für ihr Alter angemessen waren.
Es war schwer, solche Programme u finden, aber wenn nicht, war er ihnen extra einen Film aus der Videothek geholt, im 20 Meilen entfernten Clairville
Ein wenig auf Wortwiederholungen achten. ;) Außerdem solltest Du Deine Geschichte noch einmal ausführlich Korrektur lesen, so Dinge wie die unterstrichenen Fehler sind durchaus vermeidbar.
Außerdem fand ich etwas mühsam die Geschichte zu lesen, weil Du nach fast jedem Satzpunkt einen Absatz gemacht hast. So wurde die Story nicht in kleine appettitliche Happen aufgeteilt, sondern eher zerstückelt.
Die Narbe, diese gottverdammte Naaarbe!
:rolleyes: So etwas ist als Stilmittel genauso unzulässig wie NARBE,
N a r b e oder Narbe!!!!!!!!!!!!!
Wenn Dir etwas wichtig ist, sollte das durch Formulierungen rüberkommen - und das passt hier doch ganz gut.

 

Hi Kevin 2,

hat er nun oder hat er nicht - die Kinder misshandelt?

Das war die erste Frage, die sich mir stellte. Und die ich nicht wirklich gut gelöst fand.

Ausserdem verschwimmt das Ziel der Geschichte:

Anfangs sieht es so aus, als wäre die Mutter dran schuld, dass entweder die Kinder tot sind oder aber dass der Protagonist im Gefängnis sitzt.

Dann plötzlich verschwindet das alles und es kommt nur ein kurzer Hinweis, dass die Kinder wahrscheinlich verprügelt wurden.

Nur die Taten der Kinder deuten daraufhin, dass sie von ihm misshandelt wurden, während er dazu kein einziges Mal gedanklich Stellung nimmt - oder ich habs überlesen...

Was genau tat die Mutter? War sie wirklich böse?
Oder nahm der Protagonist nur an, dass sie böse war?
Immerhin scheint er das Misshandeln der Kinder ja nicht als böse zu empfinden!!!

Ansonsten schliesse ich mich fehlertechnisch dem Bibliothekar an.

Ein guter Gag wäre es übrigens auch gewesen, wenn der Protagonist nach seinem "Tod" schreiend in der Gefängniszelle aufgewacht wäre, wohl wissend, dass die beiden Kleinen in der nächsten Nacht wieder kommen würden, um ihm zu helfen. In jeder Nacht...

Aber die Geschichte hat mir auch so schon eine Gänsehaut eingejagt und ich finde sie recht gut. Jetzt musst Du nur noch den Fehlerteufel besiegen, grins...

Henry Bienek

 

Hi,

Es war schwer, solche Programme u finden, aber wenn nicht...
Ich könnte dir ein z leihen!

Wenn Christine sie an Freitagabenden bei ihm absetzte, hatte er ein Funkeln in den Augen seiner Nihte und seines Neffen gesehen.

Auch ein c hätte ich noch im Angebot.

Weil mir deine Geschichte gefällt bekommst du sie sogar kostenlos. :D

 

Hi,
Die Geschichte ist echt gut. Besonders am Anfang, wo man noch nicht weiß, dass die Kinder Geister sind.
Das Ende wird dann ab der Mitte vorhersehbar.
Beim Ende schließe ich mich Henry an. ISt sicher für Jim schlimmer, wenn er es nur Träumt und weiß, das sie nächste Nacht wieder kommen.
Wenn du das und die Rechtschreibfehler ausmerzt, ist sie wirklich ein Hit.

Grüße
Bernhard

 

Also viel bleibt ja nicht mehr zu sagen. Ich persönlich jedoch finde den Einstieg zu apprubt. Ich meine der Dialog legt los und am Anfang leitest Du mich total fehl! Vielleicht, wäre hier irgendwie ein Einleitungssatz angebrachter.

Manche Beschreibungen empfinde ich als zu klischeehaft oder besser gesagt, sie sind nicht sehr individuell und kommen in vielen Geschichten vor.

Beispiel: "Seine wunderschönen blauen Augen funkelten, während er das sagte."

Die Idee jedoch finde ich gelungen und überzeugend! Mich stört es nicht, dass man zu früh ahnt, dass sie Geister sind.

Alles in allem eine doch recht solide Geschichte, die aber durch ein paar Spritzer individueller Beschreibungen sich von den Perdants im Genre abheben könnte.

 

Danke euch allen für eure Kritiken!

Hat etwas länger gedauert mit meiner Antwort, aber hier ist sie.

Bibliothekar:

Ja, ich wollte den Horror dadurch erzeugen, das der Leser erst zum Schluss erfährt, dass die Kinder tot sind und er am Anfang nur eine Ahnung verspührt.
Es ist mir wohl leider nicht ganz gelungen. Die Andeutungen sind zu penetrant.
Die Fehler hab ich, hoffentlich, alle berichtigt.
Danke fürs Aufmerksammachen!

Henry:

Ja, er hat die Kinder misshandelt, aber ich bin froh darüber, dass dir das nicht ganz klar war, weil das eine meiner Absichten war.
Das Jim keine Stellung zu dem Missbrauch nimmt liegt daran, dass er es nicht als etwas Schlimmes empfindet. Er denkt ja, dass er seiner Nichte und seinen Neffen damit einen Gefallen getan hat.
Die Mutter und der Vater der Kinder haben mit deren Tod natürlich nichts zutun, aber das kommt wohl nicht so ganz rüber. Für Jim sind sie die Schuldigen, weil er die Kinder ja von ihnen "erlösen" will, weil er einen Hass auf seine Schwester hat und er projeziert sein Leiden aus der Kindheit durch sie, auf seine Nichte und den Neffen.

Kalchas:

Jo, das "c" und das "z" konnt ich wirklich gut gebrauchen.

Bernhard:

Danke für dein Kompliment. Ich stimme dir zu, dass das Ende ab der Mitte des Textes vorhersehbar wird. Wie schn gesagt war mein Bestreben erst ganz am Ende die Situation aufzuklären. Das Jim im Gefängnis sitzt und das die Kinder Geister sind.

Badfinger:

Ich weiß nicht, mir gefällt der abprubte Einstieg eigentlich ganz gut.
Die klischeehaften Beschreibungen (blaue Augen, zarte Hände, etc.) waren beabsichtigt, weil sie ja die Idealvorstellungen von Kindern sind, und ich dachte, damit das ganze noch ein bisschen gruseliger zu machen.

Alle:

Das von euch bemängelte Ende habe ich geändert (heißt: eine weitere Szene eingefügt und die Geschichte nicht mit dem "Erlösen" enden lassen). So gefällt es mir auch um einiges besser und es wird nicht klar, ob die Kinder wirklich Geister sind, oder einfach nur Vision.

Nochmals Danke!

Alles Gute...

 

Das von euch bemängelte Ende habe ich geändert (heißt: eine weitere Szene eingefügt und die Geschichte nicht mit dem "Erlösen" enden lassen). So gefällt es mir auch um einiges besser und es wird nicht klar, ob die Kinder wirklich Geister sind, oder einfach nur Vision.

Hab's erst jetzt gelesen und gerade die Schlußszene fand ich überflüssig. Eine Ende mit der Frage "Traum oder nicht Traum" ist doch nicht gerade ein neuer Abschlußgag. Aber gut, jedem kann man es halt nicht recht machen, ist halt meine persönliche Meinung.
Daß der Leser merkt, daß die Kinder Geister sind, wirst du nicht verhindern können - ich kann mir jedenfalls nicht denken, wie das gehen sollte. Immerhin hat er sie mißbraucht und sie dürfen ihn trotzdem in seiner Zelle besuchen??? Sehr unwahrscheinlich...
Aber das finde ich auch gar nicht so schlimm. Ich finde, der Gruseleffekt kommt eher dadurch zustande, daß sich die Kinder - erst nach und nach - als böswillige, als Rachegeister herausstellen (und gleichzeitig der Protagonist als Übeltäter). Ich finde, dieser Effekt ist dir auch sehr gut gelungen.
Daß die Kinder nicht mehr unter den Lebenden weilen, war mir dagegen (fast) von Anfang an klar und ich habe das an keiner Stelle als störend empfunden.

Insgesamt hat mir die Geschichte also wirklich gut gefallen.

Gruß Menedemos.

 

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