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One night in Bangkok

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31.08.2014
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One night in Bangkok

„Und, Schröder, schon mal in Bangkok gewesen?" Irritiert blickt Schröder auf und verneint höflich. Er ist gerade dabei, den Notfallplan für eine Flugzeugevakuierung akribisch zu studieren.
„Na dann, wird Ihnen gefallen!" Bayerlein beugt sich vertraulich über den leeren Sitz zwischen ihnen. „Diese Thaiweiber, mannomann, ich sag's Ihnen ... ", er kommt noch ein bisschen näher, so dass Schröder die schale Bierfahne riechen kann. „Können einen ganz schön auf Touren bringen. Patpong, Ping-Pong Show und so, Sie wissen schon." Er lässt sich wieder auf seinen Sitz fallen.
Schröder hat keine Ahnung, wovon der Kollege spricht. Er lächelt unverbindlich und wendet sich wieder den Sicherheitsbestimmungen zu.
„Unter uns gesagt", spricht Bayerlein weiter, „ich finde es eine Unverschämtheit, dass der Krauss und der Wittmann in der Businessclass Champagner saufen, während wir uns hier in der Holzklasse eine Thrombose holen." Schröder sucht nach einer passenden Antwort und als ihm keine einfällt, nickt er nur zustimmend.
Immer noch ist er völlig überwältigt von der Tatsache, dass man ausgerechnet ihn auf diese Reise mitgeschickt hat. Vor zwei Tagen war er ins Büro des Chefs gerufen worden. Unsicher kam er der Aufforderung nach und war mehr als erstaunt, als ihn der Vorgesetzte fragte, ob er einen gültigen Reisepass besäße.
„Also, dann packen Sie mal ihren Koffer, Schröder. Sie fliegen übermorgen nach Thailand. Der Beerbaum hat einen Hexenschuss und Sie vertreten ihn."
Eine Geschäftsreise, und noch dazu ins exotische Ausland, das verschlug ihm erst einmal die Sprache, war er doch bis zum heutigen Tag höchstens mal auf einer zweitägigen Fortbildung in Hannover gewesen. Am Abend hat er seiner Eva davon erzählt. Sie sah ihn entgeistert an.
„Das können sie ja wohl nicht von dir verlangen. Nach Thailand? In zwei Tagen? Wie soll denn das gehen? Und außerdem, da brauchst du doch bestimmt spezielle Impfungen, die ganzen Seuchen, die die dort haben ...“
„Nein Eva, ich habe mit der Dame von der Reisestelle gesprochen. Man braucht keine Impfungen."
„Also Hartmut, ich weiß nicht. Du hattest doch erst die Bronchitis, und dann dieser plötzliche Klimawechsel. Dort ist doch jetzt bestimmt Hochsommer. Ich halte das für eine Schnapsidee."
Er zuckte mit den Schultern.
„Ich begreife das nicht. Erst übergehen sie dich zweimal bei der Beförderung, und jetzt sollst du den Kopf hinhalten. Schön blöd wärst du da!"
„Eva, du übertreibst. Was heißt hier den Kopf hinhalten, ich soll doch nur einen Kollegen vertreten."
„Und da brauchen sie ausgerechnet dich? Und außerdem", sie sah in triumphierend an, „du kannst sowieso nicht fahren. Du weißt, dass am Samstag der 75. von Tante Gitti ist." Er holte tief Luft.
„Ich glaube, Tante Gitti kann dieses Jahr auch mal ohne mich feiern." Und dabei war es geblieben.

Irgendwann hört Kollege Bayerlein endlich auf zu reden und nickt ein. Erleichtert schließt Schröder die Augen, doch der Schlaf will einfach nicht kommen. Zu viele Gedanken schwirren ihm im Kopf herum. Er muss noch unauffällig die belegten Brote loswerden, die Eva ihm eingepackt hat. In den Einreisebestimmungen hat er gelesen, dass man keine Lebensmittel einführen darf.
Nach weiteren endlosen Stunden mit eingeschlafenen Beinen und pochenden Kopfschmerzen, landen sie endlich auf dem Suvarnabhumi International Airport in Bangkok.
Als sie aus dem Flughafengebäude treten, schlägt ihnen die schwüle Hitze wie eine Wand entgegen. Ein Mitarbeiter vom Limousinenservice erwartet sie bereits geduldig mit einem Schild von der Berninger Group. Während der Fahrt beginnen Krauss und Wittmann sogleich, hektisch ihre Smartphones zu bearbeiten und Emails zu lesen. Ralf Bayerlein ruft seine Frau an.
Schröder lächelt in sich hinein. Sein Nokiahandy besitzt weder eine Internetfunktion, noch ist es fürs Ausland freigeschalten. Er wird Eva vom Hotelzimmer aus anrufen. Wenn es nicht zu teuer ist. Beruhigt schließt er für einen Moment die Augen und genießt die angenehme Kühlung der
Klimaanlage. Er muss eingenickt sein, denn als er die Augen öffnet, stehen sie schon direkt vor dem Hoteleingang des Shangri-La.
Ein Hotelpage in einer prachtvollen Uniform trägt sein Köfferchen und führt ihn zu seinem Zimmer im elften Stock.
Weltmännisch drückt er dem zuvorkommenden Angestellten einen 500-Baht Schein in die Hand, um kurz darauf festzustellen, dass das umgerechnet zwölf Euro sind. Er hat am Flughafen nur hundert Euro umgetauscht. Sofort fühlt er sich schlecht. Womöglich ist das für diese Leute ein halber Monatslohn. Doch der kontinuierlich lächelnde Thai schien sich nicht gewundert zu haben. Ab jetzt muss er vorsichtiger mit seinem Geld umgehen.
Sorgsam klappt er die Tagesdecke zur Seite und setzt sich für einen Moment auf die Bettkante. Er blickt sich ehrfürchtig im Zimmer um. Durch die bodentiefen Fenster hat er eine traumhafte Aussicht über den Chao Phraya River. Vielleicht haben sie ja sogar Zeit, eine Bootsfahrt zu machen.
Wenn Eva ihn jetzt sehen könnte! Das ist schon etwas anderes, als die Pension Brigitte auf Rügen, in der sie seit zwölf Jahren ihren Sommerurlaub verbringen. Aber für Evas Asthma ist das Ostseeklima einfach das Beste. Er erwägt, sie kurz anzurufen, da fällt ihm ein, dass es in Deutschland mitten in der Nacht ist.

„Haben Sie kein Jackett?" Krauss sieht ihn mit hochgezogenen Brauen an. Sie haben gleich ein erstes Meeting mit dem Kunden im Hotel. Er und die anderen beiden Kollegen tragen dunkle Anzüge und Krawatten.
„Hier herrscht eine gewisse Kleiderordnung, der Kunde hat sonst keinen Respekt vor uns."
Schröder errötet. Eva hat ihm nur das beige Leinensakko eingepackt. Bei der Hitze könne man nun wirklich keinen Anzug tragen. Verdrossen geht er noch einmal aufs Zimmer, bindet sich die einzig mitgebrachte Krawatte um und zieht das Sakko über.
Das Treffen mit den asiatischen Geschäftspartnern verläuft zufriedenstellend und hinterher wird gemeinsam auf der Dachterrasse des Hotels gespeist. Schröder ist mittlerweile völlig übermüdet. Die feuchte, heiße Luft lässt ihm den Schweiß aus den Poren treten. Unauffällig schiebt er sein Essen auf dem Teller hin und her, es ist unfassbar scharf, seiner Meinung nach gar ungenießbar.
Nach einer Ewigkeit erhebt man sich endlich, um den weiteren Abend an der Bar ausklingen zu lassen. Er ergreift die Gelegenheit, um sich zu verabschieden.
„Keinen Absacker mehr? Oder haben Sie sich eine kleine Nachspeise aufs Zimmer bestellt?" Bayerlein stößt ihm den Ellenbogen in die Seite und grinst ihn anzüglich an.
„Äh nein, ich habe keinen Hunger mehr." Bayerlein lacht wiehernd auf und Schröder geht kopfschüttelnd zum Aufzug.

Der nächste Tag ist vollgepackt mit Terminen. Nach einer schlaflosen Nacht, mit quälenden Toilettengängen und heftigem Sodbrennen, fühlt er sich wie gerädert.
Außer einem zweistündigen Termin mit der IT-Abteilung, wo er im besten Schulenglisch das neue Buchhaltungstool vorstellt, kommt er sich recht überflüssig vor.
Am frühen Abend gibt es eine Stadtbesichtigung, die aus einer einstündigen stop-and-go-Fahrt durch den mörderischen Bangkoker Feierabendverkehr, zwischen stinkenden Tuktuks und dreiköpfigen Familien auf Mopeds, besteht. An mehreren Stellen werden sie auf prestigeträchtige Monsterbauten aus Stahl und Glas aufmerksam gemacht. Er ist maßlos enttäuscht. Also keine Flussrundfahrt.
„Are there plans for the later evening?" Schröder horcht besorgt auf. Sie haben gerade das Abendessen beendet. Nach zwei schlaflosen Nächten ist er mehr als reif für sein Bett.
„We may have a reservation at Jollys in Patpong, or if you wish, we could also do Karaoke."
Die drei deutschen Kollegen werfen sich einvernehmliche Blicke zu. Schließlich räuspert sich Krauss.
„Well, I think we all would prefer Jollys." Die Thais lächeln unergründlich. Schröder bekommt rasende Kopfschmerzen.

Als die Limousine losfährt, flüstert er Wittmann zu: „Ob der Fahrer mich wohl am Hotel absetzen könnte?" Dieser sieht ihn verständnislos an.
„Wir fahren jetzt nach Patpong, Sie wollen doch nicht das Highlight verpassen! So schnell kommen Sie wohl nicht mehr hierher, oder?"
„Es ist nur so, dass ich ziemlich müde bin und außerdem starke Kopfschmerzen habe."
„Ach papperlapapp", mischt sich Bayerlein ein, „schlafen können Sie, wenn Sie tot sind! Sie kommen auf jeden Fall mit. Hier", er zieht ein Tablettenröhrchen aus seinem Jackett, „nehmen Sie
die." Misstrauisch beäugt Schröder die hellgrüne Kapsel.
„Was ist das?"
„Etwas gegen Kopfschmerzen und für gute Laune." Er zwinkert ihm zu. „Thailändische Wunderpille. Jetzt nehmen sie schon endlich, ich will sie nicht vergiften!"
Ihm bleibt nichts anderes übrig, als die Tablette mit einem Schluck Champagner hinunterzuspülen, den jemand aus der Minibar der Limousine gezaubert hat. Erschöpft lehnt er seinen Kopf an die
Nackenstütze und harrt ängstlich der Dinge, die ihm heute Abend noch bevorstehen. Außerdem fällt ihm ein, dass er Eva immer noch nicht erreicht hat.

Lautes Discogewummere schlägt ihnen beim Eintreten in den "Jollys Gentlemenclub" entgegen. Es ist stockdunkel, grelle Lichtblitze erhellen im Sekundentakt den Raum. Überall wo er hinsieht, zucken spärlich bekleidete Tänzerinnen wild zum Takt der Musik. Peinlich berührt von so viel nacktem Fleisch richtet er seinen Blick zu Boden.
Die Asiaten führen sie zielstrebig in den hinteren Bereich, der als VIP-Lounge gekennzeichnet ist. Ohne Probleme werden sie durchgewinkt, nachdem eine Handvoll bunter Scheine den Besitzer gewechselt hat.
Auf einem rotierenden, runden Podest räkeln sich lasziv zwei zierliche Asiatinnen, die nichts außer roten Strümpfen und Strapsen tragen. Rundherum steht eine Polstergarnitur, die für ungefähr zwanzig Personen Platz bietet. Eine Gruppe lautstarker Briten oder Australier sitzt bereits in den plüschigen Polstern. Sie nehmen Platz und werden sofort von einer barbusigen Kellnerin bedient.
Auf ihren Nippeln kleben zwei glitzernde Sterne und untenrum trägt sie nichts außer einem schwarzen Lederrock, der so kurz ist, dass ihre Hinterbacken hervorblitzen. Schröder bekommt Stielaugen.
Man bestellt eine Flasche Champagner, auf die sofort die zweite folgt. Er kippt das Prickelzeug hinunter wie Wasser, vom überwürzten Abendessen hat er einen furchtbaren Brand. Mit einem Mal fühlt er sich unglaublich leicht und beschwingt. Die Kopfschmerzen sind wie weggeblasen.

Plötzlich steigt eine der Tänzerinnen vom Podest herunter und kommt direkt auf ihn zu. Sie setzt sich keck auf seinen Schoß und fängt an, sich aufreizend an ihm zu reiben. Zuerst ist er wie gelähmt, doch dann stellt er erstaunt fest, wie sich in seiner Hose etwas zu regen beginnt.
Sex war in seinem Leben noch nie wichtig und nachdem sie das Kinderthema abgehakt hatten, zeigt auch Eva seit Jahren kaum Interesse an der Erfüllung der ehelichen Pflichten. Reflexartig legt er seine Hand auf den Schritt, was ihm brüllendes Gelächter von den umsitzenden Männern einbringt.
„Na, was habe ich Ihnen gesagt!", kreischt Bayerlein und klopft sich auf die Schenkel, „die bringen einen auf Touren, was?" Ungeniert kneift er der Tänzerin einmal herzhaft in den Po. Schröder schüttet noch ein Glas Champagner die Kehle hinunter. Er hat sich lange nicht so lebendig gefühlt.

Mittlerweile werden aufgeblasene Luftballons in der Runde verteilt. Die Männer fangen laut an zu johlen. Schröders Augen treten beinahe aus ihren Höhlen, als er Zeuge eines wahrhaft bizarren Schauspiels wird. Eine der Damen hockt mit weit gespreizten Beinen auf der Drehscheibe. In ihrer blankrasierten Vagina steckt eine Art Blasrohr, mit dem sie anfängt, kleine Dartpfeile auf die Ballons zu schießen.
Er fängt unkontrolliert an zu kichern. Vielleicht könnte er Eva auch dazu bringen, solche Kunststücke zu erlernen. Die frigide alte Kuh. Überhaupt, er ist doch kein geschlechtsloser Eunuch, auch er hat noch das Recht auf körperliche Befriedigung. Schließlich ist er erst fünfundvierzig!
In einem Anflug von Waghalsigkeit beugt er sich zu Bayerlein hinüber. „Glauben Sie, dass man eine der Damen auch mit ins Hotel nehmen kann?" Seine Wangen glühen. Er fühlt sich, als könne er Bäume ausreißen. Bayerlein blickt ihn belustigt an.
„Hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut, Sie alter Schwerenöter. Unter uns gesagt, ich habe gerade dasselbe gedacht. Lassen Sie uns aufbrechen, ich weiß, wo wir die passende Begleitung finden."
Krauss und Wittmann sind noch nicht bereit zu gehen, also verabschieden sie sich eilig und schlängeln sich nach draußen. Bayerlein zieht einen der Türsteher vertraulich zur Seite. Er drückt ihm einen Schein in die Hand und wechselt ein paar Worte. Schließlich hellt sich sein Gesicht auf.
„Kommen Sie, wir besorgen uns schon mal ein Taxi." Sie steigen ein und lassen den Fahrer vor dem Club anhalten. Mittlerweile ist Schröders Euphorie schon etwas abgeflaut und beinahe bereut er seinen ungestümen Eifer, doch als fünf Minuten später zwei dunkelhaarige Schönheiten zu ihnen auf die Rückbank steigen, fängt sein Herz zu flattern an. Zutraulich klettert eine der beiden direkt auf seinen Schoß, schließlich ist es recht eng auf den Sitzen. Ihr kurzes Kleid rutscht hoch und entblößt herrlich glatte, goldbraune Oberschenkel. Schüchtern legt er seine Hand darauf. Diese samtene Haut! Sofort spürt er, wie das Blut erneut in seine Lenden strömt.
„My name is Dolores", gurrt sie ihm mit starkem Akzent ins Ohr, ihr seidiges Haar streift dabei sein Gesicht. „What is your name?"
„Äh ... Hartmut", bringt er krächzend hervor. Er wünscht, dass die Fahrt nie enden möge. Beschämt überhört er die eindeutigen Geräusche, die von seinem Sitznachbarn und dessen Begleitung kommen und genießt die zärtliche Nähe von Dolores.
Im Hotel angekommen zittern seine Hände so stark, dass ihm Dolores die Magnetkarte aus der Hand nimmt und die Türe für ihn öffnet. Kaum haben sie das Zimmer betreten, fängt sie an, ihm mit gelangweiltem Ton ihre "Geschäftsbedingungen" runterzurattern. Er versteht irgendwas mit Kondom und Euro und blickt sie verständnislos an. Sie rollt genervt mit den Augen.
„You want fickificki?" Sie macht eine obszöne Geste. „Is hundred Euro. Cash." Auffordernd streckt sie die Hand hin. Auf einen Schlag ist er ziemlich ernüchtert. Im hellen Licht des Zimmers sieht Dolores überhaupt nicht mehr frisch und verlockend aus. Ihr Gesicht ist von unzähligen Pockennarben entstellt und mit grellem Make-up zugekleistert, wie eine groteske Maske. Außerdem ist sie wesentlich älter, als er angenommen hat.
Bedauernd schüttelt er den Kopf und holt seine Geldbörse heraus. Er wird ihr etwas Geld geben und sie wegschicken. Schuldbewusst denkt er an Eva, die immer noch auf ein Lebenszeichen von ihm wartet. Er zückt einen Fünfziger und drückt ihn ihr mit einem entschuldigenden Lächeln in die Hand. Empört blickt sie ihn an.
„Hundred Euro, I tell you!" Er hebt beschwichtigend die Hände.
„No sex, you go home. Please." Er deutet auf die Türe. Sie stemmt eine Hand in die Hüfte und sieht ihn provozierend an.
„You give me hundred Euro!" Sie schnippt ungeduldig mit den Fingern. Langsam wird es ihm zu bunt und zornig fragt er sich, wie er überhaupt in diese unsägliche Situation geraten ist. Er wird lauter.
„No! I don't want sex, you go, now!" Aus den Augenwinkeln sieht er, wie sie blitzschnell einen länglichen Gegenstand aus ihrer Handtasche zieht. Der Schlag ist so heftig, dass er zu Boden geht. Seine Muskeln zucken unkontrolliert und sein Herz rast wie wild. Er windet sich vor Schmerzen, dann wird ihm schwarz vor Augen.
Als er wieder zu sich kommt ist er allein im Zimmer. Benommen richtet er sich auf. Sein Mund ist ausgedörrt, die Zunge fühlt sich an wie ein Stück Pappe. Sein Blick fällt auf die geöffnete Geldbörse, die neben ihm am Boden liegt. Sie ist leer. Zweihundertfünfzig Euro, seine Kreditkarte, die EC-Karte, selbst der Ausweis der Stadtbücherei ist weg. Nur ein vergilbtes Foto von Eva ist noch drin. Vorwurfsvoll scheint sie ihn anzublicken.
Sein Körper wird von einem heftigen Schluchzer geschüttelt, heiße Tränen laufen seine Wangen hinunter. Wie wird er ihr jemals wieder in die Augen blicken können?

 

Hallo Kerkyra,

ich musste eben noch mal nachgucken, ob ich dich tatsächlich richtig gespeichert habe. Und ja, du hast diese starke "kleine Schwester" geschrieben.
Also im Vergleich dazu, stinkt dieser Text hier ganz schön ab ;)
Für mich ist es schon der Einstieg. Das finde ich alles arg gestelzt und ich rutsche da nicht in die Geschichte.

„Und Schröder, schon mal in Bangkok gewesen?" Irritiert blickt er auf und verneint höflich. Er ist gerade dabei, den Notfallplan für eine mögliche Flugzeugevakuierung akribisch zu studieren.
Hier würde ich dringend raten, die Pronomen durch den Namen zu ersetzen, da sist ist nicht alles so ganz klar beim Lesen
Na dann, wird Ihnen gefallen!" Bayerlein beugt sich vertraulich über den leeren Sitz zwischen ihnen. „Diese Thaiweiber, mannomann, ich sag's Ihnen ... ". Er kommt noch ein bisschen näher, so dass Schröder die schale Bierfahne riechen kann.
Und dann beginnt ein sehr langer Teil, der nach diesem Muster gestrickt ist: Bayerlein rückt immer weiter auf die Pelle und Schröder weiß nichts damit anzufangen, will auf Distanz bleiben. Du schaffst dadurch Bayerlein als sehr unsympathische Figur zu skizzieren und Schröder als unglaublich dämliches Weichei. Das stört mich im weiteren Verlauf der Geschichte - das bleibt so stereotyp. Dann gibt es eine Wunderpille, ein Ausbruch aus dem Korsett und das Ende ist dann wieder voraussehbar.
Und ganz nebenbei - wie riecht denn schales Bier? :D

Ich geh jetzt nciht den ganzen Text durch, nur noch das:

Immer noch ist er völlig überwältigt von der Tatsache, dass man ausgerechnet ihn auf diese Reise mitgeschickt hat. Vor zwei Tagen war er ins Büro des Chefs gerufen worden. Unsicher kam er der Aufforderung nach und war mehr als erstaunt, als ihn der Vorgesetzte fragte, ob er einen gültigen Reisepass besäße. Natürlich, er hatte ihn erst im vergangenen Jahr erneuern lassen.
Die Rückblende würde ich deutlich straffen
das fette kann alles raus. Und das finde ich exemplarisch. In deiner Geschichte findet sich eine Menge Streichenswertes. Da würde ich echt noch mal mit dem Rotstift durch und streichen streichen. Nur, wenn nachher der Sinn verloren geht, würde ich es wieder einsetzen. Du willst ja hier eigentlich rehct nüchtern ran. Viel von Schröder zeigst du ja nicht.
Weltmännisch drückt er dem äußerst zuvorkommenden Angestellten einen 500-Baht Schein in die Hand, um kurz darauf festzustellen, dass das umgerechnet zwölf Euro sind. Er hat am Flughafen nur hundert Euro umgetauscht. Sofort fühlt er sich schlecht. Womöglich ist das für diese Leute ein halber Monatslohn. Doch der kontinuierlich lächelnde Thai schien sich nicht großartig gewundert zu haben. Ab jetzt muss er vorsichtiger mit seinem Geld umgehen.
Sorgsam klappt er die goldfarbene Tagesdecke zur Seite und setzt sich für einen Moment auf die Kante des dickgepolsterten Doppelbetts. Er blickt sich ehrfürchtig im Zimmer um. Durch die bodentiefen Fenster hat er eine traumhafte Aussicht über den Chao Phraya River.
An diesem Abschnitt noch einmal die ganzen Fülsel und Floskeln markiert. Muss nicht alles zwingend raus, aber deutlich reduziert werden.

Dann noch ein Paar Worte zum Ende:

Nur ein zerknittertes, vergilbtes Foto von Eva ist noch drin. Vorwurfsvoll scheint sie ihn anzublicken.
Das mit dem Foto finde ich gut. Auch, dass es ihn ansieht. Bei der Eva hätte ich eher einen missbilligenden Blick als einen vorwurfsvollen im Kopf, aber okay. Aber warum dieses überzeichnete - zerknittert und vergilbt muss es also sein, ja? ;)
Sein Körper wird von einem heftigen Schluchzen geschüttelt. Heiße Tränen der Scham laufen seine Wangen hinunter. Wie wird er ihr jemals wieder in die Augen blicken können?
Das kannst du doch auch streichen, das Ende mit dem Foto wirkt viel mehr. ZUdem ich die Scham nicht abkaufe. Ein inniges Verhältnis zu seiner Eva hat er ja nicht gerade.

Also, ich denke, dieser Text braucht noch mal eine gründliche Politur. Wenn ich mir deine kleine Schwester ansehe, weiß ich, dass du das besser kannst :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Weltenläufer,
Du machst mich echt fertig :shy:. Die "kleine Schwester" ist natürlich eine völlig anders aufgestellte Geschichte, vom Stil, vom Milieu, von allem.

Für mich ist es schon der Einstieg. Das finde ich alles arg gestelzt
Die Geschichte spielt in einem superkonservativen, biederen, altbackenen Kontext, wo das "Gestelzte" für mich dazu passt.

Du schaffst dadurch Bayerlein als sehr unsympathische Figur zu skizzieren und Schröder als unglaublich dämliches Weichei.
Bayerlein ist ein Unsympath und Schröder ein dämliches Weichei! So will ich das verstanden haben;). Keine Ahnung, ist das zu klischeehaft?

Viel von Schröder zeigst du ja nicht.
:confused: Also ich glaube schon, dass ich ihn ziemlich gut charakterisiert habe. Er ist ein unsicherer Pantoffelheld, risikoscheu, eingefahren, ängstlich. Völlig überfordert mit dieser ganzen Reise.

ZUdem ich die Scham nicht abkaufe. Ein inniges Verhältnis zu seiner Eva hat er ja nicht gerade.
Er hat eine Art Zwangsverhältnis zu ihr. Sie ist mehr seine Mutter, vor der er Respekt und sogar Angst hat. Viel Liebe gibt es nicht, aber er weiß genau, dass er ohne sie nicht existieren kann. Er schämt sich für sein unangebrachtes Verhalten, auch vor sich selbst.

Du hast recht, der Text hat seine Längen, ich habe vorher schon sehr viel gestrichen. Ich bin jetzt auch noch mal durch und habe noch einiges rausgenommen, habe einige Deiner Anregungen umgesetzt.

Vielen Dank für Deine Mühe und Deine Kritik,

schöne Grüße, Kerkyra

 
Zuletzt bearbeitet:

Hartmut
Schröder
Von Berufs wegen
stellt er […] das neue Buchhaltungstool vor
obwohl
am Samstag der 75. von Tante Gitti ist.
Viel lieber säße er jetzt in der
Pension Brigitte in Ribnitz-Damgarten,
mit
seiner ockerfarbenen Stoffhose
und seinem
hellbraunen Kunstlederkoffer
und würde
die belegten Brote […], die Eva ihm eingepackt hat
essen, ohne von
quälenden Toilettengängen und heftigem Sodbrennen
malträtiert zu werden. Er
träumt von Hackbraten mit Grünkohl
und braucht sich darüber hinaus über nichts den Kopf zerbrechen, weil zum Glück hat er
den ehelichen Beischlaf vor mehr als zehn Jahren aufgegeben, nach […] auszehrenden Bemühungen,
schließlich ist er erst zweiundfünfzig!

Du lieber Himmel, Kerkyra, was für einen unpackbaren Langeweiler setzt du uns hier vor!
Also im Vergleich zu diesem Schröder komme ich mir mit meinen fünfundfünfzig Jahren ja wie ein richtiger avantgardistischer Springinsfeld vor.

Ich weiß jetzt echt nicht recht zu sagen, ob ich die Geschichte gerne gelesen habe. Auf jeden Fall könnte sie Kürzungen*) vertragen und würde dadurch vermutlich gewinnen. (weltenläufer hat das ohnehin schon vorweggenommen.)
Aber dieser Schröder!
Also es ist ja nicht so, dass mir der Protagonist einer Geschichte immer sympathisch sein muss, das nicht, aber zumindest muss ich ihn als echten, lebendigen Menschen begreifen können. Und das gelingt mir mit diesem Schröder einfach nicht. Weniger deshalb, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass es solche erbärmlichen Figuren wirklich gibt, sondern vielmehr, weil ich es mir nicht vorstellen will.
Was ich sagen will: für mein Gefühl hast du bei der Charakterisierung deines Protagonisten eindeutig übertrieben. Du hast ja wirklich kein Klischee ausgelassen und das macht mir die Figur letztendlich unglaubwürdig, ich kann sie einfach nicht als Individuum sehen, sondern nur als quasi Abziehbild des Biedermanns schlechthin.
Soll ich Mitleid haben mit diesem Loser? Soll ich ihn verachten? Keine Ahnung.
Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht recht, was du dir als Autorin von mir erwartest.

Aber ich werde sicher noch ein wenig darüber nachdenken. Vielleicht fällt mir ja noch was ein.


offshore

*) edit:

Kerkyra schrieb:
Du hast recht, der Text hat seine Längen, ich habe vorher schon sehr viel gestrichen. Ich bin jetzt auch noch mal durch und habe noch einiges rausgenommen, habe einige Deiner Anregungen umgesetzt.

Meine Kritik hab ich schon vor deiner Überarbeitung geschrieben.

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Ernst,
:lol::lol:

Du lieber Himmel, Kerkyra, was für einen unpackbaren Langeweiler setzt du uns hier vor!
Also im Vergleich zu diesem Schröder komme ich mir mit meinen fünfundfünfzig Jahren ja wie ein richtiger avantgardistischer Springinsfeld vor.
Ich weiß nicht, habe ich wirklich so übertrieben? Vielleicht lebst Du ja tatsächlich in einem avantgardistischen Kosmos und hast deswegen keine Berührungspunkte mit den Hartmut Schröders dieser Welt;) . Ich für meinen Teil kann schon behaupten, solche Exemplare in Fleisch und Blut getroffen zu haben. Gruselig aber wahr, sogar in meiner Verwandtschaft ...

Was ich als Autorin erwarte? Die Leute zu unterhalten.

Eure Kritik bringt mich schon zum Grübeln, denn die Frage, wann etwas zu klischeehaft oder stereotyp ist, beschäftigt mich schon sehr. Ich weiß es nicht.

Danke für Deine Zeit und Deinen Kommentar,
Gruß Kerkyra

P.S. Du hast recht, habe es mit den Biedermann-Klischees wohl doch etwas übertrieben. Habe einige davon rausgenommen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hm, launige Geschichte eigentlich, die zum Ende schwächer wird komischerweise.

Ich fand den Protagonisten eigentlich glaubwürdig, als jemand, der so im Trott ist und da rausgerissen wird. Aber dann wurd's mir zu sehr Klischee. Wenn er da sagt: Seit 10 Jahren den ehelichen Beischlaf eingestellt. Und er versteht gar nicht, was der andere mit Nachtisch meint. Dieses Extreme war mir zu klischeehaft und der Wechsel zu stark.

Was eigentlich die Chance war, die Geschichte zu drehen, ist der Moment, wenn er mit der Nutte im Hotelzimmer ist und nüchtern wird und merkt: Das will ich gar nicht. Wenn man da eine "glaubwürdige" Figur hätte, die ich als Mensch ernstnehmen kann und keine Karikatur, wären hier Möglichkeiten da, wirklich was zu machen.
Aber es ist dann halt auch so "Ja, fickifick" - Nee, nee. "Batsch". Und dann ist das so eine Geschichte: Tu das nicht- Ein erhobener Zeigefinger.

Man fragt sich, wenn man hier zuguckt: Was möchte der überhaupt? Was interessiert den? Er kann sich ja am Anfang durchaus von seiner reizlosen Frau befreien? Und wie das so geschildert wird, frag ich mich: Wenn die so reizlos ist und ihn sein Leben so nervt, wie's geschildert wird, warum ist er dann so?

Du hast vielleicht als Autorin das Problem, dass du dir diese Frage selbst nicht stellst, sondern den Protagonisten als eine Blackbox behandelst. Du sagst, du hast Leute wie ihn kennengelernt. Das ist nicht gut, wenn man als Autor Figuren in der eigenen Geschichte als Blackbox, als Fremdkörper behandelt und sie als "gegeben" nimmt - manche Leute sind halt so, ich weiß nicht, was in denen vorgeht, das ist mir auch zu fremd, ich schilder die einfach.

Man muss schon als Autor wissen, wie sie ticken und was sie ausmacht. Und vor allem auch was ihre "zweite Schicht ist."

Mal ganz banal: Hangover hat bestimmt jeder gesehen. Da ist diese "Anführer-Figur", die Bradley Cooper spielt. Die sieht man am Anfang in der Schule, dann auf der Fahrt und am Ende mit seiner wirklich tollen Frau. Und zwischenzeitlich sagt er immer, wie scheiße sein Leben ist und dass er eigentlich ein einsamer Wolf ist und verwehrt sich gegen sein geordnetes Leben. Aber man kriegt gleichzeitig das Gefühl, dass er seine Frau liebt und dass das Leben okay ist, und er braucht halt dieses "wilde Ding für sich selbst" als Ausgleich, weil das eher seinem Selbstbild entspricht. Das nur mal als Beispiel dafür, wie man auch einer Figur mit "wenig Tiefe" so eine glaubwürdige zweite Dimension verleiht und sie dadurch zu einer guten Figur macht.

Vielleicht wär's hier gut, dass der "tröge Buchhalter", den jeder für ein Weichei hält, in Wirklichkeit eine tickende Zeitbombe ist, die sich nur mühsam unter Kontrolle hält und sein Auftreten ist eine Fassade. Und sobald ihn die anderen dazu drängen, doch mal die Sau rauszulassen, lässt er sie wirklich raus und kriegt sich dann nicht mehr in den Griff, weil er nur so "restriktiv" überhaupt funktionieren kann. Oder irgendwas anderes. Es geht als Autor ja nicht darum, zwei Minuten über eine Figur nachzudenken und nach der ersten Lösung zu greifen, die man findet (auf die kommt jeder Leser nämlich auch), sondern sich was Neues einfallen zu lassen, neue Wege zu gehen, gegen die Erwartungen zu gehen. Das ist wirklich wichtig.

Das fehlt so bisschen dem Protagonisten hier. Es ist, weil's so wenig um den Prota geht, bis zum Ende dennoch eine rasante und unterhaltsame Geschichte. Den letzten Absatz, dass die Nutte ihn da ausraubt, finde ich aber völlig daneben. Das ist einfach ein naheliegendes Out.

 
Zuletzt bearbeitet:

Kerkyra schrieb:
Eure Kritik bringt mich schon zum Grübeln, denn die Frage, wann etwas zu klischeehaft oder stereotyp ist, beschäftigt mich schon sehr. Ich weiß es nicht.

Nun ja, Kerkyra, ich kann dir nur sagen, wann ich als Leser eine Figur als klischeehaft empfinde. Nämlich dann, wenn ich nach nur wenigen Sätzen befürchten muss, dass mich die Figur im weiteren Verlauf der Geschichte wahrscheinlich überhaupt nicht mehr überraschen wird, also Befürchtungen in der Art wie: Jessas, lass den Prot das jetzt aber bitte nicht auch noch tun/sein/sagen/denken. Und im nächsten Augenblick tut/ist/sagt/denkt der genau das.
Oder um bei deinem konkreten Schröder zu bleiben: als es z.B. zum Essen in dieses Fischrestaurant ging, ahnte ich schon Böses. Vermutlich wird der Simpel mit diesem exotischen Kram nichts anfangen können und sich nach Evas Kochkünsten sehnen. Vermutlich wird er sich nach seiner Lieblingsspeise sehnen. Vermutlich wird seine Lieblingsspeise was sein? Ich brauchte nicht weiterzulesen, um es zu wissen. Meine letzte Zigarette hätte ich darauf verwettet, dass es Hackbraten mit Grünkohl ist. Einfach deshalb, weil das für mich (wohlgemerkt als Österreicher) der Inbegriff der deutschen Biedermannskost schlechthin ist. Ergo ein Klischee.
Oder: Müssen alle Langeweiler von Beruf Buchhalter sein? Und müssen alle Buchhalter ockerfarbene Stoffhosen tragen?
Was ich sagen will, Kerkyra: wenn du schon so einen Typus erschaffst, solltest du vermeiden - sofern du nicht eine Satire schreiben willst – ihn derart zu überzeichnen. Vor allem nicht mit so stereotypen Versatzstücken, die wirken, als seien sie aus dem Kostümfundus einer Kleinstadtbühne geklaut. Für mein Gefühl nimmst du ihm damit nicht nur individuelle Glaubwürdigkeit, sondern gewissermaßen auch seine Würde, weil ich als Leser ihn nicht ernstnehmen kann.

offshore


edit:

Kerkyra schrieb:
P.S. Du hast recht, habe es mit den Biedermann-Klischees wohl doch etwas übertrieben. Habe einige davon rausgenommen.
Schlechtes Timing offenbar. Schon wieder habe ich während deiner Überarbeitung gepostet. Egal, ich werde deine Geschichte einfach noch mal lesen.

 

Hallo Quinn,

danke für Deinen Kommentar.

Man muss schon als Autor wissen, wie sie ticken und was sie ausmacht. Und vor allem auch was ihre "zweite Schicht ist."
Gibt es immer eine zweite Schicht, die gegensätzlich ist? Man kennt doch die Streber von früher in der Schule. Okay, da geht einer in seiner Freizeit noch zum Line-Dance, zum Mittelalterfestival oder zieht sich heimlich die Unterwäsche seiner Frau an. Aber das ändert doch nichts am grundsätzlichen Charakter. Er wird trotzdem wie hier in meiner Geschichte, ein Pantoffelheld bleiben.

Vielleicht wär's hier gut, dass der "tröge Buchhalter", den jeder für ein Weichei hält, in Wirklichkeit eine tickende Zeitbombe ist, die sich nur mühsam unter Kontrolle hält und sein Auftreten ist eine Fassade. Und sobald ihn die anderen dazu drängen, doch mal die Sau rauszulassen, lässt er sie wirklich raus
Ich bin hier echt in einem Dilemma, anscheinend kommt das mit dieser eindimensionalen Figur nicht beim Publikum an.
Ich wollte eben keine Dr. Jekyll/Mr. Hyde Geschichte machen, sondern eher das "Tragische" an der Figur beleuchten. Ernst hat mir ja schon klar gemacht, dass ich es durchaus übertrieben habe.

Danke für die Anregungen, Gruß Kerkyra


Hallo Ernst,
ja, ich war schon wieder schneller:)

Oder um bei deinem konkreten Schröder zu bleiben: als es z.B. zum Essen in dieses Fischrestaurant ging, ahnte ich schon Böses. Vermutlich wird der Simpel mit diesem exotischen Kram nichts anfangen können und sich nach Evas Kochkünsten sehnen.

Du hast ja recht! Ich hab das wirklich übertrieben. Mittlerweile habe einige der Klischees rausgenommen. Bin trotzdem der Überzeugung, dass es diese lebenden Klischees gibt, aber die sind natürlich langweilig. Und keiner will darüber auch noch was lesen.

Ich hoffe, dass es jetzt mit den Änderungen ein bisschen besser geworden ist.

Danke für Deine Mühe und die Tipps, hat mir echt geholfen.

Viele Grüße,
Kerkyra

 

Nur ein vergilbtes Foto von Eva ist noch drin. Vorwurfsvoll scheint sie ihn anzublicken.
Sein Körper wird von einem heftigen Schluchzer geschüttelt. Heiße Tränen der Scham laufen seine Wangen hinunter. Wie wird er ihr jemals wieder in die Augen blicken können?

Hi Kerkyra,

im September vermutete ich noch, dass Du alle Stilrichtungen mal ausprobieren wolltest und hier hätte ich um ein Härchen Satire hineinlesen wollen, wenn auch zahnlos (dann müsste man eben mit dem verbliebenen Zahnfleisch mahlen …). Es schreddert m. E. an der Gartenlaube vorbei, ausgelöst durch Adjektivitis. Nur im obigen Zitat ein vergilbtes Foto, der vorwurfsvolle Blick, heftiges Schluchzern, heiße Tränen.
Da hilft nur kürzen, und gleich einige der Pronomen (im Zitat: Sein Körper, seine Wangen - wessen sonst?) mit.

Businessclass
Ist die Geschäftsklasse wie die Dienstreise (business trip) schon eingedeutscht? Sonst besser “business class“ (sprechen wahrscheinlich alle leidlich engl.)

Eine Geschäftsreise, und noch dazu ins exotische Ausland …
Atemübung/-pause? Komma ist ansonsten entbehrlich …

Ab hier entgleist gelegentlich der Zeilenumbruch

Ralf Bayerlein ruft seine Frau an.

Sein Nokiahandy besitzt weder eine Internetfunktion, noch ist es fürs Ausland freigeschalten.
freigeschaltet

Fluss

Als er wieder zu sich kommt[,] ist er allein im Zimmer.

Schad’ drum, meint der

Friedel

 

Hallo Kerkyra,

leider kam dein Text auch bei mir nicht gut an.
Alle Figuren bleiben (von dir gewollt) unsympathisch und eindimensional. Der Erzähler stellt den Protagonisten zur Schau, macht sich, finde ich, über ihn lustig, was selten eine gute Idee ist, höchstens als Satire funktionieren könnte - die sehe ich hier aber nicht.

Bayerlein ist ein Unsympath und Schröder ein dämliches Weichei! So will ich das verstanden haben.

Das merkt man dem Text eben an. Auch der Erzähler stellt sich über die Figuren. Müsste ich deinen Text laut vortragen, würde ich vermutlich automatisch eine ironisch-überhebliche Betonung wählen: ... akribisch zu studieren, ... seiner Eva davon erzählt, ... Tante Gitti, ... Weltmännisch drückt er dem zuvorkommenden Angestellten einen 500-Baht Schein in die Hand, Pension Brigitte, usw.

Viel von Schröder zeigst du ja nicht.
Also ich glaube schon, dass ich ihn ziemlich gut charakterisiert habe. Er ist ein unsicherer Pantoffelheld, risikoscheu, eingefahren, ängstlich. Völlig überfordert mit dieser ganzen Reise.

Was ich in dem Zusammenhang unter "viel zeigst du ja nicht" verstehe, ist...
Du könntest darauf hinweisen, wenigstens andeuten, dass es Gegenströme in Schröder gibt. Hat ja Gründe warum er so geworden ist - es gibt immer Gründe! Das gilt auch für einen "unsicheren Pantoffelhelden". Entwicklung! D. h. aber auch, es muss mehr in Schröder stecken, andere Schröders, und die zu zeigen, hätten der Figur mehr Tiefe verliehen (Quinn hat bsp. die Idee mit der Zeitbombe).
Du schreibst in deinem Komm:
Er hat eine Art Zwangsverhältnis zu ihr. Sie ist mehr seine Mutter, vor der er Respekt und sogar Angst hat. Viel Liebe gibt es nicht, aber er weiß genau, dass er ohne sie nicht existieren kann. Er schämt sich für sein unangebrachtes Verhalten, auch vor sich selbst.
Leider fließt das zu wenig in deinen Text ... Ambivalenz.

... die Frage, wann etwas zu klischeehaft oder stereotyp ist, beschäftigt mich schon sehr. Ich weiß es nicht.

Synonyme (Duden) zu "stereotyp":
automatisch, eingefahren, feststehend, formelhaft, gleichartig, gleichförmig, immer wieder gleich, in der gleichen Form [auftretend], in derselben Weise wiederkehrend, monoton, stets auf dieselbe Art, sich wiederholend; (bildungssprachlich) stereotypisch; (abwertend) nach Schema F, phrasenhaft; (meist abwertend) schablonenhaft, schematisch; (bildungssprachlich abwertend) klischeehaft
Das passt schon zu deinen Protagonisten. Das Problem ist - auch wenn es so scheinen mag -, Menschen sind nicht wirklich formelhaft, sie brechen manchmal aus, drehen durch, gehen kaputt , whatever ... Und das ist spannend!


Es mangelt zudem, wie ich finde, an Glaubwürdigkeit. Warum hat man ausgerechnet diesen Trottel zum Kundenmeeting nach Thailand geschickt. Wenn der immer so doof ist, muss das auch dem Chef bekannt sein; allein schon, dass er keinen Anzug dabei hat, hm, ich weiß ja nicht.
Dass er von Bayerlein nicht links liegen gelassen wird, verstehe auch wer will. Der ist doch auf Party aus. Eine Möglichkeit wäre gewesen, hätte Bayerlein sich einen Spaß mit Schröder machen wollen und die ganze Situation wäre eskaliert ..., aber gut.


Nur ein vergilbtes Foto von Eva ist noch drin. Vorwurfsvoll scheint sie ihn anzublicken.
Sein Körper wird von einem heftigen Schluchzer geschüttelt. Heiße Tränen der Scham laufen seine Wangen hinunter. Wie wird er ihr jemals wieder in die Augen blicken können?

Das Ende gefällt mir leider auch nicht. Dieser heftige Schluchzer und die heißen Tränen ... Wie soll er ihr in die Augen blicken? Also nee, ist nicht meins.
Offshore hat geschrieben:
Soll ich Mitleid haben mit diesem Loser? Soll ich ihn verachten? Keine Ahnung.
Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht recht, was du dir als Autorin von mir erwartest.
Mir geht es da ganz ähnlich.


Auch wenn ich keine Lobeshymne singe, vielleicht hilft dir meine bescheidene Lesermeinung trotzdem weiter.


Danke fürs Hochladen


hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo liebe Kerkyra,

hmm, ich muss gestehen, dass diese Geschichte für mich auch nicht so recht funktioniert.
Im Gegensatz zu "All Inclusive" fand ich sie schwerfällig, weil Situationen so oft erklärt werden, anstatt für sich selbst zu sprechen. Dass Thailand für jemanden wie Schröder ein exotisches Reiseziel ist, das ist doch klar. Spätestens dann, wenn man erfährt, dass er immer nur in Deutschland Urlaub macht. Aber du erwähnst es dennoch. ;) Die Charaktere, von der Zeichnung der Prostituierten bis eben zu Schröder, sind unglaubwürdig. Ich nehme ihm die Verwandlung vom Biedermaier, der für das "primitive Amüsement" des Clubs nicht empfänglich ist, zum Experimentierfreudigen (immerhin nimmt er völlig unreflektiert die Drogen, die ihm angeboten werden), der sich eine Dame mit auf's Zimmer nimmt, nicht ab. Auch die Tatsache, dass sie auf einmal so unfreundlich wird, passt für mich nicht. Interessant hätte ich gefunden, wenn er mit der Thailänderin nur kuscheln will, weil er sich so einsam fühlt. Oder weil er Angst vor Sex hat, nachdem er so lange keinen hatte. Das mit dem Ausrauben fand ich nicht so stimmig und die Tatsache, dass Schröder "heiße Tränen" weint - das passt meiner Meinung doch gar nicht zu ihm, dass er emotional am Ende so abgeht.

Es wurde schon erwähnt, dass der Text zu viele Klischees in Bezug auf Schröder enthält. Vielleicht habe ich mich auch deshalb an

Die Thais verbeugen sich und lächeln unergründlich.
gestört. ;) Klar, man sagt Asiaten nach, dass sie die Contenance zu bewahren wissen. Ich glaube, das Problem hier ist nicht, diesen Satz zu schreiben, sondern ihn an einer Stelle zu schreiben, wo der Leser das auch erwarten würde. Zumindest war das für mich keine Überraschung.

Zudem finde ich den Anfangssatz schwach:

„Und, Schröder, schon mal in Bangkok gewesen?" Irritiert blickt Schröder auf und verneint höflich. Er ist gerade dabei, den Notfallplan für eine Flugzeugevakuierung akribisch zu studieren.
Weshalb blickt er "irritiert" auf?
"Er ist gerade dabei...zu..." ist mir zu unbeholfen. Ich würde diese Info anders einbauen, entweder in einen Nebensatz, oder indem du die Reihenfolge der beiden Sätze tauschst:

„Und, Schröder, schon mal in Bangkok gewesen?" Schröder sitzt vornübergebeugt auf seinem Stuhl und studiert akribisch den Notfallplan für eine Flugzeugevakuierung. Er blickt kurz auf, verneint höflich.

Noch eine Kleinigkeit: Den folgenden Satz würde ich umbauen, damit er "lesbarer" wird. Vielleicht kannst du ja auch zwei Sätze draus machen:

Am frühen Abend gibt es eine Stadtbesichtigung, die aus einer einstündigen stop-and-go-Fahrt durch den mörderischen Bangkoker Feierabendverkehr, zwischen stinkenden Tuktuks und dreiköpfigen Familien auf Mopeds, besteht.

Alles in allem habe ich mich beim Lesen schon gefragt, worauf die Geschichte hinausläuft, weil ich den Ansatz interessant finde und weil du - trotz meiner Kritikpunkte will ich das gesagt haben -zweifelsohne sehr unterhaltsam schreibst. Aber leider kam dann irgendwie nichts mehr. Mir hat die inhaltliche Substanz gefehlt. Spontan dachte ich, dass du vielleicht eine tolle Satire aus dem Stoff machen könntest. ;)

Liebe Grüße
Alma

 

Hallo,

diese Figuren, wie im Text angesprochen, die gibt es natürlich. Jeder weiß das. Ich denke, um ihnen mehr an Glaubwürdigkeit zu verleihen, solltest du die unter die Lupe nehmen. Details, und ein paar Szenen, in denen sie handeln, und in denen die Handlungen sie auch wirklich charakterisieren.

Ich denke, das Schwierigste ist aber die Perspektive auf den Mann oder diese Männerwelt, und auch auf männliche Sexualität. An Ende steht er da, hat der Versuchung widerstanden, und ist noch mal nur mit einem materiellen Schaden davongekommen. Das finde ich insofern inkonsequent, da Sex oder Sexualität für ihn ja sehr wohl eine Rolle spielt, und er sie wiederentdeckt. Ich würde da keinen Rückzieher machen. Eine viel tiefere moralische Kluft würde entstehen, wenn er die Thaibraut vögelt, und er merkt: Verdammt, mit meiner Ehefrau habe ich ja SO noch nie gevögelt. Und dann muss er ihr unter die Augen treten. Dann hätte er etwas zu überlegen, und auch einen Konflikt.

Zu deinem Stil. Der ist gut, und klar, dies hier ist ein anderer Text als die locker flockige Urlaubsstory, aber manchmal wäre weniger mehr. Ich denke, so einem Text könnte eine Spur Härte gut tun. Knapper, härter und dreckiger. Und dann bräuchte es am Ende ein Bild, was nachhängt, dieses Telefonat vielleicht, und die Nutte liegt noch im Bett oder will die Kohle von ihm, etwas, dass den Charakter wirklich in die Enge treibt.

Ich finde den Ansatz mutig, und den Text kann man gut lesen. Mit ein paar weiteren Schritten würde er aber noch richtig gefährlich werden. Knurrrrrrr!:D

Immer weiter so, du bist im flow.

Gruss, Jimmy

 

Guten Abend Friedel,

zahnlose Satire...

Ja, ich versuche tatsächlich in jedem meiner Texte mit etwas Neuem zu kommen. Funktioniert anscheinend nicht immer. Muss ich wohl mit leben und versuchen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Aber meine Adjektivitis gefällt mir trotzdem :D .

Grazie für Deine Zeit, Kerkyra

Hallo hell,

Der Erzähler stellt den Protagonisten zur Schau, macht sich, finde ich, über ihn lustig, was selten eine gute Idee ist, höchstens als Satire funktionieren könnte - die sehe ich hier aber nicht.
Das trifft mich wirklich. Weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Stellt man als Autor nicht seine Charaktere zur Schau?
Es mangelt zudem, wie ich finde, an Glaubwürdigkeit. Warum hat man ausgerechnet diesen Trottel zum Kundenmeeting nach Thailand geschickt. Wenn der immer so doof ist
Ich habe in keinem einzigen Satz geschrieben, dass der doof ist. Natürlich ist er auf seinem Gebiet (Buchhaltung, IT) der absolute Crack. Und er muss seinen Kollegen vertreten.

Danke für Deinen Kommentar und Deine Zeit,
Gruß Kerkyra

Liebe Alma,

Die Charaktere, von der Zeichnung der Prostituierten bis eben zu Schröder, sind unglaubwürdig.
Schade, das das so ankommt. Bin im Moment ziemlich überfordert mit den ganzen negativen Kritiken, denn ich hatte so etwas überhaupt nicht auf dem Schirm. So kann man sich irren.
Danke für Deine Anregungen,
Kerkyra

Hey Jimmy,

danke für Deine Worte. Du bist sehr diplomatisch;). Ja, mittlerweile bin ich tatsächlich etwas desillusioniert. Aber gut, deshalb sind wir hier. Um auch wieder auf den Boden der Tatsachen geholt zu werden.

Knapper, härter und dreckiger.
Ich werd's mir merken:D

LG Kerkyra

 

Hallo Kerkyra

Bin im Moment ziemlich überfordert mit den ganzen negativen Kritiken,

Dann sag ich auch mal was dazu ...

Ich hab sie heute während einer Zugfahrt gelesen, und sie hat mich durchgehend gut unterhalten. Klar, Hartmut mag ein Klischee sein, aber erstens sehe ich das wie jimmy, solche Menschen gibt es, ich fand den jetzt nicht unglaubwürdig oder so. Und zweitens, neben offensichtlichen Klischee-Attributen hast du auch immer wieder Stellen im Text, wo du eine etwas subtilere Charakterzeichnung wählst. Als Beispiel möchte ich die Stelle gleich zu Beginn nennen, im zweiten Satz, wo steht:

Er ist gerade dabei, den Notfallplan für eine Flugzeugevakuierung akribisch zu studieren.

Das sagt schon viel über die Figur aus, finde ich. Während die Kollegen flotte Sprüche klopfen oder schon dabei sind, sich gemütlich einen reinlaufen zu lassen, sitzt Hartmut da und liest diesen Notfallplan, den normalerweise nie jemand liest. Da hab ich sofort ein Bild von dieser Figur vor Augen, ohne dass du hier in irgendein Klischee tappst oder den Leser mit der Nase draufstoßen musst.

Ich hab dann auch interessiert verfolgt, wie sich Hartmut durch Bangkok schlägt. Auch dass einige Dinge vorkommen, die man schon oft gelesen oder gesehen hat - bspw. das scharfe Essen und seine Folgen -, hat mich nicht gestört, weil ich das einfach kurzweilig und unterhaltsam geschrieben fand.

Der Schluss ist sicher nicht optimal, aber auch kein Reinfall. So oder so ähnlich kann sich das durchaus zutragen, für Hartmut ist das natürlich tragisch, da er offenbar aus seinem Leben nicht ausbrechen kann - was nicht schlimm wäre, wenn er denn zufrieden wäre, aber offensichtlich ist er das nicht (auch wenn sich diese Unzufriedenheit erst beim Konsum von Drogen offenbart hat). Auf der anderen Seite sieht er sein kleinbürgerliches Leben jetzt vielleicht auch wieder mit anderen Augen, hat also durchaus was gelernt und kann mit dieser Erkenntnis vielleicht sogar glücklicher von der Reise zurückkehren (auch wenn er im ersten Moment noch Tränen vergießt). Du lässt das offen, aber das sind denkbare Szenarien, deshalb finde ich den Schluss soweit auch ganz ok, auch wenn er nicht das Niveau des zuvor Erzählten hat.

Also Kerkyra, als Gesamturteil kann ich nur sagen, mir hat das gefallen, flüssiger Stil, mich hat das Schicksal der Figur interessiert und gut unterhalten, ich finde das eine schöne Geschichte.

Grüsse,
Schwups

 

Hey Schwups,

you made my day! :D
Ich glaube, Du hast auch verstanden, was ich zeigen wollte. Eine tragische Figur, die nicht aus ihrer Haut kann. Ich habe wohl gemerkt, dass ich ziemlich in die Klischeekiste gegriffen habe. Vieles ist deshalb auch schon rausgenommen worden.
Freut mich, dass es Dich unterhalten hat.

Vielen Dank für deine Zeit,
Gruß Kerkyra

 

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