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Omas Schal

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08.01.2004
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Omas Schal

Die Sonne schien von einem leicht bewölkten Himmel. Stille lag über dem kleinen Dorf, nur das leise Zirpen der Grillen war zu hören. Es war Sonntagnachmittag, die älteren Bewohner hatten sich zum Mittagschläfchen in die Häuser zurück gezogen. Väter arbeiteten im Garten oder bastelten an ihren Autos. Mütter erledigten den Abwasch und hatten für ihr Kinder keine Zeit.
So auch Anjas Mutter, eigentlich hatte sie am Tage nie Zeit, nur abends wenn sie die Tochter badete, dann sang und lachte sie mir ihr.
Die kleine Anja lag auf der Hollywoodschaukel und schaute in den Sommerhimmel. Fasziniert beobachtete sie, wie die weißen Wattewölkchen sich wie von selbst bewegten. Von den Winden, die da oben herrschten hatte sie keine Ahnung. Vor ihren Augen entstanden Gebilde, die sich immer wieder veränderten.
Gott wohnt im Himmel, hatte die Oma gesagt, aber so sehr sie auch schaute, sie konnte ihn nicht sehen.
Spielte Gott mit den Wolken?
Gerne hätte sie die Oma danach gefragt, aber Oma war nicht mehr da. Oma ist im Himmel hat Mama gesagt.
Aber wo?
Sie streckte ihre kleinen Händchen hoch, der Himmel war so weit, selbst als sie auf den Tisch kletterte, sich auf Zehenspitzen stellte, konnte sie ihn nicht greifen.
Enttäuscht kletterte sie wieder hinunter, ging ins Haus und suchte ihre Mama.
Ihr Mutter saß mit gesenktem Kopf in der Stube auf dem Sofa. Weinte die Mama? Ganz langsam näherte Anja sich, als sie vor ihr stand hörte sie leises Schluchzten, sie hockte sich hin, um in ihr Gesicht zu sehen.
„Mama“, zaghaft hatte sie die Hand nach ihr ausgestreckt. Erschrocken hob die Mutter den Kopf.
„Ach Anja“, sie wischte mit beiden Händen über ihr Gesicht, damit sie ihre Tränen nicht sehen konnte, „ich hab keine Zeit, geh zu deinen Schwestern in den Garten“, sie lächelte gequält, die Kleine drehte sich um und ging.
Sie hatte keine Lust zu ihren Schwestern zu gehen, die ließen sie sowieso nie mitspielen, deshalb lief sie die Treppe hinauf, um ins Kinderzimmer zu gelangen. Oben angekommen entdeckte sie, dass die Bodenluke offen und die Stiege zum Dachboden herunter gelassen war.
„Papa?“, keine Antwort.
Es war ihr verboten auf den Boden zu klettern, neugierig sah sie nach oben.
„Papa?“, fragte sie noch mal während sie die ersten Stufen erklomm.
War da nicht ein Geräusch?
Wer ist da oben?
Ohne zu überlegen kletterte sie immer höher hinauf. Oben angekommen öffnete sie staunend den Mund. Zartes, beinah rosa schimmerndes Sonnenlicht, in denen tausend Staubkörnchen wie goldene Pünktchen tanzten, fiel durch die Ritzen der Dachbalken, verlieh dem Raum etwas Zauberhaftes. Leichter Wind bewegte die weiße Bettwäsche, die ihre Mutter zum Trocknen aufgehängt hatte. Kichernd lief sie durch die Wäschestücke, ihr nackten Füßchen verursachten ein leises Platschgeräusch, so als ob ein Wassertropfen in den leeren Ausguss fiel. Sie versuchte die Körnchen zu greifen, doch jedes Mal grabschte sie ins Leere, egal wie behutsam sie es auch versuchte, wenn sie ihre Händchen öffnete waren die Körnchen verschwunden. Der warme Wind strich federleicht über ihre Arme, sie wünschte sich Flügel, um in den Himmel zu fliegen, durch die Wolken zu tauchen, auf den Lichtstrahlen zu rutschen ....
Plötzlich bleib sie stehen, hier oben war es warm und die Luft stickig, aber ganz eindeutig vernahm sie den Geruch ihrer Oma, unwillkürlich lächelte sie, drehte sich im Kreis.
„Oma?“, ihre Stimme zitterte einwenig, als sie ihn auf einer Kiste entdeckte, Omas Schal.
Er lag da in der Sonne, wie immer wenn sie ihn abgenommen hatte weil ihr zu warm war. Zaghaft streckte sie ihre Hand aus, schloss die Augen und atmete ihren Duft ein.
Oma - ihr war als könnte sie wieder ihre Wärme spüren, fühlte ihre zarten Hände auf ihrer Haut. Ist dies der Himmel?
Oder hat Oma ihren Schal nur vergessen?
Dass ihre Mutter einige Sachen der Oma, von denen sie sich nicht trennen konnte, hier oben aufbewahrte wusste sie nicht. Umständlich wickelte sie sich in den Schal und begann mit der Oma zu reden. Fragte sie wie es ihr geht. Zeigte ihr die Sonnenstrahlen. Wollte wissen ob sie Gott gesehen hatte, ob er mit den Wolken spielte. Lief kichernd durch die kreuz und quer gespannten Wäscheleinen. Stellte sich vor der Schal sei die Oma und spielte mit ihr Fangen, bis sie sich erschöpft in eine Ecke setze. Noch immer lächelnd blinzelte sie in die Sonnenstrahlen, deckte sich mit dem Schal zu und schlief ein.

So fand ihr Vater sie. Auf der Suche nach ihr hatte er die offene Dachluke entdeckt und war mit klopfenden Herzen nach oben gestiegen, erleichtert atmete er aus, Gott sei Dank war ihr nichts geschehen.
Wie sie da lag, den kleinen Daumen im Mund, das feuchte Haar klebte ihr an der Stirn, sah sie aus wie ein Engel.
Er kniete sich nieder zu ihr, streichelte behutsam ihre Wange, lächelte leicht.
„Hallo Engelchen, hast du geschlafen?“
Sie blinzelte ihm entgegen, nickte rieb sich die Augen während sie herzhaft gähnte.
„Papa?“
„Ja, mein Engel?“
“Wohnen Engel im Himmel?“, wollte sie wissen .
Er spielte mit ihren Löckchen, strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht.
„Ich weiß nicht“, unsicher zuckte er die Achseln, er wusste nie was er ihr oder ihren Schwestern auf solche Fragen antworten sollte.
„Wie kommen sie da hin?“
Nun hob er sie zu sich auf den Schoß.
„Ich glaube sie reisen auf den Wellen unserer Träume“, erst jetzt sah er womit sie sich zugedeckt hatte, „möchtest du den behalten?“
„Nein, ich möchte ihn Oma geben, sie hat ihn vergessen“, erklärte sie.
Er schluckte, nun wusste er überhaupt nicht mehr was er sagen sollte.
„Komm, wir gehen zur Mama.“ Zustimmend nickte sie. Als sie die Treppe hinunter kletterten fragte sie plötzlich
„Papa, träumst du heute Abend?“

©A.R.

 
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Hallo Angela,

ein bisschen frage ich mich bei vielen deiner Sätze, warum du nicht ab und zu mal Punkte statt Kommas gesetzt hast. Du hast sie so geschrieben, dass man die Kommas ohnehin wie Punkte liest.
Hier zum Beispiel:

Ohne zu überlegen kletterte sie immer höher hinauf, oben angekommen öffnete sie staunend den Mund.
Die Unterbrechung der Sätze ledigich durch Kommas verwendet man in dieser Form eher, um eine gehetzte Atmosphäre zu erzeugen. Das passt zu deiner Geschichte aber so gar nicht.
Deine Geschichte ist hübsch alltäglich und gibt die kindliche Fanatasie zu den Erklärungen aus der Erwachsenenwelt gut wieder. Die Vorstellungen angesichts erwachsener Verschleierungsaussagen um den Tod sind gut getroffen und die Fragen dazu können Erwachsene wirklich in Bedrängnis bringen. So ist das nun mal, wenn man etwas lügend beschönigt. Bei Nachfragen gerät man in einen Erklärungsnotstand.

Hier noch ein paar Fehler und stilistische Anmerkungen:

Leichter Wind bewegte die weiße Bettwäsche, die ihre Mutter zum Trocknen aufgehängt hatte
Wenn ich im Sommer einen Garten hätte, den Boden aber nur über eine Stiege, die heruntergelassen werden muss, erreichen könnte, würde ich die Wäsche im Garten in die Sonne hängen.
auf den Lichtstrahlen zu rutschen....
zu rutschen ... (auch drei Punkte gelten als Wort, deshalb kommt ein Leerzeichen davor)

Lieben Gruß, sim

 
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Hallo Sim,
danke fürs Lesen und kommentieren.
Die mir aufgezeigten Fehler habe ich korrigiert, danke.
Hinsichtlich meiner Interpunktion hast du sicher recht. Ich habe den Text nochmal durch gelesen und einige Änderungen vorgenommen. Ich hoffe, dass sich mein Text nun besser liest.
Sollte dies nicht der Fall sein, wäre es nett wenn du mir die "Schwachstellen", zeigst.

Was ich allerdings nicht verstehe ist folgende Anmerkung:

Das kann ich mir nun bildlich gar nicht vorstellen. Wie setzt man sich um eine Ecke?

Im Text steht doch:

Stellte sich vor der Schal sei die Oma und spielte mit ihr Fangen, bis sie sich erschöpft in eine Ecke setze.

Was habe ich da falsch gemacht?


Wenn ich im Sommer einen Garten hätte, den Boden aber nur über eine Stiege, die heruntergelassen werden muss, erreichen könnte, würde ich die Wäsche im Garten in die Sonne hängen.

Ja Sim, das würden sicher viele machen. Dies ist ein Überbleibsel aus meiner eigenen Kindheit, Bettwäsche wird nie in den Garten gehängt, auch nicht im Sommer.


Lieben Gruß
Angela

 

Stellte sich vor der Schal sei die Oma und spielte mit ihr Fangen, bis sie sich erschöpft in eine Ecke setze.

Was habe ich da falsch gemacht?


gar nichts, sorry. Ich habe es heute morgen wieder und wieder gelesen und hatte aus dem in ein um gelesen, jetzt schaue ich mir das Zitat in meinem Beitrag an und sehe, was da steht. Tut mir leid.
Ich lese die Geschichte nachher noch mal, lieben Gruß bis dahin, sim

 
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Hallo Angela,
mir hat deine Geschichte sehr gut gefallen.
Einerseits diese Schilderung der heilen Welt und andererseits "Kleinigkeiten" (die Mütter haben keine Zeit für ihre Kinder), die das ganze zerplatzen lassen.
Das Kind lebt dennoch in seiner Traumwelt und der Konflikt der beiden Welten (Traumwelt des Kindes und reale Welt), verbunden durch den Schal, stellst du gut dar.

Liebe Grüße
kleine Nacht

 
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Hallo kleine Nacht,
danke fürs Lesen und deinen netten Kommentar.
Es freut mich ganz besonders, dass du die Geschichte genauso verstanden hast, wie ich sie gemeint hatte.

Lieben Gruß
Angela

 

Hallo Angela,

was soll ich sagen?
Aus deinen Geschichten kommt immer ein Stück Seele.
Ein Mensch wie du, aus dem so viel Gefühl strömt, muß eine wundervolle Mutter und Partnerin sein.

Ich freue mich auf jede KG, die ich von dir lesen kann.

glg coleratio

 

Hallo Coleratio,
ganz lieben Dank für deinen Kommentar.
Es stimmt schon, dass in meinen Geschichten immer ein Stück von mir steckt, auch wenn ich mit Punkt und Komma nicht so ganz sicher umgehen kann, doch wenn man Hilfe bekommt ist es ja ok.


Liebe Grüße
Angela

 
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Hi Angela noch mal,

jetzt ist das mit der Zeichensetzung schon viel besser. Ich hoffe, du verzeihst mir den morgentlichen Faux Pas.
An einer Stelle würden normalerweise Kommas gesetzt werden, innerhalb dieser Geschichte würde ich die Punkte aber lassen, auch wenn keine vollständigen Sätze dazwischen stehen, da das Subjekt dann jeweils fehlt.

Umständlich wickelte sie sich in den Schal und begann mit der Oma zu reden. Fragte sie wie es ihr geht. Zeigte ihr die Sonnenstrahlen. Wollte wissen ob sie Gott gesehen hatte, ob er mit den Wolken spielte. Lief kichernd durch die kreuz und quer gespannten Wäscheleinen. Stellte sich vor der Schal sei die Oma und spielte mit ihr Fangen, bis sie sich erschöpft in eine Ecke setze.

Ein paar Fehler habe ich heute morgen noch übersehen, es geht mir also bei deiner Geschichte nciht anders, als bei meinen eigenen. ;)


Die korrigierten Fehler habe aus meinem ersten und zweiten Beitrag gelöscht. :)

Lieben Gruß noch mal, sim

 

Hallo sim,
nochmals danke, auch für diesen Satz

es geht mir also bei deiner Geschichte nicht anders, als bei meinen eigenen.

natürlich lese ich mir die Geschichten nochmal durch, überlese die Fehler dann jedoch, weil ich den Text kenne..lese immer wieder da obwohl der im Text steht.

Habe die Fehler korrigiert.
Freue mich, dass die Zeichensetzung nun besser ist, da muss ich eben noch viel lernen.

Liebe Grüße
Angela

 

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