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Omas Häuschen

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14.04.2002
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Omas Häuschen

Wir hatten wunderbare Tage! Gemeinsam fuhren wir die Küstenstraße entlang, solange es uns gefiel, machten irgendwo Halt, wo es uns gefiel und genossen die Zeit, die wir zusammen waren.
Ich hatte Gerd erst vor kurzem kennen gelernt. Ein lieber, kumpelhafter Kerl, der mich einfach so nahm, wie ich bin. Das war es, was ich brauchte, nach all den Enttäuschungen, die ich schon hinter mich gebracht hatte. Gerd war anders, er war so ungezwungen, fühlte sich grenzenlos frei und dieses Gefühl übertrug sich auf mich, löste mich, erlöste mich aus meiner Trostlosigkeit.

Am letzten unserer wunderbaren Tage hielten wir in einer Kleinstadt, die ich zuvor noch nie gesehen hatte. Ich kannte nichtmal ihren Namen und so sehr ich mich heute noch anstrenge, er will mir nicht mehr in den Sinn kommen.
Gerd parkte den Wagen vor einem dieser kleinen grauen Häuser, deren Fensterläden verschlossen waren. Appartementhäuser, dachte ich flüchtig und nahm seine Hand, um ihm zu folgen. Es war ein angenehm kühler Abend, seit langem wieder. Nicht zu kalt, aber doch kühl. Die Luft in dem Häuschen war stickig und so öffneten wir rasch alle Läden und Fenster.
„Hier hat mal meine Omi gewohnt, bis sie dann später ins Altersheim ziehen musste“, erzählte Gerd und er erzählte noch viel von seiner geliebten Omi. In Decken eingepackt saßen wir dann noch lange auf der Terrasse, sprachen über Gott und die Welt, leerten gemeinsam eine Flasche Rotwein und verzogen uns dann leise kichernd ins Schlafzimmer, um eine wunderbare Nacht zu haben. Arm in Arm lagen wir, flüsterten uns Zärtlichkeiten zu, bis wir irgendwann einschliefen.

Ein leiser Hauch fuhr durch das Zimmer und weckte mich. Es war noch dunkel draußen. Nur das Licht des vollen Mondes fiel warm durch das kleine Fenster und Gerd lag immer noch in meinem Arm. Wie ein Baby, dachte ich. Irgendwie süß! Doch mir war heiß und ich drehte mich auf die andere Seite, um die kühle Luft, die nun im Zimmer stand auf meiner Haut prickeln zu lassen. Im selben Augenblick erhaschte mein Blick eine Gestalt. Klein und zierlich stand sie in der Schlafzimmertüre und lächelte. Das von Falten zerfurchte, alte, liebe Gesicht einer Frau. Ich setzte mich auf, war ein wenig überrascht, hatte jedoch keine Angst. Die Gestalt hob den Zeigefinger an ihren Mund, zwinkerte mir zu und ihre Lippen schienen einen Satz zu formen: Pass gut auf ihn auf! Ich zwinkerte zurück und nickte. Die Frau winkte und schloss ganz leise wieder die Türe. Tja, wahrscheinlich wollte Omi mal Urlaub vom Altersheim machen, dachte ich und beschloss, am nächsten Morgen ein ganz besonderes Frühstück für drei zu richten.
Als ich das nächste Mal meine Lider hob, blickte ich in Gerds große, braune Augen. Er hatte mich wachgeküsst, wie jeden Morgen.
„Ich glaube, wir haben gestern ein bisschen zu viel über meine Omi geredet“, sagte er und blinzelte. „Ich habe heute von ihr geträumt.“
„Und ich habe sie gesehen“, blinzelte ich zurück. „Sie hat mir gesagt, ich soll gut auf dich aufpassen. Ich glaube, sie ist eine ganz liebe Omi.“
Gerd sah mich mit erstaunten Augen an. „Sie war hier?“, fragte er. Ich nickte. „Ich mach mal Frühstück für uns drei“, sagt ich und setzte mich auf.
„Aber sie kann gar nicht hier gewesen sein!“, rief er. „Sie ist doch vor einem Monat gestorben!“

Naja, ich muss sagen, dass ich es dann doch irgendwie mit der Angst zu tun bekam. Andererseits hatte ich immer den festen Glauben daran, dass es nach dem Tod noch etwas geben muss. So wie wahrscheinlich viele Menschen daran glauben. Es beeindruckt mich bis heute, dass über Gerd eine nette Omi wacht und um sein Wohlergehen besorgt ist.
Irgend ein blöder, kleiner Streit um Nichts hat unsere Beziehung eines Tages beendet. Vielleicht war er wohl doch ein bisschen zu grenzenlos und zu frei.
Tja, Omi, heute passt wohl eine andere Frau gut auf deinen Gerd auf!

 

Hallo Barbara!

Nette, kleine Geschichte, aber auch sehr berechenbar! :)

Du erzählst sie sehr flüßig und es liest sich irgendwie wie eine "Es beruht auf einer wahren Begebenheit..." Story hm... was soll ich sagen?

Ich finde sie wirklich zu leicht durchschaubar und deswegen ist sie eigentlich nicht besonders seltsam...

Dieses "und wir redeten über Gott und die Welt" finde ich persönlich sehr klischeehaft, wieso weigert sich da jeder davor tatsächlich mal so ein Gespräch laufen zu lassen, dann hätte man vielleicht auch ihn besser kennengelernt und hätte mitfühlen und verstehen können, wieso er denn jetzt so besonders war, daß deine Protagonistin so sehr auf ihn aupassen sollte... ach ja... ich will eigentlich gar nix böses sagen, die Geschichte ist nämlich nicht schlecht, nur nicht besonders seltsam, du verstehst was ich meine?

Viele liebe Grüße, Korina.

 

Ja, Korina, ich verstehe tatsächlich was du meinst. Irgendwie dachte ich mir das schon beim Schreiben: Zu vorhersehbar! Naja, auf der anderen Seite ist es wirklich eine wahre Begebenheit. Meine Freundin hat es so ähnlich erlebt. Ehrlich gesagt fand ich gar nicht so wichtig, Gerd noch näher zu beschreiben, weil mir allein die Tatsache der Omi-Erscheinung wichtig war. Aber es wäre natürlich überlegenswert...
Danke fürs Lesen und deine Kritik dazu!

Liebe Grüße
Babs

 

Hallo Barbara!

Die ersten beiden Absätze fand ich sehr gut und klangen sehr erwartungsvoll, der Rest hat mich dann aber nicht mehr so überzeugt.

Zum einen ist das Ende, wie Korina schon sagte, sehr vorhersehbar, zum anderen stellt es nichts Neues dar, sondern liest sich wie schon tausendmal gelesen oder gesehen (erinnert mich an die Mystery-Serie "X-Faktor, wo z. T. auch echte Fälle behandelt werden).

Davon abgesehen hätte man das ganze etwas aufregender darstellen können; liest sich zumindest recht unspektakulär.

Was ich aber lobenswert finde, ich der Stil und die sprachliche Gestaltung, die du anwendest. Liest sich wirklich sehr flüssig.

Deine erste Geschichte, die ich von dir gelesen habe, hat mir ja super gefallen, diese finde ich leider etwas langweilig.
Aber lass dich dadurch nicht ermutigen, ich bin mir sicher, dass du ein andermal wieder eine bessere Geschichte zustande bringst.

Liebe Grüße,
Michael

 

Lieber Michael!

Danke, dass du dich mit der Geschichte beschäftigt hast!
Naja, es lag mir nicht viel daran, diese Geschichte spannend, horrormäßig oder in irgend einer anderen Weise darzustellen. Ich habe versucht, einfach zu bleiben - war offensichtlich nicht so ansprechend.
Es ist gut, dass du einen Vergleich herstellst zu der anderen Geschichte, die du gelesen hast. Zoraya wars, glaub ich? Damit lässt sich gut abschätzen, was besser kommt, vom Stil, von der Idee....

Danke
Babs

 

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