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Oma Lenchens Besuch

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19.06.2002
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Oma Lenchens Besuch

Die Haare waren akkurat zu einem Dutt geknotet, den Hals zierte eine Perlenkette, während die flinken Augen im faltigen Gesicht hellwach zwischen den Töpfen und Pfannen hin und her huschten.
Oma Lenchen war in ihrem Element. Sie liebte es, ihrer Familie ein Festmahl zu bereiten. Und noch aufregender wurden die Vorbereitungen, wenn sich Besuch angekündigt hatte. Omas Bruder, Onkel Willem und Tante Guste wurden erwartet, begleitet von der unverheirateten Schwester. Zusammen mit der eigenen großen Familie, dem Bauern, seiner Frau sowie den sechs Kindern ergab das eine große Gesellschaft, die nicht nur mit nahrhaften, sondern auch mit wohlschmeckenden Speisen versorgt sein wollte. Die großen Krüge mit Bier und der für den Abschluss des Mahls unerlässliche Aquavit waren im Kühlkeller unter den Fliesen der Küche kalt gestellt.
Lenchen wischte sich die Hände an der großen Schürze ab, die ihr gutes Kleid vor Spritzern schützte und sah aus dem kleinen Fenster über die weiten saftigen Wiesen.
„Mein Gott, sie kommen schon“, entfuhr es erschrocken ihrem Mund, als sie am Horizont den Zweispänner ihres Bruders gewahrte, der am kleinen Knick die Brücke über den Siel querte.
Es war einer der großen Vorteile in den Kögen dieser Dithmarscher Landschaft, dass man schon von weitem sah, welcher Besuch sich dem Haus näherte. Waren die Gäste zum Kaffee geladen, wurde das Gebräu genau zu jenem Zeitpunkt aufgesetzt, zu dem der Besuch die Brücke überquerte, um dann frisch gebrüht auf dem Tisch zu stehen, wenn die Eingeladenen den Hof erreicht hatten.
Oma Lenchen nahm den großen Holzlöffel zur Hand, rührte noch einmal im großen Topf, in dem das Kirschkompott für die Nachspeise vor sich hin blubberte und schleckte dann das Holz ab. Sie nickte sich selbst anerkennend zu. Konsistenz und Süße stimmten.
Mit knappen Worten dirigierte sie ihre zwei in der Küche helfenden Enkelinnen, um noch einen schnellen Blick über die Marsch zu werfen.
Sie erstarrte, schloss kurz die Augen, um mit dem zweiten Blick festzustellen, dass sie keiner Täuschung erlegen war. In gebührendem Abstand folgte dem verwandtschaftlichen Zweispänner jetzt ein Einspänner mit zwei Personen. Unzweifelhaft handelte es sich um den Doktor und seine Frau.
Wie erstarrt verharrte Lenchen. Niemand hatte ihr berichtet, dass weitere Besucher erwartet wurden.
Sicher, Fisch, Fleisch, Gemüse und Kartoffeln waren reichlich zubereitet, ebenso litt es am Kuchen nach dem Essen kein Mangel. Aber Suppe und Nachtisch würden nicht ausreichen.
„Schnell“, wies sie ihre große Enkeltochter an, „schütte noch flink ein Maß warmes Wasser in den Topf mit der Hochzeitssuppe. Wir werden mehr Gäste als erwartet bekommen.“
Aber was sollte mit der Nachspeise geschehen? Es war unmöglich, in der knappen Zeit mehr Kirschen zu pflücken.
Da fiel Omas Blick auf einen Korb mit Himbeeren, der jungfräulich in einer Küchenecke auf die weitere Verwendung wartete. Rasch griff sie zu den Früchten, wusch sie und warf diese zum Kirschkompott hinzu.
Aus dem Hintergrund vernahm sie einen Entsetzensschrei: „Oma!!! Was machst du mit den Kirschen?“
Lenchen füllte Zucker nach und rührte mit Leibeskräften im großen Topf herum. Himbeeren und Kirschen – diese Kombination hatte noch keiner zusammen gekocht.
Obwohl sie bemüht war, den angstvoll dreinblickenden Mädchen gegenüber Ruhe auszustrahlen, war sie innerlich mehr als aufgeregt. Bisher hatte noch kein Gast Klage über die gute Küche des Hauses geführt. Ganz im Gegenteil war ein jeder voll des Lobes über Lenchens bodenständige Küche. Und Experimente mit neuen Speisen schätzte niemand.
Rasch warf Oma einen Blick zum Fenster hinaus um festzustellen, wie weit sich die beiden Gespanne bereits dem Hof genährt hatten, als ihr Herz stockte.
Oh Gott! Jetzt war ein drittes Fuhrwerk zu erkennen. Es handelte sich zweifelsohne um die Kutsche des Pastors, der von seiner Frau begleitet wurde und hinter den anderen zwei Fahrzeugen hinterher eilte.
Ausgerechnet Frau Pastor, die für ihre kritische Prüfung im ganzen Kirchspiel bekannt war. Von der Schande, als Besuch auf dem Hof bei Oma Lenchen nicht satt geworden zu sein, würden noch spätere Generationen zu erzählen wissen.
„Rasch, Marie, noch ein Maß Wasser in die Suppe“, gab sie ihrer Enkelin Anweisung, um sogleich anzufügen: „Und tu noch eine Handvoll Salz hinzu sowie eine gehörige Portion Pfeffer, damit die Suppe nicht zu dünn wird.“ Im Umdrehen warf sie noch über die Schulter zurück: „Außerdem kannst du noch schnell ein halbes Dutzend Eier in die Bouillon werfen. Wenn die in der heißen Brühe flocken, fällt es nicht auf, dass die Suppe sonst zu dünn wäre.“
Aber was sollte nun mit der Nachspeise geschehen? Omas Blick fiel auf die Schüssel mit geputzten Johannisbeeren, die Marie gestern im Garten gepflückt hatte. Kurz entschlossen schüttete sie den Inhalt in ihren großen Topf, in dem bereits Kirschen und Himbeeren friedlich vereint vor sich hin brodelten. Noch etwas Zucker – und nun sollte die Menge auch für hungrige Pastorenmägen ausreichend sein.
Lenchen nahm einen weiteren Ring vom Herd, damit der Topf mit den kochenden Früchten mehr Hitze abbekam. Ihr Gesicht war vor Eifer fast genauso rot wie der Inhalt des Pottes. Sie rührte, schmeckte ab, rührte erneut, murmelte sich selbst eine leise Anerkennung zu, und naschte noch ein Mal.
Wenn jetzt bloß nicht noch.... Aber nicht immer werden Stoßgebete erhört.
Sie wagte kaum aus ihrem kleinen Fenster in Richtung Brücke zu sehen. Es war keine Sinnestäuschung... soeben bog ein viertes Fahrzeug um den kleinen Knick, rollte über die Brücke und schwenkte auf den Weg Richtung Hof ein.
Nun war Oma alles egal. Mit einem Stoßseufzer nahm sie die große Schüssel mit Erdbeeren, die für den Kuchen am Sonntag gedacht waren und fügte die Früchte ihrem großen Topf hinzu.
Kirschen, Himbeeren, Johannisbeeren und Erdbeeren in einem Kompott. Das konnte nicht gut gehen.
Lenchen warf die Hände in die Luft als wollte sie ein Gebet sprechen. Nun war es ohnehin aus. Bitte, wenn der Herrgott es so wollte, dann würden die Gäste zu diesem Kompott auch noch frische Sahne essen müssen. Genau. Sie würden den Mischkompott in süßer Sahne ertränken. Davon sollte auch Frau Pastor satt werden.
„Na, Mutter, wie weit sind deine Leckereien gediehen?“
Oma Lenchen fuhr erschrocken zusammen, als sie die tiefe Bassstimme des Bauern hinter ihrem Rücken vernahm. Ihr Sohn, ein bei den Frauen in der Küche gefürchteter Pottkieker, sah ihr über die Schulter.
Er sah schmuck aus, der Herr auf dem Hof. Sein rundes rotes Gesicht, die rotblonden schon etwas dünner werdenden Haare, der festliche schwarze Anzug mit der Weste, die sich über seinen wohlgenährten Wanst spannte. Die silberne Uhrenkette vor seinem Bauch verlieh ihm die für den Hausherrn unerlässliche Würde.
„Warum hat mir niemand erzählt, dass wir so viel Besuch bekommen?“, klagte sie ihren Sohn an. „Sieh dir einmal unsere Nachspeise an. Das sollte Kirschkompott werden. Nun ist alles in Grütze...“
„Aber, Mutter“, vernahm sie das dröhnende Lachen des Bauern, „wenn es alles rot ist, dann gibt es eben Rote Grütze zum Nachtisch.“
Dann nahm er seine Mutter in den Arm und gab ihr zur Geburt der Roten Grütze einen zarten Kuss auf die Stirn.

 

Hallo Hannes,
wie immer hat mir diese liebevoll beschriebene Geschichte aus dem Norden gut gefallen. Ich konnte mir Oma Lenchen richtig gut vorstellen, und wie sie so langsam in Panik verfällt. Spätenstens, als sie die Johannisbeeren zum Kompott geschüttet hat, dachte ich mir, dass hier die rote Grütze kreiert wird.;)
Ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind:

Lenchen wischte sich die Hände in der großen Schürze ab
Hier würde ich an der Schürze schreiben.

...der am kleinen Knick die Brücke über den Siel querte.
Querte? Ist das ein norddeutscher Ausdruck? Ich kenne nur überquerte.

Es war einer der großen Vorteile in den Kögen dieser Dithmarscher Landschaft, dass man schon weitem sah, welcher Besuch sich dem Haus näherte
Hier fehlt ein von nach dem schon.

...rührte noch einmal im großen Topf, in dem der Kirschkompott für die Nachspeise vor sich hin blubberte und schleckte dann das Holz ab.
Es muss das Kirschkompott heissen.

Schnell“, wies sie ihre große Enkeltochter an, „ schütte noch flink ein Maß warmes Wasser in den Topf mit der Hochzeitssuppe.
Zwischen Anführungszeichen und schütte ist eine Leertaste zu viel. (Das passiert mir auch immer wieder :)

So, dass wars. Freu mich schon auf Deine nächste Geschichte von "da oben".:)

LG
Blanca

 

hallo Hannes!

auch mir hat Deine geschichte gut gefallen. Du erzählst mit so vielen Details und mit einem leichten Schmunzeln, das gefällt mir wirklich gut. Der Schöusssatz rundet dann ab, macht den Text zu einer absolut liebevollen Geschichte, wo man die Wärem spüren kann. Sehr gerne gelesen. :)

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Blanca,

vielen Dank für deine freundliche Kritik und deine korrigierenden Anmerkungen. Du hast mich dabei erwischt, dass ich mit einer unscharfen Brille Korrektur gelesen habe...

1. Mir ist schon öfter die Fragestellung begegnet, ob die Hände "IN der Schürze" oder "AN der Schürze" abgewischt werden. Aus dem regionalen Sprachgebrauch heraus wird durchaus "IN" verwandt, da ich die Geschichte aber nicht unter "Mundart" veröffentlicht habe, nehme ich deine Anregung gerne auf.
2. "Querte" ist eine gängige und lt. Duden auch zulässige Formulierung für "überschreiten, überschneiden". Ich habe es dennoch in "überquerte" geändert.
3. Das "von" weitem fehlte natürlich. Hmmmh...
4. In der luschigen Sprechweise wird im Norden häufig von "der Kirschkompott" gesprochen. Recht hast du. Das ist unzweifelhaft falsch. Richtig heißt es natürlich "DAS Kirschkompott".
5. Bezüglich des Leerzeichens habe ich mit meinem linken Daumen gescholten. Der ist nämlich für das (überflüssige) Leerzeichen zuständig und für dieses Mißgeschick verantwortlich.

Vielen Dank für deine Mühe und liebe Grüße in die Sonne
Hannes

 

Hallo Anne,

wer wollte es leugnen, dass in jedem Schreiberling auch ein (winziger) Hauch Eitelkeit wohnt, so dass man(n) sich über eine freundliche Kritik freut, zumal wenn sie aus deiner Feder stammt.

Liebe Grüße nach München, dass mir aus längerfristigem beruflichen Wirken in sympathischer Erinnerung ist.

Hannes

 

Eine wunderschöne stimmungsvolle Geschichte, jetzt weis ich auch wie meine Lieblingsnachspeise ( rote Grütze ) erfunden wurde :D

Eine Kleinigkeit:

„Und tu noch eine Handvoll Salz hinzu sowie eine gehörige Portion Pfeffer, damit die Suppe nicht zu dünn wird.“

Eine HANDVOLL Salz? das müssten ja dann 100 Liter Brühe sein um die Suppe nicht nicht als Sole zu enden zu lassen :D

Eine Prise Salz wäre mMn passender :)

 

Hallo Hannes, deine Geschichte hat mir sehr gefallen. Oma Lenchen war mir sofort sympathisch und sie brachte jede Menge Frauenpower rüber. Es hat mir sehr viel Freude bereitet diese süße Geschichte zu lesen. Werde sie ausdrucken und meinem Muttchen mitbringen. LG Bumuku

 

Hallo lieber Hannes,

schön, dass du die Idee, die Holsteiner Speisen neu zu erfinden, weitergeführt hast. Jetzt fehlt noch eine gelungene Neufassung des Pharisäers, Birnen-Bohnen-Speck,Rum-Grog und sind nicht auch gestovte Bohnen aus der Gegend? ;)

Die Frage, ob in die Hochzeitssuppe eine derartige Menge Salz und Pfeffer gehört, stellte sich mir auch. Fraglich erscheint mir auch, ob Pfeffer schon in diesen Mengen damals Verwendung finden konnte, ich denke eher, es war ein teures Gewürz damals.
Auch gehört meiner Meinung nach Eierflocken nicht in die ja klare Hochzeitssuppe, laß doch einfach diese Bezeichnung weg und so eine wie ich meckert nicht mehr. ;)

Textlich hab ich mal wieder nichts zu meckern, gut brillierst wie immer durch gute Formulierungen bleibst im Stil getreu der damaligen Zeit und deine Geschichte ist wie fast alle deine Geschichten dem Genre des amüsant Unterhaltenden zuzuordnen. Schöne Milieubeschreibung zudem, also wieder mal eine rundum gelungene Geschichte von dir.

Nur manchmal wünschte ich, du würdest eine emotional tiefgehende Geschichte schreiben und dich mal auf dieses rutschige Parkett wagen. So eine Geschichte würde mich von dir sehr interessieren.

Lieben Gruß
elvira

 

Hallo Hannes!

Ich kann mich meinen Vorrednern anschließen: Deine Geschichte von der erfinderischen Oma Lenchen hat auch mir sehr gut gefallen. :)

Die Atmosphäre der damaligen Zeit kommt sehr gut rüber, vor allem durch die von Dir verwendete Sprache, aber auch durch die Beschreibung mancher Details, wie zum Beispiel den Dutt und den großen Holzlöffel.
Die Menge von Salz und Pfeffer wurde ja bereits kritisiert, den Vorschlag, das Wort „Hochzeits-„ von der Suppe zu eliminieren, möchte ich unterstützen. Dann könnte sie nämlich noch Kräuter in die Suppe geben, die sie bestimmt hat, da sie ja einen Garten hat. (Allerdings weiß ich auch nicht, was eine „Hochzeitssuppe“ ist…)

Zum Stil möcht ich noch sagen: Tu doch :huldig: bitte das „querte“ wieder an seinen Platz zurück. Es paßt in diese Geschichte viel besser, und alle, die den Ausdruck nicht kennen, die lernen ihn eben jetzt kennen – das schadet nicht… ;)

Was mir nicht hundertprozentig gefällt, ist der Schluß. Ich find ihn ein bisschen schwach umgesetzt, bzw. es geht mir zu schnell, daß sie dem Gemisch einen Namen geben. Wenn sie dem Sohn die Grütze zeigt, würde er vielleicht erst kosten und sie beruhigen, weil es gut schmeckt, statt gleich einen Namen zu erfinden. Ich würde es vielleicht erst einmal den Gästen schmecken lassen, und wenn einer fragt, wie sich das Gericht nennt, könntest Du noch einmal das Improvisationstalent der Oma hervorholen, denn vorher hat sie ja sehr gut improvisiert, als sie sich unter Druck fühlte, weil in der Ferne immer mehr Gäste auftauchten – wenn sie erst gefragt wird, wie die Nachspeise heißt, wäre sie nocheinmal unter Improvisationsdruck, ich finde, das würde es runder abschließen als die rasche Namensfindung.

Ein paar Kleinigkeiten hab ich noch gefunden:

»Obwohl sie bemüht war, den angstvoll dreiblickenden Mädchen gegenüber«
– dreinblickenden

»Johannesbeeren«
– Johannisbeeren (das ist mir aufgefallen, obwohl es bei uns „Ribiseln“ heißt, bin ich gut? :D)

»und naschte noch ein Mal.«
– einmal

»Mit einem Stossseufzer nahm sie große Schüssel mit Erdbeeren«
– Stoßseufzer
– sie die große

»Na, Mutter, wie weit sind deine Leckereinen gediehen?«
– Leckereien (Du hast ein n zuviel)

»niemand erzählt, dass wir so viel Besuch bekommen?“ klagte sie«
– bekommen?“, klagte


Hab die Geschichte auf jeden Fall sehr gern gelesen. :)

Liebe Grüße,
Susi

 

Ich stimme mit Susi überein das "querte" wieder dahin zu machen wo es war, auch hier in Hessen sagt man das so :D ( und wenn man es selbst im Ösiland so sagt ist es wohl korrekt.. Hannes im Norden, Jaddi in der ollen Mitte und Häferl im Süden )

*wink*

jaddi

 

Hallo miteinander,

erst einmal ein herzliches Dankeschön für eure freundlichen Anregungen und Ideen, nicht zuletzt für eure Mühe, die ihr euch mit meinem Text gemacht habt.

@Jadzia

Hallo Jaddi,

es freut mich natürlich, mit dir einen weiteren Liebhaber der Roten Grütze gefunden zu haben.

Deine Idee mit der „Prise Salz“ ist natürlich wohl überlegt, aber trifft wohl eher auf die heute üblichen Mengen der Kleinfamilie bzw. des Singlehaushalts zu. Wenn die Dithmarscher oder Nordfriesen kochen, dann sind es „Männerportionen“. Da wäre die „Prise“ nur der Tropfen auf dem heißen Stein. Natürlich hast du Recht, dass die „Handvoll“ eher im übertragenen Sinne gilt. So groß sind nämlich selbst in Nordfriesland die Bierkeller nicht, um das hinterher wieder auszugleichen...

@Bumuku

Hallo Bumuku,

wer würde je daran zweifeln, dass unsere Welt vom „Frauenpower“ lebt. Abgesehen davon, dass ohne Frauen das Dasein absolut freudlos wäre, könnten WIR Männer die Welt doch gar nicht aufrecht erhalten. Und selbst der härteste Macho hing früher einmal (gerne) an Mutters Rockzipfel und nicht an Vaters Stehkragen. Liebe Grüße an deine Mam und alle anderen Mams.

@lakita

Liebe Elvira,

ich werde an dieser Stelle den Teufel tun (*grins*) und mit dir übers Kochen streiten; da kann ich nur verlieren. Salz und Pfeffer gehören in die Suppe, allein um den durch Wasser „verlängerten Geschmack“ wieder auszugleichen. Darüber darfst du nicht die Salzresistent der Schlickrutscher vergessen. Einmal am Deich über die Lippen lecken und du schmeckst Salz. Auch Pfeffer gab es zu dieser Zeit schon ausreichend. Hamburg wurde (zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts) bereits von den „Pfeffersäcken“ regiert und selbst ärmere Leute konnten sich dieses Gewürz leisten. So wurde – aus Kostengründen – der klare Schnaps z.B. mit Wasser verdünnt und dann mit Pfeffer aufgepeppt, damit der „wieder schön scharf schmeckte“.
Wie immer gibt es viele Variationen für ein Gericht. Und so „gehört“ der Eierstich unbedingt in die Hochzeitssuppe. Nun gab es in meiner Geschichte zwei Probleme: Oma Lenchen hatte keine Zeit mehr und ICH (gestehe) kann keinen Eierstich zubereiten. So blieben nur die Eierflocken, die ja auch als „Füllmaterial“ in der Suppe dienen sollten. Vielleicht ergibt sich ja einmal die Gelegenheit (bei einem kg-Treffen?), dass wir gemeinsam versuchen, die anderen mit einer Hochzeitssuppe zu vergiften...
Deine Ideen zu weiteren regionalen Begriffen Erklärungen abzugeben, auf die die „Welt unbedingt wartet“, finde ich nicht nur lieb, sondern habe sie teilweise schon umgesetzt. Ein paar Storys liegen bereits auf meinem Notebook, darunter natürlich auch Birnen-Bohnen-und-Speck. Auch für andere Geschichten mit kritischem Inhalt habe ich Gedanken skizziert, aber, du weißt doch: wenn du beide Beine gleichzeitig anhebst, kommst du nicht etwa schneller voran, sondern fällst auf die ...ähh – das Antlitz.

@Häferl

Hallo Susi,

Lob und Anregungen nehme ich gerne auf, insbesondere die Auseinandersetzung mit dem Inhalt und die Gedanken, der Geschichte ein etwas anderes Make up zu verpassen. Ich empfinde es als spannend, modifizierte Varianten zu überdenken und anderen Blickwinkeln zu lauschen.
Hmmmh... Die „Handvoll Salz“ stört natürlich eine erfahrene Hausfrau; vorab hatte ich ja schon das Symbolische dieser Aussage unterstrichen. Ein wörtlich in die Tat umgesetztes Nachkochen würde allerdings meinem Gaumen auch nicht behagen, aus der Sicht des Schreiberlings ist die Formulierung aber anscheinend nicht so unzutreffend, wenn sie als Signalbegriff für aufmerksame Leser aufgegriffen wird.
Zur Hochzeitssuppe sei allerdings noch erklärt, dass es eine traditionelle und in den nördlichen Breitengraden bestens bekannte Vorspeise ist. Von daher würde das Weglassen der Vorsilbe „Hochzeit“ den Inhalt verändern. Der Hausgarten gibt zwar eine Menge an Küchenkräutern her, die aber sicher auf Grund der klimatischen Verhältnisse eine andere Ausprägung haben als bei euch im sonnenverwöhnten Süden. Und so war die deftige Küche etwas ärmer in der Verwendung wohlschmeckender und gesunder Kräuter. Deshalb finden sie sich auch nicht in der Hochzeitssuppe wieder.
Bemerkenswert finde ich deine Überlegungen zum Schluss der Story. Vorab sei hierzu erklärt, dass es eine gebräuchliche Redensart ist, nun „sei alles in der Grütze“, was bedeutet, es ist nichts mehr zu retten, „alles ist im Eimer“ und ähnlich. Es ist ein Ausruf des Entsetzens, der nach meiner Auffassung zwar in der Küche fallen kann, nicht aber in Gegenwart der Gäste. So könnte der Sohn, beispielsweise, diese seine Mutter diskriminierende Äußerung nicht an der Tafel von sich geben. Hinter der Küchenschwelle soll doch die „heile Welt“ regieren, Omas Nimbus als gute Köchin, die auch von der Menge her jedem Gast Gerechtigkeit bietet, erhalten bleiben. Aus dieser Absicht entsteht die „Panik“ in der Küche. Diese Gedanken führten für mich zu dem Ergebnis, dass sich der Knoten der Geschichte noch am Herd entflechten muss.
Ich nehme aber gern deinen Hinweis auf, über die Formulierung noch einmal in Ruhe nachzudenken, wenn meine Absicht den Leser nicht in letzter Konsequenz erreicht. Danke.
Dieses gilt auch für deine Hinweis zur Orthografie. Ich hätte ja gerne dem JohannEs die Beeren belassen, ihm die Früchte eines solchen Baumes gegönnt, aber die Herren aus Mannheim folgen einstimmig deinem Vorschlag.
Und als guter Demokrat erfülle ich auch die Mehrheitsentscheidung und ändere „überquerte“ zurück in „querte“...

Mit einem fröhlichen Gruß aus Münster
Hannes

 

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